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politik durch das wiedererwachende Volksbewusstsein einen mächtigen Stoss. Italien und Deutschland gingen allmählich einer grösseren nationalen Einigung entgegen. Der alte deutsche Bundesstaat wurde durch die Gründung des norddeutschen Bundes (1866) aufgelöst, und durch die Uebertragung der deutschen Kaiserwürde an den König von Preussen (1871) wurde eine starke deutsche Kriegsmacht und eine feste Einigung Deutschlands geschaffen. — Die Geschichte der neuesten Zeit lässt sich in zwei Theile zerlegen:
I. 1815—1848, bis zur Pariser Februarrevolution. Die Wiener Verträge werden im Allgemeinen aufrecht erhalten, und die Regierungen suchen im Innern die absolute Monarchie nach Kräften zu sichern. Oesterreich und Russland üben einen entscheidenden Einfluss auf die Verhältnisse der europäischen Staaten aus.
Ii. 1848 bis jetzt. Die Wiener Verträge werden mannigfach erschüttert. Frankreich behauptet bis zum J. 1866 ein moralisches Uebergewicht in allen Fragen der äusseren Politik. In den meisten europäischen Staaten bricht sich die constitutionelle Verfassung Bahn.
I. Von dem Wiener Congress bis zur französischen Februarrevolution, 1815—1848.
1. Deutschland bis zum Jahre 1830.
§. 68. Die meisten deutschen Regierungen suchten den 13. Artikel der Bundesakte, wonach in allen deutschen Staaten eine landständische Verfassung bestehen sollte, dadurch zu erfüllen, dass sie die alten Landstände wieder herstellten. Eine freiere Verfassung führte zuerst der Grossherzog Karl August von Sachsen-Weimar in seinem Lande ein. Bald folgten Baiern, Baden, Würtemberg, Hessen-Darmstadt, Nassau und die kleinen sächsischen Fürstentümer diesem Beispiele. Indess alle diese freisinnigen Verfassungen in den süd- und mitteldeutschen Staaten befriedigten nicht das Verlangen des deutschen Volkes nach einer grösseren politischen Einigung. Hatten die deutschen Stämme bei der Niederwerfung Napoleons gezeigt, was sie vereinigt vermöchten, so fühlte man jetzt um so mehr die
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Extrahierte Personennamen: Karl_August Karl August Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Preussen Deutschlands Pariser_Februarrevolution Oesterreich Russland Frankreich Deutschland Sachsen-Weimar Baden Würtemberg Hessen-Darmstadt Nassau Napoleons
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Capo d’Istria geleitet hatte, wurde nach dessen Ermordung (1831) aufgelöst, und Otto, der jüngere Sohn des für die alte griechische Kunst begeisterten Königs Ludwig von Baiern, wurde als König von Griechenland eingesetzt, 1832.
Otto konnte nicht, wie es eine patriotische Partei wünschte, die engen Grenzen des Landes erweitern und musste 1862 in Folge einer unblutigen Revolution das Land verlassen. Die Griechen wählten dann 1863 unter englischer Vermittlung den erst achtzehnjährigen Sohn des Königs Christian Ix. von Dänemark, Georg I., dessen Regierung England durch Verzicht auf die Schutzherrschaft über die jonischen Inseln (1864) glücklich einleitete.
4. Die französische Julirevolution und ihre Folgen.
§. 71. 1. Frankreich. Ludwig Xviii. (1815—1824) stützte sein Königthum bei der Anfeindung der verschiedenen Parteien der Bonapartisten und der Republikaner auf den gebildeten Mittelstand und hütete sich sorgfältig vor Ueber-schreitung der Verfassung. Unter den Nachwehen der letzten Jahre gewannen die Ultras, welche bei ihren Bestrebungen alles auf den alten Stand zurückzuführen noch über den König (ultra regem) hinausgingen, in der Kammer ein so entschiedenes Uebergewicht, dass der König selbst über die „Chambre introuvable“ erstaunt war. Viele Anhänger Napoleons, welche bei seiner Ankunft von Elba die Regierung treubrüchig verlassen und sich an ihn angeschlossen hatten, wurden unter der Restauration in Anklagestand versetzt. Der berühmte Marschall Ney wurde von der Pairskammer zum Tode ver urtheilt und erschossen. Da durch solche Massregeln der revolutionäre Geist völlig unterdrückt schien, so wurde auf dem Aachener Congress (1818) die Zurückziehung der fremden Besatzungstruppen genehmigt und Frankreich in die heilige Allianz und in die europäische Pentarchie aufgenommen. Trotz allem dem zeigte sich die Abneigung gegen die Bourbons doch in der Ermordung des Herzogs von Berry, des muthmasslichen Thronerben, durch den Sattler Louvel.
