Die Bevölkerung. 67
übrige mit Hochwald bedeckt. Windbruch, Brände, Köhlerei, Teerschwelerei und Holz-
schlag lichteten allmählich den Wald. Zunächst blieben weite Strecken dieser Wald-
brachen unbebaut. Bedeutenden Raum nahm in den Auen der Thäler und auch aus
erhöhten Strichen das Weideland ein. Auf ihm grasten große Stutenherden. Auf den
Heidefluren trieb man Bienenzucht. Viel weiter als heute breiteten sich die Teich-
und Moorlandschaften aus. Inmitten derselben lagen ans Bodenerhebungen die
slavischen Burgen sehr sicher.
Die Ansiedelungen waren sast durchweg Einzelhöse, selten Dörfer, durch die
eine kurze Straße führte, die in der Mitte des Ortes verbreitert war. Eine geregelte
Hufeneinteilung gab es noch nicht.
Nur einige Pfade leiteten dnrch die dichten Wälder, die durch Verhaue oft
gesperrt und im allgemeinen sehr unsicher waren. An ihnen bildeten die heutigen
Orte Ottmachan, Wartha, Glatz, Schweidnitz, Nimptsch, Striegau, Schweinhaus
(bei Bolkenhain), Lähn, Glogan, Breslau, Brieg, Oppeln, Kosel, Ratibor, Tost
und Militsch feste Kastelle. Sie bestanden meistens aus einem Doppelringwalle,
den ein Turm krönte.
Das Vordringen des Deutschtums in Schlesien hängt zusammen mit dem Über-
tritte Polens zur christlichen Kirche im 10. Jahrhundert. Deutsche Kolonisten kamen
nun auch in das zu Polen gehörige Schlesien und eroberten das Land durch die
friedlichen Werke der Kultur. Besonders Boleslans der Lange (um 1160) eröffnete
das Land deutscher Kultur. Er teilte Unternehmern ans Deutschland Landstrecken
aus längere Zeit steuerfrei zu, und diese zogen dann andre Kolonisten herbei. Sehr
behilflich bei diesem Werke warm dem Herzoge auch die Klöster, besonders die Cister-
zienser der Klöster Leubus, Heinrichan und Grüssau.
Bei der Besiedelung durch die Deutschen wurde viel Wald ausgerodet, und
auf den Rodestellen entstanden neue Dörfer. Die Erinnerung an diesen ihren Ur-
spruug enthallen noch zahlreiche Orte Schlesiens in ihrem Namen, der mit „Wald"
und „Rode" zusammengesetzt ist. Man wählte zu dieseu Ansiedelungen am liebsten
Flußthäler. Die Berglehnen zu beiden Seiten des Thales wurden bis zur Wasser-
scheide hinauf bebaut, und jedem Ansiedler wurde ein Streifen Landes zugeteilt, der
von seinem Hofe aus an beiden Lehnen aufstieg. Diese streifenförmige Einteilung
der Feldflur ist noch jetzt an vielen Orten zu erkennen. Der Unternehmer wurde
„Erbschulze" und erhielt die Gerechtsame der Zinsfreiheit und der Anlage von Mühle,
Schenke und Schmiede. Er hatte auch die niedrige Gerichtsbarkeit. Oft wurden
mehrere kleine Slavendörfer zu eiuem großen deutschen Dorfe vereinigt.
Die Deutschen gründeten auch die ersten Städte. Zu den ältesten gehören
Goldberg (1211), Neumarkt, Löwenberg und Neisse. Breslau erscheint als Stadt
erst zur Zeit des Mongoleneinsalles. Die Anlage dieser Städte war ziemlich
gleichartig.
Der deutschen Kolonisation stand meistens die polnische Geistlichkeit feindlich
gegenüber, und die rechte Oderseite blieb ganz polnisch bis in die Zeit Friedrichs
des Grotzen. Er hat besonders dorthin deutsche Ansiedler gebracht. Im Zeitraum
von nur zwei Jahren ließ er nach dem Siebenjährigen Kriege in verschiedenen Teilen
Schlesiens 200 neue Dörfchen anlegen. Diese Anstellungen waren nicht alle lebens-
fähig. Manche lagen zu abgeschlossen von allem Verkehr mitten im Walde oder in
zu bedeutender Höhe (z. B. an der hohen Mense). Viele Ansiedler besaßen zu wenig
Land, um sich zu erhalten, und wurden so zum Holzdiebstahl und zur Wilddieberei
gedrängt. Manche von den kleinen deutschen Kolonien mitten im polnischen Sprach-
gebiete sind dem Polentum verfallen.
