Einleit» ng.
1. Wesen und Zweige der Geschichte. Geschichte ist zunächst das
im Laufe der Zeit Geschehene, der Inbegriff derjenigen Thatsachen,
welche auf die Entwickelung der menschlichen Gesellschaft-Einfluß gehabt
haben; sodann die Darstellung dieses Geschehenen. Die Geschichte in
diesem letzteren Sinne erzählt von dem Entstehen, Wachsen und Vergehen
der Reiche und Staaten und von den hervorragenden Ereignissen und
Personen, welche darauf eingewirkt haben. Indem sie also die Ent-
wickelung der Menschheit verfolgt, lehrt sie die Gegenwart aus der Ver-
gangenheit verstehen und begeistert für die Ziele der menschlichen Ver-
edelung (Kulturideale).
Als Biographie oder Lebensbeschreibung stellt die Geschichte ein
merkwürdiges Menschenleben in seiner Entwickelung und seinem Einfluß
auf die Zeit dar. Als Monographie oder Einzelgeschichte schildert
sie einzelne Ereignisse für sich und in ihrer Beziehung zur Gesamtheit.
Als Partikular-, Teil- oder Sondergeschichte, erzählt sie die Geschehnisse
eines Volkes, Staates, Standes, städtischen Gemeinwesens re. ausführlich
im Zusammenhänge. Als Universal- oder Weltgeschichte verarbeitet sie
die historischen Ereignisse zu einem Gesamtbilde, in dem nur diejenigen
Völker und Ereignisse einen Platz finden, welche die gesamte Ausbildung
der Menschheit gefördert haben. Gleichsam als Seele der Weltgeschichte
erscheint die Kulturgeschichte, die insonderheit den geistigen und sittlichen
Entwickelungsgang der Menschheit zeigt. Ein Teil derselben ist die
Kirchengeschichte.
2. Guellen der Geschichte. Den Stoff der Geschichte schöpfen die
Geschichtsforscher aus Überresten, Denkmälern und besonderen Ge-
schichtsquellen. Zu den Überresten gehören die Ruinen unterge-
gangener Städte (Ninive, Pompeji), die Pfahlbauten (an Schweizerseen),
die Hünengräber (in der Lüneburger Heide), die zahlreichen Altertümer
in Museen, die Nachrichten über alte Gesetze, Volksrechte, Sitten, religiöse
Vorstellungen, die Reste alter Literaturen und Sprachen, die Märchen,
Göttersagen (Mythen) u. v. a. Diese Überreste reden eine stumme und
doch verständliche, wahrhaftige Sprache.
Die Denkmäler oder Monumente wurden errichtet, um der Nach-
welt Kunde von gewissen Ereignissen zu geben. Häufig tragen sie bild-
liche Darstellungen und Inschriften (Obelisken und Pyramiden in Ägypten,
Triumphbogen in Rom); dahin gehören auch Münzen, Medaillen, Wappen,
Siegel, Urkunden über Rechtsgeschäfte re.
Po lack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. L. f. Mädchensch.
1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule]]
Extrahierte Ortsnamen: Ninive Pompeji Lüneburger_Heide Rom
18
2. Leben, Sitten und Religion der Arier. Der gemeinsame
Sprachschatz der arischen Völker läßt uns tiefe Blicke in das Leben
ihrer Urheimat thun. Sie trieben hauptsächlich Viehzucht und Milch-
wirtschaft, bebauten aber auch schon den Acker, pflügten ihn mit
Rindern und gebrauchten Wagen mit Rädern. Das Meer kannten sie
nicht, aber Flüsse befuhren sie mit Booten. Die Blutsfreundschaft
hielten sie heilig. Die Frau war nicht Sklavin, sondern Genossin
ihres Mannes. Die Witwen wurden nicht, wie später bei den Indern,
verbrannt; bei der Bestattung der Toten wurden irdene Gefäße' ver-
wandt. Die alten Arier gebrauchten schon Mühlen, aßen gekochtes
Fleisch, benutzten Salz, liebten berauschende Getränke, verstanden das
Weben und Nähen, das Schmieden von Waffen und Geräten aus
Metallen, maßen die Zeit nach dem Mondwechsel und zählten nach dem
Zehnersystem bis 100. Die Grundlage der staatlichen Einrichtung war
die Familie, die Stammesgenossenschaft und die^ freie Selbstverwaltung,
ihre Religion eine Vergötterung der Naturkräste. Der oberste Gott
war der leuchtende, allumfassende Himmel, von dem Licht, Wärme und
Gedeihen kam. Er wurde durch Gebete und Opfer auf Höhen und in
heiligen Hainen geehrt. Der religiöse Mythus der Arier wie ihre
Sprachbildung zeigen ein sinniges Gemüt und eine rege Phantasie.
