Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. 101
Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen
weichen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen,
hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, der a if den Schultern
und der Brust gelbrot bestickt ist und durch einen Gütel zusammen-
gehalten wird. Die gewöhnliche Kopfbedeckung ist die Zipfelmütze. Die
Frauen trageu kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier
klingt etwa so:
„Kuan Aden halt Triät! I, wu kuan ich Triät gehal,
Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn."
d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten,
Georg Aden hat mich auf den Schlappen (Pantoffel) getreten.
A. Haselhuhn.
Die Eichsfelder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer
Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der
Kleidung sehr einfach. Der selbstgefertigte blaue Leinwandkittel ist das
gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem
dicken kurzen Warprocke eine kurze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein
buntes Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen.
Die Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige
Fackwerkbauten (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen,
und die Vorderseite des Hauses ist meist durch einen hochstämmigen,
weitverzweigten Rosenstock verziert.
Die Bewohner des Stnfenlandes gehören meist der evangelischen
Religion an. Sie zeichnen sich dnrch eine besondere Begabung für Gesang
und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gast-
freuudschaft sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl Angust
von Weimar konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen
Menschenschlag wie meine Thüringer, so treu und ebrlich und so lieder-
reich — den gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist
ungemein reich an Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen
Ritterburgen und Klosterruinen, bald an ein Schloß oder Dorf, bald an
eine Höhle oder einen Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum an.
Am Althergebrachtesten hat der Thüringer bis hente vielfach treu fest-
gehalten. Zu Lichtmeß weckt man den Langschläfer mit einer Rute und
ruft: „Ich will die Lerche wecken". Am Fastnachttage läßt man das
Spinnrad ruhen, damit nicht Frau Holle den Flachs verwirre. Um
Mitternacht am Ofterheiligabend holt man Ofterwafser und besprengt damit
alle Gegenstände im Hause, auch das Vieh, um Unglück fernzuhalten.
In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige an den Rand des
Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt, so hoch wächst
in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schmückt man die Häuser
mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzten Getreide-
snhre bringt man den Erntekranz. Die Kirmeß beschließt die Ernte.
Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden
sich hänsig noch altertümliche Giebelbauten. Bei Mühlhausen spricht
man etwa so:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Gerg Johann_Aden Johann Georg_Aden Karl_Angust
von_Weimar Karl
110
8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
v. Übersicht über die Beschäftigung der Kewohncr.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker-
bau. Dieser liefert besonders an der Saale, der Mulde und der Weißen
Elster reiche Erträge an Weizen, Raps und Gerste, Zuckerrüben, Zichorien
und Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln.
Außerdem gewinnt man hier viel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große
Wiesen flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogt-
land), im O. mehr Schafzucht. Braunkohlen- und einige Stein-
kohlen gruben beschäftigen zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster
(Olsnitz) und ihren Nebenflüssen treiben die Anwohner die Fischerei
der echten Flußperlmuschel, deren kostbare Perlen man in den Handel
bringt. Auch die Bearbeitung der Schalen des Tieres gibt einer großen
Zahl Personen Verdienst. Indem man die Schalen beizt, schleift und
poliert, stellt man die prächtigen Perlmutterwaren her, z. B. Geldtaschen,
Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere Bewohner finden in
Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die holzreiche Gegend
rechts von der Mulde liefert das Brenn-, Bau- und Nutzholz. Hier
sinden auch die Beerensam mler im Sommer ihr tägliches Brot. Die
Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht die Fabrik-
tätig keit vor, z. B. in Woll-, Baumwoll-, Leder-, Topfwaren,
Zigarren, Zucker, Zichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin.
Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Kewohuer.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele
Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel,
Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In
Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische
Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch.
Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten-
burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke
und Jacken. Eine gestickte Hanbe mit 18 langen, herabhängenden Seiden-
bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe
und feidene Halbschuhe. Die weiblicheu Personen werden Märchen ge-
nannt. Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken
Knöpfen. Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen.
