Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
154
Xviii. Der Ccmöwirt und ßewerbetreibenöe
als famüienvater, Öememöe- und
Staatsbürger.
1. Die Familie.
Das Wort Familie ist der lateinischen Sprache entlehnt.
Familia bezeichnete bei den Römern alles einer Person als
Eigentum Gehörige, und zwar sowohl Personen, als auch ihr
gesamtes Vermögen. Die Familie ist als die früheste Ver-
bindung von Personen zu einem innigen Gemeinschaftsleben
anzusehen. Gott sprach zu Adam: „Es ist nicht gut, daß der
Mensch allein sei". Er führte ihm Eva als sein Weib zu.
Damit hat er die Ehe eingesetzt. Riehl sagt von der Familie:
„Sie ist die ursprünglichste, uralteste menschlich-sittliche Ge-
nossenschaft, zugleich eine allgemein menschliche; denn mit der
Sprache und dem religiösen Glauben finden wir die Familie
bei allen Völkern der Erde wieder." Die Familie wird durch
die Ehe begründet, nach vorausgegangenem Aufgebot durch das
Standesamt gesetzlich geschlossen, und durch die kirchliche Trau-
ung erhält sie ihre Weihe und den Segen. Die Ehe und die
Familie sind die Grundlagen aller staatlichen und sozialen Ein-
richtungen. Die Familie ist ein Gemeinschaftsleben zwischen
Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern und Ver-
wandten in gerader Linie, zwischen Herrschaft und Gesinde.
Dieses Gemeinschaftsleben beruht auf religiöser (kirchlicher) und
gesetzlicher Grundlage. Das Bürgerliche Gesetzbuch für das
Deutsche Reich vom 1. Januar 1900 handelt in den §§ 1297
bis 1921 über Ehe-, Familien und Vormundschaftsrecht. Das
deutsche Recht über Familie ruht aus dem Grund der christ-
lichen Anschauungs- und Denkungsart, und gerade diese An-
schauungsweise ließ das Familienrecht so wohl ausbilden. Kein
Recht eines anderen Volkes schließt so innig das Band der
Familie, kein Recht sucht so den Frieden der Familie und die
Autorität der väterlichen Gewalt nach Gottes Ordnung zu
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
99
nennt man Realkredit. Sparkassen und Banken geben
oft nur gegen Lombard, d. h. gegen Hinterlegung von Wert-
papieren Kredit.
Wie der Kredit bei einzelnen Personen, von gewissen Eigen-
schaften abhängt, so auch bei ganzen Völkern (Staaten). Die
Wirtschaftsstufe, die Staatsform, Reichtum des Volkes und
des Landes an natürlichen Schätzen sind bestimmend. (England,
Deutschland, Lolland-- kreditfähig; Rußland, Spanien, Türkei,
Serbien = wenig kreditfähig.)
Der Kredit hat Licht- und Schattenseiten.
Die guten Seiten bestehen darin, daß der sseißige, solide und
geschickte Geschäftsmann mit Lilfe des Kredits sein Geschäft
vorwärts bringt. Er fördert auch die Sparsamkeit. Er er-
spart dem Geld, der Kredit nimmt, weil er für diese Zeit Zinsen
beziehen kann. Llnser Lande! wäre bei der Schnelligkeir des
Verkehrs ohne Kredit nicht auf der Löhe zu erhalten, die er
eingenommen hat. Er hat aber auch Schattenseiten. Er ver-
führt zu leicht leichtsinnige Menschen zum Schuldenmachen und
zu schwindelhaften Machenschaften. Manchen gelingt es, sich
Kredit zu verschaffen, Waren an sich zu bringen und diese dann
gegen geringe Barzahlung zu verschleudern.
Deshalb ist der Kredit aber nicht verwerssich. Die ganze
zivilisierte Welt (Gesellschaft) steht in innigen Wechselbezie-
hungen zueinander, es ist der fortgesetzte Austausch gegenseitiger
Leistungen. Dies ist aber nur durch gegenseitiges Vertrauen
— durch Kredit — möglich.
