Der Flankenangriff gegen Rußland.
3
Sch.: Tannenberg.
And da hat ja auch Lindenburg wahrhaftig das ganze russische Südheer, die Narew-Armee, vernichtet. Aber —?
Sch.: die Russen hatten noch viele andere Äeere.
Das ist die Geschichte. Wenn man heute auch wirklich einmal 200000 oder 300000 Mann vernichtet, dann ist das bei den 20 Millionen oder mehr, die die Feinde haben, noch lange keine Entscheidung des Krieges. Nun könnte man ja versuchen, mehr zu fassen, vielleicht mal 2 oder 3 Millionen Feinde wenigstens einzukesseln. Einmal hat Äindenburg wohl auch versucht, ob die Russen nicht dumm genug sein würden, in solche Falle zu gehen.
Sch.: 3n Polen. Wie er von Warschau zurückging.
Aber —?
Sch.: Die Russen haben's doch noch gemerkt und sind wieder zurückgegangen.
Eigentlich sind ja die Russen damals ziemlich weit, durch ganz Polen bis an die Warthe hinterhergelaufen. Aber um die Anmenge Soldaten in die Mitte zu nehmen, seht ihr, da müßte der Lalb-kreis zu groß gemacht werden. Da war denn der Weg im Rücken der Russen zu lang. Den konnte man nicht so schnell zurücklegen, noch dazu, wo doch die Russen sich gehörig wehrten. And inzwischen blieb ihnen Zeit, aus dem gefährlichen Äalbkreis wieder herauszugehen. Eine ganze Menge Verluste haben sie ja gehabt, und unser liebes Schlesien, in das sie so gerne rein wollten, haben sie ja in Frieden lassen müssen, aber ganz und gar ein solches Leer einschließen und vernichten, das geht nicht, dazu sind die Soldaten zu viel und darum die Wege zu lang.
Das also hat sich nun der deutsche und der österreichische Generalstab auch gesagt. Wer die beiden obersten Leiter der Generalstäbe sind, wißt ihr ja schon:
Sch.: General v. Falkenhayn und Freiherr Conrad v. Äöhendorf.
Die beiden haben nun also mit den beiden Kaisern zusammen und mit all ihren vielen Räten und Äelfern bedacht, wie man nun im nächsten Zahre ein ordentliches Stück mit dem Krieg vorwärts kommen könnte. So ganz schnell mit einer forschen Entscheidungsschlacht war es eben im Weltkrieg nicht zu machen. Zeit mußte man sich schon lassen, wenn man wirklich den Feinden ernsten Schaden
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10 Dreizehnter Abschnitt.
vier Monate früher die Narew-Armee bei Tannenberg zertrümmert hatte.
Eins war bei dieser zweiten Einkreisungsschlacht Lindenburgs ganz anders als bei Tannenberg. Wie kam es doch da, daß die Russen umzingelt wurden?
Sch.: Sie marschierten in den Äalbkreis hinein, den Äinden-burg aufgestellt hatte.
Seht ihr, das ging damals, weil die Russen sowieso auf dem Marsche waren- Jetzt aber lagen sie still seit Monaten den Deut-
j g / O Vürvollen
ffobtfubnen
Skizze, pädagogisch vereinfacht nach „16 Monate Krieg" von Immanuel, 1916 bei Ernst Siegfried Mittler & Sohn, Berlin. Preis 2,50 Mk.
schen gegenüber. Wollte sie Lindenburg jetzt umklammern, dann mußten die Deutschen auf sie los marschieren und selber im Marsch um sie herumschwenken. And so wurde es gemacht. Vor der Schlacht, die wir die masurische Winterschlacht nennen, lagen sich Deutsche und Russen hier in einer geraden Linie von Norden nach Süden gegenüber. (Während des Folgenden zeichnet der Lehrer Stück für Stück den Schlachtplan an). An den beiden Flügeln hatte nun Äindenburg seine besten Truppen, die kräftigen Männer
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Extrahierte Ortsnamen: Tannenberg Lindenburgs Berlin Äindenburg
22
Vierzehnter Abschnitt.
die Russenleichen stellenweise nicht in Reihen bloß, sondern in Laufen übereinander. And der erbarmungslose Nikolai ließ nicht nach, sondern verlangte immer neue Sturmangriffe. Da waren also die Russen am Südflügel und am Nordflügel gleich eifrig beschäftigt. And da kam das Unheil in der Mitte.
