Europa.
91
5. Die Zahl der Einwohner beträgt ungefähr
26 Mill.
Die Sprache ist mit wenigen Ausnahmen die
Italienische. Die herrschende Religion ist die katho-
lische. In einigen Gegenden Italiens (besonders in
dem nördlichen Theile und in Toskana) ist die
Industrie bedeutend; in anderen Theilen ist sie
fast unbekannt.
6. Italien umfaßt folgende Staaten:
I. Das Königreich Italien.
(5166 Ihm. mit 25 Mill. E.)
Hierzu gehört ganz Italien, mit Ausnahme von
zwei kleinen Staaten und den Inseln Corsika und
Malta.
Die Regierungsform ist beschränkt monarchisch.
— Das Königreich besteht aus Theilen, die früher
selbstständige Staaten waren oder zu andern (aus-
wärtigen) Staaten gehörten; die Namen dieser Theile
haben historisches Interesse und sind in der Ver-
kehrssprache noch gebräuchlich. Es sind folgende:
1) Piemont mit Ligurien, nebst der Insel Sardinien.
2) Die Lombardei. 3) Venetien. 4) Das Herzogthum
Parma und Piacenza. 5) Das Herzogthum Modena.
6) Das Großherzogthum Toskana. 7) Theile des
Kirchenstaats. 8) Das Königreich Neapel mit Sicilien.
Turin, am Po, eine sehr schöne Stadt. Seiden-
manufacturwaaren. Universität. 180,000 E.
Alessandria, hat eine starke Citadelle. 40,000 E.
Genua, amphitheatralisch an dem nach der Stadt
benannten Meerbusen. Die meisten Straßen sind
eng, krumm und steil, aber die Stadt enthält viele
prächtige Gebäude und Paläste. Sie ist stark be-
festigt und treibt bedeutenden Handel. 130,000 E.
Verona, hat interessante Ueberreste aus dem
römischen Alterthum. 60,000 E.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Italiens Toskana Italien Italien Corsika Malta Ligurien Sardinien Venetien Piacenza Modena Neapel Sicilien Alessandria Genua Verona
Asien.
127
regiert, heißt „der Sohn des Himmels". Die Be-
amten (Mandarinen) haben große Vorrechte und
üben eine tyrannische Macht und Willkührherrschaft
über das Volk aus. Es herrscht übrigens große
Entsittlichung und die Masse des Volkes befindet
sich im Zustande tiefsten Elends, das durch schreck-
liche Bürgerkriege noch erhöht wird. — Die Schrift-
sprache der Chinesen ist eine eigenthümliche. Für
jedes Wort haben sie ein besonderes Zeichen und
die Schriftsprache ist daher sehr schwierig zu erlernen.
o) Die Chinesen sind nicht nur eins der ältesten,
sondern auch der merkwürdigsten Culturvölker der
Erde. Sie sind fleißig, klug, gewerbthätig, erfind-
sam, unternehmende Handelsleute, dabei aber listig,
heuchlerisch, auf ihre eingebildeten Vorzüge kindisch
stolz, gegen Fremde hochmüthig und mißtrauisch.
Viele Erfindungen, z. B. die des Schießpulvers, haben
sie früher als die Europäer gekannt, sie verachten
aber jeden Fortschritt und stehen daher genau auf
derselben Stufe der Bildung, auf welcher sie vor
Jahrtausenden standen, auch ist es ihnen gar nicht
erlaubt, von dem Herkommen und der alten Sitte
abzuweichen. — Früher wurde die strengste Ab-
schließung gegen alle Fremde (Barbaren) beobachtet
und dadurch der Handelsverkehr erschwert; Europäer
durften damals nur nach dem Hafen von Canton
kommen. Doch wird China jetzt seit dem letzten
Kriege mit den Franzosen und Engländern, zum
Theil durch Zwang, dem Handelsverkehr mit Europa
mehr erschlossen.
