Landeskunde von Bayern.
zu bekriegen, und ihre Streitigkeiten nicht mit
Gewalt zu verfolgen, sondern sie bey der Bun-
desversammlung anzubringen, welcher alsdann
obliegt, die Vermittlung durch einen Ausschuß
zu versuchen, und falls dieser Versuch fehl-
schlagen sollte, und demnach eine richterliche
Entscheidung nothwendig würde, solche durch
ein wohlgeordnetes aus sich selbst gebildetes
Gericht zu bewirken, dessen Ausspruche sicl) die
streitenden Theile zu unterwerfen haben. Je-
der Staat hat zu einem Bundeskriege nach
seiner Volksmenge eine gewisse Anzahl Trup-
pen zu stellen.
Die Versammlung der Vundesmitglieder,
Bundes-Versammlung genannt, hat ihren Sitz
zu Frankfurt am Main.
Die vorzüglichsten Mitglieder der Bundes-
versammlung sind:
1. Oesterreich, 2. Preußen, 5. Bayern,
4. Sachsen, 5. Hannover, 6. Württemberg,
7. Baden, 8. Hessen, y. Dänemark, 10. Nie-
derlande, 11. mehrere andere, und endlich 12.
die 4 freien Städte: Lübek, Frankfurt, Bremen,
Hamburg. Ihre Stimmenzabl ist verschieden.
Unter den europäischen Staaten hat Bay-
ern den dritten Rang im deutschen Bunde nach
seiner Ausdehnung und Volkszahl.
§. 17.
Existenz.
Bayerns geographische Lage ist nicht gün-
stig.
Denn, 1. ein bedeutender Bestandtheil
hangt mit dem Mutterlande gar nicht zusam-
men, und dadurch ist die Kraft des Staates
geschwächt.
2. Es ist nur im Osten durch das Vöh-
merwald-Gebirge und im Westen durch den
171
60.
Wo hat die
Bimdesver-
samm'llng ihren
Siy?
61.
Welche sind die
Mitglieder des
teutschen Bun-
des?
82.
Welchen Rang
hat Bayern?
83.
Ist Bayerns
geographische
Lage günstig für
seine Sicherheit?
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Vaterlands-Geschichte
§. i.
Eingang.
Darstellung der Begebenheiten eines Lan-
des, welches ein Volk sein Vaterland nennt,
heißt Vaterlands-Geschichte.
Man lehret Vaterlandsgeschichte auch in
Landschulen, um durch die edlen Beyspiele die
Liebe zum Vaterlande und zum Regenten,
und edle Nacheiferung zu wecken, — um durch
traurige Beyspiele vor Verirrungen zu war-
nen, — und um durch den Gang der Bege-
benheiten einsehen zu lernen, wie ein Ereign iß
das andere nach sich zieht.
Wir behandeln die Geschichte Bayerns,
weil es unser Vaterland ist.
Sie soll uns in Kurzem lehren, den Ur-
sprung der Nation; — ihre und des Vater-
landes merkwürdigen Schicksale unter den ver-
schiedenen Regentenhausern; — der Regenten
heilbringende Thaten, auch Fehlgriffe, und der
Bewohner nachahmungswürdige oder warnende
Thaten ; endlich den Stufengang der Gesittung,
und den Zustand des Landes.
§. 2.
Urgeschichte.
Das Volk der Bayern har ein ehrwür-
diges Daseyn. Es kam ursprünglich aus Asien
nach Gallien, in das heutige Frankreich, mit
Völkern, die man Gallier oder Celten nannte *).
1.
Was heißt Va-
terlandsgeschich-
te?
2.
Warum lehret
man auch in den
Landschulen Va-
terlandsge-
schichte?
3.
Welche Landes-
geschichte haben
wir zu behandeln
und was?
4.
Welche ist die
älteste Geschichte
Bayerns?
*) Ist die Landkarte damit zu verbinden.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Asien Gallien Frankreich Bayerns
374
Vaterlands; Geschichte.
Vor mehr als 2000 Jahren wohnte m
Gallien ein König von großer Macht; sein
Name ist Am big a t.
Ihm wuchs des Volkes soviel, daß es
sein Reich nicht fassen konnte. Da gebot er
den Söhnen seiner Schwester, mit Leuten aus-
zuziehen, und es zogen Belloweö und Sigo-
wes mit streitbaren Männern. Sie zogen nach
entgegengesetzten Richtungen.
