34
Geschichte.
V. Geschichte.
1) Die vorgeschichtliche Zeit hat in Höhlen, vor allem in dem das
Begrabene so wohl erhaltenden tiefen Moore, ebensosehr in den Gräbern,
sodann in den Befestigungswerken, wie Wallburgen, Langwällen, den söge-
nannten „Landwehren", „Schwedenschanzen", die aber viel älter sind als
die Schwedenzeit, Spuren der ersten Menschenwelt hinterlassen, die diesen
Boden bewohnte.
a. Die ältere Steinzeit lpaläolithische Periode) berührt sich mit der Eiszeit und
hat ihren Namen von den rohgearbeiteten Geräten und Waffen aus heimischen Ge-
steinen, mit denen die spärlich vorhandene Menschenwelt Höhlentiere, Höhlenhhänen
und Höhlenbären bekämpfte. Menschliche Knochenfunde sind nicht vorhanden.
b. Unendlich weiter vorgeschritten ist die jüngere Steinzeit, in der Geräte und
Waffen aus schön geschliffenen Gesteinen gefertigt wurden, die zum Teil aus weiter
Ferne stammen. Die Menschen wohnten viel dichter zusammen, denn die Funde sind
überaus zahlreich. Nicht nur Jagd, sondern auch Viehzucht und sogar schon Acker-
bau wurden betrieben, und in diese Zeit gehören die großen Steingräber is- unten).
Wes Stammes die Menschen der beiden Steinzeiten waren, ob Kelten, Germanen
oder eine ganz anders geartete Urbevölkerung, steht dahin. Aber dafür, daß es Ger>
manen gewesen sein werden, spricht der Umstand, daß in Norddeutschland und Skan-
dinavien die Funde ganz gleichartig sind durch alle Stufen der Vorgeschichte bis in
die Eisenzeit hinein, in der sie unzweifelhaft von Germanen zeugen.
c. Aus dem Zeitalter des Steines entwickelte sich allmählich die Bronzezeit.
Die Bronze, eine Mischung von 9/io Kupfer mit Vio Zinn, diente zu Schmuckwaffen,
Zieraten (z. B. Kämmen, Schnallen, Armringen) und täglichen Gebranchsgegenstän-
den (Spateit, Eimern). Ihre Fundstücke, so häusig in unfern Museen vertreten in
smaragdgrünen Resten, müssen anfangs aus der vorgeschrittenen Kultur des Südens
durch Händler auf dem Wege des Rhönetales nach Germanien gebracht worden fein.
ä. Die Eisenzeit führt uns zu den Germanen, und ihr Beginn wird um 500
v. Chr. anzusetzen sein. Indessen mag es an der Vergänglichkeit des Eisens liegen,
daß dieses Metall an den Fundstätten älterer Zeiten nicht gefunden wird.
Eine gewisse Gliederung im Kulturabschnitte läßt sich an der Hand der
Bestattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen:
a. Stein gräber der jüngeren Steinzeit mit einer großen, meist aus unbe-
hauenen Steiublöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Dolmen
= überirdische Grabkammern oder Ganggräber) Eromlechs — kreisrunde oder auch
rechtwinkliche Steinsetzungen*). Die „Sieben Steinhäuser" 2) bei Fallingbostel, die
Lübbensteine^) bei Helmstedt. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück,
86 in lang. Älteste Funde germanischer Töpserkunft mit mannigfaltigen, schönen Formen.
b. Grabhügel mit Steinaufbau und Hockergräber mit hockender Stellung der
Leiche. Zuuehmeu der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei.
c. Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten
Leichnams enthalten.
6. Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins
8. Jahrh. nach Chr. An der Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt
sich sicher die Verbreitung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen.
Die Wallburgen sind in unserem Gebiete zu mehreren Dutzenden vorhanden
1) S. S. 60.
2) Der größte der noch vorhandenen 5 Dolmen wird bedeckt durch eiuen einzigen
Block von 4,82 X 4,38 m, 0,7 2 m dick.
