Ii. Völker Amerikas.
1. Indianer in Nordamerika.
Zu den kräftigsten wilden Stämmen gehören die Indianer
in der Union. In den vorderen Gebieten stößt man nur noch
sehr selten auf ein Häuflein, das mitten unter den Weißen sitzen
geblieben ist, etwas von ihrer Kultur angenommen hat, aber
unter deren Wucht verkümmert. Gleichwie ihre Hütten halb
aus Lehm und halb aus Brettern, halb aus Baumrinde. Matten
und Tierfellen bestehen, so ist auch ihre Bilduug ein ärmliches
Flickwerk aus mühsam angelernten Sitten und Einrichtungen
der Weißen und aus wildem, ungezähmtem Natursinn. Sie
verzehren sich in dumpfem Sehnen nach Freiheit, und nach
wenigen Jahrzehnten wird auch der letzte verschwunden sein.
Selbst im Westen der Vereinigten Staaten muß man erst tage-
lang den Missouri oder oberen Mississippi hinaus fahren, um
in die Nähe freier Indianer zu gelaugen.
Sieht man sich näher unter ihnen um, in ihren Hütten,
in ihren Ratsversammlungen, beobachtet man sie bei Jagden,
Schmausereien und religiösen Festlichkeiten, so ist man sehr bald
über ihr ganzes Leben und Treiben im Klaren. Es ist alles
bei ihnen einfacher, unverfälschter Naturzustand, und zwar ein
wenig anziehender; viel ist darüber nicht zu sagen. Gleich bei
der ersten Begegnung mit ihnen fühlt man unwillkürlich die
weite Kluft zwischen diesen Wilden, welche die Natur noch gleich-
sam gefangen hält, und der Kultur, durch welche die Natur
beherrscht, verschönt und vergeistigt wird. Die Indianer thnn
nur das Notwendigste, was die Leibesbedürfnisse verlangen, und
auch das nur auf die roheste und ärmlichste Weise; alle übrige
Zeit spielen oder träumen sie. Ihre Hütten sind leicht her-
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Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Nordamerika Missouri
30 Indianer in Nordamerika.
zuletzt auch darin, denn ihm geben Geist und Wille immer
neuen Autrieb; wenn aber des Indianers körperliche Kraft er-
mattet, dann bricht er auch ganz zusammen, weil er in seinem
Geiste keine Hilfsquellen mehr findet. Die Jndianer-Natnr
widersteht lange Zeit den Einwirkungen von Frost, Nässe und
Hitze, Hunger und Elend. Jede ernste Krankheit aber greift
gleich den Lebensnerv an und hat in ihrem Gefolge hänfig
völlige Verheerungen der Stämme. Die Blattern haben wieder-
holt die belebtesten Jndianerdörfer in stumme Leichenhöfe ver-
wandelt. Fieber sind auch in den Hütten der Indianer heimisch,
und wer mit diesen echten Netnrsöhnen ein paar Tage lang auf
der Jagd gewesen ist, entdeckt, daß sie auch genug von Reißen
geplagt sind.
Ist es aber nickt möglich, daß der Wilde, erweckt und be-
lehrt durch den Gesitteten, den sinstern Bann durchbreche, in
dem ihn eine dämonische Gewalt wie in einem geistigen Tode
gefangen hält? Kann nicht auch der Indianer der Wohlthaten
der Gesittung teilhaftig werden? Die Erfahrung sagt entschieden
nein. Der Wilde kann nur gedeihen in freier Wildnis; wo
die Kultur ihm näher rückt, entweicht er oder er vergeht wie
das Waldtier. Die Berührung mit der Gesittung ist seinem
Leben feindlich, schon der Atem des weißen Mannes scheint ihm
verderblich. Die Völkerschaften aus den westindischen Inseln,
die mächtigsten Stämme der nordamerikanischen Indianer sind
in wenigen Jahrhunderten von der Erde verschwunden. Auch
auf allen Inseln der Südsee macht sich ein rasches Absterben
der einheimischen Bevölkerung bemerkbar.
Dies traurige Schicksal erklärt sich zuerst aus äußeren
Ursachen. Die wilden Tiere, deren Jagd dem Indianer in
Nordamerika einen Hauptteil fetner Nahrung verschaffte, fliehen,
sobald ihnen aus hundert Meilen der weiße Ansiedler naht,
als verkündige ihnen der Instinkt ihr nahendes Verderben.
