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Wischnu und Schiwa. Brahma ist der Schöpfer der Welt und des Menschengeschlechts,
der Erfinder des Ackerbaus und Beschützer der Kultur, der Offenbarer der heiligen Bücher.
Wischnu ist der Erhalter, der das Böse bekämpft, alles Gute fördert, den Regen und die
Überschwemmungen sendet, durch die das Land befruchtet wird. Schiwa ist der Zerstörer,
der Gott des Feuers, der versengenden Sonne, der wilden Naturkräfte, aber auch der
Erzeugung des Lebens, kurz des wechselnden Naturlaufs mit seinem Werden und Vergehen.
Neben diesen drei höchsten Mächten gibt es noch unzählige Göttergestalten, gute und böse,
die das Volk verehrt und fürchtet. Fast jede Gegend hat neben den gemeinsamen noch
seme besonderen Gottheiten. Weit verbreitet ist der Dienst der blutdürstigen Kali, der
Gottheit der verheerenden Seuchen. Sie wird dargestellt mit einem Schwert in der einen,
einem abgehauenen Menschenhaupte in der andern Hand und einer Kette von Schädeln
Abb. 24. Hindu.
um den Hals. Nur blutige Opfer von Tieren, in alter Zeit auch von Menschen, können
sie versöhnen. Ein wichtiger Teil der indischen Religionslehre ist der Glaube an die
Seelenwanderung. „Nach dieser Lehre ist die menschlische Seele nur zur Strafe, die
sie in einem früheren Dasein verschuldet hat, dem irdischen Körper zugesellt, und ihr
Streben und Ziel ist die Wiedervereinigung mit der göttlichen Weltseele. Darum betrachtet
der Inder das Leben nur als eine Straf- und Prüfungszeit, die man durch einen heiligen
Wandel, durch Gebet und Opfer, durch Büßungen und Reinigungen verkürzen könne.
Versäumt der Mensch diese Selbstreinigung und sinkt er durch Entfernung von der Gott-
heit immer tiefer ins Böse, so geht seine Seele, wenn sie das „abgenutzte Gewand ihres
Leibes" ausgezogen hat, nach dem Urteile der Totenrichter wieder in einen andern, oft
niedrigeren (Tier-) Körper über und mnß die Wanderung von neuem beginnen, während
die Seele des Weisen, Helden oder Büßers ihren Gang nach oben durch leuchtende
Gestirne antritt und endlich mit dem geistigen Urwesen, von dem sie ausgegangen ist,
Fick, Erdkunde. Iv. Band. ' q
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lerische Erzeugnisse. In der Metallbearbeitung übertrafen die Peruaner alle andern
Völker Amerikas. Man hämmerte nicht bloß gediegenes Kupfer, sondern verstand auch
Metalle durch Schmelzen aus Erzen zu gewinnen und durch Mischung von Kupfer und
Zinn eine gute Bronze herzustellen. Daraus wurden Äxte, Messer mit Griffen und gezackte
Keulenknäufe hergestellt. Aus Gold und Silber machte man Schmucksachen. Die Be-
völkerung wohnte in Dörfern und ummauerten Städten. Die Häuser waren aus unregel-
mäßig-vieleckigen Steinblöcken erbaut, „die so haarscharf ineinandergefügt waren, daß man
nicht einmal ein Messer in die Fugen stecken konnte". Unter den Bauwerken zeichneten sich
die Tempel durch Größe und Schönheit sowie durch reichen Goldschmuck aus. Die Religion
bestand in der Verehrung der Sonne und des Inka, der als Sohn der Sonne galt. Im
Abb. 59. Stufenförmig angelegte Felder im Jnkalande.
Sonnentempel zu Kuzko, der Hauptstadt, befand sich als Sinnbild des Gottes eine große,
strahlenumgebene Goldscheibe, und zu den Seiten saßen die Mumien der verstorbenen
Herrscher. Daneben wurden auch noch andere Götter und die Ahnen verehrt. Der Gottes-
dienst, der von einer zahlreichen Priesterschaft besorgt wurde, bestand in der Darbringung
von blutigen und unblutigen Opfern. Neben den Priestern spielten Zauberer, Wahrsager
und Eingeweidebeschauer eine einflußreiche Rolle.