Karl X., 1824—1830, Ludwigs Bruder und Nachfolger, hatte zwar wohl den Willen die Constitution einzuhalten, aber seine ganze Anschauung wurzelte doch so sehr in der Zeit des unumschränkten Königthums, dass er sich mit der neuen Ord-
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Extrahierte Ortsnamen: Griechenland England Frankreich Napoleons Elba Frankreich
und Island ganz aufgehört und die Kunde dieser Entdeckung war fast ganz verschollen.
Die weiteren Entdeckungen drängten sich jetzt in rascher Folge. Franz Balboa ging über die Landenge von Panama und nahm den stillen Ocean für die Krone Spanien in Besitz (1513). Ferdinand Cortez*) wurde von dem Statthalter von Cuba zur Eroberung von Mexiko ausgesandt. Hier bestand ein altes Aztekenreich unter dem Könige Monte-zuma. Die Einwohner hatten schon eine gewisse Kultur, von der noch jetzt erhaltene Ruinen von Tempeln und Palästen Zeugniss geben. Ihre Religion war ein Sterndienst; mit der Schrift und den Anfängen der Künste waren sie vertraut. Obwohl die einheimische Regierung hart und drückend war, so fand Cortez doch bei der Eroberung lebhaften Widerstand (1519 — 21). Er wurde zwar von dem feigen Könige selbst in die Hauptstadt Mexiko eingeladen, musste sie aber bald bei einem Aufstande des Volkes in jäher Flucht verlassen. Erst S durch die Wiedereinnähme der Stadt sicherte er die gemachten Eroberungen. Das Land wurde jetzt unter die spanischen Ansiedler vertheilt und jedem eine Anzahl Eingeborener zugewiesen, welche zu Sklavendiensten gezwungen wurden. Diese Härte hatte wiederholte Aufstände der Indianer zur Folge, welche nur mit grausamer Strenge unterdrückt werden konnten. Nach der Eroberung des goldreichen Mexiko wandte sich Cortez, weil die Regierung ihn in seiner statthalterlichen Würde beschränkte, nach Californien und kehrte dann nach Spanien zurück.
Pizarro fand auf einer Fahrt nach Süden Peru, das Reich der Inca, wo sich eine der Mexikanischen ähnliche Kultur entwickelt hatte. Er gründete die Hauptstadt und wusste sich gegen seinen Nebenbuhler Almagro, den Entdecker von Chile, zu behaupten. Almagro wurde gefangen und ermordet. Aber sein Sohn rächte den Fall des Vaters durch die Ermordung Pizarros.
An der Spitze der Verwaltung stand in den neu entdeckten und unterworfenen Ländern ein Vicekönig, bis Karl I. (V.) die
*) Prescott, history of the conquest of Mexico. Deutsch v. Eberty, 2 Bde. 1845.
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Extrahierte Personennamen: Franz_Balboa Franz Ferdinand_Cortez* Ferdinand Cortez Cortez Almagro Karl_I.
Extrahierte Ortsnamen: Island Panama Spanien Cuba Mexiko Mexiko Mexiko Californien Spanien Peru Chile
Catalonier sich in einem blutigen Aufstande erhoben und in Neapel der Fischer Massaniello die spanische Herrschaft eine Zeitlang erschütterte.
Dritter Abschnitt.
Die Zeit des dreissigjährigen Krieges, 1618—1648.
Ferdinand Ii. Gustav Adolf. Richelieu. Cromwell.
Der dreissigjährige Krieg.
