336
5.
Ja, dich kenn' ich, Offenbarung
meines Herrn in der Natur,
seit aus eigener Erfahrung
ich nicht bloß der Liebe Spur
angedeutet, aufgeschrieben
in den Werken seiner Hand,
nein, ihn selbst und all sein Lieben
wesentlich in Christo fand. Spitta.
C. Aus der Geschichte.
1. Die alten Deutschen.
1. Die Germanen. — Die alten Deutschen waren ein herrlicher
Menschenschlag. Groß und kraftvoll war ihr Körper, breit ihre Brust, ihr
Auge blau, ihr Haar goldgelb und lang herabfallend. Als die kriegsgewal-
tigen Römer, die alle Völker im südlichen Europa unterjocht hatten, zum
ersten Male mit diesen Söhnen des Nordens zusammenstießen, setzte ihre
stolze Haltung, ihr kühner, durchdringender Blick, ihr brausender Schlacht-
gesang sie in Erstaunen und Schrecken. Sie nannten sie Germanen d. i.
tobende Kriegs lente, Wehrmänner. Denn wehrhaft und kriegs-
lustig waren die Deutschen, wie kein anderes Volk. Ihr ganzer Sinn ging
ans Kampf und kühne Thaten. Von Jugend aus übten sie sich im Ge-
brauche der Waffen, im Kampfe mit wilden Thieren. Die Felle des er-
legten Wildes dienten ihnen zur Kleidung; als köstlichster Schmuck galten
ihnen die Waffen. Es war ein festlicher Tag, wenn der herangewachsene
Jüngling vor versammelter Gemeinde für wehrhaft erklärt und vom Vor-
steher mit Schild und Lanze geschmückt wurde. Von nun an trennte er
sich nicht mehr von seinen Waffen; mit ihnen zog er nicht allein in den
Kampf, bewaffnet erschien er auch in der Versammlung der Gemeinde und
beim frohen Festgelage.
2. Kriegswesen. — Gab's Krieg, so wurden alle wehrfähigen freien
Männer aufgeboten. Ein solches Aufgebot hieß der Heerbann. Der
tapferste der Helden wurde zum Anführer oder Herzog erhoben. Kriegs-
lustige Jünglinge schlossen sich ihm an als sein Gefolge und schwuren,
vereint mit ihm zu leben und zu sterben. Vor der Schlacht erscholl furcht-
bares Kampfgeschrei, um den Mut zu entflammen. Mit unglaublicher
Tapferkeit wurde gekämpft; Führer und Gefolge wetteiferten in mutvollen
Thaten. Lebendig aus der Schlacht zu weichen, wenn der Führer gefallen
war, brachte Schande fürs ganze Leben. Mancher Held konnte des Kampfes
gar nicht genug haben. Herrschte in der Heimat Friede, so zog er mit
seinem Gefolge in fremdes Gebiet und suchte dort Ruhm und Beute.
3. Lebensweise und Sitten. — In Friedenszeiten war es vor-
züglich die Jagd, welche die freien Männer beschäftigte. Die Besorgung
des Hauswesens und der Ackerwirtschaft blieben den Weibern und Knechten
überlassen. Sie selbst lagen daheim auf einer Bärenhaut, neben dem Herde.
Wer es zu lange that und den Sinn für große Thaten verlor, hieß ein
Bärenhäuter. Die Zeit verkürzten sie sich gern mit Würfelspiel, dem
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Spitta
Extrahierte Ortsnamen: Christo Europa Friedenszeiten
i« Einleitung.' ____________
den. Dieses Klima hängt nicht bloß von der geogvaphi-
fchen Breite eines Lanves ab (denn manche Gegenden
unter dem Aequator sind kälter als Lander in den ge-
mäßigten Zonen), sondern von der Lage und dem Boden.
Alle Küstenländer haben gemäßigtere Warme und Kalte
als diejenigen, welche weiter vom Meere entfernt liegen.
