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1. Hamburger Kriegsbuch - S. 60

1915 - Hamburg : Pudbrese
€0 ü. Auf hoher See und an fernen Küsten. Wasser, mit dem Rurs auf die verdächtigen Wolken. Nach einiger Zeit kommt vorsichtig das Sehrohr hervor. Ein Blick: „Donnerwetter! feindliche Torpedoboote! eine ganze Flottille!" Sie patrouillieren die Gegend ab, suchen wohl nach Unterseebooten und ahnen nicht die Nähe des Feindes. „Für die sind unsere Torpedos zu schade! Da wird wohl bessere Beute in der Nähe sein, tiefer tauchen, drunter weg!“ Das Boot sinkt in größere Tiefen, steuert unter den Torpedobooten weg, steigt nach einiger Zeit wieder etwas höher und hebt „sein Auge" etwas über Wasser. Aber blitzschnell verschwindet es wieder, denn es hat eine Anzahl feindlicher Unterseeboote bemerkt, die offenbar dort Tauchübungen machen. Aber gleichzeitig zeigt das Spiegelbild in weiter Ferne auch eine verdächtig dunkle Rauchwolke, und der Kommandant beschließt, den Kurs darauf zu setzen, um sich das verdächtige Ding einmal aus größerer Nähe anzusehen. Vielleicht —! ? Nach einer längeren Unterwasserfahrt wird das Sehrohr wieder ausgestreckt. Ein Blick — ein Ruf freudiger Erregung. Da liegt ahnungslos ein feindlicher Kreuzer. „Den müssen wir haben!“ erklärt der Kommandant, und alles stimmt ein. Aber es gibt zunächst noch eine Schwierigkeit zu überwinden, denn wieder sind Torpedoboote in der Nähe, die gewissermaßen eine Schutzmauer um den Kreuzer bilden. „Drunterweg tauchen!“ Tiefer geht's. Man hört das Geräusch der Schiffsschrauben der Boote. Dann wird's still. Das Sehrohr steigt einen Augenblick auf. Gut so, die Kette liegt hinter dem Boot, der Kreuzer etwa 700 Meter entfernt. Der Kommandant gibt dem Boot den richtigen Kurs zum Gefecht. „Erstes Rohr fertig!“ — nochmals ein Blick ins Rohr. Der Kommandant drückt auf einen Knopf. Ein Knall ertönt, ein Zischen. Das Boot erhält einen Stoß, und der Torpedo gleitet seinem Ziele zu. Gleich darauf ändert das Boot feinen Kurs, um möglichst von einer anderen Seite noch einmal an den Feind heranzukommen. um ihm, wenn nötig, noch einen zweiten Schuß als „Fangschuß" zu versetzen. Auch dieses Manöver gelingt. Gleichzeitig sieht der Kommandant, daß sein erster Schuß gewirkt hat, der Kreuzer hat sich schräg gelegt, und von allen Seiten eilen Schiffe zum Retten herbei.

