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1. Das Mittelalter - S. 59

1893 - Leipzig : Dürr
— 59 — nie. Seinen Feinden war er furchtbar, seinen F-reunben, seiner Familie, seinen treu ergebenen Dienern, den Armen und Bedrängten offenbarte sich die milde, weiche Seite seines Wesens. In feiner nächsten Umgebung herrschte die größte Einfachheit. Er selbst kleidere sich am liebsten in Stoffe, die seine Töchter gewebt hatten, nur zweimal legte er in Rom kostbare Gewänder an. Die Thätigkeit war sein Lebenselement. Oft stand er in der Nacht aus und arbeitete, wenn ihn ein großer Gedanke beschäftigte. Des Morgens schon beim Ankleiden hörte er streitende Parteien und fällte Urteile. Bis zu Mittag war er unermüdlich thätig, keine Minute durfte ungenützt verstreichen, nach Tische ruhte er gern einige Zeit, nachdem er die Kleider abgelegt und sich zu Bett begeben hatte. Sobald er auswachte, begann er den Tag mit frischer Kraft von neuem. Mit Regierungssorgen uitb geistigen Arbeiten wechselten körperliche Übungen. Im Reiten, Jagen, Schwimmen that es ihm keiner gleich. Auf der Jagb mußten ihn auch seine Söhne und Töchter begleiten, die er zärtlich liebte, besonbers die Tochter. Es erfreute sein Herz, wenn die hohen Jungfrauen im langen Reitgewanb, das Haar mit Goldfäden durchzogen, sich in das fröhliche Jagdgetümmel auf dem Hofe mischten und ihre Rosse bestiegen. Gleiche Liebe brachte er der Gattin entgegen. Die dritte, Fastral)a, eine leidenfchaftlichliche, launische Frau, liebte er so sehr, daß er sich selbst durch ihre Intriguen, die ihn zweimal zu strengem Gericht über ihre Anhänger zwangen, in feiner Zuneigung nicht beirren ließ. Wie vertraulich er mit den zur Akademie gehörigen Freunden verkehrte, ist schon erwähnt worden. Diese Mischung majestätischer Kraft und rein menschlicher Gefühlsäußerungen gaben später der Sage Stoff, ihn zum Helden von wunderbaren Begebenheiten zu machen. In der Rolands- fage erscheint er als der fromme Streiter Gottes und feine zwölf Palatine als die Träger des Gottesstaates, den er auf Erden errichtet hatte. Wie im Jnlande, so war er auch in weiter Ferne ein Gegenstand der Bewunberung. Der Kalis Harun al Raschib ehrte ihn durch eine Gesandtschaft, die ihm kostbare Geschenke, unter anderem einen Elephanten und eine Wasseruhr überreichte. Karl erwiderte die Aufmerksamkeit mit einer Sendung schöner Pferde und Hunde. Ant 28. Januar 814 starb Karl in Aachen, wo er der heilenden warmen Bäder wegen gern verweilte, im 72. Jahre seines Lebens In der Marienkirche wurde er begraben. Daß er sitzend, mit der. Krone auf dem Haupte und dem Seepter in der Hand, in einem Gewölbe bestattet worden sei, ist nur eine Sage, die das Außerordentliche seines Wesens noch mit Tod und Grab verwebte. Pfalz, Geschichte. Ii. 5