Eine besondere Erwähnung verdienen noch die staatlichen Einrichtungen. Der König
besaß als Sonnensohn unumschränkte Gewalt, der ganze Grund und Boden war Staats-
eigentum. Ein Drittel war dem Inka, ein Drittel den Priestern und ein Drittel dem
Volke zur Nutznießung überwiesen. Alljährlich wurde das Volksland unter Berücksichtigung
der Kopfzahl der einzelnen Familien neu verteilt. „Die Bebauung erfolgte nach einem
Feste, bei dem der Inka auf einem heiligen Felde die Arbeit selbst eröffnete, in gemein-
samer Fronarbeit des Volkes, und zwar wurde zuerst das Land der Priester, dann das
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Als Constantin der Große die 7 tägige Woche einführte, übernahm
er von den Ägyptern die Namen der 7 Tage; dies Saturni =
Saturnstag, dies solis = Sonntag, dies lunae = Mondtag, dies
Martis = Marstag, dies Mercurii = Merkurstag, dies Jovis =
Jupiterstag, dies Veneris ----- Venustag. Beim Übergange nach
dem germanischen Norden wurden die Tage zum Teil altgermanischen
Gottheiten geweiht, so der Marstag dem Kriegsgotte Ziu oder Diu,
daher Diestag oder Dienstag, der Mittwoch dem Wodan, daher
Wodanstag, westfälisch Godenstag, englisch Wednesday (spr. uensde),
der Jupiterstag dem Tor (dem Donnerer), der Venustag der Göttin
Freya. Der Sonnabend heißt noch heute in Westfalen Saterstag,
in England Saturday. An die Stelle des Wodanstages trat
später der Mittwoch (die Mittwoche, wie er im Volksmunde heute
noch heißt).
3. Der Monat. - Er hat seinen Namen vom Monde und ist
der Zeitraum eines synodischen Monats von einer bestimmten Stellung
des Mondes zur Sonne und Erde bis zu derselben nächsten, in der
Regel von einem Neumond bis zum andern. Wir haben die von
den Römern überkommenen Monatslängen beibehalten; auch die
römischen Benennungen der Monate sind bis heute in Gebrauch ge-
blieben. Das altrömische Jahr bestand aus 10 Monaten. Der erste
Monat war Martius, dem Mars geweiht; dann folgten Aprilis, von
aperire = öffnen (nämlich der Blüten), Majus, dem Jupiter ge-
weiht, den die Römer Majorem, den Größeren, nannten, Junius,
der Juno geweiht, Quintiiis = der fünfte, später nach Julius Cäsar
Julius (Juli) genannt, Sextiiis = der sechste, später nach Kaiser
Augustus genannt, September der siebente, Oktober der achte,
November der neunte, Dezember der zehnte. Numa Pompilius
sügte den Januarius, dem Janus geweiht, hinzu und den Februarius,
von februa = Reinigungsopfer, das in diesem Monat den Göttern
dargebracht wurde. Karl der Große versuchte, deutsche Monats-
namen einzuführen; seine Bemühungen blieben aber ohne Erfolg.
Die 12 Monate hießen: Wintermonat, Hornung, Lenzmonat, Oster-
monat, Wonnemonat, Brachmonat, Heumonat, Erntemonat, Herbst-
monat, Weinmonat, Windmonat, Christmonat.
Das Jahr. Das bürgerliche oder Kalenderjahr ist der Zeit-
räum, der den einmaligen Wechsel der in regelmäßiger Aufeinander-
folge wiederkehrenden Jahreszeiten umfaßt. Ihm wird daher das
tropische Jahr* zugrunde gelegt, das etwas kürzer ist als eine
vollständige Umdrehung der Erde um die Sonne.
Die alten Kulturvölker, mit Ausnahme der Ägypter und Römer,
rechneten nach Mondjahren. Um das Jahr mit dem Sonnenjahr
in Übereinstimmung zu bringen, schalteten die Griechen in bestimmten
Zeiträumen einen Monat ein. Im alten Rom war die Zeitrechnung
1 Seite 25.
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Extrahierte Personennamen: Constantin Freya Martius Julius_Cäsar
Julius Cäsar Augustus Augustus Karl_der_Große Karl Hornung
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen England_Saturday Junius Rom
Zustände und Einrichtungen.