Die beiden Generalstabschefs, Falkenhayn, der deutsche, und Conrad von Äötzendorf, der österreichisch-ungarische, halten sich mit großer Sorgfalt eine Stelle zum Durchbruch ausgesucht, und zwar die Gegend der galizischen Stadt Krakau. Das hatte zwei große Vorteile: Erstens gingen hier durch Schlesien zwei große Eisenbahnlinien und hart an der Grenze eine Unmenge Zweig- und Nebenbahnen. Wißt ihr aus der Erdkunde, warum?
Sch.: Weil es das Oberschlesische Industriegebiet ist. Da müssen viel Bahnen sein, um die Kohlen fortzuschaffen.
Warum meint ihr, daß das hier gut war?
Sch.: Da konnte man schnell viele Soldaten heranschaffen.
Ja, das ist so schnell gegangen, daß tatsächlich die Russen nichts davon gemerkt haben. Tag und Nacht fuhren die Züge durch Schlesien, und die Leute haben sich schon gewundert und allerlei gemunkelt. Aber ehe die Russen Wind davon kriegten, waren alle Soldaten zur Stelle.
Und dieser Ort hatte einen zweiten Vorteil. An dieser Stelle bog die Schlachtlinie (Skizze) aus der südlichen in die östliche Richtung um. Wenn man dort die feindliche Front durchbrach, kam man gleichzeitig den im Süden stehenden Russen in die Flanke (Karte).
Der Führer des neuen österreichisch-ungarisch-deutschen Riesenheeres in Westgalizien war aber Mackensen. Bis dahin war er ja ein Unterfeldherr von Äindenburg gewesen, jetzt aber hatte Deutschland und österreich-Ungarn so viele neue Soldaten an diese Stelle geschickt, daß Äindenburg nicht mehr alles allein befehligen konnte. Und da wurde Mackensen selbständiger Oberfeldherr über das deutsche Dnrchbruchsheer. Dieses jbeer bestand aus zwei Teilen; mehr nördlich eine österreichisch-ungarische, mehr südlich eine deutsche Armee, beide unter Mackensens Oberbefehl.
Lei, das war so eine Aufgabe für den alten Totenkopfhusaren 1 Drauf I Am 2. Mai 1915, morgens 6 Uhr, war befohlen, daß die
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66
Siebzehnter Abschnitt.
chisches Gebiet gegen die Bulgaren zu Felde. Die paar Truppen, die sie dort gelandet hatten, machten allerdings den Kohl nicht fett; aber es war auch gar nicht die Absicht, selber etwas zu leisten. Sie hofften nur, wenn ihre Truppen dort waren, würden nun die Griechen doch noch losgehen. Aber das Gegenteil geschah. Die Griechen ärgerten sich nur darüber, daß die Engländer so dreist waren und ungefragt und ohne Erlaubnis durch Griechenland marschierten. Freilich, die Engländer nun selber herauszuwerfen, konnten sie nicht wagen. Denn die Engländer mit ihrer großen Flotte hätten ihnen sonst alle ihre schönen reichen Küstenstädte entzwei geschossen. Aber mit den Engländern zu gehen, fiel ihnen nun erst recht nicht ein. Nun standen also die englisch-französischen Truppen bei Saloniki und konnten nichts ausrichten. Za, sie mußten noch auf der Lut sein, daß die Griechen sie nicht etwa doch noch angriffen. Da haben sie denn zunächst von der Lalbinsel Gallipoli ihre Soldaten weggeholt und nach Saloniki geschickt. Aber alles hat ihnen nichts genützt. Die Soldaten haben zwar dort die Griechen gründlich geärgert, aber gegen die Bulgaren haben sich nichts ernstliches unternommen.
