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1. Für die Mittelklassen - S. 88

1848 - Leipzig : Wöller
88 wieder aus Compagnien (Compannjihen). Die nächsten Vorgesetzten der Soldaten sind die Unteroffiziere. Ueber diesen stehen wie- der die Offiziere. Bei den Soldaten herrscht die strengste Ord- nung und der pünktlichste Gehorsam. Von einer Stadt zur andern führt gewöhnlich ein schöner, breiter und fester Weg, der an beiden Seiten mit Bäumen besetzt ist. Einen solchen Weg nennt man Chaussee (Schosseh) oder eine Kunst- straße. Ist die Kunststraße mit eisernen Schienen belegt, so nennt man sie eine Eisenbahn. Auf einer solchen fahren aber nicht gewöhnliche, mit Pferden bespannte Wagen, sondern Dampfwagen. Zwischen den Städten und Dörfern liegen Gärten, Felder, Wiesen, Wälder, Gebüsche, Berge, Thäler, Teiche, Flüsse, Bäche und Quellen. 5. Der Garten. 8?. Bei vielen Häusern in den Städten und Dörfern findet man einen umzäunten Raum, auf welchem allerlei Gewächse angebaut werden. Das ist ein Garten. Der Zaun besteht gewöhnlich aus Brettern oder aus schmalen Latten, und dann heißt erstacketzaun, oder aus recht dichten Sträuchern, und dann nennt man ihn einen lebendigen Zaun. Zuweilen sehen wir auch statt des Zaunes eine Mauer, die Gartenmauer. Es gibt Gemüse-, Blumen-, Gras- und Obst- oder Baumgärten. In dem Gemüse- oder Küch engarten zieht man Sallat, Möh- ren, Rüben, Kohl, Sellerie, Petersilie, Schnittlauch, Knoblauch, Zwiebeln, Gurken, Kürbisse, Bohnen, Erbsen, Spargel u. s. f. -— Im Blumengarten wachsen: Rosen, Nelken, Tulpen, Astern, Georginen, Veilchen, Reseda, Narcissen, Levkojen, Hortensien, Hya- cinthen, Sonnenblumen, Stiefmütterchen und noch viele andere schöne und wohlriechende Blumen. Die Gemüse- und Blumengärten gräbt man alljährlich sehr sorgfältig um, düngt das Erdreich , und theilt es in Beete. — Der Obst- oder Baum g art en ist mit Aepfel-, Birn-, Kirschen-, Pflaumen-, Aprikosenbäumen u. s. w. bepflanzt. Die Früchte, welche an diesen Bäumen wachsen, nennt man Obst, und deshalb heißen diese Bäume, welche Obst tragen, Obstbäume. Das Obst ist für den Menschen eine gesunde Speise. Aber es muß erst reif sein, ehe man cs essen kann. Unreifes Obst ist un-

2. Für die Mittelklassen - S. 128

1848 - Leipzig : Wöller
128 9. Der Mensch, ein Wunder der Macht Gottes. „Du hast mir Haut und Fleisch angezogen. Mit Adern und Beinen „hast du mich zusammengefügt, Leben und Wohlthat hast du an mir ge- „than!" Hiob 10, 11. „Gott blies dem Menschen ein den lebendigen Odem, und also ward „er eine lebendige Seele." 153. 1. Dir, Gott, sei Preis und Dank gebracht! Dich soll mein Lied erheben! Ich bin ein Wunder deiner Macht; du schufst auch mich zum Leben. Mein gan- zer Leib, erbaut von dir, mit je- dem Sinn und Glied an mir, ist Denkmal deiner Größe. 2. Haupt, Aug' und Ohr, und Mund und Hand, die ich zu dir erhebe; die Haut, so künstlich aus- gespannt, der Nerven fein Gewebe, und alle Glieder sagen mir: ich sei, o Gott! ein Werk von dir, von deiner Huld und Weisheit. 3. Wer leitet meines Blutes 1. Mos. 2, 7. Lauf? Wer lenkt des Herzens Schläge? Wer regt' die Lung' und schwellt ste auf, damit ich athmen möge? G o t t i st e s, der dieß alles thut! Schlag' Herz, entflamme mich, o Blut, daß ich den Höchsten preise. 4. Ja, dir sei Preis und Dank gebracht; dich soll mein Lied er- heben. Ich bin ein Wunder dei- ner Macht; doch dein sei auch mein Leben! Gib, daß ich nie mich selbst entweih', und daß mein Leib ein Tempel sei, worin dein Geist stets wohne. Joh. Andreas Cramer C« Einiges aus der Naturlehre. 1. Dünste, Wolken, Argen. 154. Ein Lehrer, Herr Friedhcim, hatte seinen Schülern das Innere einer Uhr gezeigt. Die Kinder bewunderten die Ge- schicklichkeit des Verfertigers der Uhr. ,,Wie viel tausendmal weiser der liebe Gott seine Welt gebaut hat, als der Uhrmacher seine Uhr, davon will ich euch heute nur ein Beispiel erzählen," sagte Herr Friedheim zu den wißbegierigen Kindern. „Auf der Erde befindet sich gleichsam ein großer Trichter oder Kessel, in welchem alles Wasser zusammenkommt. Man nennt ihn das Meer. Von diesem Wasser soll nun die Erde, Jahr aus, Jahr ein, versorgt werden. Wie aber gelangt dasselbe in die Länder, welche Hunderte von Meilen vom Meere entfernt liegen, und wie gelangt es in die Höhe, daß cs die höchsten Berge und Bäume benetzeu kann? Das will ich euch sagen. Seht, der liebe Gott läßt ein ungeheures