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zu ihrer Verheiratung trugen sie langes, frei herabwallendes Haupthaar, das ihnen im Brautstande abgeschnitten oder in Zöpfe gebunden wurde.
7. Sitten und Gebräuche. Das häusliche und gesellige Leben der alten Germanen zeichnete sich durch reinen, ehrlichen Sinn in Wort und That aus, sie hielten streng auf Wahrheit und Ehre; ein gegebenes Wort oder Versprechen war ihnen heilig; dabei gewährten sie jedem Gastlichkeit, der aus irgend einem Grunde ihr Haus betrat. Lange Gelage waren die gebräuchlichste Art ihrer Vergnügungen. Bei keinem Feste durfte der Schwerttanz fehlen, welchen Jünglinge zur Lust der Zuschauer aufführten. Das Würfelspiel aber trieben sie mit solcher Leidenschaft, daß sie zuweilen auch ihre eigene Freiheit aufs Spiel setzten; verspielten sie, so kamen sie ihrer Verpflichtung treu nach.
Die Toten wurden verbrannt oder auch begraben. Oft gab man ihnen Waffen, Schmucksachen und mancherlei Geräte mit in die Erde. Unter feierlichen Gesängen erwies man dem Verstorbenen die letzte Ehre. Die Bestattung der Toten galt als heilige Pflicht. Am Grabe des eben Bestatteten brachte man ein Totenopfer dar, und an dieses schloß sich eine Opfermahlzeit.
8. Der Götterglaube. Die alten Deutschen waren Heiden und verehrten Götter und Göttinnen. Aber sie erbauten ihnen keine Tempel und machten sich von ihnen keine Bilder. In heiligen Hainen, an Quellen im düsteren Walde oder auf freien Bergeshöhen brachten die Priester den Göttern Opfer dar, vor allem Pferde, auch Rinder, Schafe und Federvieh; sogar Menschenopfer wurden zuweilen gebracht, aber man nahm dazu gewöhnlich kriegsgefangene Feinde. Von den geopferten Tieren wurden nur die Eingeweide, Herz, Lunge und Leber auf dem Altare verbrannt, das übrige wurde gekocht oder gebraten, an die bei dem Opfer Anwesenden verteilt und verzehrt. Das Pferd war ein dem Gotte Wodan besonders geweihtes Tier; die Schädel der geopferten Pferde wurden an den Bäumen rings um den Altar aufgehängt, und das Fleisch derselben aßen die Deutschen besonders gern. Als sie später Christen wurden, verboten ihnen die christlichen Priester den Genuß des Pferdefleisches.
Ihre Götter dachten sich die Deutschen in der himmlischen Burg Walhalla wohnend, und nach Walhalla wünschte jeder Deutsche nach seinem Tode zu kommen. Aber nur die kamen nach ihrem Glauben dahin, welche im Kampfe gestorben waren, nicht die, welche auf ihrem Lager langsam dahinsiechten. In Walhalla wird alle Tage gekämpft und geschmaust; die Wunden, die da geschlagen werden, sind aber nicht
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Zustände und Einrichtungen.
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auf einem mit zwei starken Böcken bespannten Wagen im Wettersturme daherfährt, so erdröhnt der Himmel, und Donner und Blitze zucken umher. Nach ihm ist der Donnerstag benannt. Ziu oder Tiu ist der Kriegsgott der Deutschen. Man dachte sich ihn einarmig. Die rechte Hand war ihm einst von einem furchtbaren Wolfe abgebissen worden. In der Linken führt er das Schwert. Ihn riefen die Kämpfer in der Schlacht an, und ihm zu Ehren führte man den Schwerttanz auf, bei welchem mutige Jünglinge zwischen bloßen Schwertern tanzten/ Sein Andenken hat sich in dem Namen des Dienstags erhalten, der vor alten Zeiten Ziustag oder Tiustag hieß.
