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1. Präparationsstoffe für Fortbildungs- und Fachschulen - S. 154

1910 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
154 Xviii. Der Ccmöwirt und ßewerbetreibenöe als famüienvater, Öememöe- und Staatsbürger. 1. Die Familie. Das Wort Familie ist der lateinischen Sprache entlehnt. Familia bezeichnete bei den Römern alles einer Person als Eigentum Gehörige, und zwar sowohl Personen, als auch ihr gesamtes Vermögen. Die Familie ist als die früheste Ver- bindung von Personen zu einem innigen Gemeinschaftsleben anzusehen. Gott sprach zu Adam: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei". Er führte ihm Eva als sein Weib zu. Damit hat er die Ehe eingesetzt. Riehl sagt von der Familie: „Sie ist die ursprünglichste, uralteste menschlich-sittliche Ge- nossenschaft, zugleich eine allgemein menschliche; denn mit der Sprache und dem religiösen Glauben finden wir die Familie bei allen Völkern der Erde wieder." Die Familie wird durch die Ehe begründet, nach vorausgegangenem Aufgebot durch das Standesamt gesetzlich geschlossen, und durch die kirchliche Trau- ung erhält sie ihre Weihe und den Segen. Die Ehe und die Familie sind die Grundlagen aller staatlichen und sozialen Ein- richtungen. Die Familie ist ein Gemeinschaftsleben zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern und Ver- wandten in gerader Linie, zwischen Herrschaft und Gesinde. Dieses Gemeinschaftsleben beruht auf religiöser (kirchlicher) und gesetzlicher Grundlage. Das Bürgerliche Gesetzbuch für das Deutsche Reich vom 1. Januar 1900 handelt in den §§ 1297 bis 1921 über Ehe-, Familien und Vormundschaftsrecht. Das deutsche Recht über Familie ruht aus dem Grund der christ- lichen Anschauungs- und Denkungsart, und gerade diese An- schauungsweise ließ das Familienrecht so wohl ausbilden. Kein Recht eines anderen Volkes schließt so innig das Band der Familie, kein Recht sucht so den Frieden der Familie und die Autorität der väterlichen Gewalt nach Gottes Ordnung zu

2. Präparationsstoffe für Fortbildungs- und Fachschulen - S. 99

1910 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
99 nennt man Realkredit. Sparkassen und Banken geben oft nur gegen Lombard, d. h. gegen Hinterlegung von Wert- papieren Kredit. Wie der Kredit bei einzelnen Personen, von gewissen Eigen- schaften abhängt, so auch bei ganzen Völkern (Staaten). Die Wirtschaftsstufe, die Staatsform, Reichtum des Volkes und des Landes an natürlichen Schätzen sind bestimmend. (England, Deutschland, Lolland-- kreditfähig; Rußland, Spanien, Türkei, Serbien = wenig kreditfähig.) Der Kredit hat Licht- und Schattenseiten. Die guten Seiten bestehen darin, daß der sseißige, solide und geschickte Geschäftsmann mit Lilfe des Kredits sein Geschäft vorwärts bringt. Er fördert auch die Sparsamkeit. Er er- spart dem Geld, der Kredit nimmt, weil er für diese Zeit Zinsen beziehen kann. Llnser Lande! wäre bei der Schnelligkeir des Verkehrs ohne Kredit nicht auf der Löhe zu erhalten, die er eingenommen hat. Er hat aber auch Schattenseiten. Er ver- führt zu leicht leichtsinnige Menschen zum Schuldenmachen und zu schwindelhaften Machenschaften. Manchen gelingt es, sich Kredit zu verschaffen, Waren an sich zu bringen und diese dann gegen geringe Barzahlung zu verschleudern. Deshalb ist der Kredit aber nicht verwerssich. Die ganze zivilisierte Welt (Gesellschaft) steht in innigen Wechselbezie- hungen zueinander, es ist der fortgesetzte Austausch gegenseitiger Leistungen. Dies ist aber nur durch gegenseitiges Vertrauen — durch Kredit — möglich. 9. Das Geld. 1. Die Naturalwirtschaft genügt nicht. 2. Erfordernisse des Geldes. 3. Wesen des Geldes. 4. Sozialistische Ansicht über das Geld. 5. Geldarten. 6. Das Metallgeld in der Geschichte. 7. Eigenschaften des Metallgeldes. 8. Währung. 7

3. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 21

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Sittliche und wirtschaftliche Grundlagen des Bergmannsstandes 21 zen, Launenhaftigkeit und Reizbarkeit begleiten ihn bei der Arbeit. Die Bewegungen werden unstet, das Handeln hastig; die Wider- standsfähigkeit der Nerven ist schließlich gebrochen. Da nun bekannt- lich Trinker nach und nach zu immer größeren Mengen und stärkeren Getränken greifen, so bildet sich bald bei ihnen eine geistige Schwäche heraus, die einen immer höheren Grad erreicht nlrd schließlich mit Säuferwahnsinn, Irr- und Blödsinn endigt. Wie überaus traurig es um unser Volk in dieser Beziehung bestellt ist, geht aus der Tat- sache hervor, daß jährlich in Deutschland 30000 Säufer als geistig Geschädigte den Krankenhäusern und Irrenanstalten überwiesen wer- den müssen. Wieviel zerstörtes Lebensglück, wieviel getäuschte Hoff- nung, wieviel Sorge und Kummer schließt diese Zahl in sich ein! Mit ausdrücklicher Genehmigung der Versasser nach vr. Dicke und I>r. Kohlmetz „Die Schädlichkeit des Mißbrauchs geistiger Getränke". 15. Wer ansteckende Krankheiten. 1. Es gibt nur eine Gesundheit; aber ein ganzes Heer von Krank- heiten kann den Menschen heimsuchen. Unter den Krankheiten ist seit ur- alten Zeiten eine Art ganz besonders aufgefallen. Ihr Auftreten ist ebenso geheimnisvoll wie bösartig. Zuerst befällt die Krankheit nllr einen oder wenige Menschen, bald aber erkrankeir auch Familienmitglieder, selbst Nach- barn. Jeder, der mit einem solchen Kranken in Berührung kommt, kann in einigen Tagen selbst von der Krankheit gepackt werden. Manchmal ge- nügt dazu auch schon ein kurzer Aufenthalt in der Nähe des Kranken, ohne daß man selbst mit ihm zu tun hatte. So überträgt sich die Krankheit iinmer von einem Menschen auf den anderen. In kurzer Frist sind oft Hlinderte und Tausende von ihr ergriffen. Man nannte sie deshalb ansteckende oder Volkskrankheiten, und ihr masselchaftes Auftreten wird als Seuche oder Epidemie bezeichnet. 2. Eine der ältesten Seuchen, die wir kennen, ist der Aussatz. Scholl Moses kannte diese Krankheit, und zur Zeit Jesu Christi herrschte sie in großer Ausdehnung. Auch die Pest ist eine uralte Krankheit, die gleich- falls in der Bibel Erwähnung findet. Am verheermdsten trat sie im Mittelalter auf. Ganze blühende Länderstriche sind damals ausgestorben. In unserer Zeit ist die Pest nicht mehr die Geißel der Menschheit, wenn sie auch gerade jetzt wieder hier und da auftritt und die Regierungen zur Wachsamkeit über sie auffordert. Sie ist abgelöst worden durch die asia- tische Cholera, deren Vaterland Indien ist. Diese verbreitet sich mit dem Verkehre. Aber nicht überall faßt sie Wurzel. Wo ungesunde Ver- hältnisse herrschen, erlangt sie eine größere Ausbreitung. Geschwächte Körper, Leute, die eine unzweckmäßige Lebensweise führen, fallen ihr zum Opfer. Auch das Steigen und Sinken des Grundwassers, das im Erdreiche vorhanden ist, soll die Krankheit beeinflussen. Sicher ist, daß auch das Trinkwasser sie übertragen kann. In ähnlicher Weise wie die Cholera verbreiten sich auch der Typhus und die Ruhr. Beide sind für die Sol- daten im Felde häufig schlimmere Gegner als die feindlichen Kugeln. Auch im Gefolge von Hungersnot treten typhusartige Fieber sehr häufig auf.

4. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 293

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
B. Landschaft 293 107. Lied von: Winde. Sausewind, Brausewind, dort und hier! Deine Heimat sage mir! „Kindlein, wir fahren seit viel, vielen Jahren durch die weite, weite Welt und möchten's erfragen, die Antwort erjagen bei den Bergen, den Meeren, bei des Himmels klingenden Heeren. Die wissen es nie. Bist dn klüger als sie, magst du es sagen! Fort, wohlauf! Halt uns nicht auf! Kommen andre nach, unsre Brüder, da frag' wieder!" Halt an! Gemach eine kleine Frist! Sagt, wo der Liebe Heimat ist, ihr Anfang, ihr Ende! „Wer's nennen könnte! Schelmisches Kind, Lieb' ist wie Wind, rasch und lebendig, ruhet nie, ewig ist sie, aber nicht immer beständig. Fort, wohlauf! auf! Halt uns nicht auf! Fort über Stoppel und Wälder und Wiesen! Wenn ich dein Schätzchen seh', will ich es grüßen. Kindlein, ade!" Eduard Mörike. 108. Die deutschen Kolonien. Als das neue Deutsche Reich wieder erstanden und in der Welt zu Macht und Ansehen gelangt war, da erhob sich aus dem deutschen Volke heraus immer mehr das Verlangen nach überseeischem Besitz, der im- stande wäre, den ungeheueren Strom der deutschen Auswanderer in sich aufzunehmen, beit Erzeugnissen des heimischen Gewerbefleißes neue Ab- satzgebiete zu erschließen, eigene sichere Quellen zur Gewinnung der be- nötigten Rohprodukte zu gewinnen und dem deutschen Volke eine immer mächtigere Stellung unter den Völkern der Erde zu geben. Im Frühling des Jahres 1884 fiel durch den Fürsten Bismarck das entscheidende Wort durch jenes Telegramm, das er an den deutschen Konsul in Kapstadt (Britisch Südafrika) richtete: „Sie wollen dort amtlich er- klären, daß die an der Südwestküste Afrikas nördlich des Oranjeflusses von Lüderitz gemachten Erwerbungen auf deutschen Schutz Anspruch ha- den!" Damit war der Anfang zur Erwerbung von Kolonialbesitz für das Deutsche Reich gemacht. Schnell hintereinander erfolgte nun die Besitz- ergreifung eines Kolonialreiches von 2^/z Millionen Quadratkilometern (d. h. beinahe fünfmal soviel wie das Gebiet des Deutschen Reiches) und gegen 12 Millionen Seelen (etwa soviel wie die süddeutschen Staaten zusammengenommen). Wir unterscheiden zwei Kolonialerwerbsperioden, diejenige von 1884 bis 1885 und die von 1897 bis 1899. Im Jahre 1884 wurden erworben: Südwestafrika, Ostafrika, Kamerun, Togo, Neuguinea mit dem Bismarck- Archipel; 1885 die Marshallinseln, 1897 Kiautschon und 1899 die Karo- linen-, Marianeninseln und Samoa.

