36 Landeskunde der Provinz Pommern.
5. Mönchguter und
Mönchguterin. Auf
der Halbinsel Mönchgut
hat die Bevölkerung zum
Teil noch die alte Tracht
bewahrt? die Bewohner
sind zumeist Fischer.
6. Das Rathaus und die Nikolaikirche in Stralsund. Der durchbrochene Backsteingi-bel des Rathauses und
die hinter ihm aufragende mächtige Kirche sind Zeugen des Reichtums und der Macht der alten Hansastadt,
sie stammen aus dem 14. ^jjahrh. und bezeichnen einen Höhepunkt in der niederdeutschen Backsteinbaukunst.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Dortmund und die heilige Feme.
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Schlüssel der Thore vorgetragen und dem Kaiser überreicht. Als
Karl unter Glockenklang, unter Zinken-, Kesseltrommeln-, Geigen-
und Pfeisenspiel in die Stadt einritt, führten die zwei Bürgermeister
in voller Rüstung sein Roß am Zügel; vier Rathsherren trugen
den Baldachin über ihm. Voran ritt der Herzog von Sachsen als
Marschall mit dem Schwerte; im langen Zuge wurde der silberne
Schrein mit den Gebeinen des heiligen Reinold getragen, um-
ringt von Schülern mit grünen Kränzen. Auf der Hauptstraße,
„die rein gefegt war," standen rechts die Männer, links die Weiber
der Stadt in ihren besten Kleidern. Der Kaiser wohnte im Hofe
Johann's von Wickede, des Patriciers, der mit dem Rechte begnadet
wurde, kaiserlicher Majestät den Steigbügel zu halten. Die Ehre so
hohen Besuchs hätte die Stadt aber bald theuer büßen müssen; denn
es begab sich, daß des Reiches Marschall vor dem Einzuge des Kai-
sers das Stadtthor nicht hoch und breit, die Straßen nicht weit
genug fand, um seine Lanze querdurch zu führen. Schon wollte er
Alles niederreißen lassen, so wie ihm in solchem Falle zukomme, und
nur für eine bedeutende Geldsumme hielt er den Befehl zurück.
2. Neben der Stadtmauer unter alten, vermorschten Linden be-
findet sich die Ding, d. i. die Gerichtsstätte der heiligen Feme. Das
war im Mittelalter (vom 12. bis 15. Jahrhundert) ein weit und
breit gefürchtetes Gericht; im Namen des Kaisers richtete es über
Ehr- und Treulosigkeit, Raub und Gewaltthätigkeit, über Entwei-
hung der Kirche und Abfall vom Glauben. Die freien Männer,
Ritter und Herren, zitterten vor ihm, wenn sie solcher Schuld sich
bewußt waren. Das Gericht hieß Freigericht, der Gerichtssprengel
Freigrafschaft, der Vorsitzende Freigraf, die Beifitzenden Freischöffen
oder Wissende. Der oberste Freistuhl oder Gerichtsort war eben in
Dortmund. Alle Freistühle eines Landes standen unter dem Stuhl-
herrn, der gewöhnlich der Landesherr selbst war. Oberster Stuhlherr
nächst dem Kaiser war der Erzbischof von Cöln als Herzog von West-
phalen; denn in Westphalen, auf „rother Erde," war der Ursprung
und Hauptsitz der Femgerichte. Der Freigraf wurde von dem Stuhl-
herrn, die Wissenden (d. i. die das Urtheil Weisenden, Sprechenden)
oder Freischöffen von den Femgenoffen selbst gewählt. Sie mußten
freie Laien von ehelicher, christlicher Geburt und makellosem Wandel
sein. Bei ihrer Aufnahme mußten sie einen feierlichen Eid schwören,
daß »sie das Geheimniß des Gerichts bewahren und jedes vor die
heilige Feme gehörige Verbrechen zur Anzeige bringen wollten. Zu
diesen Heimlichkeiten gehörte der Freischöffengruß: „Eck grüt ju, lewe
Man, wat fange ji hie an?" worauf der Wissende erwiderte: „Allet
Glück kehre in. wo de Fryescheppen sin" — ferner drei geheime
Alphabete, Erkennungszeichen bei Tische (sie legten das Messer mit
der Spitze sich zugekehrt hin), ein Nothwort: „Reinir dor Feweri"
und die Losung: „Stock, Stein, Gras, Grein." Wer die Heimlich-
keiten verrieth, dem wurde die Zunge ausgeriffen. Dem Frevler,
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Reinold Grein
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Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der deutsche Orden in Preußen.