9. Das Geld.
1. Die Naturalwirtschaft genügt nicht.
2. Erfordernisse des Geldes.
3. Wesen des Geldes.
4. Sozialistische Ansicht über das Geld.
5. Geldarten.
6. Das Metallgeld in der Geschichte.
7. Eigenschaften des Metallgeldes.
8. Währung.
7
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Extrahierte Personennamen: Lombard Llnser
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Spanien Türkei Serbien
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
Sittliche und wirtschaftliche Grundlagen des Bergmannsstandes 21
zen, Launenhaftigkeit und Reizbarkeit begleiten ihn bei der Arbeit.
Die Bewegungen werden unstet, das Handeln hastig; die Wider-
standsfähigkeit der Nerven ist schließlich gebrochen. Da nun bekannt-
lich Trinker nach und nach zu immer größeren Mengen und stärkeren
Getränken greifen, so bildet sich bald bei ihnen eine geistige Schwäche
heraus, die einen immer höheren Grad erreicht nlrd schließlich mit
Säuferwahnsinn, Irr- und Blödsinn endigt. Wie überaus traurig
es um unser Volk in dieser Beziehung bestellt ist, geht aus der Tat-
sache hervor, daß jährlich in Deutschland 30000 Säufer als geistig
Geschädigte den Krankenhäusern und Irrenanstalten überwiesen wer-
den müssen. Wieviel zerstörtes Lebensglück, wieviel getäuschte Hoff-
nung, wieviel Sorge und Kummer schließt diese Zahl in sich ein!
Mit ausdrücklicher Genehmigung der Versasser nach vr. Dicke und I>r. Kohlmetz
„Die Schädlichkeit des Mißbrauchs geistiger Getränke".
15. Wer ansteckende Krankheiten.
1. Es gibt nur eine Gesundheit; aber ein ganzes Heer von Krank-
heiten kann den Menschen heimsuchen. Unter den Krankheiten ist seit ur-
alten Zeiten eine Art ganz besonders aufgefallen. Ihr Auftreten ist ebenso
geheimnisvoll wie bösartig. Zuerst befällt die Krankheit nllr einen oder
wenige Menschen, bald aber erkrankeir auch Familienmitglieder, selbst Nach-
barn. Jeder, der mit einem solchen Kranken in Berührung kommt, kann
in einigen Tagen selbst von der Krankheit gepackt werden. Manchmal ge-
nügt dazu auch schon ein kurzer Aufenthalt in der Nähe des Kranken, ohne
daß man selbst mit ihm zu tun hatte. So überträgt sich die Krankheit iinmer
von einem Menschen auf den anderen. In kurzer Frist sind oft Hlinderte
und Tausende von ihr ergriffen. Man nannte sie deshalb ansteckende
oder Volkskrankheiten, und ihr masselchaftes Auftreten wird als Seuche
oder Epidemie bezeichnet.
2. Eine der ältesten Seuchen, die wir kennen, ist der Aussatz. Scholl
Moses kannte diese Krankheit, und zur Zeit Jesu Christi herrschte sie in
großer Ausdehnung. Auch die Pest ist eine uralte Krankheit, die gleich-
falls in der Bibel Erwähnung findet. Am verheermdsten trat sie im
Mittelalter auf. Ganze blühende Länderstriche sind damals ausgestorben.
In unserer Zeit ist die Pest nicht mehr die Geißel der Menschheit, wenn
sie auch gerade jetzt wieder hier und da auftritt und die Regierungen zur
Wachsamkeit über sie auffordert. Sie ist abgelöst worden durch die asia-
tische Cholera, deren Vaterland Indien ist. Diese verbreitet sich mit
dem Verkehre. Aber nicht überall faßt sie Wurzel. Wo ungesunde Ver-
hältnisse herrschen, erlangt sie eine größere Ausbreitung. Geschwächte
Körper, Leute, die eine unzweckmäßige Lebensweise führen, fallen ihr zum
Opfer. Auch das Steigen und Sinken des Grundwassers, das im Erdreiche
vorhanden ist, soll die Krankheit beeinflussen. Sicher ist, daß auch das
Trinkwasser sie übertragen kann. In ähnlicher Weise wie die Cholera
verbreiten sich auch der Typhus und die Ruhr. Beide sind für die Sol-
daten im Felde häufig schlimmere Gegner als die feindlichen Kugeln. Auch
im Gefolge von Hungersnot treten typhusartige Fieber sehr häufig auf.