! " Je hoher ein Land ist, desto kalter ist das Klima. Durch
hohe Gebirge, besonders wenn sie hoch genug sind, ewi-
gen Schnee zu tragen, wird das Klima katter. Große
Wälder machen das Klima rauher, hingegen durch Aus-
rottung derselben, durch Anbau des Landes, wird das
Klima milder und sanfter. Aus Sümpfen und Morasten
entwickelt sich eine schädliche Luft, wodurch die Atmos-
phäre vergiftet wird. In sandigen und masterarmen Ebe-
nen wird die Luft heiß und trocken, und der Wind, Ver
darüber Hinfahrt, glühend und brennend.
§. 51. Alles, was die Erde und das Meer mit und
ebne menschliche Hülfe hervorhringen, heißt Produkte,
die entweder Natur- oder Kunstprodukte sind Letz-
tere sind solche, die durch eine künstliche Bearbeitung ooy
Menschenhänden ihr natürliches Ansehen völlig verlieren.
Wenn zu der Verfertigung eines Kunstprvduktes Feuer
und Hammer erfordert wird, so ist dies eine Fabrik;
geschieht die Veredlung aber mit der Hand oder durch
Maschinen, doch ohne Feuer und Hammer, so ist es eine
Manufaktur. Doch wird dieser Unterschied im Sprach-
gebrauchs nicht immer beobachtet. Uebrigens theilt man
die Naturprodukte in drei Klassen oder Naturreiche, das
Mineral-, Pflanzen- und Thierreich.
tz. 52. Vor allen Bewohnern der Erde zeichnen sich
die Menschen sowohl durch körperliche als geistige Vor-
züge aus. Ihre Anzahl auf der ganzen Erde berechnet
man auf 700 Millionen. Sie sind einander zwar in den
Hauptkennzeichen sehr ähnlich, doch findet eine große Ver-
schiedenheit Statt in Rücksicht der Farbe, der Sprache,
der Lebensart, der Religion, der Regierungsverfassung rc.
In Rücksicht der Farbe giebt es: i) weise, 2) gelb-
braune, 5) schwarze, 4) kupferrothe, oder roth-
braune und 5) schwarz braune, alle mit verschiede-
nen Schattirungen. In Rücksicht der Lebensart theilen sich
die Menschen in Jager-, Fischer-, Hirten-, Acker-
bau treibende und Künste treibende Völker.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Holla'ndisch. und Britt. Südamerika. 215
Krieg, indem sie den Weibern die Feld- und Hausarbeit
überlasien. Ueberhaupt leben wenige derselben in festen
Wohnungen. Die meisten sind Nomaden. Außer Pata-
gomen, bewohnen sie besonders rauhe Gebirge und da§
Innere von Südamerika, wo sie vor der Uebcrmacht der
Europäer gesichert sind. Dahin gehören: die Earai-
den, die Ltto machen, die Abiponer, die Tupi-
na mbas, die L apuy es rc.
Die Mani-Tuülin- oder Orlows-Infeln.
Diese Inseln liegen bei dem Kap Horn, und sind
bewohnt. Die E. haben Achnlichkeit mit den Pescheras.
Sie Insel Neu- oder Südgeorgien.
Sie liegt unter dem 54° his 550 S- Br. und besteht
aus Felsen, die selbst im Sommer dis zur Meereeflache
mit Schnee bedeckt sind, und nur 2 Pflanzenarten Her-
vorbringen. An der Südspitze liegt die Eoopersinses.
Sandwichsland.
Dieses dem Südbol um 4 Grad naher liegende Land
enthält nicht eine einzige Pflanzenart, und ist mit Aus-
nahme einiger Felsen, ganz mit Schnee und Eis bedeckt.
Nördlicher liegen die Saunders-Insel und die Licht--
meß-Jnseln,
Australien.
Dieser fünfte Welttheil, auch Südindien und Po-
lynesien genannt, begreift eine große Menge von In-
seln, die in dem stillen Meere oder in der Südsee, zwi-
schen den Asiatischen Inseln und Amerika liegen. Die
Größe beträgt etwa 180,000 Q. M.