Der Herkunft nach sind die Deutschen Schlesiens teils Niedersachsen, teils Franken.
Aber es ist aus diesen verschiedenartigen Volksstämmen ein einheitlicher Stamm mit
5*
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8
des Hochwassers beseitigt. Wo je^t der Strom ein-
mal über das User tritt, hat er demnach schlimmere
Gewalr als früher.
Wir sehen den herrlichen Wald am rechten Ufer
—- solcher Wald schmückte einst das ganze Odertal,
jetzt wird er immer weiter Zurückgedrängt, weil die
Kultur der Land- und Uferwirtschaft ihn nicht duldet.
Nur hier und bei Brieg finden sich noch die echten
Oderwälder.
Das sind Zeichen, daß auch Flüsse ihre Geschichte
und ihre Veränderung haben. Die Geschichte des
Oderstromes ist besonders reich an interessanten Einzel-
heiten, wie wir dann in Kürze betrachten wollen.
Werfen wir zuvor einen Blick ans die Natur des
Flusses.
Alsgebirgsfluß enteilt die Quelloder dem Mährischen
Gesenke, auf dem sie in 634 m Seehöhe bei Kotzian
entspringt. Anfangs rascher, zun: Teil sogar wilder Bach,
verlangsamt sich ihr Gefälle beim Eintritt in Schlesien.
Bei Oderberg ist für ihren Ausbau eine Breite von
34 m vorgesehen, bei der Katzbachmündung, also bei
Leubus von rund 90 m. Umgekehrt ist es mit dein
Gefälle, das heißt mit dem dnrch Neigung des Flußbettes
bedingten Wasserabfluß. Bei der Oppamündung ist
es 1:1800, das heißt auf 1800 m Lauf kommt 1 m
Senkung, bis Leubus verringert sich das Gefälle auf
1 : 3040.
Die Oder ist 860 km lang, wovon auf Preußen
723 km kommen und ans Schlesien 485 km. Von dein
118 611 großen Stromgebiete gehören 78,9 Prozent zum
Deutschen Reiche, 6 Proz. zu Österreich und 15,1 Proz.
zu Rußland.
Eigenartig ist der Laus der Oder insofern, als sie
treppenartige Absätze in ihrer Richtung aufweist. Das
ist ganz besonders bei Leubus scharf ausgeprägt, wo
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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28
der seinen Namen Friedrich d. ®r. verdankt, da er es
war, der den Weinball ins Leben rief, den großartigen
Blick auf die Oderlandschaft anf. Hier sitzeu die
Wanderer und Touristen mit Vorliebe, um den Genuß,
vom Berg auf die stille Klosterpoesie und das manch-
mal ziemlich lante Treibeil anf dem Oderstrome zu
schauen, zu verkosten. Eiu malerisches Bild hat man
anch an der Fähre zu schauen, namentlich vom gegen-
überliegenden Ufer. Stadtrecht hatte der Ort 1249
erhalten.
Eiue Sehenswürdigkeit, an der man nicht leicht
vorübergeht, ist die große, weithin sichtbare Kirche
auf dem höchsten Punkte des Ortes. Rings umgeben
vom Friedhofe, mit dem großeil, charakteristisch ge-
formten Turme (ohne Spitze) ist diese Kirche ein Bild
alter sch lest scher Dorfromantlk. Hier verweilt man
gern einige Miimten, und man stattet auch der Kirche
selbst einen Besuch ab. Sie überrascht dnrch Lichtfülle
und Geräumigkeit. Hochaltar und Kanzel sind Kunst-
schätze. Das Hachaltarblatt stellt den heil. Valentin,
dein die Kirche geweiht ist, in dem Augeilblicke dar,
wie er den Sohn eines vornehmen, römischen Heidell
(Cratoil) heilt. In der Höhe thront die Dreifaltigkeit.