Während der Indianer noch seine alten Jagdgründe durchstreift,
sind Büffel, Bären und Hirsche längst in weiter Ferne, und
die Folge der mageren Jagd ist, daß Hunger und Elend Wochen-
lang in der Jndianerhütte herrschen, deren Bewohner entkräften
und dem Tode durch Frost und Fieber entgegenführen. Brannt-
wein ferner und ansteckende Krankheiten, beides Gaben der
Weißen an die Indianer, richten unter diesen entsetzliche Ver-
heernngen an. Dann kommt der Weiße selbst, kaust ihnen
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V. Völker Europas.
1. Däne, Schwede, tlormann.
Der Däne, der alle Eigenschaften des germanischen oder,
wie er viel lieber hört, des gotischen Stammes besitzt, ist ein
sehr reizbarer Mensch, raschen Mutes und raschen Entschlusses,
überhaupt geistig sehr beweglich. Gegen das deutsche Wesen
aber sträubt er sich sehr. Er will den Deutschen nicht gern
ähnlich sein, ja er hält eine solche Ähnlichkeit, wenn sie ihm
beigemessen werden sollte, geradezu für einen Schimps. Diese
Erscheinung ist aber sehr natürlich und erklärlich. Nachdem
den Dänen Karl der Große durch sein blutiges Schwert und
viel mehr noch durch die Wegführung der streitbaren sächsischen
Jugend von den Usern der Elbe und der Eider Luft gemacht
hatte, so daß sie sich gegen Süden auf Kosten ihrer Nachbarn
ausbreiten konnten, unterlagen sie doch zuletzt den Deutschen.
Jahrhunderte lang von der mächtigen deutschen Hansa nieder-
gedrückt, mehrmals fast ganz unterworfen, wurden sie endlich
sogar genötigt, ein benachbartes deutsches Fürstenhaus — Olden-
bürg — auf ihren Thron zu setzen. Weltgeschichtliche Bedeutung
hat das häufig auch durch innere Erschütterungen geschwächte
dänische Reich nie erlangt. Seitdem ihm 1864 noch die deutschen
Landschaften Schleswig und Holstein abgenommen und wieder
Deutschland angefügt worden find, grollt Dänemark beständig
seinem mächtigen Nachbar.
Bedeutender als der Däne tritt der Schwede und N o r-
inann1) in der Geschichte hervor. Sie haben das breite, große
3) Über letztere vergl. auch Charakterb, aus Europa S. 15.
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Extrahierte Personennamen: Däne Schwede Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europas Holstein Deutschland Europa
82 Alpenbewohner.
Noch ein knabenhafter Zug der Italiener sei erwähnt.
Das alte Sprichwort heißt: Narren und Knabenhände be-
schmieren Tisch und Wände. Kann einer aus dem untern
Volke zufällig seinen Namen schreiben, so kann man auch sicher
sein, daß er ihn anbringt, wo und wie er kann, wenn Zeit und
Ort es gestatten. Und damit hängt auch seine große Liebhaberei
zusammen, bei jeder Gelegenheit eine marmorne Gedenktafel
anzubringen, deren Inschrift ja seinen lieben, hochverehrten
Namen den kommenden Geschlechtern überliefert.
Das sind die Haupt- und Grundzüge des italienischen
Volkscharakters. Aber uni alle Verschiedenheiten, die wieder in
einzelnen Gegenden vorkommen, zu schildern, dazu bedürfte es
einer weit größeren Ausführlichkeit. Der kräftige Piemontefe,
der teilnahmlose Lombarde, der weiche Venetianer, der feine
Florentiner, der gleichmütige Römer, der bewegliche Neapolitaner
— welche Fülle der Abstufung bieten sie dar!
7. Älpenbewohner.