2. Hamburger Kriegsbuch - S. 88

1915 - Hamburg : Pudbrese
auch in die Stadt. Auch unsere Geschütze schwiegen nur noch selten. Tag und Nacht nahmen wir die Anmarschstraßen und das Vorgelände unter das Feuer, aber langsam und unaufhaltsam, trotz großer Verluste, rückten die Japaner zu Lande vor. Am 2. Oktober um 8 Uhr abends machte die 3. Kompagnie des Ostasiatischen Marinedetachements einen heftigen Ausfall, wobei sie die Japaner aus den vor den Werken liegenden Höhen hinausdrängten. Am nächsten Morgen ging sie/ einer enormen Übermacht weichend, wieder hinter das Haupthindernis zurück. Vesonders^wichüg für die seitliche Beobachtung war unser Kanonenboot „Jaguar" und der österreichisch-ungarische Kreuzer „Kaiserin Elisabeth", die beide in der Bucht von Kiaut-schou lagen und die Bewegungen des Feindes wie das Artillerie-feuer von Tsingtau beobachteten. Obwohl beide Schiffe an dauernd auf das heftigste mit Steilfeuergeschützen beschossen wurden, hielten sie unerschrocken auf ihrem Posten aus. Am 5. Oktober wurde der Fesselballon von feindlichen Schrapnells getroffen und sank zu Boden. Der darin befindliche Offizier, Leutnant der Reserve Weihe, wurde nicht verletzt. Ein kleiner Ballonsack wurde, um die Japaner zu tauschen, am 7. Oktober steigen gelassen. Bei dem heftigen Wind ritz er sich los und flog davon. Auch unser einziger Flieger, Oberleutnant zur See Plüschow, arbeitet unermüdlich. Trotzdem er dauernd aufs heftigste mit Gewehren, Maschinengewehren und mit Schrapnells beschossen wird, zieht er unerschrocken stundenlang seine Kreise über den feindlichen Stellungen und kommt mit wichtigen Meldungen zurück. Die Tragflächen feines wackeren Flugzeuges find meist von feindlichen Eewehrgeschossen und Schrapnellkugeln durchlöchert, die dann nach der Landung wieder geflickt werden müssen. Am 12. Oktober fand eine dreistündige Waffenruhe statt, um die im Vorgelände liegenden Toten beerdigen zu können. Am 14. Oktober fände eine besonders heftige Beschießung des Seewerkes Hu-chuin-Huk und der Iltisbergbatterie statt. Allein Hu-chuin-Huk erhielt unter anderem 51 30,5-Zentimeter-Granaten oder Sprenggranaten. Trotz der heftigen Beschießung feuerte Hui-chiun-Huk auf „Triumph“ und brachte ihm bei dem ersten Schuß einen Volltreffer mit einer 24-Zentimeter-Sprenggranate bei. „Triumph" drehte sofort ab und verschwand für etwa acht Tage. Das ist das einzige Mal während der ganzen Belagerung gewesen, daß ein Schiff sich so nahe an die deutschen Seewerke herangetraut hat, daß es be-

3. Hamburger Kriegsbuch - S. 68

1915 - Hamburg : Pudbrese
68 Ii. Auf hoher See und an fernen Sttifteu. Die Erplvsion erfolgte im Vorderschiff. Ein dumpfer Knall dorrte, dem ein furchtbarer Schlag und eine dichte Rauchwolke folgte. Und zum letzten Male vernahmen wir die Stimme des Kommandanten, die weithin über das Deck schallte:' „Adieu, Kameraden ! Rette sich, wer kann. Seine Majestät der "Kaiser' Hurrra!“ Dann neigte sich der Vorderteil des Schiffes. Wer nicht durch den gewaltigen Luftdruck über Bord geschleudert worden war, sprang jetzt ins Wasser. Nur der Kommandant, der sich fest an die Kommandobrücke angeklammert hatte, wankte nichts Grüßend sank er mit seinem Schiff in die Tiefe... Inzwischen waren die russischen Schiffe näher heran« gekommen und begannen jetzt ein wildes Feuer aus allernäch. ster Nähe auf das Torpedoboot. Besseren Schützen als den Russen hätte das Boot nicht entkommen können. So aber wurden von dem Torpedoboot aus umfangreiche Rettungsversuche gemacht und auch recht gute Resultate erzielt. Dicht an das Torpedoboot heranzukommen, wagten die Russen nicht, wohl aber schossen sie auf die im Wasser schwimmenden Mannschaften, von denen einige sicher durch die russischen Kugeln ae* troffen worden sind. Untergang der „Trafalgar". Am Montag, den 14. September, wurden wir beim Kohlen von dem englischen Hilfskreuzer „Carmania" überrascht. Als dieselbe noch etwa 7—8 Seemeilen von uns ab war, morste er mit seinem Scheinwerfer. Hierauf hißten wir in sämtlichen Masten die deutsche Kriegsflagge. Dieselbe war noch nicht hoch, als die „Carmania" schon zu schießen anfing. Wir erwiderten das Feuer, und es entspann sich ein heftiger Kampf, der etwa 1^2 Stunden dauerte. Wir bekamen mehrere Unterwasserschüsse, während wir vom „Garmania“ die ganze Kommandobrücke wegschössen und auf derselben ein großes Feuer ausbrach, so daß er schleunigst das Weite suchte, und wir ihn verfolgten. Aber mittlerweile hatte unser Schiff mächtig Schlagseite" bekommen. Als der Engländer dieses sah, drehte er wieder bei und begann von neuem zu feuern. Es gelang uns, feine Ge. schütze bis auf eins zu vernichten, aber zuletzt konnten wir nicht mehr schießen, weil unser Schiff mächtig nach Steuerbord über* fag. Durch die Unterwasserschüsse bekamen wir viel Wasser in ' Bunker. Die Bunkerwände waren dem Wasserdruck nicht 1 ew^hsen und brachen, so daß zwei Heizräume gänzlich unter

