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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
418
Dieser Aufruf sprach nur aus. was alle mehr oder weniger
gefühlt hatten. Sogleich gab das weibliche Geschlecht alles her.
worauf es sonst hohen Wert legt: jede Art von Schmuck, jedes
Kleinod, jedes Ersparte. Witwen gaben einen Teil ihrer dürftigen
Pension her. die Ärmste doch noch irgend etwas, die meisten ihre
Arbeitskräfte. Auch die dienende Klasse blieb nicht zurück.
Ein glänzendes Beispiel gab in der Nähe von Breslau ein
junges Mädchen. Ferdinande von Schmettau. Der Vater. Oberst
außer Dienst, lebte mit 11 Kindern von 600 Taler Pension in
Bergel nahe bei Ohlau in bedrängten Umständen. Als nun die
öffentliche Aufforderung kam, opferte der Vater seine aufbewahrte
Staatsschabracke. Mutter und Schwester gaben ihre Ringe und
kleinen Schmucksachen. Ferdinande, damals 16 Jahr alt. hatte
gar nichts zu geben und war darüber untröstlich. Sie sann nach.
was sie darbringen könnte. Sie war im Besitze eines reichen,
schönen Haares, das man ihr oft hatte abkaufen wollen: sie opferte
es, um das gelöste Geld den Freiwilligen zukommen zu lassen.
Ihr edler Zweck wurde vollkommen erreicht: denn diese schöne
Tat blieb nicht verschwiegen. Es erstand jemand das verkaufte
Haar und ließ daraus allerlei Zierat, Ringe. Ketten usw. an-
fertigen. nach denen der Begehr so groß war. daß durch den Ver-
kauf derselben vier Freiwillige eingekleidet und überhaupt nicht
weniger als 1200 Taler gelöst wurden.
Goldene Trauringe wurden aus allen Gegenden des Landes
zu mehreren Tausenden dargebracht. Es war die Veranstaltung
getroffen, daß man dafür eiserne Ringe mit dem Bilde der
Königin Luise und der Inschrift: „Gold gab ich für Eisen" zurück-
erhielt. Frauen und Mädchen aus allen Ständen, selbst aus den
höchsten, nähten Kleidungsstücke, wie Mäntel. Hosen und Hemden,
zupften Wundfäden und strickten mit Emsigkeit für die Frei-
willigen. und nicht wenige waren es. die. nicht imstande wie andre.
Geld und Kleinodien darzubringen, auf solche Weise dem Vater-
lande den innigsten Tribut zollten. Das weibliche Geschlecht war
von einem Feuer für die Sache des Vaterlandes entbrannt, dem
an Glanz und Gut kaum etwas gleichkommt, was irgend die Ge-
schichte berichtet.
Selbst das schwerste Opfer, das der Kampf für das Vaterland
fordern kann, brachte man in jenen großen Tagen leichter als zu
andrer Zeit. Deutsche Frauen fühlten und dachten damals wie
jene heldenmütigen Mütter des Altertums, welche die Nachricht
von einer verlorenen Schlacht schmerzlicher traf als der Tod
ihrer Söhne. Als ein Lützower Jäger im Sommer 1813 von
Berlin nach Perleberg kam, fand er in dem Orte Kletzke die
Wirtin in Trauer. Sie machte sich schweigend um den East zu
tun und sagte endlich, mit der Hand nach der Erde weisend: „Ich
habe auch einen dort unten: aber die Peters hat zwei." Sie
fühlte das bessere Recht der Nachbarin.
Nach Heinrich Beihke und Gustav Freytag.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_Beihke Heinrich Gustav_Freytag Gustav
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Bergel Ohlau Berlin Perleberg
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106
Iii.
Unsre Kleidung.
76. Äber die Kleidung.
Die Kleidung hat Gott selbst angeordnet, als er den ge-
fallenen Stammeltern Schürzen von Feigenblättern flocht. Wer
diese Mahnung recht versteht, wird stets darauf Bedacht nehmen,
das; durch passende Kleidung Anstand und gute Sitte gewahrt
werden. Neben diesem sittlichen Zweck hat aber die Kleidung
auch die wichtige Aufgabe, den Körper gegen Kälte und Hitze,
gegen Regen und Sturm zu schützen. Aus diesem Grunde ist sie
zur Erhaltung der Gesundheit notwendig, obwohl sie nicht selten
durch den Unverstand, die Weichlichkeit und Eitelkeit der Menschen
zu einer Feindin der Gesundheit gemacht wird.