2. Das Mittelalter - S. 6

1893 - Leipzig : Dürr
— 6 — beten Waffen, webten Leinwanb, brauten Met und Bier und suchten Hanbelsverbinbungen anzuknüpfen. An körperlicher Bilbung und geistiger Begabung waren sie den benachbarten Kulturvölkern ebenbürtig. Ihre hohe, kräftige Gestalt, ihr langes, rötlich blonbes Haar und ihre blauen Augen imponierten selbst den Römern. Daß sie eine ausgebilbete Götterlehre besaßen, ist schon erwähnt worben, boch sie bichetetn auch Gesänge zu Ehren ihrer Götter und gruben Schriftzeichen (Runen) in buchene Stäbe, welche sie hinstreuten, um den Willen der Götter zu erforschen. Aber ihr Leben war einfach, und rauh ihr Land. Walb und Sumpf nahm bamals den größten Teil Deutschlanbs ein, ba-zwischen lagen in den Thälern langgestreckte Dörfer, von Acferlanb und Viehtriften umgeben. Die roh hergerichteten Hütten, die aber boch bereits in einem weißen ober rötlichen Abputze prangten, stauben vereinzelt inmitten der Felber. Vor dem Hause biente eine verbeckte Grube als Vorratsraum und bei einem plötzlichen feinblichen Überfalle als Versteck. Ebenso einfach war die Kleibung, und zwar unterschieb sich die der Frauen wenig von der Tracht der Männer, nur daß jene mehr aus Leinwanb, diese mehr aus Pelzwerk bestanb. Stabte gab es im alten Germanien noch gar nicht. Mehrere Dörfer zusammen bil-beten einen Gau, bessen Grenzen gewöhnlich durch einen Flußlaus, den Abhang eines Gebirges ober eine anbere natürliche Beschränkung bestimmt würden. Die Gaubewohner waren nach Stäuben georbnet. Durch Grunbbesitz und Ansehen im Volke ausgezeichnet waren die Abalinge (Eblen). Einzelne von ihnen wohnten wohl schon in festen Burgen, und aus ihren Reihen wählte das Volk die Anführer im Kriege, die Herzöge. Auch das Stammesoberhaupt, der König, gehörte dem Abel an, und schon der Titel (Kuning = einem Geschlechte angehörig) beutet baraus hin, daß die Würbe in einer bestimmten Familie in der Regel erblich war, wenn auch immer eine Wahl durch die Volks-gemeinbe der Thronbesteigung voranging. Der König war der oberste Gerichtsherr, der Vorsitzenbe der Volksversammlung, und wenn er wollte, gewiß auch der oberste Kriegsherr, aber seine Gewalt erlitt eine Beschränkung durch das Ansehen der Priester und den Willen der Volksgemeinbe; im Kriege teilte er die Führung mit den vom Heere erwählten Herzögen ober überließ sie biesen ganz, wie es die Stammessitte mit sich brachte. Den Kern des Volkes machten die Freien aus, die grunbbesitzenben Gemeinbemitglieber, welche niemanbem zins- und bienstpflichtig waren. Daneben gab es wohl schon sehr früh zinspflichtige Grunbeigene (Hörige), kleine Bauern, welche einem Freien, einem Eblen ober dem Könige Abgaben entrichten mußten. Dieses Abhängigkeitsverhältnis bilbete sich von selbst, sobalb größere Laub strecken durch

3. Unser Vogtland - S. 126

1899 - Leipzig : Dürr
Wie der Vogtländer inbetreff seiner Nahrung sehr genügsam ist, so ist er es anch in seiner Kleidung. Früher gab es eine besondere vogtländische Tracht; doch ist diese so ziemlich ganz verschwunden, nur in abgelegenen Orten findet man beim weiblichen Geschlechte hin und wieder noch die „Buckel- Haube" als Kopfbedeckung, und zur „Kerwe" erscheinen wohl manchmal die jungen Mädchen noch in der malerischen alten Tracht beim Tanze. Ganz der Einfachheit des Vogtländers entspricht seine Wohnung, an der sich auch der Hang zum Althergebrachten uns wieder recht deutlich zeigt. Durch ihre Gebäude unterscheiden sich unsere heimischen Dörfer wesentlich von denen anderer Landschaften. Sie haben ihr ganz besonderes Gepräge, und der fremde Wanderer fühlt sich in frühere Jahrhunderte zurückversetzt, wenn er überall so viele alte Blockhäuser findet, die ja wohl die ursprünglichste Bauart der Wohnungen, Stallungen und Vorratshäuser waren. Sind auch die Wohnungen oft recht klein und schmucklos im Äußern wie im Innern, so halten sie doch hübsch warm, und der Vogtländer be- findet sich nirgends so wohl wie in seinem Heim, weshalb er denn auch oft und vou ganzem Herzen spricht: „Derham is derham!" 28. Zwei Gedichte in vogtkändischer Mundart von L. Wiedel. I. Der Spee tauf. Fix, Bübel, spring zen Bettel raus! Scha guckt de Suuu zen Fenster rei und lacht mei faules Bübel aus: Zischaus, zischaus! Wer wird deuu su a Speetaus sei! Fix, Bübel, in de Klaader nei! De Sperken af ne Fensterbreet, die lachen längst zen Fenster rei: Görg, Görg! Ei, ei! Ei, Bübel, ei, wie kimmste speet! Fix, Bübel, nieder af de Knie! Die Lerng, se gubelu scha wie lang und flieng zen blaue Himmel hie: Tiri, tili! Fix, Bübel, sog Gott aa dan'n Dank! Fix, Bübel, wasch und putz diech raa! Die Gänsle plätschern scha in' Teich und lachen: Schau, uu kimmt der aa! Gigaa, gigaa! Geschwind, mei Bübel, spring und fleig!