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Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
B. Landschaft
293
107. Lied von: Winde.
Sausewind, Brausewind,
dort und hier!
Deine Heimat sage mir!
„Kindlein, wir fahren
seit viel, vielen Jahren
durch die weite, weite Welt
und möchten's erfragen,
die Antwort erjagen
bei den Bergen, den Meeren,
bei des Himmels klingenden
Heeren.
Die wissen es nie.
Bist dn klüger als sie,
magst du es sagen!
Fort, wohlauf!
Halt uns nicht auf!
Kommen andre nach, unsre Brüder,
da frag' wieder!"
Halt an! Gemach
eine kleine Frist!
Sagt, wo der Liebe Heimat ist,
ihr Anfang, ihr Ende!
„Wer's nennen könnte!
Schelmisches Kind,
Lieb' ist wie Wind,
rasch und lebendig,
ruhet nie,
ewig ist sie,
aber nicht immer beständig.
Fort, wohlauf! auf!
Halt uns nicht auf!
Fort über Stoppel und Wälder
und Wiesen!
Wenn ich dein Schätzchen seh',
will ich es grüßen.
Kindlein, ade!"
Eduard Mörike.
108. Die deutschen Kolonien.
Als das neue Deutsche Reich wieder erstanden und in der Welt zu
Macht und Ansehen gelangt war, da erhob sich aus dem deutschen Volke
heraus immer mehr das Verlangen nach überseeischem Besitz, der im-
stande wäre, den ungeheueren Strom der deutschen Auswanderer in sich
aufzunehmen, beit Erzeugnissen des heimischen Gewerbefleißes neue Ab-
satzgebiete zu erschließen, eigene sichere Quellen zur Gewinnung der be-
nötigten Rohprodukte zu gewinnen und dem deutschen Volke eine immer
mächtigere Stellung unter den Völkern der Erde zu geben.
Im Frühling des Jahres 1884 fiel durch den Fürsten Bismarck das
entscheidende Wort durch jenes Telegramm, das er an den deutschen Konsul
in Kapstadt (Britisch Südafrika) richtete: „Sie wollen dort amtlich er-
klären, daß die an der Südwestküste Afrikas nördlich des Oranjeflusses
von Lüderitz gemachten Erwerbungen auf deutschen Schutz Anspruch ha-
den!" Damit war der Anfang zur Erwerbung von Kolonialbesitz für das
Deutsche Reich gemacht. Schnell hintereinander erfolgte nun die Besitz-
ergreifung eines Kolonialreiches von 2^/z Millionen Quadratkilometern
(d. h. beinahe fünfmal soviel wie das Gebiet des Deutschen Reiches) und
gegen 12 Millionen Seelen (etwa soviel wie die süddeutschen Staaten
zusammengenommen).
Wir unterscheiden zwei Kolonialerwerbsperioden, diejenige von 1884
bis 1885 und die von 1897 bis 1899. Im Jahre 1884 wurden erworben:
Südwestafrika, Ostafrika, Kamerun, Togo, Neuguinea mit dem Bismarck-
Archipel; 1885 die Marshallinseln, 1897 Kiautschon und 1899 die Karo-
linen-, Marianeninseln und Samoa.
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Extrahierte Personennamen: Eduard_Mörike Eduard Südwestafrika
Autor: Gehrig, Hermann, Sonnenschein, A., Oldenburger, G.
Jahr der Erstauflage_wdk: 1905
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Bergmännische Schule, Hüttenmännische Schule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
332
Vi. Abschnitt. Aus Heimat und Vaterland
diese an der Innenseite vorstehende Ränder, Spurkränze genannt.
Während bis dahin die gewöhnlichen Straßenfuhrwerke auf dem
Eisenbahngleise fuhren, wurden nun besondere Eisenbahnfuhrwerke
nötig. Es mußte ein selbständiger, vom Straßenverkehr vollständig
geschiedener Eisenbahnbetrieb eingerichtet werden, was begreiflicher-
weise von entscheidungsvollster Bedeutung war und zunächst zu einer
verbesserten Bauart der Wagen führte.