Der Maler des Bildes ist Christian Bentuin. An den
Säulen steheil die Statuen von Petrns und Paulus.
Bemerkenswert sind endlich die Deckenmalereien, die
eineil hellt noch nicht aufgeklärten Zusammenhang
haben. Pfarrer Wels hat in feinem Buche über
Leubus den Versuch gemacht, sie zu deuteu.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_d Friedrich Valentin Christian_Bentuin
13
daß sie fremden Schutz bedurften. Sie wendeten sich daher
an Böhmens König, Johann, einen Sohn des deutschen
Kaisers Heinrichs Vh., aus dem Hause Lützelburg, der auch
diese Gelegenheit zu Vergrößerung der Macht Böhmens klug
zu benutzen verstand. Schon 1282 hatte ein oberschlesischer
Herzog, Kasimir Ii., das Gebiet von Kosel und Beuthen
von Böhmen als" Lehn angenommen. -Heinrich Vi. von
Breslau that dasselbe 1327, und trat sein Herzogthum
Breslau an Johann als Eigenthum ab, so daß er zwar, so
lange er lebte, im Genuß aller Einkünfte blieb, daß aber
nach seinem Tode sein Land als unbeschranktes Eigenthum
an Böhmen fallen sollte. Dasselbe thaten die meisten andern
schlesischen Fürsten mit ihren Gebieten, und erkannten sich
für sich selbst und ihre Nachkommen als böhmische Vasallen,
so daß im Jahre 1329 Schlesien ein böhmisches Lehn war;
nur die Besitzungen des Bischofs und die Fürstentümer
Schweidnitz, Jauer undmünsterberg behaupteten ihre Unab-
hängigkeit. Mit Polens König, Kasimir Hi-, verglich
sich Johann wegen Schlesien 1333 in den Vertragen zu
Trenczin und Wissehrad in Ungarn, und so war
Schlesien seitdem gänzlich von Polen getrennt.
In demselben Jahre 1335 den 24. November starb
Heinrich Vi. von Breslau nach einer für sein Land wohl-
thätigen Regierung. Er hat die Neustadt mit der Altstadt
zu Breslau vereiniget 1327. — Kurz vor Heinrichs Tode
hatte Johanns Sohn, der nachmalige Kaiser Karl Iv., noch
Münsterbergs Herzog, Bolko Ii., durch List bewogen, sein
Land an Böhmen abzutreten und es als böhmisches Lehn
anzuerkennen.
§ 24. Dieser Zeitraum, in welchem Schlesien unter
eigenen freien Herzogen stand, war für das Land sehrein-
stußreich, weil in demselben durch Einwanderung und Her-
beiziehung vieler Deutschen der Grund zur Einführung des
deutschen Rechts, deutscher Verfassung, Sprache und Sitte
gelegt wurde und somit auch in seinem ganzen inner»
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Kaisers_Heinrichs Heinrichs Kasimir_Ii Johann Jauer Kasimir_Hi- Johann Johann Heinrich_Vi Heinrich Heinrichs Johanns Johanns Karl_Iv. Karl_Iv.
9
ten, welche damals Slenza hieß, und deren Umgegend
ums Jahr 908 unter dem Namen Slenza ne vorkommt.
Um das Jahr 1000 werden als Ortschaften angeführt:
Nimptsch, welches Deutsche erbaut haben sollen, Beuthen
an der Oder, Krossen, Glogau und Breslau.