Ein Gebirgsland von solcher Eigentümlichkeit wie die Alpen
äußert einen entscheidenden Einfluß auf das Leben und den
Charakter seiner Bewohner. In der Alpenwelt pflegt nicht
bloß der Waldarbeiter, der Kohlenbrenner, Holzflößer, Jäger
und Hirt Tage, Wochen, ja Monate lang Umgang und vertraute
Bekanntschaft mit den Bergen, auf deren Abhänge, Gipfel und
in deren innerste Winkelschluchteu sie ihr Geschäft führt; auch
der Ackersmann muß ihr Vertrauter werden; denn er hat nicht
wie der Bauer der großen Ebene seine Felder in einem un-
unterbrochenen Ganzen beisammen, das er mit verhältnismäßig
leichter Mühe bebauen könnte; im Alpenlande ist des fruchtbaren
Erdreichs weniger und dies Wenige auf verschiedenen Stufen
der Bodenerhöhung weit verstreut. Hier thut es not, jeden
kleinen Fleck aufzusuchen und zu benutzen: die obersten, in denen
der Ackersmann sein Vieh weidet; die mittleren, in denen er
sein Holz findet; die unteren, wo mancher kleine Streife« Feldes
oder der kleine Weinberg zu bestellen ist, bis in die Thalsohle
hinab, wo oft sein vornehmster Acker liegt. Und kann der Be-
wohner der Flecken und Städte, der Gebildete, der Handels-
mann das Gebirge missen? Der Arzt muß seine Hilfe, der
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Engländer. 89
Sorgfältiger Anbau ziert die Felder, und auf den saftgrünen
Wiesen weidet prächtiges Vieh in sicheren Umzäunungen. Die
Bewohner scheinen Städter, die auf das Land gezogen sind, so
schmuck und reinlich sehen ihre Wohnungen aus. Völlig öde
Landstriche giebt es fast gar nicht. Wo nicht der Landbau
seinen Sitz hat, da sieht man weitläufige Fabrikanlagen. Alles
das giebt eine Vorstellung von den ungeheuren Reichtümern,
die auf dieser Insel zusammengehäuft sind. — Das Volk in
England hat ein frisches Aussehen. Überall erblickt man das
feste, tüchtige englische Gesicht, aber keineswegs häufig geistvolle
Züge. Eher könnte man sagen, der Engländer sieht sehr dumm
aus, wenn er nicht sehr klug aussieht; Mittelgut scheint es in
diesem Volke nicht zu geben. Eigentümliche Landestrachten
findet man nicht mehr, alles kleidet sich städtisch, und selbst das
einfachste Farmerkind hat Geschmack darin. Vorzüglich auf
dem Lande entfaltet sich der englische Volkscharakter in seiner
schönen Gediegenheit. Der Kaufmann und Beamte, der kein
Gütchen draußen hat, sucht wenigstens sein Wohnhaus in den
Gärten anzulegen, die meilenweit jede größere Stadt umgeben.
Da ist sein „Daheim", wo er Atem schöpfen und in der Liebe
und Pflege seiner Familie ruhen kann. Wer in England auf
kein Daheim mehr hofft, der denkt daran, sich eins bei dem
Totengräber zu bestellen. — Gewiß das Schönste und Beste,
was die Engländer haben, ist ihr Familienleben auf dem
Lande. Da geben sie sich einfach und von Grund aus wahr-
Haft. Im Innern des englischen Hauses ist es für den Fremden
auffallend still, man hört keinen Laut. Das Benehmen der
Familienglieder untereinander ist schlicht und natürlich, wird
aber auch durch althergebrachte Regeln geleitet. Die Kinder
bezeugen wahre Ehrerbietung nicht nur den Eltern, sondern
auch dem älteren Bruder und der älteren Schwester. Eine
sehr wesentliche Färbung empfängt die häusliche Sitte bei den
Engländern durch die Religion. Außerhalb der Familie sieht
man bei ihnen vom Christentum wenig mehr als steifen Kirchen-
prunk; die Religion wohnt in den Häusern, dort kräftigt und
regelt sie das Leben. — Wo viel Licht ist, da ist freilich auch
viel Schatten. Die große Anhäufung des Reichtums in ver-
hältnismäßig wenigen Händen hat zur Folge, daß sich auch eine
sehr große Menge Armer findet. Der Arme aber ist dort
zehnfach ärmer als bei uns, und das englische Sprichwort
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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6 Neger.
das Meer und kommen darin nach Afrika geschwommen, wo sie
Menschen rauben, um sie zu verzehren."