Die Bulgaren hatten nun inzwischen das ganze serbische Mazedonien erobert. Die Bulgaren, die dort wohnen, hatten sie mit großem Jubel empfangen. Die Österreicher waren auch nach Montenegro hineinmarschiert und haben im Laufe des Winters Schritt für Schritt auch dieses kleine Königreich erobert. Der König Nikita merkte schließlich, daß es mit ihm zu Ende ging und alle seine Verbündeten ihm nicht halfen. Da bat er Österreich um Frieden. Das montenegrinische Äeer mußte nun alle Waffen abliefern und dann sollte verhandelt werden. Aber da geriet England außer sich, daß einer seiner Leute abfiel. Da sah man ja in aller Welt, daß der schlaue Nikita nicht mehr an Englands Sieg glaubte. Darum sehten sie dem König gewaltig zu und brachten ihn — mit List oder Gewalt — dazu, nach Frankreich zu fliehen und nun nicht mehr von Frieden zu reden. Österreich hatte Montenegro freilich in Äänden. Aber die Verbündeten logen nun allen vor, die Montenegriner hofften noch zuversichtlich auf ihre baldige Befreiung durch England. Die Serben haben sich bis ganz an die Küste zurückziehen müssen und sind dann auf Schiffen der Engländer und Franzosen fortgebracht worden. Nur ganz wenige, zusammen
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Saloniki Gallipoli Saloniki Mazedonien Montenegro England Englands Frankreich Montenegro England
Der Flankenangriff gegen Rußlands
13
hielten sie immer wieder fest. And inzwischen marschierten die Truppen an den Flügeln, was das Zeug halten wollte, um die Russen herum. Am fünften Schlachttag standen die Deutschen schon so (Tafel!), am achten und letzten Tage waren sie so (Tafel!) eingekreist. Lier liegt die russische Stadt Augustow, östlich davon ein riesiger, dichter Wald. 2n diesen Wald hinein waren jdie Reste der russischen Njemenarmee nun getrieben, und außen herum standen die Deutschen. Und nun war es wieder wie^bei Tannenberg. Was nicht erschossen wurde oder im Gestrüpp und Sumpf umkam, wurde gefangen ge. nommen. Nur ganz wenigen gelang es, sich durchzuschleichen und in eiliger Flucht zu entkommen. Die ganze große zweite Njemen-Armee war auch vernichtet. Ihre Geschütze und Wagen standen im Walde von Augustow zerstreut, Leichen und Pferdekadaver dazwischen. Wochenlang hat es gedauert, bis alle Beute geborgen war. Ostpreußen aber war wieder befreit; und seitdem ist kein Russenheer wieder auf unseren deutschen Boden gelangt. And die Russen hatten einen heilsamen Schreck gekriegt, was nun noch an ihren Flügeln geschehen würde, da das große Leer, das im Norden sie gegen Umgehung schützen sollte, vernichtet war.
Merkworte:
Der Feldzugsplan 1915.
Umklammernde Vernichtung wegen Entfernung nicht möglich Ziel: Rußland unschädlich machen
1. Die Russen weit von der Grenze forttreiben
2. Festungsgürtel nehmen
3. Viele Soldaten und Rüstzeug vernichten. Zunächst Flanken bedrohen
1. Eigenes Land befreien
Galizien, Ostpreußen
2. Russen ängstigen, daß sie anderwärts weniger
Acht geben Befreiung der Bukowina im äußersten So Befreiung Ostpreußens im äußersten No
Vernichtung von 200000 Russen in der masurischen Winterschlacht, Februar 1915
Äindenburg kreist Russen im Marsch ein.
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Mackensens Durchbruch.
23
ganze Artillerie gleichzeitig mit dem Glockenschlage anfangen mußte zu schießen, so viel sie konnte. Wochenlang vorher war überall so viel Schießzeug herangefahren worden, wie die Eisenbahnen nur bewältigen konnten. And so lagen Granaten und Schrapnells in mächtigen Laufen überall bereit. Alle Arten von Geschützen warteten auf das Anfangskommando. Die kleinen Feldgeschütze mit ihren 7,5 cm Geschossen, die größeren Mörser mit 15 und 21 cm, die riesigen österreichischen Motorbatterien mit ihren kolossalen Zucker-hüten von 30 cm Durchmesser — wer weiß — vielleicht auch da und dort eine dicke Berta mit ihren Zweiundvierzigern. Am 5 Uhr morgens fing in aller Stille ein großes Leben bei den Deutschen an.
