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1. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 8

1872 - Heidelberg : Weiß
Solche Scharm tapferer Waffengeuosseir standen einem benachbarten Stamme m sernen Knegsunternehmungen bet, oder sie machten selbst Ein. saue in fremdes Gebiet, um Land zu erobern oder Beute au Sklaven und Vieh zu gewinnen. Auf diese Weise erlangten die Anführer oder Fürsten oft beträchtliche Besitzungen an Landeru. Davou verliehe» sie dann einen großen Teil an o * ^Olge, auch au Freie, die in ihre Dienste traten. Solch ein Gut hieß ~eheit oder Feudum, d. t. Treugnt, während ein unabhängiges Eigentum Ulod genamit wurde. Diejenigen, welche durch Lehen einem Fürsten m dienst und Treue verpflichtet waren, hießen Vasallen, was etwa so viel lagen will als Gesellen. Die wichtigste Verpflichtung, welche die Vasallen uberuahmeu, war die Heeresfolge. Diese Einrichtungen der alten Deutschen wurden der Grund des Lehenswesens, auch Feudalweseu genannt, das sich Deutschen ganze Länder des römischen Reiches eroberten, zum -cachtetl der allgemeinen Freiheit sehr künstlich ausbildete. Ii. Mm deutsche Keschichte. 11 Die Cimbern und Teutonen. 11 qpf Hb vor Christi Geburt kam ein wildes, mtbe; rrnte§.$oß Don der Donau her und überschritt die Alpen, Pfeilschnell glitten die riesigen Gestalten auf ihren breiten Schildern Die steilen, mit Schnee und Eis bedeckten Höhen hinab. ^te Jlslnnten Cimbern und Teutonen und verlangten von den Römern Land, wo sie sich niederlassen könnten. Die Römer verweigerten die^ und schickten ihre Kriegsheere gegen die Fremdlinge. Aber die tapfern Deutschen stritten mit unbezähmbarer 2~u*_ lmb vernichteten die größten römischen Heere. Städte und -dötfer wurden von Grund aus zerstört, alles Gerät zerschlagen, die -lrferde erstochen, die Gefangenen'aufgehängt oder den Göttern geopfert. Ganz Italien geriet durch diese unüberwindlichen Kriegshaufen in Angst und Schrecken. Die Cimbern und Teutonen be- nutzten indes ihre Siege nicht, sondern zogen über die Alpen nach dem südlichen Frankreich. Jetzt übertrugen die Römer den Kampf gegen die gefürchteten Feinde dem Marins, einem tapfern Kriegs-ilclbeil Dieser sammelte ein großes Heer und führte es nach Gallien. äloii Ichlug er an der Rhone ein verschanztes Lager auf, wagte aber noch keinen Kampf, sondern wollte vorerst seine Soldaten an den Anblick der kräftigen Fremdlinge und an den Ton ihrer furchtbaren Stimmen gewöhnen. Unterdessen teilten sich die beiden Volksstämme,

2. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 12

1872 - Heidelberg : Weiß
— 12 — d. Die Angeln und ein Teil der Sachsen schifften von den Küsten der Nordsee (449) unter ihren Führern Hengist und Horsa nach Britannien. Von thuen erhielt das Land den Namen England. Die Ostgoten. Odoaker, ein deutscher Fürst, hatte im Jahr 476 an der Spitze verschiedener deutscher Völkerschaften den letzten weströmischen Kaiser Romulus Augustulus vom Throne gestoßen. Gegen ihn zog Theodorich, der König der Ostgoten (ursprünglich am schwarzen Meer zwischen Don und Dnepr wohnend), zu Felde. Odoaker wurde bei Veroua besiegt, und Theodorich herrschte jetzt in Italien. Nach seinem Tode entriß aber der byzantinische (griechische) Kaiser Justinian durch seine tüchtigen Feldherren Beliscir und Narses das Land den verweichlichten Ostgoten. f-. Bald darauf kanten die Langobarden, welche früher das Land an der mittleren Elbe intte hatten, nach Italien. Sie eroberten unter ihrem König Alboiit einen großen Teil des Laubes. Pavia würde Hatiptstabt von Langobarbien, woraus später der Name Sombarbei hervorging. Der 568] Zug der Langobarden nach Italien war übrigens der letzte in der großen Völkerwanberuug. 15* Folgen -er Völkerwanderung. Die Völkerwanberung übte einen großen Einfluß auf die Sitten und auf die Sprache der deutschen Völker aus. Die ausgewaitberten Deutschen hatten sich in Gebieten niebergelaffen, die früher zu dem römischen Reiche gehörten. Da herrschten natürlich noch römische Sitten und Gesetze, und häufig war neben der lateinischen ober römischen Sprache die ursprüngliche alte Lanbessprache noch in Übung. Die eingewanberten Deutschen nahmen nun allmählich die Sitten, die Gesetze und selbst die Sprache der neuen Heimat au. Aus biefer Vermischung entstauben mit der Zeit die romanischen Völker und die romanischen Sprachen, wie die französische, spanische, portugiesische, italienische. So verloren die Burgunber, die Goten, die ßangobarben in ihren neuen Wohnsitzen gänzlich ihr beutsches Wesen (Charakter) und ihre beutsche Sprache^ Nur im eigentlichen Deutschland erhielten sich die deutschen Sitten (Nationalität) und beutsche Sprache rein und unvermischt. Das Volk lebte hier immer noch nicht in ©täbten, sondern auf einzeln liegenden Höfen. Neben Ackerbau und Viehzucht blieben die Jagb und der Krieg Lieblingsbeschäftigungen. Nur in bett ehemals römischen Besitzungen am Rhein uttb an der Donau erblühten aus bett römischen Städten und Standlagern von neuem Städte und Dörfer. Diese verkehrten mit einander auf guten Landstraßen, trieben Handwerke und Künste. Durch die Auswanderung zahlreicher Volksstämme hatten sich aud) in Deutschland die Wohnsitze und Namen einzelner Völkerschaften verändert. Jetzt wohnten die Alemannen, später auch Schwaben genannt, von dem Main bis zum Fuße der Alpen und von den Vogesen bis zum vech. An diesem Fluß fing das Gebiet der Bayern an, welche Nachkommen der frühern Markomannen waren. In der Mitte Dentschlanbs wohnten die Thüringer, früher unter dem Namen Hennunburen bekannt; westlich von biefeit die Hessen, Nachkommen der alten Chatten. Nörblich von bett Thüringern und Hessen lebten die Sachsen in ihren Wohnsitzen; die Franken bagegen hatten sich schon früher am Rhein von Mainz abwärts uttb im nörblicheu Gallien ausgebreitet. Im östlichen und nordöstlichen Deutschland aber ließen sich in den Wohnsitzen, welche die Deutschen verlassen hatten, die Slaven ober Weuben nieber. Sie waren ebenfalls aus Asien eiitgeromibert uttb bestauben aus

3. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 1

1872 - Heidelberg : Weiß
I. Aas nltr Deutschland und seine Bewohner. 1, Beschaffenheit des Landes und seine Erzeugnisse. 'Ms: ' v '■ A Tas alte Deutschland hatte sehr enge Grenzen; es lag^ zwischen Rhein, der Donau, der Weichsel und dem Meer. Tie Länder jenseit des ■ Rheines und der Donau waren den Römern unterworfen. Zur Zeit der Geburt Christi war uuser Vaterlaud viel feuchter, kälter und unfruchtbarer als es jetzt ist. Ungeheure Wülber, große Sümpfe und weite öde Strecken bebecften das Land; uur ein geringer Teil bavon war angebaut ober wurde als Weibeplatz beuützt. In den Wäldern hausten außer dem gewöhnlichen Wilb der Auerochs, der Bär, der Wolf und das Elentier (eine Art großer Renntiere). Auf den Felsen horstete der Abler und viele andere Arten großer Raubvögel. Zahlreiche Herden von Pferden und Rindvieh trieben sich auf beit freien, grasreichen Weiben umher. Tie Wülber bestanben vorzugsweise aus Eichen, Buchen und Nabelhölzern. Obstbäume gab es nicht; erst die Römer pflanzten ebles Obst und später auch Reben an den Ufern des Rheins. Dagegen boten die zahlreichen, bichten Waldungen Holzäpfel und Holzbirnen und eine Menge wild-roachsenber Beeren, Kräuter und Wurzeln. Angepflanzt würde Roqoeu, Gerste, Hafer und Flachs. Die Salzquellen, die sehr hoch geschätzt waren, lieferten reichlich Salz. Im Innern der Erde fand man Eisen. Auch stärkenbe Heilquellen waren damals scholl besannt. 2. Abstammung, Name und Völkerschaften. Unsere Vorfahren, _ die alten Deutschen, waren in sehr früher, unbekannter Zeit ans Asien emgewanbert. Die Gallier, die Bewohner des linken Rheinufers, und die Römer nannten sie Germanen, b. i. Wehr- oder Kriegsmänner; sie selber 'aber gaben sich beit Namen Deutsche. Dieser Name wirb gewöhnlich von dem gotischen Wort tiiiuda oder diot, d. h. Volk, abgeleitet. Die alten Deutschen zerfielen itt mehr als fünfzig größere und kleinere Völkerschaften. Riegel, Der erste gesch. Unterricht. ^

4. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 33

1855 - Heidelberg : Winter
§. 34. Politisches Leben der Griechen. 33 4. Politisches Leben der Griechen. §. 34. Was die staatlich en Einrichtungen der Griechen betrifft, so standen Anfangs die einzelnen Völkerschaften unter Königen, welche nach deni Erbrecht oder mit Gewalt den Thron erhielten. Die P r ie- st er hatten nirgends eine Herrschaft, dagegen durch die Orakel be- deutenden Einfluß. Nach der dorischen Wanderung trennte sich das Ganze in einzelne, von einander unabhängige Städtegebiete, welche zuweilen in einen Stadtebund zusammentraten. Die Königsthümer verschwanden bald, indem die Könige theils ausstarben, theils vertrieben wurden. An ihre Stelle traten in Städten mit großem Grundbesitz Arisiokratieen (Adelsherrschaften). Diesem Adel suchte sich in Handelsstaaten der Stand der Reichen gleichzustellen, der dann die Oberherrschaft bekam; dies nannte man Timokratie. Das niedere Volk bildete, wo die neuen Einwanderer das llebergewicht erhielten, eine Art Mittelstand, oder sank zur Leibeigenschaft herab. Als Sklaven hatte man nur gekaufte Nichtgriechen. In Städten mit großem Han- dels- und Gewerbstande, wo die Glieder dieses Standes bald zu Reich- thum gelangten, errangen sie sich meist einen Antheil an der Regierung, und es entstand die beschränkte Demokratie (Volksherrschaft). Aus beiden, der Aristokratie und Demokratie, gieng zuweilen die Tyrannis hervor, d. h. die unbeschränkte Herrschaft eines Einzelnen, eines sogenannten Tyrannen, worunter man sich jedoch, besonders in der älteren Zeit, nicht immer einen grausamen Despoten, sondern meist einen für das Wohl des Volkes besorgten Alleinherrn zu denken hat. Aus der Timokratie entstand häufig die Oligarchi e, die Herrschaft Weniger, welche sich durch Gewalt in der Regierung zu erhalten suchten. Oft aber überschritt auch das Volk (der Demos) die Schranken und erzwang sich allgemeine Theilnahme an der Regierung (unbeschränkte Demokratie), welche leicht in Ochlokratie (Pöbelherrschast) ausartete. Bei diesein Auseinandergehen der griechischen Stämme hatten sie doch wieder verschiedene Bande der Einigung. Zuerst die Gast- f r e u n d s ch a f t, dann die Waffen- und Bundesgenossen- schäften mehrerer Staaten unter der Oberanführung (Hegemoni e) des angesehensten; ferner die Amphiktyvnie, eine Verbindung meh- rerer Staaten zum Schutz der gemeinschaftlichen Heiligthümer und Fest- spiele. — Das allgemeinste und weiteste Band aber waren ihre hei- ligen Festspiele: die dem Zeus geweihten olympischen, welche alle vier Jahre wiederkehrten, und nach welchen ihre Zeitrechnung sich rich- tete; die dem Apollo geweihten pytbisch en zu Delphi; die dem Poseidon geweihten isthmischeu bei Korinth und die von Herakles gestifteten nemeischen bei Nemea. Leitfaden der Weltgeschichte. 3 r

5. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 46

1855 - Heidelberg : Winter
46 Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschichte Makedoniens. Philipp. Erzgießer Lysippus; die Maler Polygnötus, Zeuxis, Parrhasius und Apelles. Unter den Dichtern treten besonders die Dramatiker Aeschylus, So- phokles, Euripides und Aristophanes hervor; sodann als Geschicht- schreiber Herodot, Thucydides und Zeenophon. Die ältere Philosophie nahm durch die Sophisten eine die Religion und Sittlichkeit untergrabende Richtung, welcher Sokrates mit allem Ernst entgegentrat. Aus seiner Schule giengen Männer wie Plato, Aristoteles, Euklid es, Antisthen es und Aristippus hervor, welche mit ernstem Sinn nach Wahrheit strebten und verschiedene Schulen gründeten. 3. Griechenlands spätere Zeit. Dittmar's histor. Atlas. Taf. Iii. Iv. u. V. 1. Makedoniens Herrschaft. Frühere Geschickte Makedoniens. Philipp. 49. ^Aacedonien, durch welches Griechenlands Freiheit unter- gehen sollte, war ursprünglich ein kleines Land, das von Dorern bewohnt war, welchen sich viele andere, nichtgriechische Völkerbestandtheile beige- mischt hatten. Die Könige des Landes wurden zur Zeit der Perser- kriege den Persern zinsbar und erweiterten mit deren Hilfe ihre Herr- schaft. Nach der Schlacht von Platää aber machten sie sich unab- hängig, worauf der König Ar che laus griechische Bildung und Heeres- ordnnng in seinem Lande einführte. Sein zweiter Nachfolger, Alexan- der Ii., welcher sich in Thessalien festsehen wollte, wurde dort von den Thebanern aufgehalten und mußte seinen jüngsten Brüder Philipp als Geisel nach Theben schicken. Dieser Philipp, ein scharfblickender, kluger und tapferer Mann, erwarb sich, so lange er in Theben im Hause des Epaminondas war, nicht blos viele Kenntnisse in der Staats- und Kriegskunst, sondern lernte auch die Schwäche Griechenlands gründlich kennen. Als daher sein Bruder Alexander eines gewaltsamen Todes gestorben und sein zweiter Bruder Perdiccas Hl. im Kampfe gegen die Illyrier gefallen war, floh Philipp aus Theben, bestieg den macedonischen Thron und faßte den Plan, sein Reich bis ans Meer zu erweitern, Griechenland zu unterwerfen und dann das Perserreich zu stürzen. Zunächst eroberte er einige athenäische Küstenstädte, sowie einen Theil Thraziens, in welchem reiche Goldminen ihm die Mittel zu seinen Zwecken gaben. Darauf half er den Thessaliern gegen die tem- pelränberischen Phocier, schlug diese in zwei schweren Treffen, und ließ 3000 derselben in einem See ersäufen. Als er Thessalien zur mace- donischen Provinz gemacht hatte, wendete er sich nach der chalcidischen

6. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 77

1855 - Heidelberg : Winter
77 §. 79. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus. kündigen und rüstete sie nach seiner Himmelfahrt mit Kraft aus der Höhe, mit dem heiligen Geiste dazu ans. Schon am ersten Pfing st feste wurde die erste Christenge- meinde gesammelt, welche senfkornartig allmählig zu einem Baume heranwachsen sollte, in dessen Schatten alle Völker Ruhe und Heil fin- den. Damit war der Grund zur christlichen Kirche gelegt, welche, auf den Fels des Glaubens an Christum, den Sohn des lebendigen Gottes erbaut, selbst von den Pforten der Hölle nicht sollte überwältigt wer- den können. Die erste Verfolgung der neuen Gemeinde von Seiten des hohen Raths veranlaßte zwar den Märtyrertod des Almosenpflegers Stephanus, aber auch die Ausbreitung der Gemeinde über andere Theile Palästinas und Syriens. Dieselbe Frucht schaffte auch die zweite Verfolgung durch Herodes Agrippa I , in welcher der Apostel Ja- kobus der Aeltere seinen Tod fand. Nachdem zuvor schon die Erstlinge aus den Heiden in die Gemeine ausgenommen worden waren, begann der vom Herrn selbst bekehrte und ausgerüstete Heidenapostel Paulus sein Werk, durchzog auf drei Reisen Kleinasien, Macedonien und Griechenland, stiftete allenthalben neue Christengenieinden und verkündigte zuletzt noch in der Weltstadt Rom das Evangelium von dem Gekreuzigten, in welchem allein das Heil zu finden ist. 2. Die Germanenwelt zur Zeit des Augustus/ §. 79. Während so die christliche Kirche in der Stille sich gründete, traten in dem römischen Kaiserreich verschiedene Wechsel ein. Noch zur Zeit des Angustns hatte der Kampf mit dem Volk der Germanen be- gonnen , welches zunächst berufen war, das Strafamt über das versun- kene Römerreich zu üben und darnach der Hauptträger christlicher Bil- dung und Gesittung zu werden. Die Germanen, dieses kräftige, nach Sprache und Blut unvermischte Volk, wohnten von dem Jura, den Vogesen und der Maas bis zur Weichsel, von der Donau bis zur Ost- und Nordsee, und waren in viele Völkerschaften getheilt, welche größtenteils ohne politischen Zusammenhang lebten. Sie zeichneten sich in leiblicher Beziehung durch hohe Körpergestalt, weiße Haut, blondes Haar, blaue, feurig blickende Augen, trotzige Haltung und große Kraft, in geistiger Hinsicht durch unbän- digen Muth, unbezwingliche Tapferkeit, Freiheitssinn, Vaterlandsliebe, Gottesfurcht, Züchtigkeit, Achtung gegen das weibliche Geschlecht, Gastlich- keit, Treue und Redlichkeit vor allen andern Völkern aus. Jeder Germane oder Deutsche, welcher ein Grundeigenthum, Allod, besaß, war frei. Wer aber einem Freien gegen ein Feod oder Lehens- gut oder um sonstigen Unterhalt diente, war dinglich — hörig. Die

7. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 8

1855 - Heidelberg : Winter
8 §. 4. Die Entstehung des Heidenthums. Aber auch bei den Nachkommen Noah's war das Andenken an das gewaltige Strafgericht Gottes bald erloschen; die Sünde nahm auch bei ihnen wieder mehr und niehr überhand. Sie beschloßen, gegen den Willen des Herrn, nach welchem sie die ganze Erde bevölkern sollten, im Lande Sinear beisammen zu bleiben und einen hohen Thurm zu bauen, damit sie sich einen Namen machten und nicht so leicht zer- streut würden. Doch Gott vereitelte ihr Beginnen, indem er die Völker- und Sprach enscheidung eintreten liest, die sie zwang, anseinanderzu gehen. Jedes Volk-sollte seine eigenen Kräfte üben und ausbilden, bis die Zeit gekommen seyn würde, in der nach Gottes Rath Eine Heerde unter Einem Hirten werden sollte. So bildeten sich denn die verschiedenen Völkerstämme ans, die nach ihrem körperlichen Aussehen, nach ihren geistigen Eigenschaften und nach ihren Sprachen so sehr von einander abweichen. Doch ist ungeachtet dieser Abweichungen, ungeachtet dieser verschiedenen Menschenracen, deren man gewöhnlich fünf zählt, und ungeachtet der verschiedenen Sprachen ihre gemeinschaftliche Abstammung nicht zu verkennen. Nach den verschiedenen Woh nplätzen, welche sich die auseinander ziehenden Geschlechter wählten, bildeten sich auch die Lebensweisen und Schicksale der Völker verschieden ans. Die einen setzten sich in fruchtbaren Flußthälern und Ebenen fest, und wurden so zum Ackerbau, zur Gründung von Städten und Dörfern geführt, was sie wieder weiter zum Handel und Gewerbe, zur Kunst und Wissenschaft leitete. — An- dere ließen sich an Meeresküsten nieder, welche sie zur Schifffahrt und zum Handel einluden; wieder andere, die sich in Wüsten und Steppen verloren hatten, waren auf Viehzucht und das damit verbundene No- madenleben angewiesen; und solche, die in Gebirgen lebten, nährten sich von der Jagd, die sie zu Krieg und Raub leitete und in Rohheit und Wildheit versinken ließ. 4. Die Entstehung des Heidenthums. §. 4. De länger je mehr aber entfremdete sich das neue Menschen- geschlecht seinem Gott und Herrn und wurde immer unempfänglicher für seine Offenbarungen, so daß am Ende von seiner Gottes-Erkennt- niß nichts übrig blieb, als das allgemeine Gefühl der Abhängig- keit von einem höhern Wesen, die Erinnerung an einen früheren seligen Zustand, ein mehr oder weniger deutliches Schuldbewußt- s e y n und ein Sehnen nach Erlösung. Die Menschen suchten zwar das, was sie noch von Gott wußten, durch äußere Zeichen sestzuhalten,

8. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 9

1855 - Heidelberg : Winter
§. 5. Stande und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. 9 die sie aus den Werken Gottes in der Natur hernahmen; bald aber verwechselten sie die Sinnbilder mit dem Urbild selbst und verwandelten die Herrlichkeit des unsichtbaren Gottes in ein Bild gleich dem vergäng- lichen Menschen und der Vögel und der vierfüßigen und kriechenden Thiere. Ebenso trieb sie ihr Schuldbewnßtseyn zu allerlei selbsterdich- teten Reinignngs- und Heiligungsmitteln, als da sind: Gebetssormeln, äußere Büßungen und Opfer, die ihnen nur einen Scheinfrieden geben koitnten. So entstand das Heidenthum, bei dessen Ausbildung sich die G rund ver schied e n h eit der drei Hanptstämme auf das deutlichste ans Licht stellte. Die Semiten hielten nur die erhabenen Lichtkörper, die Gestirne, für werth, als Abbilder Gottes zu dienen, unter welchen sie jedoch den wahren Gott ebenfalls ganz verloren, mit Ausnahme Eines Stammes, der Nach- kommenschaft Eb er s. Die Iaphetiten vertheilten den wahren, unsichtbaren Gott gleichsam in die ganze sichtbare Natur und vergötterten insbesondere die Menschengestalt. Die Hamiten aber versanken theils in den Thierdienst, theils in den Fetischismus (die Anbetung lebloser Dinge), theils trat und tritt noch heute bei ihnen der Götzendienst in seiner greulichsten Gestalt auf, indem sie den Grund des Bösen in Gott selbst suchen, ihn als ein böses Wesen, als eine finstere, teuflische Macht betrachten, welche sie durch grauenvolle Menschenopfer zu versöhnen suchen. 2. Die alte st en Staaten des Heidenthnms. Dittmar's histor. Atlas. Taf. I. Ii. V. 1. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegerstaaten. §. 5. Die gesellschaftliche Verbindung der Menschen, welche man Staat nennt, wurzelt in der Familie. Als diese sich vermehrte und die neu sich gründende Familie bei der des Stammvaters blieb, so ent- stand das, was man ein Geschlecht, einen Stamm nennt, dessen natürliches Haupt., König und Priester der Stammesälteste ist. Diese patriarchalische Einrichtung kann jedoch nur bei Stämmen bestehen, welche auf unbeengtem Raume sich frei bewegen und mit ihren Heerden imtner weiter wandern können. Solche Völker haben keine Geschichte. Diese beginnt erst dann, wenn sie sich ansiedeln, und aus dem nun verengerten Raum allerlei Hemmnisse entspringen, welche der Mensch in Verbindung mit seinen Nachbarn überwinden muß, weil er ihnen nicht mehr ausweichen kann.

9. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 10

1855 - Heidelberg : Winter
10 §. 5. Stände und Kasten, Priesterstaaten und priesterliche Kriegcrstaaten. So führten feste Wohnplätze die Sorge für angemessene Kleidung in den verschiedenen Jahreszeiten und für schützendes Obdach herbei. Es mußten Flüsse gedämmt, Kanäle zur Bewässerung gegraben, Wälder ausgerottet, Sümpfe trocken gelegt werden. Auch führte die Beschäftigung mit dem Landbau nothwendig zur Beobachtung der Gestirne. Hauptsächlich aber traten bei festen Ansiedelungen die verschiedenen Stände mehr und mehr auseinander, und auch die vorher genügende Sitte des Familienlebens reichte zur Lenkung so zusammengesetzter Ver- bindungen nicht mehr hin. Es entstanden Gesetze, welche inan unter den Schutz der Religion stellte und sie dadurch heiligte. So trat der Priesterstand, als der Wächter der Gesetze und Bewahrer göttlicher Dinge in die erste Reihe und es bildete sich ganz natürlich die theokratische oder hierarchische Staatsform. Je «lehr aber das Volk und mit ihm auch die Priester selbst die tiefere Bedeutung ihres Gottesdienstes verloren, desto mehr suchten letztere die bürgerlichen und religiösen Kenntnisse als Geheimlehre zu bewahren, in ihrem Stand zu vererben und sich mit den andern unvermischt zu er- halten. So entstand die Priesterkaste. Zu gleicher Zeit fchloßen sich aber auch die übrigen Stände mehr und mehr gegen einander ab, und gaben so Veranlassung zur Entstehung der übrigen Kasten, von welchen gewöhnlich die Kri e g e r kast e als die zweite, die L a nd b a u er als die dritte, die Gewerbetreibenden als die vierte, und — wo sie vorhanden war — die Hirten als die letzte erscheinen. Da nun die Theilung der Arbeit unter mehreren Kasten damals der Vervollkommnung der verschiedenen Bernfsarten förderlich scheinen mochte und jedenfalls die Fortpflanzung erlangter Einsicht und Geschicklichkeit von Geschlecht auf Geschlecht sicherte, suchten die Priester die verschiedenen Kasten durch strenge Gesetze völlig zu trennen, so daß jede Vermischung als Versündigung erschien, und den Verlust der Kaste nach sich zog. Solche Staaten, in welchen diese Kasteneinrichtung bestand, nennt man Priesterstaaten, die zu den ältesten gehören, und sich bei demzend- volk, den Indern, Alt-Aegyptern und Aethio pen fanden. Manchmal aber kam es vor, daß die Priester mit der einheimischen oder eingedrnngenen Kriegerkaste die Herrschaft theilen mußten, und so p r i e st er- lich e K r i e g e r st a a t e n entstanden, wie bei den spätern A e g y p t e r n, Chaldäern, Alt-Assy r ern, Alt-M ed ern und Persern. Im Ganzen beruhte aber die Einrichtung aller dieser Staaten des Al- terthumö auf dem Stern dienst; ihre staatliche Gliederung sollte ein Abbild der himmlischen Ordnung seyn, in welcher die Gestirne sich be- wegen. Aber auch das konnte sie nicht bewahren vor dem Versinken in eine blos mechanische Ordnung, welche alles freie Leben unterdrückte, was dann wieder die Folge hatte, daß da und dort kräftige Männer aus der

