i i. Kap. Dänemark, Schweden u. Rußland. 651
Dieser hatte schon als Kronprinz die kräftigsten Maaßregeln^ ge-
gen England genommen, um dessen Tyrannei) gegen Däne-
mark zu rächen, und unter dem 2ysten Febr. 1808 sich auch ge-
gen Schweden erklärt, da dieses die Verbindung mit England
nicht aufgeben wollte. Eine französische Armee unrer dem
Prinzen von Ponte Corvo rückte in Dänemark ein, im März
1808, um es gegen England und Schweden zu unterstützen,
zog sich aber in der Folge wieder zurück. Da englische Schiffe
die Ueberfahrt nach Schweden hinderten, so ließ König Fried-
rich Vi. die Schweden von Norwegen aus, wo sie eingefallen
waren, bekriegen. Doch der Krieg zeichnete sich nicht durch
große Begebenheiten aus, und wurde durch den Frieden zu
Zönköping am roten Dec. 1809 beendigt, vermöge dessen die
ehemahligcn Gränzen blieben und die alten Verhältnisse ganz
wieder hergestellt wurden. Der Krieg gegen England wurde
fortgesetzt, schränkte sich aber in den Zähren 1809 und 1810
von beiden Seiten bloß auf die Wegnahme von Schissen ein.
Schweden gerieth nach dem Frieden zu Tilsit durch Gu-
stavs Iv. Starrsinn, vom rosten Febr. 1808 an, in einen
schweren Krieg mit Rußland. Das Unglück in demselben, be-
sonders der Verlust von Finnland, erregte eine große Unzufrie-
denheit mit dem Könige, welche endlich so weit ging, daß man
ihn des Thrones beraubte, und seinen Oheim, den Herzog von
Südermannland, unter dem Namen Karl Xiii. auf denselben
setzte (s. S. 61z.). Der neue König trat bald nach seiner
Thronbesteigung in freundschaftliche Verhältnisse mit Rußland,
und schloß am i7ten Sept. 1809 zu Friedrichshamm Frieden
mit dieser Macht. Schweden trat ganz Finnland mit Inbe-
griff von Torneo an Rußland ab, und versprach, seine Häfen
den englischen Kriegsschiffen zu verschließen. Auch mit Frankreich
wurde Friede geschlossen am 6ten Jan. 1810. Durch denselben
verpflichtete sich Schweden gegen die Rückgabe von Pommern
und Rügen, Napoleons Kontinentalsystem anzunehmen und
keine sowohl englischen als Kolonialwaaren zuzulassen. Za, es
ging noch weiter, und kündigte den Engländern am i/ten Nov.
18lo den Krieg an.
Rußland begann unter Alexander I. eine glänzende Lauf-
bahn; aber die Kriege gegen Frankreich (s. S. 616.) gereichten,
außer einem für das große Reich unbeträchtlichen Ländergewinn
von Preußen, nicht zu seinem Vortheile. Desto glücklicher stet
der Krieg gegen Schweden (s. vorher) für dasselbe aus. Un-
entschieden ist bis jetzt noch der Kampf mit England und der
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Extrahierte Personennamen: Ponte_Corvo Karl_Xiii Karl Napoleons Alexander_I. Alexander_I.
Extrahierte Ortsnamen: Schweden England England Dänemark England Schweden Schweden Schweden Norwegen England Finnland Finnland Frankreich Pommern Napoleons Frankreich Schweden England
6. Kap. Revol. in Amerika v. 1765 b. 178z. 587
trat auf ihre Seite, und die herrschende Stimme beschuldigte
dre Minister des Despotismus. Dre Kolonieen weigerten sich,
das Srempelpapwr anzunehmen, und verhinderten seine Aus-
theiiung nur Gewalt. Der Volksunwille vertrieb das gren-
ville'sche Ministerium; an seine Stelle traten Whigs und der
sehr geschälte Marquis von Rockingham. Die Stempelakte
wuroe am izten May 1766 aufgehoben, aber dieerklarungs-
atre hinzu gefugt: daß oem großbritannischen Parlemente alle
Souverainirätsrechre über die Kolonieen und auch das Schä-
tzungsrecht gehöre. Da die',es gerade gegen die Grundsätze der
Kolonieen stritt, so Hörle ihre Unzufriedenheit nicht auf. Das
rockinghamsche Ministerium mußte bald einem andern weichen,
das aus Tories und Whigs zusammengesetzt war. Pitc, nmv
mehr Gras Cyatham, ein heftiger Vertheidiger der Freyheit der
Amerikaner, nahm Antheil an demselben, aber fein Einfluß
dauerte nicht lange. Man machte abermahls eine Auflage auf
Thee und andere Waaren, die bey ihrem Verkaufe in Amerika
felvst gehoben werden sollte. Dieser neuen Schatzung setzte
man eine überlegte und planmäßige Widersetzung entgegen.