Belloweö lagerte sich nach vielen Käm-
pfen an der Donau, Sigowes in Böhmen.
Sie waren 5 bis 600 Jahre getrennt. —
Sigowes Nachfolger wurden endlich von an-
dern heranziehenden Volkerstammen aus Böh-
men vertrieben, sie wandten sich zur Donau,
und vereinigten sich mit ihrem stammverwand-
ten Volke.
So waren sie in das heutige Bayern ge-
kommen , welches auch zum Theil das alte
Stammland ist.
Die Vereinigung der beyden Urstamme
geschah um das Jahr vor Christi Geburt.
Sie nannten sich Bojer, und das Land
Bojenland.
Ihr Name schöpfte sich daher, daß sie in
Frankreich eine waldige Gegend bewohnten,
daher Waldbewohner, Bojer, Boaren genannt
wurden. Ihre Tapferkeit erwarb ihnen auch
den Namen Tolisto-(Helden) Bojer.
Persönliche Tapferkeit und Treue des
Wortes waren die größten Tugenden der Bo-
jer. Krieg war ihre National - Neigung , und
sie waren kampffertig auf den ersten Wink.
Ihre Religion war Heidenthum, denn sie
beteten mehrere Götter an, und verehrten sie
unter Eichen auf Höhen, an Bächen und in
Thälern. Ihre vorzüglichen Gottheiten waren:
der Thor oder die Sonne, Herta oder die
Erde, und der Kriegsgott Altmann, welchen
5.
Wann geschah
die Vereinigung
der getrennten
Urstamme der
Bayern?
ti.
Welchen Namen
hatten ursprüng-
lich die Bayern,
»nd welchen ihr
Land? woher?
7.
Durch welche
Eigenschaften
zeichneten sich
die Bojer auö?
3.
Welche Religion
hatten die Bojer?
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein]]
Extrahierte Personennamen: Belloweö
Extrahierte Ortsnamen: Gallien Donau Donau Christi Bojenland Frankreich Bayern
175
Vaterlands; Geschichte.
ihre Priester, die sie Druiden oder Eichherren
nannten, Vieh und Menschen schlachteten, aus
deren Eingeweiden sie wahrsagten. Alte Jung-
frauen , die sich ebenfalls auf das Wahrsagen
verlegten, hießen sie Druidinen oder Alraunen.
Die Bojer hatten eine freye Verfassung
unter einem eigenen Fürsten, denn sie König
nannten.
Die Teutschen, und so auch die Bojer, hat-
ten zur Zeit der Völkerwanderung nur Dörfer,
und in des Hofes Nahe grünte oft ein Bauin-
garten, und ihn zu schänden, war strafllich.
Nachdem die Urstämme der Bojer sich
wieder vereinigt hatten, streiften sie über das
Gebirg, die Alpen genannt, und fielen öfter in
das jenseits liegende Land der Römer ein. Die-
sen war das Bojerland noch unbekannt. Nun
aber kamen auch sie über die Alpen, und nah-
men das Land in Besitz. Sie nannten es V i n-
d e l i c i e n.
Sie bebauten es, und in beynahe 2oojäh-
riger römischer Verwaltung erfreute es sich ho-
hen Wohlstandes.
Aber es begann die große Völkerwan-
derung, und Völker aus Norden nahmen auch
das Bojerland im 4ten Jahrhunderte nach
Christi Geburt in Besitz.
Dem Lande blieb der Name Vojenland,
doch hieß da§ Volk nach der Mundart des
Zeitalters der neuen Bewohner — Vojoaren.
Die Vojoaren hatten einen Adel, und der
bojoarischen Adelsgeschlechter waren fünf.
Am höchsten war das Haus der Agilol-
finger geachtet, und aus ihm wurde zu Krieg
und Frieden des Volkes Herzog gewählt.
§. s.
A g i l o l f i n g e r.
Das agilolfingische Regentenhaus ist das
y.
Welche Verfas-
sung hatten die
Bojer?
10.
Wie waren die
Wohnungen der
Teutschen zur
Zeit der Vo lkcr-
wanderung be-
schaffen?
11.
Welches Schick-
sal hatte das
Bojerland bald
nach Vereini-
gung seiner Völ-
kerstämme?
12.
Hatten die Bo-
lo aren einen
Adel?
15.
Welches Adclge-
schlecht der Bo-
joaren war vor
allen.geachtet?
14.