4. Hamburger Kriegsbuch - S. 101

1915 - Hamburg : Pudbrese
Iii. Im Westen. 101 Immer noch kamen Schrapnells von Pfastatt, und auf der anderen Seile grollte schrecklich der Idsteiner Klotz. Und vor und neben uns der Nahkampf, Gewehrfeuer, das Prasseln und Knattern des Maschinengewehrs, und auf einmal deutsche Kommandos, Signale: „Kartoffelsupp, Kartoffelsupp" zum Angriff mit dem Bajonett und die Kugeln flogen ums Haus und prasselten in die Bäume Und drunten aus der Stadt raste der Stratzenkampf herauf, bis es dann gegen 4 Uhr still wurde. Wir gingen hinaus in die kalte Sternennacht und achteten nicht mehr darauf, datz noch immer einzelne Kugeln flogen. Die ersten Hähne schrien, der Mond stand kalt und klar am Himmel. Und wieder schwoll und raste eine Schlacht im Tannenwald, und dann wieder Totenstille. Wir sahen das weite Schlachtfeld, wir sahen dunkle Körper, und als um V25 Uhr das erste Morgenrot über den Blauen (Schwarzwald) stieg, rafften wir alles zusammen und flohen in rasendster Eile in die Stadt zu Bekannten. Und kaum waren wir dort, ging noch einmal eine schwere Kanonade über die Stadt, wir satzen wieder im Keller. Aber dann war der herrliche Sieg entschieden. Und zwei Stunden später rasten die Autos, um die Verwundeten zu holen. Es lagen die Leichen in Haufen übereinander wie Kartoffelsäcke. Alle Spitäler sind voll und die Notlazarette und die Häuser, die aufnehmen wollten. Ich sah bejammernswerte Menschen, ich will es nicht beschreiben. Und mittags zog das ganze siegreiche Armeekorps ein. Auch ein Vetter von mir, frisch und froh. Er kam herauf, als ich gerade nach unserem Haus sah, und nahm Saft, Wein und Kirsch- und Sulzmatter-Wasser mit. Von ihm hörten wir dann, datz sie die Kanonen auf unser weitleucktendes weihes Haus auf dem Berg eingestellt hatten, weil sie glaubten, die Höbe sei von Franzosen besetzt. So hatte er selbst uns so jämmerlich beschossen. Es zogen nun unerhörte Mengen Soldaten in die Stadt ein. Ich sah die Feldpost, das Rote Kreuz. Der Stab ist da. Es war ein brausendes Jubeln bis abends 9 Uhr. Da ging der Verrat an. Franzosen waren noch da, versteckt in den Häusern, und sie schossen, und wieder war's ein Stratzenkampf und tolles Maschinengewehrknattern. Wir waren gerade wieder zu Hause angekommen, weil in der Stadt überall starke Einquartierung war. Und wir saßen wieder mit den Kindern beim Nachbar im Keller und legten uns um Mitternacht auf Matratzen. Es sind unzählige Verhaftungen vorgenommen worden. Ein Kloster in Niedisheim soll ausgehoben sein, weil hier eine ganze