Fast zu gleicher Zeit wurden auch die hölzernen Langschwellen
meistens durch Querschwellen ersetzt, wodurch die Spurweite besser
gesichert und die Entwässerung des zwischen den Schienen befind-
lichen Teils des Bahnkörpers verbessert wurde.
Die Erfahrung lehrte nun bald, daß die von Querschwelle zu
Querschwelle sich frei tragenden Schienen, wenn sie in jedem Punkte
ihrer Länge gleich sicher gegen Bruch sein sollten, im Querschnitt
um so stärker sein mußten, je größer dessen Abstand vom Stützpunkte
war. Man formte daher die untere Kante der Schienen von Quer-
schwelle zu Querschwelle fischbauchförmig. Diese an sich auf rich-
tiger Erkenntnis beruhende Anordnung wurde nun aber zu einem
schweren Hemmnis für die weitere Vervollkommnung des Eisen-
bahngleises. Sie verzögerte, was heute kaum zu begreifen ist, um
ein drittel Jahrhundert die allgemeine Ersetzung der gußeisernen
Schienen durch Schienen aus gewalztem Eisen. Man glaubte näm-
lich in irrtümlicher Anschauung und in hartnäckigem Festhalten am
Hergebrachten, daß die Fischbauchform von Stützpunkt zu Stützpunkt
auch dann noch notwendig sei, wenn eine längere Schiene ununter-
brochen sich über mehrere Stützpunkte hinweg erstreckte. Die Fisch-
bauchform war aber ungeeignet für das Walzen. Erst nach dem
Jahre 1830 überwand Robert Stephenson, der Sohn von George
Stephenson, das eingewurzelte Vorurteil und verwendete Schienen,
die in ganzer Länge den gleichen Querschnitt hatten, sich also be-
quem walzen ließen. Bei den erheblichen Vorzügen, welche die Schie-
nen aus Walzeisen vor den gußeisernen besaßen, wurden die guß-
eisernen Schienen nun bald vollständig verdrängt. In der Quer-
schnittssorm zeigten die Schienen stets den pilzförmigen Kopf, in
ihrer übrigen Gestaltung aber mannigfache Abweichungen. Die jetzt
am allgemeinsten verbreitete, in Deutschland ausschließlich verwen-
dete Querschnittsform der breitfüßigen Schiene wurde in England
im Jahre 1841 zuerst durch Vignoles eingeführt, war aber schon
kurz vorher von Stevens in Amerika verwendet.
Die Entwickelung von den hölzernen Streifenbahnen bis zu
der Spurbahn aus gewalzten Eisenschienen hatte etwa 200 Jahre
gedauert.
Aus: Launhardt, Am sausenden Webstuhl der Zeit.
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Extrahierte Personennamen: Robert_Stephenson George
Stephenson Stevens
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Amerika
152
baumkahne! In Gründen und an Berghängen weidende Herden
mit ihren Hirten! Selten ein Streifen Ackerland zwischen Wäldern
und Weiden! Arme Hütten oder bewegliche Zelte als Wohnungen!
Die Felle wilder Tiere oder Leinen als Kleidung! Wurzeln, Wild,
Milch und Fleisch als Nahrung! Sitten und Gebräuche als Gesetze
für die wandernden Stämme oder Horden, die der Geselligkeits-
trieb vereinigte! Und nun heute? Eine fast wunderbare Umwandlung!
Zwar hat sich ein Heer von Bedürfnissen eingestellt; aber größer und
stärker ist die menschliche Arbeit, die sie bestreitet. Plan und Ordnung
überall! Kampf und Sieg auf der ganzen Linie!"
„Welche Mächte haben nun hauptsächlich diese Umwandlung be-
wirkt?" fragte meine Freundin.
„Doch wohl in erster Linie der Ackerbau!" meinte der Landwirt.
„Er hat die Menschen seßhaft gemacht und an ein Familienleben
gewöhnt. So ist er die Grundlage aller Kultur geworden. Das
Wort Kultur deutet schon darauf hin. Es bedeutet doch ur-
sprünglich Anbau und weist so auf den Anfang aller Bildungs-
arbeit hin."