Die Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa so: „Wenn'r die
Leite ämol su rächt vergnügt sän wullt, do mißt 'r ufs Vugelschießen
hängieh, besunnersch 'rt lätzten Sunnt'g. Os do ä Lärm! Härre des
Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben
als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken
abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein dreieckiger
Hut machen ihre Kleidung aus. Sie befassen sich entweder mit der Salz-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Sprache, Sitten und Gebräuche der Bewohner. 115
Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen
welchen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen,
hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, der aus den Schultern
und der Brust gelbrot bestickt ist und durch einen Gütel zusammen-
gehalten wird. Die gewöhnliche Kopsbedeckung ist die Zipfelmütze. Die
Frauen tragen kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier
klingt etwa so:
„Kuan Aden halt Triät! I, wu kuan ich Triät gehal,
Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn."
d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten,
Georg Aden hat mich auf den Schlappen (Pantoffel) getreten.
A. Haselhuhn,
Die Elchsfelder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer
Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der
Kleidung sehr einfach. Der felbstgesertigte blaue Leinwandkittel ist das
gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem
dicken kurzen Warprocke eine knrze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein
buntes Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen.
Die Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige
Fachwerkbauten (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen,
und die Vorderseite des Hauses ist meist durch einen hochstämmigen,
weitverzweigten Rosenstock verziert.
Die Bewohner des Stufenlandes gehören meist der evangelischen
Religion an. Sie zeichnen sich durch eine besondere Begabung für Gesang
und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gast-
srenndschaft sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl August
von Weimar konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen
Menschenschlag wie meine Thüringer, so treu und ehrlich und so lieder-
reich — den gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist
ungemein reich an Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen
Ritterburgen und Klosterruinen, bald an ein Schloß oder Dors, bald an
eine Höhle oder einen Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum au.
Am Althergebrachtesten hat der Thüringer bis heute vielfach treu fest-
gehalten. Zu Lichtmeß weckt man den Langschläfer mit einer Rute und
ruft: „Ich will die Lerche wecken". Am Fastnachttage läßt man das
Spinnrad ruhen, damit nicht Fran Holle den Flachs verwirre. Um
Mitternacht am Osterheiligabend holt man Osterwasser und besprengt damit
alle Gegenstände im Hause, auch das Vieh, um Unglück fernzuhalten.
In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige au den Rand des
Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt, so hoch wächst
in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schnlückt man die Häuser
mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzten Getreide-
führe bringt man den Erntekranz. Die Kirineß beschließt die Ernte.
Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden
sich häufig noch altertümliche Giebelbauten. Bei Mühlhausen spricht
man etwa so:
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Gerg Johann_Aden Johann Georg_Aden Karl_August
von_Weimar Karl August Fran_Holle
124
8. Das Land zwischen Saale und Elbe.
D. Übersicht über die Beschäftigung der Kewohuer.
Die Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes ist Acker-
bau. Dieser liefert besonders an der Saale, der Mulde und der Weißen
Elster reiche Erträge an Weizen, Raps und Gerste, Zuckerrüben, Zichorien
und Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln.
Außerdem gewinnt man hier oiel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große
Wiesen flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogt-
land), im O. mehr Schafzucht. Braunkohlen- und einige Stein-
kohlen gruben beschäftigen zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster
ldlsnitz) und ihren Nebenflüssen treiben die Anwohner die Fischerei
der echten Flußperlmuschel, deren kostbare Perlen man in den Handel
bringt. Auch die Bearbeitung der Schalen des Tieres gibt einer großen
Zahl Personen Verdienst. Indem man die Schalen beizt, schleift und-
poliert, stellt man die prächtigen Perlmutterwaren her, z. B. Geldtaschen^
Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere Bewohner finden in
Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die holzreiche Gegend-
rechts von der Mulde liefert das Brenn-, Bau- und Nutzholz. Hier
finden auch die Beere nfam ml er iin Sommer ihr tägliches Brot. Die
Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht die Fabrik-
tätig keit vor, z. B. in Woll-, Baumwoll-, Leder-, Topfwaren,
Zigarren, Zucker, Zichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin.
Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache» Sitten und Gebräuche der Bewohner.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele
Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel,
Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In
Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische
Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch.
Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten-
burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke
und Jacken. Eine gestickte Haube mit 18 langen, herabhängenden Seiden-
bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe
und feidene Halbschuhe. Die weiblichen Personen werden Märchen ge-
nannt. Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken
Knöpfen. Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen.
Die Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa fo: „Wenn'r die
Leite ämol fu rächt vergnügt fän wüßt, do mißt r ufs Vugelfchießen
hängieh, besunnersch 'n lätzten Sunnt'g. Os do ä Lärm! Harre des
Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben
als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken
abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein dreieckiger
Hut machen ihre Kleidung aus. Sie befassen sich entweder mit der Salz-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs]]
Die Niederungen. 137
Eichenwald. Was anderwärts Landstraßen und Fuhrwerk bedeuten, das
gelten hier die Wasserarme und Kähne. Jung und alt versteht den kleinen
Kahn, den „Seelenverkäufer", meisterlich zu handhaben. Zu Kahn macht
man seine nahen und fernen Besuche, seine Einkauft, bringt den Dünger
aus den Acker, holt die Ernte heim. Der Kahn führt das Kind zur
Taufe, zur Schule, die Braut zur Kirche, den Toten auf den Begräbnis-
platz, den Briefboten, den Förster und Jäger an Ort und Stelle. Deckt
aber eine dicke Eiskruste die Wasserarme, so tritt an die Stelle des Kahnes
der Schlittschuh und der lange Eisspieß. Jung und alt fliegt dann Pfeil-
gefchwinv über die glatte Fläche, jeder zu seiner Arbeitsstätte. Im
Sommer ist der Spreewald eine unvergleichlich schöne Landschaft. Zahl-
lofe Fremde kommen dann hierher, um auf den sanften Fluten sich zu
ergötzen, an der Pracht der Natur sich zu erfreuen. Die Bewohner haben
wie die der Halligen ihre Häuschen auf künstlichen Hügeln erbaut, die ihnen
zugleich als Gemüfegärtchen dienen. Auch auf den größeren Ackerflächen
zieht der Spreewälder viel schönes Gemüse, das er nebst Fischen und
Geflügel nach Berlin liefert. (Der Spreewald ein Gemüsegarten für
Berlin.) „Saure Lübbenaner ißt Bürger und Bauer." Den Spreewald
bewohnt ein eigenartiger Menschenschlag Die Borfahren desselben waren
die heidnischen Wenden. Die Frauen kleiden sich durchweg noch wie die
Voreltern. Den Kopf ziert meist ein mannigfach verschlungenes Knoten-
tuch, den Leib ein rot und blau gestreifter Rock, die Brust ein Mieder.
Außer der vorherrschend wendischen Umgangssprache haben sie noch
mancherlei wendische Bräuche und Sitten erhalten, die namentlich bei
Familienfesten zur Geltung kommen. — Das Wasser (Fische, Krebse,
Geflügel), der Wald (Holzarbeit), die Wiese (Heu), der Acker (Gemüse),
die Jagd (Schnepfen und Hirsche) bieten dem sehr tätigen Spreewäldler
seinen Unterhalt.
In den vielen Tälern und Senken des östlichen Tieflandes stauten sich die
Wassermassen aus; große Strecken versumpften. Solche Sumpf- oder Bruchländer
befinden sich in besonders großer Ausdehnung an der Netze, der Warthe, der Oder
und Havel. Diesen Ödländern wandte der große Preußenkönig Friedrich Ii.