Die Germanen feierten ihre religiösen Feste in bestimmten Monats- und Jahreszeiten. Die Zeit der Winter- und der Sommersonnenwende, Frühlings- und Winteranfang, wurden durch große Opferfeste ausgezeichnet. Auch gewisse Wochentage, wie namentlich der Donnerstag, galten für heilig. Priester befragten den Willen der Götter. Sie waren im Kriege thätig und vollzogen im Aufträge der Götter die Strafen im Felde. Ihnen kam es zu, in der Volksversammlung Stillschweigen zu gebieten und etwaigen Friedensbruch zu bestrafen. Zuweilen hatten sie eine besondere Tracht. Die gottesdienstlichen Handlungen waren Befragung des Götterwillens, Gebet und Opfer. Die Befragung des Willens der Götter geschah so, daß man Nunenstäbcheii — Stäbchen aus Buchenholz, in denen Schriftzeichen eingeritzt waren — aufraffte und deutete, das Schnauben und Wiehern der den Göttern geweihten Rosse oder den Flug und das Geschrei der Vögel beobachtete. Bei einem germanischen Stamm, den Cimbern, gab es auch Priesteriunen. Diese begleiteten die Heerscharen, gingen den Gefangenen mit gezücktem Schwerte entgegen, bekränzten sie und führten sie zu einem Opferkessel. Hier hatten sie eine Treppe, welche eine von ihnen bestieg, die dann, über den Kessel gebeugt, jedem emporgehobenen Gefangenen die Kehle abschnitt. Aus dem in den Kessel strömenden Blute weissagten sie, andere schnitten den Leib auf und beschauten die Eingeweide, indem sie den Ihren Sieg verkündeten.
9. Öffentliches Leben. So lange die Germanen noch keine festen Wohnsitze hatten und kriegerisch umherzogen, teilten sie sich in Gruppen von zehn, hundert, tausend ober in Zehnt-, Hundert- und Taufend-schäften unter besonderen Führern, die zugleich oberste Richter waren. Zehn Familien bildeten wohl eine Dorfmark oder Gemeinde, zehn Gemeinden die Hundertschaft und mehrere Hundertschaften den Gau oder
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Die Vorgeschichte von Preußen.
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aber kraftvollen Wuchses, hatten blaue Augen und starken Haarwuchs. Sie wohnten nur in Höfen und Dörfern, liebten die Trinkgelage (Met und die berauschende Stutenmilch), die Schmausereien, besonders bei Leichenbestattungen. Seit uralter Zeit trieben sie Landwirtschaft, Lein- und Wollenweberei, Töpferei und Schmiedekunst. Sie rechneten mittelst Kerbhölzer oder Knotenriemen; die Zeit bestimmten sie nach Monaten, Jahren und bedeutsamen Ereignissen. Diebstahl und Untreue bestraften sie mit dem Tode; Schlösser und Riegel brauchten sie nicht. Gastfreundschaft übten sie gern, auch gegen Gestrandete. Ihre Kleidung war einfach, aus Leinen- oder Wollzeug, sie trugen Schuhe aus Leder oder Bast, spitze Pelz- oder Wollmützen. Als Waffen führten sie mächtige Streitkeulen, unten mit Blei gefüllt, auch kleinere Wurfkeulen, steinerne Streitäxte und Steinschleudern, erst später gebrauchten sie nach dem Vorbild der Nachbarn Schwerter, Spieße, Schilde, Bogen lind Pfeile. Die Frauen trugen lange Kleider aus farbigem Leinenzeug, eine Art Mantel, allerlei Schmuck aus Metall, Thon und Bernstein; die Mädchen durchflochten ihr langes Haar mit Blumen, Frauen schnitten es ab und bedeckten den Kopf mit Hauben. Die Vielweiberei war erlaubt, denn die Frau, als Braut gekauft, war die Sklavin des Mannes.