§. 15. Wenn in den beiden vorhergehenden Abschnitten die Reformation in mehreren Ländern Eingang fand, ohne dass fremde Mächte die religiösen Wirren zum Anlass selbstsüchtiger Einmischung in den Streit nahmen, so zieht in diesem Abschnitte der Kampf um die staatliche Berechtigung und Stellung der Religionsparteien in Deutschland auch das Ausland in seinen Bereich. Freilich verursachte die Durchführung des Grundsatzes Cujus regio, ejus religio und das Reservatum ecclesia-sticum im deutschen Reiche noch manche Zwistigkeit; aber dieser Streit würde keinen bedeutenden Krieg angefacht haben, wenn nicht Frankreich, Dänemark und Schweden die Gelegenheit benutzt hätten, um die Kaisermacht zu schwächen und aus den Trümmern des Reiches den eigenen Besitz zu mehren. So wie in dem ersten Abschnitte Frankreich gegen Spanien und Deutschland, welche damals unter dem Scepter Karls V. vereinigt waren, im zweiten England und die Niederlande gegen das spanisch-habsburgische Haus kämpften, so treten jetzt Frankreich, Dänemark und Schweden gegen das deutsch-habs-burgische Haus auf.
Ferdinand I., 1556—1564. Ihm so wie seinen nächsten Nachfolgern bereitete die Eroberungslust der Türken und der in Ungarn und Böhmen erwachende Geist des nationalen Widerstandes manche Schwierigkeiten, welche um so bedenklicher wurden, da sich auch in den österreichischen Landen die Reformation auszubreiten begann und die schwankenden staatlichen Verhältnisse noch mehr verwirrte. Ungarn zerfiel förmlich in drei Theile; im Süden und im innern des Landes herrschten
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Extrahierte Personennamen: Catalonier Fischer_Massaniello Ferdinand Gustav_Adolf Gustav Adolf Richelieu Cromwell Karls_V. Karls_V. Ferdinand_I. Ferdinand_I.
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Deutschland Frankreich Frankreich Spanien Deutschland England Niederlande Frankreich Schweden Ungarn
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Am Ende seiner Regierung führte Kaiser Joseph in Verbindung mit Russland einen Krieg gegen die Türkei (1788— 1792). Krank und verbittert über das Fehlschlagen seiner in Ungarn vorgenommenen Reformen kehrte er aus dem Feldzuge zurück und starb 1790. Gingen auch seine vielfachen Neuerungen aus einem aufrichtigen Streben für das Wohl seiner Völker hervor, so erscheinen doch auch manche derselben, da sie ohne Grund gegen geheiligte Rechte und Gebräuche anstiessen, als ein eigenwilliges Gelüste des Herrschers.
3. Russland. Hier kam im Jahre 1762 (5. Jan.) mit Peter Iii., einem Schwestersohne der Kaiserin Elisabeth, das Haus Holstein-Gottorp auf den Thron. Ein Bewunderer Friedrichs des Grossen wollte er durch mancherlei Reformen sein Reich umgestalten, verletzte aber durch seine offene Verachtung altrussischen Wesens den Adel und die Geistlichkeit. Daher gelang es seiner Gemahlin Katharina, welche er stets misshandelt und endlich auf den Peterhof verbannt hatte, das Heer für sich zu gewinnen. Sie liess sich als Kaiserin ausrufen und ihren Gemahl ins Gefängniss werfen, wo er von ihrem Günstling Alexis Orlow erdrosselt wurde.
Katharina Ii., 1762—1796, verfolgte einen doppelten Plan. Sie erhob durch Gebietserweiterung in Polen und in der Türkei Russland in einem höheren Sinne zu einer europäischen Grossmacht, als dieses Peter d. Gr. vermocht hatte, und verbreitete die bereits von diesem eingeführte europäische Kultur, ohne jedoch das eigenartige russische Wesen vollständig zu verdrängen. Ihre Kriege:
1. Die erste Theilung Polens, 1772. In Polen war auf August Ii., den Starken (1696—1733), sein Sohn August Iii. (1733—1763) gefolgt, welcher ebenso wenig als seine Vorgänger den alten Glanz der polnischen Krone wiederherzustellen vermochte. Die Verwirrung der polnischen Adelsrepublik benutzte Katharina ll., um die Grenzen Russlands immer weiter gegen das kultivirte Europa vorzuschieben. Sie schloss daher ein Bündniss mit Preussen, wonach das liberum Veto und die Freiheit der Königswahl aufrecht erhalten werden sollte und setzte dann die Wahl ihres Günstlings Stanislaus Poniatowski , eines Mannes von
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Extrahierte Personennamen: Joseph Peter_Iii Elisabeth Friedrichs Friedrichs Katharina Alexis_Orlow Katharina_Ii Peter_d August August Katharina Stanislaus_Poniatowski
Extrahierte Ortsnamen: Russland Ungarn Russland Haus_Holstein-Gottorp Peterhof Polen Türkei_Russland Polens Polen Europa
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welche durch die Sprache, Sitte und Abstammung ihrer Bewohner auf Deutschland hingewiesen waren, sträubten sich gegen das Bestreben Dänemarks sie ganz dem dänischen Reiche einzuverleiben.