3. a) Land und Volk der Inder. Indien ist im Norden durch
das riesige, eisgekrönte Himalayagebirge von dem Rumpfe Asiens getrennt,
an den übrigen Seiten meist von dem indischen Ocean umflossen, so daß
es eine abgeschlossene Welt für sich bildet. Ganges, Indus u. a. Flüsse
bewässern das Land reichlich. Die Nähe des Meeres und die Gebirge
mildern das heiße Klima. Der fruchtbare Boden erzeugt mühelos eine
Fülle der köstlichsten Produkte.
2000 In dieses gesegnete Land kamen um 2000 v. Chr. durch die nord-
westlichen Gebirgspässe arische Stämme, folgten dem Indus und nahmen
das fruchtbare Fünfstromland ein. In dieser Zeit entstanden die vier
Vedas oder heiligen Bücher der Inder, die in der Sanskrit-Sprache ge-
schrieben sind und deren Namen „Wissen" bedeutet. Die Einwanderer
waren zu Gaugenossenschaften unter Führung der Vornehmsten vereinigt,
die Familienväter zugleich Priester. Weise, Sänger und Beter wurden
hochgeehrt, aber einen besonderen Priesterstand gab es nicht.
In der wilden Kampfzeit hatten jedoch die Hausväter nicht Zeit, der
priesterlichen Pflichten zu warten, und so bildete sich ein besonderer Priester-
stand, der bei dem frommen Sinne der Arier nach und nach zu großer
Macht gelangte. An die Stelle des Nomadenlebens trat der Ackerbau
und die Seßhaftigkeit, an die Stelle der kriegerischen Bewegung die be-
hagliche Ruhe. Es bildeten sich große Reiche mit Stammesfürsten an
der Spitze.
Mit der Entwickelung des Priesterstandes trat nach und nach eine
schärfere Scheidung des Volkes in Kasten oder abgeschlossene Stände ein.
Allerlei peinliche Vorschriften machten die Kluft zwischen den einzelnen
Kasten unübersteiglich. Die Zahl der Götter belief sich aus Millionen.
Der höchste Gott, die Weltseele, war Brahma. Zwei andere Verkörpe-
rungen des Göttlichen waren Wischnu, der mehrmals Menschgewordene,
und Siwa, der Zerstörer. Gebete, Opfer und Selbstpeinigung galten als
den Göttern angenehme Gaben. Endlose Satzungen über äußere und innere
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
70
5. Das Geschick Numantias. Die Römer hatten nach und nach
durch das Schwert und das listige Wort ganz Spanien unterworfen.
Nur die Lusitaner widerstanden unter ihrem edlen Führer Viriathus.
Die Römer räumten diesen endlich' durch Meuchelmord aus dem Wege
und machten die feste Stadt Numantia am Duero nach der helden-
133 mutigsten Verteidigung dem Erdboden gleich. Nur ein Einwohner über-
lebte den Untergang der Stadt. Freiwillig waren alle, auch Weiber
und Kinder, in den Tod gegangen. Nun waren die Römer auch die
unbestrittenen Herren von Spanien. — In demselben Jahre wurde auch
Kleinasien unter dem Namen „Asia" römische Provinz.
Fragen: Welchen Einfluß hatten die eroberten Schätze und Länder auf
Rom? — Welche Länder besaß Rom 133 v. Ehr., und wie waren sie an Rom
gekommen? — Welchen Einfluß hatte die Berührung mit Griechenland? —
„Der Triumphator" von Schack.
alten
Der
. 23. Sittenverfall in Rom.
1. Leben und Sitten im alten Rom. Das Leben der
Römer war einfach und schlicht, die Sitten rauh, aber bieder.
Landbau war der ein-
zige Nahrungszweig;
Herren und Sklaven
besorgten ihn gemein-
sam. Mancher berühmte
Feldherr, z. B. Cin-
cinnatus, wurde vom
Pfluge hinweg zur
Führung des Heeres
berufen, legte nach dem
Siege den Feldherrn-
stab aus der Hand
und baute wieder seine
Rüben. Bergwerke gab
es nicht, Handel nur
wenig.