Ihre Religion war ursprünglich Naturdienst; sie verehrten Sonne, Mond, Sterne und Tiere. Allmählich war Perkunos der höchste Gott geworden, der durch den Donner spricht und mit dem Blitz seine Lieblinge hinaufholt; ihm opferte man Tiere oder Gefangene. Großen Einfluß hatten die Priester, die Waidelotten d. i. wissende Männer, und besonders deren Oberster, der Kriwe im Romowe, einem Heiligtum in Nadrauen. Die Toten wurden verbrannt, ihre Asche in thönernen Urnen beigesetzt; das jenseitige Leben galt als eine gleichmäßige Fortsetzung des irdischen.
Das Land war in elf Stammesbezirke oder Gaue geteilt, deren jeder seinen eigenen Kriegsführer (Reik), Priester und heiligen Hain hatte; in den Volksversammlungen entschieden meist die reichen, angesehenen Geschlechter.
2. Die Bekehrungsversuche in Preußen. Die ersten Bekehrungsversuche an den heidnischen Preußen machte der Bischof Adalbert von Prag auf Zureden des Polenherzogs Boleslaw. Von Danzig aus fuhr er zur See, er landete an einem infelartigen Werder an der Mündung eines Flusses, aber er bezahlte seinen Versuch mit dem Leben 997; ebenso erging es wenige Jahre später dem Heidenapostel
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Zustände des deutschen Volkes
die Zubereitung des Steines der Weisen, unter dem ein Talismann gedacht wurde, der langes Leben und alles Glück verleihen sollte, sowie auf die Zusammensetzung der gleicherweise wirkenden „Quintessenz" ging die Alchemie aus. Es waren namentlich die fahrenden Schüler, welche diese Wahngebilde in Aufnahme gebracht hatten, den Großen dieser Erde aber, besonders den meisten Fürsten des 16. und 17. Jahrhunderts, war das Schicksal beschieden, für dieselben ihr Geld zu vergeuden.
Neben diesen Wahnvorstellungen dauerte, ebenfalls durch die fahrenden Schüler genährt, die Geisterbeschwörung, mit der Zauberei verbunden, fort. Die menschliche Einbildung erdichtete ganze Heere von Geistern, denen sie Namen und die Macht zulegte, Schätze zu entdecken und zu vergeben, zu welchem Zwecke sie mit unverständlichen Sprüchen und sinnlosen Feierlichkeiten beschworen wurden. Demgemäß war die Zeit auch reich an Sagen von Teufelserscheinungen und sogar von Teufelsgeburten in tierischen Gestalten. Bereits im Jahre 1592 ging der Glaube um, der Antichrist sei soeben in Babylonien geboren und thue als Kind schon Wunder. Es verbreiteten sich Geschichten von Brunnen, aus denen Blut fließe, von Blutregen, sprechenden Steinen, Wunderzeichen am Himmel und vom Herannahen gespenstischer Heere.
Der Aberglaube war bei dem geringen Maße naturwissenschaftlicher Kenntnisse noch allenfalls entschuldbar, auch erwies er sich nur den eigentlich Schuldigen, Betrogenen und Betrügern verhängnisvoll. Grausamer und schrecklicher wirkte er in den zahllosen Hexenprozessen der umdüsterten Zeit. Der Hexenglaube erscheint als eine Verniischung von Überresten der altdeutschen Götterlehre mit dem christlichen Teufelsglauben, und der Ursprung der Hexen liegt in den Priesterinnen und weisen Frauen der alten Germanen. Was bei den Hexen die Zauberei ist, ist nichts anderes als das einst edlere und reinere Amt der Weissagung; namentlich ist das Beschwören, Besprechen und Berufen der Hexen schon den weisen Frauen eigen gewesen. Der Kessel, in welchem die Hexen den Zauber sieden, ist ein altes Opfergerät, der Tanz der Hexen bei ihren vermeintlichen Versammlungen erinnert an den Tanz der Priesterinnen. Die Verbindung der Götter mit ihren Dienerinnen wurde zum Bunde der Hexen mit dem Teufel. Der Besen der Hexen steht als ein altertümliches Bild des Blitzes zum Donner in Beziehung. Als ihre Zeiten sind den Hexen die heiligen Zeiten und Gerichtszeiten eingeräumt: Ostern,
9
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Wäldern bedecktes Gebirge. „Nach und nach ansteigend, erreichen wir endlich den
nordöstlichsten Punkt der Insel, die S t n b b e n k a m m e r, d.h. Stufenfels. (Fig. 40.)