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gräbnißkapelle unter der Ordenskirche zu Marienburg für die Hoch-
meister an, in der nur noch Leichensteine mit halberloschenen In-
schriften sich finden, auf deren einem noch deutlich die Worte zu er-
kennen sind: „Hier sind die Meister begraben, der von Aldenburg hat
angehaben." Bis über Esthland dehnte sich des Ordens Herrschaft
aus, die ihre höchste Blüthe erreichte unter der 30jährigen Regierung
des Hochmeisters Winrich von Kniprode.
3. Winrich von Kniprode. Er war von fürstlichem Stamm,
hoher majestätischer Haltung, in Kriegs- und Friedenswerken ausge-
zeichnet. Eine Chronik berichtet von ihm: „Sonderlich den bawers-
mann hat er gehalten lobesam, der wittwen und Waisen vater was
mit großer erbarmunge; wahr ist das." Noch waren Deutsche und
Preußen nicht zu einem Volke verschmolzen, und die deutschen Bauern
waren freier als die preußischen, doch waren diese nicht etwa recht-
lose Knechte, wie z. B. in Polen. Die Beschäftigungen des Friedens
konnten in dieser Zeit ungestört ihren Fortgang haben; denn der Or-
den hielt streng aus innere Ordnung, Ruhe und Sicherheit. Dabei
ging doch der ritterliche Geist der Tapferkeit von den Ordensrittern
auch auf die Bürger über, obgleich sie nur in Zeiten größter Noch
aufgerufen wurden; sonst begnügte sich der Orden mit bezahlten Söld-
nern. Viele Städte wurden reich durch Handel; Danzig, Thorn,
Elbing waren sogar Mitglieder des mächtigen Schutz- und Trutz-
bündniffes europäischer Handelsstädte, welches man Hansa nennt. Da
ist es nicht zu verwundern, daß Winrich Gesetze gegen Kleiderpracht
geben mußte. Jedem Stande ward seine Tracht vorgeschrieben, und
gar stattlich muß ein Bürgermeister oder Rathsherr anzuschauen ge-
wesen sein, der über seinem seinen Unterkleide einen langen weiten
Mantel tragen durfte, der vorne offen war. Den braunen, mit Seide
gefütterten Hut zierten 3 silberne Knöpfe, und um den Leib schmiegte
sich ein Gürtel mit silberner Spange, an der das Schwert in silber-
ner Scheide und mit silbernem Griff hing. Selbst dem gemeinen
Manne waren silberne Zierrathen an seinem tuchenen Wamms erlaubt.
Der Bart sollte von Allen getragen werden. An dem Hofe des
Hochmeisters ging es gewöhnlich einfach und still, doch fürstlich her.
Da sammelten sich Gelehrte und Künstler, da pflegte der Meister
selbst seine schönen Gartenanlagen und versandte Edelreiser ins Land,
hegte fremde Thiere im Zwinger, hatte die besten Jagdfalken in ganz
Europa, bewirthete fortwährend fremde Gäste und entließ sie nicht
ohne Ehrengeschenk. Der Ackerbau gedieh unter seiner Herrschaft vor-
züglich, selbst Wein wurde gebaut, besonders bei Thorn und dem
Städtchen Rhein. Für die Bürger ordnete er Waffenübungen an,
und um der ernsten Beschäftigung die Heiterkeit des Spieles beizu-
gesellen, verband der freundliche Fürst die Königsschießen damit.
4. Sein Kampf mit den heidnischen Litthauern. Win-
rich von Kniprode war ein Held und wollte nicht ruhen, bis die
Macht der heidnischen Litthauer gebrochen wäre. In diesen Kämpfen.
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Schulformen (OPAC): Volksschule
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Schlesien unter böhmischen Königen.
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schen Vasallen zu machen; d. h. sie standen hinfort unter seinem
Schutze, besaßen ihr Fürstenthum nur als ein geliehenes Gut, und
wenn ihre Familie ausstarb, fiel es an den Oberlehnsherrn, den
König von Böhmen, der es dann unmittelbar beherrschte.
Schlesien unter böhmischen Rönigen.
(1333—1326.)