Die Vögel erhalten für den Winter ein dichteres Federkleid,
und die Raubtiere werden mit wärmern Pelzen ausgerüstet.
Die Menschen machen sich die Kleider aus Leinen, Baumwolle,
Hanf, Seide. Wolle. Leder und Pelzen. Rach dem Klima, der
Jahreszeit und der Witterung mutz man die Auswahl zweckmäßig
treffen. Unterläßt man dies, so kann auch die Kleidung zur
Krankheitsursache werden. Jedermann weiß, daß man im Winter
einen wärmern Anzug tragen muß als im Sommer.
Manche zeigen sich jedoch zu empfindlich gegen die Kälte und
hüllen sich so warm ein, als ob sie nach Sibirien sollten. Dadurch
wird, wenn der Körper nicht abgehärtet ist, seine Widerstands-
fähigkeit gegen die wechselnde Witterung immer mehr verringert.
Wieder andre legen selbst im geheizten Zimmer die dicken Winter-
kleider nicht ab, da sie fühlen, daß der Überrock hinter dem Ofen
am wärmsten sitzt. Sie verstoßen aber auf diese Weise nicht nur
gegen den Anstand, sondern auch gegen die Gesundheit, und gar
bald kann auch die reichlichste Kleidung die rauhe Luft nicht
mehr abhalten. Verzärtle dich daher weder durch allzu warme
Kleidung, noch sei unvorsichtig, wenn du dich abhärten willst.
Richt alle Teile des Körpers müssen gleichmäßig warm ge-
halten werden. Wie oft sieht man Kinder, deren Kopf von den
Müttern sorgfältig mit einem Käppchen bedeckt gehalten wird,
und die dabei barfuß auf dem kalten Erd- oder Zimmerboden
herumlaufen. Dadurch ist schon manches Leben zugrunde ge-
gangen. Beachte es: stets den Kopf kühl und die Füße warm.
Die Tiere des Waldes und des Feldes verlieren beim Ein-
tritt des Frühlings ihre warmen Winterkleider, aber die Sorg-
falt für die Reinlichkeit ihres Gewandes behalten sie das ganze
Jahr hindurch. Die raubgierige Katze findet immer noch Zeit
zum Putzen, und selbst der Gassenbube unter den Vögeln, der ver-
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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achtete Spatz, reinigt gar oft seinen grauen Rock vom Staube
der Straßen. Laß dich von den unvernünftigen Tieren nicht be-
schämen! Richte dich in deiner Kleidung soviel als möglich nach
den Jahreszeiten, dulde weder Flecken noch Schmutz an deinem
Äußern, und reinige recht häufig die getragenen Kleider, besonders
die Unterkleider. Hierdurch wird auch gleichzeitig für den regel-
mäßigen Wechsel gesorgt, der besonders auch dann notwendig ist,
wenn die Kleider durch Regen oder Schweiß durchnäßt worden sind,
Der Hase trägt wohl im Winter einen dicken Pelz, und die
Haubenlerche ist in ein buschiges Federkleid gehüllt, aber beide
sind darum nicht weniger flink und geschickt in ihren Bewegungen.
Und wie bei ihnen, so paßt sich bei allen Tieren die Kleidung in
der bequemsten Weise dem Körper an, ohne ihn zu schädigen oder
auch nur in seinen Verrichtungen zu beeinträchtigen. Wie ganz
anders ist es doch oft bei den Menschen, die Verstand und freien
Willen haben. Hier ist es die Mode. die durch unzweckmäßigen
Schnitt der Kleidungsstücke die größte Sünde begeht. Enge, steife
Hemdkragen, Halsbinden und Rockkragen, die Knaben und
Männer oft tragen, sind verwerflich, weil sie den Umlauf des
Blutes stören. Nasenbluten und Kopfschmerzen verursachen. Enge
Kleider, stark geschnürte Gürtel und Riemen verunstalten den
Brustkasten, hemmen die Atmung, ändern die Lage und Gestalt
der Leber, schädigen die Verdauung und hindern überhaupt die
freie Ausdehnung des ganzen Rumpfes. Hüte dich vor knappen
Strumpfbändern; sie sind dem Blutlaus hinderlich und machen
Krampfadern.