„Das gebe ich zu!" sagte der Kaufmann. „Aber selten gab jeder
Ort und jeder Boden her, was man brauchte. Die Bedürfnisse wuchsen,
und nicht jeder Ort konnte sie befriedigen. Da mußten andere Menschen
und andere Gegenden aushelfen. Der Kaufmann aber schaffte im
Handel und Verkehr das Nötige herbei. Das erforderte Mut, Nach-
denken, neue Verkehrsmittel und allerlei Zurüstung durch Handwerker.
Die menschlichen Fähigkeiten wurden dadurch entwickelt, die Kräfte ge-
stärkt und allerlei Verbesserungen gefunden."
„Wohl!" sagte der Pfarrer. „Dem Kaufmann und dem Hand-
werker soll ihr Verdienst an der Kulturarbeit nicht geschmälert werden.
Was aber kann die rohe Kraft ohne geistige und sittliche Bildung
schaffen? Der Verstand muß wie die Hand, das Herz wie das Auge
gebildet werden durch Unterricht und Zucht. Und das haben Kirche
und Schule getan. Sie haben die geistigen und sittlichen Kräfte und
Fähigkeiten entwickelt und durch diese Bildung den wichtigsten Schritt
zur Veredelung der Menschen getan."
„Noch eins darf nicht vergeffen werden!" fügte ich hinzu. „Alle
tätigen Kräfte müssen durch kluge Leitung und Negierung zusammen-
gefaßt und auf die rechten Ziele gelenkt werden. Zersplitterung be-
deutet immer Erfolglostgkeit. Die Regierung zeigte Ziele, suchte Wege
und begeisterte die Kräfte zur Arbeit. Dadurch förderte sie die Kultur
aufs nachdrücklichste."
„Und nun will ich als Hausmutter alles zusammenfassen!" schloff
meine Freundin. „Die Triebkräfte der Kultur sind 1. der Ent-
wicklungsdrang in der menschlichen Natur, 2. die wachsenden Bedürf-
nisse, 3. die Arbeit, 4. der Verkehr, 5. die Bildung, 6. die Regierung.
Notwendigkeit und Freiheit, innerer Drang und äußere Nötigung haben
so den Menschen in ihre Schule genommen und zu dem gemacht, was
er ist."
„Heute ist der Staat der Inbegriff aller Kulturarbeit!" meinte
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317
Bei der Niedrigkeit des Preises können wertvolle Dinge auch von
Personen angeschafft werben, die nur ein geringes Einkommen haben.
Der Arbeiter hat jetzt einen größeren Güterverbrauch, als vor 50 Jahren
ein großer Bauer.
Handel und Verkehr gelangen zur größeren Ausdehnung und
Lebhaftigkeit.
Die Arbeitsteilung schließt ein festes Band um alle Glieder der
menschlichen Gesellschaft, weil diese aufeinander angewiesen sind, und
jeder für den anderen arbeitet und andererseits von allen anderen die
Bedingungen seines Lebens und Vergnügens zugeführt erhält.
Die Arbeitsteilung hat auch ihre Schattenseiten. Für den Arbeiter
selbst wird sie um so eher nachteilig, je mechanischer die Verrichtung
ist, und je weniger sie die Mittätigkeit des Geistes erfordert. Ein-
seitigkeit, geistige Abstumpfung und Gleichgültigkeit für die höheren
Güter der Menschheit sind nicht selten die Folgen solcher maschinen-
artigen Arbeit. Die unausgesetzte Beschäftigung mit gewissen Arbeiten,
z. B. dem Schleifen der Nadeln, Vergolden rc., wirkt nachteilig auf
die Gesundheit; es wird Entnervung verbreitet und das Heranwachsen
einer gesunden Nachkommenschaft gehindert. Leicht tritt bei der
Arbeitsteilung Überproduktion ein; dann entstehen Absatzstockungen,
Arbeiterentlassungen und Brotlosigkeit.
