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1. Geschichte - S. 18

1913 - Berlin : Oehmigke
— 18 — wurden Zisterziensermönche nach der Mark berufen, die, neben der Bibel auch Axt und Spaten in den Händen haltend, als betriebsame Kulturträger in das rauhe, noch ziemlich unbebaute Land kamen, bald durch Lehre und Beispiel der christlich germanischen Gesittung Einlaß verschaffend. Leicht hatten es die ersten Mönche keineswegs. Die wendischen Bauern des Dorfes Nahmitz hingen zu starr an ihren heidnischen Gebräuchen und Sitten. Sie wollten von der neuen Christenlehre nichts wissen. Als der erste Abt des Klosters, Sibold, an einem Sommertage die Frauen von Nahmitz in der Kirche um sich sammelte, indessen die Männer dem Fischfang nachgingen, kehrten diese plötzlich unerwartet zurück und drangen, mit Ruderu bewaffnet, in das Gotteshaus. Sibold flüchtete in den nahen Wald. Schon glaubte er in den dichten Zweigen eines Baumes Schutz gefunden zu haben, als sein Hündchen, das ihm gefolgt war, ihn verriet. Die Bauern, fällten den Baum und erschlugen den Abt. Nach dieser Schreckenstat rüsteten sich die Mönche, das Kloster zu verlassen; doch die heilige Jungfrau gebot ihnen zu bleiben und ferner segensreich für die Mark zu wirken. Allmählich wurde dann auch die Bedeutung der Mönche anerkannt. Bereiteten sie doch den: Christentum wie deutscher Kultur und Gesittung immer siegreicher den Weg. Noch vor Ablauf eines Jahrhunderts waren — einschließlich der Nonnenklöster — 20 Zisterzienserklöster in der Mark und in der Lausitz entstanden, darunter Chorin, Himmel-pfort, Paradies usw. Der Name „Lehnin" ist aus dem wendischen Worte: Lanie oder Elentia gebildet. Die Klosterbrüder trugen ein weißes Ordenskleid mit schwarzem Gürtel und schwarzem Skapulier. Auch die Kappe der Mönche, die in eine lange Spitze auslief, war schwarz. Von der Bedeutung des Klosters zeugt die päpstliche Auszeichnung, daß die Äbte den Bischofsrang besaßen. Einer von ihnen, Heinrich Stich (gest. 1439), spielte eine große Rolle in den Quitzowschen Händeln. Als Luther im nahen Wittenberg die evangelische Lehre predigte, war der Zweck Lehnins längst erfüllt. Der Christenglaube hatte das Heidentum überwunden. Überall im Gebiete der Zauche leuchtete das Kreuz als Zeichen der Erlösung, erzählte der wachsende Segen von der reich entwickelten Kultur.

