Vorwort zur ersten Auflage.
Eine Bearbeitung des bekannten, in demselben Verlage bereits in 6. Auflage erschienenen Buches von M. Wohlrab Die alt-klassischen Realien im Gymnasium" fr die Bedrfnisse des Real-gymnasinms kann wohl bei der in den letzten Jahren, besonders seit Errichtung von Reformschulen stetig wachsenden Zahl von Anstalten dieser Schulgattung ohne weiteres als wnschenswert und zweckmig angesehen werden. Denn da die von Wohlrab getroffene Auswahl und Anordnung des Stoffes fchon mit gutem Erfolg im Gymnasium auf ihre Zweckmigkeit erprobt worden ist, so darf doch von vornherein als sicher gelten, da auf dieser Grundlage ein geeignetes und brauchbares Hilfsbuch auch fr den altklassischen Unterricht im Realgymnasium gewonnen werden kann. Es handelt sich schlielich nur darum, die Teile bezw. Abschnitte auszuschalten, welche nur mit der Lektre griechischer Schriftsteller im Zusammenhang stehen.
Freilich konnte nicht einfach der erste, die Griechen behandelnde Teil des Wohlrabschen Buches weggelassen werden, denn nicht nur die Literatur der Rmer, sondern auch mannigfache Einrichtungen ihres ffentlichen und privaten Lebens stehen so stark unter grie-chischem Einflu, da ohne eine wenigstens oberflchliche Kenntnis der entsprechenden Erscheinungsformen bei den Griechen ein Ver-stndnis fr die rmischen Realien nicht wohl erzielt werden kann. Auerdem beschrnkt sich zwar der altsprachliche Unterricht im Realgymnasium lehrplanmig auf das Latein und somit auf das rmische Altertum, doch drfte es als selbstverstndlich gelten, da auch bei diesem Bildungsgang die griechische Kultur und deren weitreichender Einflu nach Mglichkeit bercksichtigt werden mu. Daher schien es nicht nur wnschenswert, sondern geradezu not-wendig, in den altklassischen Realien fr das Realgymnasium das Griechentum nicht gnzlich beiseite zu lassen. Immerhin durfte ihm nicht, wie dies fr das Gymnasium natrlich geboten ist, ein besonderer, selbstndiger Teil gewidmet werden, denn fr dessen Verwendung im Unterricht wre kein Raum, und die Lehrplne
l*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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— 10
Vii. Die Kewohner unseres Landes.
1. Abstammung und Sprache.
Unser Regierungsbezirk ist nur spärlich bevölkert. Das kommt
daher, weil so viel Land ganz unfruchtbar ist, und weil wir außer
in Osnabrück mehr Ackerbau als Industrie haben. Wir gehören
zum Stamme der Sachsen, speziell der Westsaleu, deren
Sprache ursprünglich das Plattdeutsche ist. In den Städten,
sowie in den Schulen und Kirchen spricht man jetzt Hochdeutsch. In
früheren Jahrhunderten aber gab es bei uns gar kein Hochdeutsch.
An der holländischen Grenze, besonders im Bentheimer Lande, wird
ein Plattdeutsch gesprochen, welches dem Holländischen ziemlich
ähnlich ist.
2. Trachten und Sitten.
Tie Frauen der Landbevölkerung haben fast überall noch be-
sondere Trachten beibehalten. Hauptsächlich bestehen diese aus Um-
schlagtuch und Kopfbedeckung, einer Art Haube mit Spitzen und
Bändern. Im Osuabrückifcheu sind diese Hauben buntfarbig, oft
mit Gold und Silber bestickt. Im Emslande und im Hümmling
ziehen die Frauen die dunkle, oft die schwarze Farbe vor. Auch
die Männer tragen dort meist einen Anzug aus schwarz-brauner
Leiuwaud, die sie oft selbst gewebt und gefärbt haben. Überall
sind Holzschuhe gebräuchlich, die mau Holscheu oder Holsten nennt.
Manche eigentümliche Sitten und Gebräuche haben sich auf dem
Lande erhalten, besonders bei Hochzeiten, Kindtaufen, Hausrich-
tuugeu u. f. w. Dazu gehören auch das Anzünden von Osterfeuern,
das Schmücken der Häuser mit Pfingstgrün, das Erntefest und der
Erntekranz, das Martins- und Nik'olasfest und manches andere.
Viele von diesen Gebräuchen sind schon uralt. Jetzt aber ver-
schwiudeu sie immer mehr, ebenso wie leider auch die hübschen
Trachten.