Zur Kleidung gehören auch solide, gutpassende Schuhe. Nichts
sieht unordentlicher aus als schmutzige, zerrissene, ungeputzte
Schuhe mit schiefgetretenen Absätzen. Deshalb sorge stets für
sauberes Schuhwerk. Die Schuhe müssen passend sein. Sind sie
zu eng. so entstehen schmerzhafte Hühneraugen, eingewachsene
Nägel und Verkrüppelung der Zehen.
Man kaufe nur gute Schuhe, die dauerhaft und wasserdicht
sind. Schmutzige Schuhe werden sofort mit einem stumpfen Messer
und der Bürste vom Schmutz befreit und langsam getrocknet, sonst
schrumpft das Leber ein. Am besten trocknen sie. wenn man sie
mit ganz trockenem Hafer füllt und längere Zeit stehen läßt.
Der Hafer nimmt die Feuchtigkeit an und quillt auf, so daß das
Leder nicht einschrumpfen kann. Glanzleder reibt man trocken ab.
Zeugschuhe reinigt man mit Regenwasser.
Stiefel und hart gewordene Lederschuhe kann man durch
Einreiben mit Vaseline. Lederfett. Fischtran oder Rizinusöl ge-
schmeidig machen. Wasserdicht werden Schuhe durch Einfetten mit
einer Mischung aus Talg. Wachs und Schweinefett zu gleichen
Teilen mit etwas Terpentin. Die Mischung ist lauwarm auf-
zutragen. Neue Sohlen werden haltbarer, wenn man sie vierzehn
Tage vor dem Gebrauch mit Baumöl oder Firnis einreibt und
stehen läßt.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
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Wie man den Vogel an den Federn erkennt, so erkennt man
den Menschen an der Kleidung. Reinliche, anständige und passend
gewählte Kleider beweisen ziemlich zuverlässig, das; der Träger
ein ordnungsliebender und gesitteter Mensch ist. Unsaubre, nach-
lässige und unzureichende Kleidung aber ist nicht selten der
Spiegel einer befleckten oder gar verkommenen Seele.
„Rein gehalten dein Gewand,
rein gehalten Mund und Hand,
rein das Kleid von Erdenputz,
rein von Erdenschmutz die Hand!
Kind, die äußre Reinlichkeit
sei der innern Unterpfand!"
Nach H. Herold.
77. Die Moosrose.
Der Engel, der die Blumen verpflegt und in stiller Nacht
den Tau darauf träufelt, schlummerte an einem Frühlingstage im
Schatten eines Rosenstrauchs. Und als er erwachte, da sprach er
mit freundlichem Antlitz: „Lieblichstes meiner Kinder, ich danke
dir fiir deinen erquickenden Wohlgeruch und für deinen kühlenden
Schatten. Könntest du dir noch etwas erbitten, wie gern würd'
ich es dir gewähren!" — „So schmücke mich mit einem neuen
Reize!" flehte darauf der Geist des Rosenstrauchs. — Und der
Vlumenengel schmückte die Königin der Blumen mit einfachem
Moose. Lieblich stand sie da im bescheidenen Schmucke, die Moos-
rose. die schönste ihres Geschlechts.
Liebe Lina, laß den Flitterputz und das flimmernde Gestein
und folge dem Winke der mütterlichen Natur!
F-r. A. Krmnmacher.
78. Anmutige Tracht.
Kleine Blumen auf der Heide,
auf den Wiesen und im Wald
gehn im allerliebsten Kleide,
das sich schickt zu der Gestalt.
Mägdlein möchten auch sich tragen
wie die Blumen auf der Flur,
und sie sorgen viel und fragen,
und es glückt so selten nur.
Doch die Veste trägt sich zierlich
und sie fragt nicht, wie ihr's läßt:
denn ihr ist das so natürlich!
Seht, das ist das Allerbest'.
Trojan.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
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79. Schönster Staat.