Als mit Adolf Viii., dem letzten Herzoge von Schleswig und Grafen von Holstein, das in Schleswig-Holstein regierende Haus Schauenburg 1459 ausstarb, zog der dänische König Christian I. aus dem Hause Oldenburg das Lehen ein, obwohl Holstein nach dem Herkommen auf eine Nebenlinie des Schauenburgischen Hauses hätte übergehen müssen. Die deutsche Ritterschaft in Holstein genehmigte diese Einziehung des Lehens, wofür Christian versprach, dass Holstein und Schleswig für immer ungetheilt zusammen bleiben sollten, 1460. Die Holsteinsche Ritterschaft gab aber damit ihre Zugehörigkeit zum Reich nicht auf; sie appellirte nach wie vor bei Rechtsstreitigkeiten an das Reichskammergericht und stellte Truppen zum Reichsheere. Die versprochene Untheil-barkeit Schleswig-Holsteins wurde sehr bald verletzt, indem Chr istian Iii. Holstein und Südschleswig als Herzogthum Holstein-Gottorp seinem Bruder (Adolf) übergab, 1544. Die Herzoge von Holstein-Gottorp waren in ihrem Bestreben sich von Dänemark unabhängig zu machen nicht glücklich. Herzog Karl Friedrich verlor im Nordischen Kriege Schleswig an die Dänen. Sein Sohn der Zar Peter Ii. von Russland wollte es im Kriege wieder erobern; aber nach seiner Entthronung schloss seine Gemahlin, die Kaiserin Katharina Ii., mit Dänemark einen Vertrag, wonach der Grossfürst Paul auf Schleswig verzichtete und Holstein mit dem bis dahin den dänischen Königen gehörigen Oldenburg vertauschte, 1773. Holstein gehörte auch jetzt noch zum deutschen Reiche und wurde 1815 in den deutschen Bund aufgenommen; aber der Gedanke der Zusammengehörigkeit mit Schleswig war noch nicht erloschen. Mochte auch die dänische Regierung die Deutschen mannigfach kränken und zurücksetzen, mochte auch der deutsche Bundestag selbst allen diesen Unbilden ruhig zusehen, so fand dennoch das Deutschthum hier, besonders auch auf der Hochschule zu Kiel noch manche muthige Vertreter.
Als der kinderlose König Friedrich Vii. von Dänemark (1848—1863), um der Schwester seines Vaters und deren Nachkommen um so eher den Besitz des ganzen Reiches zu sichern, am 20. Jan. 1848 eine Gesammtstaatsverfassung für den dänischen Staat erliess, erkannten die Stände von Schleswig und Holstein dieses Reichsgesetz nicht an. Während die Landesvertretung beider Herzogthümer eine einstweilige Regierung einsetzte und einen Gesandten zum deutschen Bundestage schickte, machte der durch die Gesammtstaatsverfassung in seinen Ansprüchen verletzte Herzog Friedrich
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Agrippa zur Stadt gezogen. Die ganze Stadt hatte 1% Meile im Umfange und zu Christi Zeiten etwa 150,000 Einwohner. Oestlich von der Stadt, durch den Kidronfluss und das Thal Josaphat von ihr getrennt, liegt der Oelberg, im S. das Thal Ben Hinnom oder Gehenna, im W. das Thal des Gihons, welcher sich in den Kidron ergiesst. Im S.o. lag der Quellteich Silo ah, welcher aber so wenig Wasser lieferte, dass schon in uralter Zeit eine, noch heute vorhandene Wasserleitung von Bethlehem aus nach der Stadt angelegt wurde.
d. Peraea, das Land östlich vom Jordan, war ohne bedeutende Städte.