Der am weitesten ins Meer vortretende Puukt ist der Königsstuhl. Ein ganz
neues, großartiges Schauspiel bietet sich uns hier dar. Schroff fallen zum
Strande die Felsen ab, die aus weißer Kreide, mit Feuerstein untermischt, ge-
bildet sind. Weithin schweift der Blick über die Wogen des Meeres hinaus, die
sich an diesen Kreidefelsen rauschend brechen; über nnserm Hanpte kreisen die
Vögel des Meeres, und fern auf der hohen See gleitet ein Schiff mit vollen
Segeln dahin. Eine feierliche Stille umgibt uns, nur unterbrochen von dem
Rauschen des Buchenwaldes und den: Murmeln der Wellen. Und wer gar das
Glück gehabt hat, zu sehen, wie die Sonne am Morgen aus dem Meere empor-
steigt oder am Abend in die Fluten hinabtaucht, der wird dieseu Anblick sein
Leben lang nicht vergessen." (Buchholz).
Ju der Nähe der Stubbeukammer liegt inmitten eines Buchenhaines der
kleine, dunkle Hertasee. Hier soll die von nnsern Vorfahren verehrte Göttin
Herta ihren Tempel gehabt haben. Einmal in jedem Jahre tauchte sie aus
dem See empor, bestieg den heiligen goldenen Wagen, der mit weißen Kühen
bespannt war, und durchzog segnend das Land. Indessen ist die Annahme, daß
hier die Stätte ihrer Verehrung war, durch nichts erwiesen. Die Sage, die ihr
Heiligtum an diese Stelle verlegt, ist vielmehr erst im 16. Jahrhundert ent-
standen. Ein mächtiger, 16 in hoher Erdwall, der auf der einen Seite des
Sees einen kleinen Buchenhain umschließt, ist jedenfalls wendischen Ursprungs.
Wir steigen nun zur Meeresküste hinab. Hier liegt am Ausgange einer
Schlucht in unmittelbarer Nähe prächtiger Waldungen Sassnitz, der bedeutendste
Badeort der Insel und zugleich eiu wichtiger Handelsplatz. Endlich statten wir
noch der Nordspitze der Insel einen Besuch ab. Dort erhebt sich auf der sehr
fruchtbaren Halbinsel Wittow das Vorgebirge Arkona. Es besteht aus einem
steil abfallenden 55 m hohen Kalkfelsen, dessen wunderlich zerrissene Wände
Scharen kreischender Seevögel umflattern. Hier befand sich in alter Zeit eine
starke Feste der Wenden mit dem Tempel des vierköpfigen Swantewit, ihres
Hauptgötzen. Jetzt steht auf der Höhe ein Leuchtturm.
Das Odergebiet. Vor- und Hinterpommern sind dnrch die Oder geschieden,
die in einem durchschnittlich 1 Stunde breiten Tale den Nördlichen Landrücken
durchbricht. Die Talränder sind ziemlich steil und hoch, wie man es im Tief-
lande kaum erwarteu sollte. Der Fluß selbst ist in zahlreiche Arme geteilt, der
Talboden feucht und daher vorzüglich zum Wiesenbau geeignet. Deshalb ist
auch hier die Viehzucht bedeutend.