Ein dem Kaufmanns zu Boston I. Hancock im Schleichhandel
weggenommenes Schiff ve-.aniaßte die Haltung des ersten Kon-
vents gegen des Statthalters Verbot, 176g, und den Beschluß:
die besteuerten Waaren und andere nicht ferner aus England
kommen zu lassen. Man erklärte dieses im englischen Parle-
mente für aufrührische Handlungen, und erbitterte auch gut
denkende Amerikaner durch die Bitte an den König, Hein-
richs Viii. Pönalgesetz in Ausübung zu bringen. Lord North,
eine Maschine der schottischen königlichen Lieblinge, wurde er-
ster Minister, am 2 8stenian. 1770. Da die englischen Kauf-
leute bey dem Beschlüsse der Amerikaner großen Schaden litten,
so wurden die Abgaben von allen andern Waaren, außer von
dem Thee, abgenommen. Die Amerikaner verweigerten ihm
also ferner die Einfuhr. Das Verfahren der königlichen Statt-
halter und der Minister, besonders der letzten gegen Franklin,
Agenten der Kolonieen in London, sachte die Unzufriedenheit
ungemein an. Sie kam zum Ausbruche, als 177z der ost-
indischen Kompagnie das Recht erlheilt wurde, den Thee srey
von allen Abgaben überall hin auszufahren. Die Kolonieen
beschlossen gleichwohl, ihn nicht anzunehmen; und als zwey
Schiffe damit beladen in dem Hafen von Boston ankamen, so
warf man den Thee ins Wasser, am 21 freu Dec. Da die
Obrigkeit die Theilnehmer nicht bestrafen wollte, so gingen in
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Extrahierte Personennamen: Hörle Franklin
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Amerika Boston England London Boston
9. Kap. Karls Xiii. Wahl 1809. 613
zeigte eine bisher seltene Einigkeit zwischen dem Könige und den
Ständen. Eine Streitigkeit mit Rußland über die Gränzen
in Finnland wurde gütlich verglichen. In dem Kriege der eu-
ropäischen Mächte gegen Frankreich beobachtete der König, zu
Schwedens großem Vortheile, eine strenge Neutralität, bis
der Duc d'enghien im badenschen Gebiete von einem französi-
schen Kommando aufgegriffen, nach Frankreich geführt und am
risten März 1804 erschossen worden war. Dies sähe der Kö-
nig als eine Verletzung der öffentlichen Sicherheit in Deutsch-
land an, rief deswegen, als Garant der deutschen Konstitu-
tion, seinen Gesandten am i8ten April von Paris ab, und
erklärte dem ftanzösischen Gesandten zu Stockholm am 7. Sept.,
daß alle diplomatische Kommunikationen aufgehoben wären.
Als von England und Rußland 1805 ein allgemeines Bündniß
der europäischen Mächte gegen Frankreich eingeleiret wurde, so
trat auch der König demselben bey, und schickte ein ansehnliches
Korps nach Deutschland. Nach dem Siege der Franzosen bey
Austerlitz wurde der König genöthigt, dieses Korps zurück zu
ziehen, und hob deswegen alle Gemeinschaft mit dem deutschen
Reiche auf. Bey dem Kriege Preußens und Rußlands gegen
Frankreich trat er abermahls gegen das letzte als Verbündeter
Englands und Rußlands auf, und wollte von Englands Bünd-
nisse selbst nach dem Frieden zu Tilsit 1807 nicht abgehen.
Darüber kam es zwischen Rußland und Schweden zu einem
Kriege im Febr. 1808, worin Schweden Finnland einbüßte.