seine Aufmerksamkeit und Fürsorge zu. So ließ er bald nach seinem Regie-
rungsantritt das Havelland (Havel- und Rhinbruch) zwischen Rathenow und
Fehrbellin entwässern. Durch besondere Musterwirtschaften regte er die Land-
wirte an, dem Ackerbau große Sorgfalt zu schenken. Nach und nach entstanden
auf dem ergiebigen Neulande (4000 ha) 25 Dörfer. Der vorhandene gute Torf
diente bis vor kurzem allgemein als Hauptheizstoff in der ganzen Gegend. Um
das größte Sumpfgebiet, den Oderbruch bei Küstrin (660 qkm), in Frucht-
land zu verwandeln, wurde erst der Oderlauf durch Deiche eingefaßt. Die Ent-
wässerungsarbeiten dauerten über 100 Jahre und sind erst 1866 beendet worden.
Heute erblickt man an Stelle der früheren Moorflächen Raps-, Weizen-, Gersten-
felder und 43 freundliche Dörfer mit wohlhabenden Bewohnern. Als der Oder-
brnch kaum zur Hälfte urbar_ gemacht war, konnte der König freudig voraus-
schauend ausrufen: „Hier habe ich eine Provinz gewonnen, ohne einen Blutstropfen
zu vergießen!" Gleich nach dem glücklich beendeten siebenjährigen Kriege wurden
der Netze- und Warthebruch (Landsberg) in ähnlicher Weise urbargemacht
und der Netze- oder Brombergerkanal angelegt, der die Weichsel mit der
Oder verbindet.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Spreewald Berlin Berlin Rathenow Fehrbellin Netze-
F. Geschichtliches. 79
„Knau Aden halt Triät! I, tmt kuan ich Triät gehal,
Gerg Aden het mich uf d'n Schlump'n getratn/'
d. h. Johann Aden halte Tritt! I, wo kann ich Tritt halten,
Georg Aden hat mich ans den Schlappen (Pantoffel) getreten,
A. Haselhuhn,
Die Eichsselder sind meist katholisch und streng kirchlich. Trotz ihrer
Ärmlichkeit und schweren Arbeit sind sie fröhlich, genügsam und in der
Kleidung sehr einfach. Der selbstgefertigte blaue Leinwandkittel ist das
gewöhnliche Oberkleid der Männer. Die Frauen tragen außer einem dicken
kurzen Warprocke eine kurze Sackjacke und als Kopfbedeckung ein buntes
Tuch. Mann und Frau gehen in nägelbeschlagenen Schnürschuhen. Die
Kuh ist das gewöhnliche Zugtier. Die Häuser sind meist einstöckige Fach-
werkbauteu (Lehmschlag). Selten sieht man ein Fenster ohne Blumen, und
die Vorderseite des Hauses ist meist dnrch einen hochstämmigen, weitver-
zweigten Rosenstock verziert.
Die Bewohner des Stufenlandes gehören meist der evangelischen
Religion au. Sie zeichnen sich durch eine besondere Begabung für Gesang
und Musik aus. Ehrlichkeit, Arbeitsamkeit, Zufriedenheit und Gastfreundschaft
sind ihre besten Eigenschaften. Der Fürst Karl August von Weimar
konnte deshalb mit Recht sagen: „Einen so kräftigen, schönen Menschen-
schlag wie meine Thüringer, so treu und ehrlich und so liederreich — den
gibt es sonst nicht im deutschen Reich". Das Land ist ungemein reich an
Sagen. Bald lehnen sich diese an eine der vielen Ritterburgen und Kloster-
ruinen, bald an ein Schloß oder Dorf bald an eine Höhle oder einen
Stein, einen Berg, ein Tal, ja an einen Baum an. Am Althergebrachten
hat der Thüringer bis heute vielfach treu festgehalten. Zu Lichtmeß weckt
mau den Langschläfer mit einer Rute und ruft: „Ich will die Lerche wecken".