5. Lehr- und Lesebuch für berg- und hüttenmännische Schulen - S. 332

1913 - Leipzig [u.a.] : Teubner
332 Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland diese an der Innenseite vorstehende Ränder, Spurkränze genannt. Während bis dahin die gewöhnlichen Straßenfuhrwerke auf dem Eisenbahngleise fuhren, wurden nun besondere Eisenbahnfuhrwerke nötig. Es mußte ein selbständiger, vom Straßenverkehr vollständig geschiedener Eisenbahnbetrieb eingerichtet werden, was begreiflicher- weise von entscheidungsvollster Bedeutung war und zunächst zu einer verbesserten Bauart der Wagen führte. Fast zu gleicher Zeit wurden auch die hölzernen Langschwellen meistens durch Querschwellen ersetzt, wodurch die Spurweite besser gesichert und die Entwässerung des zwischen den Schienen befind- lichen Teils des Bahnkörpers verbessert wurde. Die Erfahrung lehrte nun bald, daß die von Querschwelle zu Querschwelle sich frei tragenden Schienen, wenn sie in jedem Punkte ihrer Länge gleich sicher gegen Bruch sein sollten, im Querschnitt um so stärker sein mußten, je größer dessen Abstand vom Stützpunkte war. Man formte daher die untere Kante der Schienen von Quer- schwelle zu Querschwelle fischbauchförmig. Diese an sich auf rich- tiger Erkenntnis beruhende Anordnung wurde nun aber zu einem schweren Hemmnis für die weitere Vervollkommnung des Eisen- bahngleises. Sie verzögerte, was heute kaum zu begreifen ist, um ein drittel Jahrhundert die allgemeine Ersetzung der gußeisernen Schienen durch Schienen aus gewalztem Eisen. Man glaubte näm- lich in irrtümlicher Anschauung und in hartnäckigem Festhalten am Hergebrachten, daß die Fischbauchform von Stützpunkt zu Stützpunkt auch dann noch notwendig sei, wenn eine längere Schiene ununter- brochen sich über mehrere Stützpunkte hinweg erstreckte. Die Fisch- bauchform war aber ungeeignet für das Walzen. Erst nach dem Jahre 1830 überwand Robert Stephenson, der Sohn von George Stephenson, das eingewurzelte Vorurteil und verwendete Schienen, die in ganzer Länge den gleichen Querschnitt hatten, sich also be- quem walzen ließen. Bei den erheblichen Vorzügen, welche die Schie- nen aus Walzeisen vor den gußeisernen besaßen, wurden die guß- eisernen Schienen nun bald vollständig verdrängt. In der Quer- schnittssorm zeigten die Schienen stets den pilzförmigen Kopf, in ihrer übrigen Gestaltung aber mannigfache Abweichungen. Die jetzt am allgemeinsten verbreitete, in Deutschland ausschließlich verwen- dete Querschnittsform der breitfüßigen Schiene wurde in England im Jahre 1841 zuerst durch Vignoles eingeführt, war aber schon kurz vorher von Stevens in Amerika verwendet. Die Entwickelung von den hölzernen Streifenbahnen bis zu der Spurbahn aus gewalzten Eisenschienen hatte etwa 200 Jahre gedauert. Aus: Launhardt, Am sausenden Webstuhl der Zeit.

6. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 152

1905 - Wittenberg : Herrosé
152 baumkahne! In Gründen und an Berghängen weidende Herden mit ihren Hirten! Selten ein Streifen Ackerland zwischen Wäldern und Weiden! Arme Hütten oder bewegliche Zelte als Wohnungen! Die Felle wilder Tiere oder Leinen als Kleidung! Wurzeln, Wild, Milch und Fleisch als Nahrung! Sitten und Gebräuche als Gesetze für die wandernden Stämme oder Horden, die der Geselligkeits- trieb vereinigte! Und nun heute? Eine fast wunderbare Umwandlung! Zwar hat sich ein Heer von Bedürfnissen eingestellt; aber größer und stärker ist die menschliche Arbeit, die sie bestreitet. Plan und Ordnung überall! Kampf und Sieg auf der ganzen Linie!" „Welche Mächte haben nun hauptsächlich diese Umwandlung be- wirkt?" fragte meine Freundin. „Doch wohl in erster Linie der Ackerbau!" meinte der Landwirt. „Er hat die Menschen seßhaft gemacht und an ein Familienleben gewöhnt. So ist er die Grundlage aller Kultur geworden. Das Wort Kultur deutet schon darauf hin. Es bedeutet doch ur- sprünglich Anbau und weist so auf den Anfang aller Bildungs- arbeit hin." „Das gebe ich zu!" sagte der Kaufmann. „Aber selten gab jeder Ort und jeder Boden her, was man brauchte. Die Bedürfnisse wuchsen, und nicht jeder Ort konnte sie befriedigen. Da mußten andere Menschen und andere Gegenden aushelfen. Der Kaufmann aber schaffte im Handel und Verkehr das Nötige herbei. Das erforderte Mut, Nach- denken, neue Verkehrsmittel und allerlei Zurüstung durch Handwerker. Die menschlichen Fähigkeiten wurden dadurch entwickelt, die Kräfte ge- stärkt und allerlei Verbesserungen gefunden." „Wohl!" sagte der Pfarrer. „Dem Kaufmann und dem Hand- werker soll ihr Verdienst an der Kulturarbeit nicht geschmälert werden. Was aber kann die rohe Kraft ohne geistige und sittliche Bildung schaffen? Der Verstand muß wie die Hand, das Herz wie das Auge gebildet werden durch Unterricht und Zucht. Und das haben Kirche und Schule getan. Sie haben die geistigen und sittlichen Kräfte und Fähigkeiten entwickelt und durch diese Bildung den wichtigsten Schritt zur Veredelung der Menschen getan." „Noch eins darf nicht vergeffen werden!" fügte ich hinzu. „Alle tätigen Kräfte müssen durch kluge Leitung und Negierung zusammen- gefaßt und auf die rechten Ziele gelenkt werden. Zersplitterung be- deutet immer Erfolglostgkeit. Die Regierung zeigte Ziele, suchte Wege und begeisterte die Kräfte zur Arbeit. Dadurch förderte sie die Kultur aufs nachdrücklichste." „Und nun will ich als Hausmutter alles zusammenfassen!" schloff meine Freundin. „Die Triebkräfte der Kultur sind 1. der Ent- wicklungsdrang in der menschlichen Natur, 2. die wachsenden Bedürf- nisse, 3. die Arbeit, 4. der Verkehr, 5. die Bildung, 6. die Regierung. Notwendigkeit und Freiheit, innerer Drang und äußere Nötigung haben so den Menschen in ihre Schule genommen und zu dem gemacht, was er ist." „Heute ist der Staat der Inbegriff aller Kulturarbeit!" meinte

7. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 317

1905 - Wittenberg : Herrosé
317 Bei der Niedrigkeit des Preises können wertvolle Dinge auch von Personen angeschafft werben, die nur ein geringes Einkommen haben. Der Arbeiter hat jetzt einen größeren Güterverbrauch, als vor 50 Jahren ein großer Bauer. Handel und Verkehr gelangen zur größeren Ausdehnung und Lebhaftigkeit. Die Arbeitsteilung schließt ein festes Band um alle Glieder der menschlichen Gesellschaft, weil diese aufeinander angewiesen sind, und jeder für den anderen arbeitet und andererseits von allen anderen die Bedingungen seines Lebens und Vergnügens zugeführt erhält. Die Arbeitsteilung hat auch ihre Schattenseiten. Für den Arbeiter selbst wird sie um so eher nachteilig, je mechanischer die Verrichtung ist, und je weniger sie die Mittätigkeit des Geistes erfordert. Ein- seitigkeit, geistige Abstumpfung und Gleichgültigkeit für die höheren Güter der Menschheit sind nicht selten die Folgen solcher maschinen- artigen Arbeit. Die unausgesetzte Beschäftigung mit gewissen Arbeiten, z. B. dem Schleifen der Nadeln, Vergolden rc., wirkt nachteilig auf die Gesundheit; es wird Entnervung verbreitet und das Heranwachsen einer gesunden Nachkommenschaft gehindert. Leicht tritt bei der Arbeitsteilung Überproduktion ein; dann entstehen Absatzstockungen, Arbeiterentlassungen und Brotlosigkeit. Das Geteilte muß sich wieder zusammenfinden. Jeder muß seine besondere Arbeit in die große allgemeine Arbeit des Volkes einreihen können, er muß imstande sein, sie zur Geltung zu bringen. Ein Kleidungsstück z. B. kommt durch geteilte Arbeit zustande; es setzt die Gewinnung der Baumwolle, das Spinnen, das Weben und Färben der Stoffe und die Arbeit des Schneiders voraus. Allein alle diese geteilten Arbeiten könnten das Kleidungsstück noch nicht zustande bringen, wenn nicht diese Arbeiten durch den gemeinschaftlichen End- zweck verbunden würden. In der heutigen Zeit hat jeder das Recht und die Freiheit, zu arbeiten, was und wie er will. Wenn er etwas arbeitet, was niemand verlangt und wofür ihm niemand etwas bezahlt, so ist dies seine Sache. Nach Dir. Moormeister, Mittmzwey rc. 133. Oie Sauhan-werker beim Hausbau. Bei den unkultivierten Völkern ist jeder für seinen Bedarf sein eigner Baumeister: er errichtet sein Zelt, stellt seine Erdhütte zurecht und zimmert seinen Pfahlbau. So ist es von alters her gewesen, und so entstehen auch heute noch die Bauwerke bei den Neger-, Jndianer- und Malayenvölkern. In Kulturländern dagegen, wo die Arbeitsteilung immer weiter um sich greift, haben sich in die Errichtung eines Gebäudes die ver- schiedenen Gewerbe zu teilen, und kein Gewerk nimmt dem anderen eine Arbeit weg. Da treten zunächst die Schachtarbeiter an. Mit Hacke und

8. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 441

1905 - Wittenberg : Herrosé
441 mit allen nötigen Dingen ausgestattet wurden und gleiche Rechte haben sollten, wie die Eingeborenen. 1724 erließ der König eine neue Auf- forderung, „daß noch mehrere Handwerker von allerhand Professionen, wie auch 400 Familien arbeitsamer Leute, so des Ackerbaues und der Viehzucht kundig sind, nach Preußen verlangt werden". Jede Er- leichterung für die Ansiedlung wird versprochen, und den Mittellosen soll sogar die Reise bezahlt werden. Infolge dieses Aufrufes wanderten zahlreiche Familien aus aller Herren Ländern, vor allem aus der Schweiz, der Pfalz und aus Franken, in Ostpreußen ein, Polen und Slawen aber wurden nicht zugelassen. Bis 1725 waren allein in dem insterburgischen und ragnitischen Kreise 9539 Personen auf 2500 Höfen angesiedelt. Die bedeutendste Einwanderung aber erfolgte in den Jahren von 1731 an. Richt weniger als 20694 Salzburger brachen nacheinander nach Preußen auf, von denen allein 12000 auf Staatskosten in der Provinz Posen angesiedelt wurden; die Handwerker, wie auch aus Böhmen einwandernde Spinner und Weber, wurden in die Städte gewiesen. Im ganzen wird berechnet, daß unter Hinzuzählung der Nachkommenschaft bis zum Ableben Friedrich Wilhelms I. durch die Kolonisation die Bevölkerung von Preußen eine Zunahme von ungefähr 600000 Menschen erfahren hat, was dem vierten Teile des damaligen gesamten Bevölkerungsstandes gleichkommt. War schon allein der Zuwachs an Menschen ein Gewinn, so lag die größte Bedeutung und der größte Segen für das Land doch darin, daß die Kolonisten aus Ländern kamen, die von dem schrecklichen 30jährigen Kriege unberührt geblieben waren, und in denen sich Ge- werbefleiß und Industrie ungestört hatten fortentwickeln können. Den verödeten Städten kamen Tausende von geschickten Handwerkern und Gewerbetreibenden aller Art, Gelehrte und Künstler zugute, Träger von Kenntnissen und Fertigkeiten, oft von solchen, die innerhalb des Krieges erloschen waren oder dort überhaupt nicht bestanden hatten. Das platte Land bevölkerte sich, neue Kulturzweige und Kulturweisen wurden eingeführt. So wurde nicht nur das wirtschaftliche, sondern auch das geistige Leben durch die Einwanderung in der reichsten Weise gefördert und befruchtet. Und was nicht minder hochzuschätzen war, mit den Salzburgern ließ Arbeitsamkeit, frommer Sinn und schlichte Ehrlichkeit sich in den verwilderten und verödeten Stätten Ostpreußens nieder. Voigt nach Jäger u. Stadelmann. 177. Zustände in ehemals polnischen Landesteilen und Friedrichs Ii. Kulturarbeit in ihnen. Durch die Teilung Polens war Preußen ein großer Teil des ehemaligen Königreiches zugefallen. Wie aber sah das Land aus, in das Friedrich d. Gr. deutsche Kulturverhältnisse zu verpflanzen gedachte? „Ich habe dieses Preußen gesehen", schrieb er an seinen Bruder Heinrich; „es ist eine sehr gute und vorteilhafte Erwerbung,

9. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 399

1905 - Wittenberg : Herrosé
399 Nationalität (Sprache, Sitten und Gebräuche) durch Überweisung von Länderstrecken, in die der Strom der Auswanderung sich er- giesst, zu ermöglichen und zu erleichtern. Leider hat Deutschland nicht zugegriffen, als die übrigen Länder Europas weite überseeische Gebiete der gemässigten Zone für die Ansiedlung in Besitz nahmen, weil damals alle Blicke aus die um sich greifende Verwüstung im Innern gerichtet waren. Der Ausbreitung des Deutschtums ist durch diese Unterlassungssünde alljährlich ein mächtiger, lebendiger Blutstrahl verloren gegangen, der von fremden Völkern aufgesogen und verarbeitet wurde. Der völlige Mangel an eigenen Aus- wandererkolonien macht es erklärlich, dass die neun Millionen englisch redender Menschen, die man in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zählte, jetzt auf 120 Millionen angewachsen sind, denen nur etwa 70 Millionen Deutsche gegenüberstehen. Auch die Kolonien, die wir nach der Errichtung des Deutschen Reiches er- worben haben, sind leider nicht geeignet, den Überschuss der Be- völkerung des Mutterlandes aufzunehmen und den Hunderttausenden von Auswanderern eine deutsche Heimat in fremden Landen zu gewähren; denn ihr grösster Teil liegt in der heissen Zone und gestattet wegen seines feucht-tropischen, ungesunden Klimas den Deutschen keinen dauernden Aufenthalt. In Südwestafrika, das ein durchaus gesundes Klima hat, steht der Wassermangel, aus dem die Trockenheit des Klimas sich ergibt, der Gründung grösserer Ansiedlungen hindernd entgegen. Von einer vernünftigen Be- wirtschaftung des Bodens durch Besiedlung mit Angehörigen des eigenen Volkes ist demnach keine Rede. Dieser Ümstand wird auch die günstige Entwicklung der Kolonien etwas hemmend be- einflussen, da eine fleissige und tüchtige Bevölkerung das eigent- liche Kapital eines Landes ist, und der beste Boden ohne Menschen oder mit unfleifsigen und untauglichen Bewohnern keinen Wert hat. Aber es war nicht die Sorge für die Unterbringung des Über- flusses an Bewohnern allein, die der Europäer Augen auf die fremden Länder lenkte, sondern auch das Bedürfnis nach der Er- öffnung neuer Erwerbsquellen für den Haushalt der Nation führte zur Erwerbung von Kolonien. Vor allem ist es nötig, für die heimische Industrie durch die Besitzergreifung von fremden Länder- strecken neue Absatzgebiete zu schaffen, die durch die Vergröiserung des Verbrauchs der heimischen Erzeugnisse die Gewerbtätigkeit des Mutterlandes heben, Arbeitsgelegenheit und Gewinn erhöhen. Noch von einer anderen Seite wollen wir unsere Sache be- trachten. Unsere Industrie ist in der Herstellung von Verbrauchs- gegenständen so ausserordentlich vielseitig und reich, dass sie alle Ansprüche befriedigt. Aber der heimische Boden vermag viele Naturerzeugnisse, deren wir zum Leben brauchen, nicht hervor- zubringen. In diesen Fällen wenden wir uns an die heisse Zone, um für die Bedürfnisse Sorge zu tragen, die durch den Ackerbau der Heimat nicht befriedigt werden können. Dass dieser Teil der Verbrauchsartikel nicht gering ist, bemerkt jeder, der sich die-

10. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 402

1905 - Wittenberg : Herrosé
402 geborenen liegen die Reichtümer unserer Kolonien. Die stille Arbeit der Mission trägt sehr viel dazu bei, dieses Ziel zu er- reichen. Sie verbreitet christliche Sitte und Anschauung. Durch sie wird es möglich, bei der Bevölkerung die Grundlage zu gewinnen, auf der wir die Länder der wilden Bevölkerung un- gehindert betreten, mit ihnen Geschäfte abschliefsen und Handel treiben können: Treue und Glauben. Mit fortschreitenden materiellen Bedürfnissen macht sich bei den Naturmenschen all- mählich das Verständnis des Wertes der Friedfertigkeit für jedes Gedeihen geltend. Statt fortdauernder kriegerischer Unruhen und Unsicherheit tritt das Bestreben nach machtvollem Schutz der errungenen Besitztümer hervor. Die Anleitung zu Acker- und Gartenbau, zu allerlei nutzbringender Tätigkeit führt die wilden Völker von zügellosem Jäger- und Nomadenleben zu regelmässiger Arbeit, regt ihr Nachdenken an und mildert ihre Sitten. Das Christentum durchdringt mit seinen Lehren und Grundanschauungen heiligend das Familienleben, verschafft im Gesellschafts- und Volks- leben den Grundsätzen wahrer Nächstenliebe Geltung und hat Abschaffung der Sklaverei und mancher grausamen Sitten und Gebräuche im Gefolge. Die Reichsregierung und die Gesellschaften werden bestrebt sein, durch Errichtung von Handelsplätzen und Verkehrswegen die einzelnen Gebiete dem Handel zu erschliefsen, um so den Erzeug- nissen unserer heimischen Industrie neue Absatzgebiete zu ver- schaffen. Es ist ferner eine wesentliche Aufgabe, die Eingeborenen für den Plantagenbau zu gewinnen und zu befähigen, mit der Aus- wahl der geeigneten Kulturgewächse, der Anlage und dem Be- triebe der Plantagen aber sachkundige, erfahrene und gewissenhafte Personen zu betrauen. Je mehr dies gelingen wird, desto grösser wird die Zahl der Faktoreien (der Niederlassungen zum Betriebe des Handels im fremden Lande) werden, und um so gewaltiger wird sich unser Handel mit den Kolonien steigern. Schon jetzt beträgt der Wert der Ausfuhr aus unseren Kolonien jährlich 14 Millionen Mark. Der Besitz von Kolonien hat jedoch neben den materiellen Vorteilen noch viel wertvollere Wirkungen: veredelnde Einflüsse auf Geist, Gemüt und Willen der Völker. Der Blick wird weiter durch die Vergleichung des Naheliegenden mit dem Fernen; Mut und Tatkraft werden gestählt durch die Übung im Einsetzen der ganzen Persönlichkeit für weitgesteckte Ziele, und zu allem kommen die Selbstschätzung und das Pflichtgefühl, die das stolze Be- wusstsein des Herrschens über weite Gebiete allen grossen Völkern der Weltgeschichte aufgedrückt hat. Auf diese Weise ernten die Völker, die ihre Kultur in die Ferne tragen und wilde Länder der Zivilisation erschliefsen, andererseits den Segen in ihrer eigenen Entwicklung, den ein grosses Arbeitsziel jedem einzelnen bringt. „Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken,“ gilt nicht nur von einzelnen Menschen, sondern auch von ganzen Völkern. Z. T. nach Tromnau u. a.
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