Viele dieser Inseln enthalten hohe Berge, die mei-
sten haben einen fruchtbaren Boden. Bis jetzt kennt man
diese Gegenden wenig. Die Produkte sind nicht sehr
mannigfaltig. Man hat wenig vierfüßige Thiere und von
Metallen nur Spuren von Eisen und Kupfer gefunden.
Die Europäischen Pflanzen und Lhiere, die man hierher
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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186 Dritter Abschnitt: Politische Geographie.
einen Gesetzgeber und Richter außer ihm hinführt, theils durch
seine zum Absoluten aufsteigende Vernunft zu dem Glauben an
ein höheres Wesen geführt. Diese Gottesidee liegt jedoch an-
fänglich nur dunkel im Menschen, und äußere Erscheinungen,
Gegenstände und Erfahrungen müssen in ihm das hellere Be-
wußtsein derselben erwecken. Wenn aber die Sprache nur lang-
sam und nach und nach entstand, so ist es mit der Religion
anders. Fast alle Religionen entstanden, wenigstens der Haupt-
sache nach, auf einmal, indem Männer, in dem Bewußtsein
ihrer höheren Einsichten, ihren Glauben und ihre Überzeugungen
zur Religion ihres Volkes erhoben. Daß indeß die Menschheit
ohne einen besonderen göttlichen Unterricht (Offenbarung)
sich wenigstens nicht zu der reinen Idee eines Gottes würde
erhoben haben, beweisen die gebildetsten und in anderer Hinsicht
aufgeklärtesten Völker des Alterthums — die Griechen und Rö-
mer. Fast allen Religionen liegt daher eine solche Offenba-
rung d. h. ein von Gott auf außerordentliche Weise den Men-
schen mitgetheilter Religionsunterricht zum Grunde. Über den
Offenbarungsbegriff haben sich aber, was namentlich die christ-
liche Offenbarung betrifft, verschiedene Ansichten gebildet, welche
sich füglich auf folgende fünf Hauptklassen zurückbringen lassen:
1) Der Supernaturalismus oder die Denkart,
nach welcher man eine geschlossene, unmittelbare, überna-
türliche Offenbarung annimmt, und seine Vernunft derselben
ganz unterwirft, selbst dann unterwirft, wenn jene Dinge lehrt,
die unsere Vernunft nicht begreift. Der Supernaturalist er-
blickt in einer solchen Offenbarung ein Wunder, und nimmt
überhaupt Wunder an.
L) Der Rationalismus oder die Denkart, nach
welcher man blos eine geschlossene, mittelbare Offenbarung
annimmt, und die Vernunft zur Richterin über die Offenbarung
setzt, indem diese durch die Vernunft geschehen sei, und also
auch nur das rein Vernünftige enthalten könne. Der Ratio-
nalist leugnet daher jedes Wunder.
Z) Der Naturalismus oder Deismus oder die
Denkart, nach welcher man bei der allgemeinen, niemals
geschlossenen, also immer fortdauernden Offenbarung durch die
bloße Vernunft stehen bleibt, und jede besondere Veranstal-
tung Gottes zur Belehrung der Menschen ableugnet, indem der
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TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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188 Dritter Abschnitt: Politische Geographie.
zelnen Stellen eine verschiedene Erklärung zu, theils hat man
denselben andere, aus früherer oder späterer Zeit herrührende
Schriften an die Seite gesetzt, welche den eigentlichen Funda-
mentalschriften mehr oder weniger gleich geachtet werden. Hier-
durch ist es geschehen, daß keine der drei monotheistischen Re-
ligionen als eine vollkommene Einheit dastcht, sondern eine jede
derselben mancherlei Spaltungen erlitten hat, und in mehrere
Unterabtheilungen, Kirchen, Parteien, Sekten rc. zerfallen
ist, nämlich:
1) Die jüdische Religion zerfällt in die beiden
Hauptparteien der Karaiten und Rabbaniten, von denen
die Letzteren außer den Schriften des alten Testaments noch
dem Talmud *) eine bindende Autorität beilegen, welche die
Ersteren demselben nicht zugestehen.