3. Für die Mittelklassen - S. 84

1848 - Leipzig : Wöller
84 werden sie in einem großen Ofen bei starkem Feuer gebrannt. Der gebrannte Kalk wird dann gelöscht, d. h. er wird in einem hölzernen Kasten durch Beimischung von Wasser in eine breiartige Masse ver- wandelt. Diese wird endlich mit ziemlich feinem Sande vermischt und heißt alsdann Mörtel. Mit dem Mörtel werden die Steine zur Mauer verbunden. Holz braucht man zum Balkenwerke, zu den Dielen und Verschlü- gen. Wir erhalten das Holz von den Bäumen des Waldes. Sind die starken Waldbäumc umgemacht, dann werden sie behauen oder ab- gebunden. Nunmehr heißen sie B a l k e n. Manche dieser umgehaue- nen Stämme werden aber nicht zu Balken bearbeitet, sondern sie wer- den als Klötze zur Säge- oder Schncidenmhle gebracht und dort zu Brettern oder Latten geschnitten. Lehm braucht man zur Verfertigung der Ziegelsteine und Dach- ziegel. Der Lehm ist eine gelbliche, zähe Erde. Er wird weich, wenn man ihn mit Wasser begießt. Aus weichem, gcknetetein Lehm werden die Ziegel zuerst geformt oder gestrichen, dann an der Luft getrocknet, und endlich im Ziegclofen gebrannt. Ziegel, die nur ge- trocknet, aber nicht gebrannt sind, heißen Luftziegel. Die ge- brannten Ziegel sind so hart, wie Stein. Deshalb heißen sie Zie- gelsteine. Schiefer dient zum Decken der Häufer. Der Schiefer ist ein schwarzblauer Stein und kommt aus der Erde. Er läßt sich leicht in Platten spalten. Man findet ihn jedoch nicht so häufig, wie Mauersteine. 3. Die Familie. 85. Zu Hause habe ich meine Aeltern oder Vater und Mutter, und meine Geschwister oder die Brüder und Schwestern. Aeltern und Kinder zusammen bilden eine Familie. Bei der Familie findet man auch oft noch die Großältern oder den Großvater und die Großmutter und andere Verwandte. Der Vater steht an der Spitze des häuslichen Kreises; er ist das Haupt der Familie und ernährt sie durch Betreibung seines Ge- werbes oder Berufes. Die Mutter führt die Haushaltung, und