5. Einige merkwürdige Gegebenheiten ans dem 14. Jahrhundert.
1. Um das Jahr 1350 wüthete in Schlesien, in Deutschland,
ja fast in ganz Europa eine furchtbare Krankheit, der schwarze Tod
genannt. Die Kranken wurden von innerlicher Hitze fast rasend ge-
macht und starben oft ganz plötzlich. Die Menge der Todten war
so groß, daß sie unbegraben in den Häusern verfaulten. Ganze
Ortschaften starben aus, und selbst kein Hausthier blieb übrig. Diese
Pest war jedenfalls aus dem Morgenlande eingeschleppt worden, aber
das unwissende Volk schob die Schuld auf die Juden; die hätten die
Brunnen vergiftet. Darum wurden damals unzählige Juden in's
Gefängniß und auf den Scheiterhaufen geschleppt. Um den Zorn
Gottes zu versöhnen, durchzogen Geißelbrüder die deutschen Länder.
Sobald sie an einen Ort kamen, entblößten sie Rücken und Brust,
warfen sich auf die Erde und breiteten die Arme aus, so daß der
Körper die Form eines Kreuzes hatte. Dann standen sie auf, nah-
men ihre mit Knoten und Häkchen versehenen Geißeln und zerfleisch-
ten sich damit. Dabei sangen sie klägliche Büßlieder.
2. Der böhmische König Karl Iv. war ein Vater seiner Unter-
thanen; das bewies er auch den Schlesiern, besonders der Stadt
Breslau. Sie war durch eine große Feuersbrunst zum Theil nie-
dergebrannt, Karl Iv. baute sie wieder auf und erweiterte sie über
die Ohla hinaus, ließ auch mehrere Straßen pflastern. Der Handel
blühete; er ging nach allen Weltgegenden, besonders nach Rußland
und Polen, selbst bis in's ferne Asien hinein zogen Breslauer Kauf-
leute. So wuchs die Wohlhabenheit der Bürger schnell, mit ihr
die Verschwendung und Ueppigkeit. Der Rath der Stadt mußte
einschreiten. Bei keiner Bürgerhochzeit sollten mehr als 24 Schüs-
seln, jede mit 4 Gästen erlaubt sein. Keine Bürgersfrau sollte eine
Haube tragen, die länger als eine Elle war, und das Kleid durste
reine Schleppe haben. Wer sich nicht fügte, zahlte Strafe, und das
lange Kleid wurde auf dem Rathhause abgeschnitten. — Das Geld
hatte damals einen viel höhern Werth als jetzt; in Breslau kostete
ein Scheffel Weizen 4 */2 Gr., Roggen 3 \ Gr., ein Ochse 48 Gr.,
ein Schwein 8 Gr., ein Pferd über 300 Gr. Ein Bote erhielt für
den Weg von Breslau nach Brieg 3*4 Groschen.
3. Reichthum der Bürger erzeugte Uebermuth. Die Handwerker
und niederen Bürger wollten sich nicht mehr von den Vornehmern
regieren lassen. In einem wilden Austuhr tödteten sie sechs Raths-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karl_Iv Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Deutschland Europa Breslau Polen Breslau Breslau Brieg
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Schulformen (OPAC): Volksschule
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Wanderung durch dk Sudeten.
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Gäste auf die mannigfaltigste Weise neckte und foppte. Den betrü-
gerischen jüdischen Roßtäuschern zeigte er sich oft auf einem prächtigen
Rosse als ein vornehmer Herr, und wenn sie sich verleiten ließen,
ihm das schöne Pferd abzuhandeln, verwandelte es sich nach kurzer
Zeit in einen Strohwisch. Traf er dagegen verarmte Edelleute, die
auf magern Pferden kummervoll durch das Gebirge ritten, so kam
er ihnen entgegen als ein stattlicher Ritter, ließ sich mit ihnen in ein
Gespräch ein und suchte durch irgend eine aufgestellte ungereimte Be-
hauptung eine Wette zu veranlassen; er selbst verlor dann, und der
Glückliche zog im prächtigen Anzuge auf dem schönen Pferde dahin
und fand außerdem noch, wenn er das Gebirge hinter sich hatte, seine
Taschen mit großen Rollen von Gold angefüllt. Wenn aber lockere
Abenteurer, die so Etwas erfahren hatten, seine Wohlthätigkeit auf
ähnliche Weise in Anspruch nehmen wollten, so wurden sie empfind-
lich getäuscht. Das Kleid verwandelte sich dann in Laub, das Pferd
in einen Stock, was aber der Reiter, verblendet, nicht merkte und so
in dem lächerlichsten Aufzuge durch die Dörfer ritt. — Arme Frauen,
die Kräuter suchten, überredete er, als Wanderer erscheinend, die Kräuter
aus dem Korbe zu werfen, worauf er diesen mit trockenem Laube
anfüllte. Nachdem er sich entfernt hat, wird der Korb schwer und
immer schwerer, bis die Frauen, der übermäßigen Last erliegend, den
unnützen Haufen, in der Meinung, betrogen zu sein, von sich werfen.