Der Vater war Herr
über das Leben seiner
Kinder. Ebenbürtig ihm
zur Seite stand seine Gattin. Die Frauen waren tugendhaft und
charaktervoll und wurden hoch geachtet; sie lebten eingezogen, leiteten die
Wirtschaft, spannen, webten und nähten, halfen wohl auch bei der Feldarbeit
und erzogen die Kinder. Das Familienleben war rein und edel. Nach
und nach fand die griechische Sprache und Bildung Eingang in vor-
nehmen Häusern, ja man hielt griechische Sklaven als Vorleser und Erzieher.
Das Gewand des römischen Bürgers war die Toga, eine Art
Mantel, der über die Schulter geworfen wurde, so daß ein Arm bedeckt
war, der andere aber frei blieb; darunter trug man als Leibgewand bis
unter die Kniee die meist weiße, wollene Tunica. Die Stola, eine
faltenreiche, lange Tunica, wurde nur von verheirateten Frauen getragen.
58. Römer in der Toga.
(Statue des Cäsar.)
Römerin mit Stola.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spanien Rom Rom Rom Griechenland Rom Rom
104
durch Zwietracht geschwächt worden. Vor der Übergabe seiner tapfer
verteidigten letzten Feste soll Gelimer ein Brot, einen Schwamm und
eine Harfe als letzte Gunst von den Feinden erbeten haben.
Darauf wurde Belisar gegen die Ostgoten gesandt. Die ihm an-
gebotene Krone der Goten schlug er aus und nahm den König Vitiges
in Ravenna gefangen. Nach seiner Abberufung eroberte der tapfere Gote
Totilas alles zurück. Narses besiegte den Totilas, der im Helden-
kampfe fiel. An seine Stelle hoben die Goten den ernsten Helden
Tejas als Heerkönig auf den Schild. Aber in der Schlacht am Vesuv
wurde er beim Wechseln des Schildes, der mit 12 Speeren gespickt war,
durch einen Wurfspieß tödlich getroffen. Der Rest der Goten erhielt
freien Abzug. Sie wandten sich dem Norden zu und verloren sich unter
andern deutschen Stämmen jenseits der Alpen.
568 3. Wie Alboin das Langobardenreich gründete (568). Narses
wurde wie Belisar mit Undank belohnt. Er wurde abgerufen, weil
nach der Meinung der Kaiserin Sophia in seine Hand besser der
Spinnrocken als der Feldherrnstab passe. Mit der Antwort: „Ich
werde ihr einen Faden spinnen, woran sie lebenslang wickeln wird!"
soll er darauf die Langobarden ins Land gerufen haben. Ihr An-
führer Alboin hatte die Gepiden besiegt, mit eigener Hand den König
erschlagen und dessen Tochter Rosamunde zum Weibe genommen. Jetzt
eroberte er den ganzen Norden Italiens und gründete das lango-
bardische Reich mit der Hauptstadt Pavia. Er wurde auf An-
stiften seiner Gattin ermordet, weil er sie angeblich gezwungen hatte,
aus dem Schädel ihres erschlagenen Vaters zu trinken. Mit dem Mörder
entfloh die Königin, suchte ihn aber durch Gift zu beseitigen. Da
zwang er sie, den Rest des Giftes zu trinken, und beide fanden den Lohn
ihrer blutigen That. Die Langobarden wählten den tapfern Aut hart
als König. Dieser gewann auf ritterlicher Brautfahrt die bayerische
Herzogstochter Theodelinde als Gemahlin. Sie war mit dem Papste
Gregor dem Großen befreundet, milderte die Sitten ihres wilden
Volkes und gewann die Herzen für den katholischen Glauben. — Mit
der Gründung des Langobardenreiches endete die Völker-
wanderung. Sie brachte durch die kräftigen Deutschen neues Blut
in die abgelebten Völker des römischen Reiches, gab aber diesen rohen
Natursöhnen die Wohlthat des Christentums, römischer Bildung und
staatlicher Einrichtungen. Durch die Mischung des deutschen und rö-
mischen Wesens entstanden die romanischen Völker und Sprachen
(Italiener, Franzosen, Spanier und Portugiesen).
