Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
74
Volkswirtschaft.
No. 46.
46. Das Kleingewerbe.
Ä^ie alles in der Welt der Veränderung unterworfen ist, so auch
das Gewerbewesen insbesondere. Nachdem Jahrhunderte hindurch
Meister, Gesellen und Lehrlinge durch Handarbeit mit Hilfe von weni-
gen Werkzeugen und nur in kleineren Werkstätten gearbeitet hatten,
droht jetzt das Maschinenwesen und die Großindustrie der Fabriken,
mit ungeheurer Geldmacht ausgerüstet, alle die einzelnen kleinen Meister-
schaften und Werkstätten zu vernichten. Daher wird von seiten des Hand-
werks in unserer Zeit vielfach über das Maschinen- und Fabrikwesen ge-
klagt; allein solche Klagen sind vergeblich einer Macht gegenüber, die sich
immer mehr erweitert und vergrößert. Da gilt es, frisch, mutig und männ-
lich das Unvermeidliche zu erfassen, es zu seinem Vorteile umzuwandeln,
sich im Sturze zu erhalten. Der deutsche Gewerbestand hat schon viel
größere Hindernisse und Mißstände überwunden, z. B. damals, als er
sich in den Tagen des Mittelalters aus der Schmach und dem Elend
der Sklaverei, der Hörigkeit und der Leibeigenschaft losgerissen hat;
und er hat gesiegt. So wird auch der gegenwärtige Gewerbestand,
falls er sich in den Besitz der von der Zeit geforderten Tüchtigkeit setzt,
siegreich aus allen Gefahren hervorgehen; er wird immer Städte füllen,
immer ein geachteter, wohlhabender Stand bleiben, immer eine Haupt-
stütze des Staates, eine Quelle des Reichtums, die Ehre und der Stolz
des Landes sein, in welchem er seine Werkstätten erbaut hat. Auch
dem Bedrohlichen, was das Maschinenwesen an sich hat, kann der
Handwerksstand siegreich entgegentreten, sobald er sich dahin er-
hebt, wohin jenes nicht zu folgen vermag, wozu eben nur die Hand
gebraucht werden kann, und das ist eine tüchtige, kunstreiche Arbeit,
in deren Erzeugnissen Kunstsinn und technische Fertigkeit, Kunst-
geschmack und sorgfältiger Fleiß, Schönheitsgefühl und praktische Brauch-
barkeit verbunden sind.
Manchen Leuten will es scheinen, als vermöge der kleine Hand-
werker dem Großbetrieb gegenüber nur noch Ausbesserungen vorzuneh-
men oder mit den Erzeugnissen srines Gewerbes zu handeln. Aller-
dings ist es richtig, daß z. B. der Flaschner die Lampen besser und
billiger in der Fabrik kauft, als erste selbst herzustellen vermag. Darum
thut er klug, sich bei diesem und manchem andern Artikel auf den
Handel und auf die Vornahme von Ausbesserungen zu beschränken.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
198
Geographie.
No. 103,
103. Die Besiedelung Württembergs bis zum Ende der
Völkerwanderung.
enn man über die ältesten Bewohner unseres Landes Aufschluss
erhalten will, so ist man darauf angewiesen, aus den da und dort ge-
machten Funden Schlüsse zu ziehen, da die Geschichte bei weitem nicht
in jene ältesten Zeiten hinaufreicht. Nun wurden neben Werkzeugen
und Waffen von Stein, Bein und Holz auch Überreste von Renntieren
gefunden, woraus bestimmt hervorgeht, dass menschliche Ansiedelungen
in unserem Lande schon zur Eiszeit, als noch das ganze Gebiet nord-
wärts der Alpen ein völlig nordisches Klima hatte, anzutreffen waren.