Wenn nun aber auch die Möglichkeit einer höheren Ent-
Wickelung der afrikanischen Bevölkerung nicht in Abrede gestellt
werden kann, so darf man sich doch auch andererseits nicht
übertriebenen Hoffnungen in Bezug auf die Hebung dieser
Völker hingeben. Die Entwicklungsfähigkeit des Weißen besitzt
der Neger nicht. Die Kulturvölker kaukasischen Stammes haben
seit Jahrhunderten mit dem Neger in und außer Afrika die
mannigfachsten Berührungen, nicht bloß infolge des Sklaven-
Handels gehabt; man hat ihn getauft und unterrichtet, er hat
in der Sklaverei und in der Freiheit gelebt, die Missionäre ver-
schiedener Konfessionen haben sich bemüht, ihn zu sittigen; aber
es stellte sich immer heraus, daß die Ergebnisse der Bemühungen
nur sehr dürftig ausfielen; sobald man den Neger, gleichviel wo,
wieder sich selbst überließ, erfolgte ein Rückschlag zur Barbarei;
ohne die Stütze des Weißen vermag er sich nicht auf dem ge-
wounenen Knlturstandpnnkte zu erhalten. Einzelne Neger haben
durch sorgfältige Erziehung eine hohe Stufe der Ausbildung
erstiegen, aber die Mehrzahl endet auf einer niederen Stufe.
Der Neger ist nie im höheren Sinne erfinderisch; seine ganze
Naturanlage macht ihn zu einem passiven Wesen. Auch hat er
nie eine Geschichte gehabt; das schwarze Afrika ist uuhistorisch,
es hat stets uur vegetiert. In West-Jndien traten allerdings
der Neger und der Mulatte in die Geschichte ein; seine Helden
sind Toussaint Louverture, Dessalines, Soulouque! Auf Haiti
ist er frei, d. h. kein Weißer bevormundet ihn; es giebt keinen
schöneren Fleck Erde als das prächtige Eiland, das sein Eigen
geworden ist; alles, was die europäische Kultur bietet, liegt zu
beliebiger Auswahl vor ihm. Aber ganz Hispaniola ist dem
Verfall preisgegeben und verwildert, wie seine schwarzen Be-
wohner, die sich wieder dem Fetischdienst zuwenden und nächt-
liche Orgien feiern. Wo der Neger sich in seiner Weise und
seinen Eigentümlichkeiten gemäß ausbilden kann, wird er es
immer mehr oder weniger in asrikanisch-barbarischer Weise thuu.')
Sein Naturell schlägt durch, und der ihm aufgezwungene Firnis
von Gesittung fällt ab.
Trotzdem dürfen die Versuche, den Afrikaner bis an die
*) Vergl. Charakterbilder aus Afrika S. 79.
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika West-Jndien Haiti Hispaniola Afrika_S.
Ägypter. 23
deinen Großvater". Der Nicht-Schürfa darf nicht erwidern,
denn den Vorfahr oder Vater eines Nachkommen des Propheten
beleidigen, wäre ein Verbrechen gegen die Religion. Er hat
aber das Recht, die Person des Schürfa selbst zu beschimpfen,
und gegen ein „Gott verfluche dich" als Entgegnung kann in
einem solchen Falle der Schürfa nicht klagen.
Über die geistige Begabung der Marokkaner läßt sich wenig
sagen. Große Mänuer hat die Neuzeit nicht hervorgebracht, und
bei der Verdummung, welche die Religion herbeigeführt hat, und
worin das Volk zu erhalten der Sultan und die Großen ihren
Vorteil sehen, wird hierin auch aus ihrer Mitte selbst keine Ab-
Hilfe kommen. Kunst und Handwerk findet man nur noch in
den Städten und auch da kümmerlich genug. Edlerer Reguugen
ist der Marokkaner kaum fähig; das Gute zu lieben und zu
thuu bloß um des Guten willen, das kennt man bei diesen Leuten
fast nicht. Höchstens schwingt sich der Marokkaner auf den
Standpunkt, deshalb gut zu handeln, weil es die Religion vor-
schreibt, weil er sonst der zukünftigen Freuden des Paradieses
verlustig ginge oder sich wohl gar die Strafen der Hölle zu-
ziehen könne.