Welches ist das
erste Regenten-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Vaterlands; Geschichte.
195
des feyerlichen Hausvertrages zu Pavka, »daß
»Wittelsbachs Gut unveräußerlich seyn soll,"
machten sie Veräußerungen. — Was des Vaters
weise Kraft gesammelt, zersplitterte der Sbhne
Selbstsucht, und Ruhe und Friede war aus
dem heimischen Boden verschwunden, bis Al-
brecht der Weise die Einheit wieder herstellte.
Krieg und Unruhen dieser Periode brach-
ten das Land in Verwirrung. Was Ludwig
der Bayer dem Stammlande der Schyren er-
worben hatte, um es groß und mächtig zu
machen, ging gleichfalls verloren. Tyrol, auf
welches die Besitzerin, Gräfin Margaretha
Maultasche, schon zu Gunsten Bayerns verzich-
tet hatte, fiel an Oesterreich; die Lande: Hen-
uegau, Holland, Seeland und Friesland nahm
nach Absterben der Herzoge des Zweiges von
Bayern-Straubing — Philipp, Herzog von
Burgund, in Besitz.
In diesen Zeitraum siel auch der Hussi-
tenkrieg.
Johann Huß, Lehrer auf der hohen Schule
zu Prag, lehrte wider Mißbrauche der Kirche.
Seine Lehre fand viel Eingang, und viele
Städte und Gemeinden Teutschlands sahen die
Lehre von Weihbrunn-Wasser, Ablaß, Palm-
und Kräuterweihen re., für Erdichtungen an.
Kaiser Sigmund berief Huß vor die Kir-
chenversammlung zu Konstanz, versprach ihm
aber sichere Heimkehr. Sigmund brach sein
Wort, denn er gestattete, daß die Väter der
Kirche den Eiferer für Reinigung des christli-
chen Glaubens zum Scheiterhaufen verurtheil-
ten. Huß starb mit Seelengrbße, betend in
den Flammen.
Seine Anhänger ergriffen das Schwert,
und kamen verheerend. Sie verbreiteten Schre-
cken auch über Bayern und die Furcht war so
groß, daß alles Volk täglich zu einem »Huß-
81.
Wie entstand
der Hussiten-
krieg, welchen
Fortgang hatte
und wie endete
er?
a. Anfang.
b. Fortgang.
12*
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig
der_Bayer Ludwig Margaretha
Maultasche Bayern-Straubing_—_Philipp Philipp Johann_Huß Johann
Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Bayerns Oesterreich Holland Seeland Friesland Burgund
Vaterlands; Geschichte. 1q9
Da traf es, daß der damalige Papst Leo
X. für den wunderreichen Bau der Pcterskir-
che zu Rom aus allen Ländern, fern und nah,
Steuern sammeln, und Ablasse um Geld er-
theilen ließ.
Dieses empörte manche Priester, und sie
griffen die Mißbräuche der Kirche an. Unter
allen am heftigsten that es Luther. Er brachte
mehrere von der Lehre der römischen Kirche
abweichende Meinungen in Umlauf, nach wel-
chen in den Ländern, wo sie Eingang fanden,
die ganze Kirchenverfassung eine andere Ge-
stalt annahm.
Die verschiedenen Meinungen und Lehren
in Religionssachen erzeugten Glaubensgährun-
gen, und diese brachen endlich im i?teu Jahr-
hunderte in Religionskriege aus.
So ging am Ende Verschiedenheit der
Religions-Parteyen, und somit die Kirchen-
trennung hwvor.
Lange suchte man auf Reichstagen in
Güte zu vermitteln, um einem Religionskriege
vorzubeugen.
Einer der thätigsten Vermittler, "kewohl
er am Religionskriege keinen Antheil nahm,
war Herzog Albrecht V. von Bayern, obgleich
er ein Gegner des neuen Glaubens war.
Er ließ sogar durch seinen Abgeordneten
auf dem Reichstage vortragen: »Es sey ge-
»lehrter und frommer Männer Rath, daß zur
»Einigung des Glaubens drey Dinge voll-
» bracht werden:
1. Müsse der Geistlichkeit schnödes Leben
abgestellt, und ihr Unterricht vollkommener in
verbesserten Schulen werden;
2. Müsse das Verbot der Priesterehe auf-
gehoben ;
5. Das Mahl des Herrn in beyderley Ge-
stalt allem Volke gestattet werden.
Y4.