4. Unser Vogtland - S. 13

1899 - Leipzig : Dürr
in die Städte verkaufen. Gar manche arme Familie verschafft sich so im Sommer lohnenden Verdienst. 4. In früheren Zeiten beschäftigte auch der Bergbau auf Kupfer, Zinn und Eisen viele Hände; doch hat derselbe jetzt fast ganz aufgehört; nur einige wenige Eisensteingrubeu geben noch Ausbeute. 5. Die bis jetzt genannten Beschäftigungen find aber nur hinreichend, um etwa den 5. Teil aller Bewohner des Vogtlaudes zu ernähren; die übrigen 4/5 habeu sich der Industrie zuwenden müssen. Die wichtigsten im Vogtlande eingeführten Industriezweige fiud die Baumwollen- und die Wollenindustrie, sowie die Fabrikation von Musikinstrumenten. Namentlich in den Städten ist eine überaus große Mannigfaltigkeit und Regsamkeit des Gewerbsleißes zusammengedrängt, dessen Erzeugnisse in alle Länder Europas, ja der ganzen Erde gehen. Ans Marknenkirchener und Klingen- thaler Geigen und Klarinetten und anderen Saiten- und Blasinstrumenten wird auch in Amerika und Australien zum Tanze aufgespielt. So gehen ans dem Vogtlande auch alljährlich viele Hunderttausende von Zug- und Mundharmonikas, Kindertrompeten und anderen ähnlichen Instrumenten zur Unterhaltung und Freude für jung und alt in alle Länder der Erde. Die wollenen Kleiderstoffe und gedruckten Tischdecken Reichenbachs sind auf den fernsten Märkten gesucht und beliebt. Die vornehme Dame, welche in Petersburg und Stockholm sich mit dem wnndervoll gestickten Taschen- tuche Luft zufächelt, ahnt nicht, daß die fleißige und geschickte Hand einer armen Dorfbewohnerin des Vogtlandes das feine Linnengewebe mit so ge- schmackvollen Blumenstickereien verziert hat. Über das ganze Vogtland er- streckt sich die Fabrikation der sogenannten Weißwaren. In den großen von Dampfmaschinen getriebenen mechanischen Webereien in Plauen, Falken- stein und Auerbach werden Mull, Musselin, Jaeonett und ähnliche Stoffe, besonders aber auch die in herrlichsten Mustern prangenden Gardinen ge- webt. Eine sehr große Zahl von Stickmaschinen sind neben Handstickerinnen emsig beschäftigt, um die zierlichen Stickereien, Streifen, Kragen, Kleider k. herstellen zu helfen, die alljährlich aus dem Vogtlande für putzbedürftige Frauen und Mädchen in alle Länder gesendet werden. Die Webereien in Mylau und Netzschkau liefern wollene Kleiderstoffe. In den großen Öls- nitzer Teppichfabriken können wir Teppiche kaufen von den kleinsten bis zu deu größten, von denen einer den Fußboden eines großen Zimmers voll- ständig bedeckt, Teppiche von den einfachsten bis zu den farbenprächtigsten Mustern. Denken wir noch an die große Zahl von Corsetts, die in Öls- nitz, Adorf, Brambach und Plauen gefertigt werden, ferner an die sehr bedeutende Lederfabrikation in Plauen und Elsterberg, an die Perlmutter- wareu Adorfs, au die Tuchfabrikation zu Lengenfeld und die Tücherfabri- kation von Treuen, so ersehen wir, daß das Vogtland eine sehr mannig- faltige und reiche Industrie hat. In der That gehört das Vogtland zu den gewerblichsten Landschaften Sachsens, ja des ganzen Deutschen Reiches. 4. Aie Ktster im Wogttande. Wie oft schon hörtest du am Wehre das Wasser der Elster rauschen und sahst hinein in den lebendigen weißen Schaum! Wie gern warfst du ein Stück Papier in das rafch dahinfließende Wasser und liefst ihm nach,