Aber, wenn sie nach Hause kommen, entdecken sie mit Erstaunen, daß
die wenigen Blätter, die am Korbe hangen blieben, in Gold ver-
wandelt sind. — Auf die Hochzeitsfeste armer Leute in den Gebirgs-
örtern begab er sich oft als fröhlicher Gast, tanzte mit der Braut
und überreichte ihr ein unscheinbares seidenes Band, dem Bräutigam
aber eine Silbermünze. Nach seiner Entfernung war aus dem Bande
ein kostbarer Schmuck, aus der Silbermünze ein schweres Goldstück
geworden.
Der Zutab arg.
Ach Zutabarg! Du schiener blooer Hübel,
Du bist ur'när a Wächter uf 'em Thurm,
Du meld'st uns iglich Guttes, iglich Nebel,
Du meld'st uns Rägen, Sunneschein und Sturm,
Wie uste ha' ihch nich gelinzt aus meinem Stübel,
Nach dir gelinzt und deiner Ohneform;
Denn war'sche blau, do kunnt ma Rägen spieren,
Und war'sche grau, do gingen der spazieren.
Do stihst de noch uf deiner alten Stelle
Und si'st uf die Verwirrung um dich här!
's is viel passirt, du schläscher Altgeselle, I
Mitunder ging's oach bluttig zu und schwär.
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TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Dir Weichsel.
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ligionskenntniß haben, deren Welt ihr Floß oder Holztraft ist. Traften
nennt man die Holzstöße, welche aus Galizien und Polen auf der
Weichsel herabgebracht werden. Sie sind in unabsehbarer Länge an-
einandergebunden, und auf ihnen befinden sich aus Brettern zusam-
mengeschlagene Häuschen, in denen die auf den Traften befindlichen
Leute wohnen. Ein langer, blonder Bart bedeckt das Gesicht der Flöß-
knechte; ein graubrauner weiterwollkittel oder Schafpelz, dessen Wolle sie
je nach der Witterung nach außen oder innen kehren, Hosen von grobem
Drillich machen ihre Bekleidung aus. Mit hölzernem Löffel essen sie,
während ihre Feuer einen grellen Schein auf die Getreidekähne, die
unabsehbar sich hinziehenden Traften und auf die langen Weichsel-
kähne mit dem unförmlichen Steuerruder und den thurmhohen Ma-
sten werfen.
4. Die Städte an der Weichsel. An der Grenze West-
preußens erhebt „die Königin der Weichsel", das alterthümliche
Thorn, ihre gewaltigen Ring- und Festungsmauern. Thorn war
die erste Feste, welche der deutsche Ritterorden erbaute. Die Stadt
wurde bald so mächtig, daß sie nächst Danzig für die angesehenste
Handelsstadt Preußens galt, bis die polnische Herrschaft, unter welcher
sie von 1466—1793 stand, Handel und Macht herabbrachte. Sie
ist die Vaterstadt eines der berühmtesten Sternkundigen, des Niko-
laus Kopernikus; er wurde im Eckhause am altthornschen Thore
am 19. Februar 1493 geboren und lebte als Domherr in Frauen-
burg am frischen Haffe, wo er 1573 starb. Er hat die Ent-
deckung gemacht, daß die Planeten sich um die Sonne drehen in
länglichrunden Bahnen, und daß die Erdkugel sich außerdem noch um
sich selbst bewegt. Thorn wurde durch Kopernikus weltberühmt und
errichtete ihm 1853 eine Bildsäule.
Den Fluß weiter hinab steigen an der rechten Seite auf den
belaubten Uferhöhen die mit vielen Thürmen versehenen Kirchen der
ehrwürdigen Stadt Culm empor. Dort am Fuße der Berge ließen
sich die Ordensritter zuerst nieder, nachdem ihnen das Culmer
Land vom Herzoge Conrad als Preis für ihren Beistand geschenkt
worden war. Hier erwuchs der deutsche Bürgerstand zu Reichthum
und Macht, wovon das gothische Rathhaus, sowie die freundlichen
breiten Straßen mit ihren vielstöckigen Häusern zeugen.