4. Deutsche Heldensagen aus der Zeit der Völkerwanderung.
Die Thaten hervorragender Helden und Ereignisse aus der Zeit der
Völkerwanderung schmückte die rege Phantasie des Volkes aus und ver-
band sie zum Teil mit Stoffen der mythischen Vorzeit zu umfangreichen
Sagengebilden, die im Munde des Volkes fortlebten. Es find dies vor-
nehmlich die Sagen von Kriemhild, Siegfried, Günther, Etzel und
Dietrich von Bern, die in dem größten Volksepos der Deutschen, dem
Nibelungenliede (s. § 49, 6), ihre dichterische Ausschmückung erfuhren.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
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Extrahierte Personennamen: Sophia Gregor Gregor Kriemhild Kriemhild Siegfried Siegfried Günther Dietrich_von_Bern
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oder Garts. Die Frauen wurden wie Sklavinnen behandelt, die
lebensmüden Eltern nicht selten auf ihren Wunsch von den Kindern getötet.
Die Toten wurden verbrannt und deren Asche in Urnen aufbewahrt.
Im übrigen waren die Wenden gastfrei, nüchtern, ehrlich und einfach.
2. Die ältesten Zeiten. Als die Wenden unter Karl dem
Großen beständig räuberische Einfälle im Westen der Elbe machten,
besiegte sie Karl, gründete Grenzfesten an der Elbe und setzte Markgrafen
ein. Unter seinen Nachfolgern wurden alle Anfänge der deutschen Kultur
von den Wenden wieder zerstört. Heinrich I. schlug die Heveller, er-
oberte Brandenburg 928 und errichtete die Nordmark. Unter Otto I.
unterwarf der unermüdliche Markgraf Gero die wendischen Stämme
bis zur Oder. Von den Bistümern Brandenburg und Havelberg
aus wurde eine Bekehrung des heidnischen Volkes versucht. Aber schon
nach zwanzig Jahren hatten die Wenden das Joch der Deutschen ab-
geschüttelt und alles Land bis zur Elbe wiedererobert. Da gab
1134 1134 Kaiser Lothar von Sachsen die Nordmark mit der Hauptstadt
Salzwedel dem tapfern Grafen Albrecht dem Bären von Aschers-
leben oder Ballenstedt als Lehen. Er ist der eigentliche Gründer
der Mark Brandenburg, und diese deruranfang des preußischen
Staates.
3. Albrecht der Bär, aus dem Hause Askanien oder Anhalt, ge-
wann das Havelland und nannte sich hinfort Markgraf von Branden-
burg. Das slavische Land suchte er zu einem deutschen zu machen,
indem er Ansiedler aus Sachsen und vom Rheine, ja aus Holland in
das verödete und entvölkerte Wendenland herbeizog. Diese machten öde
Strecken urbar, entwässerten Sümpfe, dämmten Flüsse ein, gründeten
Dörfer und Städte und förderten den Gewerbfleiß. Auch das Christen-
tum kam zur Herrschaft, und viele Kirchen entstanden. Von einem
Kreuzzuge im Morgenlande brachte er Ritter des Templer- und
Johanniterordens mit ins Land. Sie sollten die Grenzen gegen
die heidnischen Nachbarn schützen und christliche Sitten verbreiten helfen.
Durch die Deutschen und den Einfluß des Christentums
wurde das Land der Bildung zugänglich gemacht und dem
deutschen Reiche gewonnen. Albrecht starb 1170 in Ballenstedt.
4. Albrechts nächste Nachfolger. Otto I. soll die Lehenshoheit
über Pommern vom Kaiser Friedrich Barbarossa erhalten haben. Hier-
aus erwuchsen ihm und seinen Nachfolgern schwere Kämpfe mit den
Dänen und Pommern. Er wählte Brandenburg als Hauptstadt und
gründete das Kloster Lehnin. Otto Ii. hatte viele Streitigkeiten mit
den Bischöfen von Havelberg und Brandenburg. Er wurde vom Erz-
bischof von Magdeburg in den Bann gethan, und die „fromme" Lüge
verbreitet: Otto habe einem Hunde ein Stück Fleisch vorgeworfen, aber
das Tier habe die Nahrung von der Hand eines Gebannten verschmäht,
obwohl es drei Tage gehungert. Da sich Vertrauen und Treue seines
abergläubischen Volkes lockerten, mußte er endlich die Lösung vom Banne
dadurch erkaufen, daß er seine Erbgüter vom Erzbischof in Magdeburg
zu Lehen nahm.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Heinrich_I. Otto_I. Gero Lothar_von_Sachsen Albrecht_dem_Bären_von_Aschers- Albrecht Albrecht Albrecht Albrecht Albrechts Albrechts Otto_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Otto Otto
17
durch eine Pest sein Heer. Assurbanipal (Sardanapal) warein ge-
waltiger Kriegsfürst; aber nach seinem Tode erlag das geschwächte Reich
dem Angriff der Meder und Babylonier. Der letzte assyrische König ver-
brannte sich mit seinen Weibern und seinen Schätzen in seinem Palaste.