Von großer Bedeutung ist außer dem Ackerbau
die Industrie. Die Fabrication von Poreellan,
von Seiden- und Baumwollenwaaren (Nan-
king), von Elfenbein- und Schildpattarbeiten,
von lackirten Maaren, von feinem, festen Papier
und vielen andern Dingen ist zur größten Vollkom-
menheit gelangt. Von besonderer Bedeutung ist der
a
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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64
Europa.
3. Galicien und das Herzogthum Bukowina.
(c. 1610 mm. mit 5va Mill. E.)
Lemberg, Hauptstadt. Universität. 75,000 E.
Wietfika (spr. Wielitschka) hat ein großes Salzwerk.
5000 E.
Zu Galizien gehört jetzt auch Grakau, eine alte Stadt
an der Weichsel, welche eine Zeitlang Hauptstadt eines kleinen
Freistaats war. 45,000 E.
Die Schweiz oder Helvetien.
1. Die 'Schweiz gränzt gegen N. und O. an
Deutschland, gegen S. an Italien, gegen W. an
Frankreich. Flächeninhalt 740 lum.
2. Der südliche Theil der Schweiz ist von den
Alpen und deren Ausläufern, den sogenannten Vor-
alpen bedeckt. (Rigi.) Der nördliche Theil ist
die Schweizer Hochebene, von der Aar und Reust
(Zufluß der Aar) durchströmt.
3. Die Zahl der Einwohner beträgt 2^ Mill.
Im nördlichen Theil ist die Volkssprache die deutsche,
im Westen die französische, im Süden die italienische.
In den nördlichen Cantonen wohnen Protestan-
ten, in den südlichen Katholiken. Die Bildung
ist in den protestantischen Cantonen am weitesten
vorgeschritten; aber die Sitteneinfalt der alten
Schweizer findet sich nur noch in wenigen abgelegenen
Gebirgsgegenden. In den Alpencantonen wird ein
eigenthümliches Hirtenleben geführt, in der
Schweizer Ebene ist aber der Ackerbau von Be-
deutung, an den nördlichen See- und Flußufern ist
auch Weinbau. Auch Handel und Industrie
ist von Wichtigkeit und endlich ist der Reiseverkehr
sehr gewinnbringend, indem viele Menschen durch die
Reisenden, welche die Schweiz besuchen, ihren Lebens-
unterhalt finden.
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Extrahierte Personennamen: Wietfika
Extrahierte Ortsnamen: Europa Galicien Lemberg Galizien Helvetien Deutschland Italien Frankreich
Iv
Vorwort.
sischm Beschaffenheit betrifft, so hätte man sich in
dieser Claffe auf den in der Uebersicht (S. 23—28)
gegebenen Stoff zu beschränken, indem bei den ein-
zelnen Staaten durchweg die kleineren Abschnitte,
welche die Physische Beschaffenheit nebst Klima und
Producten ausführlicher behandeln, übergangen wur-
den; auch könnte in dieser Claffe das mit kleiner
Schrift Gedruckte übergangen werden.
In Quinta. Wiederholung der. in Sexta durch-
genommenen und dann die übrigen Welttheile iu
derselben Weise wie in Vi; jedoch könnte das mit
kleiner Schrift Gedruckte mitgenommen werden.
In Quarta möge dann das ganze Buch durch-
genommen und sorgfältig eingeprägt werden. Ist der
ganze Stoff in dieser Claffe geistiges Eigenthum des
Schülers geworden, so dürfte eine Grundlage vorhan-
den sein, auf welcher in Tertia u. s. w. sicher weiter
fortgebaut werden könne.
Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß das
Buch auch in Oberclassen gehobener Volksschulen mit
Nutzen beim geographischen Unterricht gebraucht
werden könne.
Schleswig, den 31. Mai 1867.
H. P. H. Grttnftld.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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449
Muscheln und Krabben leichter zu fangen und zuzubereiten sind, als die
flüchtigen Thiere des Waldes. Daher kannten auch scbon die allerält.-sten
Bewohner Norddeutschlants den Bernstein mit seinen Eigenthümlichkeiten.