4. Für die Mittelklassen - S. 116

1848 - Leipzig : Wöller
116 den umkommen müssen, weil. dir sruchtsrelsenden, die ihnen zur Nahrung angewiesen sind, nicht mehr vorhanden wären. — Was schon durch einen einzigen Mißwachs für Noth entsteht, das haben wir in dem Jahre 1847 erfahren. ®. Ludw. Jener. 35. Die Eiche. j 13g. Der höchste, kräftigste und schönste Baum, den wir in Deutschland kennen, ist die Eiche. Auf langen, starken, tiefeinge- wachsenen Wurzeln erhebt stch ihr dicker, mit einer rauhen Rinde versehener Stamm, welcher oft 60 — 80 Fuß hoch wird. Am oberen Ende des Stammes strecken mannsdicke Aeste ihre Arme aus und tragen Zweige, Blätter, Blüthen und Früchte. Der beträchtliche Um- fang ihrer herrlichen Krone, das dunkle Grün ihrer zackigen Blätter ergötzt das Auge der Menschen; der kühlende Schatten ihrer dichten Belaubung erquickt den müden Wandrer; das dumpfe Tosen und Rauschen des Sturmes in ihren Zweigen erfüllt die Seele mit Grausen. Ein Sinnbild der Kraft, der Stärke, der Ausdauer steht er da und trotzt Jahrhunderte lang den Wettern und Stürmen der Zeit. Unsern Vorfahren, den alten Deutschen, war er ein hei- liger Baum. Er liefert uns ein festes, dauerhaftes Bauholz zu Häusern, Schiffen, Eisenbahnen re. Der Tischler verfertigt aus sei- nem Holze schöne und starke Möbel. Die Früchte, welche Eicheln genannt werden, sind für die Schweine ein treffliches Nahrungsmittel. Die getrocknete Rinde wird zerstampft, heißt alsdann Lohe und wird vom Gerber benutzt. Aus: Leftbuch für Mittelkl. von einem Lehrcrvercinc. 36. Die Tanne. (Anrede an diese.) 13^. Vor dir, du gewaltige Riesin! muß selbst die majestätische Eiche stch beinahe demüthigen, denn du erreichst eine Höhe von 100 Fuß und darüber. Darum geht man auch mit dir weit besser um, als mit der Eiche; man haut dich nicht in Stücken, sondern nimmt dir nur deine Aeste, damit du glatt und schlank da stehen mögest als ein ungeheurer Mastbaum, der den wildesten Stürmen Widerstand leistet, und die gewaltigen Segel trägt. Aber wenn du gleich viel höher steigst, als die Eiche, und überhaupt ein hochmüthiger Baum bist, daher du dich gern auf Bergen ansiedelst, so darfst du dich doch neben der Eiche nicht sonderlich brüsten, denn es fehlt dir das Beste, nämlich das Laub, das herrliche, grüne und schattenreiche Laub, welches uns im Frühling so wohl gefällt, und den ganzen Wald aufs fest-- lichste schmückt; du gehörst zu dem dürren und düstern Nadelholz, und lebst mit allen Menschen in Feindschaft, denn du stichst jede Hand, die stch dir nähert.

5. Für die Oberklassen - S. 84

1850 - Leipzig : Wöller
84 ihrer ist eine unaussprechlich große Zahl. Darum soll der Mensch den thörichten, stolzen Gedanken, alles sei nur seinetwegen da, nicht hegen, sondern er soll an den Thieren, seinen Mitgeschöpfen, Erbar- men und Menschlichkeit üben, daß er nicht durch Grausamkeit sich selbst entwürdige, und ein Mensch ohne menschliches Wesen und Ge- fühl werde. Der nur ist und wird ein wahrhaft guter Mensch, der es für einen Frevel vor Gott hält, irgend einem seiner Mitgeschöpfe, sei's Mensch oder Thier, einen Seufzer oder einethräne auszupressen. Darum, ihr Land- und Ackerleute, die ihr euer Zugvieh ans Joch spannt, seid Menschen, seid Christen, und erbarmet euch, als Gerechte, eures Viehes! Ich will nicht sagen, daß ihr es tüchtig füttern sollt, das thut ihr von selbst; denn es ist euer Vortheil. Nein, ich fordrc mehr und andres von euch. Fluchet nicht euren Thieren! Den Fluch hört Gott. Er trifft nicht das arme, schuldlose Thier, sondern auf euer Haupt fällt er zurück! Schlaget das Thier nicht! Ihr könnt's an euer Wort gewöhnen, daß ihr der unmenschlichen Peitsche gar nicht mehr bedürfet. Ladet nicht schwerer, als euer armes Vieh ziehen oder tragen kann! Schonet's, wenn es bergauf geht! Ihr keucht ja ohne Last — denkt einmal an das arme Thier, das nun noch die Last zieht! Ihr Kutscher und Fuhrleute, übertreibt das Thier nicht! Zerschlagt eure Peitschenstiele und Knotenstöcke nicht am Thiere. O, es steht es Einer droben, dem ihr Rechenschaft geben müsset von jedem Seufzer des gemarterten Thieres, von jedem Schmerzensschrei und Acchzen der Kreatur, das ihr hervorruft! Füttert euer Thier und tränket es zur Zeit; gebt Acht auf seinenoth und sein Bedürfniß, auf seine Gesundheit und Krankheit und auf seine Wünsche. Reden kann's nicht; aber verstehen könnet ihr seine stumme Sprache doch gar leicht. Menschenfreunde, wo ihr seid, helfet, helfet dem Thiere eine Erlösung gewinnen, eine Erlösung vom Menschen und seiner Grausam- keit! Der Herr im Himmel liebt auch das Thier. Er hat es neben uns gestellt; läßt cs an den Leiden und Freuden der Erde täglich Theil nehmen, mit uns leben und sterben. Er gab dem Thiere Leben und Empfindung, Furcht und Hoffnung in seiner Weise und auf seiner Stufe und sieht und hört es stöhnen! ^ Also, ihr Menschen alle, ihr, das Ebenbild Gottes, des allliebenden Vaters: liebt das Thier, achtet es! Und du, Herr aller deiner Wesen, segne, segne dieß Wort, daß es nicht leer. zu mir zurückkehre! Amen! Nach P. Sch-Ulm.

