59
Ein Jeder hört's, doch Jeder zagt;
Aus Tausenden tritt Keiner vor.
Vergebens durchheulte mit Weib und Kind
Der Zöllner nach Rettung den Sturm und Wind.
Sieh', schlecht und recht ein Bauersmann
Am Wanderstabe schritt daher.
Mit grobem Kittel angethan,
An Wuchs und Antlitz hehr.
Er hörte den Grafen, vernahm sein Wort
Und schaute daö nahe Verderben dort.
Und kühn in Gottes Namen sprang
Er in den nächsten Fischerkahn.
Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang
Kam der Erretter glücklich an.
Doch wehe! Der Nachen war allzuklein,
Der Retter von Allen zugleich zu sein.
Und dreimal zwang er seinen Kahn,
Trotz Wirbel, Sturm und Wogendrang;
Und dreimal kam er glücklich an,
Bis ihm die Rettung ganz gelang.
Kaum kamen die Letzten in sichern Port,
So rollte das letzte Getrümmer fort.
„Hier," rief der Graf, „mein wack'rer Freund,
Hier ist der Preis! Komm her! Nimm hin!"
Sag' an, war das nicht brav gemeint? —
Bei Gott! der Graf trug hohen Sinn;
* Doch höher und himmlischer wahrlich schlug
Das Herz, das der Bauer im Kittel trug.
„Mein Leben ist für Gold nicht feil.
Arm bin ich zwar, doch hab' ich satt.
Dem Zöllner werd' Eu'r Gold zu Theil,
Der Hab' und Gut verloren hat!"
So rief er mit herzlichem Biederton
Und wandte den Rücken und ging davon. Bürger.
67. St. Nikolaus.
St. Nikolaus war ein Bischof; aber er predigte nicht blos
und verrichtete nicht blos die Geschäfte am Altare, sondern er half
Allen, welche der Hülfe bedurften.
Einst ging er am Ufer des Meeres, und da sah er eine arme
Frau, welche mit ihren drei Kindern Muscheln auflas, um damit
ihren Hunger zu stillen. Die Kinder aber waren zu weit gegangen
und versanken plötzlich in ein tiefes Loch. Ibr Jammergeschrei und
das der Mutter erfüllte die Luft; aber außer dem Bischöfe war
Niemand in der Nähe und dieser konnte nicht schwimmen. Allein
der fromme Mann wollte helfen, und wenn es sein eigenes Leben
kostete. In Gottes Namen stürzte er sich in das Wasser, und war
so glücklich, ein Kind nach dem andern herauszuziehen. Gott
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
171
findet bei den Häusern Statt. Die öffentlichen Gebäude und die, welche
dem Sultan gehören, find weiß, die der Emire grün und die der andern
Türken roth; die Häuser der Rajahs und der andern Unterthanen endlich
find grau angestrichen. Die Hunde, welche mir bei jedem Schritte haufen-
weise begegneten, waren mir eine widerwärtige Erscheinung; ihre Raee ist
häßlich, der Gestalt und Farbe nach gleichen sie dem Fuchse oder dem
Wolfe. Sie leben in den Gassen ohne Herren, ganz wild und vermehren
sich auf eine beängstigende Weise; doch hat man kein Beispiel, daß die
Tollwuth unter ihnen geherrscht habe. Auf die engen Gaffen folgen von
Zeit zu Zeit unregelmäßige Plätze, die mit Bäumen besetzt find. Ze
mehr ich vorwärts kam, desto außerordentlicher erschien mir das Leben und
die Bewegung; die bevölkertsten Quartiere von Paris geben keinen Be-
griff davon. Ueberall sieht man Buden. Hier werden Sorbets oder
Backwcrk im Schatten einer Platäne verkauft; dort sitzt mit gekreuzten
Beinen ein Steinschneider auf seinem Tische, arbeitet, raucht seine tür-
kische Pfeife und bietet seine wunderlichen Ringe und gestochenen Steine
den Käufern an. Etwas weiter legt ein Pfcifenhändler seine vergoldeten
Köpfe, seine Mundstücke von Bernstein und Porzellanmasse aus; neben
ihm verkauft ein Kupferschmied die sonderbarsten Geräthe. Darauf kommt
man an einen Kaufmann, der Shawls, orientalische Stoffe und alte
Kleider feil hat, und zu einem halbnackten Gärtner, der auf seinen Schul-
tern eine bogenförmige Stange trägt, an deren beiden Enden Körbe mit
Küchengewächsen hängen. Im Anschauen dieses Wirrwarrs wird man
plötzlich fast umgeworfen durch den breiten Kasten eines Citronenhändlers,
zugleich aber ertönt ein klägliches Schreien: es ist ein Verpesteter, ven ein
Lastträger in das nächste Spital schleppt. Man stellt sich mit Entsetzen
auf die Seite, und kaum hat man sich von diesem Schrecken erholt, so
läuft man schon wieder Gefahr, in die Rinne geworfen zu werden, die
mitten in der Gasse fließt; denn eö kommt eine ganze Rotte Esel, die so
mit Bauholz beladen find, daß sie fast die ganze Breite des Raumes ein-
nehmen. Gleich nach ihnen folgen Reiter; dann kommen wieder Kotschis
und Arabas, zwei Arten höchst seltsamer mit Musselin bedeckter Kutschen,
die man gewöhnlich für Frauenzimmer gebraucht und die theils von Pfer-
den , theils von Ochsen gezogen werden. Mit einem Wort: die Straßen
wimmeln von Menschen und Thieren der verschiedensten Art; namentlich
sieht man auch viele Bettler mit zerlumpten Turbanen und Kaftanen, viele
Blinde und Aussätzige. Bussiöre.
