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1. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 162

1912 - Stadthagen : Heine
— 162 — 2. Aus unseren Volkstum. Uolkstrachteu. Während sich im N und S unserer Heimat eine einfache, bürgerliche Kleidung findet, zeichnet sich der größte Teil unserer weiblichen Landbevölkerung durch eiue farbenreiche Tracht aus. Besonders auffallend sind der gekräuselte, rote Rock, das kurzärmelige Mieder, die mit Perlen und Klittern, Schleifen und Bändern geschmückte Mütze, das buntfarbige Schultertuch, die kunstvoll gearbeitete, weiße Halskrause und die Halskette aus Wal- nußgroßen, geschliffenen Bernsteinperlen. Man kann drei Trachten- gruppeu unterscheiden, nämlich die Bückeburger, die Liudhorster und die Friller Tracht. Gemeinsam ist allen dreien der fast bis auf die Füße herabreichende, feuerrote Rock, dessen Stoff je nach der Güte von den Landleuten als Büffel, Friesat oder Scharlach be- zeichnet wird. (Die Bezeichnung „Friesat" deutet die ursprüngliche Heimat des Stoffes an. Wollstoffe stellte man nämlich früher iu Friesland und den benachbarten Gegenden her. Als bestes Tuch galt im Mittelalter das englische. Schon im 15. Jahrhundert wurde englisches Tuch in roter Farbe in Osnabrück eingeführt.) Große Verschiedenheiten weisen bei den einzelnen Gruppen Mütze, Nackentuch, Schürze und Mantel auf. Die Mütze scheint in ihren Anfängen aus Westfalen und dem Osnabrückischen zu uns herüber- gekommen zu sein. Dort wurden von den Frauenklöstern aus zu- erst gestickte Mützen verbreitet; sie waren mit Gold- und Silber- treffen besetzt oder mit Blumenstickereien geschmückt und wurden über der eigentlichen Haube getragen, von der sich als Rest das Stirn- band erhalten hat. Die Bückeburger Tracht nimmt: fast den ganzen sw Teil unserer Heimat ein, reicht im Xv bis' an die Weser und schließt im 0 mit den Dörfern Poll- hagen, Nordsehl, Krebshagen und Wendthagen ab. Die Mützen haben hier große und steif abstehende Schleifen, breite und lange Bänder und vorn überaus bunte Perlenstickerei, die sich auch auf dein Stirnbande („Plitt") findet. Durch Verwendung steifer Pappe hat man der Mütze allmählich die heutige Form ge- geben, deren Anfänge Mitte der 1870er Jahre von Bückeburg ausgingen. — Die Lindhorster Tracht findet sich im O des Fürstentums, in den Kirchspielen Lindhorst, Lauenhagen, Probsthagen und Heuerßen; sie umfaßt auch den angren-

2. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 284

1912 - Stadthagen : Heine
— 284 — (1. Rheinisches) Nr. 7 in Bonn. Hier ereilte ihn am 29. April 1911 die Nachricht von dem plötzlichen, unerwarteten Heimgange seines sürstlichen Vaters. So wurde Erbprinz Adolf in seinem 29. Lebens- jähre auf den Thron berufen. Aus Anlaß seines Regierungsantritts wurde Fürst Adolf zum Major des Bonner Husaren-Regiments ernannt mit der Berechtigung, auch die Uniform des Wests. Jäger- Bataillons Nr. 7 in Bückeburg zu tragen. Fürst Adolf hat seinen Regierungsantritt mit dem Versprechen angekündigt, daß er die Regierung des Landes unter Gottes gnädigem Beistande zum Besten und zum Segen des Fürstentums den Gesetzen gemäß zu führen entschlossen sei. Diesem Grundsatze wird unser Fürst nach dem Vorbilde des Vaters stets treu bleiben. So werden persönliche Treue und Anhänglichkeit auch fernerhin das Band bilden, durch das Fürst und Volk unseres Heimatlandes von jeher unerschütterlich fest verbunden waren. Gott segne und schütze unser Fürstenhaus und uufer Heimatland immerdar!

3. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 337

1912 - Stadthagen : Heine
— 337 — ziert war. (Als Wahlspruch trug der Helm die Worte: Pulchrum mori succurrit in extremis. Das heißt etwa: Ein schöner Tod winkt in Gefahren. Der lateinische Spruch findet sich heute auf den Helmen nnferer Gendarmen.) Patronen- und Säbeltafche waren mit einem Xv und einer Krone gefchmückt. An Waffen hatte der Karabinier eine Büchse, eine Doppelpistole am Sattel und einen leichtgebogenen Säbel ohne Korb und Bügel. Ahnlich waren die Fußkarabiuiers gekleidet, die jedoch Beinkleider aus Tuch und Schuhe mit Gamafchen von grauer Farbe trugen; ein Küraß fehlte natürlich. Als Waffen trugen sie Büchse und Hirschfänger. Die Pferde waren lauter spanische schwarze Hengste, die so abgerichtet wurden, daß sie im Felddienste keinen Laut von sich gaben. Manche Heldentat erzählt uns die Geschichte dieser kleinen Kriegsschar. Ein kühnes Reiterstücklein möge hier erwähnt werden. Im Herbste des Jahres 1758 ritten zwei Karabiniers mit Namen Salenzky und Schaper durch die Senne gegen das Lippische. Sie hatten den Auftrag, in der Richtung nach Höxter vorzugehen, um sichere Nachricht über die Stellung und Stärke des Feiudes einzuholen. Eines Tages erreichten die beiden Reiter den Wier- borner Krug in der Nähe von Blomberg. Sie beschlossen, hier ein wenig zu rasten. Aber wie erstaunten sie, als sie in den Hofraum kamen und dort sechs französische Kavalleriepferde angebunden sahen! Der Wirt stand eben in der Tür, erkannte sie an ihrer Unisorm und rief sogleich ängstlich: „Kerls, macht, daß ihr fortkommt!" Allein unsere Karabiniers ließen sich nicht so leicht ius Bockshorn jagen. Salenzky sprang schnell vom Pserde, reichte die Zügel seinem Kameraden und gab ihm die Weisung, ja sorgfältig auf die Tür zu achten. Dann durchschnitt er eiligst die Sattelgurte der sechs Pferde, während der zitternde Wirt erzählte, daß die feindlichen Reiter in einem Hinterzimmer an einem langen Tische gleich rechts von der Tür säßen und zechten. Ruhig nahm Salenzky nun die Büchse, ließ noch drei lose Rollkugeln auslausen, hing den Säbel ins Faustgelenk und trat dann ins Haus. Leise öffnete der Wirt die Tür. Ein Blick überzeugte Salenzky, daß die Feinde in der angegebenen Stellung saßen. Schnell zog er die Büchse an die Backe und gab Feuer. Drei Feinde stürzten zusammen, einen vierten, der neben ihm weg zur Tür hinausdrängte, hieb er nieder, während die letzten beiden um Gnade flehten, die ihnen auch gewährt wurde. Die 22

4. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 173

1912 - Stadthagen : Heine
Die Kleidung war sehr einfach. Die gewöhnliche Tracht der Männer war ein Rock mit Ärmeln aus Pelz, Leinen oder Wolle, über den ein Stück Wollenzeug als Mantel geworfen wurde. Zur Bedeckung der Beine dienten Binden oder Hofen, auch lederne Schuhe waren feit alter Zeit im Gebrauch. Die Frauen trugen ein ärmellofes Gewand, als Uberwurf dienten leinene Mäntel, die durch eiue Spange oder einen Dorn zusammengehalten wurden. Als Waffen wurden Wurfspieß, Schwert, Streitaxt und Keule geführt, auch Pfeil und Bogen oder Wurfschleudern, während ein Schild zum Schutze diente. Jin Gebrauch der Waffen wurde schon die Jugend fleißig unterwiesen. Das Gewerbe trat noch stark zurück; am meisten wurden, wenn auch wohl nur von Unfreien, die Schmiedekunst und die Töpferei geübt. Jede Familie suchte sich die nötigen Hausgeräte, Werkzeuge und Kleidungsstücke selbst anzufertigen. Anstedelung. Als Hirten, Jäger und Fischer, die ihre Wohnsitze oft wechseln mußten, waren die ersten Bewohner in unsere Heimat gekommen, ^o- lange der Ackerbau nur sehr oberflächlich betrieben wurde, konnten dauernde Siedelnngen nicht entstehen. Erst die zunehmende Volksmenge nötigte zur plan- mäßigen Bearbeitimg des Bodens und damit zu festen Wohnsitzen. Die Besitz- nähme von Land erfolgte durch feierliche Grenzbegehung (Schnatbeziehen, S. 96). Bestimmend für den Ort der Niederlassung waren gutes Trinkwasser und eine geeignete Ackerflur, die meist erst' in harter Arbeit für den Anbau umgeformt werden mußte. Die Einwanderer wählten deshalb im Berglande die Täler der Bäche und Flüsse. Hier entstanden unter dem Einfluß enger Begrenzung die ersten geschlossenen Ortschaften oder Dörfer. Im Flachlande dagegen, wo man das Grundwasser überall in geringer Tiefe erschließen und Brunnen an- legen konnte, breiteten sich die Wohnstätten der einzelnen Familien zerstreut über das ganze Land aus. Hier begegnen wir daher dem Einzelhof, wie er links der Weser vorherrscht. Höhen oder unzugängliche Moore und Sümpfe wurden als Zufluchtsstätten gewählt. An solchen Plätzen entstanden Burgen, die man durch ausgeworfene Wälle, durch Hecken und Verschanzungen noch besonders schützte. Sie sind als Wallburgen oder Ringwlule bekannt und dienten bei feindlichen Angriffen dem Volke auch als sichere Stützpunkte. Als altgermanischer Ringwall gilt in unserer Gegend die Düsselbnrg an der Westseite des Steinhuder Meeres (S. 48). Äans und Hof. Die urgermanischen Häuser waren Blockhäuser, aus rohen Holzstämmen aufgebaut, wie sie unsere Auswanderer in fernen Wald- gegenden noch heute für den ersten Aufenthalt errichten. Später führte man Wände aus Holz und Flechtwerk mit Lehin anf. Das Dach wurde mit Stroh oder Schilf gedeckt. Fenster fehlten; der vom Herdfeuer aufsteigende Rauch mußte unter dem Dache durch Oeffnungen abziehen, die im Winter verstopft wurden. Das Vieh ließ man anfänglich frei umherschweifen, gab ihm dann aber, als es zur Ackerwirtschaft nötiger wurde, eigene. Stallungen.- Der Hofraum, der später auch den Gemüse- und Obstgarteu umfaßte, wurde ringsum durch einen Zaun aus Pfählen und Weidengeflecht und durch einen Graben gegen das Wild geschützt.

5. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 163

1912 - Stadthagen : Heine
— 103 — zenden n Teil des zur Provinz Hessen-Nassau gehörigen Kreises Grafschaft Schaum- bürg, das Amt Rodenberg, und wird darum auch als hessische Tracht bezeichnet. Die Mutze ist einfach und bequem, geht von der Stirn aus steil uach oben und fällt nach dem Hinterkopf zu schräg ab. Besondere Schmuckstücke sind Nackentuch, Schürze, silberne Brustspange, Ohrringe, Fingerring und bunt gestrickte Strümpfe. - Die Friller Tracht^ beschränkt sich auf die Kirchspiele Frille und Dankersen. Sie zeichnet sich durch Schlichtheit, Einfachheit und darum auch durch Billigkeit aus. Besonders fallen Rock, Wams (Mieder) und Mütze auf. Der Rock, dessen unterer Saum mit blauem Atlasband besetzt ist, hat auffallend kurze Taille und wird durch Schulterbänder gehalten. Das Wams ist mit 4 m langem Band besetzt, dessen Enden ans die Schürze herabfallen. Die leichte Mütze hat vorn zwei Zipfel, die aus dem Besatzbande geformt sind. Die Volkstracht der männlichen Bevölkerung hat leider so stark abgenommen, daß sie nur noch wenig hervortritt. Diese Er- scheinnng kann man jedenfalls auf den gesteigerten Verkehr, den Militärdienst der jungen Leute in fremden Garnisonen und das Aussuchen von Arbeitsgelegenheit in der Fremde zurückführen. Die frühere Männertracht ist in ihrer malerischen Wirkung noch recht zur Geltung gekommen, als Kaiser Wilhelm Ii. zum ersten Male (15.—17. Jan. 1889) am Fürstenhofe zu Bückeburg weilte. Da- mals erschienen einige hundert Landleute in ihrer Nationaltracht auf prächtig geschmückten Pserden als Ehrenreiter, um Kaiser und Landesfürst zu begrüßen. Unsere gesamte Volkstracht aber hat sich noch in jüngster Zeit in ihrer Üppigkeit und Schönheit fo recht voll entfalten können bei dem Festzuge, den die Landbevöl- kerung am 16. April 1907 zur Feier der silbernen Hochzeit unseres regierenden Fürstenpaares veranstaltete. Die Männer tragen nur noch ganz vereinzelt den langschößigen, weißen Leinenkittel mit blanken Metallknöpfen und rotem Futterstoff und die rauhe Fell- mutze oder den niedrigen, breitkrempigen Hut. Früher kamen dazu Kniehose aus Hirschleder oder Manschester und lange Strümpfe oder hohe Schaftstiefel. Zur Kirche wird stellenweise noch ein langschößiger, dunkler Rock mit kurzer Taille getra- gen, der talergroße, mit Seide umsponnene Knöpfe und aufrecht stehenden, nicht um- gelegten (altdeutschen) Kragen hat. Um den Hals wird im Sommer und Winter ein schwarzseidenes Tuch gebunden, aus dem in einigen Kirchspielen der gezackte Hemdskragen hervorragt. Bei den Männern im Gebiet der Lindhorster Tracht findet man noch stumpf abgeschnittenes Haar, auf dem gewöhnlich eine schwarze Pelzmütze oder eine schwarzseidene leichte Kappe getragen wird. Ältere Leute trugen hier noch zu Anfang dieses Jahrhunderts als Kopfbedeckung eine aus weißer oder schwarzer Wolle gestrickte beutelartige Mütze, deren umgeschlagenes Quasten- ende („Pingel") vom Kopfe herabhing. Im Gebiet der Friller Trachtengruppe dient als Kopfbedeckung eine rauhe Fellmütze oder ein kleiner Hut mit schmaler Krempe, zur Kirche dagegen trägt man niedrigen Filzhut, der recht breite Krempe und herabhängendes, breites Samtband hat. Knaben und Jünglinge trngen bisher eine kleine aus buntem Wollgarn gestrickte Mütze („Pett") mit herab- hängender Troddel. Rundgeschnittenes Haar („Polkahaar") findet sich nnr noch bei älteren Männern. — Als Schmuck trugen die Männer mehr oder weniger kostbare Knie- und Schuhspangen. Auch die Frauenschuhe waren in der ersten 11*

6. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 180

1912 - Stadthagen : Heine
180 wohnt in der Himmelsburg Walhalla und überschaut von hier die ganze Welt, obgleich er nur eiu Auge hat, die Sonne. Zu seiner Seite sitzen zwei Wölfeauf feinen Schultern zwei Raben, die ihm alles berichten, was auf der Erde sich zuträgt. Ein blauer Mantel mit goldenen Sternen umhüllt feilte Schulteru. Deu Kopf bedeckt ein breitkrämpiger, tief ins Gesicht gedrückter Wolkenhut. Oft jagt er auf achtfüßigem, weißem Roffe durch die Luft als der wilde Jäger, besonders aber in beit heiligen 12 Nächten zur Zeit der Wintersonnenwende (S. 167). Den auf dem Kampfplatze (Wal) Gefallenen sendet er seine Töchter, die göttlichen Walküren, um die Helden in Empfang zu nehmet! (küren) und nach Walhalla zu holen, wo sie eiu ewiges Freudenleben führen sollen. Man glaubte also au ein Leben nach dem Tode und gab deshalb auch deu Toten Waffen, Geräte und Schmuck mit ins Grab. Mit den Helden reitet Wodan täglich zur Jagd oder zum Kampfe aus. Ihre Wunden heileil von selbst während der Nacht. Dem Wodan ist der Mittwoch (engl. wednesday) als heiliger Tag geweiht. Wodan war ursprüng- lich Windgott und als solcher auch der Gott der Fruchtbarkeit und des Erntesegens, dann Toteugott. Als im Mittelalter die Heiligen der christlichen Kirche allmählich die heidnischen Götter verdrängten, trat vielfach der Erzengel Michael an Wodans Stelle; St. Michaels Tag, der 29. September, wurde der früher dem Wodan geweihte Erntefesttag. Der heilige Martin erhielt Wodans Mantel und Schimmel. Wodans Person ist verchristlicht in St. Nikolaus oder Knecht Ruprecht (vgl. die Kyffhäusersage, ferner Uhland „Die ster- benden Helden" und Dahn „Siegesfang nach der Hermannsschlacht"). Wodans Gemahlin ist Frija (Frigg), die Göttin der Liebe und Ehe, die Beschützerin der Hirten und Herden. Ihr ist als Sonnen- königin der Sonnenkäfer heilig und der Freitag geweiht, an dem unsere Vorfahren mit Vorliebe ihre Hochzeiten feierten. Als Hulda oder Frau Holle (auch Frau Bertha) wacht sie über das Familien- leben; sie belohnt die fleißigen Spinnerinnen und bestraft die faulen. Wenn sie ihre Betten schüttelt, fallen weiße Flocken auf die Erde herab (vgl. Frau Holle, Aschenbrödel, Siegsried und Brunhild). Wodans ältester Sohn ist Donar (Thor bei den nordischen Völ- kern, Herkules bei den Römern). Er hat feurige Augen und einen langen roten Bart und gebietet über Blitz und Donner. Auf einem mit zwei Böcken bespannten Wagen fährt er durch die Wolken, aus

7. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 190

1912 - Stadthagen : Heine
!<>() Auch in Schriften und Dichtungen loirb Heriiiaim immer wieder gefeiert. So fingen felbst die Kinder in Westfalen: Römische Kultur in Deutschland. Die Unterjochung der germanischen Völker war nicht gelungen. Ilm sich nun selbst gegen ihre wilden Einfälle zu schützen, errichteten die Römer eineil fast 600 km langen Grenzwall (Limes), der in der Gegend von Nenwied begann und am Nordrande des Taunus entlang zum Main und weiter znr Donau oberhalb Regensburg lief. Dieser etwa 3 m hohe Schutzwall sollte das allmählich über die alte Rhein- und Donangreuze hinaus vorgeschobene römische Gebiet sichern. Er war durch Pfahlwerk und Graben befestigt und namentlich in gewissen Zwischenräumen mit Warttürmen und Kastellen versehen, in denen römische Wachen und Besatzungen lagen. (Das bekannteste Kastell dieses fast in seiner ganzen Länge wieder aufgedeckten Limes ist die von Kaiser Wilhelm Ii. erneuerte Saalburg bei Homburg.) Die Be- völkerung innerhalb dieser Grenzlinie mußte an Rom den zehnten Teil der Ein- künste entrichten; daher nannte man das Land Zehntland. In den römisch gewordenen Teilen Deutschlands entstanden mehrere Städte (Basel, Straßburg, Speier, Worms, Mainz, Koblenz, Köln, Trier n. a.). Trotz der trennenden Schranke kamen beide Völker allmählich in immer nähere Beziehungen. Römische Kaufleute tauschten Eisen, Silber, Gold, Kleiderstoffe, Waffen, Geräte und Schmucksachen gegen Pferde, Rinder, Felle, Pelze, Bernstein und das beliebte blonde Haar der deutschen Franen ein. Nach dem Vorbilde der Römer der- besserte man den Ackerbau, auch lernte man von ihnen den Wein-, Obst- und Gemüsebau kennen. Viele römische Bezeichnungen gingen als neue Worte in unsere Sprache über. So erinnern an die Römer noch heute die Monats- namen wie Juli (Julius Cäsar), August (Kaiser Augustus), September, Oktober usw., die der 7., 8., 9., 10. Monat heitzen. Nach Jahrhunderten drang endlich, wiederum von Süden her, auch das Heil der christlichen Religion dauernd in die heidnischen deutschen Gaue. Hermann, sla Lärm an I Lat piepen. Int truminen! De Kaiser will knmmen Mit Hammer un Stangen Will Hermann uphangen. De Fürsten sind kummen Mit all ehren Mannen, Hewt Varus uphangen. lln Hermann slang Lärm an. Leit piepen, leit trummen.

8. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 336

1912 - Stadthagen : Heine
336 — gemahnt worden, doch immer vergebens. Endlich entschlossen sich die Junker Christian und Achatins von Münchhausen, mit Gewalt eiu Pfand zu nehmen. Eines Abends kamen sie mit fünf Knechten auf Suhren Hof. Es heißt, daß sie dort „gehanen und gestochen haben". Darum fanden sie auch heftigen Widerstand. Dennoch ge- lang es ihnen, eine Kuh wegzuführen. Nun reizte die Mutter ihre Söhne und einen Krämergesellen zu schleuniger Verfolgung. Die Leute vom Herrenhof flüchteten und ließen die gepfändete Kuh zu- rück. Am Ausgange des Dorfes holte der älteste Sohn Hermann Suhren den Junker Christian ein. Dieser wollte seinem Verfolger dadurch ausweichen, daß er über einen Graben sprang. Dabei ver- setzte ihm Hermann mit einer langen Forke einen Stich in den Kops, so daß er bald darans starb. Sein Leichnam wurde in der Grabkapelle der Heuerßer Kirche beigesetzt. Die Witwe Suhren soll aus Furcht vor Strafe nach Sachsen- Hägen geflüchtet sein, woher sie stammte. Am folgenden Osterabend brannte ihr Gehöft nieder. Uber das Schicksal des Mörders ist uns nichts aufgezeichnet worden. Er kann der irdischen Gerechtig- keit entgangen sein, aber niemals den Qualen des strafenden Gewissens. 9. Die eisernen Rlänner. Im siebenjährigen Kriege haben sich die Karabiniers des Grafen Wilhelm folchen Ruhm erworben, daß sie von den Franzosen die eisernen Männer (1e8 hornrnes de fer) oder die Teufel von Bückeburg (les diables de Buckebourg) genannt wurden. Diese Lieblingstruppe des Grafeu zählte 75 Reiter, denen noch 50 Jäger zu Fuß beigegeben waren. Der Waffenrock der Reiter war ein schwarzes Koller (Wams) aus Elenshaut mit scharlachrotem Tuch- kragen und ebensolchen Aufschlägen. Es wurde uicht zugeknöpft, fondern zugehakt. Die gelben Beinkleider waren aus gutem Wild- leder angefertigt und steckten in langen Stiefeln mit Anschnallsporen. Brust und Rücken bedeckte anfänglich noch ein eiserner Harnisch mit schuppigen Armschienen, die bis zum Ellenbogen reichten; da dieser Küraß aber die Bewegung hinderte, so wurde er später abgeschafft. Den Kopf fchützte ein Helm ans Eisenblech, der mit Bärenfell ver-

9. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 1

1912 - Stadthagen : Heine
Geographischer £eil. I. Allgemeine Übersicht über unser Heimatland und Nachbargebiet. 1. Unsere Heimat im kartenbilde. Nur ein geringer Teil der Heimat wird unseren Schülern aus eigener Anschauung bekannt. Damit sie aber das gesamte Heimat- land kennen lernen, müssen Wort, Bild und Karte aushelfen. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist die Karte. Ihre Farben und Zeichen bieten ein deutliches Gesamtbild. Manches kann ohne weitere Belehrung abgelesen werden. So zeigt uns ein rotes Band aus unserer Heimatkarte, wie die Grenze unseres Fürstentums Der- laust. Die vielen schwarzen Ringe und Flecken, welche in ver- schiedener Größe bunt durcheinander über das Kartenbild oerteilt sind, bezeichnen die Wohnplätze der Menschen. Die wie ein Netz oereinigten Striche lassen erkennen, ob Wege oder Bahnen oon einem Orte zum andern sichren. Die blauen Bänder deuten die Flußläufe an. Als größten Fluß erkennen wir die Weser. Sie beschreibt ein großes Knie nm unsere Heimat herum. In der Nord- ostecke der Karte ist ein kurzes Stück eines anderen größeren Flusses dargestellt, das die Leine bezeichnet. Man sieht deutlich, daß unser Heimatland nicht bis an diese beiden Flüsse heranreicht, daß es aber ein großes Gewässer vollständig einschließt, nämlich das Stein- huder Meer. Diese Wasserfläche ist 0ou den meisten Orten unseres Landes aus nicht zu sehen, da die Rehburger Berge den Blick dorthin begrenzen. Die Lage der Rehburger Berge ist durch braune Farbe bezeichnet, woran wir auch das übrige Bergland unserer 1

10. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 65

1912 - Stadthagen : Heine
— 65 — keine Nationaltracht, sondern meist einfache, bürgerliche Kleidung (bei den Frauen in Wölpinghausen finden sich noch vereinzelt eigenartig gestickte Mützen). Statt des landesüblichen Maike heißt es hier Dirn, statt mi und di aber meck und deck. Diese Eigentümlichkeit wird damit erklärt, daß die Bewohner der Meer- Niederung in alter Zeit einem anderen germanischen Volksstamme und Gau angehörten. Die Frauen haben vielfach strohgelbes Haar. Sie müssen gewöhnlich tüchtig mitarbeiten. Durch das übliche Kiepentragen bildet sich bei ihnen nicht selten eine schlechte Körper- Haltung aus. An männlichen Vornamen sind gebräuchlich : Dietrich, Konrad, August, Heinrich, Wilhelm, an weiblichen: Doris (Dora), Sophie, Marie, Minna, Emma. Die Seeprovinz ist dem Verkehr durch eine Kleinbahn ange- schlössen, die Steinhnder Meerbahn (S. 44). Mit der Kreisstadt Stadthagen ist die Verbindung durch eine Chaussee hergestellt. Diese läuft von Hagb. durch die Schier uach Auhagen, trennt sich im Dühl- holz von der Straße Sachsenhagen-Lindhorst und geht über das sogen. Bellersche Feld au Lüdersfeld und Probsthagen entlang aus Stadthagen zu. Vou Stadthagen ist Steinhude ruud 20, Hagenburg rund 16 km entfernt. Nach der Stadt Wunstorf führt von Stein- Hude eiue Chaussee über Großenheidorn, eine andere über Altenhagen. Aufg. Welche Rohstoffe werden in der Weberei verarbeitet? — Welche Kunstprodukte stellt man aus ihnen her ? — Welche Beschäftigungen hängen mit der Webereiindustrie zusammen ? — Welche Rohstoffe werden in der Brauerei, Brennerei, Loh- gerberei usw. verarbeitet ? — Wert der Arbeitsteilung! — Vor- und Nachteile der Hausarbeit! — Gesamtbild: Stelle die Berge, Gewässer und Ortschaften der Niederung im N un- seres Landes zusammen ! — Zeichne dieses Gebiet! 5
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