Die ältesten Bewohner unserer Gegenden scheinen ein Jäger- und Fischer-
völklein ähnlich den Eskimos und Feuerländern gewesen zu sein. Wohl
gleichzeitig mit den Renntierjägern lebten die Höhlenbewohner
der Alb, die von ihren unterirdischen Schlupfwinkeln auszogen und mit
ihren Feuersteinwaffen sich kühn an gewaltige Raubtiere, ja sogar an
das riesige Mammut wagten.
Einer späteren Zeit und einem milden Klima gehörten die Pfahl-
bauern an, welche der wilden Tiere wegen in Mooren und Seen reihen-
weise starke Pfähle einrammten, auf denen sie ihre rohen Holzbauten
errichteten. Überreste solcher Bauten fanden sich an einigen Orten
Oberschwabens, z. B. am Federsee. Die Pfahlbauern lebten nicht mehr
ausschliesslich von der Jagd, sondern trieben auch Viehzucht und bauten
Weizen, Hirse, Gerste und Flachs. Manche Jahrhunderte mögen sie
die schützenden Moore und Seen bewohnt haben, bis sie von einem
stärkeren und besser bewaffneten Geschlecht, den Kelten, deren Haupt-
sitz zuvor Gallien (das heutige Frankreich) war, verdrängt wurden.
Diesen brachte der Handel aus fremden Ländern zu den steinernen Ge-
räten und Waffen bereits solche von Kupfer und Bronze, bald auch aus
Eisen, In den kolossalen Grabhügeln aus keltischer Zeit fand man
ausserdem Münzen und Schmucksachen aus Gold und Silber, Bernstein
und Glas. Hinter mächtigen Ringwällen fanden bei den häutigen räu-
berischen Überfällen ganze Stämme mit ihrer Habe eine sichere Zuflucht.
Vom 4. Jahrhundert v. Chr. an rückten in unsere Gegenden von
Nordosten her germanische Stämme ein, die Kelten allmählich
über den Rhein zurückdrängend. Ihre Versuche, bald auch diese Grenze
zu überschreiten, wurden von den Römern in blutigen Kämpfen ver-
eitelt, das erstemal im Jahr 58 v. Chr. durch Cäsar.
Die betreffenden deutschen Völkerschaften waren damals unter dem
Namen Sueven zu einem grossen Völkerbünde vereinigt. Als das
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T56: [Römer Rhein Varus deutsche Armin Jahr Hermann Land Deutschland Tiberius]]
Extrahierte Personennamen: Chr Chr Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Württembergs Oberschwabens Gallien Frankreich Bernstein Rhein
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
204
Geographie.
No. 107.
als Frankreich. Die Seine (Sahn) läßt sich weder an Wasserfülle noch
an Schönheit der Ufer mit der Elbe vergleichen; nirgends fließt sie
durch solche Landschaften wie die Elbe z. B. bei Dresden. Schon
daraus, daß sich in Deutschland viel mehr Gebirge verzweigen als in
dem größtenteils flacheren Frankreich, kann man schließen, wie viel
mannigfaltiger und reizvoller die Natur der Landschaften in Deutsch-
land sein muß. An dem Rhone ist's schön, namentlich bei Lyon, doch
nicht reizender als im österreichischen Donauthale, und weder Rhone
noch Loire (Loahr) dürfen sich mit dem Rheinstrom messen, dessen pracht-
volle Ufer mit Weinhügeln, Bergen, Städten und Burgruinen von den
Reisenden aller Völker Europas gern besucht und hoch gepriesen werden.
Freilich wendet der unwissende Südfranzose und der Italiener sein
Angesicht hinweg von unsrem teuren Vaterlande und schilt es nebelicht
und feucht, und der vorurteilsvolle Spanier meint gar, nur in Frank-
reich könne er es noch allenfalls aushalten; was jenseits liege, sei alles
nordisches Land ohne Sonne und Sterne. Mit Recht aber können
wir diese Leute auf England verweisen, zu dessen Nebeln sich die uns-
rigen verhalten wie zarte Schleier zu Sackleinwand. Mit Gleichmut
hüllen wir uns eine Zeit lang in unsere Rhein- und Donaunebel und
denken: „Die Sonne sieht nachher wieder um so schöner aus." Ein
stets blauer Himmel, eine ewig blitzende Sonne wie in Spanien —
kein Deutscher könnte sie ertragen.