3) Das größte der beiden Gräber ist 17,8 m, die Grabkammer selbst 9,5, em
Deckstein fast 3 m lang und wiegt sast 7000 kg. — Andree, Braunschwelger Volks-
künde. Braunschweig 1901. S. 8 ff.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
40
Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Die Ereignisse der solgenden Jahre gehören der allgemeinen deutschen
Geschichte an. Im Kriege 1870/71 haben die hannoverschen Truppenteile,
als Glieder des 7. und des 10. preußischen Armeekorps, rühmlich gekämpft.
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1) Volksteile. Deu weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen; Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Jahrhundert einge-
wanderte Niederländer im Alten Lande; im Harze kleine Teile von Franken,
Hessen und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge
(um 1520), zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen
Bewohner des Weudlaudes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und
ebenso ist es im Werder gegangen, dem n.ö. Zipfel vou Br., im Amte
Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo
noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott.
Friesisch wird als Volkssprache ebenso wie das Wendische nirgends
mehr geredet, an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der
Niedersachsen getreten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet be-
herrscht. Freilich ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden,
hat aber doch seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden
ist. Am S.-Rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa
überwiegt der mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die
Bergstädte der oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören; aber die
andern Teile des Harzes, namentlich die S.w.- und die N.w.-Seite reden
niederdeutsch. Ter Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grund-
sorm bada — Wasser entstanden.
Die nicdersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten ver-
läuft in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemiinden, Niedergandern tan
der Leine), Weißenborn {n. von Heiligenstadt), Winzingerode ls.ö. von Duderstadt), um
den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge,
Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Wallenstedt auf Calbe a. S. zu.
Sprachproben:j
Oberharzisch aus „Schlachter Mä" Schlechter Mai]:
Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2)? Der Teifel ah!
Die halten sich in Gros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra,
Worim? Das losfet er sich mant^) saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, —
Hai" kimmt ju wie der Wauwau ahn. Js dos ne Ornung? Schamer sich!
Stade: Nimmt uich äwel, sä de Voß,
Da harr he'n Goos bi'n Wickel [kirn Kragens.
Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck,
so tah [zal)] un stiew as „meck un deck".
Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen),
Satt eten un svaren.
i) nur. 2) Wir solleu ihn loben?
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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335
Zeigten sich, wie bereits angeführt ist, die Anfänge zu so etwas
schon unter Georg I., so mußte natürlich eine so lange uitb ihrem
Charakter nach entscheidende Regierung, wie die Georg Ii., solche
Anfänge immer mehr zur Entwickelung bringen.
Die beiden ersten in England regierenden Welfenkönige waren
in Hannover geboren und erzogen, kannten das Land und alle
seine Verhältnisse und Bedürfnisse, und erledigteil solche in der
Art, daß Liebe zum heimathlichen Boden auch die wahren Motive
dazu gab. England und Hannover wurden zuerst als zwei ge-
trenilte gleichberechtigte Staaten auseinander gehaltenz die Ent-
scheidnngen für Hannover richteten sich streilg nur nach den dort
in Frage kommenden Verhältnissen, und die Politik ilnd die übrigen
Staatsverhandlungen der Könige von England waren oft ganz
andere als die der Kurfürsten von Hannover. Nach dem, was
dieser auch auf dem Thron von England für das Vaterland, von
dem er ansgegangen, für gut erkannte, erfolgte ohne weitere Rück-
sicht aus hannoverische Vermittlung und auf hannovcr'schen Vor-
schlag von London aus die Entscheidung.
Dieses, für Hannover so wohlthätige Verhältiiiß hörte, wie
gleich iioch weiter aiisgeführt werdeil wird, mit der Negierung
Georg -Ii. aiis. Bei der gehobenen Weltstellung Eiiglaiids milßte
dieses zu sehr jedeir Aiigeiiblick mehr als Hailptsache, Haiinover
nur als kleiiie, uubebeuteube Zubehörnng erscheinen. Das Kleine
Milß sich dem Größeren fügen, und die politische Selbstständigkeit
Haiinovers ward mit jedem Augenblick geringer, wo jenes Verhältiiiß
selbst deutlicher hervortrat. Wir werden iioch oft Gelegenheit haben,
darailf hinzuweisen.