2. Geschichte - S. 4

1913 - Berlin : Oehmigke
— 4 — Drei Geschlechter hindurch hielt sich nach diesen: großen Siege die Macht der Wenden unerschüttert; Kämpfe fanden statt, sie rüttelten an der wiedererstandenen Wendenmacht, aber sie brachen sie nicht. Erst mit dem Eintritt des 12. Jahrhunderts gingen die Dinge einer Wandlung entgegen. Die Wendenstämme, untereinander in Eifersüchteleien sich aufreibend, zum Teil auch uneins durch die rastlos weiterwirkende Macht des Christentums, waren endlich wie ein nnterhöhlter Bau, der bei dem ersten ernsteren Sturme fallen mußte. Die Spree- und Havellandschaften waren, so scheint es, die letzten Zufluchtsstätten des alten Wendentums. Nachdem rund umher immer weiteres Land verloren gegangen, war Brennabor mehr und mehr der Punkt geworden, an dessen Besitz sich die Frage knüpfte, wer Herrscher sein solle im Lande, Sachse oder Wende, Christentum oder Heidentum. Das Jahr 1157 entschied über diese Frage. Albrecht der Bär erstürmte Brennabor; die letzten Aufstände der Brizaner und Stodoraner wurden niedergeworfen, und mit der Unterwerfung des Spree-und Havellaudes empfing das Wendenland zwischen Elbe und Oder überhaupt den Todesstoß. Rhetra war schon vorher gefallen, wenigstens seiner höchsten Macht entkleidet worden. Nur der Swautewittempel auf Arkoua hielt sich um zwanzig Jahre länger, bis der Dänenkönig „Waldemar der Sieger" auch diesen zerstörte. Ii. Die Wenden hausten keineswegs in verpalifadierten Erdhöhlen, um sich gleichzeitig gegen Wetter und Wölfe zu schützen; sie hatten vielmehr Bauten mannigfacher Art, die durchaus wirklichen Häusern entsprachen. Daß von ihren Gebäuden, öffentlichen und privaten, kein einziges bestimmt nachweisbar auf uns gekommen ist, könnte dafür sprechen, daß diese Bauten von einer minderwertigen Beschaffenheit gewesen wären. Wir dürfen aber nicht vergessen, daß die siegreichen Deutschen natürlich alle hervorragenden Gebäude, die sämtlich Tempel oder Festen waren, sei es aus Rache oder zu eigner Sicherheit, zerstörten, während die schlichten Häuser und Hütten im Laufe der Jahrhunderte sich natürlich ebensowenig erhalten konnten wie deutsche Häuser und Hütten aus jener Zeit. Die Wenden, soviel steht fest, hatten verhältnismäßig wohl-

3. Geschichte - S. 10

1913 - Berlin : Oehmigke
— 10 — war eben ein Arbeiterort schon damals. Wenn aber unser größter Dichter in seinem größten Werk als das Ideal der Menschheit einen Mann hinstellt, der in stiller Arbeit, im Kampf allein mit der Natur dem Meere eine Provinz entreißt, so ist bereits die Arbeit des Fischerdorfs Berlin nicht klein zu nennen. Wenn nicht dem Meere, so war doch dem Sumpfe das Land zu entreißen. Keine Weide, kein Acker wurde unsern Vorfahren von der Natur geschenkt. Schritt vor Schritt mußten sie sich alles das erobern, und das gab den Menschen dieses Landes eine Tradition, deren Früchte wir jetzt genießen können. Das Bild der altslawischen Siedeluug steht uns noch heute vor Augen im Wendendorfe der Mark. Man muß solch ein Dorf zur Winterszeit betrachten, wenn das Land umher verschneit liegt und die Hütteu mit ihren steilen Zeltdächern den Boden zu berühren scheinen. Eine wunderbare historische Stimmung geht von solchem Bilde aus. Man meint ein Zeltlager zu sehen, das Winterquartier irgendeines Heldenstammes, der nur den Frühling erwartet, um weiter zu ziehen ins geheimnisvolle Land der Sonne. Und tatsächlich mögen es bloß vorläufige Quartiere gewesen sein, von denen die Geschichte der Städte ausging, verlorne Posten, die den Hauptzug weiterziehen ließen. Freilich mehr als den allgemeinen Eindruck darf man vom alten Berlin im neuen Wendendorf nicht sucheu. Die letzte Hütte bietet heute eine Einrichtung, die den Bewohnern Köllns verschwenderisch erscheinen mußte. Mögen sie in den Dörfern noch hier und da ihre Mauern mit Stroh bedecken, so sind die Mauern selbst doch solides Fachwerk mit Mörtelfüllung. Auch das war den ältesten Berlinern unbekannt. Ihre Siedlung war ein Dorf aus Holz und Stroh. * * * Fünfhundert Jahre sind vorüber. Und wieder ist es ein andrer Stern, der dort seine Länder und Meere um die Sonne dreht. Die deutschen Urwälder sind gefallen oder doch stark gelichtet. Die mittelalterliche Stadt ist entstanden. Das Fischerdorf Altkölln hatte an Bedeutung gewonnen als Führ- und Schifferort am Verbindungswege wichtiger slawischer Städte. Zwei weitere Sandhügel der Spree in der Nähe von Kölln (an der Nikolaikirche und am Molkenmarkt) wurden an-