20. Derheerungen^dev Pest.
Eine der größten Plagen des türkischen Reiches ist die Pest,
denn oft macht sie die volkreichsten Städte zu Wüsteneien. Bis-
weilen ist die Seuche so allgemein, daß in Städten wie Konstanti-
nopel, nachdem ste vorüber ist, fünfzehn bis zwanzig tausend Menschen
weniger leben. Am heftigsten wüthet sie in den Sommermonaten,
besonders Mai, Junius und Julius, und täglich trägt man dann
ein Paar hundert Todte zur Erde. Oft steigt ihre Anzahl bis zu
vier- und fünfhundert; und jetzt erst fängt man an unruhig zu wer-
den , wenn aber täglich über tausend Menschen hingerafft werden,
dann spricht man ängstlich: es ist eine große Pest!
Derjenige, der davon befallen wird, empstndet einen besonderen
Kopfschmerz; das Kreuz thut ihm wehe und Mattigkeit verbreitet
sich über den ganzen Körper. Bald darauf folgt ein heftiges Fieber,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
199
vollendet. Der Leichnam des heiligen Bonifacius wurde anfangs
nach Utrecht, dann auf Bitten des Erzbischofs Lullus nach Mainz
gebracht. Da es aber der Wille des Verstorbenen war, zu Fulda
begraben zu werden, und der Abt Sturm deßwegen nach Mainz kam,
um an diesen Willen des Verstorbenen zu erinnern, so wurde der
Leichnam unter der Begleitung unermeßlicher Schaaren von Trauern-
den nach Fulda gebracht und mit der größten Feierlichkeit da bei-
gesetzt, wo jetzt der Haupteingang der Domkirche ist. Hepp.
13. Kavl der Große.
Karl hatte ein ehrfurchtgebietendes A e u ß e r e. Er war sieben
Fuß groß und dabei so stark, daß sein kaiserlicher Ornat einen
Mann unserer Tage zu Boden drücken würde. Auf seiner Stirne,
dem Abbilde seiner hohen und erhabenen Gedanken, thronte Maje-
stät. Sein Angesicht war heiter; er hatte große und lebhafte Augen
und einen durchbohrenden Blick, wenn er zornig war. Sein Gang
war fest, seine durchaus männliche Haltung verkündete den Helden,
den mächtigen Weltbeherrscher.
Obschon Karl bei feierlichen Gelegenheiten, besonders beim
Empfang der Fürsten und Gesandten barbarischer Nationen, mit
einer beinahe morgenländischen Pracht sich umgab, so liebte er doch
für sich die Einfachheit. Seine Kleidung war die vaterländische,
wie der gemeine Franke trug er Wams und Hose von Leinen, dar-
über einen Rock mit seidener Borte eingefaßt. Des Winters deckte
ein Wams von Otterfellen Brust und Schultern. Stets war er
mit einem Schwerte umgürtet, dessen Griff und Wehrgehenk von
Gold war und das ein solches Gewicht hatte, daß ein Mann unserer
Tage es nur mit Mühe heben könnte. Bei festlichen Gelegenheiten
ging er mit einem golddurchwirkten Rocke, in Schuhen mit Edel-
steinen besetzt, in einem Mantel, den eine goldene Spange zusammen-
hielt, und mit einem Diadem von Gold und Edelsteinen geschmückt
einher. — Die eitlen Kleider seiner Umgebung waren dem einfachen
Manne zuwider. Eines Tages lud er seine Hofleute zur Jagd ein
und befahl ihnen, im besten Schmucke zu erscheinen. Es war aber
ein kalter Tag und regnete, heftig, daß es den Eitlen trübselig er-
ging. Als man nach Hause kam, sprach Karl scherzhaft: „Bis
zum Schlafengehen darf keiner seinen Pelz ausziehen, damit sie
besser auf dem Leibe trocknen." Beim Schlafengehen brachen die
gedorrten und zusammengeschrumpften Kleider wie dürres Reis.