3. Religion.
Außer ungefähr anderthalb tausend Juden gehören alle Be-
wohner der christlichen Religion an. Etwa 172 000 davon sind
katholisch, 156 000 protestantisch. Fast ganz protestantisch ist der
Kreis Wittlage; fast ganz katholisch die Kreise Aschendors, Hümm-
ling und Meppen. Im Kreis Iburg sind zwei Drittel katholisch,
in den Kreisen Melle und Stadt Osnabrück sind zwei Drittel pro-
testantisch. Ungefähr gleich stark sind beide Konfessionen im Kreis
Bersenbrück und im Landkreis Osnabrück. Im Kreis Lingen sind
7/8 der Bewohner katholisch, im Kreise Bentheim sind V5 derselben
protestantisch, darunter sehr viele reformiert.
4. Einzelhöfe und Dörfer.
Ter sächsisch-westfälifche Bauer lebt gern für sich aus seinem
Hose. Deshalb giebt es überall zerstreut liegende Einzelhöfe, be-
sonders im Osnabrücker Lande. Eine größere Anzahl von ihnen
ist jedesmal zu einer B a n e r s ch a s t vereinigt. Aber überall finden
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Extrahierte Personennamen: Sattler
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Italien Italien Pavia Deutschland Eilum Eitzum
c) Die Tieflandsmulde.
Durch welche Ränder wird die Tieflandsmulde gebildet?
Welche landschaftlichen Schönheiten hat der Spreewald?
Wie hat man im Spreewald fruchtbares Wiesen- und Gartenland geschaffen?
Auf welche Weise hat man im Spreewald die sumpfigen Niederungen nutzbar
gemacht?
Auf welche eigenartige Weise wickelt sich im Spreewald der Verkehr ab?
Warum wird im Spreewald in manchen Schulen neben der deutschen Sprache
auch die wendische Sprache gelehrt?
Welche Städte liegen am Rande des Spreewaldes?
Inwiefern hat Potsdam eine reizende Umgebung?
Welche Bedeutung hat der Potsdamer Werder für den Berliner Lebensmittelmarkt?
An welcher Stelle der Tieflandsmulde liegt Berlin?
Welchen Rang nimmt Berlin unter den Industriestädten des europäischen Fest-
landes ein?
Welche Beziehungen bestehen zwischen der gewaltigen Entwicklung Berlins und
seiner Lage?
Welches sind die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Berlins?
Wie ist das Gebiet der märkischen Brüche entstanden?
Auf welche Weise wurden große Sumpfgebiete an der Oder, Warthe, Netze,
Havel und Spree in fruchtbares Land umgewandelt?
Mit welchem Erfolg betrieb Friedrich der Große die Entwässerung der Sumpf-
gebiete?
Welches sind die Haupterw^rbsquellen in der Tieslandsmnlde zwischen Oder und
Weichsel?
Was für Leute versteht man unter „Sachsengängern"?
Welche Beziehungen bestehen zwischen einem Teil der Bewohner der Tieflands-
mulde an Oder und Weichsel und dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet?
Welcher Abstammung sind die Bewohner der Tieflandsmulde mehr als zur Hälfte?
Wie stand es mit Lebensweise und Bildung des polnischen Bauern, als dieser
noch Leibeigener seines Gutsherrn war?
Welche Städte liegen im östlichen Teil der Tieflandsmulde?
Warum war Posen bereits im Mittelalter ein Handelsplatz von großer Bedeutung?
Mit welchen Produkten besaßt sich hauptsächlich der Handel Posens in der
Gegenwart?
Wie verteilen sich Deutsche, Juden und Polen in der Stadt Posen?
Inwiefern hat Bromberg eine günstige Lage als Handelsplatz?
Welche geschichtlichen Erinnerungen knüpfen sich an die Stadt Gnesen?
d) Die schlesische Mulde mit ihren Randgebirgen.
Welche Gebirgszüge bilden die Ränder der fchlefischen Mulde?
Durch welchen Wasserweg werden die tiefsten Punkte der fchlefischen Mulde
dargestellt?
Welche Namen tragen die Teile des Gebirgszugs der Sudeten?
Wandere von der fchlefischen Ebene aus auf den Kamm des Riesengebirges und
beschreibe dabei die Waldbestände in den verschiedenen Höhenlagen!
Beschreibe die Bauart und die innere Einrichtung einer Bande!