4. Geschichte - S. 12

1913 - Berlin : Oehmigke
— 12 — nicht wie die übrigen bloße Holzbauten unter einem Dache von Schindeln oder Stroh, sondern aus guten Steinen geschichtet und mit Ziegeln gedeckt. Auch bekamen die Einwohner ihr Licht nicht durch die alten Hornscheiben, sondern durch die bleigefaßten runden Glasstücke, die der Handel in das Land gebracht hatte. Nacht für Nacht standen vor den Giebeln der steinernen Eckhäuser kleine Leuchtpfannen mit brennendem Kien, wie sie anfangs nur vom Rathaus niederbrannten. Alle Wohnhausbesitzer waren verpflichtet, derartige Leuchtpfannen bereitzuhalten und sie auf die Warnung der Sturmglocke hin auf die Straße zu stellen und zu entzünden. In der altgermanischen Hütte konnte von einer regelmäßigen Arbeit keine Rede sein. Der Germane war vor allen Dingen Krieger. Von seiner Wohnung verlangte er nicht mehr als der Soldat von seinem Lager. So kam es, daß man gegen den Steinbau eine Abneigung hatte, auch wo er bekannt war, da er die Bewegungsfreiheit hemmte, und daß die festen Bauten auch auf Jahrhunderte hinaus mit ihren steilen Dächern hölzernen Zelten gleichen konnten. Selbst in ihrer Einrichtung waren sie Zelte geblieben. Die Stallungen hatte man wohl vom Wohnort getrennt; dieser selber aber mußte (bis ins 12. Jahrhundert hinein) gleichmäßig als Schlafraum wie als Arbeits-, Speise-itnö Empfangsraum dienen. Das änderte sich, als die Häuser enger mit dem Boden und untereinander zusammenwuchsen. Es war weniger Kraft für den Krieg nötig, es wurde mehr frei für die Arbeit im Hause. Langsam fing sie an, sich einen Körper anzusetzen in der feineren Gliederung, die sie allmählich dem Hause schuf. Die Küche tuen; der erste Raum, den man selbständig machte durch eigene lim-Wandung. Der Arbeitsraum folgte. Wohl ließ sich nicht daran denken, jeder einzelnen Art der Arbeit ihre eigene Werkstatt einzuräumen ; doch wußte man sich damit zu behelfen, daß man auf die verschiedenen Häuser verteilte, was in den einzelnen Wohnungen nicht zu vereinen war. In einem Hause wurde nur Leder verarbeitet, im andern nur Tuch, an einer dritten Stelle das Metall für die Waffen oder der Ton für das Geschirr. Das war eine Zeit, in der die äußere Gefahr so weit gehoben war, daß die Verteidigung der Städte und Dörfer einem Bruchteil der männlichen Bevölkerung überlassen werden konnte.

5. Geschichte - S. 7

1913 - Berlin : Oehmigke
Cs liegen nur Andeutungen darüber vor. Daß sie so gewesen sei oder auch nur ähnlich, wie die Wenden sie jetzt noch tragen, ist wohl falsch. Zur nationalen Kleidung gehörten ein kleiner Hut, ein Obergewand, Unterkleider und Schuhe oder Stiefel: barfuß gehen wurde als ein Zeichen der äußersten Armut betrachtet. Die Unterkleider konnten gewaschen werden; der Stoff, ans denen sie bestanden, war also vermutlich Leinwand. Das Oberkleid war wollen. Über Schnitt und Kleidung und die bevorzugten Farben wird nichts gesagt; doch dürfen wir annehmen, daß sich eine Vorliebe für das Bunte darin aussprach. Der kleine Hut und die leinenen Unterkleider: Rock, Weste, Beinkleid, finden sich übrigens noch bis auf diesen Tag bet] den Spreewald-Wenden vor. Nur die Frauentrachten weichen völlig davon ab. Theodor Fontane (Wanderungen durch die Mark Brandenburg). 3. Markgraf Geros blutiges Gastmahl. In der Zeit, da Kaiser Otto am fernen Rhein kämpfte, bedrängten wendifche Völkerschaften im Norden und Osten die westliche Landschaft des Kaisers und strebten besonders im Harz und in Nordthüringen die Fesseln abzuschütteln. Ihnen zog Markgraf Gero entgegen. Mit starker, gewaffneter Hand hatte er die Feinde des Vaterlandes bald gedemütigt und viele Aufstände mit Umsicht und Kraft niedergedrückt. Die Fürsten der Wenden aber waren nach der Demütigung, die ihnen geworden, von Reiche gegen den Markgrafen entbrannt und trachteten danach, ihm meuchlings das Lebeu zu rauben. Viele Versuche verunglückten, denn aus jeder Gefahr rettete Gero durch Mut und Entschlossenheit sein Leben. Alles Schaffen und Wirken zum Wohle der eroberten Länder vermochte nicht, die Herzen der Wendenfürsten ihm zuzuführen und ihren alten Haß in Liebe zu verwandeln. Gero merkte wohl aus dem heuchlerischen Wesen der Fürsten, wie sehr sein Leben in Gefahr schwebte, und er vermied alles, was diese Gefahr erhöhen könnte. Die Fürsten aber drängten sich immer mehr in seine Nähe und wurden ihm von Tag zu Tag gehässiger. Endlich beschloß Gero, all diesem Treiben ein Ende zu machen. Er lud dreißig Wendenfürsten zu einer Ratsversammlung