Am anderen Morgen mußten sie in denselben Kleidern erscheinen.
Karl ließ nun seinen Schafpelz ausreiben und hinbringen; der hatte
seinen alten Glanz wieder. „Ihr Narren," sprach er, „wo gibt's
wohl ein köstlicheres Pelzwerk und das kostet mich kaum einen Gul-
den, eure dagegen viele Pfund Silbers."
Wie Karl einfach war in der Kleidung, so war er auch mäßig
in Speise und Trank. Die Trunkenheit verabscheute er höchlich.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Franke Karl Karl Karl Karl Karl Karl
207
Diese Gerichte führten mit der Zeit zu großen Mißbräuchen;
denn der Willkühr der Richter war zu große Gewalt eingeräumt. Da
erhoben sich von allen Seiten Klagen, sogar förmliche Verbindungen
gegen dieselben. Erst die Einführung einer besseren Rechtspflege im
sechszehnten Jahrhundert und die festere Begründung der Landeshoheit
der Fürsten beschränkten den furchtbaren Wirkungskreis dieser Gerichte
und ließen sie endlich, als nicht mehr angemessen der vorangeschritte-
nen Bildung der Zeit, völlig untergehen. Welter.
19. Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim.
Endlich nach einer kurzen Sommernacht und einer noch kürzeren
Ruhe graute der Tag. Es war das Fest Unserer Lieben Frauen in
der Erndte, Mittwoch der 2. Juli des Jahres 1298. Mit dem
ersten Morgenstrahl riefen die Lärmtrompeten in beiden Heeren das
Volk wach, und Jeder erhob sich behend vom Lager und eilte in die
Rüstung. Der verhängnißvolle Tag sollte mit Gott begonnen wer-
den. Die Feld-Capläne bestiegen den Zeltaltar und erflehten, Messe
lesend, den Waffen ihres Königs Heil und Sieg. Alle hörten die
Frühmesse mit Andacht, bei welcher da manch brünstiges Gebet aus
bewegter Brust zum Herrn der Heerschaaren emporstieg. Nach Be-
endigung des Gottesdienstes fassen die Ritter zu Roß; die Knechte
rückten auö ihren Herbergen zum Sammelplätze. Albrechts ließ
seine Hauptleute in einen Ring treten und wiederholte seine schon
in der Nacht gegebenen Weiffungen zur Schlachtordnung. Nachdem
er den Zug geordnet, stieg er zu Roß. Die einfache Ritterrüstung
verhüllte in ihm den König; er wollte, so.zwar den Seinen bekannt,
aber vom Feinde übersehen, der Schlacht beiwohnen. Dagegen
kleidete er mehrere seiner getreuen Lehensleute in den königlichen, mit
dem schwarzen Adler geschmückten Wappenrock, und ließ ihren Streit-
hengsten solche Satteldecken auflegen, in welche ebenfalls der Reichs-
adler gestickt war, um dadurch den Gegner irre zu führen. Sodann ließ
er das Reichsbanner erheben — es war vowrother Farbe mit einem
weißen Kreuze in der Mitte — gab das Zeichen und die Schaaren
rückten aus dem Lager auf den Wiesengrund vor bis zum Hasenbach.
Zu gleicher Zeit, als dies im Lager Albrechts vorging, rüstete
auch Adolph schon seit Sonnenaufgang zum Angriff. Nachdem
seine Leute ebenfalls Messe gehört, bezogen sie aus ihren Herbergen
den bestimmten Sammelplatz. Das Heer zählte nicht über 14,000
Mann, war aber wohlbewaffnet. Die Reisigen und Schildknechte
trugen eiserne Gugelhauben und Waffenkoller von Linnen, mit Hanf
oder alten Wollenlumpen gesteppt, und darüber ein Panzerhemd, aus
eisernen Ringeln gewoben, durch welches kein Pfeil schlagen konnte.