§ 3. Unter den Nachfolgern Piasts wird erst in der
zweitenhalfte des 10tcn Jahrhunderts einer bemerkenswerth,
M iesko I. Dieser wurde durch Gero I., Markgrafen der
Ostmark, 959 überwunden und zu einem Tribute an den
deutschen Kaiser gezwungen. Er war mit Dombrowka,
einer Tochter des böhmischen Herzogs Boleslaus I., verheira-
Ihet. Durch diese ließ er sich zur Annahme des Christenthums
bewegen, und wurde 966 getauft. Im folgenden Jahre 967
ließ er auch die Götzenbilder in seinem Gebiete ins Wasser
werfen, und bewog einen Theil seiner Unterthanen sich
taufen zu lassen. Dies geschah am Lätare-Sonntage, und
soll Veranlassung zu dem Todaustreiben und den an diesem
Sonntage üblichen Umgangen gegeben haben. Er gründete
968 das Bisthum zu Posen, und zu Schmograu bei Woh-
lau wurde wahrscheinlich eine Kirche errichtet. Daß aber
schon früher unter den Polen hier und da das Christenthum
angenommen worden war, ist sehr wahrscheinlich. Unter
Miesko muß Breslau schon ein namhafter Ort gewesen
c%t über seine Entstehung und die Entstehung seines
Namens wissen wir nichts mit Bestimmtheit.
§ 4. Auf Miesko folgte 992 sein Sohn Boles-
laus I., Chrobri. Er brachte das heutige Oberschlesien,
welches noch zu Böhmen gehörte, ganz Unter seine Herr«
i schüft, und schloß sich, um seine Macht zu verstärken, Anfangs
lln den deutschen Kaiser an. Kaiser Otto Iii. reiste selbst
nach G nesen, wo der polnische Herzog residirte, im Jahr
1000, gab dem Boleslaus den Königstitel, errichtete für
Polen ein eignes Ezbisthum zu Gnesen, und unterwarf dem-
selben die Bisthümerzu Kolberg, Krakau und Breslau. Doch
scheint der erste breslauische Bischof, Johannes, noch nicht
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Extrahierte Personennamen: Gero_I. Chrobri Otto Johannes
beteten und opferten sie unter uralten Bäumen. Wodan oder Allvater war der oberste Gott und der Lenker der Schlachten. Seine Gemahlin hieß Freia. Sie war die Göttin der Ehe. Donar war der Donnergott und Ziu der Kriegsgott. Die
alten Deutschen glaubten auch an ein Leben im Jenseits. Wer
in der Schlacht starb, den brachten die Schlachtenjungfrauen, die Walküren, in die Walhalla, den Himmel. Dort ergötzten sich die Helden am Kampfspiel und an der Jagd. Die Bösen kamen in das Totenreich der Hela (Hölle).
2. Das deutsche Um macht sich von der Herrschaft der Uömer frei. (9 n. Chr.)
I. Körner und Germanen.
Zur Zeit, als unser Heiland geboren wurde, herrschte im weiten römischen Reiche der mächtige Kaiser Augustus. Ihm gehorchten die Völker auf den drei südlichen Halbinseln' Europas. Große Landstriche von Asien und Afrika standen unter seiner Herrschaft. Auch das heutige Frankreich, damals Gallien genannt, war von den Römern erobert worden. Römische Statthalter führten hier römische Sprache und römische Sitten ein. Bis
zum Rhein hatten die Statthalter allmählich alles Land unterworfen. Am Rheine hatten sie feste Hcereslager errichtet, aus denen später Städte erwachsen sind (Worms, Mainz, Koblenz,
Cöln und Trier). Mit Gewalt wollten die Römer auch das Land bis zur Weser erobern. Der römische Feldherr Varus wurde Statthalter in Deutschland. Dieser behandelte die Deutschen sehr streng. Er setzte römische Richter ein und forderte vom deutschen Volke hohe Steuern. Die Ungehorsamen wurden mit Ruten gezüchtigt oder gar enthauptet.