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 82

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
82 Wege zu rumen. Um den Sohn zu retten, zog die Mutter mit dem Knaben nach einem Dorfe in der Nhe Moskaus, wo er zu einem krftigen, hochstrebenden Jngling heranwuchs. Durch den Umgang mit wohlgebildeten Auslndern wurde seine Lern- und Wibegierde befriedigt und der junge Zar im stillen Tr seine sptere hohe Stellung vorbereitet. Er lernte die deutsche und holln-dische Sprache kennen, hrte von den Sitten und Einrichtungen der gebildeten Völker des westlichen Europas, und es erwachte in dem jungen Herrscher der lebhafte Wunsch, auch seine Untertanen dereinst auf eine gleiche Stufe der Gesittung und Bildung zu erheben. Unter Leitung des Schweizers Lefort, der bedeutende militrische Kenntnisse besa, bildete er sich eine Leibgarde' Poieschni, d. i. Kameraden, die ganz nach europischer Weise ein-gerichtet und eingebt wurde. Lefort war der Hauptmann dieser Truppe, Peter selber trat als Gemeiner ein und brachte es bis zum Range eines Leutnants! Diese anfangs kleine Schar, die nach und nach zwei Regimenter ausmachte, wurde die Pflanzschule der russischen Garde, die die Macht der Strelitzen brechen' die herrschschtige Sophia strzen und den Grund zu Rulands Kriegsruhm legen sollte. Als Sophia durch die Strelitzen einen neuen Angriff ans das Leben des jungen Zaren machen lie, schlug er den Angriff mit Hilfe seiner Kameraden" und Freunde nieder, sperrte seine Schwester in ein Kloster und bernahm als siebzehnjhriger Jngling die Alleinherrschaft. 2. seine Regierung. Das Hauptstreben Peters war daraus gerichtet, Rußland zu einer europischen Gromacht zu erheben. Zu diesem Zwecke wollte er sein Land, das sich noch im Zustande asiatischer Barbarei befand, nach dem Muster eines Kultur st aates umgestalten und ihm durch die Gewinnung des Schwarzen und Baltischen Meeres eine ein-Jiitr-eiche Stellung im Rate der Völker Europas verschaffen. Zur Erreichung dieses Zieles verbesserte er das Heer, schuf eine Flotte, entri den Trken die Stadt Asow an der Mndung des Don und erhielt so den Schlssel zum Schwarzen Meere. Er schickte junge Russen zu ihrer Aus-bildung nach Deutschland, Holland und Italien, zog europische Offiziere, Gelehrte, Knstler und Handwerker ins Land, fhrte europische Kleidung und Sitten ein und errichtete hhere und niedere Lehranstalten. Weil ihm bei diesen Neurungen die Geistlichen hindernd in den Weg traten, machte er sich selber zum Oberhaupte der russisch-griechischen Kirche. Um die abendlndischen Einrichtungen mit eigenen Augen zu sehen, unternahm Peter eine Reise durch Preußen, Hannover und Holland. Fr alles zeigte er ein lebhaftes Interesse, berall besuchte er die Werksttten und Zimmerpltze, und in Zaandani bei Amsterdam soll er als gewhnlicher Zimmermann unter dem Namen Peter Baas auf einer Schiffswerft gearbeitet haben. Amsterdam mit seinem lebhaften Handel, seinen Schiffen und Schleusen, seinen Soldaten und Maschinen war ihm eine ganz neue Welt. Von Amsterdam reiste er nach England, wo besonders das englische Seewesen seine Aufmerksamkeit und sein Staunen erregte. Tchtige Männer, besonders erfahrene Seeleute, nahm er in seinen Dienst und schickte sie nach Rußland. Dann ging die Reise der Dresden und Wien nach der Heimat zurck, wo auf Anstiften seiner Schwester ein neuer Aufstand ausgebrochen war. Die

7. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 2

1894 - Berlin : Hertz
X — 2 — des Gerovit in Havelberg, des Jutrebog zu Jüterbog, des Radegast zu Rethra im Lande der Obvriten, vor allen des Swantewit zu Arkona auf Rügen (s. S. 6.) Überall eine einflußreiche Priesterschaft?) Grenz- und Religionskriege an der Elbe zwischen Deutschen und Slaven seit den Zeiten Karls des Großen. 768—814. Nachdem Karl der Große die heidnischen Sachsen (westlich und östlich von derweser)demfränkischenreich unterworfen und zum Christentum bekehrt hat, nimmt er den Kampf mit den heidnischen Wenden an der Elbe auf. (Übergang über dieselbe im I. 789 und Kampf mit den Wilzen. Militärgrenze eingerichtet: Limes Saxonicus und Sorbicus. Markgrafen.) Beim Zerfall des karolingischen Reiches leiden auch die Verhältnisse hier im Osten, und erst die deutschen Könige Heinrich I. und Otto I. treten wieder thatkräftiger (als Sachsenherzöge)2) den Wenden und Sorben gegenüber für die deutsche und christliche Sache ein. 919—936. Heinrich I., der Städteerbauer, waltet der Grenzen gegen _ die Einfälle der Sorben und der verheerenden Reiterscharen der Ungarn durch Anlegung von Burgen sowie Befestigung der Städte mit Mauern und verbindet damit als eine „stehende" Landesverteidigung den Heerbann, der aus den auf den Burgen angesiedelten Rittern mit ihren 1) Erinnert noch heute der wendische Typus der meisten Ortsnamen an die Zeit der Slavenherrschaft, so weist der in verschiedenen Gruppen des flachen Landes hervortretende, deutsche Charakter der Gebräuche und Sagen in seiner besonderen Eigenartigkeit eben noch auf alte zurückgebliebene deutsche Volksüberrcfte hin, welche während der Slavenherrschaft in aller Zurückgezogenheit sich erhalten und ihr Volkstum bewahrt haben, wie umgekehrt die Lausitz inmitten deutscher Lande bis jetzt ihre wendische Art. Selbst die Namen heidnisch-deutscher Götter leben noch, wenngleich unverstanden, in der Tradition fort, indem sie sich u. a. an die angebliche „wilde Jagd" oder die sog. „Zwölften", das heidnische Fest der Wintersonnenwende (zur Weihnachtszeit), anschließen, z. B. der Wöbe in Mecklenburg sowie in der Priegnitz und in der Altmark, die Frick in der Uckermark, Frau Harke im westlichen Teil der Mittelmark, s. Vorrebe. 2) Das alte Herzogtum Sachsen erstreckte sich von der Unstrut nörblich bis zur Rotbsee, westlich fast bis zum Rhein, östlich bis zur Elbe, umfaßte also Westfalen, Hannover, Holstein, bte Provinz Sachsen (nörblich der Unstrut und westlich von Saale und Mulbe) so wie die von biesen Lanben eingeschlossenen kleineren Gebiete.

8. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. III

1894 - Berlin : Hertz
Jus der Vorrede zur dritten Justage. Mehufs Herausgabe dieser neuen Auflage ist der Text, ab-™ gesehen von seiner Weiterführung bis zum laufenden Jahres, namentlich in dem Sinne revidiert und z. T. überarbeitet worden, daß immer voller die der ganzen Arbeit zu Grunde liegende Tendenz hervortrete, in der Form eines Auszuges gleichsam mit Lapidarschrift den hjpischen Charakter möglichst wiederzuspiegeln, welchen diebrandenburgisch-preußische Geschichte im Lause der Zeiten in der Tradition des eignen Volkes erlangt hat. Wenn nämlich das preußische Volk selbst erst an und mit seiner Geschichte von kleinen Anfängen im Laufe der Jahrhunderte erwachsen ist, wie einst das römische in ähnlicher Weise, so hat es auch, ebenso wie jenes, in seinem Geiste die Ereignisse und die handelnden Personen seiner Vergangenheit im Lause der Zeiten in ganz bestimmten Bildern und Charakterzügen gleichsam fixiert, die in ihrer volkstümlichen Form ein Geschlecht nach dem andern sympathisch berührt und zu einem immer neuen homogenen Träger der sich entwickelnden Nationalität gemacht haben. Bekundet sich dies in den unteren Schichten des Volkes zunächst vielfach mehr in einer sagenhaft-anekdotenartigen Form der Tradition, so hat berfetbe Geist in den höheren Kulturschichten unter dem Einfluß historischer Wissenschaft baneben ein gehobeneres, eingehenberes, aber in den Hauptkonturen boch analoges Bilb der Personen und Dinge gezeitigt. Daß aber eben die Jugenb unseres Volkes mit dieser im Volksbewußtsein sich abspiegelten nationalen Form Wenngleich die letzten Partien zunächst weniger auf den Schulunterricht reflektieren, so schien doch ihre Skizzierung in den Hauptmomenten schon zur Abrundung des Ganzen, sowie zu weiterem Nachschlagen nötig.

9. Grundriß der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 1

1894 - Berlin : Hertz
/ Die heidnische Vorzeit. Das ursprünglich deutsche Land kommt unter slavische Herrschaft. In der heidnischen Vorzeit wohnten um Spree und Havel in der Gegend der heutigen Mark Brandenburg inmitten anderer deutscher Völkerschaften nach des Römers Tacitus Bericht die Semnonen als ein weit verzweigtes und berühmtes Volk?) Im 4. und 5. Jahrhundert n. Chr. Geb. in den Zeiten der sogenannten Völkerwanderung, als die Bewegung auch die nordöstlichen deutschen Stämme ergriff, wanderte ein großer Teil der Semnonen sowie ihrer nördlichen Nachbarn im heutigen Mecklenburg und an der pommerschen Küste aus, und über die (verschiedentlich im Schutz von Wasser, Sumpf und Wald) zurückgebliebenen Überreste derselben gewannen von Osten vordringende, den Polen verwandte, wendisch-slavische Stämme die Oberhand (Obotriten und Wilzen). Der ganze Strich zwischen Elbe und Oder erhielt so eine stellenweis gemischte Bevölkerung, überall aber wendische Könige und Fürsten und verfiel so dem Slaventum. Neue Einteilung des Landes nach den einzelnen Herrschaften. Slavische oder slavisierte Ortsnamen. Wendische Götzentempel in den größeren Niederlassungen, so des dreiköpfigen Triglav in Brandenburg, J) Aus der heidnisch-deutschen Zeit stammen noch viele Gräberfelder (irrtümlich oft Wendenkirchhöfe genannt), die neben Aschenkrügen und anderen Thongefäßen oft Überreste von bronzenen sowie eisernen Waffen und Schmucksachen ausweisen, welche den damals üblichen Leichenbrand überdauert haben. Daneben Geräte von Horn, Knochen, Stein sowie Perlen (letztere auch von Bernstein). Schwartz, Grundriß. 1

