38
V. Geschichte.
daß die Perioden ungefähr gleichlang waren'. — Die gar nicht seltenen Moor-
leichen waren entweder Verunglückte, oder aber zur Strafe Versenkte, und dies sind
offenbar die meisten gewesen (Tacitus, Germania 12). Kleidung und Haare, von
der Moorsäure fuchsrot gefärbt, sind gut erhalten, die Knochen völlig erweicht. Die
Funde beweisen, daß die Kultur in Gewandung, ihrem Muster und Schnitt, recht
hoch und dieselbe war, welche die Germanen auf verschiedenen römischen Siegesdenk-
mälern tragen.
Eine gewisse Gliederung in Kulturabschnitte läßt sich an Hand der Be-
stattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen:
a) Steingräber der jüngeren Steinzeit mit einer großen, meist aus unbehauenen
Steinblöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Dolmen — über-
irdische Grabkammern oder Ganggräber; Cromlechs — kreisrunde oder auch recht-
winklige Steinsetzungen2. Die „Sieben Steinhäuser"3 bei Fallingbostel, die Lübben-
steine* bei Helmstedt. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück,
86 m lang. Älteste Funde germanischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen.
b) Grabhügel mit Steinaufbau und Hockergräber mit hockender Stellung der
Leiche. Zunehmen der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei.
c) Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten
Leichnams enthalten.
d) Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins
8. Iahrh. n. Chr. An Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher
die Verbreitung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen.
Die Wallburgen sind in unserem Gebiete zu mehreren Dutzenden vorhanden
und teilweise in ansehnlichen Überresten erhalten, so die Pippinsburg und das Bülzen-
bett bei Lehe, auf dem Deister die Heister-, die Wirkes- und die Vennigser Burg, auf
dem Elm die Reitlingsburgen. Sie entstammen sehr verschiedenen Zeitaltern, viele
werden als sächsisch, davon im Lüneburgischen eine große Zahl als Grenzplätze gegen
die Wenden, einige als fränkisch, kaum eine als römisch angesprochen. Römisch sind
wohl einige der Knüppeldämme — ponte8 longi —, die unsere Moore durchziehen,
aber sie kommen zahlreich auch in Gebieten vor, die nie ein römisches Heer betreten hat.
2. Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanischen
Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis
zum Harz und darüber hinaus; nördlich von ihnen die Angrivarier? die Lango-
barden im Lüneburgischen (Bardowiek?)! an der Nordseeküste die Chauken und
westlich von ihnen die Friesen, südlich von diesen die Ampsivarier im Emsgebiete.
Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutschland
von den Römern zu befreien. — 9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Walde, 16 bei
Idistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier".
1 (Es ist klar, daß auf dem Forum Romanum nach der „Gründung der Stadt"
keine Gräber mehr angelegt werden konnten. Die Vergleichung der Gräberfunde
ergibt in der Tat, daß die letzten aus der ersten Hälfte des 8. Iahrh. stammen und
daß hier die vorgeschichtliche mit der geschichtlichen Zeitrechnung zusammentrifft. Das
ist die Probe auf das Exempel.
2 S. Bilderanhang S. 68.
» Der größte der noch vorhandenen fünf Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen
Block von 4,82 X 4,38 m, 0,72 m dick, 1646 Zentner schwer.
4 Das größte der beiden Gräber ist 17,8 rn, die Grabkammer selbst 9,5 m, ein
Deckstein fast 3 m lang und wiegt fast 7669 kg. — Andree, Braunschweiger Volks-
kunde. Braunschweig 1961. S. 8 ff.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Extrahierte Personennamen: Kreis_Bersenbrück Iahrh Augustus Hermann Idistaviso Iahrh Andree
Extrahierte Ortsnamen: Fallingbostel Helmstedt England Heister- Deutschland
44 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1. Volksteile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen' Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Iahrh. eingewanderte
Niederländer im Alten Lande- im Harze kleine Teile von Franken, Hessen
und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge (um 1520),
zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen Bewohner des
Wendlandes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und ebenso ist es im
Werder gegangen, dem nordöstlichen Zipfel von Braunschweig, im Amte
Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo
noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott. Spuren slawischen
Wesens erstrecken sich, zum Teil in den Ortsnamen, über Goslar bis an die
Werra und im W über die Weser hinaus bis an die Hunte.
Wendisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, Friesisch noch
von 4035 Seelen gesprochen, von denen 3648 auf Ostfriesland Kommen,-
an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen ge-
treten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet beherrscht. Freilich
ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden, hat aber doch
seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden ist. Am Süd-
rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa überwiegt der
mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die Bergstädte der
oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören- aber die andern Teile
des Harzes, namentlich die Südwest- und die Nordwestseite, reden Niederdeutsch.
Der Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grundform bada — Wasser
entstanden.
Die niedersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten verläuft
in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemünden, Niedergandern (an der Leine),
Weißenborn (nördlich von Heiligenstadt), Winzingerode (südöstlich von Duderstadt), um
den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge,
Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Ballenstedt auf Calbe a. S. zu.
Sprachproben:
Oberharzisch aus „Schlachter Mä" [—Schlechter Mai]:
Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2? Der Teifel ah!
Die halten sich in Eros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra,
Worim? Das losset er sich mant1 saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, —
Har kimmt ju wie der Wauwau ahn. Is dos ne Ornung? Schamer sich!
Stade: Nimmt nich äwel, sä de Voß,
Da harr he'n Goos bi'n Wickel [beim Kragen).
Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck,
so tah [zäh] un stiew as „meck un deck".
Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen).
Satt eten un sparen.
Braunschweig: Häseken, Häseken, verstick dik!
Wenn de Hund kummt, de bit dik!
Wenn de Jäger kummt, de schit dik!
1 nur. — 2 Wir sollen ihn loben?
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
A. Geschichte des Herzogtums Braunschweig.
1. Eiszeit und Steinzeit. In der Eiszeit reichten die nordischen Gletscher-
Massen von Skandinavien her auch über unser Braunschweiger Land hinweg. Als
dann die Gletscher einem wärmeren Klima wichen, wurde unser norddeutsches
Flachland zur Steppe mit reicher Pflanzen- und Tierwelt, ähnlich wie sie heute
noch in Südrußland sich zeigt. Damals durchzogen der Polarfuchs, das Renntier,
der Lemming und nordische Wühlmäuse unser Gebiet, aber auch die Riesen der
Tierwelt, Mammut (Riesen-Elefant), Rhinozeros und Löwe. Mit ihnen zusammen
lebte, oft in ernstem Kampfe, schon der Mensch, von dem wir aber nicht wissen,
ob er unser Vorfahr oder ausgewandert ist. Funde von Tieren und Feuerstein-
geräten, die man bei Thiede, in der Baumanns- und Hermannshöhle bei Rübe-
land und an anderen Stellen gemacht hat, erzählen aus jener Urzeit des Menschen.
Mehr erfahren wir von ihm aus der jüngeren Steinzeit, als zwar noch der
Stein die Geräte lieferte, aber schon in viel vollkommener Art, nämlich schon ge-
schliffen und oft künstlerisch in der Form. Der Mensch wurde ein geschickter
Töpfer, der seinen Toten kunstvolle Urnen verfertigte. Die Steinkammergräber
bargen oft Gefäße und Feuersteinwaffen, in späterer Zeit auch Bronzen, Ringe
und Bernstein. An der Wabe und an der Schunter hat man aus jener Zeit zahl-
reiche Pfeil- und Lanzenspitzen, Ärte, Beile, Messer, Kratzer, Schaber und
Pfriemen gefunden. Die Jagd verstanden die Menschen damals schon, und sie
erlegten manches jetzt ausgestorbene große Iagdtier; auch besaßen sie schon Haus-
tiere und betrieben einfachen Landbau.