6. Für die Oberklassen - S. 113

1850 - Leipzig : Wöller
113 chen oder Brode gebacken, die in Ostindien, dem Vaterlande des Baumes, viele Menschen nähren. Ein Theil des Sagomehls wird aber auch feucht durch eine Art Sieb getrieben und aut einer heissen Platte gekörnt, und diess ist eben der Sago, der bis in unsere Gegenden versandt und als Suppe gegessen wird. — Bald, nachdem der Stamm abgehauen worden ist, treiben die Wurzeln wieder neue Schösslinge, die in wenigen Jahren hoch heranwachsen und den Mutterstamm ersetzen. — Die ausge- höhlten Holzschrote werden als Tröge und Mulden gebraucht. Was gewährt demnach die ewige Weisheit den Bewohnern der heissen Zone nur einzig und allein durch die Palmen! — Bedenke es, Leser, und staune! Nach f. h. Ungewitter. b) Vämne. 15. Der Arodbaum. 121. Der Brodbaum ist ein sehr wohlthätiges Geschenk für die- jenigen Länder, in welchen unsere gemeinen Getreidearten wegen zu großer Hitze nicht wohl fortkommen. Er wächst häufig in Ostin- dien, und vorzüglich auf den Inseln der Südsee, wo er ungefähr so groß wird, wie eine mittelmäßige Eiche; die Blätter sind an- derthalb Fuß lang und enthalten einen milchichten Saft. Die Frucht ist länglichrund, fast von der Gestalt einer Melone. Die samentra- gende soll zuweilen hundert, gemeiniglich aber nur zwanzig bis dreißig Pfund wiegen; die ohne Samen erreicht höchstens nur die Größe eines Menschenkopfes. Unter der rauhen grünen Rinde derselben befindet sich ein weißes schwammiges Fleisch, so locker wie neuge- backenes Brod. Dip völlig reife Frucht steht gelb aus, und enthält einen widerlich süßen Brei, der aber selten und mit Vorsicht genossen wird, weil er ungesund sein soll. Gewöhnlich nimmt man die Frucht vor der Reife ab, schneidet sie geschält oder ungeschält in drei bis vier Theile, wickelt sie in Blätter, und röstet sie auf heißen Steinen; denn ungerüstet kann sie nicht gegessen werden. Nach dieser Zubereit- ung schmeckt sie wie Weizenbrod, worunter etwas Kartoffelmehl ge- mischt ist. Man bereitet sie aber auch noch auf eine andere Art zu. Die nicht völlig reifen Früchte werden abgenommen und aufgeschüttet, damit sie nachreifen. Sodann wirft man das von der Rinde und dem Fruchtkerne abgesonderte Fleisch in tiefe, gepstasterte Gruben, bedeckt es mit Blättern und Steinen, und läßt es gähren. Von djesem gegohrnen oder durchsäuerten Teige bildet man kleine Brode, wickelt sie in Blätter, und bäckt sie auf heißen Steinen. So hält es sich länger, als wenn es ungegohren geröstet wird, so daß es die Winter, Lesebuch. Ii. §