Der schroffe, unzugängliche Engländer hat auf seiner vom Meere
umwogten Insel außer sich selbst keinen einzigen Nachbar. Der
Franzose hat nur zweierlei Nachbarn, romanische und deutsche. Wir
Deutsche aber haben fast alle Europäer zu Nachbarn: germanische,
romanische und slavische aller Art. Mit den Slaven im Osten, mit
den Russen, Polen, Böhmen, Serben, Kroaten — ja, wer nennt die
Volksstämme alle! — stehen und standen wir schon in Freundschaft und
Feindschaft. Die Italiener haben, wenn auch wider Willen, in unsere
Gemeinschaft treten müssen. Mit den Franzosen im Westen sind wir
leider in nur zu nahe Brüderschaft getreten, und im Norden haben
wir uns an Holländer und Normannen angeschlossen. Es ist keine
dieser Nationen, deren Sprache nicht entweder in ganz Deutschland oder
doch in einem Teile desselben verstanden würde; und sie können alle
zu uns kommen und irgend eine Gegend bei uns finden, in der sie
sich fast wie zu Hause fühlen können. Wir selbst aber haben reiche
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Dresden Deutschland Frankreich Lyon Rheinstrom Europas Frank- England Rhein- Donaunebel Spanien Polen Deutschland
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No. 107. 108. 109.
Geographie.
205
Gelegenheit, alle europäischen Nationen ganz aus der Nähe zu beobachten
und uns das Gute, das wir an ihnen wahrnehmen, anzueignen.
Nach Kohl und Vogel.
108. Die deutschen Stämme — ein Um.
priesen, Sachsen, Franken, Thüringer, Bayern, Schwaben — das
sind die edelir, kräftigen Stämme, die ihre Wurzeln und Zweige zum
Ganzen eines deutschen Volkes ineinander schlingen, jeder einzelne
Stamm stattlich an Wuchs, reich an Entfaltung, eigentümlich von Art:
der Friese —- fest und spröd, kühn hinaus in die See und für die Frei-
heit auf heimischem Boden; der Sachse — ernst, ausdauernd und
nachhaltig inr Glauben und in der Arbeit, mächtig durch Gedanken
und Treue, unermüdlich., das Wesen der Freiheit zu ergründen, jede
geistige Errungenschaft zu bewahren; der Thüringer — offen an
Verstand und Gemüt, regsam zu allem waekern Thun, treuherzig im
Handel und Wandel, heiter in Sanges- und Sagenlust; der Franke
— raschwallenden Blutes, klug und gewandt, hochstrebendeil Sinnes
und tapfer; der Bayer — handfest und derb, lustig und behäbig
im Lebensgenuß; der Schwabe — mehr nach innen gekehrt, tief-
siilnig, zum Dichten und Denken geneigt, aber dabei doch mannhaft
und streitbar, fleißig und anstellig zum Größten wie zum Kleinsten.
So geartet sind die deutschen Stämme, die jetzt als ein Volk in
einem Vaterlande wohnen. Nach «. Huiier.
109. Der Rheinstrom.
^er Deutsche mag wohl auf feinen Rheinstrom stolz sein. . Viele
andere Ströme, selbst europäische, übertreffen ihn zwar weit an Länge,
Breite und Wasserfülle sowie an Ausdehnung ihres Gebietes; nicht
einem aber ist ein so edles Ebenmaß und eine so vollständige Entwick-
lung beschieden; nicht einer sieht an seinen Ufern auf gleiche Weise
Kunst und Natur, geschichtliche Erinnerung und lebendige Gegenwart
vereinigt.