2. Bronzezeit. Während bei uns noch die Steinzeit herrschte, entwickelte
sich in den Mittelmeerländern bereits eine mit der Kenntnis der Metalle ver-
knüpfte höhere Kultur. Durch Händler wurden Metallgegenstände auch nach dem
Norden gebracht; auch hier wich die Steinzeit der Metallzeit. Das älteste Metall,
das zu uns gelangte, war die Bronze, die man aus 9 Teilen Kupfer und l Teil
Zinn zusammensetzte. Aus ihr goß man Waffen, Geräte und Werkzeuge. Die
damals ziemlich dicht wohnende seßhafte Bevölkerung erfreute sich, wie die vielen
aufgefundenen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände dartun, eines behäbigen und
nicht bloß auf Befriedigung der notwendigen Bedürfnisse gerichteten Lebens.
3. Eisenzeit. Allmählich kamen zu den bronzenen Geräten solche aus Eisen,
und zwar vorwiegend von den Kelten, und um das Jahr 500 v. Chr. wurde das
Eisen in unserer Gegend allgemein bekannt. Damals und später Iegic man eine
Anzahl Burg- und Ringwälle an, z. B. in der Wesergegend, im Elm (Reitlinger
Burgwall)"), bei Watenstedt am Heesberge und in den Lichtenbergen. Die Römer
*) Zum Schutz des Reitlings vor einem von Westen vordringenden Feinde.
Die Burgen und das Tal selbst mit seinem Quellwasser wurden zu einer Iufluchts-
und Bergestätte der benachbarten Bewohner und ihres Viehes.
Oppermann, Landeskunde. 1
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Extrahierte Personennamen: Sattler
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Italien Italien Pavia Deutschland Eilum Eitzum
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Die Stadt Braunschweig.
31
genannte Dorfansiedelung war weiterhin das Weichbild*) „Alte Wiek", die
zweite, mehr marktartige Gründung die „Altstadt". Aber auch das dritte
spätere Weichbild, die „Neustadt", ivar schon in den Anfängen vorhanden:
um den Stapelplatz am Ostende der jetzigen Kaiserstraße (im N. der jetzigen
Innenstadt) befand sich wahrscheinlich eine Ansiedelung von Schiffern, Fischern
und Kauflenten, ein mehr als bloß dorfartiges Gemeinwesen mit der Andreas-
kirche in ihrer ältesten
Form. Im 12. Jahr-
hundert wurden nun
viele Landbewohner
durch die Vorteile,
die ihnen geistliche
oder weltliche Herren
versprachen, veran-
laßt, sich in städtischen
Gemeinwesen nieder-
zulassen. Eine ganz
erhebliche Bautätigkeit
in „Brunswick" —
so hießen die ge-
nannten Ortschaften
bereits gemeinsam —
veranlasse der schas-
fensfreudige Welfen-
fürst Heinrich der Löwe
(1139—95); er ist
daher als der eigent-
liche Gründer der
Stadt Braunschweig
anzusehen. Die bis-
herige Altstadt wurde
von ihm erweitert und
mit neuen Kirchen
versehen (Michaelis-,
Petri- und Martini-
kirche"', und ebenso wurde damals, um dem gesteigerten Verkehr zu genügen, nahe
demkohlmarkt der Altstadtmarkt abgesteckt; weiter entstanden die (nun vergrößerte)
Neustadt mit der Andreaskirche und das ganz neue Weichbild „Hagen"
mit der Kathariueukirche. Die Erweiterung geschah dadurch, daß sich außer
Kaufleuten Gewerbtätige (Tuchweber, Leineweber, Beckentverker d. h. Kupfer-
schmiede u. a.) ansiedelteu. Der rührige Fürst ließ das gesamte Stadt-
*) Weichbild ist wohl am besten als „Stadtrecht", Stadtbezirk zu erklären.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
102
Frühgeschichtliches.