Die Ritter waren in stählerne Harnische, Beinschienen und Eisen-
handschuhe gekleidet, und stählerne Helme, hellglänzend und mit
Albrecht, Sohn des Kaisers Rudolph von Habsburg, kämpfte gegen den
rechtmäßigen deutschen König Adolph von Naffau bei Göllheim in der Rheinpfalz.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht]]
Extrahierte Personennamen: Welter Albrechts Albrechts Albrechts Adolph Albrecht Albrecht Rudolph_von_Habsburg Adolph_von_Naffau
333
wenn sie hungert, und aufhören.zu essen, wenn ihnen der Appetit
noch nicht ganz vergangen ist." „Gut," sagte der Arzt, „dies ist daü
wahre Mittel zur dauerhaften Gesundheit; aber dann bin ich auch hier
ganz überflüssig." Er küßte die Erde, beurlaubte sich und zog davon.
Die Kleidung dient zum Schutze und zur Zierde des Leibes.
Sie soll deßhalb der Jahreszeit angemessen sein, im Winter warm,
im Sommer leicht, nie zu enge. Das Kleid sei einfach und dem
Stande anpassend. Thöricht handeln die Eltern, welche ihre Kinder
über Stand und Vermögen kleiden, dadurch verarmen und in den un-
schuldigen Herzen der Kinder Eitelkeit und Hochmuth erzeugen. Den
Kopf halte man kühl und hindere nie die Ausdünstung desselben durch
Pelzmützen. Füße und Unterleib müssen warm gehalten werden.
Jedoch hüte man sich vor allzu warmer Kleidung, weil dadurch die
Haut sehr geschwächt wird. Enge Kleider hindern den Umlauf der
Säfte und des Blutes und bewirken nicht selten Engbrüstigkeit und
andere Uebel.
Die Wohnungen der Menschen müssen dem Lichte und der Luft
den freien Zutritt gestatten, wenn sie gesund sein sollen. Darum
sollen die Zimmer hell und geräumig sein, jeden Tag sorgfältig gerei-
nigt und frische Luft in dieselben eingelassen werden.
Wer gesund bleiben will, muß nicht nur seine Kleider und seine
Wohnung rein erhalten, sondern auch seinen Körper. Der Leib
dünstet stets durch die Poren der Haut aus. Damit nun diese Aus-
dünstungen nicht gehemmt und dadurch Krankheiten erzeugt werden,
wird der vernünftige Mensch sich der größten Reinlichkeit befleißigen.
Auch verlangt es schon die vernünftige Liebe zu unserm Leib, sowie
die Achtung für ihn, das Meisterstück des Schöpfers und die Wohnung
einer unsterblichen Seele, daß wir ihn reinigen. Besonders soll man
die Wäsche: Hemden, Strümpfe u. s. w. oft, zum wenigsten einmal
wöchentlich, wechseln. Ein reinliches Kind wäscht Gesicht, Hals und
Hände jeden Morgen und auch während des Tages, wenn diese
Theile unrein geworden sind. Es spült den Mund mit frischem
Wasser aus, reinigt sich die Zähne, kämmt seine Haare, bürstet sich
die Kleider ab und kommt nur so gereinigt in die Schule. Jedes
Kind muß sich bestreben, dieses selbst zu thun; nur ganz kleine Kinder
bedürfen fremder Hülfe. Im Sommer soll der Leib oft in fließendem
Wasser gereinigt und gestärkt werden; jedoch wird der gehorsame
Knabe sich nie ohne die Erlaubniß se.ner Eltern und Lehrer baden.
Müßiggang ist aller Laster Anfang; A r b e i t dagegen macht fromm
und gesund. Nicht nur der Erwachsene soll arbeiten, sondern auch
das Kind. Das gute, fleißige Kind arbeitet in der Schule und hilft
zu Hause seinen Eltern gerne, so weit seine schwachen Kräfte reichen.
Dadurch wird es vor mancher Thorheit und vor vielen körperlichen
Leiden bewahrt. „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brod
essen," das ist des Menschen Bestimmung, und wer sie erfüllt, der
wird Gottes Segen überall wahrnehmen. Denn die Arbeit stärkt
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
490
meifter, fürstlicher Haushofmeister bei öffentlichen Feierlichkeiten; Feldmar-
schall, Oberscldhcrr. — Märtyrer, m. Glaubenszcuge, Glaubensheld. —
Maschine, n. Werkzeug, Triebwerk. — Maske, w. Larve, Hohlgesicht;
falscher Schein, List, Verstellung. — Maskirm (sich), verlarvcn, verkleiden,
unkenntlich machen. — Massiv, aus lauter Mauerwcrk oder Metall be-
stehend; gediegen, nicht hohl; auch grob, plump, ungesittet. — Materie, w.