Komm, Mädchen, ich will dir einen Anzug raten, darin du
gewiß gefällst. Deines Hauptes Schmuck fei die Ehre, die aus der
Zucht kommt, dein Kleid die Unschuld, dein Schleier die Scham-
haftigkeit, deine Perlen die Tränen der Kindesliebe, dein Demant
die Demut, dein Spiegel das Gewissen, deine Kleinodien gute
Gedanken, Worte und Werke —: damit bist du vor Gott und ver-
nünftigen Menschen schöner und dauerhafter geputzt als die
meisten deines Geschlechts, die in bedeutungslosem Schmuck in
Prachtsülen ihr Haupt hoffärtig einhertragen oder auf den Tanz-
böden der Lust den Kranz der Zucht verlieren, daß er zertreten wird.
Heinrich Dittmar.
80. Die Kleidung im Sprichwort.
Reines Herz und froher Mut stehn zu allen Kleidern gut.
— Schmück dich, wenn es dein Stand vermag, doch ahm nicht
jeder Mode nach. — Rein und ganz gibt schlichtem Kleide Glanz.
— Das reichste Kleid ist oft gefüttert mit Herzeleid. — Wer seine
Schuhe kann selber flicken, der darf sie nicht zum Schuster schicken.
— Der Wäsche Glanz ist der Hausfrau Zier. — Reine Wäsche
und Höflichkeit zieren jeden allezeit.
81. Lein, Äanst Jute und Nessel.
Der Lein ist unstreitig eine der nützlichsten Pflanzen, die wir
besitzen, nicht nur als Gespinstpflanze, sondern auch als Ölfrucht.
Der lange, dünne Stengel hat an der Spitze eine schöne hellblaue
Blüte mit fünf Blättern und fünf Staubfäden. Aus ihr entsteht
eine Kapsel mit zehn Fächern und zehn braunen, glänzenden,
zusammengedrückten Samenkörnern. In den Stengeln befinden
sich lange, feine Bastfasern im Pflanzenfleisch. Um dieses Pflanzen-
fleisch zu beseitigen, wird der Lein, nachdem man ihn samt den
Wurzeln ausgerauft und geriffelt, d. h. von den Samenkapseln be-
freit hat, zuerst geröstet, dann gebrochen, geschwungen und gehechelt,
bis zuletzt nur die feinen Fasern übrigbleiben, die man mit dem
Namen Flachs bezeichnet. Durch das Rösten werden die gummi-
artigen und harzigen Teile im Leinstengel zerstört. Dazu werden
diese zwei bis vier Wochen auf festem Boden ausgebreitet und
dem Tau und Regen ausgesetzt, dann gewendet, damit auch die
obere Seite röstet. Das ist die Tauröste, die also von der Witte-
rung abhängt. Besser ist die Wasserröste. Dabei packt man die
starken Bündel in weiches Wasser, läßt sie eine Woche liegen,
breitet dann die Stengel lose aus und läßt sie noch acht bis vier-
zehn Tage an der Luft nachrösten. Endlich wendet man jetzt auch
die Warmwasserröste an, wobei der Lein zwei bis drei Tage in
siedend heißem Wasser liegt und dann gedörrt wird. am besten
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Demant Heinrich_Dittmar Heinrich
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
164
lebenden spähen nach Pelzwerk, wollenen Meldern, Federn, Polstern
und ähnlichen Dingen, denen sie ihre Nachkommenschaft anver-
trauen können.
Um Kleider und Pelze vor den Motten zu schützen, hat man
seit langen Zeiten mancherlei Kräuter angewendet; man meinte,
daß sie den Motten zuwider, vielleicht sogar für diese giftig wären
und deshalb von ihnen gemieden würden. Je nach den Gegenden
wendet man auch verfchiedne solcher Mottenkräuter als Schutz-
mittel an. Eins der gebräuchlichsten ist der Sumpfporst, den nlan
seines Gesamtwuchses wegen auch wilden Rosmarin nennt. Er
wächst als niederes Sträuchlein in sumpfigen Gegenden und riecht
auffallend stark. Der Rainfarn und der Honig- oder Steinklee
wachsen bei uns an sonnigen Bergabhängen und ähnlichen
trocknen Stellen. Beide duften ebenfalls stark. Aus den Ländern
des Mittelmeergebiets hat man seit lange als Wohlgeruchsmittel
die Spike oder den Lavendel bei uns eingeführt und sowohl in
Gärten als auf den Feldern in größern Mengen gebaut. Alle
diese Kräuter bindet man in kleine Bündelchen, hängt sie in den
Kleiderschränken auf oder legt sie in Kästen und Kommoden, in
denen wollene Kleider und Pelzsachen aufbewahrt werden. Doch
sind diese Mottenkräuter sehr unzuverlässige Schutzmittel gegen
die kleinen, zudringlichen Gäste.