5. Geschichte der Reformation - S. 97

1834 - Leipzig : Dürr
Die Hussiten. 97 i4og auf 5ooo Studenten mit verschiedenen Lehrern die Uni- versität und es wurden von ihnen andre dergleichen Lehran- stalten, j. B. in Leipzig, errichtet. Obschon Prag viel verlor, so wurde Huß doch noch immer geschätzt, und der übrigens höchst trage, mißtrauische, oft grausame König Wenzel sagte von ihm: Diese Gans (was Huß auf böhmisch bedeutet) wird mir noch goldne Eier legen. Huß predigte geg-en den Ablaß, gegen die schlechten Sitten der Geistlichkeit und da er sich nicht in Rom verantworten wollte, so wurde er in Prag ver- hört. Es wurde ihm das Predigen verboten und auf 200 Bande Wikleffischer Schriften wurden verbrannt. Nun be- rief er sich auf eine allgemeine Kirchenverfammlung, wurde aber darüber in den Bann gethan und Prag mit dem Inter- dikt belegt, so lange es Hussen duldete, der daher nach Husi- sinez ging. Wenzel verlor die Kaiserkrone, welche sein Bru- der Siegmund bekam, der eine Kirchenverfammlung für das beste Beruhigungsmittel hielt und Costnitz in Schwaben zu die- sem Concilium bestimmte, wobei auch der Papst erscheinen sollte. Dieser willigte ungern ein, weil er lieber verdammen, als sich zu einer Reformation, die von dem Haupte anfangen sollte, verstehen wollte, und weil er fürchtete, verschiedene unangenehme Anträge hören zu müssen. Unterdessen kam cs doch 1415 zu Stande. Es waren 5o Cardinale , 20 Erz- bischöffe, >bo Bi schösse, >ooaebte, 200 Doktoren der Theo- logie und »5o Prälaten mit zahlreichem Gefolge zugegen, so wie der Kaiser mit mehrern Kurfürsten und andern Für- sten. Auch der Papst Johannes Xx!!. zog hin. Huß, dem ein kaiserlicher Schutzbrief freies Geleit und Sicherheit zur Hin - und Rückreise zugesichcrt hatte, welchen selbst der Papst bestätigte, wurde vorgefordert. Man verhörte ihn über sein Buch von den sechs Irrthümern, worin er die Verwandlung der Hostie in den Leib Christi, den Glarchcn an die Untrüg- lichkeit des Papstes und an die Heiligen, die Kraft der Ab- *) *) Die Cardinale bilden das Collegium, das den Papst wählt, und mit ihm alles berathet. Sie tragen eine rothe Mütze und einen Hut darüber mir seidenen Schnuren und Quasten. 7

6. Geschichte der Reformation - S. 290

1834 - Leipzig : Dürr
2 y 0 D i e n e tt e si e Z e i r bis in die M i l t e auch der Mensch mit allen seinen Anlagen sein Geschöpf ist, das die Sinnlichkeit nicht ausrottcn sondern nur beherrschen und mäßigen soll. Sie haben Vorsteher, die sie Vater nennen; der oberste ist eine Art von Papst, und jetzt der gedachte Enfantin; tragen ein himmelblaues kurzes Ueber- röckchen, ohne Kragen; eine Art weißer Weste, oben mit hochrothem Bande eingefaßt, und einen schwarzen Ledergür- tel mit einer Messingschnalle, einen langen Bart, Hals und Brust bloß, eine kleine rothe, etwas breite, chunde Mütze auf dem Kopfe und schwarze Pantalons. Dieses nicht un- angenehme Aeußere, das Neue und Einschmeichelnde der Grundsätze, die Ueberrcdungsgabe der Simonistischen Apo- stel, wie sic sich selbst nennen, hat ihnen nicht bloß Mit- glieder unter dermenge Unbemittelter, sondern auch Angese- hene und Wohlhabende zugeführt, die in schwärmerischer Ver- blendung Summen von mchrern hunderttausend Livres G 6 gr.) oder gar ihr ganzes Vermögen zuwendcten. Jeden Sonntag Mittags 12 Uhr ist in einem Saale Predigt, vier Wochentage in drei Sälen Unterricht. In diesen Zusammen- künften wird über alte und neue Geschichte, über berühmte Männer, wie Don Juan, Lordbyron rc, rc. gesprochen; ja als der Minister Perrier diese Convente verbot, so verwandelte sie Enfantin in Abendgesellschaften, wo mehrere hundert Men- schen, darunter Gelehrte, Künstler, schöne Frauenzimmer in den prächtig erleuchteten Zimmern sich mit Gespräch, Vokal- und Instrumentalmusik, und zuletzt mit Tanz unter- hielten. Ihre Einkünfte beliefen sich so hoch, daß sie selbst der Regierung einen schönen Pallast abkaufen wollten, den sie aber nicht erhielten. Indeß haben sie sich gespalten und die Väter suchen einander Proselyten abzugewinnen. Aber auch die Regierung ist auf sie, ihre Grundsätze und ihr alle bisherigen Verhältnisse und Baude der bürgerlichen Gesell- schaft zerstörendes Treiben aufmerksam und sie selbst sind in schwere Prozesse verwickelt worden; auch scheint der Eifer für sie erkaltet zu scyn; ihre in fremde Länder, selbst in die Türkei und nach Aegypten, ausgesandten Apostel werden häufig ausgelacht; die Geldquellen versiegen- aber der Sa-