(Matehri-e) '»soff, Grundstoff, das Zeug, woraus Etwas gebildet wird;
Inhalt, Gegenstand, Eiter. — Material, Materialien, Stoffe, Geräthe. —
Matratze, ». Haarpolsterbctt. — Matrone, w. ehrwürdige Frau. — Ma-
trose, m. Schiffsknecht, Seemann. — Marimum, 8. das Größte, Höchste.
— Mechanik, w. Bewegungslehre, Maschinenlehre. — Mechainsch, zur Me-
chanik gehörend, geläufig, gedankenlos. — Medaille, w. (Medallje) Schau-
münze, Gedenkmünze. — Medicin, w. Arzneiwisscnschaft, Heilkunde, Arznei,
Heilmittel. — Melancholisch, (melankolisch) schwermüthig, trübsinnig. —
Melin, gemischt, gesprenkelt. — Melodie, w. Singwcise, Wohlklang. —
Memoiren, (Mcmoahren) denkwürdige stiachrichteu, Denkschriften. — Me-
nagerie, 'v. l Menaschcrih > Thierhaus, Sammlung ausländischer Thiere.—
Messe, v. in der katholischen Kirche das heilige Opfer zur Feier des Kreuz-
todes Jesu; das Tonstück, welches während der Mcßfcier aufgeführt wird;
Jahrmarkt. — Meteor, 8. Lufterscheinung, Luftgcbilde. — Methode, w.
Verfahrungsart, Lehrgang. — Mcublc, s. (Möbels bewegliches Gut, Haus-
geräth, Hausrath. — Militär, 8. Kriegswesen, Soldatcnstaud, Soldaten.
— Milliarde, v. tausend Millionen. — Millionär, »>. Millionenbesitzer. —
Minimum, r. das Kleinste, Geringste. — Minister, »>. eigentlich Diener;
der höchste Staatsbeamte. — Minorenn, minderjährig, unmündig. — Mi-
norität, w. Minderzahl, geringe Stimmenzahl. — Mirakel, 8. Wunder,
Wunderwerk. — Mißcredit, m. Uebclruf, geringes Vertrauen und Ansehen.
— Mission, ». Sendung, Bckehrungsgesandtschaft. — Missionär, m.
Glaubenöbote, Ausgesandter zur Bekehrung der Heiden. — Mirtur, v.
Mischung, Heiltrank, Arzneigemisch. — Mobilien, bewegliche Güter, Haus-
geräthe. — Mode, n. Sitte, Trachtsitte, Zcitgebrauch — Modell, 8. Mu-
ster, Vorbild. — Modern, (modärrn > neu, zeitgebräuchlich, neuer Art und
Kunst gemäß. — Moment, m. Augenblick, Zeitpunkt. — Monarch, m.
Alleinherrscher. — Monopol, 8. Alleinverkauf oder das Recht dazu. — Mo-
noton, eintönig, einförmig, langweilig. — Monsieur, m. (Mongsiöh oder
Moffiöh) mein Herr! Messieurs (Mcsst'öh) meine Herrn! — Monstranz, ».
Zeigcbchältniß des Allcrheiligsten. — Montiren, kleiden. — Montur, ».
Kleidung. — Monument, 8. Denkmal, Grabmal. — Moral, w. Sitten-
odcr Pflichtenlchre. — Moralisch, sittlich, tugendhaft. — Moschee, w.
muhamcdanischer Tempel. — Motto, s. Dcnkspruch, Sinnspruch. —
Mumie, w. (Mumi-e) einbalsamirtcr, getrockneter Leichnam. — Muni-
tion, w. Vorrath an Pulver, Blei, Kugeln u. s. w., Kriegsvorrath. —
Museum, 8. Ort der Gelehrsamkeit, dsr Künste und Wissenschaften, Natur-
und Kunstsammlung, Sammelort für Gelehrte und Kunstfreunde.
N.
Nadir, m. Fußpunkt. — Naiv, sna-ihv) natürlich, ungezwungen,
offenherzig, arglos. — Nation, w. Volk, Völkerschaft. — Neger, m.