5. Hamburger Kriegsbuch - S. 73

1915 - Hamburg : Pudbrese
11. Auf hoher See und an fernen Küsten. -73 mich nieder, als sie wie ein Zug schneller Rebhühner über uns dinsauste. Für unseren Kapitän schien es sich um etwas Alltägliches zu handeln. Er lieg sofort volle Rraft vorausgehen, um unser Bündel zu entwirren und weniger Zielscheibe darzubieten, während gleichzeitig der Kommodore der „Arethusa" signalisierte, daß wir mit Torpedos angreifen sollten. Wir schwenkten also wieder im rechten Winkel herum und mit Volldampf gegen den Feind, wie bei einer Husaren-Attacke. Unser Boot hatte einen prächtigen Start, so daß das ganze Feld von uns gejährt wurde und der Feind während der nächsten 10 Minuten sein ganzes Feuer auf uns konzentrierte. Als wir so nahe heranwaren, batz die Granatstücke auf Deck fielen, änderten wir den Rurs und warfen dadurch ihre Rechnung über unsere Schnelligkeit um, so daß sie diese ganze Arbeit noch einmal machen mutzten. Nach zehn Minuten kamen wir nahe genug, unsern Torpedo abzufeuern, und drehten dann zur „Arethusa“ um. Dann kam der nächste Zerstörer heran, feuerte seinen Torpedo ab, und natürlich konzentrierte der Feind nun auf ihn sein Feuer anstatt auf uns! Welch eine Erlösung! Nach den Zerstörern kam die „Fearletz" Herart und blieb aus der Bühne. Wir merkten bald, datz sie mit einem Dreischornsteiner, der „Mainz", im Gefeck! war. Wir brachen wieder los, diesmal gegen die „Mainz", während die zum Krüppel gewordene „Arethufa“ nur noch ein Schwimmtrog war und durch uns, ihre Rinder, beschützt werden nutzte. Raum hatten wir uns in Bewegung gesetzt, als aus dem Nebel heraus, quer zu unserer Front und in wütender Verfolgung, das erste Rreuzergeschwaber — die Städte-Rlasse, „Birmingham" usw. — jede Einheit drei „Mainz“ gewachsen — erscheint. Während wir nun zuschauen und unsere Rraft reduzieren, eröffneten sie das Feuer, und das klare „Bäng-Bäng?" ihrer Ranonen war für uns wie ein kühlender Trunk. Die „Mainz“ zeigte sich außerordentlich tapfer. Wie ich sie zuletzt sah, oben und unten ein Wrack, mittschiffs ein rauchendes Inferno, hatte sie vorn und achtern noch ein Geschütz, die immer noch Wut und Rampf ausspien, gerade wie eine verwundete Wildkatze. Unser eigener vierschornsteiniger Freund begann in diesem Augenblick noch einige Salven zu feuern, aber mehr ober weniger mit halbem Herzen bei der Sache, wie auch wir oerbammt gleichgültig geworben waren, benrt siehe da, genau vor uns, in mächtiger Prozession, wie Elefanten,

6. Hamburger Kriegsbuch - S. 118

1915 - Hamburg : Pudbrese
118 Iii. Im Westen. wundet? Man sucht und findet, und das (natürlich erst später genau festgestellte) Ergebnis tautet: 7 Offiziere, 30 Mann, 90 Pferde. Nachdem man die Verwundeten geborgen, werden die Überbleibsel der kleinen Truppe geordnet: die Bespannungen ergänzt, die Fuhrwerke notdürftig instand gesetzt, die Mannschaften gesammelt, zur Nuhe ermahnt und nach Möglichkeit beschäftigt. Ärte heraus und alle Häuser, aus denen geschossen worden ist, gewaltsam erbrochen und angesteckt. Die Leute gehen ernst und entschlossen an diese Arbeit, mit gesundem und natürlichem Notwehrbedürfnis, aber durchaus ohne bestialische Zerstörungswut. Von oben bis unten empfindet jeder: dies ist kein Krieg, sondern klägliches Gemetzel; wir haben es nicht mit Soldaten zu tun, wir kämpfen gegen Ungeziefer, gegen schleichende Fallensteller und verzweifelte Banditen. Gegen solche Angreifer gibt es nichts weiter als Ausrottung und Vernich, turtg. Während auf allen Seiten die finsteren Häuser hell aufglühen und schon große Flammenfahnen von den Dächern wehen, setzt unser Trupp sich in guter Ordnung langsam in Bewegung und rückt auf dem kürzesten Wege auf den großen Bahnhofsplatz, wo es vor allen Dingen die Bahn zu sichern gilt, den Weg, auf dem noch ungezählte Truppen nahen und unsere Verwundeten nach Aachen zurückbefördert werden sollen ins Lazarett. Am Bahnhof treffen wir den kommandierenden General und die Herren seiner Umgebung wieder. Sie sind vom Gefechtsfeld zurückgekehrt und unter heftigem Feuer durch die Stadt gefahren. Ihre Autos sind von Äugeln durchlöchert, sie selbst glücklicherweise sämtlich unverletzt. Raum haben sie vor dem Bahnhof Platz genommen, kaum sind die Truppen mit ihren Fuhrwerken auf dem geräumigen Platz aufgestellt, kaum hat man begonnen, sich gegenseitig über das eben Erlebte erinnernd und ergänzend durch tausend kleine Einzelschilderungen ins reine zu bringen, da hebt die Schießerei von neuem an. Diesmal wird von einem der gegenüberliegenden Hotels mit Maschinengewehren auf den Bahnhof geschossen, aber man ist ja schon einigermaßen abgestumpft. Es kommt, trotz kräftiger Gegenwehr, zu keiner Verwirrung. Die Belgier zielen zu hoch mit ihren Maschinengewehren, ihre Geschosse schlagen über uns in die Fenster des Bahnhofs ein. Rein Haus in der Nachbarschaft, aus dem nicht Schüsse krachten. Und jedes spricht sich selbst das Gericht. Es wird sofort gesäubert und angezündet. Truppweis kommen die Schuldigen hervor und werden vor