7. Geschichte der Reformation - S. 76

1834 - Leipzig : Dürr
76 Iriq u isi ti o n. §. 18. Fortsetzung. Inquisition. Unter die berühmteren Mönchsorden gehörten die Car- theuser, deren Orden Bruno 1086 in Frankreich stiftete, und dessen Mitglieder gewöhnlich in Sargen schliefen. Der Ci- stcrzicnscrordcn, ,098 in Frankreich gestiftet, hatte nach 100 Jahren schon 1800 Abteien in verschiedncn Ländern. Von ihnen stammen die Barfüßer ab, welche statt der Schuhe nur Sohlen von Holz oder Leder tragen, und die Trappisten, welche bald nach ihrer Stiftung in einen Übeln Ruf wegen ihrer Verachtung aller Gelehrsamkeit und grausamen Behand- lung der Kinder, die sie erziehen wollten, kamen; aber so abgeschmackt und abschreckend auch ihr Wesen war, doch in der Schweiz noch Gönner finden. Mehrere Gesellschaften bil- deten sich nach einer Regel, die man dem heiligen Augustinus zuschrieb, die aber nur Regel für seine Geistlichen seyn sollte. Um das Jahr i5oo fanden sich über 2000 Kloster mit 5o,ooo Augustincrmönchen und 000 Klöster mit Augustine- rinnen. Die Carmeliter entstanden in Palästina, wurden aber dort vertrieben. Sie wollten ihre Stiftung von dem Prophet Elias ableitcn. Am wichtigsten wurden die beiden Mendikanten- oder Vettelorden, die Dominikaner und Franziskaner. Domini- kus, ein Edelmann aus Spanien, widmete sich dem geistli- chen Stande, und war ein eifriger Verfolger der Ketzer. Dafür erlaubte ihm 1216 der Papst einen Mönchsorden in Frankreich zu stiften, dessen Glieder Dominikaner, auch Prädikanten oder Prediger hießen. Ihre Kleidung im Klo- ster ist weiß, und außer dem Kloster tragen sie noch einen Mantel und eine Kappe von schwarzer Farbe. Ihre Regeln sind strenge, und die Anzahl ihrer Mönchs - und Nonnenklö- ster belief sich iin achtzehnten Jahrhundert über 1000. — Franziskus, ein Italianer, war erst ein Kaufmann, und genoß üppig die Welt, aber nach einem Traume, wo ihm Waffen mit einem Kreuze erschienen, hielt er sich zu einem