Schwarzer, Mohr, Afrikaner. — Neglige, 8. (Neklischeh« das nachläßige,
bequeme Gewand, Nachtkleid, Hauskleid. — Nerven, Spannflcchsen, Ge-
fühlsfäden. — Nett, rein, zierlich, hübsch. — Netto, rein, reines Waaren-
gewicht ohne Packhülle.
Ordre, w. (Orrder) Ordnung, Verordnung, Befehl, Auftrag. — Or-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium]]
28
Grab des Herrn aufgerichtet. Das nur mit gebrochenem
Lichte erleuchtete Gewölbe ist schauerlich, die Wände und
die Chorfenster sind mit schwarzen Tüchern behängt, feier-
liche Stille überall, tiefer Ernst, Trauer und wehmüthige
Andacht auf allen Gesichtern. Beim Anfange des Gottes-
dienstes sind auf dem Altare keine Kerzen angezündet, wie
sonst, selbst das sog. ewige Licht ist ausgelöscht, zum Zei-
chen, daß Christus, das Licht der Welt, gleichsam er-
loschen ist. Ueber den Altar ist ein einziges weißes Tuch
gezogen, es ist das Leichentuch des Herrn. In schwarzen
Gewändern treten der Priester und die, welche ihm dienen,
vor den Altar hin und werfen sich am Fuße desselben
zur Erde nieder. Hier liegen sie auf ihrem Angesichte
lange und beten. — Nach der Predigt tritt der Priester
wieder an den Altar, und trägt dem Herrn die innigsten
und rührendsten Gebete vor, für die heilige Kirche Got-
tes, für alle Menschen.
Sind diese Gebete vorüber, dann nimmt der Priester
das schwarz verhüllte Crucifix, kehrt sich gegen das Volk,
löset das Tuch so ab, daß düs Haupt des Erlösers sicht-
bar wird und singt mit tiefer Stimme: „Seht das Holz
des Kreuzes, an dem das Heil der Welt hing!" Der
Chor antwortet: „Kommet, lasset uns anbeten!" Während
dieses Gesanges hat sich Alles auf die Kniee geworfen.
Dann tritt der Priester etwas weiter vor, löset das Tuch
an der rechten Seite des Bildes, und singt mit etwas er-
höhter Stimme dasselbe; und so zum drittenmal, indem
er das Tuch ganz ablöst. Sofort legt er das Christus-
bild in den vorderen Theil der Kirche auf ein ausge-
breitetes schwarzes Tuch nieder und geht zurück in die
Sakristei. Hier zieht er, wie einst Moses, als er sich
Gott Nähern wollte, die Schuhe aus, tritt in die Kirche
wieder zurück zur Anbetung, geht hier zu unterst in das
Schiff der Kirche, wirft sich auf die Knie nieder und
betet, und so dreimal, bis er das letztemal vor dem
Bilde Christi kniet. Hat er auch hier eine Zeit lang
knieend gebetet, dann küßt er den Heiland. Wie er,
thuen auch die anderen Geistlichen, die obrigkeitlichen Per-
sonen und wer immer sich anschließen will.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
129
thieren. Die Heimath desselben sind die Länder im hohen
Norden von Europa, Asien und Amerika, wo es theils wild an-
getroffen wird, theils das unentbehrlichste und nützlichste Haus-
thier der wenigen Bewohner jener Gegenden abgibt. Die Höhe
desselben beträgt vier, die Länge sechs Fuss,- auf dem Kopfe
hat es ein Geweih, ähnlich dem unserer Hirsche, denen es
überhaupt sehr gleicht. Es trägt jedoch den Kopf nicht so stolz
wie diese, sondern mehr vorwärts gestreckt, wie das Bind. Auch
die Rennthierkühe sind mit Geweihen geziert, was bei den Hirsch-
kühen nicht der Fall ist; jene brauchen sie aber auch sehr noth-
wendig. Im Winter nämlich, wenn der Boden in der Heimath
der Rennthiere weit und breit mit Schnee bedeckt ist, schaufeln
sie denselben mit den breiten Spitzen der Geweihe zur Seite,
um sich darunter hervor ihre Nahrung zu suchen, welche wäh-
rend dieser Jahreszeit fast ganz allein in Moos besteht. Im Som-
mer leben sie von Gräsern und den Knospen und Blättern der
Bäume und Sträucher. — Vor den Schlitten gespannt laufen die
Rennthiere mit grosser Schnelligkeit über Schnee und Eis hin-
weg und bringen ihren Herrn in einem Tage wohl 15—16
deutsche Meilen weit fort. Wie das Rennthier durch sein Ziehen
bei jenen Völkern die Stelle des Pferdes vertritt, so durch seine
Milch und sein Fleisch die Stelle der Kuh. Wenn endlich das
dichtbehaarte Fell die Nordländer vom Kopf bis auf die Füsse
kleidet und ihnen zugleich Materialien zu Zellen und Betten dar-
bietet, wenn ferner die Haare zum Auspolstern verschiedener
Dinge, die Knochen zu Nadeln, Messern und Löffeln, die Sehnen
zu Zwirn, die Klauen als Trinkgefässe dienen; so kann das Renn-
thier mit allem Recht auch das Schaf der Bewohner jener eisigen
Gegend genannt werden.