Es ist bereits erzählt, daß zwischen Georg Ii. und seinem
Vater Georg I. kern glückliches Familienverhältniß bestanden habez
dieser Unfrieden Pflanzte sich fort in der folgenden Generation.
Georg Ii. ältester Sohn uiid miithnlaßlicher Thronfolger,
Friedrich Ludwig, Priiiz von Wales, war am 13. Julii 1707 zu
Hannover geboren. (Sine sorgfältige Erziehung bereitete ihn ans
seine künftige Stellung vor. Im Jahre 1725 ward er für voll-
jährig erklärt iind zur Theilnahme an der kurfürstlichen Regierung
mit Anweisung seines Wohnsitzes in Herrenhausen zugelassen.
Einer Liebe ziir Prinzessiii Wilhelmine von Preußen, Schwester
Friedrich Ii., die der Prinz damals faßte, ward durch die Abneigung
des englischen gegen den preußischen König, ganz und gar entgegen
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_I. Georg_Ii Georg_-Ii Georg_Ii Georg_Ii Friedrich_Ludwig Friedrich Ludwig Priiiz_von_Wales Wilhelmine_von_Preußen Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: England Hannover England England Hannover England London Herrenhausen
339
eines Hannoveraners Alles, was zu entscheiden war, un Geiste einer
von der brittischen getrennten Nationalität. Znm erstenmal nimmt
ein geborner Engländer, der vermöge seiner Erziehung durch Lord
Bute nur im Geiste der englischen Nationalität denken lind han-
deln gelernt hat, den Thron des Kurfürstenthums Hannover ein.
Zwar bleibt eine sogenannte deutsche Kanzlei für die Vorträge,
dasselbe betreffend; allein der König vermag iiicht die Entscheidiingeli
sofort ails sich selbst ;u erlassen, weil er die Verhältnisse zii weiiig
kennt; in allen wichtigen politischen Fragen wird im englischen
geheimen Rath erst die Entscheidung erwogen, ilm mit dem, was
das größere Reich sonst gethan, vollkommeii übereiiizustimmen.
Immer mehr erscheiiit Haniiover als Aiihängscl und Znbehörung
Englaiids, mit dem es fcineti politischen Weltgang vereint zu machen
hat. Zwei getrennte Reiche mit verschiedener Politik verschwinden
wirklich und in der That der Sache nach, und es darf nicht wundern,
ivenn man in den schwierigen Zeiten der französischen Revolution,
als man einmal des Vortheils wegen dies getrennte System zweier
ganz getrennter Reiche gern wieder aufgestellt hätte, dasselbe ganz
nnb gar nicht weiter anerkennen wollte.
Bei dem Regierungsantritt Georg Iii. 1760 war der 7jährige
Krieg noch in vollem Gange, und die Theilnahme der hannoverschen
Staaten daran dauerte fort. Der damalige Minister Lord Chatham
(der ältere Pitt) wußte neue Subsidiengelder vom Parlamente zu
erlangen, durch deren Hülfe der Krieg mit neuer Lebhaftigkeit unter
dem Herzoge Ferdinand von Braunschweig geführt werden konnte..
Seit 1761 schloß dieser wenigstens in Westdeutschland gegen die
Franzosen jeden Feldzug unter günstigem Resultate, nnb Thaten,
wie die Schlacht von Vellinghausen 16. Juli 1761, so wie
die Eroberung von Kassel, sicherten ihm ein entschiedenes Ueber-
gewicht.
Dann aber ward man auch in England des Kriegs und der
Subsidien müde. Georg schloß durch den Herzog von Bedford am
10. Februar 1763 vollkommenen Frieden mit Frankreich, in welchem
Ludwig Xv. alle streitigen Besitzungen in Nordamerika an Eng-
land abtrat und versprach, sich ganz vom preußischen Kriege zurück
zu ziehen. Der Friede in Hubertsburg am 15. Februar 1763
endete dann auch den eigentlichen Krieg zwischen Preußen und
Oesterreich.
Von da ab konnten sich die hannoverschen Lande eines fast
22*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig]]
Extrahierte Personennamen: Georg_Iii Ferdinand_von_Braunschweig Ferdinand Georg Bedford Ludwig_Xv.