Oberhalb der Ossamündung erscheinen über Flachskähnen, Ge-
treidespeichern und Baumgängen die grünen Wälle und Mauern der
Feste Graudenz, welche Courbiere (spr. Kurbiähr) 1807 so
rühmlich vertheidigte. Den Franzosen gab er auf die Meldung, daß
es keinen König von Preußen mehr gäbe, die männliche Antwort:
„So bin ich König von Graudenz." Die Feste ist von Friedrich
dem Großen auf einem Berge eine Viertelstunde unterhalb der
Stadt erbaut worden.
An dem rechten Ufer der Nogat, etwa 2 Meilen von ihrer
Mündung in das frische Hass, liegen die mittelalterlichen Thürme und
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
Extrahierte Personennamen: Conrad Friedrich Friedrich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Litthauer und Masuren.
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siellt. Der Bauer in entlegenen Dörfern arbeitet alle Haus- und
Wirthschaftsgeräthe, als Stühle, Tische, Näder und Wagen, selbst;
die Frauen wirken das Zeug zu ihren Kleidern aus Wolle und
sind überhaupt fleißig und thätig. Leider hat der Branntweingenuß
auch unter ihnen Armuth, Verschuldung und unordentliches Wesen
verursacht.
Die Männer tragen lange grobwollene Röcke von grauer Farbe,
so daß sie durch die Uebereinstimmung ein militärisches Aussehen
haben. Auch den Frauen ist eine besondere Tracht eigen. Die Sprache
ist von der deutschen und polnischen ganz verschieden. Die Litthauer
sind große Freunde des Gesanges und besitzen eine Menge schöner
Volkslieder, in ihrer Sprache dainos genannt, die sie bei Festen,
Kirchfahrten und gemeinsamen Arbeiten singen. Lieblich ist besonders
anzusehen, wenn in den Gegenden um die Mündung der Gilge,
Ruß u. s. w. eine Schaar Jünglinge und Jungfrauen festlich ge-
schmückt auf ihren Kähnen zur Kirche fahren und in der Morgen-
frühe den Ruderschlag mit Wechselgesängen begleiten. Unzüchtige
Lieder, wie sie leider von Deutschen oft gesungen werden, haben
sie nicht.
Die Masuren sind ein Zweig der Polen. Bei der Mehrzahl
findet man blaue Augen und blondes Haar. Wie die Litthauer sind
sie gastfrei und Freunde des Gesanges, weßhalb sie ebenfalls viele
Volkslieder haben. Sie lieben ihre Berge, ihre Seen, ihre Wälder
und ihre Sprache. Wenn der Masure Soldat wird und sein Dorf
verlassen muß, erfaßt ihn nicht selten ein solches Heimweh, daß er
auf einige Zeit zu den Seinen zurückgeschickt werden muß. Ist die-
ses aber erst überwunden, so ist er mit Leib und Seele Soldat. Der
König steht bei den Masuren in hohen Ehren. Im Jahre 1848 wollten
sich ganze Dorfschaften aufmachen und gen Berlin ziehen, um die
Rebellen zu Paaren zu treiben. Das hl. Vater Unser beten sie in
der Kirche stets knieend; am Sonntage Nachmittag versammelt sich
Jung und Alt, besonders die erwachsene Jugend, in der Schule. Da
wird gesungen, ein Abschnitt der Schrift vom Lehrer erklärt und aus
Missionsberichten und Erbauungsbüchern vorgelesen. In vielen Häu-
sern sind Schriften von Luther, Arnd's „Wahres Christenthum" und
dergl. verbreitet. Die Erlernung der deutschen Sprache wird ihnen
leicht, aber sie vertauschen sie ungern mit ihrer Muttersprache. Sie
sind gewandt und flink, aber klein von Statur. Da der Boden,
den sie bebauen, unfruchtbar ist, so sind sie arm; aber sie scheuen
den Fleiß nicht und sind höflich, bescheiden und gefällig.
Prtiißcn.
2
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort]]
Extrahierte Personennamen: Luther
Extrahierte Ortsnamen: Masuren Polen Masuren Berlin