25» Das Kamee!»
Der Morgen dämmert über die Wüste; die Karavane schreitet im lan-
gen Zuge die kahle endlose Ebene hin und fördert ihre Schritte nach dem
einförmigen Tone der Pfeife. Die Kameele find mit Ballen beladen, mit
Tüchern bedeckt; auf ihnen die Mauren mit bunten Turbanen und Män-
teln, mit Dolch und Säbel, ihren unzertrennlichen Gefährten. Den Ka-
meelen zur Seite gehen die Sklaven. Voran reitet ein brauner, hagerer
Araber, der Herr des Zuges. Das ganze bunte Gewimmel ist in eine
Wolke von Staub gehüllt. — Die Sonne steigt empor, die Karavane
kehrt stch ihr entgegen und begrüßt den Herrn der Schöpfung. Und höher
hebt sich die Sonne, ihre Gluth strahlt herab und wieder von der Erde
auf. Die wunden Sohlen schmerzen, die Glieder ermatten, brennender
Durst peinigt Jeden. Kein Strom zieht die Silberwelle durch ein frisches
Grün, weithin ist kein Gesträuch zu erspähen. Auf heißem, schattenlosem
Boden schreitet die Karavane. Käme im Sturm eine schwarze Wolke,
rissen Blitze die Schleusen des Himmels auf: es würde Rettung den
Schmachtenden bringen; das Gebrüll des Löwen wäre ihnen erwünscht,
würde es doch ersehntes Land verheißen. Da liegt mitten in der stillen
Wüste ein Quell, ein lebendig begrabener, der seine leise Stimme verneh-
Hepp. Vollständiges Lehr- und Lesebuch. O
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T195: [Pferd Tier Hund Schaf Löwe Wolf Rind Mensch Schwein Thiere], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
181
aufzusuchen und sich in ihr oder wenigstens in der Nähe derselben
eine Eristenz zu gründen. Fast über jeder Thüre hängen Schilde
deutscher Wirthshäuser, Schuster, Schneider und anderer Hand-
werke, die, wenn sie auch wirklich dann und wann englisch geschrie-
den sind, den deutschen Meister doch stets verrathen. Besonders
können sich die.vaterländischen Schuster mit ihrem gemalten Stiefel
in der Mitte und einem rothen Schuh an der einen, einem schwarzen
Schuh an der andern Seite nimmer mehr verläugnen, ebenso wenig
die Leute selbst mit ihren langen, blauen, schmalkragigen Röcken
und den weißleinenen Taschen, mit dem hoch ausgeschweiften Hut
und dem roth geblümten Halstuche. Fr. Gerstäcker.
/iinstrr Abschnitt.
Thaten und Schicksale der Menschen.
1. Cyvus, Stifter des persischen Reiches.
Cyrus, der durch Eroberungen das mächtige Perserreich in
Asien gründete, wurde in dem Augenblick, als er das Licht der Welt
erblickte, von seinem Großvater Astyages dem Hofbedienten Har-
pagus übergeben, damit er ihn tödte. Dieser nahm das unschul-
dige Todesopfer weinend mit sich nach Hause. Dort sprach er zu
seiner Frau: „Dem Astyages werde ich nicht gehorchen und wenn
er noch ärger wüthet, als jetzt; ich werde das Kind nicht tödten.
