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1. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 38

1913 - Breslau : Hirt
38 V. Geschichte. daß die Perioden ungefähr gleichlang waren'. — Die gar nicht seltenen Moor- leichen waren entweder Verunglückte, oder aber zur Strafe Versenkte, und dies sind offenbar die meisten gewesen (Tacitus, Germania 12). Kleidung und Haare, von der Moorsäure fuchsrot gefärbt, sind gut erhalten, die Knochen völlig erweicht. Die Funde beweisen, daß die Kultur in Gewandung, ihrem Muster und Schnitt, recht hoch und dieselbe war, welche die Germanen auf verschiedenen römischen Siegesdenk- mälern tragen. Eine gewisse Gliederung in Kulturabschnitte läßt sich an Hand der Be- stattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen: a) Steingräber der jüngeren Steinzeit mit einer großen, meist aus unbehauenen Steinblöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Dolmen — über- irdische Grabkammern oder Ganggräber; Cromlechs — kreisrunde oder auch recht- winklige Steinsetzungen2. Die „Sieben Steinhäuser"3 bei Fallingbostel, die Lübben- steine* bei Helmstedt. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück, 86 m lang. Älteste Funde germanischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen. b) Grabhügel mit Steinaufbau und Hockergräber mit hockender Stellung der Leiche. Zunehmen der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei. c) Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten Leichnams enthalten. d) Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins 8. Iahrh. n. Chr. An Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher die Verbreitung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen. Die Wallburgen sind in unserem Gebiete zu mehreren Dutzenden vorhanden und teilweise in ansehnlichen Überresten erhalten, so die Pippinsburg und das Bülzen- bett bei Lehe, auf dem Deister die Heister-, die Wirkes- und die Vennigser Burg, auf dem Elm die Reitlingsburgen. Sie entstammen sehr verschiedenen Zeitaltern, viele werden als sächsisch, davon im Lüneburgischen eine große Zahl als Grenzplätze gegen die Wenden, einige als fränkisch, kaum eine als römisch angesprochen. Römisch sind wohl einige der Knüppeldämme — ponte8 longi —, die unsere Moore durchziehen, aber sie kommen zahlreich auch in Gebieten vor, die nie ein römisches Heer betreten hat. 2. Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanischen Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis zum Harz und darüber hinaus; nördlich von ihnen die Angrivarier? die Lango- barden im Lüneburgischen (Bardowiek?)! an der Nordseeküste die Chauken und westlich von ihnen die Friesen, südlich von diesen die Ampsivarier im Emsgebiete. Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutschland von den Römern zu befreien. — 9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Walde, 16 bei Idistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier". 1 (Es ist klar, daß auf dem Forum Romanum nach der „Gründung der Stadt" keine Gräber mehr angelegt werden konnten. Die Vergleichung der Gräberfunde ergibt in der Tat, daß die letzten aus der ersten Hälfte des 8. Iahrh. stammen und daß hier die vorgeschichtliche mit der geschichtlichen Zeitrechnung zusammentrifft. Das ist die Probe auf das Exempel. 2 S. Bilderanhang S. 68. » Der größte der noch vorhandenen fünf Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen Block von 4,82 X 4,38 m, 0,72 m dick, 1646 Zentner schwer. 4 Das größte der beiden Gräber ist 17,8 rn, die Grabkammer selbst 9,5 m, ein Deckstein fast 3 m lang und wiegt fast 7669 kg. — Andree, Braunschweiger Volks- kunde. Braunschweig 1961. S. 8 ff.