Wodurch wird den Bewohnern des Riesengebirges die Viehzucht erleichtert?
Vergleiche das Riesengebirge und das Jsergebirge hinsichtlich ihrer Höhe und
Gestaltung!
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Spreewald Spreewald Potsdam Berlin Berlin Berlins Berlins Weichsel Posen Bromberg Gnesen
4. Die Bewohner.
Welcher Menschenrasse gehören die Chinesen an?
Welche Eigentümlichkeiten des Körperbaues besitzt der Chinese?
Durch welche eigentümlichen Sitten und Gebräuche unterscheidet sich der Chinese
von den Völkern Europas?
In welchen Industriezweigen zeichnet sich der Chinese besonders aus?
Welche Erfindungen hatten die Chinesen lange vor anderen Kulturvölkern?
Warum ist es in China mit der Kultur nicht vorwärts gegangen?
Welche guten Eigenschaften besitzt der Chinese?
Auf welcher tiefen Stufe steht der Chinese hinsichtlich der Gottesverehrung?
Welche Erfolge hat die christliche Mission in China gehabt?
Welche Staatsform hat China seit 1911? ,
Warum wurde vor 2000 Jahren die mächtige chinesische Mauer errichtet?
Wie heißen die bedeutendsten Städte Chinas?
Welche Kolonie besitzt Deutschland in China? (Siehe: Deutsche Kolonien.)
Welche Veränderung ist mit dem ehemaligen Fischerdorfe Tfingtan vorgegangen,
seitdem es in deutschen Händen ist?
Welchen Wert hat Kiautschou für den deutschen Handel?
Japan.
Vergleiche Größe und Einwohnerzahl Deutschlands mit Größe und Einwohner-
zahl Japans!
1. Land und Städte.
Warum nennt man Japan das „asiatische England"?
Aus welchen Inseln setzt sich das japanische Reich zusammen?
Von welcher Bodengestalt sind die japanischen Inseln?
Welche Bodenschätze bergen die japanischen Inseln?
Unter welchen Naturereignissen haben die Bewohner Japans zu leiden?
Warum baut man in Japan nur niedrige Häuser?
Welcher Teil Europas gleicht im Klima dem japanischen Reich?
Welche Erzeugnisse bringt der Bodenbau in Japan hervor?
Wie heißen die größten Städte in Japan?
2. Die Japaner.
Welche guten Eigenschaften befitzt der Japaner?
Welche Erzeugnisse beweisen die große Geschicklichkeit der Japaner?
Wie verhalten sich die Japaner zur europäischen Kultur?
Welchen Zuwachs au Land brachte den Japanern der Krieg mit Rußland?
Warum ist der Besitz von Korea für Japan sehr wertvoll?
Welcher Religion gehören die Japaner an?
Afrika.
1. Bodengestalt und Bewässerung.
Vergleiche Größe und Einwohnerzahl Afrikas mit Größe und Einwohnerzahl
Europas!
Wie ist Afrika mit Asien verbunden?
Welche Bedeutung hat der Suezkanal?
Warum ist es schwierig, in das Innere Afrikas einzudringen?
Warum haben die Flüsse Afrikas viele Stromschnellen und Wasserfälle?
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Extrahierte Ortsnamen: Europas China China China Chinas Deutschland China Fischerdorfe_Tfingtan Japan Deutschlands Japans Japan Japans Japan Europas Japan Japan Korea Japan Afrika Afrikas Europas Afrika
126
ganz sicheres und untrügliches Kennzeichen gegeben: — es
besteht in der öffentlichen Meinung, welche von der Ge-
sammtheit ausgeht. Wirth.
27. Einer Nation auf den ganz ungehinderten Stamm
ihrer Empfindungen eine neue Lehre und Denkart aufzwingen
wollen, ohne daß sich jene mit dieser im mindesten mischen,
ist meistens unnütz, oft auch schädlich. Herder.
28. Es ist eine alte ewige Bemerkung, daß die würdigsten
Erleuchter und Besserer der Welt nicht sogleich wirkten, oft
lebenslang verkannt wurden, und nach Jahrhunderten blühte erst
ihr Ruhm hervor. Dcrs.
29. Die Vorsehung ist die beste Bekehrerin der Völker;
sie ändert Zeiten, Denkarten, Sitten, wie sie Himmel und Erde
ändert. Ders.