7. Für die Oberklassen - S. 78

1850 - Leipzig : Wöller
78 send Jahren, und wenn dem Seiler Franz von Fürs eld, in der weiten Welt draußen etwas Außerordentliches passirte, dachte er immer: „Was werden sie daheim in Fürfeld (es ist das ein kleines Dorf, und steht auf keiner Landkarte), wohl dazu sagen? Was werden sie denken, wenn ich einmal heim komme mit Kutsch' und Pferd? Er ist heimgekommen mit Kutsch' und Pferd, aber hat nicht mehr gehört, was die Fürfelder dazu sagen. An der langen Kirchhofmauer zu Fürfeld hatte früher der Seilermei- ster seine Werkstätte, und es ging dabei, wie es das Geschäft mit sich bringt, ihm und seinem Lehrjungen immer hinderlich. Der Lehr- junge, er hieß Franz mit Namen, war schon frühe ein absonderlicher Kopf, der sich oft an die Kirchhofmauer stieß, d. h. in Gedanken. Er konnte nicht begreifen, warum man die Todten in eine Mauer einschließe; eine lebendige Hecke wäre viel schöner gewesen. Dann blickte Franz oft hinüber nach dem Plätzchen, wo sein Vater und seine Mutter lagen. Es war gut, daß er sich am Seile halten und rückwärts gehen konnte, denn Thränen verdunkelten sein Auge und seine Knie zitterten. Dort lagen alle seine Lieben, er hatte keine Geschwister und keine Verwandten. Wie das aber so geht: wenn man tagtäglich etwas sieht, merkt man nichts mehr davon und das Gefühl stumpft sich ab. So sah Franz auch bald nicht mehr an die Mauer und sah nicht mehr nach den Gräbern hinüber. Viele tausend Menschen sehen nichts mehr von den Verkehrtheiten und Traurigkeiten auf ihren Wegen, weil sie daran gewöhnt sind, und sie leben gedankenlos fort. Die Zeit der Wanderschaft kam. Franz hatte leichtes Gepäcke, aber auch viel leichten Muth. Als er an dem Kirchhofe vorüberzog und den schmalen abgettetenen Fußpfad sah, den er tausend- und aber- mal tausendmal gemessen hatte, dg dachte er mit schwerem Herzen daran, was für neue abgettetene Pfade er jetzt zu wandern habe. Noch ein Blick hinüber nach jener heiligen Stätte, und — fort ging's mit einem lustigen Liede. Franz war ein frommes, Gott vertrauendes Gemüth. Er wanderte nun vorerst nach den südlichen Ländern. Er fand nur selten Arbeit. Da nahm er sich endlich vor, nach Italien zu wandern; er wußte selber nicht recht, warum, aber ein wandernder Handwerksbursche macht kei- nen Umweg, wenn er auch noch so sehr fehl geht. Er fand auch hier wenig Arbeit, denn man hatte inländische Stricke genug und brauchte keine fremden, und auch hier laufen die ärgsten Spitzbuben ungehangen umher. Franz ging zuerst auf Venedig zu. Dort wollte er lernen, große Schiffstaue zu machen. Darnach ttug er großes Verlangen. Unterwegs aber muß er mit Trauer sehen, daß seine