Haben die Motten trotz der genannten Kräuter doch den
Versteck ihrer Lieblingsspeise ausfindig gemacht, so heften sie ihre
Eier lose an diese. Die Rauchwarenhändler pflegen deshalb ihre
Pelzvorräte fleißig an die Luft zu bringen, tüchtig zu schütteln
und auszuklopfen. Dadurch fallen die Motteneier ab, die etwa
darauf abgelegt sind. Läßt man sie dagegen ungestört, so
schlüpfen nach 8 bis 12 Tagen aus den Eiern winzige Räupchen,
die arge Verwüstungen anrichten können, sobald sie in größerer
Menge an ihre Arbeit gehen. Das Mottenräupchen beißt näm-
lich zunächst eine Anzahl Härchen und Wollfasern ab und spinnt
sie zu einer sackähnlichen Hülle zusammen. Dies ist sein Kleid
und seine Wohnung. Mit ein paar Gespinstfäden heftet die
Raupe ihre Hülle an das Zeug fest und nimmt sie mit sich, so-
wie sie beim Fressen allmählich weiter fortrückt. Wollenhaare,
Federn und Pelzhaare sind ihre ausschließliche Nahrung. Davon
lebt das Räupchen während des ganzen Sommers bis zum
November oder Dezember. Sowie es allmählich wächst, länger
und dicker wird, reicht die Hülle nicht mehr aus. Das Räupchen
schneidet mit seinen Freßzangen so geschickt wie ein Schneider mit
der Schere seine Hülle der Länge nach auf und webt einen
neuen Streifen hinein. Kommt es beim Weilerwandern von
schwarzem Zeuge auf weißes oder rotes, so entsteht auch eine
bunte Hülle mit verschiedenfarbigen Streifen. Wird das Räupchen
in seinem Versteck gestört, so schlüpft es aus der Hülle heraus,
läßt sich an einem dünnen Gespinstfäden zur Erde hinab und
haspelt sich nachmals wieder an demselben zu seinem Futterplatze
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Geschlecht (WdK): Mädchen
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in einen geschlossenen, aber kalten Raum und entkleide ihn be-
hutsam, damit man nicht die steifen Glieder zerbreche.
Ist Schnee da. so bedecke man den ganzen Körper mit Schnee
und reibe ihn tüchtig damit. Wo nicht, so bedecke und reibe man
den Kranken mit kalten, nassen Tüchern oder setze ihn in ein eis-
kaltes Wasserbad. Ist der Körper aufgetaut und stellen sich
Atembewegungen ein, so bringe man den Erfrornen in ein mäßig
erwärmtes Zimmer, hülle ihn in Tücher ein und beginne mit
dem Reiben; auch flöße man ihm leichten, kalten Wein oder
kalten Kaffee ein. Die weitere Behandlung ist dem Arzte zu
überlassen.
9. Bei Belebungsversuchen an Ertrunkenen sorge man
zunächst, bevor der Arzt zur Stelle ist. dafür, daß alle beengen-
den Kleidungsstücke vom Oberkörper des Verunglückten entfernt
werden. Dann lege man den Verunglückten, nachdem Mund und
Rase sorgfältig von eingedrungenem Schlamme und dergleichen
gereinigt wurden, auf den Bauch. Kopf und Brust müssen tiefer
liegen als der übrige Leib, damit das Wasser aus Mund und
Rase besser abfließen kann. Sehr falsch ist es. das Herausfließen
des Wassers dadurch bewirken zu wollen, daß man den Verun-
glückten auf den Kopf stellt. Das Stürzen auf den Kopf ist
überaus schädlich.