30. Sokrates vor seinen Richtern verglich die weise Stadt
Athen mit einer Gesellschaft von Kindern, denen er ihre Nä-
schereien nehmen wollte, und sie also sämmtlich zu Feinden
hatte. Ders.
31. Scepter brechen, Waffen rosten, der Arm der Helden
verweset: was in den Geist gelegt ist, das ist ewig I. v. Müller.
66.
9.
1. Keiner ist bestellt sich selbst zu richten; denn selten
schätzt er recht, was er gethan, und was er thut, weiß er fast
nie zu schätzen. Göthe.
2. Im Raume wirken große Männer selten einträchtig
und gemeinschaftlich, aber in den Zeiten reichen sie sich alle
die Hände aus der hohen Geisterwelt herunter zu einem Bau.
I. Paul.
3. Niemand wage es, mit der hemmenden Gewalt so
vieler Hindernisse sich zu entschuldigen, wenn ihm sein eigenes
Gewissen einen Stillstand im Guten zum Vorwurf macht; eigne
Nachlässigkeit ist und bleibt die Hauptursache desselben; mehr
oder weniger sind wir allezeit selbst Schuld daran, wenn wir
in unserer Besserung zurück bleiben. Reinhard.
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444
Qualen sind der Lohn, welcher deiner im Alter wartet! Undank-
barer, als gegen einen Belisar, verfährt gegen manches Helden-
roß der Mensch. Der Sporn har mit Narben die Seiten des
Pferdes bedeckt, seine Schenkel sind angelaufen, die Fesseln
steif von angestrengter Arbeit, die Hufe durch die Nägel zerris-
sen; durch die Zügel, mit denen eine harte Hand es leitete,
der Mund erschlafft. Zum elenden Gerippe hat das Alter es
abgezehrt, das Feuer seiner Augen ist erloschen, lebensmüde
senkt es sein Haupt. Und dennoch wird ihm keine Ruhe ver-
gönnt, nicht die freundlichen Winke des Reiters leiten es mehr,
eine rohe Hand fesselt es an, einen schweren Karren und führt
die Peitsche mit grausamer Übung. Kaum vermag es noch im
düstern, von Spinnengeweben ausgekleideten Stall aus moderi-
ger Krippe sein hartes Futter zu zermalmen. Nur ein schmach-
voller Tod erlös't es von seinen Leiden.
N. Meyer.
Die Dichter aller Zeiten haben das Pferd in ihren Gesängen ver-
herrlicht, denn an dem edlen Thiere verschwendete die Natur ihre schön-
sten Gaben — Gestalt, Kraft, Muth, Schnelligkeit.
Wie mußten die Menschen der Vorzeit den Verwegenen anstaunen,
der sich zuerst auf des Rosses Rücken schwang und mit Windesschnelle
dahin flog. Dem uncrfahrnen Naturmenschen mußte diese fremdartige
zwiefache Gestalt wie ein höheres Wesen und unendlich furchtbar er-
scheinen. Der erste Reiter wurde so zum Heros.
Das Pferd scheint ursprünglich nur in einem Lande einheimisch
gewesen zu sein. Krieg, Völkerwanderung, Handel haben es nach allen
Zonen verbreitet. Wahrscheinlich stammt es ans Arabien, einem
Lande, wo cs noch jetzt am vollkommensten vorhanden ist; wo man noch
jetzt mit religiöser Gewissenhaftigkeit darüber wacht, daß nicht fremdes
Blut die Nachkommenschaft jener fünf Pferde ciuadle, die den Prophe-
ten und seine vier Gefährten in der Nacht ans ihrer Flucht von Mekka
nach Medina trugen. Die Abstaminung überwachen richterliche Zeug-
nisse. Und obgleich die Araber bei andern Gelegenheiten kein Beden-
ken tragen, einen falschen Eid zu schwören, so ist doch kein Beispiel
bekannt, daß über die Abstammung jener Pferde ein falsches Zeugniß
unterschrieben worden sei; sie fürchten durch diese Verletzung der Wahr-
heit die Rache des Himmels über ihre Familie zu ziehen.