Palästina, obwohl inmitten der wichtigsten Kulturvölker des Ostens, der Phönizier, Assyrer und Babylonier gelegen, war doch von ihnen durch die rauhen Gebirge im Osten und Westen des Jordanthals und im Süden durch eine Wüste abgetrennt. In dieser Abgeschiedenheit von den heidnischen Nachbarn konnte das Volk der Israeliten am besten seine hohe Bestimmung, der Träger der göttlichen Offenbarung zu werden, erfüllen.
Die Geschichte der Israeliteil.
Vorgeschichtliche Zustände.*)
§. 5. Die Mosaische Genesis, das älteste aller Geschichtswerke, lehrt die Abstammung der Menschheit von einem Menschenpaare. Mehrere Familien bildeten allmählich einen Stamm, in dem das Oberhaupt der ältesten Familie, der Patriarch, eine gewisse, nicht durch Gesetze, sondern durch das Herkommen geheiligte, obrigkeitliche Würde erhielt. Der zehnte in der Reihe dieser Stammväter oder Patriarchen war Noah, welcher bei der Sündfluth wunderbar gerettet wurde. Von seinen Söhnen Sem, Cham und Japhet lässt die mosaische Ueberlieferung die spätere Menschheit abstammen. Der zehnte Patriarch nach Noah war Thar ah, welcher von dem chal-däischen Ur im S. der armenischen Berge nach Har an in Mesopotamien übersiedelte. Sein Sohn Abraham zog über den Euphrat nach Kanaan und wohnte bei Bethel. Abrahams Nachkommen, welche ihre aramäische Muttersprache mit der
*) Eine schöne Uebersicht über die vorgeschichtliche Zeit s. bei Löbell, Weltgesch. in Umrissen. Bd. 1.
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Extrahierte Personennamen: Agrippa Jordan Palästina Abraham Abrahams Abrahams
Kultur der Israeliten.
§. 13. 1. Die Religion. Während alle heidnischen
Religionen eine Urmaterie annehmen, aus der die Götter hervorgehen, und den heidnischen Göttern immer etwas Materielles anhaftet, erfasste das Judenthum den Glauben an einen rein geistigen Gott, der die Welt aus dem Nichts ins Dasein gerufen hat. Durch besondere göttliche Fürsorge wurden die Israeliten in dem Glauben an diesen ausserweltlichen Gott erhalten, während alle ihre Nachbarvölker der gröbsten Abgötterei huldigten. Freilich blieb auch bei ihnen der heidnische Götzendienst nicht ganz ohne Nachahmung, und namentlich forderte das Eindringen des blutigen phönizischen Baal- und des sinnlichen Ascheradienstes den kräftigsten Widerstand der Propheten heraus. Doch je schwächer das Reich wurde, desto mehr schloss es sich an den einen Gott an, welcher gewisser-massen als mit der Nation verbunden, als der Gott des auserwählten Volkes gedacht wurde.
a. Die Opfer. Da das Opfer eine Entäusserung des Besitzes zur Ehre Gottes sein sollte, so durften bei blutigen Opfern nur Hausthiere, wie Rinder, Schafe, Ziegen dargebracht werden. Die Aermeren brachten jedoch auch Tauben dar. Die unblutigen Opfer bestanden aus Weihrauch, Brod und Wein. Die Speisegesetze waren sehr ausgedehnt, und namentlich war der Genuss und das Opfer von Schweinen und allen denjenigen Thieren verboten, welche bei dem Cultus der benachbarten Phönizier beliebt waren. Die öfteren Reinigungen, schon durch die Natur des südlichen Himmelsstriches geboten, erhielten durch das Gesetz noch eine besondere sinnbildliche Beziehung auf die Reinheit der Seele.
b. Die Feste. Die vier grossen religiösen Feste hatten ursprünglich eine Beziehung zum Landleben, erhielten aber später durch die Erinnerung an die wichtigsten Begebenheiten aus dem Leben des Volkes eine höhere Bedeutung. 1. Das Passah- oder Frühlingsfest diente zur Erinnerung an den Auszug aus Aegypten. 2. Das Erntefest wurde 50 Tage nach dem Anfang des Passah gefeiert und daher später nach dem griechischen Namen {nevt^xoarr^ Pfingsten genannt. 3. Das
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2. Der Land hand el. Dieser war nach drei Weltgegenden, nach Norden, Osten und Süden gerichtet.