Nun wird der Kranke auf den Rücken gelegt, doch so. daß
die Schultern durch untergelegte Kissen oder Kleider etwas höher
zu liegen kommen. Hierauf versucht man durch Reizung (Kitzeln
der Nasenlöcher, Vorhalten von Salmiak vor die Nase, festes Be-
sprengen der Brust mit kaltem Wasser oder Schlagen mit nassen
Tüchern) Atembewegungen hervorzurufen. Stellen sich diese
endlich ein. so reibt man die Glieder mit erwärmtem Flanell
oder weichen Bürsten und hüllt den Kranken in trockne Decken.
Bleibt das Atmen aus. so mache man künstliche Atembe-
wegungen. Dies geschieht in folgender Weise: Man stellt sich
hinter den Verunglückten, ergreift dessen beide Arme oberhalb
der Ellenbogen und erhebt sie gestreckt bis über den Kopf. In
dieser Stellung beläßt man sie etwa zwei Sekunden. Hierauf
werden die Arme langsam wieder zurückgeführt und zwei Sekunden
an die Seiten der Brust gedrückt. Im Takte des ruhigen Atmens
müssen diese Übungen längere Zeit fortgesetzt werden. Es ist vor-
gekommen. daß Ertrunkene, die bereits längere Zeit unter Wasser-
waren. auf diese Weise wieder ins Leben zurückgerufen wurden.
Ist das Leben soweit zurückgekehrt, daß der Verunglückte
wieder zu schlucken vermag, so flöße man ihm teelöffelweise
warmes Wasser, Tee, Kaffee oder Wein ein.
10. Ein in schädlicher Luft scheinbar erstickter oder auch
nur betäubt gewordner Mensch ist so schnell wie möglich an
die frische, reine Luft hinauszuschaffen. Aber dabei muß der Helfer
mit der größten Vorsicht verfahren, damit er nicht selbst zum
Opfer falle.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
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leicht verdaulichem, kleingeschnittenem Fleisch. Kindermehl, weich
gekochten Eiern und Gemüse. Der Genuß von Kartoffeln ist bei
Kindern möglichst zu beschränken.
Man gebe die Nahrung dem Kinde weder zu heiß noch zu
kalt und nötige es auch nie zum Essen, wenn es sich die Speisen
anzunehmen weigert. Es ist eine abscheuliche Gewohnheit der
Pflegerinnen, die Speisen, um sie abzukühlen, in den Mund zu
nehmen, da sie auf diese Weise mit Krankheitsstoffen leicht ver-
unreinigt werden.
Die
Kleidung
hat bei dem Neugebornen in erster Reihe den Zweck der Erwär-
mung. So sorgfältig man nun auch das Kind vor Erkältung zu
schützen bemüht sein soll, so bewahre man es doch auch wieder vor
übermäßiger Wärme, weil Hitze den Körper schwächt.
Das häufig noch auf dem Lande gebräuchliche Einfatschen
der Kinder, wodurch sie am ganzen Leibe eingepreßt werden, ist
äußerst nachteilig und ebenso verwerflich, wie das Einpacken und
feste Einschnüren des Neugebornen in dicke Betten. Die Lungen
des Kindes sollen sich beim Atmen ausdehnen, das Blut muß un-
gehemmt in den Adern fließen. Durch das feste Einpacken und
Schnüren wird dies wie jede freie Bewegung der Gliedmaßen
verhindert. Die Kinder sollen daher nur um den Leib leicht ge-
fatscht sein und die Händchen sowie die in Windeln eingeschlagenen
Füßchen zur Bewegung ganz frei haben. So lege man den Säug-
ling in ein weiches, lose umgeschlagenes Wickelbettchen (später
hülle man ihn in ein freies, weites Kleidchen), das die Kälte ab-
hält, ohne den Körper zu drücken, zu fesseln oder zurückzuhalten.
Beim Austragen sind die Kinder in kleine Decken einzuschlagen.