Das Geteilte muß sich wieder zusammenfinden. Jeder muß seine
besondere Arbeit in die große allgemeine Arbeit des Volkes einreihen
können, er muß imstande sein, sie zur Geltung zu bringen. Ein
Kleidungsstück z. B. kommt durch geteilte Arbeit zustande; es setzt die
Gewinnung der Baumwolle, das Spinnen, das Weben und Färben
der Stoffe und die Arbeit des Schneiders voraus. Allein alle
diese geteilten Arbeiten könnten das Kleidungsstück noch nicht zustande
bringen, wenn nicht diese Arbeiten durch den gemeinschaftlichen End-
zweck verbunden würden.
In der heutigen Zeit hat jeder das Recht und die Freiheit, zu
arbeiten, was und wie er will. Wenn er etwas arbeitet, was niemand
verlangt und wofür ihm niemand etwas bezahlt, so ist dies seine Sache.
Nach Dir. Moormeister, Mittmzwey rc.
133. Oie Sauhan-werker beim Hausbau.
Bei den unkultivierten Völkern ist jeder für seinen Bedarf sein
eigner Baumeister: er errichtet sein Zelt, stellt seine Erdhütte zurecht
und zimmert seinen Pfahlbau. So ist es von alters her gewesen,
und so entstehen auch heute noch die Bauwerke bei den Neger-, Jndianer-
und Malayenvölkern.
In Kulturländern dagegen, wo die Arbeitsteilung immer weiter
um sich greift, haben sich in die Errichtung eines Gebäudes die ver-
schiedenen Gewerbe zu teilen, und kein Gewerk nimmt dem anderen
eine Arbeit weg.
Da treten zunächst die Schachtarbeiter an. Mit Hacke und
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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441
mit allen nötigen Dingen ausgestattet wurden und gleiche Rechte haben
sollten, wie die Eingeborenen. 1724 erließ der König eine neue Auf-
forderung, „daß noch mehrere Handwerker von allerhand Professionen,
wie auch 400 Familien arbeitsamer Leute, so des Ackerbaues und der
Viehzucht kundig sind, nach Preußen verlangt werden". Jede Er-
leichterung für die Ansiedlung wird versprochen, und den Mittellosen
soll sogar die Reise bezahlt werden. Infolge dieses Aufrufes wanderten
zahlreiche Familien aus aller Herren Ländern, vor allem aus der
Schweiz, der Pfalz und aus Franken, in Ostpreußen ein, Polen und
Slawen aber wurden nicht zugelassen. Bis 1725 waren allein in dem
insterburgischen und ragnitischen Kreise 9539 Personen auf 2500 Höfen
angesiedelt.
Die bedeutendste Einwanderung aber erfolgte in den Jahren von
1731 an. Richt weniger als 20694 Salzburger brachen nacheinander
nach Preußen auf, von denen allein 12000 auf Staatskosten in der
Provinz Posen angesiedelt wurden; die Handwerker, wie auch aus
Böhmen einwandernde Spinner und Weber, wurden in die Städte
gewiesen. Im ganzen wird berechnet, daß unter Hinzuzählung der
Nachkommenschaft bis zum Ableben Friedrich Wilhelms I. durch die
Kolonisation die Bevölkerung von Preußen eine Zunahme von ungefähr
600000 Menschen erfahren hat, was dem vierten Teile des damaligen
gesamten Bevölkerungsstandes gleichkommt.
War schon allein der Zuwachs an Menschen ein Gewinn, so lag
die größte Bedeutung und der größte Segen für das Land doch darin,
daß die Kolonisten aus Ländern kamen, die von dem schrecklichen
30jährigen Kriege unberührt geblieben waren, und in denen sich Ge-
werbefleiß und Industrie ungestört hatten fortentwickeln können. Den
verödeten Städten kamen Tausende von geschickten Handwerkern und
Gewerbetreibenden aller Art, Gelehrte und Künstler zugute, Träger
von Kenntnissen und Fertigkeiten, oft von solchen, die innerhalb des
Krieges erloschen waren oder dort überhaupt nicht bestanden hatten.