Meder und Babylonier teilten sich in sein Reich. Es entstand das neu-
babylonische Reich unter Nabopolassar. Dessen Sohn Nebukad-
nezar zerstörte Jerusalem (586) und führte die Juden in die babylonische
Gefangenschaft. Nabonet (Belsazar) verlor sein Reich an die Perser. 586
Fragen: Beweise, daß große Flußthäler die ältesten Straßen der Völker,
die ältesten Schauplätze der Kultur und Geschichte sind! — Von welchen Be-
rührungen Israels mit Babylonien und Assyrien erzählt die Bibel? — Wie
unterscheiden sich Hieroglyphen-, Keil- und Buchstabenschrift? — Wofür hatten
die bisher behandelten Völker eine besondere Begabung? — Wozu erzog sie die
Natur des Landes? — Grundzüge des Volkscharakters! — „Belsazer" von
H. Heine. „Babel" v. Geibel.
5. Die Arier in der Urheimat, in Indien und in Iran.
1. Die Urheimat der Arier. Ihre heutige Kultur verdankt die
Welt hauptsächlich der semitischen und arischen Völkerfamilie. Von
ersterer (den Israeliten) ist die Erkenntnis des einigen Gottes, von
letzterer (den Griechen und Römern) die Bildung freier, gesetzlich ge-
ordneter Staaten und die Entwickelung von Kunst und Wissenschaft
ausgegangen. Die arischen Völker werden auch wohl Jndogermanen
genannt. Ihre Wiege ist vielleicht Vaktrien*) zwischen dem Tieflande
von Turan und dem Hochlande von Iran im Gebiet des obern Oxus,
wo heute die Städte Balch (das alte Baktra) und Samarkand liegen.
Es ist ein reiches Land voll schroffer Gegensätze. Auf kurze, heiße
Sommer folgen lange, strenge Winter, auf Windstille heftige Stürme,
auf Dürre plötzliche Regengüsse. Feuchte Niederschläge sind selten, aber
die Luft ist klar und gesund.
Von diesem Ursitze wanderten schon frühe arische Stämme west-
wärts und besiedelten nach und nach Europa, während turanische
Mongolen sich zwischen sie und ihre Brüder in der Heimat schoben.
Letztere schieden sich wieder in indische und iranische Arier, indem
viele Stämme in das Indus - und Gangesland hinabstiegen, andere sich
auf der Hochebene von Iran ausbreiteten. Daß aber diese gewaltige
Völkerkette von Ceylon bis Island eine gemeinsame Kinderzeit in einer-
gemeinsamen Urheimat verlebt hat, das beweist die vergleichende Sprach-
forschung durch viele gemeinsame Wurzelwörter und Sprachformen, die sich
bei allen indogermanischen Völkern finden. Sie sind das gemeinsame Erb-
teil aus dem Vaterhause. In der neuen Heimat bildeten sie für neue Vor-
stellungen neue Wörter und Sprachformen. Das Gemeinsame stammt aus
der Urheimat, das Besondere aus der neuen Umgebung nach der Tren-
nung der Stämme. So ist die Sprache eine Führerin, welche den kundigen
Forscher aus der Gegenwart bis in die graue Vergangenheit zurückleitet.
*) Neuere Forscher nehmen das Steppengebiet der Wolga als den
ursprünglichen Wohnsitz an.
Polack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. 8 s. Mädchensch. 2
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: H._Heine Geibel Turan
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Israels Babylonien Assyrien Indien Iran Gottes Balch Baktra Samarkand Europa Ceylon Island
23
hatten sie meistens? — Welche Charakterzüge zeigt Cyrus? — Was lockte den
Kambyses nach Ägypten? — Welche Beziehungen haben wir zu Indien? —
Frauenlos in Indien! (Im Hause eingeschlossen; ohne Erziehung; als Kinder
verheiratet; Witwenvcrbrennung!) — „Sawitri" aus dem Mahlbhlrata.