Am Fastnachttage läßt man das Spinnrad ruhen, damit nicht Frau Holle
den Flachs verwirre. Um Mitternacht am Osterheiligabend holt man Oster-
wasser und besprengt damit alle Gegenstände im Hanse, auch das Vieh, um
Unglück fern zu halten. In der Walpurgisnacht steckt man Holunderzweige
an den Rand des Flachsfeldes und springt darüber. So hoch man springt,
so hoch wächst in dem Jahre der Flachs. Am Johannistage schmückt man
die Häuser mit Blumenkränzen, um das Glück festzuhalten. Bei der letzte»
Getreidefuhre bringt man den Erntekranz. Die Kirmeß beschließt die Ernte.
Das Hauptvolksfest ist aber das Vogelschießen. — In den Städten finden
sich häufig noch altertümliche Giebelbanten. Bei Mühlhausen spricht man
etwa so:
„No Nabbr, wi is dann; wu m an en bischen zun Voilschieß'n gih?
Me nahmen nnsre Fränwen mät. Nä, Jergewilme, blieb d'rheime. D'rheime
es d'rheime, wenns Stickchen Brnd nach klänner es". A. Haselhuhn.
F. Geschichtliches.
Einst war Thüringen ein mächtiges Königreich, das weit über den Harz
mnausreichte. Allein es unterlag im Kampfe mit den Franken und Sachsen. Unter
Karl dem Großen wurde Thüringen eine Grenzmark gegen die wendischen Sorben,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß]]
Extrahierte Personennamen: Gerg_Aden Johann_Aden Johann Georg_Aden A._Haselhuhn Karl_August_von_Weimar Karl August Karl_dem_Großen Karl
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
78 Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland.
als Fabrikarbeiter, Handwerker, Dienstboten und Musikanten Verdienst
suchen. Am häufigsten trifft man die Hausierer, die gesponnene, gewebte,
geflochtene und geschnitzte Waren (Klammern, Quirle, Löffel) in Dorf und
Stadt feilbieten. Im Unteren Eichsfelde sind die Bewohner meist Acker-
bauer und Gewerbetreibende. An vielen Orten hat man Cigarren-
sabriken errichtet. Auch gibt hier der Wald großen Verdienst. Die Hanpt-
beschäftigung der Bewohner in: Gebirge und in der Ebene gab dem launigen
Volksmunde häufig Veranlassung zu Beinamen. So werden die Bewohner
der beiden Gebradörfer wegen des Obstbaues „Hotzelsäcke" genannt, die
Northeimer wegen der früheren Töpfereien „Pottheimer", die Heldruuger
„Zwiebelkönige", die Wülfingeröder „Ziegenböcke", die Krombacher „Gänse",
die Banteröder „Kaninchen", Büttstedt heißt „Ochsenbutfchd", Kölleda „Kuh-
källn", Sömmerda „Zägeusämmeru" und die durch die mit Arzneikräutern
bestandenen Felder führende Eisenbahn die „Pfeffermünzbahn".
„Jngergräber hebfch und blank,
Aebbergräber Sauebank,
Mehlengan ist äne Büttel- (d. h. kleine) stadt,
Uff Lohre han se nich Wasser satt-"
Treffen diese alten Behauptungen noch auf die Gegenwart zu?
b) Im Thüringer Stuftulande.
Im Thüringer Stufenlande steht die Bewirtschaftung des Bodens
oben an. Acker, Wiese und Gartenland wechseln mit einander ab und
geben reiche Erträge. Der Gartenbau liefert besonders herrliches Gemüse
(Groß-Gottern, Langensalza), Blumen aller Art (Erfurt), saftiges Obst
und schmackhaften Wein. Von den Höhen gewinnt man branchbare Bau
und Pflastersteine (Gotha) und Bauholz. Aber anch unterirdisch ist
eine große Zahl der Thüringer tätig, um hier Brannkohlen, dort Stein
und Düngesalze zu Tage zu fördern. In den Städten sind neben dein
Ackerbau die Fabriktätigkeit, das Gewerbe und der Handel Nähr-
zweige. Weit und breit sind bekannt die Thüringer W oll waren (Apolda,
Mühlhausen) und die Sömmerdaer Eisenwaren. Welche Eisenbahnlinien
und Heerstraßen durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache, Sitten und Gebriinche der Kewohner.