Indes ist die Unsittlichkeit beim Landvolke lange nicht so
schlimm wie bei den Städtern. Diebstahl, Lug und Betrug
kommen zwar oft genug vor, indes wird dies kaum als fünd-
Haft betrachtet. Lügen ist überhaupt den Arabern und Berbern
fo eigen, daß es wohl kaum einen giebt, der die Wahrheit
spricht. Faustrecht, Raub und Mord sind in all den Teilen
des Landes, die nicht von dem Heere erreicht werden können,
an der Tagesordnung,, und niemand findet auch etwas Außer-
ordentliches darin.
8. Ägypter.
Zur ägyptischen Familie gehören die Bewohner des Nil-
thales, die noch heutzutage, wenn auch mit fremdem Blute viel-
fach vermischt, in den Kopten und Fellachen fortleben. Als
Kern der ägyptischen Volkskraft hat man die Fellachen
(Fellach, Pl. Fellachin) die „Pflllger" oder „Bauern", zu be-
zeichnen.
Der Fellach ist meist von mehr als mittlerer Größe, der
Knochenbau stark, der Schädel fest und massig geformt, auch
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Malaye. 59
Aufwärter in den Gasthöfen oder Polizeidiener. Sie schwärmen
für Branntwein und sind für ein Gläschen desselben äußerst
dienstfertig.
Die Austral-Neger tragen häufig ihre Waffen _ bei sich:
einen leichten Speer, der aus dem Schößling irgend eines zähen
Baumes geformt, mit Stücken von zerbrochenen Flaschen zu-
gespitzt und mit Widerhaken versehen ist; einen Wommera oder
Wurfstock, mit dem sie den Speer werfen, einen kurzen Knüttel
und manchmal auch den Bumeraug. Es ist merkwürdig, daß
die Eingeborenen dieses Landes niemals Bogen und Pfeile er-
fuuden oder gebraucht haben, und daß das höchst eigentümliche
Instrument, der Bnmerang, von ihnen erfunden worden ist.
Dieses ist nämlich ein gekrümmtes, hartes Stück Holz, es ist
an beiden Enden zugespitzt, an der konkaven Seite 2—3 cm
dick und an der konvexen Kante ganz scharf. Die Art, wie
man ihn gebraucht, ist eben so eigentümlich wie die Waffe selbst.
Bittet man einen Schwarzen, ihn zu werfen, daß er zu seinen
Füßen niederfällt, so fliegt der Bumerang 14 m weit fort,
indem er 1—1 m vom Boden dahinfchwirrt, dann sich
plötzlich 16 — 20 m in die Luft erhebt und schließlich einen
Bogen beschreibend zu den Füßen des Werfenden niederfällt.
Während er fliegt dreht er sich mit großer Schnelligkeit wie
um einen Zapfen und verbreitet einen schwirrenden Ton. Daß
ein so barbarisches Volk eine solche Waffe erfunden haben soll,
grenzt an das Wunderbare. Die Waffe verdankt ihren Ur-
sprung ohne Zweifel der Känguruhjagd, denn es ist hierbei
notwendig, daß das Tier den Jäger nicht sieht.
3. Malaye.
Wie von der Nordostspitze Asiens der Stamm der Eskimo
sich über den nördlichen Saum von Amerika bis nach Grönland
hinüber verbreitet und in beiden Weltteilen gleiche Sprache, gleiche
Lebensweise und gleiche Künste bewahrt: so findet sich von der
Südostspitze der alten Welt, von den Küsten der Halbinsel
Malakka ein kühnes Schiffervolk, die Mala Yen, ebenfalls in
Einheit der Sprache von Madagaskar bis zur Osteriusel, über
die Wohnsitze der Papua hin bis über die östlichsten, abgelegen-
sten Inseln des großen Ozeans, aus welchen sie nun gewisser-
maßen als Seeleute am Bord festliegender Schiffe erscheinen.
Aber so viel schöner eine tropische Palmeninsel ist mit ihren
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Malaye Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Amerika Madagaskar Papua
Iii. Völker Asiens.