Das platte Land bevölkerte sich, neue Kulturzweige und Kulturweisen
wurden eingeführt. So wurde nicht nur das wirtschaftliche, sondern
auch das geistige Leben durch die Einwanderung in der reichsten Weise
gefördert und befruchtet. Und was nicht minder hochzuschätzen war,
mit den Salzburgern ließ Arbeitsamkeit, frommer Sinn und schlichte
Ehrlichkeit sich in den verwilderten und verödeten Stätten Ostpreußens
nieder. Voigt nach Jäger u. Stadelmann.
177. Zustände in ehemals polnischen Landesteilen und Friedrichs Ii.
Kulturarbeit in ihnen.
Durch die Teilung Polens war Preußen ein großer Teil des
ehemaligen Königreiches zugefallen. Wie aber sah das Land aus,
in das Friedrich d. Gr. deutsche Kulturverhältnisse zu verpflanzen
gedachte? „Ich habe dieses Preußen gesehen", schrieb er an seinen
Bruder Heinrich; „es ist eine sehr gute und vorteilhafte Erwerbung,
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Personennamen: Weber Friedrich Wilhelms_I. Stadelmann Friedrichs Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich
399
Nationalität (Sprache, Sitten und Gebräuche) durch Überweisung
von Länderstrecken, in die der Strom der Auswanderung sich er-
giesst, zu ermöglichen und zu erleichtern. Leider hat Deutschland
nicht zugegriffen, als die übrigen Länder Europas weite überseeische
Gebiete der gemässigten Zone für die Ansiedlung in Besitz nahmen,
weil damals alle Blicke aus die um sich greifende Verwüstung im
Innern gerichtet waren. Der Ausbreitung des Deutschtums ist
durch diese Unterlassungssünde alljährlich ein mächtiger, lebendiger
Blutstrahl verloren gegangen, der von fremden Völkern aufgesogen
und verarbeitet wurde. Der völlige Mangel an eigenen Aus-
wandererkolonien macht es erklärlich, dass die neun Millionen
englisch redender Menschen, die man in der Mitte des vorigen
Jahrhunderts zählte, jetzt auf 120 Millionen angewachsen sind,
denen nur etwa 70 Millionen Deutsche gegenüberstehen. Auch die
Kolonien, die wir nach der Errichtung des Deutschen Reiches er-
worben haben, sind leider nicht geeignet, den Überschuss der Be-
völkerung des Mutterlandes aufzunehmen und den Hunderttausenden
von Auswanderern eine deutsche Heimat in fremden Landen zu
gewähren; denn ihr grösster Teil liegt in der heissen Zone und
gestattet wegen seines feucht-tropischen, ungesunden Klimas den
Deutschen keinen dauernden Aufenthalt. In Südwestafrika, das ein
durchaus gesundes Klima hat, steht der Wassermangel, aus dem
die Trockenheit des Klimas sich ergibt, der Gründung grösserer
Ansiedlungen hindernd entgegen. Von einer vernünftigen Be-
wirtschaftung des Bodens durch Besiedlung mit Angehörigen des
eigenen Volkes ist demnach keine Rede. Dieser Ümstand wird
auch die günstige Entwicklung der Kolonien etwas hemmend be-
einflussen, da eine fleissige und tüchtige Bevölkerung das eigent-
liche Kapital eines Landes ist, und der beste Boden ohne Menschen
oder mit unfleifsigen und untauglichen Bewohnern keinen Wert hat.
Aber es war nicht die Sorge für die Unterbringung des Über-
flusses an Bewohnern allein, die der Europäer Augen auf die
fremden Länder lenkte, sondern auch das Bedürfnis nach der Er-
öffnung neuer Erwerbsquellen für den Haushalt der Nation führte
zur Erwerbung von Kolonien. Vor allem ist es nötig, für die
heimische Industrie durch die Besitzergreifung von fremden Länder-
strecken neue Absatzgebiete zu schaffen, die durch die Vergröiserung
des Verbrauchs der heimischen Erzeugnisse die Gewerbtätigkeit des
Mutterlandes heben, Arbeitsgelegenheit und Gewinn erhöhen.