8. Für die Oberklassen - S. 185

1850 - Leipzig : Wöller
185 aus dem es sich gebildet hat?" Leider schweben wir hierüber noch in Ungewißheit. Wenn das Wasser gefriert, entstehen lange Nadeln, die sich unter Winkeln von 60, oder 120 Graden höchst regelmäßig aneinander setzen. Daß nun diese Nadeln sich gegenseitig nicht so, wie früher die Wasserkügelchen, verbinden können, leuchtet euch wohl eben so klar ein, als daß die Eiskügelchen in ihrer Beweg- ung, weil das Wasser während des Gefrierens dem Gesetze der Kristallisation mehr folgt, als dem Gesetze der innern Anziehung, viel leere Räume bilden müssen. In dieser unregelmäßigen Beweg- ung liegt unstreitig eine der wichtigsten Ursachen zu obiger Erschein- ung; auch dürfte das Eis gerade dadurch leichter werden, als Was- ser, weil aus dem letztern, wenn es in den festen Zustand übergeht, eine Menge Luft entweicht. „Je größer die Kälte, desto härter das Eis." — Die Härle, welche zuweilen das Eis im hohen Norden erreicht, ist so bedeutend, daß es sich kaum mit einem Hammer zerschlagen läßt. Folgende Thatsache spricht am besten für meine Behauptung. „In dem äußerst strengen Winter von 1740 befahl die Kaiserin Anna vonrußland, in St. Petersburg aus dem Eise dernewa einen Palast zu cr- erbauen, und gab natürlich die Kosten dazu her. Derselbe erhielt eine Länge von 504, eine Breite von 16 j und eine Höhe von 20 Fuß. Alle Stücke, deren man sich bediente, waren wie Quadersteine geformt und nach den Regeln der Baukunst aufeinandergelegt; selbst Stühle und Tische, Schränke und Kommoden, Nägel, Schlüssel, Fensterscheiben u. dgl. bestanden aus Eis. Bor dem Palaste sah man ferner 2 Bombenmörser und 6 gewöhnliche Kanonen mit ihren Laffetten aus derselben Masse. Daß aus diesem Geschütze gefeuert werden konnte, ohne es zu zersprengen, liefert für die fast unglaubliche Härte des Eises bei strenger Kälte offenbar den deutlichsten Beweis. Anfangs schoß man zwar nur mit fest gedrehten hänfenen, zuletzt aber mit eisernen Kugeln. Die La- dung bestand gewöhnlich noch außerdem aus einem Viertelpfunde Pulver. Merkwürdig genug enthielt der Eispalast auch eine Bad- stube, die, was gewiß eure Bewunderung im höchsten Grade erregt, wirklich einmal geheizt worden ist. Nach ungefähr 2 Monaten ver- schwand das kunstvoll aufgebaute Haus allmählig wieder. Äußer- einigen großen Stücken, welche in die kaiserlichen Eiskeller gebracht worden waren, verzehrte ihn nämlich gegen Ende März die ange- nehme Frühlingswärme. 3. Fischer. 3. Der Regen. 184. Der Regen bildet sich auf ähnliche Art, wie der Thau an der Oberstäche der Erde aus dem Nebel, in den höhern Regionen der Atmosphäre, aus den Wolken. Er entsteht, wenn die Wasser-

9. Für die Oberklassen - S. 250

1850 - Leipzig : Wöller
250 verworrenes Bild gibt. Riesenschritte mußten alle Wissenschaften gemacht haben, ehe man von dem rohen, aus wenigen verbundenen Baumstämmen bestehenden Flosse, zu dem Baue eines jetzigen Linien- schiffes gelangte. Griechen und Römer, obwohl im Seehandel und Seekriege nicht unerfahren, kannten doch keine andern Fahrzeuge, als die mit Rudern bewegten, unsern Galeeren und Böten nicht unähn- lichen, womit sie größtenteils sich an den Küsten halten und die hohe See so viel als möglich vermeiden mußten. Unmöglich hätten sie, aus so kleinen Fahrzeugen, ohne Compaß, und mit geringer astrono- mischer Kenntniß das große Weltmeer nach allen Richtungen mit Sicherheit durchschneiden können. Jedes Schiff ist wesentlich ein hohles, hölzernes Gefäß, bestimmt, auf dem Wasser zu schwimmen und Menschen und Waaren zu tragen. Damit es nicht leicht von Wind und Wellen umgeworfen werde, muß es ziemlich tief ins Wasser gehen und nach unten scharf zulaufen (Flußkähne werden der flachen Ufer wegen auch flach gebaut und gehen weniger tief). Damit es sich schneller bewegen, das Wasser durchschneiden und seine Richtung leichter bestimmt werden könne, mußte es länglich, an einem Ende zugespitzt, gebaut werden: mit einen! Worte, die Gestalt der meisten Wasservögel mußte wesentlich zum Muster dienen. Um dieß zu erreichen, wird der Grund zum ganzen Gebäude durch ein verhältnißmäßig langes Stück Holz (bei größeren Schiffen besteht es aus mehren zusammengefügten Stücken), der Kiel genannt, gelegt; es ist am Schiffe, was derrückgrath am Men- schen ist. Hieran werden zu beiden Seiten gebogene Hölzer, die Spanten, befestigt, gleich den Rippen am menschlichen Körper. An beiden Enden des Kiels werden senkrecht stehende Balken, die Steven, errichtet und an diese und die Spanten die Planken oder Bretter befestigt, die den Rumpf des Schiffes bilden. Um das Eindringen des Wassers zu verhindern, werden alle Fugen dieser Bretter mit Werg, Theer, Pech u. s. w. kalfatert, d. h. zuge- stopft, und das ganze Schiff überdieß noch auswendig getheert, auch wohl mit Kupfer- oder Zinkplatten beschlagen. Entsteht, trotz dieser Vorsicht, eine Oeffnung, wodurch das Wasser eindringt, so heißt dieß ein Leck, und es befinden sich auf jedem Schiffe Pumpen, um das eindringende Wasser wieder fortzuschaffen. Das Innere dieses großen, hohlen Kastens ist, wie ein Gebäude, in mehre Stockwerke, die durch Treppen verbunden werden, eingetheilt. Jedes dieser Stock- werke, deren bei den größeren Schiffen drei sind, wird ein Verdeck genannt, weil der gedielte Boden das ganze Schiff nach oben ver- schließt. Der unterste Theil des innern Schiffes, zwischen dem Kiele und dem Verdecke, heißt der Raum, und dient nur zur Aufbewah- rung ganz schwerer, sonst wenig brauchbarer Dinge, gewöhnlich Steine,