wohl aber die in unseren Museen anfgespeicherten Sammlungen und gewisse
uralte Grabmäler nebst dem, was die Geologie über die Entstehung und
Veränderung der Erdobersläche lehrt. Erst als die gewaltigen Gletschermassen,
die in der früheren Eiszeit die norddeutsche Ebene bedeckten, geschmolzen
waren und eine reiche Pflanzen- und Tierwelt sich ausgebreitet hatte, in der
Zeit des Diluviums, trat der Mensch in unserer Gegend auf, anfänglich als
wilder Jagdnomade lebend. Zeugnisse jener Urzeit des Menschen sind
namentlich Funde von Tieren und Feuersteingeräten, die man bei Thiede,
in der Baumanns- und Hermannshöhle des Harzes und anderswo gemacht
hat. Zahlreichere Spuren von menschlichem Dasein begegnen uns in der Zeit
des Alluviums; jetzt befindet sich der Mensch im sog. jüngern Steinzeit-
alter: weit besser als früher versteht er die Kunst, Steingeräte, zumal solche
aus Feuerstein, zu verfertigen. Besonders an der Schunter und der Wabe hat
man Tausende von Pfeil- und Lanzenspitzen, Äxten, Beilen, Messern, Kratzern,
Schabern und Pfriemen aufgefunden. Grabdenkmäler groß und klein, Kisten-
gräber und Hockergräber, die man entdeckt hat, lassen die Kraft und Kunst-
fertigkeit des damaligen Menschen nicht gering erscheinen. Man darf an-
nehmen, daß er nicht bloß Tiere erjagte, sondern auch schon Haustiere, wie
Hunde, Rinder, Renntiere, Pferde, Urochsen, züchtete und sich auf ein-
fachen Ackerban verstand. Weitere Massen von Fundgeräten, die man in
den Museen aufbewahrt, erkennt man als der Bronzezeit angehörig. Außer
Waffen und Geräten aus Erz wurden, ebenso verziert wie diese, zahlreiche Aschen-
urnen mit Überresten verbrannter Leichen ausgefunden, zuweilen ganze Friedhöfe
solcher, woraus man schließen darf, daß damals die Menschen schon seßhafter
geworden waren und dichter zusammenwohnten. Zuletzt kommt die Zeit der
eisernen Geräte, die Eisenzeit. Die Bewohner unserer Gegend sollen der-
gleichen erst auf dem Wege des Tauschhandels von den Kelten erhalten haben,
bis sie die Kunst lernten, sie selbst herzustellen. Zeugen der vorgeschichtlichen,
zum Teil aber auch der geschichtlichen Zeit sind endlich die Burgwälle, wie
man sie in den Lichtenbergen, am Oder, am Elm und sonst entdeckt hat.
Dagegen sind von dem Eindringen der Römer bei uns außer einer kleinen
Anzahl Münzen und dem berühmten Hildesheimer Silberfunde wenige Spuren
geblieben.
2. Frühgeschichtliches. Daß vor den Germanen etwa Kelten in
unserm Lande gelebt haben, ist nicht wahrscheinlich. Der erste Stamm, der
nach dem Zeugnis der Geschichte in den Harz- und Wesergegenden wohnte,
waren dieselben Cherusker, die unter ihrem Heerführer Armin i. I. 9
n. Ehr. die Röiner besiegten und dadurch Nordwestdeutschland auf Jahrhunderte
von Fremdherrschaft retteten. Die Cherusker selbst wurden später von einem
andern Germanenstamme, den südlich wohnenden Chatten, unterworfen. Im
übrigen werden uns die Angrivarier, Fosen und Langobarden als Stämme
genannt, die das Land zwischen Weser und Elbe bewohnten, von denen aber
die letzteren später nach Italien auswauderten. Die übrigen nahmen, nach-
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Volkskundliches.