Asien ist das Land des Aufganges auch für die Geschichte
der Menschheit, weil alle Uranfänge höheren Menschenlebens
dort zuerst erschienen, ohne jedoch daselbst zur folgerechten all-
gemeinen Entwicklung zu gelangen. Denn die asiatische Mensch-
heit hat das Paradies gehabt — und verscherzt, den Heiland
gesehen — und gekreuzigt. Licht und Schatten, Hoheit und
Verworfenheit, Segen und Fluch liegen auch hier fo nahe bei
einander, wie in der niederen organischen Welt Asiens unter
den Palmen die Schlangen und Tiger wohnen. — Fassen wir
die äußere Form, den Typus, wie er namentlich in der Gesichts-
bildung der jetzigen asiatischen Nationen ausgeprägt ist, näher
ins Auge, so begegnen uns drei wesentlich verschiedene Rassen:
a) die indo-atlantische (iranische) oder weiße im Westen;
b) die mongolische (turauische) im Osten und o) die an Zahl
bei weitem geringere malayische im Süden. Die türkischen
Nationen und die Russen haben im Laufe der Jahrhunderte
die Grenzlinien zwischen den einzelnen Rassen verwischt.
1. Mongole.
Wenn wir absehen von der Farbe, so zeigt ein Mongole
weniger Übereinstimmung mit den andern Menschenrassen als
ein Neger mit einem Europäer. Das Eigentümliche dieser
Rasse ist am deutlichsten ausgeprägt in der bei den Kalmücken
herrschenden Schädelform; und die eigentlichen Mongolen und
die Buräten zeigen eine so große Ähnlichkeit mit den Kalmücken,
in ihren physischen sowohl als in ihren moralischen und sozialen
Eigentümlichkeiten, daß das von einem Volke Gesagte auch auf
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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44 Chinese.
Im Charakter der Chinesen sticht vorerst grell hervor
sein Stolz. So wie der Kaiser das Oberhaupt der Erde,
China der Mittelpunkt der Welt sein soll, so will das chinesische
Volk auch das älteste und vorzüglichste Volk der Erde sein.
Selbstgewichtig glaubt der Chinese, daß alle Völker ihm eigent-
lich Tribut zahlen müßten, daß seinem Kaiser, als Inbegriff
der Vernunft und des höchsten Maßes, göttliche Verehrung
zukomme. Sind anderer Menschen Vorzüge auch anerkennnngs-
wert, so thut der Chinese, als sähe er sie gar nicht. Ja, diese
Volkseitelkeit geht so weit, daß alle fremden Waren, ja alle fremden
Personen chinesische Benennungen erhalten.
Gefühllosigkeit ist ferner eine Schattenseite im Charakter
des Chinesen, Gefühllosigkeit gegen anderer Leiden und gegen
seine eigene Ehre. Beim Einzüge der englischen Gesandtschaft
stürzten mehrere neugierige Zuschauer ins Wasser und riefen in
Todesangst um Hilfe; man überließ sie kalt ihrem Schicksale,
obgleich Fischerboote in der Nähe waren. Schamlos gesteht der
Chinese zugleich seine Betrügereien ein und fagt wohl gar
noch: „Ich sehe wohl, daß ich nur ein Anfänger bin; ihr seid
noch gescheidter, und ich werde mich künftig mit keinem Barbaren
mehr einlassen." Weil ihr Kaiser „Sohn des Himmels" und
ihr Vater ist, dauert das kindliche Verhältnis fort, und selbst
die obersten Behörden sind Kinder und müssen ihre Überzeugung
dem Willen des Monarchen opfern. Mit der größten Gleich-
giltigkeit ertragen darum die höchsten Staatsbeamten, Räte und
Statthalter sowie auch die Generale die entehrendsten Strafen,
z. B. öffentliche Stockprügel; oder sie müssen Kopf und Hand
durch ein Brett stecken und bleiben fo halbe Tage laug ge-
schloffen liegen. Aber wehe auch dem, der hinterher einem so
Bestrasten nicht gehorchen wollte! — Bettler verstümmeln sich
oft gräßlich, nur um die Bewunderung der Reichen zu erwecken.
Dabei ist in China der niedrigste Eigennutz zu Hause, und
der Chinese sagt selbst, es sei Gewohnheitssache, daß in China
fo viele Spitzbuben wären; dafür könne niemand. — Dann
aber ist der Chinese auch feig. Die persönliche Feigheit geht
so weit, daß der stolzeste und großsprecherichste Mandarin festem
Auftreten gegenüber feig und schüchtern wird. Hingegen wiegen
die vorteilhaften Seiten des chinesischen Charakters jene Fehler
nicht auf: feine Wißbegierde und Gelehrigkeit, seine anßerordent-
liche Höflichkeit, seine Ruhe und sein Gehorsam, seine Mäßigung
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