„Gesang der Werkleute" von Fitger.
6. Griechenland.
1. Das Land. Es ist die südöstliche Halbinsel Europas. Mit
Asien, der Wiege des Menschengeschlechts, hängt es durch eine Jnselbrücke
zusammen. Es ist fast ganz vom Meere umspült und von Inseln um-
lagert. Die Küste zeigt viele Buchten, das Innere viele Bergketten und
reichbewässerte Thäler. Die Mannigfaltigkeit des Landes spiegelte sich ab
in der vielseitigen Begabung seiner Bewohner, und der heitere Himmel
über dem schönen Lande weckte den Sinn für das Schöne und für eine
harmonische, heitere Gestaltung des Lebens. Bei den Griechen sehen wir
die drei Ideale „Freiheit, Schönheit und Weisheit" sich gestalten.
Das eigentliche Griechenland bestand aus Nord-, Mittel- und
Südgriechenland und den Inseln. Nordgriechenland umfaßte westlich
das rauhe Epirus und östlich das lachende Thessalien; beide trennte
das Pindusgebirge. Mittelgriechenland oder Hellas hatte 8 Land-
schaften, wovon Böotien mit Theben und Attika mit Athen die wichtigsten
waren. Südgriechenland oder der Peloponnes enthielt 9 Land-
schaften, wovon Arkadien die schönste und Lakonien mit Sparta die wich-
tigste war. Im Westen lagen die jonischen Inseln, im Osten die Cy-
kladen, im Süden Kreta. (Siehe Karte 2!)
2. Die Bewohner. Als älteste Einwohner gelten die Pelasger.
Sie trieben Ackerbau und Viehzucht und brachten den Göttern unblutige
Opfer. Die indogermanischen Hellenen drangen später von Norden in
das Land und machten sich zu Herren. Sie liebten Krieg, Schiffahrt
und Seeraub. Von ihren vier Stämmen wurde der jonische der
eigentliche Träger der Geisteskultur, der Mittelpunkt derselben Athen.
Einwanderer brachten Sitte und Bildung aus den benachbarten Küsten-
ländern. Cekrops aus Sa'is in Unterägypten baute die Burg Cekropia,
um welche Athen entstand. Die Göttin Athene schenkte der Stadt den
Ölbaum und wurde darum als Schutzgöttin verehrt. Danans aus
Oberägypten siedelte sich in Argos an. Die Danaiden, seine Töchter,
wurden wegen Gattenmordes verurteilt, in der Unterwelt ein durch-
löchertes Faß zu füllen. Kadmus aus Phönizien legte durch Erbauung
der Burg Kadmea den Grund zu Theben. Pelops aus Kleinasien gab
dem Peloponnes seinen Namen. Er war der Sohn des Tantalus,
der den Göttern seinen gebratenen Sohn vorgesetzt hatte, um ihre All-
wissenheit zu prüfen. Sie verurteilten ihn dazu, ewig Hunger und
Durst zu leiden, während köstliche Speisen und Getränke vor seinen
Lippen schwebten.
3. Die Religion. Die Kräfte der Natur und sittliche Eigenschaften
wurden als göttliche Personen gedacht, aber durch Schönheit verklärt,
dargestellt. Die Götter teilten Liebe und Haß, Freuden und Leiden der
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T108: [Stadt Korinth Griechenland Peloponnes Insel Landschaft Name Athen Sparta Argos], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus Fitger Cekrops Danans
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
22 Iii. Wechselbeziehung u. ursächl. Zusammenhang geogr. Erscheinungen.
fernern Unterricht in dieser Beziehung das heimatliche Anschauungsmaterial
ausnutzen, wie dies bereits im Ii. Abschnitte dargelegt wurde. Jeder Lehrer
muß natürlich den geistigen Standpunkt seiner Schüler genügend kennen, um
sich nicht in schwierige, unfruchtbare Erörterungen zu versteigen.
Wie in der Heimat Erfahrung und Anschauung, so fordern bei fremden
Ländern und Erdteilen Phantasie, Urteil und Schlußvermögen zu ähnlichen
Vergleichen aus.