a. Der nördliche Handel ging zu den Caucasus-ländern, wo sie Kupfer und Sklaven holten, welche schon damals, so wie später in der Römerzeit, wegen ihrer Körpergrösse und Schönheit beliebt waren. Aus dem Lande der Cha-lyber brachten sie Eisenwaaren und aus Armenien Pferde.
b. Der östliche Handel führte sie nach Palästina und Syrien, nach Ninive und Babylon. Palästina lieferte ihnen Wein, Oel und Balsam, namentlich aber Getreide. Aus dem durch seine Schafzucht berühmten Syrien bezogen sie Wolle. Die Strasse nach Babylon führte über Edessa, die nach Ninive über Thadmor durch die syrische Wüste.
c. Der südliche Handel berührte vornehmlich Aegypten und Arabien. Aegypten, welches ihnen von der Seeseite her verschlossen war, wurde dem Landhandel eröffnet. Zu Memphis bewohnten sogar phönizische Kaufleute ein ganzes Stadtviertel. Der Handel mit Arabien wurde durch die Midianiter und Edomiter vermittelt, welche in zahlreichen Karawanen Weihrauch und andere Erzeugnisse des gewürzreichen Landes den Phöniziern zuführten.
Die Colonien.
§. 17. Die Veranlassungen, welche die Anlage von Ansiedelungen in fremden Ländern hervorriefen, waren hier, wie in den meisten Staaten des Alterthums: a. die Ueber-völkerung des Heimathlandes, b. politische Parteiung im Innern, Seuchen, Hungersnoth und heimisches Unglück jeder Art, c. das Bedürfniss, bei dem weitausgedehnten Handel Stapelplätze zu besitzen, welche um so nöthiger erscheinen mussten, da der damalige Handel nur Tauschhandel war. Häufig wurden die Colonien aus unterworfenen Stämmen gegründet, denen dann nur ein kleiner Th eil eingeborener Phönizier beigemischt war. Die Gründungen gingen natürlich meistens nicht in friedlicher Weise vor sich; im Gegentheil mussten die umwohnenden Stämme zur Sicherung der Colonie unterworfen werden. Der grösste Theil der Ansiedelungen lag im Bereiche des mittelländischen Meeres. Auf allen Küsten dieses Meeres mit Ausnahme
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aufgegeben. Die Darstellung gleich mit den Griechen zu beginnen, wie es in den neuesten Handbüchern fast Sitte geworden, erweckt in dem Schüler die durchaus falsche Vorstellung, als ob denn die griechische Kultur gleichsam fertig vom Himmel gefallen sei. Nachweise über die Quellen habe ich in der alten Geschichte meistens nur im Allgemeinen gegeben; ein Mehreres zu thun schien mir nicht räthlich, da ja doch den Schülern nur wenige Quellen zu Gebote stehen. Dabei bleibt freilich bestehen, dass der Lehrer gerade durch Heranziehung der Quellen den Unterricht erst recht fruchtbar machen wird. Sollte nun wirklich das vorliegende Handbuch einen Fortschritt in unserer geschichtlichen Schulliteratur zeigen, sollte ich, wie es mein Bestreben war, die Entwickelung der wichtigsten Kulturvölker in ihren Hauptgrundzügen in einer einfachen, aber edlen, weder rhetorisch gefärbten noch allzu trockenen Sprache, mit klarer Darlegung des ursächlichen Zusammenhanges der Begebenheiten und mit Benutzung der neueren Forschungen in schulmässiger Weise dargestellt haben, so gebührt ein grosser Theil dieses Verdienstes dem Herrn Professor Dr. J. Rospatt, welcher das gadze Werk vor dem Drucke einer genauen Durchsicht unterzogen und mich vielfach mit seiner reichen Kenntniss der Quellen und der geschichtlichen Literatur unterstützt hat. Für diese und jede anderweitige Förderung des Buches spreche ich hier meinen innigsten Dank aus.
Konitz. Im September 1874.
Der Verfasser.
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