Extrahierte Ortsnamen: Hannover Englaiids Westdeutschland Kassel England Frankreich Nordamerika Hubertsburg Oesterreich
336
gearbeitet; dies hat der Sohn dem Vater nie vergessen können,
und die persönliche Verstimmung, die von da an zwischen Beiden
eintrat, ist niemals vollständig beigelegt. Als Ersterer sich 1736,
ans Wunsch des Letzteren, dagegen mit Auguste, Prinzessin von
Sachsen-Gotha, vermählt hatte, und nun von feinem Vater eine
Erhöhung seines Einkommens verlangte, dies Verlangen aber ab-
geschlagen war, ward die Verstimmung fast zur Erbitterung. Die
politischen Partheien, je nachdem sie von dem Vater oder dem Sohne
hofften, bemühten sich keineswegs um Beilegung eines solchen Ver-
hältnisses, sondern fachten, indem sie sich mit als Parthei auf
irgend eine Seite stellten, den Familienhader mir noch mehr an.
Eine 1741 herbeigeführte Versöhnung war nur scheiubar, und als
am 20. März N51 der Thronfolger noch 9 Jahre vor seinem
Vater starb, war der Unfriede zwischen Beiden wohl im Aeußern
etwas weniger auffallend, im Innern aber so wenig beigelegt, wie
in der Zeit des Entstehens.
Ein Charakter wie der Georg Ii., der in allcnl, was er unter-
nahm, hauptsächlich aus die augenblicklich wahrnehmbaren praktischen
Erfolge gerichtet war, und weder von Gefühlen, noch von irgend
einer Art des Idealismus beherrscht wurde, konnte selbst wenig
Sinn für Kunst und Wissenschaft an den Tag legen; und so war
es auch nach den Berichten aller, die Nachrichten über das Leben
dieses Monarchen hinterlassen haben. Wohl aber wußte er, gauz
im Geiste seiner eignen Anschauung, vermöge der er für seine eigne
Person nicht zu den Jüngern von Kunst und Wissenschaft zählte,
wohl den großen Werth zu schätzeu, den beide, wohlgepstegt, einem
Volke oder einem Staate in seiner Weltstellung zu andern zu geben
vermögen. Die Geschichte darf es nicht unterlassen, beständig darauf
hinzuweisen, wie er sich in dieser Beziehung gerade bei der Negierung
seiner hannoverschen Staaten ein unvergängliches Denkmal gesetzt
hat, — es ist die Gründung der Universität Göttingen.
Schon mit dem Jahre 1730 begannen die Verhandlungen
über die Gründung dieses großen wissenschaftlichen Institutes, haupt-
sächlich uach den Vorschlägen des damaligen geheimen Naths und
spätern Ministers Gerlach Adolph von Münchhausen (geboren 1688,
gestorben 1770). Im Jahre 1734 ward die neue Universität als
Georgia Augusta vollständig gegründet, und am 17. September
1737 eingeweiht. Die erste Gründung der Societät der Wissen-
schaften geschah 1750.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T61: [Wilhelm Friedrich Prinz König Luise Jahr Königin Gemahlin Prinzessin Kaiser], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
418
Unser Buch flieht genugsam davon Kunde, wie unsere Lan-
desgeschichte nur zu oft das trübe Bild zeigt, daß ein schöner,
reicher und mächtiger Staat sich durch ewige Theilungen selbst
zersplittert und aufreibt. Die unumstößliche Weisheit, welche in
jener schönen Erzählung des Altenbums liegt, wo ein sterbender
Vater seinen Söhnen zeigt, wie ein einzelner in die Hand genom-
mener Pfeil leicht gebogen und gebrochen werde, während einem
Bunde von sieben fest vereinigten Pfeilen alle menschliche Kraft-
anstrengnng Nichts anhaben könne, scheint im Welfenhause erst
spät anerkannt worden ;u sein. Bis dahin glaubte mau stets, in
der Familie den Vorschriften einer höheren Gerechtigkeit nur also
folgen zu können, wenn man bei Erbtheilungen sämmtliche Kin-
der, — wenigstens die Söhne, — ganz gleich mit Land und Leuten
ausstattete. Auf diese Art verlor man mit der Einheit zuerst häufig
die Einigkeit, mit der Einigkeit die Macht, und mit der Macht
folgeweis dann das Ansehen. So ist es lange gewesen, und wenn
dann auch endlich später eine bessere Einsicht viel von dem Getrenn-
ten glücklich wieder vereinigte, so hat doch alles politische Trachten
und alle Menschenweisheit bis ans den heutigen Tag noch nicht
ausgereickt, um für alle auseinandcrgerissene Stücke den ursprüng-
lichen vollständigen Zustand der Einheit wieder herzustellen. Aber
eine höhere Vorsehung, die stets sichtbar mit schützender und erhal-
tender Hand über dem Welfenlande gelvacht hat, scheint endlich in
der nächsten zukünftigen Aera die Zeit angesetzt zu haben, wo auch
die allerletztetrennungbeidem aufhören soll, was durch Nationalität,
Negierttng und durch die gemeinsamen Schicksale so vieler Jahr-
hunderte unabänderlich zusammengekettet ist.