Zu beiden Seiten der untern Oder, 68 km vom Meere entfernt, liegt Stettin (245660 E.),
die Hauptstadt Pommerns und erste Seehaudelsstadt des Königreichs Preußen. Ihre
Lage als Seehandelsplatz ist überaus günstig, da sie der südlichste von allen Ostsee-
Häfen ist und durch die Oder mit drei Provinzen, Brandenburg, Posen und Schlesien, in
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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seiner Gattin Frigga; sie theilt mit ihm Macht und Weisheit und befrdert das eheliche Glck. (Frau Holle). Die zwlf anderen Götter haben ihren Hochsitz in Gladsheim. Odin (Wuotan), der Allvater, berschaut die Welten und herrscht der alles. Er ist der Sturm- und Himmelsgott, der auch den Sturm kriegerischer Begeisterung in der Brust der Helden erregt und den Ausgang der Schlachten entscheidet. Er wei alles; denn auf seinen Schultern sitzen die beiden Raben Hugin (Gedanke) und Munin (Erinnerung), die ihm Kunde von allem in's Ohr flstern, was sie erforschten. Zu seinen Fen sitzen zwei Wlfe; und sein achtbeiniges, schneeweies Ro steht stets bereit, ihn durch die Lfte in Begleitung seines Gefolges zu tragen. (Der wilde Jger, Hackelberg.) Die erschlagenen Helden lt er durch die von ihm entsendeten Walkren, die ^chlachtenjungfrauen, nach Walhalla in Asenheim emporgetragen. Hier empfngt er sie in Goldhelm und Goldharnisch; Frigga bietet ihnen den Trank der Seligen und Meth, und Jduna speist sie mit den Aepfeln der ewigen Jugend. Einst war Wuotan mit der Mutter Erde (der Nerthus des Tacitus) vermhlt. Aus dieser Ehe entspro der riesenstarke Thor (Donar), roth von Bart und Haar. Einher-fahrend auf seinem mit lohfarbigen Bcken bespannten Wagen erschlgt er, der Blitz und Donner in Gewalt hat, mit seinem Hammer die wilden Riesen, welche die Erde in Banden halten "und den Ackerbau verhindern. Darum ist er der Gott des Landmanns. Zu der Schar der Asm gehrten auch Freyr (Baldur?), der Gott des Lichts und der Fruchtbarkeit, der Liebe und der Ehe; Heimdal, der Wchter der Himmelspforte; Tyr (Ziu, Sarnot), der ^ohn Wuotans und dessen ausfhrende Hand, wo es sich um Schlacht und Kampf handelt. Aber auch fr die Gttinnen ist eine besondere Wohnung in Asenheim, das ist Wingolf. Dort unterordnen sich Frigga alle die anderen Gttinnen, unter welchen Jduna, die liebliche Gttin der ewigen Jugend, die Verwahrerin der Aepfel der Verjngung, der Speise der Götter und seligen Walhalla-Helden, hervorragt.
Aber die Bewohner Asenheims wissen von einer Weissagung, nach welcher sie und die Welt einst untergehen sollen. Damit sie dessen stets eingedenk sind, steht ihnen die Weiteiche Uggdrasil.vor Augen, die immerwhrend grnt und blht und die Weltreiche durchragt. Schon aber zehren ein Hirsch und die Ziege Heidrun deren Euter den Gttern reichlich Meth gibt, an ihren Blttern und Knospen; die No'rnen die Schicksalsgttinnen, begieen ihren Stamm, aber ein Drache nagt an der Wurzel E* sind bse Riesen vorhanden, die den Asm feindlich entgegenwirken und einst den groen Weltuntergang herbeifhren werden. Der arglistigste von diesen ist Loki, der dem alten Riesengeschlecht entsprossen ist. Mit einer Riesin zeugte er drei Ungeheuer Fennr, den Wolf der. Vernichtung, die Mi dgardsch langes welche im Meer die Erde umwindet, und die bleiche Hel, die Gttin der Unterwelt. Ihr Saal heit Elend, ihre Schwelle Einsturz, drohendes Unglck ihr Bett; Trge heit ihr Knecht Langsam ihre Magd; sie it von der Schssel Hunger und schneidet mit einem Messer' dessen Name unersttliche Gier heit. Was sie einmal besikt, lt sie nicht mehr los' Barmherzigkeit kennt sie nicht." Auf Anstiften des Loki wird der reinste und allgeliebte Lichtgott Bald er von dem blinden Hder getdtet, und mit dem Tode dieses Gottes nahen die Vorboten des Weltuntergangs, der Gtterdmmerung (Raqnark)-Sturme, drei Jahre wahrender Winter, Verwandtenmord, Eidbruch und Bruderkrieae Das Ende aller Dinge steht bevor. Die Erde bebt, der Weltraum zittert, Sonne und Mond werden von den Wlfen verschlungen, Loki und der grliche Fenriswols werden ihrer Bande los, die Midgard,chlange wlzt sich mit dem alles berflutenden Meere
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