2. Landeskunde der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig (Niedersachsen) - S. 44

1913 - Breslau : Hirt
44 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben. Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben. 1. Volksteile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die Niedersachsen' Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Iahrh. eingewanderte Niederländer im Alten Lande- im Harze kleine Teile von Franken, Hessen und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge (um 1520), zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen Bewohner des Wendlandes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und ebenso ist es im Werder gegangen, dem nordöstlichen Zipfel von Braunschweig, im Amte Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott. Spuren slawischen Wesens erstrecken sich, zum Teil in den Ortsnamen, über Goslar bis an die Werra und im W über die Weser hinaus bis an die Hunte. Wendisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, Friesisch noch von 4035 Seelen gesprochen, von denen 3648 auf Ostfriesland Kommen,- an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen ge- treten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet beherrscht. Freilich ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden, hat aber doch seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden ist. Am Süd- rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa überwiegt der mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die Bergstädte der oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören- aber die andern Teile des Harzes, namentlich die Südwest- und die Nordwestseite, reden Niederdeutsch. Der Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grundform bada — Wasser entstanden. Die niedersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten verläuft in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemünden, Niedergandern (an der Leine), Weißenborn (nördlich von Heiligenstadt), Winzingerode (südöstlich von Duderstadt), um den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge, Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Ballenstedt auf Calbe a. S. zu. Sprachproben: Oberharzisch aus „Schlachter Mä" [—Schlechter Mai]: Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2? Der Teifel ah! Die halten sich in Eros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra, Worim? Das losset er sich mant1 saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, — Har kimmt ju wie der Wauwau ahn. Is dos ne Ornung? Schamer sich! Stade: Nimmt nich äwel, sä de Voß, Da harr he'n Goos bi'n Wickel [beim Kragen). Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck, so tah [zäh] un stiew as „meck un deck". Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen). Satt eten un sparen. Braunschweig: Häseken, Häseken, verstick dik! Wenn de Hund kummt, de bit dik! Wenn de Jäger kummt, de schit dik! 1 nur. — 2 Wir sollen ihn loben?

3. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 1

1911 - Braunschweig : Appelhans
A. Geschichte des Herzogtums Braunschweig. 1. Eiszeit und Steinzeit. In der Eiszeit reichten die nordischen Gletscher- Massen von Skandinavien her auch über unser Braunschweiger Land hinweg. Als dann die Gletscher einem wärmeren Klima wichen, wurde unser norddeutsches Flachland zur Steppe mit reicher Pflanzen- und Tierwelt, ähnlich wie sie heute noch in Südrußland sich zeigt. Damals durchzogen der Polarfuchs, das Renntier, der Lemming und nordische Wühlmäuse unser Gebiet, aber auch die Riesen der Tierwelt, Mammut (Riesen-Elefant), Rhinozeros und Löwe. Mit ihnen zusammen lebte, oft in ernstem Kampfe, schon der Mensch, von dem wir aber nicht wissen, ob er unser Vorfahr oder ausgewandert ist. Funde von Tieren und Feuerstein- geräten, die man bei Thiede, in der Baumanns- und Hermannshöhle bei Rübe- land und an anderen Stellen gemacht hat, erzählen aus jener Urzeit des Menschen. Mehr erfahren wir von ihm aus der jüngeren Steinzeit, als zwar noch der Stein die Geräte lieferte, aber schon in viel vollkommener Art, nämlich schon ge- schliffen und oft künstlerisch in der Form. Der Mensch wurde ein geschickter Töpfer, der seinen Toten kunstvolle Urnen verfertigte. Die Steinkammergräber bargen oft Gefäße und Feuersteinwaffen, in späterer Zeit auch Bronzen, Ringe und Bernstein. An der Wabe und an der Schunter hat man aus jener Zeit zahl- reiche Pfeil- und Lanzenspitzen, Ärte, Beile, Messer, Kratzer, Schaber und Pfriemen gefunden. Die Jagd verstanden die Menschen damals schon, und sie erlegten manches jetzt ausgestorbene große Iagdtier; auch besaßen sie schon Haus- tiere und betrieben einfachen Landbau. 2. Bronzezeit. Während bei uns noch die Steinzeit herrschte, entwickelte sich in den Mittelmeerländern bereits eine mit der Kenntnis der Metalle ver- knüpfte höhere Kultur. Durch Händler wurden Metallgegenstände auch nach dem Norden gebracht; auch hier wich die Steinzeit der Metallzeit. Das älteste Metall, das zu uns gelangte, war die Bronze, die man aus 9 Teilen Kupfer und l Teil Zinn zusammensetzte. Aus ihr goß man Waffen, Geräte und Werkzeuge. Die damals ziemlich dicht wohnende seßhafte Bevölkerung erfreute sich, wie die vielen aufgefundenen Gebrauchs- und Schmuckgegenstände dartun, eines behäbigen und nicht bloß auf Befriedigung der notwendigen Bedürfnisse gerichteten Lebens. 3. Eisenzeit. Allmählich kamen zu den bronzenen Geräten solche aus Eisen, und zwar vorwiegend von den Kelten, und um das Jahr 500 v. Chr. wurde das Eisen in unserer Gegend allgemein bekannt. Damals und später Iegic man eine Anzahl Burg- und Ringwälle an, z. B. in der Wesergegend, im Elm (Reitlinger Burgwall)"), bei Watenstedt am Heesberge und in den Lichtenbergen. Die Römer *) Zum Schutz des Reitlings vor einem von Westen vordringenden Feinde. Die Burgen und das Tal selbst mit seinem Quellwasser wurden zu einer Iufluchts- und Bergestätte der benachbarten Bewohner und ihres Viehes. Oppermann, Landeskunde. 1