103
dem sie den aus Holstein gekommenen (nach ihrer Waffe, dem Sachs, be-
nannten) Sachsen unterlegen waren und sich wohl mit ihnen vermischt hatten,
den gemeinsamen Stammesnamen Sachsen an. Im S. und So., wohin
die Sachsen ihre Herrschaft ausdehnten, vermischten sie sich teilweise auch
mit den Thüringern. Dagegen gelang es den ö. hinter der Elbe wohnen-
den slawischen Wenden, bis in die Gegend von Calvörde und Gifhorn vor-
zndringen. — Im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts erst vermochte es der
Frankenherrscher Karl d. Gr., die bis dahin freien Sachsen seinem Reiche
einzuverleiben und ihnen das Christentum aufzuzwingen.*) Daß bei jener
Unterwerfung der Sachsen auch unsere Gegend sehr wichtig erschien, ergibt
sich daraus, daß Karl d. Gr. selbst wiederholt hier anwesend war, so 780
bei Ohrum. Wenn nun weiterhin die Sachsen als Westfalen, Engern, Ost-
falen und Nordalbinger (letztere in Holstein) unterschieden lverden, so gehört
dabei unser Land wesentlich den Ostfalen und den Engern an. Die Grenze
zwischen beiden war vielleicht, wie auch jetzt die mundartliche Verschiedenheit
vermuten läßt, die Oker, von der die Ostfalen ö., die Engern w. wohnten.
3. Volkslum. Seit dem dritten Jahrhundert n. Ehr. treten im
deutschen Vaterlande allmählich folgende Hanptvolksstämme hervor, die durch
manche Eigentümlichkeiten in Gemütsart, Sprache und Sitten verschieden
sind: Sachsen, Thüringer, Franken, Bayern, Alemannen. Der Nw. Deutsch-
lands und somit auch unser Heimatland ist sächsisch; nur im O. Braun-
schweigs findet sich germanisiertes wendisches Volkstum; im S., nämlich in
den Harzgegenden, haben mitteldeutsche Obersachsen\ die man hierzulande
öfters als „Franken" bezeichnet, eine Heimat gefunden. Die heutigen Nieder-
sachsen und insbesondere die Braunschweiger zeigen in ihrem Aussehen noch
viel von dem, was einst den Römern an unseren germanischen Vorfahren
auffiel. Durch Schädeluntersuchungen weiß man, daß die Bewohner unserer
Gegenden, zumal der braunschweigische Bauer, ihre Kopfform seit 1400 Jahren
nicht verändert haben. Das echteste Deutschtum erkennt man an dem blonden
Haar, den blauen Augen und der hellen Haut; als nicht ursprüngliches
Deutschtum gelten schwarzes Haar, braune Augen, dunkle Haut; außerdem
gibt es eine Übergangs- oder Mischform zwischen beiden Arten. Als man
vor einer Reihe von Jahren in dieser Richtung Untersuchungen an Schul-
kindern anstellte, ergab sich, daß mehr als die Hälfte der Deutschen (54°/0)
*) Das Gebiet stand seit Karl d. Gr. unter Grafen, die über die einzelnen Gaue
geboten. Das Braunschweiger Land verteilt sich auf folgende Gaue: Nordthüringau
(Kr. Helmstedt), Darlingau (ö. der Oker, Kr. Braunschweig und Wolfenbüttel), Ost-
falengau (w. der Oker, dieselben Kr.), Harzgau (Kr. Blankenburg), Zurego (Walken-
ried), Ambergau (Nettegegend), Flenithi (Gandersheim), Suilbergi (Stadtoldendorf),
Wikanafelde (Eschershausen), Augo (Holzminden), Tilithi (Jthgegend). — In kirchlicher
Hinsicht gehörte unser nö. Gebiet teils zum Bistum Halberstadt, teils zu Hildesheim
(beide durch die Oker getrennt), während der W. teils dem Bistum Minden, teils dem
Bistum Paderborn unterstand.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Sachs Karl_d Karl Karl_d Karl Volkslum Karl_d Karl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Konfession (WdK): offen für alle
Volkskundliches.