In dem erhabensten und mächtigsten Teil des majestätischen
Alpengürtels hangen an himmelhohen Felsgipfeln gewaltige Gletscher,
welche dem Rheine ihre Gewässer zusenden. Wo diese ungestümen
Alpensöhne aus dem Gebirge hervortreten, da beruhigen und läutern
sie sich in großen und schönen Seen, unergründlichen, smaragdenen
Becken, hier von unerklimmbaren Felsen eingeengt, dort von Reben-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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324
Bürgerkunde.
No. 158. 159.
Die Staatsangehörigkeit in einem der deutschen Bundesstaaten bildet
die Grundlage und die Voraussetzung des Reichsbürgerrechts und der mit
diesem verbundenen Rechte und Pslichten. Jeder württembergffche Staats-
bürger ist daher zugleich Reichsbürger. Das Staatsbürgerrecht wird er-
worben durch Abstammung, Verheiratung (die Ehefrau bekommt mit der Ehe-
schließung das Bürgerrecht des Mannes), Verleihung auf Ansuchen (die Ver-
leihung steht den Kreisregierungen zu), Anstellung im Reichs- Staats- Kirchen-
Schul- oder Gemeindedienst, vorausgesetzt, daß der Angestellte seinen dienst-
lichen Wohnsitz im Lande hat. Die Staatsangehörigkeit, mit deren Verlust
auch die Reichsangehörigkeit erlischt, geht u. a. verloren durch Entlassung
auf Antrag oder durch zehnjährigen ununterbrochenen Aufenthalt im Aus-
lande. Reichert und Springer.
159. Die Familie.
^ie Familie bildet das erste und ursprünglichste Baud jeder sitt-
lichen Vereinigung der Menschen. In ihr finden wir uns geborgen,
sobald wir die Augen zum erstenmal aufschlagen.
Die Natur selbst hat den Menschen für die Geselligkeit geschaffen.
„Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei." Dieses tiefsinnige Wort
der Schrift ist der Grund aller menschlichen und geschichtlichen Ent-
wicklung; denn deren erste Stufe bildet das Verhältnis von Eltern
und Kindern. Ist es doch selbst der Tierwelt eingepflanzt, daß die
Eltern für ihre Jungen sorgen; und auch den wildesten Barbaren, die
jeder andern Ordnung hohnsprechen, ist wenigstens dieses Verhältnis
mit den gesitteten Völkern gemeinsam. Bei den letzteren gewinnt frei-
lich jener Naturtrieb eine viel höhere Bedeutung. Hier begnügen sich
Vater und Mutter nicht, dem Kinde die notdürftigste Nahrung zu reichen;
sondern, wie sie selbst durch das Band der Liebe dauernd verbunden
sind, so ist auch der Zusammenhang zwischen ihnen und ihren Kindern
unauflöslich und umfaßt nicht nur die äußere Pflege; sondern jene
trachten aufs eifrigste darnach, daß ihre Kinder auch der geistigen und
sittlichen Güter, welche die Bildung gewährt, teilhaftig werden.
Und was für ein warmes und trauliches Plätzchen das Kind da-
heim bei den Eltern und Großeltern und neben den Geschwistern hat,
und wie hier alle (wenigstens wenn es so ist, wie es sein soll) ein-
ander zu Gefallen leben; wie sich der Vater in seinem Geschäfte und
Berufe abmüht für die Erhaltung und Förderung der Seinigen; wie
die Mutter für die Wartung der Kinder und die Besorgung des Haus-
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
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No. 124.
• Geographie.
241
germanischen haben sich in überwiegender Zahl der protestantischen Kirche
zugewandt.
Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Haupt-
rolle gespielt hat, sind die Italiener. Welche Erinnerungen knüpfen sich
an Italien, welche Schätze birgt es noch in der Gegenwart! Noch heute zieht
es Tausende mit unwiderstehlichem Drange in das „Land, wo die Zitronen
blühn"; noch heute sind seine Museeiuund Kunstsammlnugeu ein Anziehungs-
punkt für Künstler und Kunstfreunde. Roms Macht ist freilich schon seit
langer Zeit dahingesunken; aber wenn der Reisende die Kuppel der Peters-
kirche am Himmel auftauchen sieht, da klopft sein Herz höher, und sein Fuß
betritt nicht ohne eine gewisse Erregung die Straßen der altehrwürdigeu
Stadt. — Das Ideal der meisten Italiener ist das dolce far niente, das
süße Nichtsthun; darum ist der Handel Italiens von geringer Bedeutung,
die gewerbliche Thätigkeit der Größe und dem Reichtum des Landes nicht
entsprechend. Auch die Volksbildung steht ans niedrigerer Stufe als in den
meisten andern europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der
Unterdrückung des Räuberunwesens zu thun. Äußerst zudringliche Bettler be-
lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit
nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet man mehr Arbeit-
samkeit ; von hier ans gehen viele in andere Länder, um als Eisenbahuarbeiter,
Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker so viel zu verdienen, daß sie sich
später in der Heimat ansiedeln können. Der Italiener hat eine schöne Gestalt,
meist dunkle Augen und dunkles Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große
Zungenfertigkeit und eine schöne, vokalreiche Sprache.
Das stolzeste Volk der romanischen Rasse sind die Spanier. Seinen
Stolz trägt der Spanier schon im Äußern zur Schau; er bückt sich nicht
gern und arbeitet nur, wenn er muß. Sein Vaterland, das in seinen süd-
lichsten Teilen die köstlichsten Weine und Südfrüchte hervorbringt, stellt auch
keine großen Anforderungen an seine Arbeitskraft; es bringt ihm fast von
selber hervor, was er braucht. Und der Spanier braucht wenig, da Mäßig-
keit, besonders im Essen und Trinken, zu seinen Haupttugenden gehört. Be-
trunkene sind eine große Seltenheit. Die Männer tragen fast das ganze Jahr
hindurch einen Mantel, der alle Einflüsse des Klimas abhält; er ist, je nach-
dem er fester oder nachlässiger umgeschlagen ist, das Thermometer der Witte-
rung. Die spanischen Frauen und Mädchen, die höchst malerische Gewänder
tragen, sind wegen ihrer Schönheit berühmt; mit unnachahmlicher Zierlichkeit
führen sie ihre Nationaltänze ans und erfreuen den Zuschauer bald durch lang-
same bald durch leidenschaftlich schnelle Bewegungen des Körpers. — Das
Land ist schwach bevölkert. Stundenlang sucht der Reisende auf den Hoch-
ebenen der beiden Kastilien nach Spuren von Menschen. Höchstens ein Hirte,
Lesebuch für Fortbildungsschulen. 16
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
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248
Geographie.
No. 126.
gttügimgsfudjt fast unbekannt. Ein Hauptbedürfnis neben solcher Arbeit ist
zeitweilige Erholung durch Ruhe, womit auch die sehr strenge Heiligung des
Sonntags zusammenhängt, der dem rastlos thätigen Nordamerikaner als ein
Eag der Ruhe, Sammlung und Vergnügungslosigkeit willkommen ist.
Dieser Thätigkeitstrieb äußert sich nicht bloß in der Landwirtschaft und
in der Fabrikthätigkeit sondern auch im Handelsgeist, welcher sich ans dem
englischen Handelsgeist und der Weltstellnng des ganzen Landes herausge-
bildet hat und das ganze Volk dnrchdringt. Die Nordamerikaner sind durch
und durch ein Handelsvolk, so daß selbst der Ackerbautreibende zugleich ein
Kaufmann ist. Fast jeder Gegenstand ist dem Amerikaner seil. Jedes Be-
sitztum an beweglichen und unbeweglichen Gütern ist einem großen Wechsel
der Besitzer unterworfen.