10. Für die Oberklassen - S. 251

1850 - Leipzig : Wöller
251 diese heißen oer Ballast, und dienen dazu, oas Schiff, welches mn der ganzen Ladung und Bemannung doch noch zu leicht sein würde, zu beschweren, damit es tief genug ins Wasser gehe. Das untere Verdeck dient zum Behälter für Waaren, Mund - und Kriegsvorräthe, Segel, Taue und Anker u. s. w., die obern Verdecke zur Wohnung für die Mannschaft, die hier gewöhnlich in Hangematten (an Seilen an der Decke hängende Matratzen) oder in Kojen (an den Seiten des Schiffes befestigte Betten) schläft. Die Offiziere und Reisenden wohnen etwas beauemer und haben einige kleine Zimmer, Kajüten. Die Seitenwände des Schiffes haben Oeffnungen, die aber auch verschlossen werden können, die Pforten genannt, hinter welchen das Geschütz steht, dessen es so viel Reihen der Batterien gibt, als das Schiff Verdecke hat. Das schwerere Geschütz steht immer in der untersten Reihe. So weit, wie es jetzt beschrieben, würde das Schiff wohl Menschen und Waaren fassen und sich auf dem Wasser schwimmend erhalten; es soll aber auch von der Stelle bewegt, und nach Willkür gelenkt werden. Größere Schiffe werden allein vom Winde in Bewegung gesetzt, den man in großen ausgespannten Tüchern, die Segel, auf- fängt. Zu ihrer Aufstellung gehören wesentlich die Masten; dieß sind senkrecht aufgerichtete Bäume von verschiedener Höhe, oft 80— 100 Fuß, daher auch die größten aus mehren zusammengefügten Bäumen bestehen. An den Masten find wagerechte Bäume oder Stangen befestigt, die Raaen oder Segelstangen, und an diesen hängen die Segel. Ein größeres Seeschiff hat gewöhnlich 4 Masten: den großen Mittelmast, den großen Mast, den vordern oder Fockmast, den hintern oder Besahnsmast und das Bugspriet, ein am Vordertheile des Schiffes schräg vorwärts geneigter Mast. An den Spitzen der Masten läßt man Fahnen und Bänder, Wimpel genannt, flattern, hauptsächlich um damit in der Ferne Befehle, Signale u. s. w. zu geben. Am vordern und Hintern Theile oder auf dem großen Maste führen die Schiffe die Flagge, eine größere Fahne, deren Farben die Nation anzeigen, der das Schiff gehört. Nur das Hauptschiff einer Flotte führt die Flagge am großen Maste. Die Flagge streichen oder gewöhnlich streichen, heißt die Flagge her- unternehmen, zum Zeichen, daß das Schiff sich im Gefechte ergibt. An jedem Maste sind mehre Segel über einander befestigt. Die Masten selbst werden nach allen Richtungen von starken Tauen gehalten, um sich gegen das Schwanken zu schützen. Alles Tauwerk, Segel und Masten zusammengenommen, heißt die Takelage eines Schiffes. Die Segel können nach allen Seiten gewendet werden, um so auch einen minder günstigen, seitwärts wehenden Wind zu benutzen. Ge- lenkt wird das Schiff durch das Steuerruder, welches ungefähr
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