105
scheinen die fürstlichen Urkunden bei uns nur noch hochdeutsch, seit 1571
die der städtischen Kanzleien. In den Städten wurde bis weit ius 19. Jahr-
hundert plattdeutsch gesprochen; während in den größeren Städten gewisse
Kreise eine häßliche Mischmundart reden (Missingisch), ist auf dem Lande,
trotzdem die Schule die hochdeutsche Einheitssprache lehrt, das Plattdeutsche
mit Recht noch in Ansehen und Übung, und es gilt noch in etwas das Wort
des Dichters Lauremberg (1591—1058):
De Sprake in ganz Neddersachsenland
blyfft unverrückt un hefft Bestand.
Auch hinsichtlich der Bauart der Häuser ist das Alte teilweise er-
halten geblieben. In den sächsischen Dörfern lagen die Höfe von Anfang
an zu beiden Seiten der Dorfstraße (Haufendörfer). In dem nördlichen
Abb. 42. Niedersächsisches Bauernhaus.
Teile der Kreise Helmstedt und Brannschweig findet man in manchen Dör-
fern noch das alte niedersächsische Bauernhaus. Es bildet einen „Ein-
bau": Wohnhaus, Viehställe und Scheunen sind in einem einstöckigen Ge-
bäude unter einem Dache vereinigt. Durch das große Tor an der Giebel-
seite gelangt man auf die langgestreckte „Däle", die als Tenne dient. Zu
beiden Seiten von ihr sind die Stallungen, während unter dem hohen Stroh-
dache Getreide und Heu lagern. Im Hintergründe der Däle befinden sich
die Wohnstuben nebst der Küche und den Schlafkammern. Die aus Holz
geschnitzten Pferdeköpfe, womit die Giebelspitzen des niedersächsischen Bauern-
hauses geschmückt sind, erinnern an den altdeutschen Gott Wodan, dem das
Pferd geheiligt war und der das Haus schützen sollte. (Abb. 42.) — In
tien meisten Dörfern unseres Landes findet man heutzutage die fränkische
Bauart, bei der Wohngebäude, Scheunen und Ställe getrennt sind und
einen viereckigen Hofraum einschließen. Das Wohnhaus ist ein- oder mehr-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Autor: Bruchmann, Carl, Brandt, Paul, von der Osten, G.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): offen für alle
133.
Die Kolonialpolitik der Gromchte seit 1871.
225
Anhang.
Die Kolonialpolitik der Gromchte seit 1871.
In den letzten Jahrzehnten haben die meisten europischen Gromchte und die Vereinigten Staaten von Amerika miteinander gewetteifert, in anderen Erdteilen Schutzgebiete zu erwerben und Kolonien anzulegen. Man be-zweckte dabei, Auswanderungslustigen des eigenen Volkes die Gelegenheit zu gemeinsamer Ansiedlnng zu bieten und sie dadurch vor Zersplitterung und vor Verlust ihres Volkstums zu schtzen. Zugleich wnschte man, sich Ab-satzgebiete fr das heimische Gewerbe zu sichern und die Erzeugnisse der Kolonien dem eigenen Handel nutzbar zu machen. Schlielich suchten die Mchte durch Anlage von Kolonien ihre Weltstellung im allgemeinen zu verstrken und Sttzpunkte fr ihre Flotten zu gewinnen. Europische Kultur und Christentum haben dadurch sehr an Verbreitung gewonnen; zugleich aber ist die Gefahr ernster Streitigkeiten der Kolonialmchte untereinander wie auch mit den Eingeborenen der fremden Erdteile in bedrohlicher Weise gewachsen.