E. d'alton.
314. Nützliche und schädliche Thiere.
Zn den urdenklichen Zeiten, wo die Ausbreitung und Ci-
vilisation des Menschengeschlechts die Oberfläche unserer Erde
noch nicht gewaltsam verändert hatte, gab es wol im Reiche der
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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592
Scherfiein beitrage zu einer immer schöneren Entfaltung des
deutschen Lebens. Ein anderes Verhältniß zum Vaterlande wäre
Unnatur. Denn der Mensch, als die edelste Pflanze des Erd-
bodens, kann nur gedeihen, wenn er mit seinem ganzen Wesen
wurzelt im Boden des Vaterlandes. Darum sagt auch Göthe:
„Ein Mensch auf der Scholle geboren, wird ihr durch Gewohn-
heit angehörig, beide verwachsen mit einander und zugleich knüp-
fen sich die schönsten Bande." — Ein Mensch ohne Vaterland
ist ein Wilder.
Unser Deutschland gleicht einer wohlgeordneten Stadt, in
welcher viele Haushaltungen sind, von denen jede ihre eigne
Ordnung hat. Wer sich in die Ordnung des Haushaltes fügt,
dem er angehört, trägt dadurch zur Ordnung des Ganzen bei
und ist ein guter Bürger — ein guter Deutscher. Zwar mei-
nen manche, es wäre besser, wenn wir gleich unmittelbar gute
Deutsche sein könnten, ohne erst gute Schleswig-Holsteiner, oder
Hannoveraner, oder Preußen, oder, Sachsen, oder Würtemberger,
oder Badener, oder Hessen, oder Österreicher u. s. w. sein zu
müssen. Wär's indeß gut, wenn alle Haushaltungen einer
Stadt auf einmal ihre Eigenthümlichkeiten aufgeben und ohne
Rücksicht auf die Besonderheit ihrer Mitglieder und Verhält-
nisse eine allgemeine Ordnung befolgen müßten?! Es würde
freilich auch gehen, denn >vas ist dem redlichen Willen nicht
möglich; aber gewiß nicht so von Herzen als da, wo sich die
Ordnung auf unsere eigenthümlichen Bedürfnisse gründet. Dar-
um ist es ein Vorzug mehr an unserm lieben Deutschland, daß
es aus so vielen Staaten besteht; denn Staaten sind nichts
anders als große Haushaltungen, von denen jede ihre
eigenthümliche Ordnung hat. Alles kann sich naturgemäßer ent-
wickeln, wo viele Haushaltungen neben einander bestehen, als da,
wo sie zu einem großen Haushalte zusammengeschmolzen werden.
Je größer die Schule, desto leichter Unordnungen; je größer der Staat,
desto entfernter der Fürst und — was daraus folgt. Zwar hat ein
kleiner Haushalt nicht die Kräfte, die ein großer hat; aber wenn das
Band der Liebe viele kleine Haushalte umschlingt, so wird dem klein-
sten die Kraft nicht fehlen. Großes zu leisten. Und das ist ja bei un-
serm Deutschland der Fall. Aus dem Blute der im großen
Befreiungskämpfe ( 1813 und 1814 ) gefallenen deutschen Brü-
der ist ein Baum aufgewachsen, dessen Krone in den Himmel
hineinragt und dessen Äste sich über ganz Deutschland ausbrei-
ten. Es ist der Baum des deutschen Staaten-Bundes und
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Hessen Deutschland Deutschland Deutschland
vierhundertjährige Jubelfest seiner Erfindung, und in seiner Va-
terstadt Mainz wurde ihm schon 1836 (37?) ein prächtiges '
Denkmal, sein Standbild, nach Thorwaldsens Modell in Erz
gegossen, auf dem Gutenberg errichtet.
Daß nun aber von der Mainzer Geburtsstätte aus die
junge Erfindung der Buchdruckerkunst sich gar bald über ganz
Deutschland und viele andere europäische Länder verbreitete, dazu
trug eine, durch äußere Umstände herbeigeführte gewaltsame Zer-
störung des geheimnisvollen Dunkels, in welches namentlich Faust
bisher die gesammten Druckoperationen zu verhüllen gewußt hatte,
das Allermeiste bei.
Es entstanden nämlich im Jahre 1462 Kriegsunruhen über
die erzbischöfliche Würde zu Mainz. Je größer in Mainz nun
die allgemeine Verwirrung war, desto leichter fiel es den, von
Faust fast sclavisch in seiner Dmckerei eingesperrt gehaltenen,
zahlreichen Druckergehülfen, ihrem Arbeitsgefängniß zu entkom-
men und Mainz zu verlassen. Natürlich aber suchten sie sich
nun auch anderswo mit ihrem bisherigen Broterwerb fortzuhel-
fen, und so zerstreuten sie sich denn theils in andere bedeutende
Städte Deutschlands, theils in andere Länder Europas. Das
große Interesse, mit welchem man die bis dahin nur von Hören-
sagen gekannten „vielgeübten Jünger der geheimnißvollen Druck-
kunst" überall aufnahm, leistete ihnen bei ihrer selbstständigen
Niederlassung wirksame Hülfe.