Und so möge denn unsere Jugend in ihrem empfänglichen
Gemüthe mit der geschichtlichen Kenntniß des eignen Vaterlandes
auch die Liebe 511 demselben stets wachsen lassen. Entspringt sodann
aus dieser edlen Quelle bei ihr schon früh der feste Vorsatz, nach
von Gott verliehenen Kräften und in der vom Geschick demnächst
angewiesenen Stellung, welche solche auch sei, mitzuwirken an dem,
was unser Vaterland zu werden berechtigt ist: so ist dessen Geschick
bei den eignen Kindern in den treuesten Händen lind für alle
Zukunft so fest gesichert, wie überhaupt Menschenwerk gesichert
werden kann.
---Ts,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
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Vorwort.
Die Geschichte der Lande Hannover und Brannschweig ist identisch mit
der des welsischen Hauses. Zwar hat dieses nach eine Vorgeschichte,
die in Süddeutschland und Italien spielt, und der Volksstamm
der alten Sachsen im nordwestlichen Deutschland konnte bis gegen
das Jahr 1100 unter seinen edlen Geschlechtern das der Welfen
noch nicht mit anszählen. Erst damals traten sich beide näher; als
aber bald darauf alle die mächtigsten und edelsten Familien der
Sachsen, eine nach der andern, in dem Geschlechte der Welfen
ansgingen, eben so wie sich die kleinen Gewässer in den Haupt-
strom eines Landes ergießen, da ward die Vereinigung der neuen
Herrschersamilie mit dem Volke eine durch und durch nationale,
unabänderliche, und für alle Zeiten geschlossene. Ans ihr sind
alle diejenigen Ereignisse hervorgegaugen, welche in ununterbroche-
nem Gange uns, wie wir dastehen, Fürst aut) Volk, zu den heu-
tigen Zuständen geführt haben.
Eine innigere Vereinigung kann nun schon aus dem Grunde,
weil sie länger als 750 Jahre bestanden, kaum gedacht werden
und die Geschichte der europäischen Staaten vermag schwerlich noch
ein zweites Beispiel dieser Art nachzuweiseu.
Beide, Welfen und Sachsen, Fürsten und Volk, haben während
jener langen Zeit, wie das nicht anders sein kann, viel zusammen
durchgclebt. Kaiser und Reich und andere zur Zeit mächtige Für-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sachsen Deutschland Sachsen Sachsen
10
neuen italieuisch-longobardischeu Staates, dessen Stamm »och bis
auf den heutigen Tag den Namen der Lombardei führt.
Daß die Friesen unangefochten von der sächsischen Eroberung
sich in ihren Wohnsitzen an der Nordseeküste von der Ems bis zur
Weser erhalten konnten, verdankten sie wahrscheinlich der Natur
ihres Landes, das ine Norden von der See übersluthet, im Süden
von einem Kranz von Haide und Moor nmzogen, für Eroberer
wenig Anlockendes hatte, so daß der Strom derselben südlich um
dasselbe herumzog.