133. Die deutschen Kolonien. Wenngleich sich schon lange vor Diekolomen. der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches auch in Deutschland das Verlangen nach dem Erwerbe von Kolonien geregt hatte, so konnte doch erst, nachdem es sich Einigkeit und Macht erkmpft hatte, an die Ver-wirklichnng dieses Wunsches gedacht werden. Zunchst wurden (1884) die Erwerbungen des Bremer Kaufmanns Lderitz an der Bucht von Angra Peqnena (nrdlich des Oranjeflufses), die spter zum heutigen Deutsch-Sdwestafrika erweitert wurden, unter den Schutz des Reiches ge-stellt und durch den deutschen Generalkonsul Nachtigal die deutsche Flagge in Togo und Kamerun gehit. Im folgenden Jahre traten Deutsch-Ostafrika, das Dr. Peters fr die Deutfch-ostafrikanifche Gesellschaft er,
worben hatte, ein Teil von Neuguinea (das Kaiser-Wilhelmsland")r der Bismarckarchipel, die Salomon- und Marschallinseln unter den Schutz des Reiches.
Auch unter Wilhelm Ii. ist das Deutsche Reich auf Vermehrung seines Kolonialbesitzes bedacht gewesen. Zwar berlie es 1890 Sansibar,
Uganda und das Wituland an England, um dafr Helgoland ein-Manschen, besetzte aber 1897 den Ort Tsingtan an der Bucht von Kiautschou und pachtete ihn darauf von China, um ihn zu einem Sttz-punkte der deutschen Interessen in Ostasien auszugestalten. Zwei Jahre spter kaufte das Reich den Spaniern die Karolinen und Marianen ab und erwarb durch einen Vertrag, den es mit England und den Ver-einigten Staaten schlo, die beiden grten Samoa-Jnseln. Im Jahre 1911 trat Frankreich int Anschlu an den Marokko-Vertrag (vgl. 136) an Deutschland einen Streifen Landes sdlich von Kamerun ab, der sich vom Atlantischen Ozean bis zum Sanga-Flu und dann dem Laufe dieses Flusses folgend bis an den Kongo erstreckt. Dagegen berlie das Deutsche Reich den sogenannten Entenschnabel sdlich vom Tschadsee zwischen Schari
Pfeifer, Geschichte. Vi. E. 15
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Angra_Peqnena Peters Wilhelm Schari
Pfeifer
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Deutschland Togo Kamerun Deutsch-Ostafrika Neuguinea Sansibar Uganda England Helgoland China Ostasien England Frankreich Deutschland Kamerun Sanga-Flu
Autor: Bruchmann, Carl, Brandt, Paul, von der Osten, G.
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Regionen (OPAC): Braunschweig
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
Konfession (WdK): offen für alle
I. Deutsche Renaissance. Rathaus zu Kln.
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1. Vorhalle des Klner Rathauses. Von Wilhelm Vernickel. Um 1570.
"Die Formen der italienischen Renaissance nahmen alsbald ihren Siegeszug durch die nrdlichen Kulturlnder, erfuhren aber je nach dem Wege und der Art ihrer Einfhrung sowie unter dem Einflu des Volkscharakters und der einheimischen Bauweise eine eigen-tmliche Umbildung, die man mit dem Namen der franzsischen, niederlndischen, deutschen nsw. Renaissance bezeichnet. Das Mischungsverhltnis der Formenelemente ist dabei naturgem sehr verschieden. Bei der dem gotischen Klner Rathaus vorgelegten Pracht-Halle berwiegen die Renaissanceformen, nur sind mit feiner Berechnung die Bogenarkaden des Obergeschosses den anschlieenden Spitzbogenfenstern des Hauptbaues angeglichen. Die reiche Horizontal- und Vertikalgliederung wird durch figrlichen Schmuck belebt.
Vi. 1
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]