1. Aus der Lage eines Landes lassen sich mannigfache Erscheinungen
seines Klimas, seiner Flora und Fauna :c. ableiten. Die Lage Skandinaviens
bringt ein anderes Klima mit sich, als die von Italien oder Westindien, und
demgemäß müssen Vegetation und Tierleben in diesen Ländern wesentlich
von einander verschieden sein. Inseln, die in der Nähe des Festlandes liegen,
zeigen in Tier- und Pflanzenwelt meistenteils große Übereinstimmung mit
demselben, da das nahe Festland in dieser Beziehung von jeher aus sie ein-
wirkte. Dagegen findet man bei abgelegenen Inseln, wie z. B. bei den
meisten polynesischen, Armut an Mannigfaltigkeit der Tier- und Pflanzen-
arten. Und dies ist ganz natürlich. Wind und Meeresströmungen konnten
selbst unter den günstigsten Umständen nur von wenigen Pflanzenarten Samen
vom nächsten Festlande hinüberbringen, und selbst die allmähliche Ansiedelung
von Menschen konnte nicht wesentlich darauf einwirken, die Flora der Insel
reichhaltiger zu gestalten, wenn nicht etwa Kulturvölker ihre Sonderinteressen
wahrzunehmen bestrebt waren. Daß aus der Tierwelt Insekten, Fleder-
mäuse sich reichlich vorfinden, nimmt uns auch wenig wunder, gleichwie die
große Armut an bedeutenden Säugetieren und Reptilien. So zeigten einige
Inseln der Südsee bei ihrer Entdeckung nur Schweine, Hunde und Ratten
als einzige Vertreter der Säugetiere.
Wo die Pflanzen- und Tierarten reichlicher vertreten find, steht der
übergroßen Verbreitung der einen Art durch Beschränkung und Kampf mit
anderen Arten ein wesentliches Hindernis entgegen. Ihre Vertreter sind zu
stärkerer Entwickelung namentlich ihrer Verteidigungswerkzeuge genötigt, falls
sie nicht auf den Aussterbe-Etat kommen wollen. Der Verbreitung der
wenigen Tier- und Pflanzenarten mancher Inseln standen dergleichen Hinder-
nisse weniger entgegen, und sie sind bei Berührung mit Vertretern vom Fest-
lande dem Kampf mit diesen nicht gewachsen, was das allmähliche Ver-
schwinden eigenartiger Tier- und Pflanzenformen auf vielen Inseln, die jetzt
dem Weltverkehr offen stehen, zeigt. So verdrängt der europäische Klee das
neuseeländische Farnkraut, die europäische Maus und Ratte siegt dort über
die einheimische. Ja, auch der vielfach in sentimentaler Weise beklagte Unter-
gang vieler Volksstämme beruht auf gleichen Naturgesetzen.
Andrerseits erhalten sich altertümliche Formen auf abgelegenen Inseln
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
V.
Die Kulturgeographie und das historische Element.
i.
Ein Unterricht, der den ursächlichen Zusammenhang der einzelnen geo-
graphischen Erscheinungen stets im Auge behält, muß auch dem Leben und
Treiben des Volkstums der einzelnen Länder hinreichend Rechnung tragen.
Belehrt uns die Völkerkunde über Abstammung, Eigenschaften, Religion und
Beschäftigung der einzelnen Völker im allgemeinen, so fordert die heutige
Zeit mit ihren gewaltigen Fortschritten auf den verschiedensten Gebieten der
Kultur auch vom geographischen Unterricht eine angemessene Berücksichtigung
der Kulturstellung und der Kulturleistungen der einzelnen Völker nach ihrer
Beteiligung am Welthandel und Weltverkehr, an Wissenschaft und Kunst,
Bodenwirtschaft und Großindustrie, an überseeischen und kolonialen Unter-
nehmungen, volkswirtschaftlichen und politischen Bestrebungen. Dieses alles
begreift man unter dem Namen: Kulturgeographie.
Wenn bis vor wenigen Jahrzehnten der Jnteressenkreis des gewöhn-
lichen Mannes in unserm Volke nur in den seltensten Fällen über das Ge-
biet seiner heimatlichen Scholle hinausreichte, so ist dies heutzutage wesentlich
anders geworden. Die Wogen des modernen Kulturlebens rollen auch zu
den abgelegensten Winkeln unseres Vaterlandes. Auch der einfachste Tage-
löhner hat mit den gegenwärtigen Kultureinrichtungen zu rechnen; auch an
ihn treten jederzeit wichtige Kulturfragen heran, die entweder seine und der
Seinigen Existenz, oder das Wohl des Gemeindelebens, oder die bürgerlichen
und Wohlfahrtseinrichtungen des Staats betreffen. Je mehr er nun in der
Lage ist, die mannigfaltigen Lebensäußerungen des heutigen Kulturfortschritts
zu beurteilen, desto besser wird er bei entsprechenden sittlichen Charakter-
eigenschaften seine Pflichten als Mensch und Staatsbürger erfüllen können.