Nur das Geld hat eine Bedeutung. Reichtum ist die erste gesellschaft-
liche Tugeud, Armseiu ein unverzeihliches Verbrechen. Der Reichtum hat
eine ungeheure Bedeutung in der öffentlichen Meinung und im geselligen Leben;
er bildet den einzigen Unterschied unter den Bewohnern, die nur in zwei
Klassen, in die der Reichen und Armen, zerfallen. Sonst besteht kein Unter-
schied der Stände, keine Verschiedenheit zwischen Stadt- und Landvolk; jeder
fühlt sich bürgerlich unabhängig und jedem andern gleich; jeder handelt nach
eigenem Gutdünken.
Diese persönliche Selbständigkeit waltet auch im Familienleben, im Ver-
halten der jüngeren, ja selbst der weiblichen Familienglieder, deren äußere
Stellung unsern Verhältnissen oft geradezu widerstreitet. Schon zehnjährige
Knaben können dem Vater, wenn dieser sie nicht als seinesgleichen behandeln
oder wohl gar züchtigen will, damit drohen, daß sie fortgehen und ein eigenes
Geschäft beginnen werden.
Eigentümlich ist die Stellung der dienenden Klasse; höchst ungern ver-
dingen sich die Nordamerikaner als Diener. Sie werden nicht Bedienter,
Knecht, Magd sondern Hilfsmänner, Hilfsmädcheu, Gehilfen genannt, bean-
spruchen die Anrede „Herr" und „Fräulein" („Miß"), ans dem Lande eine
gleiche Stellung mit den Familiengliedern, in den Städten oft Feierabende
zu Singstunden und zum Besuche von Vorlesungen über wissenschaftliche Gegen-
stände, da die Masse der arbeitenden Klasse beiderlei Geschlechts nach Voll-
endung der Mühen des Tages im Anhören von Vorlesungen Erholung sucht
und selbst dafür Zahlungen leistet.
Eine dem Nordamerikaner besonders anhaftende Eigentümlichkeit ist seine
übergroße Volkseitelkeit, in welcher er alle Völker der Erde übertrifft. Sie
ist in dem Bewußtsein des raschen Aufblühens und der Vorzüge seines Landes
begründet und tritt allenthalben hervor, in der Privatunterhaltung wie in
Büchern und Zeitungen. Allgemein verbreitet ist die Sucht, Personen und
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
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No. 126. 127.
Geographie.
249
Sachen berühmte Namen zu geben. Die Städte sind nach berühmten Städten
deö Altertums und der Jetztzeit benannt; so heißen sechzehn Städte der
Vereinsstaaten Manchester, zehn Berlin, zehn Frankfurt, ebensoviele Athen,
Palmyra, viele Rom, Karthago u. s. w.
Merkwürdig ist auch die Gleichartigkeit und die herrschende Ungezwungen-
heit im Privatverkehr sowie die Einfachheit der Umgangsformen. Dian findet
nicht die Feinheit und Formvollendung der höheren Stände in Europa, aber
auch nicht die gemeine Roheit, welche uns nicht selten in den untern Schichten
der europäischen Bevölkerung, namentlich großer Städte entgegentritt. Das
Benehmen des Nordamerikaners hat vielfach etwas Kaltscheinendes und Wort-
karges; doch fehlt es auch nicht an Menschenfreundlichkeit, Gastlichkeit und
Dienstfertigkeit. Nur darf man diese Tugenden nicht etwa unter denen suchen,
welche gleich hungrigen, gierigen Raubvögeln sich in den Hafenstädten umher-
treiben, um den fremden Einwanderern, die arglos den Boden der neuen
Welt betreten, unter dem Scheine der reinsten Nächstenliebe ihre geringe Habe
durch alle ihnen zu Gebote stehenden Kunstgriffe als willkommene Beute ab-
zusagen. Solchem Gelichter gegenüber erscheint Mißtrauen von vornherein
als ein unerläßliches Gebot. Nach Meyer u. Schneider.
127. Deutsche Ansiedler in überseeischen Kündern.
cv
Nordamerika reden jetzt etwa acht Millionen deutsch, eine
Zahl, die bedeutend größer sein könnte, wenn nicht viele Deutsche die
unglückselige Neigung besäßen, in fremdem Volkstum aufzugehen.