Allein meiner Sicherheit wegen muß das Kind doch sterben; also
soll einer von Astyages Leuten sein Mörder sein und nicht einer von
den meinigen." Er ließ daher einen der königlichen Rinderhirten
kommen und befahl ihm, den Knaben auszusetzen, wo das Gebirge
am wildesten ist, damit er so schnell als möglich umkomme. „Wenn
du ihn nicht tödtest, sondern auf irgend eine Weise ihn erhältst, wird
der König auf's Härteste mit dir verfahren." So entließ er den
Rinderhirten. Dieser erzählte seiner Frau, warum ihn Harpagus
habe rufen lassen. Beim Anblick des großen und schönen Kindes
fing sie an zu weinen. Sie umfaßte ihres Mannes Kniee und bat,
es auf keine Weise auszusetzen. Da nun gerade während seiner
Abwesenheit sein eigenes Kind gestorben war, so legte er auf Bitten
seiner Frau sein gestorbenes Kind in das Kästchen, worin er das
andere Kind hergetragen hatte, schmückte es mit allem Schmuck
desselben und legte es an den wildesten Ort des Gebirges. Har-
pagus schickte die Treuesten seiner Leibwache, ließ nachsehen und
das Kind des Hirten begraben; das andere aber, welches nach-
mals Cyrus (Kyros, Koresch — Sonne) genannt wurde, nahm
das Weib des Hirten und zog es auf.
Als der Knabe zehn Jahre alt geworden, ward die ganze
Sache durch folgenden Umstand entdeckt. Er spielte in dem Dorfe,
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Schuster Schneider Gerstäcker Cyvus Cyrus Cyrus_(Kyros Cyrus
232
„„Ach, Herr, es ist ein armer
Mann, ““
Der Knecht beginnt,— „„beim Ar-
men
Kommt es nicht aufs Gefolge an,
Sein wird sich Gott erbarmen.
Er hatte Niemand auf der Welt,
Den Hund nur, ihn zu lieben.
Längst war sein einz’ger Sohn im
Feld
Für Fürst und Land geblieben."“
Da sprach die Majestät: „Wohl-
an !
Er soll allein nicht gehen;
Wenn keiner folgt dem armen
Mann,
Will ich zur Seit’ ihm stehen.“
Und d rauf geleitet bis zum Grab
Die schlechte Bahr des Armen
Der Kaiser und sein hoher Stab
Mit christlichem Erbarmen.
Und Alle, die den Kaiser seh’n
So hoch die Armuth ehren,
Auch Alle mit der Leiche geh’n,
Das Grabgeleit zu mehren.
Hätt’st, Armer, du geseh’n im Tod
Noch diese letzte Ehre,
Versüsst hätt’ vieler Jahre Noth
Dir eine Freudenzähre.
33. Die nächtliche Heerschau.
Nachts um die zwölfte Stunde
Verläßt der Tambour sein Grab,
Macht mit der Trommel die Runde,
Geht emsig auf und ab.
Mit seinen entfleischten Armen
Rührt er die Schlägel zugleich.
Schlägt manchen guten Wirbel,
Reveill und Zapfenstreich.
Die Trommel klinget seltsam,
Hat gar einen starken Ton;
Die alten todten Soldaten
Erwachen im Grab davon.
Und die im tiefen Norden
Erstarrt in Schnee und Eis,
Und die in Welschland liegen,
Wo ihnen die Erde zu heiß:
Und die der Nilschlamm decket
Und der arabische Sand:
Sie steigen aus ihren Gräbern
Und nehmen's Gewehr zur Hand.
Und um die zwölfte Stunde
Verläßt der Trompeter sein Grab,
Und schmettert in die Trompete,
Und reitet auf und ab.
Da kommen auf luftigen Pferden
Die todten Reiter herbei,
Die blutigen alten Schwadronen
In Waffen mancherlei.
Es grinsen die weißen Schädel
Wohl unter dem Helm hervor.
Es halten die Knochdnhände
Die langen Schwerter empor.
Und um die zwölfte Stunde
Verläßt der Feldherr sein Grab,
Kommt langsam hergeritten.
Umgeben von seinem Stab.
Er trägt ein kleines Hütchen,
Er trägt ein einfach Kleid,
Und einen kleinen Degen
Trägt er an seiner Seit'!
Der Mond mit gelbem Lichte
Erhellt den weiten Plan:
Der Mann im kleinen Hütchen
Sieht sich die Truppen an.
Die Reihen präsentiren
Und schultern das Gewehr,
Dann zieht mit klingendem Spiele
Vorüber das ganze Heer.
Die Marschäll' und Generale
Schließen um ihn einen Kreis:
Der Feldherr sagt dem Nächsten
Jn's Ohr ein Wörtchen leis.
Das Wort geht in die Runde,
Klingt wieder fern und nah!
„Frankreich ist die Parole,
Die Losung: Sankt Helena!"
Dies ist die große Parade
Zm elpsäischen Feld,
Die um die zwölfte Stunde
Der todte Cäsar hält.
Zedlitz.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]