Die Kulturgeographie kann hier wesentliche Dienste leisten. Sie weist
nach, wie die Lebensweise des Menschen, seine Behausung, Kleidung, seine
Nahrungsquellen und sozialen Einrichtungen sich nach der Natur des Erd-
raums richten, den er bewohnt, vermag auch in einzelnen Fällen darzuthun,
wie die Natur des Erdraums auf Charakter und Geistesleben der Bewohner
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
1. Die Kulturgeographie.
35
von Einfluß gewesen ist. Sie befaßt sich demnach mit den Staatsformen und
Staatseinrichtungen der Völker, prüft ihre Hilfsquellen und ihre Machtstellung,
beschäftigt sich mit ihrem wirtschaftlichen Leben, weist nach, was auf dem Gebiete
des Bodenbaues und Handfleißes geleistet wird, und wie dieser sich unter Aus-
beutung der mineralischen Bodenschätze, Verwertung und Vermehrung der Roh-
Produkte und Anwendung neuer Erfindungen auf dem Gebiete der Technik zur
Großindustrie erweitert hat, die nun ihrerseits wieder von bedeutendem Einfluß
auf Handel und Verkehr im eigenen Lande und in den Nachbarländern ge-
worden ist. Sie weist ferner nach, in welchem Maße sich der Blick der
Völker auf ferne überseeische Gebiete gerichtet hat, um deren Gaben den
heimischen Bedürfnissen dienstbar zu machen, welche Rolle also das einzelne
Volk im Welthandel und Weltverkehr spielt, ob es drüben sichere Stützpunkte
seines Handels hat, und inwieweit seine Kolonialbestrebungen durch Gründung
und Entwickelung von Kolonien von Ersolg gewesen sind, endlich ob und in
welchem Umfang diese oder andere überseeische Länder von Einfluß auf die Aus-
Wanderung sind, und welche Bedeutung diese für den betreffenden Staat hat.
So läßt erst die Kulturgeographie die Erde so recht als „Erziehungs-
Haus des Menschengeschlechts" erscheinen, in dem unter dem Einfluß der
heimatlichen Natur die Kulturanlagen des Menschen entwickelt, seine Kräfte
im Kampfe mit Widerwärtigkeiten der heimatlichen Scholle gestärkt, sein
Geist zu angespannter Thätigkeit genötigt wird.
„Aber das sind doch Forderungen, die eine Volksschule unmöglich er-
füllen kann!" wird der Leser sagen, und von seinem Standpunkt aus mit
Recht, wenn man bedenkt, wie wenig bis heute manche Lehrerbildungsanstalten
auf derartige Fragen Rücksicht nehmen. Auch wäre es thöricht, die voran-
geschickte Charakteristik der Kulturgeographie in vollem Umfange auf die
Volksschule beziehen und hier in die Praxis umsetzen zu wollen.
Die Forderung ist vielmehr dahin zu ermäßigen, daß die Volksschule
naheliegende kulturgeographische Stoffe berücksichtigen soll. Sie
kann sich dieser Zeitforderung nicht verschließen, wenn andererseits der
pädagogische Grundsatz: „Unterrichte kulturgemäß!" nicht ganz beiseite
geschoben werden soll.
Oder ist etwa das zwecklose Memorieren bedeutungsloser Städtenamen,
Nebenflüsse, Höhenziffern und topographischer Sonderbarkeiten wichtiger für
die Bildung des Schülers, als eine zweckentsprechende Berücksichtigung der
Verhältnisse der Bedürfnisse des praktischen Lebens? Was ein Volk ist, was
es erstrebt und bis jetzt erreicht hat, das ist neben dem praktischen Nutzen
der Erdkunde ins Auge zu fassen. Der Name „Kulturgeographie" klingt
uns uoch fremd; die Sache selbst ist nicht so schwierig, wenn der Lehrer nur
über die nötige Einsicht und Kenntnis verfügt. Man stelle den bisherigen
3*
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