Die Bewohner zwischen dem Thüringerwalde, der Unstrut und der
Werra heißen seit nahezu 2000 Iahren Thüringer. Ihre Sprache ist die'
obersächsische, die als thüringische Muudart gesprochen wird. Aussallend
sprechen die Bewohner der Vogtei südlich von Mühlhausen (Ober- und
Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen
weichen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen,
hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, auf deu Schultern und
der Brust gelb-rot bestickt ist und durch einen Gürtel zusammengehalten
wird. Die gewöhnliche Kopfbedeckung ist die Zipfelmütze. Die Frauen tragen
kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier klingt etwa so:
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
86 Das Land zwischen Elbe und Saale.
Gemüse, rechts von der Mulde hauptsächlich Roggen und Kartoffeln. Außer-
dem gewinnt man hier viel Holz (Waldwirtschaft). Da auch große Wiesen-
flächen vorhanden sind, so treibt man viel Viehzucht (Vogtland), im 0. mehr
Schafzucht. Braunkohlen- und einige Steinfohlengrnben beschäftigen
zahlreiche Bergleute. An der Weißen Elster (Ölsnitz) und ihren Neben-
slüssen treiben die Anwohner die Fischerei der echten Flnßperlmnschel, deren
kostbare Perlen man in den Handel bringt. Auch die Bearbeitung der
Schalen des Tieres giebt einer großen Zahl Personen Verdienst. Indem man
die Schalen beizt, schleift und poliert, stellt man die prächtigen Perlmutter-
waren her, z. B. Geldtaschen, Knöpfe, Broschen, Messerschalen (Adorf). Andere
Bewohner finden in Ziegeleien und Steinbrüchen ihr Brot. Die
holzreiche Gegend rechts von der Mnlde liefert das Brenn-, Bau- und
Nutzholz. Hier finden auch die Beerensammler im Sommer ihr täglich
Brot. Die Bienenzucht ist hier zu Hause. In den Städten herrscht
die Fabriktätigkeit vor, z. B. in Woll- Baumwoll-, Leder-, Topf-
waren, Cigarren, Zucker, Cichorie, Stärke, Malz, Spiritus, Paraffin.
Welche Eisenbahnlinien durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache, Sitten und Gebräuche der Demohner.
Die Vorfahren der jetzigen Bewohner waren meistens Slaven. Viele
Orts- und Flußnamen erinnern noch daran, z. B. Meißen = Schüssel,
Pleiße = kleines Wasser, Zeitz = Weizen, Lützen = Waldwiese. In
Zeitz gibt es noch heute einen „wendischen Berg" und eine „wendische
Straße". Jetzt sind die Bewohner Deutsche. Sie sprechen obersächsisch.
Hier und da hat sich auch noch wendische Sitte erhalten, so im Alten-
burgischen in der Kleidung. Die Frauen tragen hier kurze, enge Röcke und
Zacken. Eine gestickte Haube mit 18 langen, herabhängenden Seiden
bändern bildet den Kopfschmuck. An den Füßen tragen sie weiße Strümpfe
und seidene Halbschuhe. Die weiblichen Personen werden Märchen genannt.
Die Männer tragen Kniehosen und ein kurzes Wams mit blanken Knöpfen.
Als Festtagsschmuck dient eine lange Kette aus großen Münzen. Die
Männer heißen Melcher. Ihre Sprache klingt etwa so: „Wenn 'r die
Leite ämol sn rächt vergnügt sän wnllt, do mißt 'r ufs Vngelschießen
hängieh, besunnersch 'n lätzten Sunnt'g. Ös do ä Läm! Härre, des
Gewärche mißt 'r ämol sah!" E. Fischer. — In der Stadt Halle leben
als besonderer Menschenschlag die Halloren. Sie sollen von den Franken
abstammen. Schnallenschuhe, Kniehosen, ein langer Rock und ein drei-
eckiger Hut machen ihre Kleidung ans. Sie befassen sich entweder mit der
Salzgewinnung oder mit bürgerlichen Beschäftigungen, z. B. mit der Be-
stattung der Leichen.