2. Kermann, der Befreier Deutschlands.
Diese Schmach wollten die Germanen nicht länger ertragen. Sie wählten den Cheruskersürsten Hermann zu ihrem Anführer. Er hatte im römischen Heere gedient und die römische Kriegskunst kennen gelernt. Hermann liebte sein Volk und wollte es von der Herrschaft der Römer freimachen. Wie es verabredet war, empörte sich ein Volksstamm an der Ems. Varus wollte
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Extrahierte Personennamen: Freia Chr Augustus Augustus Varus Varus Kermann Hermann Hermann Varus
Extrahierte Ortsnamen: Walhalla Hela Europas Asien Afrika Frankreich Gallien Rhein Rheine Worms Mainz Koblenz Deutschland Deutschlands
her, bekannt ist, sondern auch Manches vom Inhalte des zweiten Buches wieder-
holt werden muß, was, als eine wünschenswerthe Repetition, nicht ohne Nutzen
sein wird. Im
Vierten Buche kommt der Verfasser auf die Völkerkunde, indem er den
Menschen in den verschiedenen Erdtheilen schildert, nach den Rassen, der Abstam-
mung und Verwandtschaft, seine physische und geistige Entwicklung, seine Sitten
und Gebräuche, seine religiösen Ansichten, seine Meinungen, Beschäftigungen, Ge-
schicklichkeiten und Künste, so wie die bürgerliche Verfassung. Endlich beschäftigt
sich das
Fünfte Buch mit der Staatenkunde, oder politischen Geographie, d. i. mit
Darstellung der in der Gegenwart bestehenden politischen Vereine im christlichen
Staatensysteme Europa's und Amerika's, so wie der asiatischen und wenigen afri-
kanischen Staaten, welche auf die allgemeinen Interessen der Menschheit von
Einfluß sind.
Ein Anhang enthält Hülfstafeln für das erste Buch und tabellarische Ueber-
sichten für die vier übrigen Bücher. Ueberdem ist das Werk, außer den Figuren
zur Erklärung der mathematischen Geographie, mit zahlreichen xylographischen
Darstellungen, so wie mit einigen lithographirten Karten ausgestattet, die, wie wir
uns schmeicheln, eine eben so nützliche als illustrirende Zugabe sein werden.
Die Schulzeitung von Zimmermann sagt in Nr. 187
v. I. 1842 über dasselbe:
Diese neue Arbeit des rastlos thätigen Verfassers ist ein glückli-
cher Versuch, die Idee, welche Murray’s Encyclopaedia of Geo-
graphy zum Grunde liegt, mit deutschen Mitteln und für deutsche
Schulen zu verwirklichen, und zwar mit aller der Selbständigkeit, welche
man von einem so gründlichen Gelehrten, wie Herr Prof. Dr. Berg-
haus ist, schon im Voraus erwarten kann. Wir säumen daher^nicht,
strebsame Lehrer der Erdkunde auf dieses Buch aufmerksam zu ma-
chen. Das Buch steht in Hinsicht auf den Stoff unbestreitbar auf der
Höhe der Wissenschaft und hat die Bestimmung, den Unterricht in der
Erdkunde, im rechten, viel umfassenden Sinne des Worts, in seinen
nothwendigen-Beziehungen zur Natur- und Menschengeschichte zu fördern
und allgemeiner zu machen. — Lob verdient es, daß der Verf. zahl-
reiche xylographische Darstellungen, und zwar in den Text eingedruckt,
so wie auch mehrere lithographirte Karten beigegeben hat. Die Geo-
graphie verlangt Anschauung und hat keinen höhern Zweck, als eben
die Vorstellung vom Erdganzen oder dessen Theilen zum recht klaren
Bilde zu erheben; dazu aber muß die Anschauung des Einzelnen noth-
wendig mithelfen.
Breslau, im Januar 1843.
Die Buchhandlung:
Graß, Barth öt Comp.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter]]
Glaubensbekenntnis. -- Abstammung.
153
3. Dem Gl'ailöensöekenntnis
nach sind etwas über die Hälfte der Bewohner Katholiken (rund 53 Prozent),
etwas tveniger als die Hälfte Evangelische (rund 46 Prozent) und etwas
über 50000 Juden (rund 1 Prozent). Von letzteren finden sich die meisten
in Oberschlesien, sehr viele (etwa 20000) auch in Breslau.
4. Mslammnng.
Nach der Zeit der allgemeinen Vereisung Norddentschlands waren die ersten
Bewohner Schlesiens Höhlenbewohner.*) An der Oder und ihren Nebenflüssen
sind Waffen ans Feuerstein und Geräte aufgefunden worden, die der sogen,
jüngeren Steinzeit angehören.