Während nun der Diamant und die anderen Edelsteine äußerlich
unscheinbar aussehen und ihrer Härte wegen nur durch sehr gesteigerte
Kunstfertigkeit poliert werden können, auch durch ihre Kleinheit selbst,
wenn sie lose im Sande liegen, sich der Aufmerksamkeit entziehen, bot sich
der Bernstein den wildesten Ureinwohnern gleichsam von selbst zum
Schmucke dar und wurde so der älteste unter den zum Schmuck verwen-
deten Edelsteinen.
Die gebildeten Völker, welche mit den alten Bewohnern unserer
Küsten in Berührung kamen, namentlich die Griechen und Römer und das
seefahrende Volk der Phönicier, hatten durch dieses Produkt, durch welches
ihnen die deutschen Küsten am frühesten bekannt wurden, einen will-
kommenen Handelsartikel zum Tausch, hier mit den wilden Deutschen, dort
mit den üppigen Völkern des Orients.
Ebenso wie die spanischen Seefahrer des Mittelalters durch Jagd
nach Goldstaub von einer Küste zur andern getrieben wurden, ebenso wie
die Diamanten Wohnplätze im Innern Brasiliens geschaffen haben, ebenso
wie die Entdeckung von Goldwäschen in Californien und Australien große
Landstriche dem Handel und der Cultur geöffnet hat, ebenso ist es auch der
ekele Bernstein gewesen, welcher zuerst den Verkehr mit gebildeten Völkern,
den Handel und dadurch die höhere Cultur nach Deutschlands sumpfigen oder
waldigen Küsten getragen hat. Der Bernstein hat durch eine eigenthümliche
Verkettung von Umständen noch eine andere höhere Bedeutung für die
Cultur der Menschen. Er ist es, welcher den ersten Anstoß zu einer Reihe
von Entdeckungen gegeben hat, deren Blüte jetzt die Einrichtung des
elektrischen Telegraphen ist, denn an ihm erkannte man zuerst die Eigen-
thümlichkeit, daß er im geriebenen Zustande leichte Späne anziehe, und
nach ihm nannte man diese Eigenschaft Elektricität, denn Elektron,
das heißt mit Silber legirtes Gold, nannten die Griechen den Bernstein
wegen seiner lichtgoldenen Farbe.
Bis auf den heutigen Tag hat der Bernstein seine Vorzüglichkeit als
Handelsartikel für den Orient bewahrt, aber die älteste Hauptfundstätte an
der deutsch-dänischen Nordseeküste hat schon lange den Vorrang gegen die
preußische Ostseeküste aufgeben müssen.
Der Theil des alten Preußenlandes und der jetzigen Provinz
Ostpreußen, welcher auf der Karte im Norden von Königsberg als ein in
das Meer hinausragendes Rechteck erscheint, das Samland genannt,
führt an seiner Nordküste Schichten, welche abweichend sind von allen
anderen Umgebungen der Ostsee. Hier findet sich unter Lehm- und Sand-
lagern zunächst eine Braunkohlenbildung, begleitet von solchen Sandschichten,
zwischen denen in der Regel die Braunkohle eingeschaltet zu sein pflegt,
und unter diesen, also älter als die Braunkohlen, liegt ein grünlicher
Sand, gefärbt durch zahllose Körner von Grünerde. In dieser grünen
Vaterländisches Lesebuch. 29
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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459
Nach den zahlreichen Ueberbleibseln aus dieser Zeit zu schließen, muß das
sogenannte „Bronzealter" in diesen Ländern mehrere Jahrhunderte gedauert haben.
Doch meldet uns keine Nachricht, welches Volk es gewesen sei, das so gewaltige
Kegelgräber errichtet und so kunstvoll in Bronze und Gold zu arbeiten verstanden
hat. Wahrscheinlich waren es ackerbauende und handeltreibende germanische
Stämme, welche schon mehrere Jahrhunderte vor Christi Geburt die nördlichen
Länder Europa's bewohnten.