2) Die christliche Religion oder Kirche theilt
sich ebenfalls in zwei Hauptparteien, die morgenlandische
und abendländische.
*) Der Talmud (d. h. Unterricht oder Belehrung) ist eine Samm-
lung von Erklärungen und Erläuterungen des Mosaischen Gesetzes, wel-
che sich angeblich von den Zeiten des Moses an durch mündliche Tradi-
tion erhalten haben, bis sie, unter dem Namen Mischna, im Jahre
150 n. Ehr. von dem Nabbi Juda gesammelt wurden. Diese
Mischna erlangt? bald ein größeres Anseben, als die Tbora h (das
Mosaische Gesetz) selbst, und wurde daher wiederum der Text zu
mancherlei Erläuterungen und Erklärungen, die dann abermals, unter
dem Titel G e m a r a (d. h. Vollendung), durch den Rabbi I o»
chanan, %30 n. Ehr. gesammelt wurden. Diese Mischna und
Gemara bilden den Text und Eommentar des sogenannten Tal-
mud von Jerusalem. Als aber im 3. und 4. Jahrhundert,
bei der Ausbreitung des Christenthums, die Anzahl der Juden in
Palästina sich immer mehr verminderte, und sich dieselben vorzüglich
in Babylon sammelten, so sing man an, hier eine neue Gemara
zu sammeln, die im Anfänge des 5. Jahrhunderts vollendet wurde,
und, unter dem Namen des Talmud von Babylon, vor je-
nem den Vorzug erhielt. — Der Talmud steht noch jetzt als Gkau-
benssymbol bei den Juden in großem Ansehen, obgleich er durch
viele, abergläubische und selbst sittenverderbliche Grundsätze ein Haupt-
hinderniß ihrer sittlichen Bildung ist. Wie wenig derselbe auf die
Moralität Rücksicht nehme, ergiebt sich aus dem Inhalte seiner Ka-
pitel. Er handelt nämlich in secks Sedarim: 1) von dem Saa-
men und den Feldfrüchten, — 2) von den Festen und den dabei
üblichen Eeremonieen, — 3) von den Weibern, Heirathen und
Scheidungen, — 4) von den Verletzungen des Eigenrhums, — 5)
von den Opfern, — 6) von den Reinigungen.
/
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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196 Dritter Abschnitt: Politische Geographie.
den ist, als ihre natürlichen Fähigkeiten und individuellen La-
gen. Man unterscheidet daher, um sich das Urtheil zu erleich-
tern, die verschiedenen Klassen und Stande der bürgerlichen
Gesellschaft, und setzt dabei freilich voraus, daß der Grad der
Kultur mit dem Stande übereinstimmen müsse, was aber nicht
immer der Fall ist, indem nicht selten der Vornehme zu dem
am wenigsten gebildeten Volkshausen (dem Pöbel) herabsinkt,
während mancher sogenannte gemeine Mann durch feine Bil-
dung sich weit über seine Sphäre erhebt.
11 i e r 11 $ Kapitel:
Von den Klassen und Ständen der bürger-
lichen Gesellschaft.
Eine vollkommene Gleichheit aller ein Volk ausmachenden
Individuen ist nur bei dem rohesten Zustande desselben möglich
und denkbar, denn, sobald der Begriff des Eigenthums nur ir-
gend festgestellt ist, muß es, selbst bei der anfänglich gleichsten
Vertheilung der Glücksgüter, bald Reiche und Arme geben, weil
Glück und Unglück, Fleiß und Trägheit, Sparsamkeit und Ver-
schwendung rc. diesen Unterschied frühzeitig herbeiführen müssen.