8. Geschichte der Reformation - S. 79

1834 - Leipzig : Dürr
Inquisition. 79 dcscultur um das I. 700 daselbst gestiftet hatten, Muhame- dancr. Der König und seine Gemahlin Jsabella stellten nun einen Gencralgroßinquisitor an, der 200 Gchülscn und 5o Reiter im Dienste hatte, und bald waren alle Gefängnisse angefüllt, und die schrecklichsten Hinrichtungen angeordnet; von i4o2 — 1520 sind über 4ooo Menschen verbrannt wor- den. Tausende gaben sich aus Angst selbst an, konnten aber nicht allemal dem lebenslänglichen Gefängniß entgehen, oder waren doch ehrlos. Die Hinrichtungen, die man Auto da fe', Glaubenshandlungen, nannte, waren aufs schauerlichste eingerichtet, und wurden gewöhnlich an einem Sonntage ge- halten. Früh rief die Glocke dazu. Der Verdammte ging barfuß, mit einer spitzigen Mütze auf dem Kopfe und in dem Sanbenito, einem safranfarbigen Bußkleide, das ein Kreuz auf der Brust und auf dem Rücken hatte und mit Teufcls- larven bemalt war. Die Dominikaner zogen mit der Fahne der Inquisition voran; ihnen folgten die Reuigen, welchen nur Buße aufgelegt war, gewöhnlich auch in einem solchen, etwas weniger bemalten Bußgewande; dann die Verurthcil- ten. In Sargen trug man nun die Bildnisse der Entflohe- nen und die Gebeine von schon Verbrannten; die Särge waren schwarz mit Flannncn und Teufeln bemalt. Prie- ster und Mönche schlossen den Zug, der durch die Hauptstra- ßen in eine Kirche ging, wo nach einer Predigt das Urtheil verkündiget wurde, und wobei die Verdammten eine ausge- löschte Wachskerze halten mußten. Der Inquisitor gab ihnen daun einen Schlag auf die Brust und die weltliche Obrigkeit vollzog nun die Hinrichtung, wobei gewöhnlich zahllose Zu- schauer waren. Spanien hat dadurch sehr viele edle, nütz- liche Menschen verloren, und empfindet noch die Folgen die- ses schrecklichen Glaubcnsgerichts. Man kann mit Recht diese Mönche als eine wichtige Armee des Papstes und als eine seiner Hauptstützen betrachten; aber sie haben ihm doch sein Grab bereiten helfen.

9. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 126

1906 - Leipzig : Dürr
126 Das Zeitalter des Absolutismus runzlig wie die Falbeln eines Weiberrockes, der Rcken gekrmmt wie ein Fiedelbogen." Hager und spitz sind jetzt die Linien seines Antlitzes ge-worden; aber aus dem scharfgemeielten, rotgebrunten Gesicht, der das wie Wolkenschatten alle wechselnden Stimmungen fliegen und jedes Ge-sprach zuckende Lichter wirft, glnzen noch in alter Lebenslust die wunder-baren Augen, die sich jedem, der sich ihnen naht, in die Tiefe der Seele bohren, deren klarem, kaltem Blick nichts zu entgehen vermag, vor deren Zornesfunkeln alle erbeben. Um die festgeschlossenen Lippen drohen gleich-sam die Stacheln seiner schonungslosen Rede, die im raschen Fluge, fast atemlos dahinzustrmen Pflegt; aber noch ertnt seine Stimme mit ihrem alten, sanften Wohllaut. Die Einfachheit seiner Uniform ist bis zur Vernachlssigung gesunken. Im vielgetragenen blauen Rock, in abge-schabter, mit Flecken besetzter, schwarzer Sammethose, auf der gelben Weste die reichlichen Spuren des Schnupftabaks, in vergilbten hohen Stiefeln, mit abgegriffenem Hute, dessen weie Feder schmutzig geworden, so reist er durch sein Land," der alte Fritz, der letzte König", wie ihn verehrende Begeisterung einst genannt hat, unseres Volkes Fhrer und Vorbild, geb' es Gott, in kommende Zeiten. Iii. Friedrichs innere Politik. Friedrichs Politik ist ein geschlossenes Gefge von Manahmen, be-herrscht von dem politischen Machtgedanken. Beruhte sein und seines Staates Stellung in Europa auf dem moralischen Ansehen, das sein keckes und entschlossenes Vorgehen bei der Eroberung Schlesiens in aller Welt ihm erworben hatte, so galt es, dies Ansehen festzuhalten, galt es, das Rckgrat des Staates, das Heer, auf der hchsten Stufe der Ausbildung, Strke und Macht zu erhalten, und alle anderen innerpolitischen Manahmen des Knigs sind in erster Linie als Mittel fr diesen hchsten Zweck aufzu-fassen. Seine finanziellen Anordnungen sind aus militrischen Rcksichten zu verstehen, verwandte er doch von den 20 Millionen der Staatseinknfte 13 Millionen auf das Heer; seine wirtschaftlichen Manahmen sollen Land und Leute mglichst steuerkrftig machen; seine Justizreform soll wieder der Frderung des Verkehrslebens und der wirtschaftlichen Wohlfahrt dienen; seine Sozialpolitik wird wesentlich durch militrische Gesichtspunkte (Bevorzugung des Adels) bestimmt; seine Vernachlssigung der Volksbildung erklrt sich aus der Geringfgigkeit der Staatsmittel, die nach Abzug der Heereskosten noch brig bleiben. Der Staat soll mchtig werden; er wird es nur durch ein mchtiges Heer.