Das Eisenalter.
Nach dem Bronzealter folgte eine Zeit, wo im Volke andere Gebräuche auf-
kamen und die Fertigkeit in der Behandlung der Metalle zunahm. Man lernte
das Eisen kennen und wußte es zu bearbeiten. Aber lange Zeit hielt man es für
kostbarer als Kupfer und Bronze. Denn es werden Beile gefunden, bei welchen
nur die Schärfe aus Eisen, der übrige Theil aber aus Kupfer gearbeitet ist, als
ob man gefürchtet hätte, von einem so kostbaren Metall mehr zu verwenden, als
gerade zum Zwecke nothwendig war. Die Leichen wurden noch oft verbrannt
und auch, wie in früheren Zeiten, noch in aufgeworfenen Erdhügeln beigesetzt,
sehr häufig aber auch in natürlichen Erhöhungen und in ebner Erde begraben.
Zuweilen findet man mehrere Urnen in einem Hügel und daneben Knochen von
Pferden, Hunden und anderen Thieren. Denn unsere heidnischen Vorfahren
pflegten dem todten Helden auch seinen Sklaven, sein Streitroß und seinen Hund
mit in's Grab zu geben. Viele solcher Gräber sind geöffnet worden, und überall
fand man neben den menschlichen Ueberresten Geräthschaften von gleicher Art und
Beschaffenheit: römische Vasen oder Töpfe, Siebe von Bronze oder Messing,
Becher von Silber und Gold, Trinkhörner, Holzeimer mit Messingbeschlag, goldene
und silberne Schmucksachen, Perlen, Steine zum Brettspiel, besonders aus Glas,
Löffel, Scheren von Messing oder Bronze, Bronzesporen, sammt Schwertern,
Aexten und Lanzenspitzen aus Eisen. In einzelnen Gräbern hat man mit Gold-
ringen und andern Sachen zusammen selbst Silbermünzen mit dem Gepräge ver-
schiedener römischer Kaiser angetroffen. Diese Thatsache lehrt uns genügend, daß
viele dieser Gräber mit ihren Alterthümern schon in eine Zeit hineinreichen, wo
längst unsere Vorfahren, der Stamm der Sachsen und Angeln, die cimbrische
Halbinsel bewohnten.
3. Die Angelsachsen.
In uralten Zeiten hat unser meerumschlungenes Land durch gewaltige Sturm-
fluten große Veränderungen erlitten. Schon die ältesten Bewohner desselben, von
denen wir Kunde haben, die Cimbern (die Kämpfer) warfen sich, heißt es, mit
ihren Schilden den wie Riesen anstürmenden Wogen entgegen, ehe sie ihr Land
dem Meere preisgaben und die rauhe Halbinsel verließen, um sich im Süden neue
Wohnsitze zu suchen. Bald nahmen andere deutsche Stämme das entvölkerte
Land in Besitz. Sachsen und Friesen besetzten die Küsten der Nordsee und den
Mittelrücken Holsteins, Varinen, Angeln und ihre stammverwandten Brüder, die
Jüten, das übrige Land bis an den Limfjord. Es waren wilde, rauhe Völker,
allen Nachbarn furchtbar durch ihre Tapferkeit und Grausamkeit. Unnahbar er-
schienen ihre Wohnsitze wegen der pfadlosen Sümpfe, weiten Einöden und schreck-
lichen Waldungen, die man noch im 9. Jahrhundert nach Christi Geburt kaum für
Menschenwohnungen geeignet glaubte. Nur an den Flüssen, den tief in's Land ein-
schneidenden Meeresbuchten und den Küsten herrschte von se her ein reges Leben.