Aber der Unterschied der Klaffen und Stände beruht auf noch
mancherlei anderen Ursachen und Verhältnissen. So wie der
Stärkere durch seine körperlichen Kräfte Furcht erweckt, und
Achtung gewinnt, so der Klügere durch das Übergewicht seiner
geistigen Kräfte. Zur Zeit der Gefahr, im Kriege rc. be-
darf die Menge eines Führers, dem alle Übrigen, wenn auch
nur freiwillig, Folge leisten. Alle diese Umstande und Verhält-
nisse heben die anfängliche Gleichheit auf, und erzeugen den Un-
terschied der Stände, den wir gleich bei der ersten Ent-
stehung der Staaten vorfinden, weil eine völlige Gleichheit mit
der Idee des Staats, welcher Befehlende und Gehorchende
voraussetzt, schlechterdings unvereinbar ist.
'§.92. Adel. Bürger-und Bauernstand. Leibeigene.
Der Unterschied der Klassen und Stände, wie
wir ihn gegenwärtig in den meisten Staaten ausgebildet finden,
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
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Fünftes Kapitel: Beschäftigungen und Gewerbe. 207
käuflichen Gegenstände, wozu man fast überall die edlen Metalle,
Gold und Silber, genommen hat. Anfangs wägte man die
Metalle einander zu; spater wägte man die einzelnen Stücke
im Vorrathe ab, und bemerkte mittelst eines darauf angebrach-
ten Zeichens, wieviel jedes werth fei oder gelte; daher der
Name Geld. Da nun ein Hauptgegenftand des Handels das
Vieh war, so grub man häufig auf die Metallstücken das Bild
desjenigen Thieres ein, dem sie an Werth gleich waren. Da-
her nannten auch die Römer das Geld pecunia (von pecus,
das Vieh), und bei den Griechen hatte die älteste Münze das
Bild und den Namen eines Ochsen. — Künstlich ausgeprägte
Münzen hatten zuerst die Phönizier; bei den Griechen kamen
sie erst um das Jahr 600 vor Chr. in Gebrauch. Die Sitte,
daß Könige ihr Bildniß auf die Münzen prägen ließen, führte
zuerst der Perserkönig Darius ein, wovon die persischen Mün-
zen den Namen Dareiken erhielten. Die Deutschen lernten
das Geld erst um die Zeit von Christi Geburt von den Rö-
mern kennen.
Zu den Gold- und Silbermünzen, welche, wie alles
Geld, des allgemeinen Vertrauens wegen, nur unter öffentlicher
Autorität und Gewährleistung geschlagen werden dürfen, wird aber
nicht reines Gold und Silber genommen, denn dieses würde dem
Einschmelzen zu sehr unterworfen sein, und auch, seiner Weich-
heit wegen, bei dem täglichen Gebrauche zu vielen Abgang er-
leiden. Um diesem Ubelstande vorzubeugen, werden die Münzen
legirt oder beschickt d. h. mit einem anderen, geringeren
Metalle, gewöhnlich Kupfer, vermischt. Das Gewicht der Münze
wird Schrot, und ihr Gehalt an feinem Golde oder Silber wird
Korn genannt. Den Unterschied zwischen beiden macht der Zusatz
aus, mit welchem die Münze legirt ist. Die obrigkeitliche Be-
stimmung des Schrotes und Kornes einer Münze heißt der Münz-
fuß. Als Maßstab dabei wird in den meisten europäischen
Staaten die Mark (ein halbes Pfund) angenommen, die bei
dem Silber in 16 Loth, jedes zu 18 Gran; bei dem Golde
hingegen in 24 Karat, jedes zu 12 Grän, eingetheilt wird. Es
ist dieß die feine Mark, auf welche also 16 Loth feines,
nen inneren, der in ihrem Verhältnisse zu anderen Gütern, und
einen äußeren, der in ihrem Verhältnisse zu dem Bedürfnisse
des Schätzenden feinen Grund hat.