10. Deutsche, vornehmlich brandenburgisch-preußische Geschichte bis 1815 - S. 150

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 150 84. Franzsische Emigranten in Koblenz. 1792. Quelle: Friedr. Christ. Laukhard, Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben. Leipzig, 17921802. Bd. 3. (1796). S. 29321). In Koblenz bin ich mit einer groen Menge von den ausgewanderten Fran-zosen so genau bekannt geworden, da ich mich nicht enthalten kann, sie so zu be-schreiben, wie ich sie gesunden habe. Unser General hatte zwar verbieten lassen, mit den Emigranten zu sprechen oder uns sonst mit ihnen einzulassen, er glaubte nmlich, diese Herren mchten durch ihr Geld unsere Leute zur Desertion auf-fordern und sie in ihr Korps aufnehmen. Das hatten die Herren auch schon ge-tan und manchen gekirrt. Ich ging aber doch schon den ersten Tag in ein Weinhaus, wo Franzosen ihr Wesen trieben, und lie mich mit ihnen in ein Gesprch ein. Aber abgeschmacktere Grosprecher habe ich mein Tage nicht gefunden, und ich kann es noch immer nicht begreifen, wie irgend ein Deutscher vor solchen Fran-zosen einige Achtung hat haben knnen. Diese elenden Menschen verachteten uns Deutsche mit unserer Sprache und unseren Sitten rger als irgend ein Türke die Christen verachtet. Im Wirtshaus machte die Haustochter beim Aufwarten ein Versehen, und sacree garce d'allemande, chien d'allemand, bete d'allemand waren die Ehrentitel, die diese Emigranten uns Deutschen anhngten. Unsere Sprache verstanden sie nicht und mochten sie auch nicht lernen, sie nannten sie jargon de cheval, de cochon Pferde- und Schweinesprache usf. Und doch waren die Deutschen herablassend genug, diesen Emigranten zu hofieren und sie zu untersttzen. Darber habe ich mich oft recht innig ge-rgert und rgere mich noch, wenn ich bedenke, wie geringschtzig uns die Koblenzer, die Trierer und selbst die Luxemburger gegen die Fremden behandelten. Die Emigranten hatten damals Geld noch vollauf und folglich das Mittel, sich alles zu verschaffen, was sie gelstete. Aber sie haben's auch toll genug ver-schleudert. Die kostbarsten Speisen und der edelste Wein, der bei ihren Bac-chanalen den Fuboden herabflo, waren fr sie nicht kostbar und edel genug. Fr einen welschen Hahn zahlten sie fnf Taler ohne Bedenken. Mancher Kchen-zettel, nicht eben eines Prinzen oder Grafen, sondern manches simpeln Marquis oder Edelmanns, kostete oft vier, fnf und mehr Karolinen. Die Leute schienen es ganz darauf anzulegen, brav Geld zu zersplittern, sie zahlten gerade hin, was man verlangte. Ich sagte einmal zu einem, da er etwas zu teuer bezahle: le Franpais ne rabat pas, erwiderte er und gab sein Geld. x) Laukhard wurde 1758 in der Unterpfalz geboren, studierte in Gieen, Marburg, Jena und Gttingen Theologie und erhielt schon 1779 eine Anstellung im geistlichen Amt. Wegen seiner zgellosen Reden und seines anstigen Wandels wurde er seines Amtes entsetzt, wurde aber im Jahre 1781 Lehrer am Waisenhaus in Halle. Durch fleiiges Studium brachte er es so weit, an der Universitt das Magisterexamen zu bestehen, lie sich aber kurze Zeit darauf, weil er seine Schulden nicht bezahlen konnte, als Soldat in Halle anwerben. Er machte 1792 den Feldzug in Frankreich mit und geriet in franzsische Gefangenschaft, aus der er jedoch 1795 entkam. Er starb 1822 in Kreuznach als Privatlehrer. Der vornehmen Darstellung, die Goethe von dem Feldzug des Jahres 1792 gegeben hat, dient Laukhards plebejischer, aber nicht minder wahrheitsgetreuer Bericht zur Be-fttigung und Ergnzung." Laukhards Selbstbiographie bildet eine der Hauptquellen fr die Kultur- und Sittengeschichte der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts.
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