7. Hamburger Kriegsbuch - S. 144

1915 - Hamburg : Pudbrese
144 Iii. Im Westen. Bei der Proviantkolonne. Noyon, 27. September 1914. Mein lieber Vater!_ Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief mit dem köstlichen Bericht der in Hamburg ausgebrochenen Hungersnot. Das ist ja haarsträubend, was da alles für Lügen in die Welt hinausgetragen werden. So wurde uns auch damals in Belgien erzählt, die Russen wären in Berlin eingezogen und die deutschen Truppen befänden sich auf dem Rückzug aus Belgien nach Deutschland. Na, solche Geschichten und ähnliche kann ja nur belgische Phantasie hervorbringen; der liebe Feind, der so etwas glaubt, kann einem nur leid tun. — Ich sitze heute am festlichen Sonntagmorgen ganz friedlich vor meiner Hafer-Ausgabestelle in der Reitbahn der hiesigen Dragoner-Kaserne und freue mich, datz ich mal etwas Zeit habe. Gestern war es ziemlich unruhig; es kreisten ununterbrochen französische Flieger über uns. Sie warfen Bomben und haben 50 Schritt von uns einige Pferde und einige Husaren schwer verletzt. Ganz unheimlich sind diese Kriegsvögel, weil man machtlos dagegen ist. In Belgien platzte mal so 'ne Bombe in meiner unmittelbaren Nähe; das pfiff und zischte man so von Granatsplittern. Fünf Schritte von mir ein Mann und vier Pferde schwer verwundet! Wir waren heilfroh, als der unheimliche Geselle wieder verschwand. Im übrigen haben wir seit unserer Feuertaufe damals in Bueken unter feindlichen Kugeln nicht sonderlich zu leiden gehabt. Wir sehnen uns auch gar nicht danach. Datz wir alle so glücklich daraus kommen, ist ein wahres Wunder, denn wir hielten mit unseren Gäulen nachts auf der Chaussee zwischen zwei Reihen brennender Häuser und erhielten von fast allen Seiten Feuer. Die Gäule brannten dann mit uns durch; über umgestürzte Wagen, brennende Balken, Leichen — immer weiter, bis wir so nach und nach uns alle wieder sammelten und mit unseren Gäulen an der Hand den Rest der Nacht in einem Garten hindösten. Am andern Tage war es nicht viel besser; da hatten wir es mit einer großen feindlichen Übermacht zu tun und haben es der rechtzeitig eintreffenden Verstärkung zu danken, datz wir heil blieben, denn der Befehl: „Jeder stirbt, wo er steht,“ war schon gegeben. Na, gegen 5 Uhr nachmittags, als die Halunken ihre Hiebe hatten, zogen wir ins Chateau Wilder, wo wir fünf Tage blieben und wo es gut war, denn Wein, Geflügel, Obst und so „ärmliche" Sachen gab's en masse. Wir zogen dann