An Sagen ist die Gegend nicht sehr racl). Viele knüpfen sich an sogenannte
Teuselssteine. ' Diese soll einst der Teufel nach der Kirche geworfen haben; doch
warf er stets zu furz. Solche Steine haben meist 4 oder 5 tiefere Löcher, das
sollen die Fingereindrücke des Bösen fein. Teufelssteine zeigt man am Fuße des
Petersberges, bei Hohenturm, Gimritz und Sennewitz unweit Halle. Bei Döl ut
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
5. Auf die Steinzeit folgte die Bronzezeit. Das Leben gestaltete sich annehmlicher, zumal da allmählich auch aus Griechenland und Italien Kaufleute eindrangen. Äxte, Beile, Messer, Sicheln, Pfriemen, Nadeln und Nägel, alles war, wie die Großkühnauer Sammlung beweist, aus schimmernder Bronze. Man gewann Freude an blinkenden Schmucksachen, besonders an spiralförmigen Armringen, auch an Hals-, Ohr- und Fingerringen. Jetzt erscheint zuerst der beste Schmuck des wehrhaften Mannes, das Schwert. Doch Bronzeschwerter sind unvollkommene Waffen.
Noch fehlte das Eisen im Lande.
6. Vor etwa zweitausend Jahren kam Germanien zum ersten Male mit dem Volke in Berührung, das sich den damals bekannten Erdkreis mit Blut und Eisen unterjochte. Diese stolzen Welteroberer, deren eisernes Schwert die Germanen nunmehr kennen lernen und nach langen Kämpfen an sich reißen sollten, waren die Nomer. Fig. 2. ä3rouiegeräte(5d&toertir, 39ei[, 3jiei6ei,2i?te).
§ 3. Die Römerzeit.
1. Derselbe Kaiser Augustus, von dem das Gebot ausging, daß alle Welt geschätzt würde, hatte in den Tagen, da der Heiland geboren wurde, seine Legionen am Rheine und an der Donau stehen, um die Grenzen seines Reiches gegen die Germanen zu schützen. Die Römer, schon damals in Verweichlichung versunken, fürchteten jene kühnen, naturfrischen Barbaren, die wie eine schwere Gewitterwolke von Norden her drohten. Wiederholt schildern nun römische Schriftsteller den gefährlichen Feind.
2. Die Deutschen wohnten gern ein jeder für sich auf abgeschlossener Hofstätte. Dörfer gab es wenig, Städte gar nicht. Die Hofstätten eines weiteren Umkreises bildeten den Gau, eine Reihe von Gauen den Stamm. Die Römer berichten uns, wie sich die einzelnen Stämme über Deutschland verteilten. Rechts der Elbe saßen im heutigen Anhalt die Semnonen. Sie gehörten zum Volke der Sueben, deren Sitze von der Elbe bis zur Oder reichten. Die Semnonen galten für das älteste Volk. Sie gehörten zu den angesehensten Stämmen. Ihre Tapferkeit wird besonders gerühmt. Als Stammesabzeichen trugen sie das lange Haupthaar zu einem Knoten geschürzt. Links der mittleren Elbe wohnten die Hermunduren. Sie werden später die Thüringer genannt. Ihnen schreibt man 'Ne^Gründung der Orte zu, deren Namen aus „ingen" auslauten, wie Hecklingen, Mehringen, Mühlingen.
3. Wiederholt drangen römische Heere vom Rheine bis zur Elbe vor. Diejenigen dieser Züge, die nördlich des Harzes durch Mitteldeutschland gingen, mußten in der Gegend der Saale- oder Muldemündung auf die Elbe treffen. So hat unser Anhalt damals ohne Zweifel römische Legionen
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Derselbe_Kaiser_Augustus Augustus