Durch die Telephone wurden überall hin Befehle gegeben, die Uhren
wurden genau verglichen, die Geschütze unbemerkt und leise gerichtet, die Mannschaften zurechtgestellt. Und dann: — ich lese euch vor, wie es uns einer schildert, der dabei war *):
„Punkt 6 Uhr! 3n demselben Augenblick ertönt ein Kanonenschuß, und als ob die jounderte von Geschützen, die hinter uns stehen, nur auf dies Signal gewartet hätten, öffnen auf einmal alle ihre Mäuler und speien Stahl, Blei und Eisen gegen die russischen
Schützengräben. Es ist ein Lärm, als ob die Erde bersten wolle,
und die Strahlen der aufgehenden Sonne werden verdunkelt vom Rauch der krepierenden Geschosse und den Wolken der auseinandergerissenen Erde. Nach dem ersten heftigen Feuerüberfall schwillt das Feuer etwas ab, und man merkt eine gewisse Methode im Schießen. Laben die schweren Laubitzen eine Rollsalve abgegeben, dann nehmen die Feldkanonen das Feuer auf, in deren Belfern mit gewissen Abständen das tiefe Dröhnen der Mörser und österreichischen 30=cm-Geschütze hineintönt. Aus dem Schützengraben drüben steigen Erd-fontänen auf; der Eisenbahnwald, auf den jetzt Laubitzen, Mörser und Minenwerfer ihr vernichtendes Feuer vereinigen, wird wie mit Säge und Axt umgelegt: Riesige Baumstämme werden hoch in die
Luft gewirbelt und prasseln auf die Köpfe der Russen nieder. Jede explodierende Mörsergranate wirft das schwarze Erdreich des Waldes
*) „Wie wir die Russen aus Galizien warfen. Persönliche Erlebnisse eines Regimentsadjutanten." Von Lans Günther. Berlin 1916, Ernst Siegfried Mittler & Sohn. Preis 1 Mark.
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Extrahierte Personennamen: Günther Ernst_Siegfried_Mittler Ernst Siegfried
Extrahierte Ortsnamen: Mackensens Eisenbahnwald Galizien Berlin
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Vierzehnter Abschnitt.
20 bis 30 m hoch in die Luft; man hört zwischen den Erplosionen, wie die dicken Erdklumpen niederfallen.
Unsere Musketiere stehen in Sturmstellung und Schützengraben; weit über die Brustwehr gelehnt, sehen sie mit leuchtenden Augen das furchtbar schöne Schauspiel und vergessen darüber ganz, was ihnen noch bevorsteht.
Krach, sitzt die erste Granate in einem der zerstreuten Ääuser hinter dem feindlichen Schützengraben; in demselben Augenblick schießt die glühende Lohe schon aus dem Dache heraus, und ein Dutzend Russen, die von dem furchtbaren Feuer im Äause überrascht sind, hasten hinaus, vom Schrapnellfeuer der Feldkanonen verfolgt. Bald ist kein Äaus mehr vom Feuer verschont; überall glüht und glimmt es, und selbst der Wald schwelt an einzelnen Stellen. Es muß drüben die Äölle sein."
Vier Stunden wütet so unser Feuer unter den Russen. So) Nun müssen sie mürbe fein! Während bis dahin die deutschen Geschosse gerade über den russischen Linien krepiert sind, richtet sich mit dem Schlag zehn das Feuer weiter nach hinten, um zu verhindern, daß jetzt beim Sturm die russischen Reserven von rückwärts den Ihrigen zu Äülfe kommen. Einige hundert Meter hinter der Front der Russen, in einer langen Linie immer hinter der Front entlang, schlagen unausgesetzt weiter die mörderischen Geschosse ein. Durch diese Linie kommt keiner durch. Das nennen die Soldaten: Sperrfeuer. Und nun in demselben Augenblick, wo das Feuer nach weiter hinten gelenkt wird, beginnt der Sturm. 3n einer langen Linie, in ziemlich weiten Abständen von einander, kommen die Deutschen aus ihren Schützengräben heraus und rennen in größter Eile vorwärts gegen die russischen Schützengräben. An manchen Stellen der langen Angriffslinie waren die Russen von dem schrecklichen Trommelfeuer so verängstigt, daß sie sich ohne weiteres ergaben. Aber an anderen Stellen leisteten sie noch zähen und tapferen Widerstand. Wenn dann die lange, dünne Schwarmlinie der Deutschen aus den Gräben herauskommt, beginnen brüben die russischen Schützen zu schießen, und die russischen Maschinengewehre mähen an der beutfchen Linie entlang. Und ba fallen unsere Tapferen. Manchmal nur wenige; ba laufenj die onbern weiter vor. Manchmal aber auch viele, viele. Dann stockt der Angriff. Die Stürmenben werfen sich
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Mackensens Durchbruch.
