Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 94

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 94 - fest au den Sitten und Gebräuchen, die er von seinen Vorsahren ererbt hat, die schon seit Jahrhunderten auf den von Eichen umrauschten Höfen wohnten. Während so der Bauer mit seiner Schotte verwachsen ist, kennt der Städter oft nicht die Stätte seiner Gebnrt. Ihm fehlt das innige Heimatgefühl und die Wertschätzung des eigenen Bodens. Der Bauern- stand ist der älteste Stand, der kernigste und widerstandsfähigste Bestandteil des Volkes. Der deutsche Bauer ist das Mark des deutschen Volkes; so lange er stark, kräftig und wohlhabend bleibt, ist die Zukunft uusres Volkes gesichert. Die Beschäftigung der Bewohner Güterslohs. Hier unterscheiden wir wiederum zwischen den Bewohnern der Stadt und des Landes. Die Landbevölkerung der Stadt Gütersloh arbeitet in Feld, Wiese und Wald. Düngen, Pflügen, Säen, Eggen, Pflanzen und Ernten umschreibt einen großen Kreis ihrer Arbeit. Ans den Feldern zieht der Landmann Roggen, Hafer, Kartoffeln, Rüben, Wurzeln, Klee, Kohl und Runkeln. Roggen und Hafer sind Halmfrüchte oder Getreide, Kartoffeln, Rüben und Wurzeln nennt man auch Wurzelfrüchte. Während Getreide, Wurzelfrüchte und Kohl Menschen und Vieh zur Nahrung dienen, pflanzt der Landmann Runkeln, weiße Rüben, Klee und Spergel für das Vieh zum Füttern. Es sind Futtergewächse. Weil der Landmann das Feld oder den Acker bebaut, sagt man, er treibt Ackerbau. In den Ställen des Landmanns sind Pferde, Kühe, Schweine, Gänse, Hühner und Tauben. Pferde und Kühe helfen ihm bei der Arbeit. Die Kühe und die andern Tiere zieht der Landmann wegen' ihres großen Nutzens. Was geben sie ihm? Damit der Bauer möglichst viel Ein- nähme aus seinem Vieh bekommt, pflegt er es gut und zieht juuge Pferde, Kühe, Schweine und Hühner auf. Wir sageu, er treibt Viehzucht. Im Gemüsegarten neben dem Hause zieht der Landmann Salat, Erbsen, Bohnen, Gurkeu, Kohlrabi, Spinat; im Obstgarten stehen Apfel- bäume, Birnbäume, Pflaumenbäume und Kirschbäume. Der Landmann benutzt den Garten zur Gemüsezucht und Obstzucht. Wir können dafür auch Gartenbau sagen. Der Landmann treibt Ackerbau, Gartenbau und Viehzucht. Man sagt dafür auch Landwirtschaft. Die Arten der Be- schästignng sind abhängig von der Lage, der Bodenbeschassenheit, der Be- Wässerung und den Witterungsverhältnissen. Während der Bauer au nnsern Bächen Enten- und Gänsezucht treibt, auf den saftigen Wiesen viel Heu gewinnt, darum viel Vieh halten kann und eine bedeutende Milch- Wirtschaft hat, züchtet der Heidebauer mehr Schweine und Geflügel und pflegt die Bienen. In unserm Stadtbezirk gibt es viele Leute, die sich mit Landwirtschaft beschäftigen. Bei der letzten Berufs- und Betriebszählung am 1. Dezember 1997 gab es 681 landwirtschaftliche Betriebe. Nach der Viehzählung vom 1. Dezember 1911 gab es in Gütersloh: 669 Pferde, 2395 Rinder, 7313 Schweine, 43 Schafe. Andre Leute, wie die Holz- oder Waldarbeiter, beschäftigen sich im Walde. Die Holzfäller schlagen die Stämme nieder, die Holzschäler schälen die Rinde ab, die Fuhrleute sahreu die Stämme zur Sägemühle,

2. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 159

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
37. Zeugen alter Tage. Auf unfern Spaziergängen durch die Vaterstadt haben wir uns mit offenen Augen umgesehen. Manches fanden wir, an dem wir bisher achtlos vorüber gegangen waren. Besonders in den krummen und engen Straßen und Gassen Alt-Güterslohs trat uus mancher Zeuge längst ver- gangener Tage entgegen, der unbeachtet und vergessen sich aus der Urväter Zeit erhalten hat. Verwundert haben wir die alten Dinge angeschaut, die uns Kunde gaben von dem Leben und Treiben unsrer Vorfahren. Wie lanschten wir, wenn sie uns von den Tagen erzählten, in denen sie noch in Gebrauch waren und in Ehren standen. Da war zuerst Auf dem alteu Kirchhof war es, wo wir ihn zuerst kennen lernten.. Traurig hing er aus seinem alten Platze; denn man hatte ihn schon vor langer Zeit seines Amtes enthoben und nur noch sitzen lassen. An der Seite der Tür aber gläuzteu drei weiße Porzellanknöpfe und sahen stolz auf den verabschiedeten Türklopfer herab. Eben schritt ein juuges Mädchen der Türklopser. Abb. 45. Türklopfer am alten Kirchhof Nr. 15.

3. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 130

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 130 — hier auf der Wandtafel schreiben, bildete. Es war die Kreidezeit. Sie hat viele Jahrtausende gedauert. Endlich schwand das Meer, und uusre Gegend wurde von der lacheuden Sonne beschienen. Die Eiszeit und ihre Lebewesen. Aber es sollte noch eine lange, lange Winternacht über das Land hereinbrechen und alle grüne Waldespracht unter Schnee und Eis be- graben. Aus dem kalten Norden kam der grimmig kalte Wind, und die Gletscher, gewaltige Eisberge, die ganz Norddeutschland bedeckten, brachten allen Lebewesen Tod und Verderben. Jahraus, jahreiu stürmte, schneite und fror es. Immer höher türmte sich der Schuee, immer stärker wurde die Kälte. Ein weißes Leichentuch spannte sich über uusre Gegeud, über die ganze norddeutsche Tiefebene, und bald lag alles unter einer dicken Eisdecke begraben. Nur die Spitze der Hünenburg ragte noch aus dieser Eiswüste heraus. Wo früher die Meereswogeu fluteten, da war nun eine weite, unabsehbare Eisfläche. Lange, lange Zeit lag unfre Heimat, unser Vaterland unter ihr begraben. Aber es schien auch wieder die Sonne. Eis und Schnee schmolzen, die Wasser flössen dem Meere zu, und wieder grünte, wuchs und blühte es. Die großen Gletschermassen des Nordens hatten Lehm und Steine mitgebracht. Aus dem Lehm backen wir heute unsre Backsteine, und die großen Steine sind die Findlinge, die ihr an den Straßen und Wegeu liegeu seht. Nun lebten bei uns Löwen und Bären, die in Höhlen wohnten und darum Höhlenlöwen und Höhlenbären hießen. Aber auch gewaltige Elefanten, Nashörner und Riesenhirsche, von denen ihr Knochen im Museum und Abbildungen gesehen habt, lebten in uusrer Gegend mit den ersten Menschen. Unsre ältesten Vorfahren wohnten in Höhlen, sie lebten von der Jagd oder Viehzucht und hatten Waffen und Geräte vou Stein. Hilfsmittel: Fraas, Tafeln: Die Entwicklung der Erde und ihre Be- wohner. Ludorff: Vor- und frühgeschichtliche Altertümer Westfalens. Besuch des Bielefelder Museums. 34. Nor- und Frühgeschichtliches aus der Heimat. Die Hünengräber, die Kirchhöfe der Urzeit. Wer die ältesten Bewohner uusrer Gegeud waren und woher sie kamen, weiß mau nicht genau. Keine Geschichte hat es uns überliefert und keiue Inschrift gibt uns Kunde von den Ureinwohnern, die lange vor der Geburt Jesu Christi in den germanischen Wäldern zwischen Heide und Sumpfland hausten und im Kampfe mit den Tieren der Wildnis ein hartes, rauhes Leben führen mußten. Und doch erfahren wir aus deu Grabhügeln jener Zeiten etwas von den Sitten und Gebräuchen der da- maligen Völker. In der Heide und au den alten Postwegen findet man noch heute hin und wieder Hügel mit Heidekraut bewachsen und großen Findlingen bedeckt. Es siud sogenannte Hünengräber, Kirchhöfe der Ur- zeit. In ihnen fand man größere Tongefäße und kleiue Krüglein. Die großen Gefäße heißen Urnen. Sie sind oft mit Punkten, Linien und Bändern geziert und enthalten die Asche der verbrannten Leichen. Wir

4. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 139

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 139 — Leben in mittelalterlicher Enge und Gebundenheit verlaufen sein. Außer anderm herrschte der Mühlzwang, das heißt, die Einwohner durften nur in bestimmten Mühlen das Korn mahlen lassen. Es waren dies die Nene Mühle an der Herzebrocker Straße und die Avenstrothsche Mühle bei dem Meier Avenstroth in Sundern. Das Dorf selbst war klein, die Straßen schmal und krumm, schlecht und holprig, die meisten Häuser niedrig und eng wie heute noch am alten Kirchhof. Nur das Gildehaus, die Vogtei und die Gasthäuser waren ansehnliche Gebäude. Vom Busch her floß ein Bächlein durch das Dorf. Es lieferte für die ärmeren Leute das Trink- Wasser. Die Dunghaufen lagen vor den Häusern, Schmutz und Unrat wurden selten entfernt. Auf dem Dünger und in den Straßenpfützen tummelte sich das Federvieh und wälzten sich die Schweine. Straßen- beleuchtung kannte man nicht. Durch die ungesunden Verhältnisse ent- standen oft Seuchen und ansteckende Krankheiten, die viele Menschen dahin- rafften. Wie auch heute noch, trieben schon in den frühesten Zeiten die Gütersloher Handel und Gewerbe. Die Gütersloher Fuhrleute kamen weit in die Welt hinaus, sie fuhren zu den Messen der bedeutendsten Städte und waren in Bremen, Braunschweig und Frankfurt bekannt. Wenn abends die Fuhrleute ihre Pferde ausgespannt und die schweren, breiträdrigen Frachtwagen nachgesehen hatten, erzählten sie sich in der dunstigen Gast- stube ihre Erlebnisse. Zu den vielen Gefahren der Landstraße kamen als ungemein hindernd vor allem die vielgestaltigen politischen und Wirt- schaftlichen Verhältnisse. Rauh und kriegerisch war die Zeit und auch das Volk in seinen Sitten. Aufruhr, Kampf, Streit und Mord waren an der Tagesordnung. Draußen vor dem Dorf floß durch Heide und Wald die Dalke mit ihren fischreichen Köllen. In den Wäldern und Büschen aber hausten iu den ältesten Zeiten noch Bär und Wolf. Heute erinnern uns noch die Namen Wulf und Wulfhorst daran. Das Kirchspiel Gütersloh war von vier verschiedenen Ländern um- geben. Im Norden grenzte es an die Grafschaft Ravensberg, im Osten an das Land Rietberg, im Süden an das osnabrücksche Amt Reckenberg und im Westen an das Bistum Münster. Welche Schwierigkeiten und Umständlichkeiten verursachten da die Grenz- und Zollsperren! Wie hindernd und hemmend wirkten die verschiedenen Münzen auf den Handel und Verkehr ein! Mußte man doch auf dem Wege von Paderborn nach Gütersloh dreimal Zoll entrichten und mit viererlei Münzen seine Zeche zahlen. Die kirchlichen Verhältnisse im Laufe der Jahrhunderte. Wir haben gehört, daß die Kirche in Gütersloh eine Tochterkirche von Wiedenbrück war. Im Jahre 1259 wurde in Wiedenbrück ein Stift er-' richtet, dem die Kirchen des Bezirks unterstellt wurden. So wurde auch die Kirche zu Gütersloh dem Stift untergeordnet. Es besetzte die Pfarr- stelle und verpflichtete den Inhaber zu festen jährlichen Abgaben. Im Anfang des 15. Jahrhunderts schwuren mehrere Geistliche Güterslohs vor dem Kapitel zu Wiedenbrück folgenden Eid: „Allen, die die gegenwärtige

5. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 131

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
erkennen daraus, daß die Menschen damals ihre Toten verbrannten. Bei Gütersloh und bei Jsselhorst hat man früher Urnen gefunden. Heute gibt es am Fuße der Hünenburg noch Hünengräber. Die ältesten Urnen sollen schon 300 bis 500 Jahre vor Christi Geburt beigesetzt sein. Man glaubt, daß sie von den Kelten, die vor den Germanen, nnsern Vorfahren, in unsrer Gegend wohnten, stammen. Die Germanen kamen als Hirten in unser Land. Als Jesus Christus geboren wurde, da wohnten schon nnsre Vor- fahren hier. Sie waren aus dem Norden und Osten von den Gestaden der Ostsee gekommen. In den frühesten Zeiten kannten sie den Ackerbau noch nicht. Sie waren Viehzüchter oder Hirten. Mit ihren Herden zogen sie von Weide zu Weide. Familienweise kamen sie ins Land ge- zogen. Immer neue Familienverbände oder Sippen folgten. Auf ur- alten Heerwegen waren sie von der Ostsee durch die Westfälische Pforte und den Bielefelder Paß in unsre Gegend gekommen. Von Bielefeld aus führte ein alter Heerweg durch uuser Gütersloh bis an den Rhein. Als man im Jahre 1819 die Bielefelder Straße baute, fand man bei Schiede- brück, da, wo die Brücke über den Olbach führt, eine bronzene Lanzen- spitze. Sie wird im Bielefelder Museum aufbewahrt. Von den Cheruskern, Brnkterern und altgermanischen Burgen. Wo heute Bielefeld, Paderborn und Herford liegen, da wohnte ein germanischer Stamm, der hieß die Cherusker. Ihren heldenhaften Führer Armin, deu Befreier Deutschlands vom römischen Joch, kennt ihr alle. Bis zum Harz erstreckte sich das Land des tapfern Volkes. In unsrer Gegend wohnten die Brnkterer. Oben auf der Hünenburg, auf der wir heute den Dreikaiserturm erblicken, war eine alte germanische Burg aus Steinblöcken errichtet, in der die Frauen und Kinder und das Vieh Schutz suchten, wenn feindlicher Überfall drohte. Auch die Grotenbnrg bei Detmold, auf der jetzt das Hermannsdenkmal steht, war eine altgermanische Befestigung. Die mächtigen Hünenringe zeugen noch davon. Die Römer im Lande. Dann kamen die Römer in unser Land. Von dem heutigen Tanten am Rhein aus zogeu sie über Haltern an der Lippe nach dem Teutoburger Walde und weiter zur Weser. Da sind auch durch unsre Gegend die schwer- gepanzerten, eisenbewehrten Legionen der Römer gezogen. Mit ihrem Feldherrn Varus fanden sie in den Wäldern am Teutoburger Walde ihren Tod. Germauiens Söhne vernichteten das stolze Heer des welt- beherrschenden Roms. Die Kelten übermittelten den Germanen ihre Kultur. Als das Volk wuchs und die Weideplätze knapp wurden, da siedelten sich die Germanen an und trieben Ackerbau. Seit jenen alten Zeiten wohnen in unsrer Gegend die Bauern einzeln auf ihren Höfen. Diese Einzelhöfe findet man nur im nordwestlichen Deutschland, d. h. westlich 9*

6. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 9

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 9 — massen oft dicht an das Meer heran. Andererseits ist aber in vielen Gebieten die Terrassenbildung unverkennbar. Freilich ist der vorhandene Küstensaum auch dann nur von geringer Breite. Zur inneren Hochfläche erfolgt die Abdachung der Randgebirge zumeist allmählich, teilweise auch stufenartig. Nord- und Südküste Kleinasiens konnten der Schiffahrt Abb. 1. Cilicische Pforte. Aus einem Führer des Norddeutschen Lloyd. naturgemäß nicht sehr förderlich sein (Gründl). Ganz anders steht es dagegen um die vielgegliederte Querküste an der Westseite der Halbinsel. Die Küste schneidet senkrecht das Gebirge, das hier in breiteren Terrassen sanft zum Meere abfällt und sich schließlich in zahlreiche Halbinseln und Inseln auflöst. Überall treten Land und Meer durch tiefeinschneidende Buchten weitgehend in Berührung. (Mittelmeerklima!) Längstäler und Gebirgsketten

7. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 60

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 60 — manten, Rubinen it. ct.) gewonnen. Im Indischen Ozean, be- sonders an der Küste Ceylons, werden Perlmuscheln gefischt, welche kostbare Perlen liefern. (Entstehung!) Die Ureinwohner sind wohl in den zur Negerrasse gehörenden Drawidas zu suchen, welche auf dem Hochlande von Dekan wohnen und trotz aller Eroberungsgelüste fremder Völker teilweise ihre Selbständigkeit bewahrt haben. Sie stehen unter englischer Schutz- Herrschaft. Lange Zeit v.chr. drangen von Nordwesten her durch das Kabul- und Jndustal Jndogermanen, die arischen Inder oder Hindus, in das Land ein, eroberten in jahrhundertelangen Kämpfen ein Stück Boden nach dem anderen und verdrängten die einge- borene Bevölkerung immer mehr in das Innere. Die Hindus machen heute noch den größten Teil der Bevölkerung aus. Sie brachten das Land zu hoher Kultur. Von dieser zeugeu in der Jetztzeit noch zahl- reiche Stätten, Felsentempel, Ruinen von gewaltigen Bauten u. a. m. (Abb. 20.) Die Hindus bekennen sich zum größeren Teile zum Brahmaismus, zum geringeren zum Buddhismus, jenen beiden Neligiousformen, welche höhere Stufen des Heidentums darstellen. Der Brahmaismus unterscheidet Brahma, den Schöpfer- aller Dinge, Wischnn, den Welterhalter, und Siwa, den Zer- stör er. Mit dieser Religionsform im Zusammenhange steht das Kastenwesen (Priester, Krieger, Kaufleute, Ackerbauer und Gewerbe- treibende, dazu Besitzlose oder Parias). Die religiösen Lehren sind zum Teil in den uralten Veden enthalten, welche im Sanskrit geschrieben sind (Lehre von der Seelenwanderung). Der Buddhismus bekennt sich auch zu den Gottheiten des Brahmaismus, bekämpft aber das Kastenwesen und hat besonders durch seine Moral, deren Vorschriften vielfach schon an unsere christlichen Glaubenssätze und Sittenlehren anklingen, in hohem Maße in geistiger und damit auch in wirtschaftlicher Hinsicht kulturfördernd gewirkt. Diese Religionsform hat ihren Namen nach ihrem Begründer, einem Königsohne in Indien, der später Buddha genannt wurde, erhalten. Die Drawidas stehen noch auf einer niederen Stufe der Gottes- erkenntnis und Kultur. Die reichen Naturerzeugnisse und sonstigen Schätze Indiens lockten aber im Laufe der Jahrhunderte noch andere Völker- schaften herbei, welche nach dem Besitze des Landes gelüstete. Und da die Hindus in fleißiger Arbeit von ihrem kriegerischen Sinn mehr und mehr zurückgekommen waren, so hatten die Eroberer ein leichtes Spiel. So drangen um das Jahr 1000 mohamme- danische Völker in das Land ein (Kabultal) und bereiteten dem Islam eine Stätte. Und manch eine herrliche Stätte der Gottes- Verehrung ist seitdem dieser Religionsgemeinschaft geweiht worden. Im 15. Jahrhundert überfluteten wiederum die Mongolen das

8. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 88

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 88 — Schaf, Ziege, Hühner, Tauben und andere Haustiere gezüchtet. (Abb. 28.) Auf den Hochflächen, welche geringere Besiedelung haben, streichen zahlreiche Pferde, Rinder, Kamele und Schafe wild um- her, und in den völlig menschenleeren Gebieten sowie in den Fluß- dickichten hausen Tiger, Panther, Bären, Wölfe, Füchse u. a., denen wieder Antilopen, Hasen und andere wehrlose Tiere zum Opfer fallen. Die Bewohner dieser Gebiete sind zum bei weitem größeren Teile Mongolen, welche sich in verschiedene Stämme gliedern. Da- hin rechnen u. a. auch die Kalmücken und Tataren. Unter letzteren versteht man auch wohl die Mongolen überhaupt. Ebenso sind die Bewohner Tibets, die Tibetaner (die Bod-dschi), mongolischen Ursprungs. Soweit mongolisches Blut in ihren Adern rinnt, bekennt sich die Bevölkerung Jnnerasiens zum Buddhismus. Die Hoch- bürg der Buddhisten ist der Palast des Dalai-Lama in Lhasa in Tibet, der mehrere Tausende von Zimmern umfaßt. Der Dalai-Lama ist die Verkörperung der Göttlichkeit, der oberste Priester der Buddhisten, zugleich auch das weltliche Oberhaupt Tibets, über das wie auch über die übrigen Gebiete Jnnerasiens die Chinesen die Oberhoheit sich wahrten. Doch üben die buddhistischen Priester und Bettelmönche keinen günstigen Einfluß auf die Sitt- lichkeit des Volkes aus. So herrschen besonders in dem weltent- legenen Tibet über die Ehe sehr laxe Anschauungen, welche in erster Linie durch ehelose Mönche geschaffen wurden. Hier hat also der Buddhismus in dieser Richtung weniger kultursördernd gewirkt. Immerhin sind die zahlreichen Klöster wenigstens Pflegstätten der Wissenschaft. — Die im Lande wohnenden Kirgisen (Dsungarei usw.) sind Mohammedaner, desgleichen die Turkmenen. Beide Stämme sind türkischen Ursprungs. Auch sie haben prächtige Stätten der Gottesverehrung (Moscheen). In den Randgebieten sitzen außerdem Hindus, Chinesen u. a. Bevölkerungselemente. — Nicht immer waren die Bewohner des Hochlandes von Zentralasien so friedlich gesinnt wie heute — von ihrer Fremdenfeindlichkeit abgesehen. Einst über- schwemmten von hier aus die mongolischen Horden (im 13. Jahr- hundert, unter der Herrschaft des Dschingiskhans und seiner Nach- folger) China und Vorderasien und drangen auch durch das Völker- tor der Dsungarei in Sibirien und weiter zwischen Ural und Kaspi- see in Europa ein, Furcht und Schrecken verbreitend (Schlacht bei Liegnitz, 1241). Andererseits bedeutet aber diese Zeit, in der das Haupt der „Goldenen Horde" (des Herrscherstammes) — eben jener Dschin- giskhan — regierte, eine Blütezeit der Kultur, und Forscher haben in diesen Gebieten verschüttete Städte gefunden, welche damals aufgeblüht waren. Auch die Ruinenstädte, welche Sven von Hedin im Tarimbecken fand, mögen wohl hiermit im Zusammenhange

9. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 97

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 97 — Oberhaupt des Volkes. An der Spitze der einzelnen Provinzen des Landes stehen Vizekönige. Ihnen dienen wieder die „Mandarinen" (Beamten). Die Chinesen können auf eine uralte Kultur zurückblicken. Schon lange vor Christi Geburt kannten sie Kompaß, Buchdruckerkunst, Schießpulver-, Porzellan-, Glas-, Papier - und Seidenbereitung. Sie konnten damals auch schon kunstvolle Elfenbeinschnitzereien und Holzgegenstände herstellen. Bei ihrer Jahrtausende währenden, strengen Abgeschlossenheit aber, wie diese vor allem durch hohe Ge- birgswälle ringsum, durch Wüsten und das stürmische Meer (Tai- sune) sowie durch die weite Ferne der gegenüberliegenden Gestade gegeben war, blieben sie ohne jeden anregenden Berkehr mit andern Kultur- Völkern, und das bedeutete schließlich auf vielen Gebieten ein völliges Zurückbleiben hinter den ständig fortschreitenden kulturellenver- Hältnissen des Abendlandes. So verknöcherte die chinesische Kul- tur. Doch stehen die Chinesen heute noch unerreicht da in der Seiden-, Lack- und Porzellanindustrie, in der Bereitung von Papier, Holzarbeiten, Elfenbeinschnitzereien, Tusche u. a. m. (Hier sei erwähnt, daß das Land reich an Erzen und Kohlen ist. In dem Maße, in welchem diese Bodenschätze mehr und mehr ausgebeutet werden, können sich auch andere Zweige der Industrie heben.) Ihre Fremdenfeindlichkeit aber gegen die Europäer hat sich bis in unsere Zeit erhalten. Sie kommt in jeweiligen Hetzereien und Aufständen zum Ausbruch, welche dann selten ohne Blutvergießen abgehen. So zeigen z. B. die Ermordung des deutschen Gesandten Freiherrn von Ketteler, dieniedermetzelung chinesischer Christen, dieermordung deutscher Missionare u. a. m. den glühenden Haß gegen die Europäer und die europäische Kultur (Religion). Unter den gewaltigen Bauwerken, welche die Chinesen einst mit großem Fleiße und zäher Energie aufführten, sei neben dem oben erwähnten Kaiserkanal (siehe das!) u. a. noch der Großen Mauer gedacht, welche eine Länge von etwa 2000 km aufweist, über Berg und Tal, über Flüffe und Kanäle führt und in bestimmten Ab- ständen mit Türmen und Bollwerken versehen ist. Sie sollte gegen den Einfall kriegerischer Völker von Norden (Wüste Gobi) und auch aus dem Innern Asiens schützen. Sie ist heute so gut wie be- deutungslos. Schiller hat dieses großartige Bauwerk in folgendem Rätsel gekennzeichnet: Ein Gebäude steht da von uralten Zeiten, Es ist kein Tempel, es ist kein Haus; Ein Reiter kann hundert Tage reiten, Er umwandert es nicht, er reitet's nicht aus. Jahrhunderte sind vorübergeflogen, Es trotzte der Zeit und der Stürme Heer; Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. Iii. 7

10. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 116

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 116 — Hälfte von Sachalin und Port Arthur (siehe das! — Oberhoheit über Korea). Die Inseln sind — ihrer Entstehung entsprechend — vorwiegend gebirgig. Stellenweise treten die Gebirge steil an das Meer heran, dann lassen sie auch wieder in anderen Teilen Raum für Küsten- ebenen (Gesteinszusammensetzung — Schichtenbildung — Verwerfungen innerhalb der Gebirge — vulkanische Massen). Von den vielen vor- handenen Vulkanen sind noch eine ganze Reihe tätig (Rand des Großen Ozeans, Meerestiefen — heiße Quellen — zahlreiche Erdbeben, oft schwerer Art). Die höchste Erhebung ist der Fusijama (3780 m) auf Hondo (Kegelform, Gipfel 10 Monate mit Schnee bedeckt, heiliger Berg, Wahrzeichen für Schiffer und Landleute, in der schneefreien Zeit von Pilgern bestiegen, welche die Umgebung bewundern). Die vorhandenen zahlreichen Flüsse können sich nur wenig ent- wickeln. (Warum?) Doch sind sie wasserreich. Ihr langer Oberlauf hat zumeist ein starkes Gefälle (landschaftliche Schönheit). Aber auch der kurze Unterlauf ist wegen vieler Ablagerungen im Bett zur Schiffahrt meist nicht geeignet (Ausnahme: der Jodo auf Hondo). Das Klima der japanischen Inselwelt zeigt den Einfluß des Meeres (Kuro-Siwo —Oja-Siwo). Doch kann es nicht als ausgesprochen ozeanisch bezeichnet werden, da die Gegensätze teilweise noch groß genug sind. (Nachweis!) Auch schaffen die bedeutende meridionale Ausdehnung (23 Grade) und die teilweise bedeutenden Erhebungen mancherlei Abweichungen. Die Monsune geben reichliche Feuchtigkeit (Gefahren durch Taifune, dazu kalte Nordstürme). Doch ist das Klima Japans im allgemeinen ein günstiges. Die Pflanzenwelt ist üppig und artenreich. Tropische Formen berühren sich mit subtropischen und mitteleuropäischen. Japans rationell bebauter, fruchtbarer Boden erzeugt Tee, Baumwolle, Reis, Hirse, Ge- treide, Maulbeerbaum (Seide), Yamswurzel u. a. m. In den herrlichen Wäldern gedeihen Palme, Kampferbaum und Lackbaum, Buche, Ahorn und Nadelhölzer der verschiedensten Art. Unter den wildlebenden Tieren (Vereinigung von asiatisch-enro- päischen und indischen Formen) sind Bär (Kuma), eine Affenart, Hirsch, Gemse, Fuchs, Wildschwein, Fasan, Schlangen und Riesen- salamander hervorzuheben. Als Haustiere sind vor allem Pferd, Rind und Schwein vertreten (Fischreichtum). Die Japaner zeigen den ausgeprägten Typus der Mongolen (Nach- weis! Einwanderung vom asiatischen Festlande her — Urbevölkerung: die Ainos, heute rein oder gemischt auf Jeso, den Kurilen und Sachalin — Japaner klein, fleißig, ausdauernd, reinlich, tapfer, großes Rechtsgefühl — ihren chinesischen Nachbarn auch geistig überlegen). Ihre Sprache ist dem Chinesischen nahe verwandt. Sie sind Buddhisten (Ahnenkultus). Das Volk der Japaner hat seine einstige Abgeschlossenheit schneller aufgegeben als die Chinesen. Es.hat sich sehr empfänglich gezeigt für die Aufnahme abendländischer (europäischer) Kultur ^Öffnung der Häfen für den Außenhandel mit den Fremden — Weltmacht, Botschafter in allen Kulturländern — gebildet und einflußreich — nach europäischem Muster sind Bildungsstätten, wissenschaftliche Anstalten, Eisenbahn-, Telegraphen- und Telephonnetz, selbst die Staatsverfassung eingerichtet — Studium junger begabter Japaner (Ingenieure, Offiziere, Studenten u. a.) in Europa (Deutschland) — europäische Gelehrte in Japan u. a. m.].
   bis 10 von 158 weiter»  »»
158 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 158 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 7
2 0
3 5
4 48
5 9
6 5
7 5
8 8
9 7
10 15
11 5
12 0
13 7
14 8
15 5
16 7
17 4
18 9
19 3
20 0
21 2
22 40
23 4
24 1
25 0
26 11
27 1
28 1
29 14
30 5
31 0
32 0
33 2
34 2
35 1
36 5
37 19
38 21
39 5
40 3
41 6
42 0
43 3
44 1
45 42
46 3
47 2
48 40
49 10