Weit später als nach Nordamerika, erst in der ersten Hälfte dieses
Jahrhunderts, begann die Einwanderung Deutscher nach Südamerika.
Am stärksten von unseren Landsleuten besiedelt sind die südbrasilischen
Provinzen Santa Catharina und Rio Grande do Snl, wo ihrer etwa
150 000 wohnen, ungefähr ein Fünftel der Gesamtbevölkernng. Unter
dem milden Himmel und auf dem ergiebigen Boden dieses herrlichen
Landstriches, dessen Größe zwei Drittel des deutschen Reiches ausmacht,
hat sich bei rüstiger Arbeit und kräftiger Kost ein tüchtiger deutscher
Menschenschlag entwickelt, der neben dem neuen Vaterlande auch das
alte noch verehrt und achtet. In Argentinien wohnen die Deutschen
weniger dicht beisammen, sind auch weniger zahlreich. Im südlichen
Chile haben sich Deutsche in erheblicher Anzahl seit dreißig Jahren
niedergelassen, auch hier wie überall auf der Erde zum Segen des
Landes, in welchem sie ihre neue Heimat aufgeschlagen haben. Die
Zahl aller Deutschen in Südamerika betrügt etwa eine Viertelmillion.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
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Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
240
Geographie.
No. 123. 124.
Länder durch hohe Gebirge, wie die Alpen und die Pyrenäen, von-
einander getrennt; doch sind diese nicht unübersteiglich; auch hemmen
keine weitgedehnten Hochebenen wie in Asien und Afrika den Ver-
kehr. Niemals haben sich die Völker so schroff voneinander ge-
schieden, wie das z. B. zwischen Thina und Südwestasien durch das
Himala^agebirge der Fall ist. Dazu ist der größte Teil Europas
von den Ebenen Rußlands bis zu den Pyrenäen ein Flachland, in
welchem die Quellen der Ströme so nahe beieinanderliegen, daß sie
Ranalverbindungen zwischen den nördlichen und südlichen Meeren
zulassen und das Land nach allen Seiten öffnen. Iu diesen na-
türlichen Wegen hat unser Jahrhundert noch die Eisenbahnen
gefügt, die den ganzen Rontinent durchziehen, so daß man in
einer Woche vom Innern Rußlands bis nach Lissabon gelangen
kann. Die Einwirkung der einzelnen Völker aufeinander konnte
darum auch nicht ausbleiben. In regem Wetteifer mühen sich in
unsrem kleinen Erdteil Millionen fleißiger brande und denkender
Röpfe unablässig und mit umfassender Benützung aller Fortschritte
der Menschheit. ^0 000 europäische Handelsschiffe befahren alle
Meere, landen an allen Rüsten. Vornehmlich Roherzeugnisse der
heißen Erdstriche einführend und Runsterzeugnisse ausführend kann
Europa das Arbeitshaus der Welt genannt werden.
Die Größe Asiens ist verschwunden. Afrika, ohne tiefe Meer-
busen, befindet sich in einem geistigen Schlafe. Australien ist zu
trocken. In Amerika ist ein neuer Stern in dem nördlichen Teile
aufgegangen. Südamerika dagegen trägt mehr den Eharakter
Asiens und Afrikas an sich: zu hohe Gebirge, zu wenig Meer-
busen. Europa wird voraussichtlich der Mittelpunkt des Geistes-
lebens bleiben. Längst schon sendet es seine Rinder in alle Welt-
teile; längst schon sucht es seiner hohen Rulturaufgabe nachzu-
kommen. Möge es ihm gelingen, dieselbe in ihrer ganzen Größe
zum Wohl der Völker der Erde zu lösen! Nach Benhoir.
124. Einige der wichtigsten Kölker Europas.
^ie hervorragendsten europäischen Völker sind teils romanischer teils
germanischer Abstammung. Die romanischen Völker haben ihre Blütezeit
hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder erwarten sie noch.