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183
Erstes Kapitel: Von der Sprache.
zeigen konnte. Dieser Gedanken und Bedürfnisse waren anfangs
gewiß nur wenige, und so war auch die älteste Sprache arm
und roh, so daß wenige einfache Silben hinreichen konnten, sich
verständlich zu machen. Die Ausrufungswörter bildeten
wahrscheinlich einen Haupttheil der ältesten oder Ursprache. Man
suchte ferner Gehörtes mit der Stimme nachzutönen, und bezeich-
nete mit diesem Laute die Dinge, von welchen derselbe ausge-
gangen war, wie es in der Sprache der kleinsten Kinder noch
jetzt geschieht. Allmählich jedoch, als der Umfang der Begriffe
sich erweiterte, und die Anzahl der Bedürfnisse sich vermehrte,
mußte man darauf bedacht sein, neue Laute und Wörter zu er-
finden, die man entweder (wie bei den Chinesen) durch eine Ver-
änderung der Stimme und des Tones, oder durch Zusammen-
setzung der Silben erhielt. — Welche unter den Sprachen der
alten Welt die Ursprache gewesen sei, ist gänzlich ungewiß.
Die hebräische ist es zuverlässig nicht gewesen, und noch
viel weniger die holländische, wie ein Arzt zu Mastricht,
welcher seinem Vaterlande die Ehre des Paradieses zuwenden
wollte, noch 1670 in allem Ernste behauptet hat. Die Ur-
sprache der Menschen, welche im Laufe der Zeiten mannichfal-
tige Veränderungen erfuhr, ist indeß nicht auögestorben, sondern
findet sich unter alle noch porhandenen Sprachen zerstreut und
unter mannichfaltige Formen versteckt, und ist hauptsächlich in
den Wurzeln der Wörter zu suchen.
Die Sprache, ursprünglich nur für das Gehör erfunden,
hat indeß einen doppelten Mangel, indem sie theils nur dem-
jenigen vernehmbar wird, welcher dem Sprechenden nahe ge-
nug ist, theils aber auch zu leicht verhallt, und keine blei-
bende Spur zurückläßt. Durch die (angeblich von den Phöni-
ziern, 2000 Jahre vor Christo gemachte) Erfindung der V u ch-
siabenschrift *) ist beiden Mängeln abgeholfen, und dem
Menschen ein Mittel gegeben, durch welches seine Sprache von
einem Ende der Erde bis zum anderen vernommen werden kann,
und auch der spatesten Nachwelt vernehmbar gemacht wird. Äl-
ter, als die Buchstabenschrift, welche jedem einzelnen Laute der
*) Buchstabe von den buchenen (aus Buchenholz geschnittenen) Stäb-
chen, deren man sich vor Erfindung der gegossenen Lettern bediente.
— Schon früher hatte man ganze Bücher auf Holztafeln geschnit-
ten und abgedruckt, ein mühseliges Werk, welches mit der Kunst,
aus beweglichen Lettern zu drucken, gar nicht verglichen werden kann.
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
L
Einleitung.
S) Rücksichtlich des Umfanges ist die Geographie ent-
weder Universalgeographie oder Specialgeogra-
phie.
§. 3. Mathematische, physische und politische
Geographie.
Der Gegenstand, mit welchem die Geographie es zu thun hat,
die Erde, läßt sich aus einem dreifach verschiedenen Gesichtspunkte
betrachten, 1) als meßbaren Weltkörper, 2) nach ihrer physischen
(natürlichen) Beschaffenheit und ihren Bestandtheilen, 3) als
Wohnplatz der Menschen und nach ihrer Eintheilung in verschiedene
Lander und Staaten. Aus diesem dreifach verschiedenen Gesichts,
punkte ergiebt sich für uns eine dreifache Erdbeschreibung oder
Geographie, nämlich:
1) die mathematische oder astronomische Geo-
graphie, welche die Erde als meßbaren Weltkörper betrachtet,
ihre Gestalt, Größe und Bewegung untersucht, von dem Verhält-
nisse der Erde zu den übrigen Wcltkörpern spricht, und die darauf
sich beziehenden Punkte und Linien erklärt, welche auf der Erdober-
fläche gezogen gedacht werden;
2) die physische Geographie, welche die Erdenach
der natürlichen Beschaffenheit und den Bestandtheilen ihrer Ober-
fläche betrachtet, und von Land, Wasser, Atmosphäre, Erzeugnissen
und Einwohnern redet;
3) die politische Geographie, welche die Erde als
Wohnplatz vernünftiger Geschöpfe betrachtet, und ihre Eintheilung
in verschiedene Länder und Staaten ins Auge faßt.
