81
wurden die Kriegsanführer, auch wohl Könige erwählt; Jüng-
linge wehrhaft gemacht, das heißt, es wurden ihnen auf feier-
liche Weise die Waffen überreicht, wodurch sie die Rechte freier
Männer erhielten, und endlich Todesstrafen verhängt und von
den Priestern vollstreckt. Das Zusammenschlagen der Waffen
galt für ein Zeichen des Beifalls oder der Billigung; dahin-
gegen Zischen und Brummen Zeichen des Mißfallens waren.
War auf diesen Volksversammlungen ein allgemeiner
Krieg, entweder zur Vertheidigung oder zum Angriffe be-
schlossen, so ward der Heerbann aufgeboten. Zu demsel-
den gehörten alle freien Männer einer Völkerschaft; selbst
die Frauen schlossen sich mit ihren Kindern dem ganzen Zu-
ge an, um auch in der Gefahr dem Manne zur Seite zu
bleiben, und ihm die Wunden zu verbinden; doch sollte auch
die Gegenwart seiner dem Deutschen so theuren Familie ihn
zu noch größerer Tapferkeit ermuthigen. Dasselbe konnte
auch durch die Einrichtung geschehen, daß in der Schlacht
immer die Genossen eines Gaues, und unter diesen wieder
die Genossen einer Gemeinde zusammenstanden. So waren
sie gegenseitig zur Hülfe bereit; daher scheuten sie sich vor
den Augen ihrer Freunde und Verwandten als muthlos und
feig zu erscheinen. In einem solchen Heerbann zogen auch
die Priester mit; sie trugen die religiösen Heiligthümer des
Volkes voran, und begannen die Schlachtgefänge, die mit
immer stärker werdender Stimme von dem ganzen Volke an-
gestimmt wurden, und die manchmal allein genügten, um den
Feind zur Flucht zu bringen. Die Waffen der Deutschen
waren hölzerne Schilde und Speere. Die lebten, von ihnen
auch wohl Pfriemen genannt, waren nur kurz, und vorne
mit einer scharfen, eisernen Spitze versehen; außerdem bedien-
ten sie sich großer Lanzen, Keulen und wahrscheinlich auch
steinerner Streitäxte. Eiserne Panzer, Helme und Schwer-
ter hatten nur wenige. Die größere Zahl der Deutschen
focht zu Fuß; die Beschaffenheit ihres Landes verhinderte
die Anwendung einer zahlreichen Reiterei, doch gab es der-
selben, wenn auch die größte Stärke des Heeres im Fuß-
volke bestand«
Die alten Deutschen verehrten, che sie Christen wurden,
mehrere Götter, die wahrscheinlich Naturkräfte versinnlichen
lollten. Den höchsten ihrer Götter nannten sie Wodan
oder auch Allfadur. (Allvater) Außerdem verehrten sie einen
Gott, Odin, einen andern, Thor, die Göttinnen Hertha
Straus Kinderfr. 2tcr Th. 6
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit]]
82
und Freia u. s. w. Die vornehmsten Götter stellten sie sich
nach ihrem eignen Wesen vor. Daher legten sie ihnen einen
kriegerischen Charakter bei, als die da Wohlgefallen fanden
an Krieg und Schlachten, und daher auch die tapfern Hel-
den nach ihren Thaten zu sich in den Göttersaal, Walhalla
nahmen, aus dessen hundert Thoren sie mit ihnen jeden
Morgen zum Krieg oder zur Jagd auszogen, und Abends
dahin zurückkehrend, Meth tranken, und ihre Thaten in
Heldengesängen preisen hörten; von diesen Herrlichkeiten der
künftigen Welt waren aber die Feigen und Ehrlosen ausge-
schlossen. Abbildungen der Götter gab es nicht, auch ver-
ehrten die Deutschen dieselben nicht in Tempeln, sondern
an geweihten Stellen, vornàmlich in dem schauerlichen Dun-
kel dichter Wälder. Hier waren unter mächtigen Eichen Al-
täre errichtet, worauf den Göttern von den Priestern geop-
fert ward. Diese standen bei den Deutschen als Diener der
Gottheit in hohem Ansehn; ihnen unterwarfen sie sich, als
solchen, die im Namen der Gottheit sprachen. Von ihnen
holte man in wichtigen Angelegenheiten Nach ein, weil man
glaubte, daß sie auf mancherlei Weise die Begebenheiten
der Zukunft vorher erfahren könnten. Zu diesem Zwecke hiel-
ten die Priester geweihte Rosse, aus deren Wiehern sie
Glück oder Unglück weissagten, eben so- beobachteten sie, ob
die heiligen Hühner ihr Futter fraßen oder nicht, auch aus
den Eingeweiden geschlachteter Thiere, aus dem Rauschen der
Blätter, dem Flug der Vögel glaubten sie etwas vorhersagen
zu können; endlich waren auch die Priester die Sänger der
Andacht und des Krieges.
2.
Die Cirnbern und Teutonen.
Um das Jahr 113 vor Christi Geburt zogen zwei
deutsche Völkerschaften, die Limbern und Teutonen an die
Gränzen des mächtigen römischen Reichs. Vielleicht hatten sie
ihr Vaterland aus Mangel an hinreichender Nahrung ver-
lassen, vielleicht ist aber die Lust an ein kriegerisches Leben
die Veranlassung dazu gewesen. Die die Gränze bewachen-
den römischen Heere konnten ihnen nicht widerstehen; daher
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund]]