In einzeln gelegenen Gräbern
und Wohngrnben wurden diese
Funde gemacht, z.b. bei Jordans-
mühl. Die einzelnen Wohnränme,
Feuer- und Abfallstätten liegen
hier nahe beieinander. Sie hatten
die Form rundlicher Gewölbe
oder flacher Kessel mit bank-
artigen Absätzen am Rande. Die
vorgefundenen Neste von Knochen
beweisen, daß die Bewohner dieser
Gegend damals schon Schweine,
Schafe, Rinder und Hunde als
Haustiere hielten. Auch ver-
standen sie bereits die Töpfer-
kunst und verzierten die aus
freier Hand hergestellten un-
glasierten Gesäße mit eigentüm-
lichen Bandornamenten. Diese,
sowie die Funde von Bernstein-
und Kupferschmucksachen beweisen,
daß das Gebiet der oberen Oder
bis Oderberg hin, auch die Gegenden um Breslau und am Zobten damals
reich besiedelt waren. In Ottritz bei Ratibor wurde im steilen Lößufer des
Odertales eine noch gut erhaltene 19 in lange Höhlenwohnung aufgedeckt, die
einen reichen Fund an Fenersteinwerkzeugen barg, auch Gesäßscherben mit
dem charakteristischen „Schnnrenornament" und Wafsenspitzen ans Kieselschiefer,
Diorit und Obsidian. Den Feuerstein entnahm man dem Geschiebelchm des
Odertales und bearbeitete ihn mit einer Art Drillbohrer. „Die Obsidian-Funde
bilden ein tvichtiges Zeugnis für einen Handelsverkehr Schlesiens mit dem
Süden Europas." Die Waffen ans Feuerstein waren zunächst nur Beile,
später auch Pfeil- und Lanzenspitzen, ferner (mit Löchern versehene) Streitäxte
') Dies und das Folgende nach Merlins, Urgeschichte Schlesiens; diesem Werke
sind auch die Abbildungen 51—58 mit freundlicher Genehmigung des „Schlesischen
Museums für Kunstgewerbe und Altertümer in Breslau" entnommen worden.
Abb. 51. Steinzeitliche Wohngrube ans
Jordansmühl, Kreis Nimptsch. 1 : 60.
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156
Die Bevölkerung.
die Bewohner Schlesiens Pferde züchteten und den Hirsch mit Bogen und
Pfeil jagten. In der Eisenzeit war auch schau Goldschmuck verbreitet, wie der
kostbare Goldring beweist,
den man bei Vogclgesang,
Kreis Nimptsch, fand.
Offenbar erfreute sich
die damalige Bevölkerung
Schlesiens eines gewissen
Wohlstandes und beweist
in der Herstellung und
Verzierung der Tvnge-
räte bereits künstlerisches
Schaffen.
Zur Römerzeit an-
gelegte Grabstätten, be-
sonders die in ihnen gemachten
Münzenfunde berechtigen zu der
Annahme, daß Schlesien im 2. und
3. Jahrhundert n. Chr. im Zuge
einer Handelsstraße lag, die sich
vom Schwarzen Meer bis zur Ost-
see erstreckte und nach den: Zeug-
nis römischer Geschichtschreiber dem
Bernsteiuhandel diente. Z Aus den
Gräber- und vereinzelten Münzen-
sunden läßt sich weiterhin folgern,
daß bis zur Völkerwanderung haupt-
sächlich das Oder-, Lohe-, Weistritz-,
Katzbach- und Bartschtal sowie das
Abb. 55. Kupferspirale und Feuersteinmesser aus einem
steinzeitlichen Grabe bei Jordansmühl, Kreis Nimptsch.
V, nat. Gr.
Abb. 56. Kupserspirale als Schmuckstück aus
einem steiuzeitlicheu Grabe bei Jordansmühl,
Kreis Nimptsch. 7s nat. Gr.
Abb. 57. Brustschmuck aus Bronze. Gesnnden bei Schweidnitz. 1/s nat. Gr.
Lößland der linken Oderseite bewohnt waren. Die großen Waldgegenden der
Sudeten, der Heide und des Landrückens müssen nahezu ohne Bevölkerung
gewesen sein.
7 Vgl. Stenzet, Geschichte Schlesiens.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh]]