10. Leitfaden der Weltgeschichte - S. 11

1855 - Heidelberg : Winter
11 §. 6. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk. Kriegerkaste diese Ordnung durchbrachen, und eine eigene, willkührliche gründeten, die aber nur wieder um so tiefer ins Verderben führte, da sie auch „ohne Gott" war. Hören wir nun einiges von diesen ältesten Völkern! 2. Die zcndischen Arier oder das Zendvolk. §.6. An den Quellen des Oxus und Jaxartes wohnten die Arier, welche später weiter nach Westen wunderten, und sich dann zum Theil aus religiösen Gründen trennten, so daß die Inder über den Hin- d ukusch nach Süden zogen, die Ir ani e r aber sich nördlich von diesem Gebirge festsetzten. Sie gründeten einen Priesterstaat, der in der Folge von verschiedenen Völkern unterjocht wurde, aber seine Religions-.- und Staatsverfassung den Siegern aufdrang, so daß sie uns er- halten blieb. Sie hatten schon in früher Zeit einen Religionslehrer, Namens. Zoroafter, dessen Lehren in der Av est a, d. h. indem göttlichen Worte gesammelt und in der Zendsprache geschrieben sind, weshalb man diese Schriftensammlung Zenda vesta nennt. Nach diesen Lehren theilt sich die ganze geistige Welt in zwei Reiche, das Reich des Lichts und das der Finsterniß. Jenes ist der Sitz der guten Geister und wird von Ormuzd regiert, dieses aber nehmen die bösen Geister mit ihrem Fürsten Ahriman ein. Beide leben in beständigem Kampf, welcher jedoch zuletzt mit dem Sieg des Ormuzd endigen wird. Die Priester hatten dabei das Hauptgeschäft, den schädlichen Einstuß der bösen Geister durch Opfer und Sühnungen abzuhalten und die Menschen vor denselben zu schützen. 3. Die Inder. 8- 7. Wie wir oben gehört haben, wunderte ein Stamm der Arier, die Inder, in die herrliche, fruchtbare vorderindische Halbinsel ein, un- terjochte oder vertrieb die dort ansäßige schwarze Bevölkerung und grün- dete daselbst die alt-indischen Priesterstaaten. Diese Inder waren mit hohen geistigen Anlagen ausgestattet, die sie nach allen Rich- tungen zu bedeutender Höhe entwickelten, bis sie zum Theil durch den Einfluß des heißen Klima sich der Unthätigkeit und einem beschaulichen Leben Hingaben. Von ihrem reichen Geiste zeugen sowohl ihre Bau- werke, als ihre Literatur. Unter den elfteren nennen wir die unterirdischen Tempel auf den Inseln Elcphante und Salsette, sowie zu Ellore, wo sie einen ganzen Berg stockwerkartig aushöhlten und mit unzähligen Tempeln erfüllten. Sodann die Palast- und Tempeltrümmer in Ma valip uram, wo sie eine ganze Stadt in Felsen ausgehauen haben, und ihre Pagoden, dunkle, nur von Lampen erhellte, prachtvolle Tempel mit vielen Nebengebäuden für die Wallfahrer.
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