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hin. Aber schon kommt eine zweite Schwarmlinie aus den deutschen Gräben heraus, und wenn die es nicht schafft, .eine dritte. An manchen Stellen hat der Kampf noch den ganzen Tag gedauert. Da war irgendwo [ein Äügel oder eine Kirchhofsmauer, oder ein großes Gebäude, hinter dem die Russen sich verstecken und die bösen Maschinengewehre aufpflanzen konnten. Und da mußte immer wieder von einer anderen Seite versucht werden, den gefährlichen Widerstand zu brechen. Aber — ob schneller oder langsamer — auf der ganzen langen Strecke über 30 km hin ist an diesem Tage Mackensens großes, neues Leer durch die russische Linie durchgebrochen.
Nun müßt ihr nicht glauben, daß die Soldaten sich jetzt ausruhen durften. Das wäre zu gefährlich gewesen. Die Russen verstehen sich gar zu gut auf die Verteidigung. Schon vor der Schlacht hatten sie hinter ihren eigentlichen Schützengräben andere ausgebaut, drei, vier, ja an manchen Stellen bis zu sieben Reihen hintereinander. Nun ist das ganze Land gebirgig. Da lag denn jeder Hintere russische Graben immer etwas höher als der vordere, und so mußten die Österreicher und^Deutschen immer jwieder bergan gegen die Russen stürmen. And das dauerte Tage über Tage. And als man nun glücklich durch alle vorher angelegten russischen Befestigungen durch war, da hatten die Russen inzwischen hinter der Schlachtlinie wieder neue gebaut, und der Kampf ging in derselben Weise weiter. Man kann deshalb gar nicht sagen, wann die galizische Durchbruchsschlacht aufgehört hat. Die hat eigentlich gar nicht aufgehört, sondern ist den ganzen Sommer durch gegangen, bis wir die Russen in die Rokitno-Sümpfe geworfen hatten. Bei dieser schrecklich mühseligen Verfolgung durften sich die Soldaten niemals Ruhe gönnen. Denn hatten sie sich einmal auch nur eine Stunde versäumt, ]o waren die Russen mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit wie die Maulwürfe in der Erde verschwunden, und die neuen Gräben machten neue Schwierigkeiten.
Als man die Russen aus ihren ersten Stellungen in Westgalizien an dem Flüßchen Dunajec heraushatte, ging es zunächst einmal schneller vorwärts. Jetzt machte sich auch gleich die Gefahr für die südlich stehenden Russen in den Beskiden bemerkbar. Mackensen kam ihnen von Norden aus in die Flanke, und wenn sie lange zögerten, sogar in jden Rücken. Da machten jfte schnell, daß sie
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Siebzehnter Abschnitt.
schossen werden. Aber es ist noch schneller zum Angriff gekommen. Dort in Serbien gibt es eine ganz gefährliche Art Sturmwind, der aus Süden bläst, die Kossowa. Wenn die Kossowa bläst, dann sind so gefährliche Wellen auf der Donau, daß man auch in friedlichen Zeiten nicht daraus fahren kann. Nun gar wenn drüben die Feinde schießen. Und die Kossowa blies aus Leibeskräften. Die Wellen auf der Donau waren furchtbar hoch und überschlugen sich und machten an den Äsern eine Branbung wie am Meere. An dem Morgen aber, als der Angriff beginnen sollte, legte sich der Sturm ein wenig. Da sagte der deutsche General: Jetzt müssen wir die Zeit ausnutzen und können nicht abwarten, bis unsere Artillerie mit Schießen fertig ist. Schnell wurden die großen Kähne der Pioniere ins Wasser geschoben, die Soldaten stiegen ein und ruderten herüber, während unsere Kanonen aus Leibeskräften auf die feindlichen Stellungen schossen.