8. Hamburger Kriegsbuch - S. 148

1915 - Hamburg : Pudbrese
148 Iii. In, Westen. Aus den Schützengräben und Steinhöhlen in Nordfrankreich. a) (Erster Eindruck. Ab und zu werden mir gestört von lästigen Fliegen, auf die wir dann in unserer Wohnung Jagd machen, und von französischen Granaten und Schrapnells. Unsere Wohnung ist ca. zwei Meter unter der Erde, die rohen Lehmwände sind noch nicht tapeziert. Nach unten und hinten ist sie ausgehöhlt, und oben haben mir eine Tür übergedeckt und diese mit Erde und Grassvden bemorfen. 2 Meter ist die Stube lang und ebens» breit. Miete bezahlen mir nicht. Wir liegen jetzt hier 9 Tage drin und ernähren uns von Brot und Wasser. Mittagessen gibt es nachts um 12 Uhr. Dann kommen unsere Gulaschkanonen, übrigens die besten Kanonen, die mir besitzen, meiner Ansicht nach. Am Tage bürfen mir uns oben nicht sehen lassen, dann hagelt's blaue Bohnen. Dieses Ibyll hat des Nachts ein ganz anberes Aussehen. Aus allen Löchern kommen die Höhlenbewohner herausgekrabbelt. Dann mirb es Iebenbig. Es heißt balb: Essen holen und Deckung ausbessern! — Heute nacht hatten mir einen Angriff der Franzosen. Zuerst Gemehrter. dann Schrapnells und zuletzt Schrapnells der fchmeren englischen Schiffsgeschütze. Es mar ein interessantes Terzett: Das hohe C der Eemehre, der erste Baß der leichten Artillerie und der zmeite Bah der Großen. Ein ohrenbetäubender Lärm. Die Franzosen sind meiner Ansicht nach schon ganz nervös. Ist es bei uns etmas laut, dann fangen sie wahnsinnig an zu schießen und denken, mir greifen an. Wir stehen dann ganz ruhig vor unserer Deckung und lassen sie auf 40—50 Meter herankommen. Weiter kommen sie dann nicht. Das Seitengemehr roirb auf« gepflanzt, und es roirb geschossen, roas herausgeht aus dem Lauf. Diesem Feuer halten die $ rüber nicht ftanb und laufen, roas sie können, zurück; aber so mancher bleibt liegen. Es ist ein Elenb! Man kann die Toten nicht mehr beerbigen, weil dann gleich geschossen wirb. Wir hatten einen Verwunbeten —Schutz durch die Backe. Heute morgen war es etwas neblig, unk tüir konnten einmal oorne hinausgehen. Wir haben uns gegenseitig angesehen und nichts gesagt, aber jeder hat gedacht: D« find wir wieder einmal glücklich dem Tode entronnen; benn 1% — 2 Meter vor unserer Linie hatten die Geschosse den ganzen Boben aufgewühlt. Schrapnellkugeln in Hülle und Fülle und

9. Hamburger Kriegsbuch - S. 149

1915 - Hamburg : Pudbrese
111. Im Westen. 149 wir — sind glücklich davongekommen. In dem Tumult des Gefechts merkt man gar nichts davon.... b) Das Niederländische Dankgebet im Kanonendonner und unter Harmonika-Begleitung. Noch immer liegen wir in unserem trostlosen Nest, oder vielmehr im Walde. In der letzten Woche haben wir gehörig gearbeitet. Am Tage bauten wir regensichere Unterstände für die ganze Kompagnie. Man gräbt sich dabei tief in die Erde ein. Dann wurde ein paar Stunden exerziert. Nachts hatten wir stets Wache, Vorposten, Auswerfen von Schützengräben usw. An Schlaf war kaum zu denken. Ich war mit meinen Kräften ganz am Rande. Öfter haben uns die Franzosen angegriffen, sind aber immer wieder zurückgeworfen worden. Nur haben sie sich in dem unteren Teil des Dorfes, das über zwei Kilometer lang ist, festgesetzt. Dieser Teil ist von unserer Kompagnie schon ausgebrannt worden. Am Sonnabend sollten die Nuinen gesprengt werden, damit sich die Turkos dort nicht mehr festsetzen können. Dazu war ein Sturmangriff nötig, der von zwei Kompagnien Freiwilliger unternommen wurde. Nur zwei oder drei Häuser wurden gesprengt, aber es ist immerhin ein solcher Schutz, daß die schwarzen Brüder nur auf etwa 50 Meter herankönnen. Die Ausrüstung an Wollsachen habe ich erhalten. Was uns fehlt, ist: Schokolade, Tabak, Wurst. Wir waren einmal glücklich,als wir in ... . für schweres Geld eine winzige Portion Bonbon kaufen konnten. Ein Freund von mir erwischte sogar ein Stück Butter. Im übrigen leben wir jetzt recht gut. Auf unserer Feldwache haben wir in dieser Woche schon zwei Kühe geschlachtet, und da fraßen wir draus los. Das ist überhaupt ein Kennzeichen des Krieges, datz sich die Extreme so nahe berühren, tagelang Anstrengungen und Entbehrungen und dann wieder ein gemütliches Ausruhen mit Eleisch und Wein. Plötzlich platzt irgendwo eine Bombe in die errlichkeit hinein. Es gibt ein Gefecht oder einen langen Eilmarsch und alles ist Essig. Überhaupt ist der Krieg ganz anders, als man sich ihn zu Hause vorstellt. Wer hat geglaubt, datz es bei unseren mörderischen Waffen noch Sturmangriffe gibt? Dabei ist dies das Selbstverständliche. Was soll man auch anders machen, wenn sich die Gegner auf 400—500 Meter stark verschanzt gegenüberliegen? Da gibt es kein anderes Mittel. Und