Als der König trotz des großen Verlustes hartnäckig darauf be-
stand, den Krieg fortzusetzen, so entspann sich eine Verschwö-
rung, durch welche der König am igten März 1809 abgeseht,
und sein Oheim, der Herzog Karl von Südermannland, unter
dem Namen Karl Xiii. am 6ten Jun. 1809 zum König er-
klärt und als solcher am 2 9sten Jun. gekrönt wurde. Da die-
ser keine Kinder hat, so leitete er es ein, daß zuerst der Prinz
Christian August von Holstein-Augustenburg am r8sten Aug.
1809, und nach dessen Tode am 2 8sten May 18^0 der Mar-
schall Bernadotte Prinz von Ponte Corvo am 21 sten Okt. 1810
zum Kronprinzen von Schweden gewählt wurde.
$. 2. Untergang des Königreichs Bolen, und Errichtung des
Herzogthums Warschau.
Polen war von Rußland ganz und gar abhängig. Zn
dem letzten türkischen Kriege wurde ein Konföderations-Reichs-
tag zusammen gerufen, um Polen zu einem Bündnisse gegen
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl_von_Südermannland Karl Karl_Xiii Karl Christian_August August Bernadotte_Prinz_von_Ponte_Corvo
Extrahierte Ortsnamen: Karls Finnland Frankreich Schwedens Duc Frankreich Deutsch- Paris Stockholm England Frankreich Deutschland Frankreich Englands Englands Tilsit Schweden Finnland Holstein-Augustenburg May Schweden Warschau
612 Neueste Geschichte. 3. Zeitr. 2. Abschn.
seines morschen Gebäudes, gedauert hatte, wurde auf Ein
Mahl zertrümmert.
Neuntes Kapitel.
Oe st li che und nördliche europ. Staaten.
$. 1. Schweden.
Gustavs Iii. gute und fehlerhafte Eigenschaften verleiteten ihn
zu manchen Eingriffen in die Konstitution. Daß er durch die
Vereiuigungöakte und andere Maaßregeln den Bürger und
Bauer in das volle Recht des Staatsbürgers einsetzte, war ge-
recht und staatsklug; aber er brachte dadurch den Adel noch
mehr gegen sich auf, der ihm auf jedem Reichstage Beweise
seiner Abneigung gad. Des Königs Theilnahme an dem Kriege
zwischen Rußland und der Pforte fiel nicht nach seinen Wün-
schen aus. Nach einem nichts entscheidenden Seetrcffen bey
Hochland, am i^ten Zul. 17 s 8, rückte er in das russische Finn-
land ein, aber eine Meuterey unter seiner Armee nöthigte ihn
zurück zu gehen. Nun setzte er es auf dem Reichstage vom
2ten Febr. bis 2 8sten April 1789 durch, daß ihm das Recht
zugestanden wurde, ohne Zuziehung der Stände Krieg anzufan-
gen und Büitdnisse zu schließen. Dadurch aufgemuntert setzte
er im folgenden Zahre den Krieg gegen Rußland lebhaft fort;
da er aber nicht von andern Mächten unterstützt wurde, so
schloß er mit Rußland Frieden am i4ten Aug. 1790, vermöge
deffen der Zustand vor dem Kriege zwischen beiden Mächten
wieder hergestellt wurde. Um die Firtanzen in Ordnung zu
bringen, rief der König am 2zsten Ja". 1792 einen Reichs-
tag zusammen, auf welchem ihm die Stände die Garantie ei-
nes Darlehns von zehn Millionen, den den vergrößerten Schul-
den oes Staates, abschlugen. Einige Edelleute machten gegen
ihn eine Verschwörung, und ", Ankerström verwundete ihn tödt-
lich am i6ten März 1792. Er starb am 2 9sten März. Gu-
stav Iv Adolph, sein Sohn, war minderjährig, und der
Onkel desselben, Karl, Herzog von Südermannland führte die
Regierung. Die Veränderungen, die er vornahm, erregten
Unruhen, und eine Verschwörung, die entdeckt und bestraft
wurde, 1794. Der König trat die Negierung selbst an, am
isten Okt. 1796, und stellte alles auf den Fuß her, wie es un-
ter seinem Vater gewesen war. Damit schien man im Allge-
meinen sehr zufrieden, und der Reichstag zu Norköpiug 1300
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Extrahierte Personennamen: Gustavs Adolph Karl Karl