An 70 Stellen haben die Deutschen zu gleicher Zeit die Donau und Sawe überschritten. Überall mußten sie gleich, wenn sie am Ufer waren, die heftigsten Angriffe der Serben aushalten. Nun konnten ja doch in den Booten immer nur ziemlich wenig herüberfahren, die mußten nun aushalten, bis die Pioniere mit den Booten zurückgefahren waren und wieder neue nachbrachten. Inzwischen hieß es gegen die riesige Übermacht der Serben standhalten. Und wie oft sind mitten auf dem Wasser die Kähne durch feindliche Geschosse zum Sinken gebracht worden! Und was meint ihr, was das überhaupt für ein Gefühl ist, so still in einem großen Kahn zu sitzen, wo man von allen Seiten gut gesehen werden kann, während von drüben die feindlichen Kanonen und Maschinengewehre immerfort schießen und oft genug auch treffen. Viele tapfere Soldaten haben dabei ihr Leben lassen müssen. Vor den serbischen Kugeln oder in den Donauwellen. Und ganz ohne einmal ordentlich ins Wasser gefallen zu sein, sind überhaupt nicht viele herübergekommen. Und dann ging es in den nassen Kleidern den ganzen Tag und die Nacht hinein immer weiter vor und gegen die Feinde. Aber es gelang. Die Deutschen gewannen überall das jenseitige Uf&, und nun rückten von den anderen Seiten die Österreicher und die Bulgaren ebenfalls in Serbien ein, und bildeten einen großen Kalbkreis um das serbische joeer. Wenn die Serben also nun nicht eingeschlossen und alle ge-
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Der Flankenangriff gegen Rußland.
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lange waren sie auch hier über das Gebirge weg immer langsam kämpfend gegen die viel wenigeren Ungarn vorgedrungen. Die hatten sich zwar gewehrt, so gut es ging, hatten auch die Berge gut zur Verteidigung benützen können, aber es waren zu furchtbar viel Russen, und sie gingen auch im schlimmsten Feuer tapfer gegen die Unsern an. Mit einem Mal wurde es anders. Drüben tauchten neue ungarische, österreichische, auch deutsche Truppen auf. Sowie die Russen nicht mehr so sehr an Zahl überlegen waren, stockte ihr Vormarsch. Ein paar Tage standen beide Teile ,still, dann aber rückten die Unsern langsam, obwohl noch immer den Russen kaum an Zahl gewachsen, vorwärts. Die Russen mußten zurück, erst langsam, dann schneller, die österreich-ungarischen Regimenter rückten wieder in ihre bukowinische Leimat ein. Die Russen hatten, als sie damals gekommen waren, den Rumänen dort vorgefabelt, sie wollten sie von der österreichischen Herrschaft befreien. Aber sehr bald hatten die Leute gemerkt, was das für eine Sorte Befreiung war. Gleich hatten die Russen dort überall russische Sprache und die russische Kirche mit Gewalt eingeführt. Die Soldaten hatten sich auch oft genug wie die Wilden benommen. Genug, die Rumänen in der Bukowina hatten die Russen und ihre Sorte Freiheit gründlich satt bekommen und waren heilsfroh und glücklich, als nun die Österreicher das Land wiedergewannen. Die Rumänen im Königreich aber haben sich das mit angesehen und sich auch ihr Teil gedacht und haben die Finger mal vorläufig von dem Kriege gelassen. Die Russen schließlich wurden sehr erschrocken, als es an ihrem äußersten Südflügel so anders zuging, und dachten nach, wie sie nur ihre Flanke schützen sollten, daß da nicht die Österreicher herum und in ihren Rücken marschierten.
Während sie aber noch nachdachten und sich hinter den Ohren krauten, brach ein gewaltiges Unwetter am äußersten Nordflügel über sie herein. Ganz heimlich wieder, ohne daß es ein Mensch merkte, hatte Lindenburg in Ostpreußen zwei Leere versammelt, die nun gemeinsam gegen die große, starke, neue russische Njemen-Armee losschlugen. Während noch in der Bukowina die Österreicher Schritt füc Schritt vorrückten, umzingelte an der ostpreußischen Grenze im Ma urenlande Lindenburg die russische Njemen-Armee und vernichtete sie in der Zeit vom 7. bis 12. Februar 1915, so wie er
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