Mitten im Meere, auf einsamen Inseln, lagen auch die heiligen Wohnstätten
mancher ihrer Gottheiten. Die Völker an der Ostsee verehrten gemeinsam die
30*
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Ortsnamen: Christi Sachsen Sachsen Nordsee Holsteins Christi
490
alle katholischen Gebrauche in unserem Lande verschwanden. Noch bis in
die Mitte des 17. Jahrhunderts war die lateinische Sprache beim Altar-
dienste in Gebrauch; ja in Flensburg wurde erst im Jahre 1725 diese
Unsitte abgestellt und in einzelnen Theilen Holsteins gar erst 1746.
4. Vio Bedeutung der Nclornration für unser Land,
insbesondere für Schleswig.
So war es denn wieder eine religiöse Bewegung, die wie im Anfang
unser Land an Deutschland knüpfte. Von da an hat es schlimme Tage
kommen gesehen und mit seinen Glaubensgenossen ertragen. Mit Gut und
Blut haben die Bewohner dieser Lande ihren Glauben vertheidigen müssen
und ihr gesegnetes Land in langem Kriege verwüstet gesehen. Aber sie
haben auch theilgenommen in vollem Maße an den Segnungen der neuen
gereinigten Lehre, ja in noch höherem Grade, als andere deutsche Länder.
Ueberall in den Städten, in den Flecken und Kirchdörfern, bald auch in
den einzelnen Dörfern, entstanden Schulen zum Unterrichte des Volkes,
und es waren deutsche Männer, die in den Kirchen den Erwachsenen predig-
ten, und Deutsche, die die Jugend in den Schulen unterrichteten. Und
doch war die Bevölkerung in vielen Gegenden des Landes der hochdeutschen
Sprache nicht kundig. Die niederdeutsche oder plattdeutsche Mundart war
damals fast die alleinige Volkssprache, in ihr wurden die Verhandlungen
des Landtages geführt und die Gesetze erlassen; neben derselben wurde in
den friesischen Gegenden nur friesisch, in Angeln eine dem Dänischen sich
nähernde und in Nordschleswig nur eine dänische Mundart gesprochen.
Durch Luther's Bibelübersetzung wurde die oberdeutsche Mundart in Deutsch-
land zur vorherrschenden Schriftsprache, breitete sich schnell aus' und ward
bald auch in unseren Gegenden bekannter. Schon Christian Iii. war für
die Verbreitung der hochdeutschen Sprache thätig und fing an sich ihrer den
Ständen gegenüber zu bedienen.
So führte die Reformation weiter, was in den vergangenen Jahr-
hunderten erst begonnen war, und sie ward Träger der deutschen Sprache
und Sitte im Herzogthum Schleswig. Selbst als die eigentliche Bewegung
derselben schon vorüber war, ward das vordringende Deutschthum nicht
gehemmt, denn andere günstige Umstände traten hinzu. Die Theologie,
die erste und fast einzige Wissenschaft jener Zeiten, wurde vorzugsweise an
den Universitäten Deutschlands gepflegt. Wer sich eine höhere Bildung
erwerben wollte, ging südwärts nach Leipzig, Wittenberg, Jena und Rostock.
Alle kehrten später heim durchdrungen von deutschem Wesen, und mit ihnen
zog die hochdeutsche Sprache gen Norden. Sie ward die Sprache der
Religion und der damit verbundenen höheren Bildung auch in unserem
Lande. Südwärts nach dem großen deutschen Vaterlande waren von da
aller Blicke gerichtet.
Wohl haben die deutschen Kaiser am Ufer der Elbe, der Eider, der
Königsau um die Nordmarken gerungen und ihnen das Christenthum
gebracht, wohl haben die Schauenburger Grasen die Selbständigkeit der
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle]]
Aus der Geschichte.