Noch von einer anderen Seite wollen wir unsere Sache be-
trachten. Unsere Industrie ist in der Herstellung von Verbrauchs-
gegenständen so ausserordentlich vielseitig und reich, dass sie alle
Ansprüche befriedigt. Aber der heimische Boden vermag viele
Naturerzeugnisse, deren wir zum Leben brauchen, nicht hervor-
zubringen. In diesen Fällen wenden wir uns an die heisse Zone,
um für die Bedürfnisse Sorge zu tragen, die durch den Ackerbau
der Heimat nicht befriedigt werden können. Dass dieser Teil der
Verbrauchsartikel nicht gering ist, bemerkt jeder, der sich die-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Europas Deutschtums Südwestafrika
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geborenen liegen die Reichtümer unserer Kolonien. Die stille
Arbeit der Mission trägt sehr viel dazu bei, dieses Ziel zu er-
reichen. Sie verbreitet christliche Sitte und Anschauung.
Durch sie wird es möglich, bei der Bevölkerung die Grundlage zu
gewinnen, auf der wir die Länder der wilden Bevölkerung un-
gehindert betreten, mit ihnen Geschäfte abschliefsen und Handel
treiben können: Treue und Glauben. Mit fortschreitenden
materiellen Bedürfnissen macht sich bei den Naturmenschen all-
mählich das Verständnis des Wertes der Friedfertigkeit für jedes
Gedeihen geltend. Statt fortdauernder kriegerischer Unruhen und
Unsicherheit tritt das Bestreben nach machtvollem Schutz der
errungenen Besitztümer hervor. Die Anleitung zu Acker- und
Gartenbau, zu allerlei nutzbringender Tätigkeit führt die wilden
Völker von zügellosem Jäger- und Nomadenleben zu regelmässiger
Arbeit, regt ihr Nachdenken an und mildert ihre Sitten. Das
Christentum durchdringt mit seinen Lehren und Grundanschauungen
heiligend das Familienleben, verschafft im Gesellschafts- und Volks-
leben den Grundsätzen wahrer Nächstenliebe Geltung und hat
Abschaffung der Sklaverei und mancher grausamen Sitten und
Gebräuche im Gefolge.
Die Reichsregierung und die Gesellschaften werden bestrebt
sein, durch Errichtung von Handelsplätzen und Verkehrswegen die
einzelnen Gebiete dem Handel zu erschliefsen, um so den Erzeug-
nissen unserer heimischen Industrie neue Absatzgebiete zu ver-
schaffen. Es ist ferner eine wesentliche Aufgabe, die Eingeborenen
für den Plantagenbau zu gewinnen und zu befähigen, mit der Aus-
wahl der geeigneten Kulturgewächse, der Anlage und dem Be-
triebe der Plantagen aber sachkundige, erfahrene und gewissenhafte
Personen zu betrauen. Je mehr dies gelingen wird, desto grösser
wird die Zahl der Faktoreien (der Niederlassungen zum Betriebe
des Handels im fremden Lande) werden, und um so gewaltiger
wird sich unser Handel mit den Kolonien steigern. Schon jetzt
beträgt der Wert der Ausfuhr aus unseren Kolonien jährlich
14 Millionen Mark.
Der Besitz von Kolonien hat jedoch neben den materiellen
Vorteilen noch viel wertvollere Wirkungen: veredelnde Einflüsse
auf Geist, Gemüt und Willen der Völker. Der Blick wird weiter
durch die Vergleichung des Naheliegenden mit dem Fernen; Mut
und Tatkraft werden gestählt durch die Übung im Einsetzen der
ganzen Persönlichkeit für weitgesteckte Ziele, und zu allem kommen
die Selbstschätzung und das Pflichtgefühl, die das stolze Be-
wusstsein des Herrschens über weite Gebiete allen grossen Völkern
der Weltgeschichte aufgedrückt hat. Auf diese Weise ernten die
Völker, die ihre Kultur in die Ferne tragen und wilde Länder
der Zivilisation erschliefsen, andererseits den Segen in ihrer eigenen
Entwicklung, den ein grosses Arbeitsziel jedem einzelnen bringt.
„Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken,“ gilt nicht
nur von einzelnen Menschen, sondern auch von ganzen Völkern.
Z. T. nach Tromnau u. a.
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