Der Kopf muß von der vierten bis achten Woche an (je nach
der Jahreszeit) unbedeckt getragen werden, höchstens bestehe die
Kopfbedeckung aus einem einfachen, gut anschließenden baum-
wollnen Häubchen. Schuhe (gestrickte) brauchen die Kinder erst
dann, wenn sie auf den Füßen stehen können, und Strümpfe
nicht früher, als bis sie ihre Notdurft zu verrichten begehren
können.
Ebenso wichtig wie das Ernähren und Kleiden ist das
Neinhalten
des Kindes. Es empfiehlt sich, dem Kleinen jeden Tag frische
Wäsche, wöchentlich frische Kleider, monatlich frische Betten
zu geben.
Im ersten Lebensjahre muß das Kind täglich einmal in
warmem Wasser von etwa 30° 0 gebadet, danach sorgfältig ab-
getrocknet und schnell mit reiner, gewärmter Wüsche bekleidet
werden. Das Bad soll (nie bald nach der Mahlzeit) in einem
warmen Zimmer geschehen und nicht länger als fünf bis acht
Minuten dauern. Die Augen des Säuglings dürfen nie mit
dem unreinen Vadewasier gewaschen werden; vielmehr ist hierzu
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide]]
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Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
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die Heiterkeit und bereiten dadurch jene frohe Stimmung vor.
die mit dem Begriff Hochzeit untrennbar verbunden ist. Um
dem jungen Paare für seinen neuen Haushalt paffende und sich
nicht wiederholende Geschenke zu überreichen, verständige man
sich, soweit dies tunlich ist. mit den andern Festteilnehmern über
die Auswahl. Die dem Polterabend folgende Hochzeit ist in
allen Ländern und in allen Gesellschaftsklassen das volkstümlichste
Familienfest. An die Hochzeit mit ihrem Jubel und ihren Freuden
knüpfen sich die verschiedensten Gebräuche, die von Land zu Land,
ja oft von Ort zu Ort wechseln. Wo diese Gebräuche den Zweck
verfolgen, heitern Scherz hervorzurufen oder die sich an die Hoch-
zeit knüpfenden Gedanken symbolisch darzustellen, da sind sie
zu pflegen und zu erhalten, in jedem Falle aber zu vermeiden,
sobald sie die Grenze des Anstandes überschreiten. Für die Braut
kommt am Hochzeitstage vor allem die Auswahl des Anzuges in
Betracht. Auf dem Standesamte erscheine sie in einem geschmack-
vollen Cesellschastsanzuge mit Hut und Umhang, für die kirch-
liche Trauung wähle sie ein weißes Kleid und schmücke sich mit
dem Schleier und dem Myrtenkränze. Die Hochzeit findet, sofern
nicht besondre Gründe dies unmöglich machen, in dem Wohnorte
der Braut bei deren Eltern statt. Während der Fahrt zur Kirche
sitzt entweder das Brautpaar zusammen in einem Wagen, oder
die Braut fährt mit ihren Eltern und wird an der Kirchtür vom
Bräutigam empfangen. Das Paar wird von den Brautführern
und Brautjungfern sowie den Trauzeugen zum Altar geleitet,
wo die Trauung stattfindet. Nach der Trauung erfolgt die Be-
glückwünschung des Paares und der Verwandten untereinander.
An der Hochzeitstafel nehmen die Neuvermählten den Ehren-
platz ein. Man ordnet die Tafel gern so. daß das Paar den
Gästen von allen Plätzen aus sichtbar bleibt. Die Trinksprüche,
die auf die jungen Gatten ausgebracht werden, find vom Bräuti-
gam nicht zu erwidern. In den meisten Füllen folgt dem Fest-
mahle ein froher Tanz, der besonders dann möglichst lange aus-
gedehnt wird, wenn das junge Paar die Gesellschaft verläßt und
eine Hochzeitsreise antritt. Im Falle dies nicht geschieht, wird
das Fest wohl eher beendet, nicht ohne daß verschiedene Gebräuche,
wie der Abtanz, das Austeilen des Kranzes u. a.. vorhergegangen
sind. Bei keinem Familienfeste spielt der Aberglaube eine größere
Rolle als wie am Hochzeitstage. Aus den geringsten Anzeichen
und Vorfällen schließt er. meist in unsinniger Weise, auf die Zu-
kunft der Eheleute. So bedeutungsvoll diese Weissagungen sind,
und soviel Unheil sie schon geschaffen haben, läßt man sich doch
noch immer von ihnen beeinflussen.