Die romanischen Nationen sind der Mehrzahl nach katholischer Religion, die
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Extrahierte Personennamen: Südamerika Benhoir
Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Thina Europas Rußlands Lissabon Europa Asiens Afrika Australien Amerika Asiens Afrikas Europa Europas
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): evangelisch-lutherisch
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Geographie.
No. 124.
zu Pferde seine Tiere weidend und mit der Lanze bewaffnet, begegnet ihm. —
Von der niederen Bildungsstufe, auf der sich das spanische Volk noch befindet,
zeugt sein Hauptvergnügen, die Stiergefechte. Arm und reich, hoch und niedrig
-erfreut sich im Zirkus an den Todesqualen der gereizten und dann nach allen
Regeln der Kunst verwundeten Stiere und feiert die siegreichen Kämpfer,
wie man bei uns Künstler feiert. Gewerbefleiß und Handel liegen in Spa-
nien darnieder.
Am nächsten unter den Völkern romanischen Stammes sind uns Deutschen
die Franzosen. Will man die Eigentümlichkeit der Franzosen schildern, so
läuft man Gefahr, nur diejenige der Pariser zu schildern; denn Paris bildet
den Mittelpunkt des gesellschaftlichen und politischen Lebens, das Herz Frank-
reichs. Jedoch der Kundige weiß, daß sich die Bewohner der verschiedenen
Landschaften sehr scharf unterscheiden. Die Franzosen sind rasch zu erregen
und zu begeistern und ein tapferes, kriegstüchtiges Volk; bis 1870 hielten sie
sich für unbesiegbar. Aber es fehlt ihnen die zähe Energie und die Ausdauer.
Einmal besiegt verzagen sie leicht; ihre Begeisterung für einzelne Menschen
verkehrt sich leicht in Mißtrauen'. Sie lieben Veränderung und Wechsel,
namentlich in der Regierungsform. — Frankreich ist ein reich gesegnetes Land
und mit größtem Fleiße bebaut. Handel und Industrie blühen. Die Erzeug-
nisse der geschickten Franzosen sind sehr geschmackvoll, aber nicht, wie sie selbst
meinen, unentbehrlich und unnachahmlich. Auch Deutschland hat im Kunst-
gewerbe große Fortschritte gemacht. Bei dem großen Einflüsse, den man jahr-
hundertelang, besonders in Deutschland, den Franzosen gewährt hat, ist es
begreiflich, daß das Nationalbewußtsein bei ihnen sehr hoch gestiegen ist. Sie
leben in der Einbildung, daß sie die große Nation, die geborenen Beherrscher
der gebildeten Welt seien. Doch kann man nicht leugnen, daß der Franzose
die Formen des gesellschaftlichen Lebens geschickt zu handhaben weiß, und daß
er sich durch eine angeborene Anmut der Bewegungen und durch die Höflich-
keit des Benehmens auszeichnet. Der Bildungsstand des Volkes jedoch ent-
spricht nicht seiner Einbildung. Lesen und Schreiben sind vielfach noch nicht
Gemeingut des ganzen Volkes, obwohl Frankreich seine Gelehrten auf allen
Gebieten ebenso hat wie Deutschland.
Germanischer Abkunft und deshalb mit uns Deutschen verwandt sind die
Holländer. Die Belgier, die zwischen Frankreich und Holland wohnen,
bilden gleichsam das Mittelglied zwischen den Bewohnern der beiden Länder.
Der Grundzug der Holländer ist jene Stätigkeit und Zähigkeit des Charakters,
die schwer zu erregen und zu begeistern ist, aber mit um so größerer Aus-
dauer an dem einmal Ergriffenen festhält. Mit unsagbarem Fleiße haben sie
ihr ebenes, gleichförmiges und von den Reizen der Natur wenig bedachtes
Land dem Meere abgewonnen; sie schützen es vor seinem immer drohenden
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Frankreich Deutschland Deutschland Frankreich Deutschland Frankreich Holland