Was versuchte
man zur Abwen-
dung der Kir-
chcntrcnnung u.
eines Religions-
krieges ?
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Leo
X Leo Albrecht_V._von_Bayern Albrecht_V.
236
Weltgeschichte.
Teutsche sind, und daß noch teut sch auf der Welt
gesprochen wird, denn die Römer zwangen die
Germanen, Sprache und Gesetze anzunehmen.
Von nun an beunruhigten fortwährend die Ger-
manen in einzelnen Horden das römische Gebiet.
Um das Jahr 400 n. Ch. G. drangen aber die
germanischen Völker in Vereinigung vorwärts,
nämlich: Allemanen, Gothen, Franken, Sach-
sen, Vandalen, Burgunder und Alaunen. Es
trat die große Völkerwanderung ein.
Unter der Völkerwanderung versteht man
das gewaltsame Vordrängen barbarischer, mei-
stens teutscher Völker gegen Westen und Sü-
den. Sie heißt die große, weil viele Völker
Theil nahmen; weil sie vom 4ten bis in das 7te
Jahrhundert dauerte; und weil sie das weströ-
mische Reich zertrümmerte, und neue Staaten
gründete. Auch zertraten die wilden Barbaren
Ackerbau, Handel, Gesetze, Kunst und Wissen-
schaft, und setzten die vorangeschrittene Mensch-
heit um ein Jahrtausend zurück.
Alle die gewanderten Völker haßten ein
stilles Leben, und hatten Freude an Krieg und
Abenteuern, und weil ihr rauher Boden nur
kärglich nährte, waren sie nach südlichern Wohn-
sitzen lüstern, und so zu beständigen Wanderun-
gen geneigt.
Die wandernden Völker gründeten sich
Staaten, und unter diesen erhob sich auch die
große fränkische Monarchie mit Karl dem Gro-
ßen. Die Söhne theilten sie im Jahre 845 in
5 Theile, Frankreich, Teutschland und Italien,
und so ist Teutschland seit Mitte des yteu
Jahrhunderts ein eigener Staat.
66.
Was ist die groß-
sse Völkerwan-
derung?
! 67.
Wie wurde die
Völkerwander-
ung veranlaßt?
63.
Wie und wann
wurde Teutsch-
land ein eigner
Staat?
§. 10.
K r e u ; z ü g e.
Am Ende des eilften Jahrhunderts began-
nen die sogenannten Kreuzzüge.
6y.
'Was sind die
! Kreuzzuge?
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Gro- Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Teutschland Italien
237
Weltgeschichte.
Die Kreuzzüge sind jene Kriege, welche
die christlichen Europäer fast 200 Jahre lang
(von ioy6 bis 1248) in Asien gegen die Tür-
ken geführt haben, um .diesen Feinden des
Christenthums das heilige .Land und Grab zu
entreissen. Wie eine zweyte Völkerwanderung
zogen die Kriegsheere aus Teutschland, Frank-
reich, Spanien, England, Italien und aus
Norden zu Land und zu Wasser nach Asien.
Die Züge sielen unglücklich aus, und' in
der Heimath kam das Faustrecht empor.
Die Türken mißhandelten die Wallfahi'-
ter nach Jerusalem, und es entstand laute'
Klage und der Wunsch, daß die Europäer mit
vereinigter Macht hinziehen, und das heilige
Land den Handen der Ungläubigen entreissen
mögen. Da kam Peter von Amiens, ein fran-
zösischer Einsiedler, ans dem gelobten Lande
zurück, und schilderte die Leiden der Christen,
die er selbst gesehen und erduldet hatte, mir
gräßlichen Farben. Nun berief Papst Urban
der Ii. eine Kirchenversammlung, und kaum
hatte der Papst seine Rede über das Verdienst,
und den gewiß glücklichen Erfolg eines Kreuz-
zuges gegen die Türken vollendet, so tönte es
aus tausend Kehlen: »Gott will es; — Gott
»will es;" und die Kreuzzüge waren beschlossen.
J^dem, der sich dem Zuge anschloß, wur-
de gewöhnlich ein rothes Kreuz auf der rech-
ten Schulter befestiget, und dieses Zeichen gab
den Zügen nach Palästina den Namen Kreuz-
Züge.
Der Ausgang war ungünstig. Der erste Zug
mit 600,000 Mann eroberte zwar das gelobte
Land, und Gottfried von Bouillon wurde als
König von Jerusalem ausgerufen; aber dieses
Königreich dauerte nur 88 Jahre, denn die Tür-
ken gewannen wieder die Oberhand, und noch
vier große Kreuzzüge vermochten nichts. Europa
70.