Daß der Name der Chamaven nachher noch einmal kümmerlich
mit dem Zusatz: qui el pranci (ohne Zweifel Fehler des Codex,
statt: qui et Franci) vorkommt, beweist ihren Auszug nach dem
Rhein hin, und wenigstens ihre theilweise Vereinigung mit jenem
größeren Volksstamme.
Wichtiger für europäische Geschichte ist folgende Thatsache ge-
worden:
Schon in den ursprünglichen Wohnsitzen der Sachsen vor
ihrer Eroberung mußten viele Stämme Seeanwohner sein. Sie
fanden nach Ueberschreitung der Elbe wiederum das große Volk
der Cbauken tu gleichem Verhältniß. Es ist eine durch die Erfah-
rung aller Jahrhunderte bestätigte Thatsache, daß das Seeleben
mit seinen Beschäftigungen für Anwohner derselben einen solchen
Reiz hat, daß sie nie davon lassen. So kam es, daß die Ueber-
bleibsel der Cbauken und Angler, sowie diejenigen Sachsen, welche
von der Elbe bis zur Weser nicht die genügenden Ansiedelungs-
plätze an der See fanden, in neuen Zügen und Vereinigungen
zur See, und nicht wie andere Stämme zu Lande, sich eine end-
liche Heimath suchten. So geschah es, daß nach den vielfachen
Meldungen römischer Historiker seit dem Allsgange des dritteil
Jahrhnilderts ,/sächsische Seeräuber" (also werdeil diese neuen
Feiilde von den Römern bezeichilet) die Küsten Belgiens und des
nördlichen Frankreichs (Armorica) beunruhigten. Eine Zeitlang
wehrte der Gegenkaiser Caralisius solchem Audriugen, bis endlich
nach dessen Ermordung voll jenen Stämmen ein ganz neues Reich
als Litu« Saxonicum gegründet wurde, was die heutige Nor-
mandie lllld einen Th eil der Grafschaft Artois llmfaßte, — ja in
Folge einer weiteren Eroberung gehörte, aber nur bis 410, sogar
ein kleiner Strich des gegeuüberliegeudeu Englands dazll. Zwar
zählten es die Römer in ihren Reichsverzeichnisseu zu ihren Pro-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
11
vinzen, aber mehr dem Name» nach, und m dem Reiche ihrer Nach-
folger, der Franken, kommen in diesen Gegenden Saxones Bajo-
cassini, — bei dem chentigen Ba/eux — und ein Pagus ütlin-
gua Saxonum bis tief in das neunte Jahrhundert hinein vor.
Von diesen Gegenden, nicht direct von den Usern der Elbe oder
Weser aus, wie die gewöhnliche Tradition meldet, geschah 446 der
Zug des Hengist und Horsa zur Eroberung Englands; und die
Stiftung des blühenden Angelsächsischen Reiches daselbst spricht
schon durch diesen Namen genugsam aus, daß es auch Anglische
Stämme waren, welche nicht untergegangen, sondern mit den
Sachsen vereint die Schicksale ihrer Züge bis zu jenem folgenreichen
Ereignisse getheilt hatten. In dieser Art und Weise ist die ge-
wöhnliche Tradition der Eroberung Englands zu berichtigen?)
Ein anderes Ereigniß bestimmt die Zeit, welche nöthig war,
um von Seiten der Sachsen ihren Angriffs- illid Eroberungskrieg
bis dahin zu führen, daß endlich feste Gränzen nach Außen und
ein neuer Staat im Innern mit einem neuen nationalen Leben
entstehen konnte?*)
Das unter Chlodwig zunächst in Frankreich lind Belgien ent-
stehende neue Reich der Franken mit feinen vielfachen Eroberungen
und Erweiterungen ward schon nach dem Tode des Stifters 507
in zwei große Haupttheile, einen westlichen lnenstrien) und einen
östlichen (Anstrasien) getheilt. Der letztere mit der Hauptstadt
Metz dehnte sich aber bald über Cöln südwärts von den Ansiede-
lungen der Sachsen in das mittlere Deutschland ans, und schon
unter Chlodwigs Sohn, Theoderich, stießen hier Franken und Thü-
ringer zusammen, welche letztere zwischen Harz, Werra und Sale
unter eigenen Königen gleichfalls ein neues Reich gebildet hatten.