10. Hamburger Kriegsbuch - S. 150

1915 - Hamburg : Pudbrese
150 Iii. Im Westen. wer glaubt, datz ich hier mit meinen sechs Mann als Führer emes Unteroffizierpostens weit vorgeschoben an der Oise liege wo von den Gegnern aus jede Nackt unsere Patrouillen auf höchstens 50 Meter Entfernung beschossen werden, daß ich jetzt diesen Brief in Seelenruhe schreibe, während über mir die feindlichen Granaten pfeifen und nahe bei uns erderschütternd einschlagen? Das alles läßt sich nicht schildern. Als wir in M .. lagen, haben wir während des Konzerts der Geschütze zur Harmonika gesungen, bis alle plötzlich still wurden und den Atem anhielten. Rechts und links platzten die Granaten. Und siehe, nach einigen Minuten tiefster Ruhe spielt einer leise das Niederländische Dankgebet. Der ganze Schützengraben stimmte mit ein, und wir konnten uns dem überwältigenden Zauber der Stimmung nicht entziehen und sangen bewegt mit. Vorgestern habe ich mir ein besonderes Lob ererntet. Zusammen mit zwei anderen gingen wir in der Morgendämmerung über die Oise, um die feindliche Stellung zu erkunden. Wir waren nicht lange drüben, da bekamen wir aus ganz kurzer Entfernung Feuer aus einem Wäldchen. Wir schlichen uns rechts herum, kamen an einen Deich, und von dort aus konnten wir ungehindert die feindlichen Schützengräben beobachten. Die Meldung wurde mit großem Interesse vom Negimentsstab aufgenommen. Jetzt eben richtet die französische Artillerie ihr Feuer auf die hinter uns liegende Schützenlinie unserer Feldwache. Das ist das erste Mal. Hoffentlich schießt sie zu weit. Wir sind körperlich und geistig frisch und haben alle frohen Mut. Dennoch wünschen tvir alle sehnlichst, daß endlich die Sache hier zu Ende geht. Vielleicht bringt schon die nächste Woche eine Entscheidung. Hoffen wir? c) 7 6er im Schützengraben. T., 13. Dezember. Es ist 6 Uhr abends. Der Doppelposten zieht auf. Jede Gruppe von 8 Mann in zwei Unterständen stellt diesen Posten bei Nacht. Am Tage steht nur ein Mann. Wir sind an der Reihe. Um möglichst eine geschlossene Schlafenszeit zu haben, machen mir aus, daß jeder von uns zwei Doppelposten (eine Halbgruppe) sechs Stunden hintereinander steht, der eine von 6—12, der andere von 12—6 Uhr, von welcher Zeit ab der Soloposten auszieht. Ich stehe von 6—12 Uhr mit meinem Schlafnebenmann. Es regnet, was vom Himmel kommen will, der Graben steht bis zum Knöchel voll Wasser. Wenn wir aus-
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