Was veranlaß-
te die Kreuz-
züge?
71.
W ober haben
¡.'i': Kreuzzüge
ih een Namen?
72.
W eichen Erfolg
hauten die Krenz-
iüjc?
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
103
Weltgeschichte.
nter, um sich bessere Wohnsitze zu erkämpfen,
und Nun traten Teutsche zuerst in der Ge-
schichte auf.
Um das Jahr 400 n. Ch. G. drangen aber die
germanischen Völker in Vereinigung vorwärts,
nämlich: Allemanen, Gothen, Franken, Sach-
sen, Vandalen, Burgunder und Alaunen. Es
trat die große Völkerwanderung ein.
Unter der Völkerwanderung versteht man
das gewaltsame Vordrangen barbarischer, mei-
stens teutscher Völker gegen Westen und Sü-
den. Sie heißt die große, weil viele Völker
Theil nahmen; weil sie vom 4ten bis in das ?te
Jahrhundert dauerte; und weil sie das weströ-
mische Reich zertrümmerte, und neue Staaken
gründete. Auch zertraten die wilden Barbaren
Ackerbau, Handel, Gesetze, Kunst und Wissen-
schaft, und setzten die vorangeschrittene Mensch-
heit um ein Jahrtausend zurück.
Die wandernden Völker gründeten sich
Staaten, und unter diesen erhob sich auch die
große fränkische Monarchie mit Karl dem Gro-
ßen. Die Söhne theilten sie im Jahre 645 in
5 Theile, Frankreich, Teutschland und Italien,
und so ist Teutschland seit Mitte des 9ten
Jahrhunderts ein eigener Staat.
57.
Was ist die groß-
ße Völkerwan-
derung?
58.
Wie und wann
wurde Teutsch-
land ein eigner
Staat?
tz. 10.
Kreuzz ü g e.
Am Ende des eilften Jahrhunderts began-
nen die sogenannten Kreuzzüge.
Die Kreuzzüge sind jene Kriege, welche
die christlichen Europäer fast 200 Jahre lang
(von 1096 bis 1248) in Asien gegen die Tür-
ken geführt haben, um diesen Feinden des
Christenthums das heilige Land und Grab zu
entreissen. Wie eine zweyte Völkerwanderung
zogen die Kriegsheere aus Teutschland, Frank-
59.
Was suii> die
Kreuzzüge, und
welchen Erfolg
hatten sie?
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Karl_dem_Gro- Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Teutschland Italien Asien Teutschland Frank-
74
Vaterlands; Geschichte.
Jeder Kreis hat ein eigenes Appcllations-
gerkcht, rmd solches befindet sich in Landshut,
Straubing, Amberg, Neuburg an der Donau,
Ansbach, Bamberg, Würzburg und Zweybrü-
cken. In München ist das Öberappellarious-
gericht.
29.
In welchen
Städten sind
Appellationsge-
richte?
Vater l an ds-Ge schichte.
§. 1.
Urgeschichte.
Das Volk der Bayern har ein ehrwür-
diges Daseyn. Es kam ursprünglich aus Asien
nach Gallien, in das heutige Frankreich, mit
Völkern, die man Gallier oder Celten nannte *).
Vor mehr als 2000 Jahren wohnte in
Gallien ein König von großer Macht; sein
Name ist Ambigat.
Ihm wuchs des Volkes soviel, daß es
sein Reich nicht fassen konnte. Da gebot er
den Söhnen seiner Schwester, mit Leuten aus-
zuziehen, und es zogen Bellowes und Sigo-
wes mit streitbaren Männern. Sie zogen nach
entgegengesetzten Richtungen.
Bellowes lagerte sich nach vielen Käm-
pfen an der Donau, Sigowes in Böhmen.
Sie waren 5 bis 600 Jahre getrennt. —
Sigowes Nachfolger wurden endlich von an-
dern heranziehenden Völkerstammen aus Böh-
rncn vertrieben, sie wandten sich zur Donau,
1.
Welche ist die
älteste Geschichte
Bayerns?
*) Ist die Landkarte damit zu verbinden.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Ortsnamen: Landshut Straubing Amberg Neuburg Donau Ansbach Bamberg Würzburg München Asien Gallien Frankreich Gallien Donau Bayerns