1. Die Deutschen um die Zeit von Christi Geburt.
*eber Sinnesart, Lebensweise und Sitten unserer Vorfahren vor
18—19 Jahrhunderten haben wir von ihnen selbst keine Berichte, denn
sie konnten weder lesen noch schreiben; aber die Römer, welche damals auf
der Höhe ihrer Macht und Bildung standen, drangen von dem eroberten
Gallien (jetzt Frankreich) aus häufig in Deutschland ein, und da sic also
vielfach in friedliche oder in feindliche Berührung mit den Bewohnern
desselben geriethen, so hatten sie Gelegenheit genug, die Germanen, wie sic sie
nannten, kennen zu lernen. Sie betrachteten das rohe Naturvolk mit einem
aus Furcht und Bewunderung gemischten Gefühl, und so kam es, daß ihre
Schriftsteller demselben bald eine ganz besondere Beachtung widmeten.
Das Land war damals größtentheils noch mit Urwald bedeckt, doch
hatte die Axt schon begonnen, wette Flächen urbar zu machen. Im Dickicht
der Wälder häuften Auerochsen, Elennthiere, Bären, Eber, Wölfe und zahl-
loses Hochwild. Städte gab es nirgends, auch nicht gebahnte Wege und
Brücken. Die Bewohner des Landes waren vor allen Völkern ausgezeichnet
durch ihre blauen Augen, ihr röthlich gelbes Haar und ihren riesenhaften
Wuchs: sie sollen durchweg sieben Fuß hoch gewesen sein. Eine unbändige
Kraft lebte in ihnen. Uebermüthig wie Knaben fuhren sic auf ihren Holz-
schilden die beeisten Abhänge der Berge herab, über sechs Rosse hinweg-
springen zu können war ihnen ein hoher Ruhm, und die größte Kricgsehrc
sahen sie darin, mit der Faust die Stärksten erlegt zu haben. Daher be-
seelte sic ein stolzes Unabhängigkeitsgefühl: niemandem zu gehorchen, keines
andern zu bedürfen, ganz auf sich allein angewiesen zu sein, war ihnen die
größte Lebensfreude. Namentlich im Norden mieden sie cs deshalb, gesellig
in Dörfern zu wohnen; am liebsten häufte jede Familie für sich auf dem
einsamen Gehöft, umgeben von ihren Wiesen, Aeckern und Wäldern. Wo
sie aber, wie es weiter im Süden mannigfach vorkam, in Dörfern wohnten,
da besaß jeder Grundbesitzer als freies Eigenthum nur Haus, Hof, den
umzäunten Garten und seine Herde, dagegen waren Wald, Weide und Acker-
flur Eigenthum der ganzen Dorfgemeinde, und der Einzelne hatte nur das
Recht, in Gemeinschaft mit seinen Flurgenoffen sie zu benutzen. Aber dies
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Gallien Frankreich Deutschland
239
ein Freund von fröhlichen Reden und munteren Scherzen. Niemals ließ
er es aber an Ernst und Ausdauer in seinen Unternehmungen fehlen. Als
seinem Heere einst die Zufuhr abgeschnitten war, zog er eine Rübe aus dem
Felde und aß sie roh, worauf die Kriegsleute ohne Murren seinem Beispiel
folgten. Endlich, als nirgends mehr etwas zu finden war, ließ er die
Feinde angreifen: „Siegen wir", sprach er, „so bekommen wir Lebens-
mittel genug; werden wir besiegt, so erhalten die Gefangenen wohl Essen
und Trinken." Versprechungen und Zusagen hielt er treu und fest, so
daß noch lange das Sprichwort blieb: „Der hat Rudolfs Redlichkeit
nicht." »
13. Die deutschen Städte im Mittelalter.
Die Bewohner der Städte bestanden ursprünglich aus den freien
Bauern, welche Heinrich I. dahin berufen und mit mancherlei Vorrechten
ausgestattet hatte. Ihre Nachkommen bildeten die sogenannten Ge-
schlechter, welche sich als Höherstehende von den Nachkommen der un-
freien Leute und von denen, welche spater eingewandert waren, absonderten.
Sie machten Anspruch auf die alleinige Verwaltung der städtischen Ange-
legenheiten, aus ihrer Mitte wurden die Schöppen oder Rathsherren und
die Schultheißen erwählt, sie hatten fast den ganzen Grundbesitz in Händen.