Zu einem Familienfeste, mit dem sich immer die angenehmsten
Erinnerungen verknüpfen, gestaltet sich die Feier des Geburts-
tages in einer Familie. Die Freude über das Ereignis, durch das
uns an diesem Tage ein liebes Familienglied geschenkt wurde,
suchen wir durch Glückwünsche und Geschenke auszudrücken. Kinder
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
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aufgeblähten Leinwand, die den kräftigen Arm des Grotzknechts
umschlicht. Mit grotzem Behagen sieht er auf die reinliche Farbe,
während er pfeift, die blaue Tuchjacke säubert und den Kupfer-
beschlag seines Pfeifenkopfs von Maserholz poliert. Durch die
ganze Woche hat die Magd sich auf die Stunde gefreut, wo sie sich
hübsch machen und das neue Mieder anlegen kann: heute steht
sie glücklich vor der Tür des Eefindehaufes und legt die Hände
übereinander. Alle fühlen sich sauber, sie fühlen sich hübsch: heute
gefallen sie und finden selbst Gefallen am Leben. — Tretet in die
Tagelöhnerhütte nebenan. Die Frau hatte in der Woche wenig
Zeit für ihre Wirtschaft, denn sie und ihr Mann haben ihre
Arme auf sechs Tage dem Gutsherrn vermietet: das einfache
Essen nutzte in einer Stunde mit müden Händen bereitet und
schnell verzehrt werden, und den Kindern fehlte durch den ganzen
Tag die Aufsicht der Mutter. Heute hat die Frau am frühen
Morgen Stube und Geschirr gescheuert: jetzt durchflicht sie die
Zöpfe des kleinen Mädchens mit schmalem, rotem Bande und
sieht dabei, wie hübsch die Augen und rosigen Bäckchen der Klei-
nen sind. Nach der Kirche wird sie fettdurchwachsenes Schweine-
fleisch kochen und ihre besten Klötze dazu machen, damit ihr Mann
sie lobe. Nachmittags führt sie die Kinder vor den Augen des
ganzen Dorfes vorüber zur Grotzmutter: abends gibt's Eier-
kuchen. Zhr Mann ist kein Säufer: sie wird im Freien mit den
Nachbarinnen plaudern und ihn erwarten: er wird bei guter
Zeit zu ihr zurückkehren und freundlich gegen sie sein. Unter-
dessen steht der Hausherr bereits im Sonntagsstaat mit geschwärzten
Stiefeln in bedächtigein Gespräch mit einem vorübergehenden
Bekannten: er klopft dabei seinem Jungen auf den blonden Kopf,
und dieser fühlt sich als ein ganzer Kerl. Holder Tag. wo der
Arme Selbstgefühl gewinnt, wo der Besitz eines zweiten Hemdes,
eines bessern Kleides und das Gefühl der Freiheit von den Mühen
des Lebens zuversichtlich, heiter, lebenslustig macht! Wer dies
dem Arbeiter verkümmert durch den Zwang übermässiger Arbeit,
ist grausam und begeht ein schweres Unrecht an seinem Neben-
menschen.
Es ist darum ein schlechter Brauch, der in den Städten ein-
gerissen ist. den Vormittag des Sonntags zu den Arbeitstagen
zu schlagen, nicht sowohl, weil dem Arbeiter dadurch einige Stun-
den der Ruhe genommen werden, sondern deshalb, weil gerade
diese Stunden eine eigentümliche Bedeutung haben. Am Sonn-
tag vormittag ist der Mensch in Deutschland still, friedlich, in sich
gekehrt: er überdenkt sein Leben, seine Liebe, seinen Gott: er
liest, er schreibt an seine Familie: er sammelt sich und bereitet
sich vor für die Freuden und Zerstreuungen der nächsten Woche.
Der Sonntagnachmittag ist in Deutschland ein lustiger Geselle,
ein Lebemann: da sucht einer den andern, und in Gesellschaft
sucht man das Vergnügen. Es ist unrecht, wenn der Meister seinen
Gesellen nur die Zeit des Vergnügens freiläßt, die Zeit des
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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