Von diesen konnte Hermanfried, obwohl nach dem Verbrechen des
Brudermords Alleinherrscher, dem mächtigen Frankenkönig nicht
widerstehen. Besiegt zog er sich in seine feste Burg Scheidungen
') Alles zusammengestellt in: Schaumann, zur Geschichte der Eroberung Englands
durch germanische Stämme in: Göttinger Studien von 1845.
") Die Erzählung dieser Ereignisse kommt zuerst vor in: Gregorii Turonensis
hist, eccles. Francorum lib. X. und in Fredegarii Chronicon. Nachher mit Be-
nutzung dieser früheren Quellen vollständiger und mit Benutzung der nationalen
Tradition in: Widukindi Corbejensis res gestae Saxonicae (Pertz Mo-
num. T. V.)
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T69: [Iii Ann Reg Urkunde Otto Chron Waitz Stumpf Urk Leg], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Ortsnamen: Saxones_Bajo- Englands Sachsen Englands Sachsen Frankreich Belgien Sachsen Deutschland Chlodwigs Englands Francorum Fredegarii_Chronicon
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beinahe, aber nicht ganz bis zum linken Ufer der Weser sich ans-
dehnte. Danil waren fränkische Gebiete bis znm Süden, und
zwar von der alten Assel bis zur Lippe und Ruhr die Gränze,
deren äußerste Erstreckung nach Westen etwa durch die heutigen
Orte Haltern und Dülmen bestimmt wird. Die Südgränze lief
von der Ruhr fast in grader Linie bis zur Diemcl, von da weiter
bis zur Unstrut nnt> dann mit geringer Neigung nach Nordosten bis
zu der Gegend, wo die Sale sich in die Elbe ergießt. Die Ost-
gränze folgte sodann ziemlich genau dem letzten Strome bis 511 dessen
Einfluß in die Nordsee.
Zwar saßen im Norden der Elbe, im heutigen Holstein, von
>vo die sächsische Eroberung eigentlich ausgegangen war, noch traus-
albingische Sachsen. Sie traten jedoch erst nach späteren Erobe-
rungen Karls des Großen mehr in die örtliche Geschichte des nord-
westlichen Deutschlands ein. Einige wendische Stämme im heutigen
Lüneburgischen sind wahrscheinlich Ueberbleibsel einer alten Be-
völkerung, über die wir jetzt nicht mehr vollständig Rechenschaft
geben können.
Innerhalb dieser weiten äußeren Gränzen theilte sich das Volk
wieder nach drei Stämmen, Westphalen im Westen, Ostphalen im
Osten und zwischen beiden die Engeru. Die Gränzen des Gebiets
der letzteren gegen die Westphalen erstreckten sich von der Nord-
see auf beiden Usern der Weser bis zur Südgränze, etwa bis dahin,
wo die Diemel einmündetz gegen Osteil kann man den Lauf der
Oker, seit ihrem Einfluß in die Aller llach Norden bis zur Elbe
verlängert, als Gränze gegen die Ostphalen bezeichnen.
Eine Theilnng der Engeril wiederum in östliche und westliche,
ivelche erst später vorkommt, gehört ilicht in die Zeit vor Karl dem
Großen. Ja es wird sogar bezweifelt, ob die allgemeine Dreithei-
liing der Sachstll auch noch als vor demselben bestehend anzunehmeil
sei. Jedeilfalls hat man sie sich llicht als eine scharfe politische
Scheidung dreier getrennt von einander gehaltener Gebiete zu
denkeil. Ist sie wirklich so alt wie das Volk selbst, so kann sie
ilicht mehr bedellten, als eine Charakteristik der Stämme ihrer
äußern Erscheinung nach, was am besten dlirch den Mangel jeder
Nachricht ganz bestimmter und fester Gränzen gegeil eiilander be-
wiesen wird.
Allein wenn auch jene weiten Distrikte einen neuen Namen
een ihren Eroberern führten, so darf man sie sich darum nicht als
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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