Durch den Druck nun konnte das geschriebene Wort und
Buch in gar kurzer Zeit vertausendfacht werden. Die Gedanken
des menschlichen Geistes flogen nun in sichtbarer Auffassung fast
mit Blitzesschnelle durch die Welt. Vor Erfindung der Buch-
druckerkunst galt eine Bibel noch 500 Spec., und war selbige
nur den Reichen zugänglich. „Aber ein Drucker kann mehr
drucken, als tausend Schreiber schreiben können. Durch den
Druck bekommt die Schrift Flügel, die schneller als Adlersflü-
gel sind, und bekommt die Schrlft Füße, auf welchen sie nach
allen Orten und Enden geht und eben sowol in die Hütten der
Dürftigen, als in die Häuser der Reichen." „Wie denn auch
Luther, den großen Einfluß der Buchdruckerkunft auf die Re-
formation anerkennend, von ihr sagte, sie sei die höchste und
letzte Wohlthat Gottes, durch welche der Herr die Sache des
Evangeliums forttreibe."
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Thorwaldsens Gutenberg Deutschland Mainz Mainz Mainz Deutschlands Europas Gottes
445
lebendigen Geschöpfe noch keine Feinde für den Menschen; die
wenigen Nomadenstämme zogen unberuhigt umher; an dem un-
angebauten Lande war nichts zu verwüsten und zu zerstören.
Selbst die wilden Thiere, die ihren Trieben ungestört nachgin-
gen, drohten den Menschen mit keiner Gefahr und verließen
ihren Aufenthalt nicht oder nur selten. Aber auch dann noch,
als menschliche Cultur den Anbau des Bodens begann, traten
derselben noch keine Hindernisse von Seiten der Thiere entge-
gen; denn gab es gleich solche, die einen schädlichen Einfluß
zu äußern im Stande waren, so hatte die Natur doch zahl-
reiche Anordnungen zur Ausgleichung getroffen. Es waren näm-
lich zur Vertilgung schädlicher Thiere eine Menge anderer er-
schaffen, die sich von jenen nährten, und da die Natur dieses
Gleichgewicht überall mit der bewundernswerthen Genauigkeit
des Zahlenverhältnisses der verschiedenen Thiergattungen her-
stellte, so konnte der Schaden nie überwiegend werden. Jetzt
jst indessen alles anders geworden, seitdem der Mensch sich über
die ganze Oberfläche der Erde verbreitet hat, seine Hand überall
lichtet und stört und Alleö seinen Zwecken dienstbar macht.
So hat der Mensch z. B. in vielen Gegenden die Wälder aus-
gehauen oder wol gar ausgerottet, Berge geebnet und Thäler
empor gehoben, wie es ihm für seine Absichten am zweckmäßig-
sten erschien; er hat Flüssen eine andere Richtung gegeben und
stehende Gewässer ausgetrocknet, ja, er hat die Erde aufgewühlt,
um Metalle und andere nützliche Dinge ihrem Schoße zu ent-
ziehen ; er hat sich feste und begueme Wohnplätze gebaut, um
gegen feindliche Angriffe gesichert zu sein. Seine stets wach-
senden Bedürfnisse, auch wol die Nothwendigkeit und die Auf-
findung von mannigfachen Gegenständen haben ihn zur Entdeckung
von Mitteln geleitet, durch die er zugleich im Verein mit thie-
rischen Kräften, die er sich zu unterwerfen gewußt, es vermochte
den offenen Kampf gegen alle übrigen Geschöpfe der Erde zu
beginnen und sich selbst nur als den Beherrscher derselben zu
betrachten. Hiedurch wurde daö Gleichgewicht, welches die Na-
tur unter den Thieren aufrecht erhielt, in einer Weise aufgeho-
den, daß auf eine Wiederherstellung desselben auf anderem Wege
kaum mehr zu denken war. Diese Störung wurde immer grö-
ßer, und da der Mensch den Willen und die Absicht des Schöp-
fers noch nicht in dem gehörigen Grade zu fassen vermochte,
und sich daher die mannigfaltigsten Mißgriffe fortwährend zu
Schulden kommen ließ, so ward er endlich genöthigt, selbst auf
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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