§. 4. Alte, mittlere, neuere und neueste Geogra-
phie.
Da die Erde, im Ganzen genommen, immer dieselbe Gestalt,
dieselbe Größe, dieselbe Bewegung rc. behält, so ergiebt sich hieraus,
daß die Lehren der mathematischen Geographie einem Wechsel nicht
unterworfen und folglich unveränderlich sind. Eben so verhält es
sich mit der physischen Geographie; denn, wenn auch die.äußere
Ansicht der Oberfläche der Erde sich von Zeit zu Zeit geändert hat,
so bleibt sie selbst doch, ihrem Wesen und ihren Bestandtheilen d. i.
ihrer physischen Beschaffenheit nach, immer dieselbe. Anders ver-
hält es sich mit den Lehren der politischen Geographie, denn
einmal ändern moralische Ursachen, Kriege, Eroberungen rc.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung]]
5
Einleitung.
4) Staatswissenschaft (Statistik), welche sich
über die innere Verfassung der Staaten, ihre Sitten, Gebräuche
und Einrichtungen, über das Verhältniß der verschiedenen Staa-
ten zu einander und endlich über Charakter, Sitten und Lebens-
art ihrer Bewohner belehrend ausspricht;
5) Geschich te, welche namentlich als (ältere und
neuere) S t aa t en g e sch ich t e, uns über die wichtigsten histo-
rischen Ereignisse in Bezug auf die einzelnen Länder der Erde
belehrt.
§.8. Hülfsmittel beim Studium der Geographie.
Zu den unentbehrlichen Hülfsmitteln beim Studium der
Geographie gehören:
1) Künstliche Erdkugeln (Globen) für die allge-
meine, besonders die mathematische Geographie, deren Stelle
durch Planiglobien (auf einer Ebene dargestellte halbe Ku-
gelflächen) nur sehr unvollkommen vertreten wird, weil cs nicht
gut möglich ist, alle Theile der Erde, um den Äquator, wie um
die Pole, nach einerlei Maßstab darzustellen, so daß, nach der
gewöhnlichen Projectionsart, die Lander und Meere der Erde
mehr oder weniger verzerrt, und niemals in ihrer verhältniß-
mäßigen Gestalt und Größe erscheinen. Auch Orrery's oder
Planetarien d. h. künstlich zusammengesetzte Maschinen, bei
welchen eine in der Mitte befindliche Kugel die Sonne, und
mehrere kleinere, in bestimmten Entfernungen und Zeiten sich
um dieselbe bewegende Kugeln die Planeten mit ihren Trabanten
darstellen, sind für den Unterricht in der mathematischen Geo-
graphie sehr lehrreich, da sie die Bewegungen jener Himmels-
körper sinnlich darstellen. Daß bei allen Vorrichtungen dieser
Art weder auf die wahre Größe, noch auf die wahren Ent-
fernungen der Planeten Rücksicht genommen werden kann, wenn
dieselben ihrer bedeutenden Größe wegen nicht äußerst kostbar
sein sollen, versteht sich von selbst. Ein Tellurium heißt
eine solche Maschine, welche blos die Bewegung des Mondes
und der Erde um die Sonne darstellt.
Ein anderes unentbehrliches Hülfsmittel bei dem Studium
der Geographie sind:
2) Landkarten d. h. bildliche Darstellungen ganzer
Erdtheile (Universalkarten), einzelner Länder (General-
karten), oder einzelner Theile der Lander (Specialkarten).
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]