Als aber die Zahl der minder berechtigten Bürger durch Zuzug vom platten
Lande wuchs und unter diesen das Handwerk aufblühte, da errangen auch
sie sich allmählich durch Vereinigung eine bessere Stellung; sie bildeten
Zünfte oder Innungen, und die Versammlung der Zunftmeister,
unter dem Vorsitz des aus ihrer Mitte gewählten Bürgermeisters, strebte
immer kräftiger und erfolgreicher nach völliger Gleichberechtigung mit den
Geschlechtern. Namentlich wenn die Städte in Fehden mit Fürsten oder
Rittern verwickelt waren und die Geschlechter der starken Arme der Hand-
werker nicht entbehren konnten, gewannen die letzteren einen immer größeren
Antheil an Ehren und Reichthümern; endlich ward im dreizehnten und
vierzehnten Jahrhundert fast in allen Städten Süddeutschlands eine oft
blutige und gewaltsame Umwälzung der Dinge durchgesetzt, wodurch die
Regierung an die Zünfte kam, während sich im Norden die Geschlechter
durch das große Uebergewicht der Kaufmannsgilden länger behaupteten.
Für die Einrichtung der Zünfte waren die Rittergilden das Vorbild
gewesen. Jeder konnte in sie nur als Lehrling eintreten, dann ward er
Gesell, endlich Meister. Der Gesell mußte wandern gleich den ritterlichen
Knappen; in den fremden Städten grüßte er das Handwerk in bestimmten,
althergebrachten Formeln, aber diese verliehen ihm auch in weiter Ferne
sicheren Schutz. Um Meister zu werden, mußte der Gesell ein Meisterstück
liefern; bestand es die Prüfung, so ward er unter vielen Feierlichkeiten als
Zunftmeister aufgenommen. Streng ward dabei auf Ehre gehalten;
schlechter Lebenswandel schloß von der Zunft aus- Gewöhnlich wohnten
die Glieder einer Zunft in einer besonderen Gasse bei einander und hatten
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Ernst Rudolfs Heinrich_I.
345
Das Vaterland des Löwen ist jetzt hauptsächlich auf Afrika be-
schränkt, wo er sich aus Furcht vor den Feuergewehren, z. B. am Cap der
guten Hoffnung schon über die Wohnsitze der Engländer, Holländer und
Deutschen zurückgezogen hat, während er im Norden Asrika's vor den
Franzosen von Algier zurückweicht. In den frühesten Zeiten war er auch
in Europa und zwar in Theilen des alten Griechenlands verbreitet, weit
zahlreicher aber in Asien in dem ganzen Bereich der Länder, die um Palä-
stina herumliegen. Auch scheint der Löwe im Alterthum viel häufiger
gewesen zu sein. denn jetzt gerathen stets nur wenige Thiere in Gefangen-
schaft, bei den Thierkämpfen aber, welche den alten Römern als öffentliche
Schauspiele gegeben wurden, muhten ans den Provinzen oft Hunderte von
wilden Löwen geliefert werden. Pompejus erhielt zu solchem Zwecke 000,
unter denen 315 männliche Löwen waren.
Der Löwe geht mit der Löwin gemeinsam auf die Jagd, und auch
mehrere männliche Löwen vereinigen sich zuweilen für diesen Zweck. Nicht
leicht kommen sie in Streit, leben aber auch sehr vereinzelt, weil jeder zu
seiner Ernährung ein großes Jagdgebiet bedarf. Breite waldige Thäler
bilden seinen Lieblingsaufenthalt; im Gebirge scheint es ihm nicht zu be-
hagen. Wo ihn bei seinen Streifzügen der Morgen überrascht, da bleibt
er liegen in den verborgensten Theilen des Dickichts.
Im ganzen ähneln seine Gewohnheiten denen anderer Katzen, doch
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