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 108

1906 - Leipzig : Dürr
108 Das Zeitalter des Absolutismus ahmte man nach, was dort getrieben wurde. Und was sah der Glck-liche, der einmal verstohlenen Blicks in die Hofwelt hineinschauen durfte? Zuerst fielen ihm die strenge Frmlichkeit, die steife Etikette auf, der auch Serenissimus" sich fgen mute, die feierlich - wrdevollen Schritte, die unfrmige, gepuderte Percke, Reifrcke und Stckelschuhe, die dreieckigen Hte und Galanteriedegen. Die einfache, schlichte, mitunter derbe Lebens-weise der Fürsten war dahin, Prunksucht und ppigkeit ihre Freude. Ballett und Opern, groartige Feuerwerke und Jagden nahmen ihre Zeit in Anspruch. Die in der Pracht des Barockstils, spter in dem launigen, koketten Rokoko erbauten Schlsser waren von bersteifen und seltsamen Grten umgeben. Da fanden sich eigenartig verschlungene Jrrgnge, Spring-brunnen, Tempelchen, kleine Bildsulen, knstliche Vgel; da gab es Ros-marienstcke, nach Art einer Gans gebildet, Vexierwsser, auslndische Blumen. Zwischen diesen regelmig angelegten und regelmig beschnittenen Beeten, unter griechischen Gttern und Faunen, durch Grotten und Irrgrten wandelten die Percken und Reifrcke, parlierten" französisch, hielten mit spitzigen Finger gar zierlich die Blumen und vertrieben sich in zierlich-slichem, verliebtem Schferspiel die Zeit. Von allen Hofvergngungen aber erzhlte der neugierigen Welt der Mercure galant, oder es brachte gar das Theatrum Europaeum eine gestochene Abbildung. Selbstver-stndlich muten die Fürsten auch darin ihrem groen Meister nachahmen, da sie sich eine Armee" hielten; die Soldatenspielerei, das Prunken in abenteuerlichen und unglaublichen Uniformen ward Mode". Daneben sind diese Hfe der Sitz der Unsittlichkeit. An die Stelle der *) Steinhausen erzhlt von einem bei der Hochzeit Kaiser Leopolds (1666) abgehaltenen Ballett, das seinem Urheber neben einer Belohnung von 20000 Gulden einen stndigen Jahresgehalt und den Freiherrentitel einbrachte, folgendes: Es be-handelte den Kamps der vier Elemente um das Vorrecht, Perlen zu machen Mar-garita (eigentlich Perle) hie die spanische Braut des Kaisers. Vier kstlich gekleidete Ritterkompanien stellten die Elemente dar. Die der Luft hatten den von 24 Greifen begleiteten Wagen der Luft, die als Juno erschien, die des Feuers einen Felsenberg" als Werkstatt des Vulkans, die des Wassers ein von Felsen eingeschlossenes wogendes Meer mit dem Thron des Neptun nebst 40 Winden, die der Erde einen Garten mit Springbrunnen, der Erdgttin, Nymphen und Satyrn bei sich. Den ungestmen Streit, bei dem als Richter die Argonauten (Goldenes Vlies!) auf ihrem prchtigen Schiff auftraten, unterbrach das Erscheinen einer immer grer werdenden feurigen Wolke, aus der der Tempel der Ewigkeit niedersank, aus der weiter ein glnzender Himmel mit der Ewigkeit darauf sichtbar ward, welch letztere ein mit Schmeicheleien fr die Kaiserin verbundenes Schluwort sprach. Aus dem sich ffnenden Tempel ergo sich dann ein glanzvoller Zug, in dem auch der Kaiser selbst und mit ihm der Wagen der Gloria erschien. Schlielich folgte dann ein Pferdetanz" in elf Ab-teilungen."
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