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 8
2 7
3 25
4 33
5 4
6 7
7 0
8 0
9 18
10 8
11 6
12 0
13 6
14 2
15 0
16 4
17 18
18 2
19 1
20 0
21 8
22 9
23 3
24 3
25 5
26 3
27 1
28 2
29 0
30 1
31 2
32 1
33 5
34 0
35 4
36 2
37 4
38 3
39 2
40 5
41 7
42 4
43 63
44 4
45 24
46 3
47 5
48 2
49 1
50 8
51 0
52 5
53 0
54 27
55 2
56 0
57 20
58 2
59 2
60 2
61 15
62 3
63 3
64 6
65 39
66 7
67 0
68 8
69 4
70 24
71 19
72 11
73 2
74 1
75 7
76 10
77 5
78 3
79 2
80 2
81 1
82 0
83 5
84 3
85 0
86 0
87 6
88 1
89 6
90 0
91 13
92 39
93 1
94 5
95 37
96 0
97 7
98 7
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 211
1 167
2 49
3 95
4 43
5 168
6 310
7 153
8 20
9 124
10 142
11 153
12 235
13 122
14 246
15 28
16 31
17 135
18 127
19 159
20 35
21 124
22 49
23 14
24 90
25 377
26 60
27 49
28 52
29 298
30 95
31 21
32 261
33 285
34 187
35 125
36 117
37 48
38 264
39 230
40 147
41 31
42 40
43 162
44 139
45 40
46 21
47 294
48 46
49 31
50 187
51 172
52 305
53 41
54 439
55 117
56 48
57 31
58 92
59 270
60 135
61 191
62 144
63 25
64 45
65 170
66 113
67 144
68 34
69 10
70 52
71 141
72 110
73 61
74 60
75 41
76 46
77 57
78 199
79 55
80 153
81 594
82 98
83 189
84 19
85 31
86 140
87 63
88 38
89 106
90 97
91 130
92 11
93 33
94 72
95 348
96 76
97 113
98 38
99 167
100 259
101 144
102 105
103 84
104 102
105 113
106 59
107 91
108 28
109 101
110 109
111 100
112 60
113 40
114 112
115 82
116 26
117 40
118 35
119 245
120 69
121 258
122 189
123 91
124 76
125 126
126 95
127 158
128 22
129 148
130 153
131 220
132 64
133 436
134 51
135 62
136 290
137 69
138 31
139 192
140 122
141 74
142 256
143 105
144 63
145 350
146 38
147 35
148 110
149 15
150 53
151 129
152 121
153 54
154 106
155 163
156 205
157 220
158 55
159 107
160 73
161 97
162 38
163 39
164 121
165 104
166 154
167 45
168 56
169 48
170 94
171 164
172 59
173 144
174 76
175 157
176 92
177 156
178 46
179 67
180 99
181 34
182 111
183 873
184 75
185 43
186 41
187 38
188 518
189 39
190 38
191 49
192 101
193 155
194 160
195 93
196 153
197 42
198 85
199 177