4. Geschichte für die Schulen des Herzogtums Braunschweig - S. V

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
V 5. Die Ostgoten hatten sich bei der Völkerwanderung zuerst in Ungarn niedergelassen. Von hier aus führte sie ihr König Theodorich nach Italien und machte sich zum König dieses Landes. Das Ostgotenreich gelangte hier auf kurze Zeit zu großer Blüte, wurde aber 555 von dem römischen Kaiser Justinian zerstört. 6. Die ßoitflobctriicn. Im Jahre 568 zogen die Longobarden unter ihrem König Alboin aus dem Brandenburgischen und Lüneburgischen nach Italien und gründeten hier das lombardische Königreich mit der Hauptstadt Pavia. 4. Die ersten Dorf- und Stabtanfiebelungen. Totenbestattuug. 1. Dorfansiedelungen. Die alten Germanen führten eine Art von Nomadenleben. Langsam zogen sie im Laufe zweier Jahrtausende von Osten nach Westen. In den Talgründen weideten sie das Vieh; mit dein Speer durchstreiften sie die Urwälder nach Jagdbeute, und nur wie im Vorüberziehen wurde hier und da ein Stückchen Land bestellt und abgeerntet. Erst nach der Völkerwanderung kam Ruhe in die germanischen Volksstämme: sie wurden seßhaft. In der Regel wählten sich mehrere Familien (Sippen) ein Stück Land zur gemeinsamen Heimat aus. An der bestgelegenen Stelle wurde das Dorf erbaut. Rund herum um das Dorf lag die Flur. Diese teilte man nach der Güte des Bodens in verschiedene Felder. Ein jedes Feld wurde wiederum in so viel (vom Wege ablaufende) Streifen zerlegt, als Familien im Dorfe vorhanden waren. Dann verloste man die Streifen, und so erhielt ein jeder seinen Anteil vom guten und schlechten, vom nahen und fernen Acker. Wald und Weide aber waren gemeinsames Eigentum. 2. ©tabtaiificbelnußcn. Die ersten Städte in Deutschland legten die Römer an. (S. Ii.) In der Völkerwanderung wurden sie aber wieder zerstört. Auf den Trümmern errichteten häufig Fürsten ihre Burg. Sie war dann (wie auch vielfach die Burg anberer Fürsten und Ebelinge) der Anfang einer neuen Stadt. Um die Burg herum fiebelten sich die Schloßleute — Knechte, Schmiebe, Sattler, Backer rc. — an. Sie alle waren unfreie Leute und erhielten von ihren Herren alles, was sie zum Lebensunterhalte gebrauchten. Viele von biefen Unfreien aber würden mit der Zeit Freie; sie bilbeten den ersten Kern der Stabt-leute. Anfangs nährten sie sich hauptsächlich von Ackerbau und Viehzucht. Als aber die Städte größer würden, trieben ihre Bewohner baneben vielfach ein Hanbwerk. Bald kamen auch frembe Kaufleute und legten ihre Waren vor der Kirche zum Verkaufe aus. Hier waren sie nicht nur am besten gegen etwaige Räuber geschützt, fonbern hier fanben sie auch an Sonn- und Festtagen die meisten Käufer. So entstaub um die Kirche herum der Marktplatz, und die Festtage (Meßtage) waren lange Zeit hinburch auch die Markttage. Daher der Name „Messe" für Markt. 3. Altdeutsche Totenbestattung. Über die Begräbnisweise unserer heib-nischen Vorfahren belehren uns die Urnen und Aschenkrüge, die man an vielen Orten, im Braunschweigischen bei Eilum, Eitzum, Erkerobe, Heerte, Hohenassel re., ausgegraben hat. Nachbem der Tote gewaschen und gekämmt war, legte man ihn auf den Scheiterhaufen und verbrannte ihn. Die Asche würde meistens in eine Urne getan und diese dann mit einem hohen Erbhügel überschüttet ober in einer Art Steinkammer unter einem Hügel beigesetzt. (Heiben-kirchhöfe.) Bei Börnecke (am Harz) hat man aber auch ganz versteinerte Gerippe und zwar in hockender Stellung aufgefunden. In einer viel früheren Zeit wurden nämlich die Toten

5. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 31

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Die Stadt Braunschweig. 31 genannte Dorfansiedelung war weiterhin das Weichbild*) „Alte Wiek", die zweite, mehr marktartige Gründung die „Altstadt". Aber auch das dritte spätere Weichbild, die „Neustadt", ivar schon in den Anfängen vorhanden: um den Stapelplatz am Ostende der jetzigen Kaiserstraße (im N. der jetzigen Innenstadt) befand sich wahrscheinlich eine Ansiedelung von Schiffern, Fischern und Kauflenten, ein mehr als bloß dorfartiges Gemeinwesen mit der Andreas- kirche in ihrer ältesten Form. Im 12. Jahr- hundert wurden nun viele Landbewohner durch die Vorteile, die ihnen geistliche oder weltliche Herren versprachen, veran- laßt, sich in städtischen Gemeinwesen nieder- zulassen. Eine ganz erhebliche Bautätigkeit in „Brunswick" — so hießen die ge- nannten Ortschaften bereits gemeinsam — veranlasse der schas- fensfreudige Welfen- fürst Heinrich der Löwe (1139—95); er ist daher als der eigent- liche Gründer der Stadt Braunschweig anzusehen. Die bis- herige Altstadt wurde von ihm erweitert und mit neuen Kirchen versehen (Michaelis-, Petri- und Martini- kirche"', und ebenso wurde damals, um dem gesteigerten Verkehr zu genügen, nahe demkohlmarkt der Altstadtmarkt abgesteckt; weiter entstanden die (nun vergrößerte) Neustadt mit der Andreaskirche und das ganz neue Weichbild „Hagen" mit der Kathariueukirche. Die Erweiterung geschah dadurch, daß sich außer Kaufleuten Gewerbtätige (Tuchweber, Leineweber, Beckentverker d. h. Kupfer- schmiede u. a.) ansiedelteu. Der rührige Fürst ließ das gesamte Stadt- *) Weichbild ist wohl am besten als „Stadtrecht", Stadtbezirk zu erklären.

6. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 102

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
102 Frühgeschichtliches. wohl aber die in unseren Museen anfgespeicherten Sammlungen und gewisse uralte Grabmäler nebst dem, was die Geologie über die Entstehung und Veränderung der Erdobersläche lehrt. Erst als die gewaltigen Gletschermassen, die in der früheren Eiszeit die norddeutsche Ebene bedeckten, geschmolzen waren und eine reiche Pflanzen- und Tierwelt sich ausgebreitet hatte, in der Zeit des Diluviums, trat der Mensch in unserer Gegend auf, anfänglich als wilder Jagdnomade lebend. Zeugnisse jener Urzeit des Menschen sind namentlich Funde von Tieren und Feuersteingeräten, die man bei Thiede, in der Baumanns- und Hermannshöhle des Harzes und anderswo gemacht hat. Zahlreichere Spuren von menschlichem Dasein begegnen uns in der Zeit des Alluviums; jetzt befindet sich der Mensch im sog. jüngern Steinzeit- alter: weit besser als früher versteht er die Kunst, Steingeräte, zumal solche aus Feuerstein, zu verfertigen. Besonders an der Schunter und der Wabe hat man Tausende von Pfeil- und Lanzenspitzen, Äxten, Beilen, Messern, Kratzern, Schabern und Pfriemen aufgefunden. Grabdenkmäler groß und klein, Kisten- gräber und Hockergräber, die man entdeckt hat, lassen die Kraft und Kunst- fertigkeit des damaligen Menschen nicht gering erscheinen. Man darf an- nehmen, daß er nicht bloß Tiere erjagte, sondern auch schon Haustiere, wie Hunde, Rinder, Renntiere, Pferde, Urochsen, züchtete und sich auf ein- fachen Ackerban verstand. Weitere Massen von Fundgeräten, die man in den Museen aufbewahrt, erkennt man als der Bronzezeit angehörig. Außer Waffen und Geräten aus Erz wurden, ebenso verziert wie diese, zahlreiche Aschen- urnen mit Überresten verbrannter Leichen ausgefunden, zuweilen ganze Friedhöfe solcher, woraus man schließen darf, daß damals die Menschen schon seßhafter geworden waren und dichter zusammenwohnten. Zuletzt kommt die Zeit der eisernen Geräte, die Eisenzeit. Die Bewohner unserer Gegend sollen der- gleichen erst auf dem Wege des Tauschhandels von den Kelten erhalten haben, bis sie die Kunst lernten, sie selbst herzustellen. Zeugen der vorgeschichtlichen, zum Teil aber auch der geschichtlichen Zeit sind endlich die Burgwälle, wie man sie in den Lichtenbergen, am Oder, am Elm und sonst entdeckt hat. Dagegen sind von dem Eindringen der Römer bei uns außer einer kleinen Anzahl Münzen und dem berühmten Hildesheimer Silberfunde wenige Spuren geblieben. 2. Frühgeschichtliches. Daß vor den Germanen etwa Kelten in unserm Lande gelebt haben, ist nicht wahrscheinlich. Der erste Stamm, der nach dem Zeugnis der Geschichte in den Harz- und Wesergegenden wohnte, waren dieselben Cherusker, die unter ihrem Heerführer Armin i. I. 9 n. Ehr. die Röiner besiegten und dadurch Nordwestdeutschland auf Jahrhunderte von Fremdherrschaft retteten. Die Cherusker selbst wurden später von einem andern Germanenstamme, den südlich wohnenden Chatten, unterworfen. Im übrigen werden uns die Angrivarier, Fosen und Langobarden als Stämme genannt, die das Land zwischen Weser und Elbe bewohnten, von denen aber die letzteren später nach Italien auswauderten. Die übrigen nahmen, nach-

7. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 103

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Volkskundliches. 103 dem sie den aus Holstein gekommenen (nach ihrer Waffe, dem Sachs, be- nannten) Sachsen unterlegen waren und sich wohl mit ihnen vermischt hatten, den gemeinsamen Stammesnamen Sachsen an. Im S. und So., wohin die Sachsen ihre Herrschaft ausdehnten, vermischten sie sich teilweise auch mit den Thüringern. Dagegen gelang es den ö. hinter der Elbe wohnen- den slawischen Wenden, bis in die Gegend von Calvörde und Gifhorn vor- zndringen. — Im letzten Viertel des 8. Jahrhunderts erst vermochte es der Frankenherrscher Karl d. Gr., die bis dahin freien Sachsen seinem Reiche einzuverleiben und ihnen das Christentum aufzuzwingen.*) Daß bei jener Unterwerfung der Sachsen auch unsere Gegend sehr wichtig erschien, ergibt sich daraus, daß Karl d. Gr. selbst wiederholt hier anwesend war, so 780 bei Ohrum. Wenn nun weiterhin die Sachsen als Westfalen, Engern, Ost- falen und Nordalbinger (letztere in Holstein) unterschieden lverden, so gehört dabei unser Land wesentlich den Ostfalen und den Engern an. Die Grenze zwischen beiden war vielleicht, wie auch jetzt die mundartliche Verschiedenheit vermuten läßt, die Oker, von der die Ostfalen ö., die Engern w. wohnten. 3. Volkslum. Seit dem dritten Jahrhundert n. Ehr. treten im deutschen Vaterlande allmählich folgende Hanptvolksstämme hervor, die durch manche Eigentümlichkeiten in Gemütsart, Sprache und Sitten verschieden sind: Sachsen, Thüringer, Franken, Bayern, Alemannen. Der Nw. Deutsch- lands und somit auch unser Heimatland ist sächsisch; nur im O. Braun- schweigs findet sich germanisiertes wendisches Volkstum; im S., nämlich in den Harzgegenden, haben mitteldeutsche Obersachsen\ die man hierzulande öfters als „Franken" bezeichnet, eine Heimat gefunden. Die heutigen Nieder- sachsen und insbesondere die Braunschweiger zeigen in ihrem Aussehen noch viel von dem, was einst den Römern an unseren germanischen Vorfahren auffiel. Durch Schädeluntersuchungen weiß man, daß die Bewohner unserer Gegenden, zumal der braunschweigische Bauer, ihre Kopfform seit 1400 Jahren nicht verändert haben. Das echteste Deutschtum erkennt man an dem blonden Haar, den blauen Augen und der hellen Haut; als nicht ursprüngliches Deutschtum gelten schwarzes Haar, braune Augen, dunkle Haut; außerdem gibt es eine Übergangs- oder Mischform zwischen beiden Arten. Als man vor einer Reihe von Jahren in dieser Richtung Untersuchungen an Schul- kindern anstellte, ergab sich, daß mehr als die Hälfte der Deutschen (54°/0) *) Das Gebiet stand seit Karl d. Gr. unter Grafen, die über die einzelnen Gaue geboten. Das Braunschweiger Land verteilt sich auf folgende Gaue: Nordthüringau (Kr. Helmstedt), Darlingau (ö. der Oker, Kr. Braunschweig und Wolfenbüttel), Ost- falengau (w. der Oker, dieselben Kr.), Harzgau (Kr. Blankenburg), Zurego (Walken- ried), Ambergau (Nettegegend), Flenithi (Gandersheim), Suilbergi (Stadtoldendorf), Wikanafelde (Eschershausen), Augo (Holzminden), Tilithi (Jthgegend). — In kirchlicher Hinsicht gehörte unser nö. Gebiet teils zum Bistum Halberstadt, teils zu Hildesheim (beide durch die Oker getrennt), während der W. teils dem Bistum Minden, teils dem Bistum Paderborn unterstand.

8. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 105

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Volkskundliches. 105 scheinen die fürstlichen Urkunden bei uns nur noch hochdeutsch, seit 1571 die der städtischen Kanzleien. In den Städten wurde bis weit ius 19. Jahr- hundert plattdeutsch gesprochen; während in den größeren Städten gewisse Kreise eine häßliche Mischmundart reden (Missingisch), ist auf dem Lande, trotzdem die Schule die hochdeutsche Einheitssprache lehrt, das Plattdeutsche mit Recht noch in Ansehen und Übung, und es gilt noch in etwas das Wort des Dichters Lauremberg (1591—1058): De Sprake in ganz Neddersachsenland blyfft unverrückt un hefft Bestand. Auch hinsichtlich der Bauart der Häuser ist das Alte teilweise er- halten geblieben. In den sächsischen Dörfern lagen die Höfe von Anfang an zu beiden Seiten der Dorfstraße (Haufendörfer). In dem nördlichen Abb. 42. Niedersächsisches Bauernhaus. Teile der Kreise Helmstedt und Brannschweig findet man in manchen Dör- fern noch das alte niedersächsische Bauernhaus. Es bildet einen „Ein- bau": Wohnhaus, Viehställe und Scheunen sind in einem einstöckigen Ge- bäude unter einem Dache vereinigt. Durch das große Tor an der Giebel- seite gelangt man auf die langgestreckte „Däle", die als Tenne dient. Zu beiden Seiten von ihr sind die Stallungen, während unter dem hohen Stroh- dache Getreide und Heu lagern. Im Hintergründe der Däle befinden sich die Wohnstuben nebst der Küche und den Schlafkammern. Die aus Holz geschnitzten Pferdeköpfe, womit die Giebelspitzen des niedersächsischen Bauern- hauses geschmückt sind, erinnern an den altdeutschen Gott Wodan, dem das Pferd geheiligt war und der das Haus schützen sollte. (Abb. 42.) — In tien meisten Dörfern unseres Landes findet man heutzutage die fränkische Bauart, bei der Wohngebäude, Scheunen und Ställe getrennt sind und einen viereckigen Hofraum einschließen. Das Wohnhaus ist ein- oder mehr-

9. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 225

1912 - Breslau : Hirt
133. Die Kolonialpolitik der Gromchte seit 1871. 225 Anhang. Die Kolonialpolitik der Gromchte seit 1871. In den letzten Jahrzehnten haben die meisten europischen Gromchte und die Vereinigten Staaten von Amerika miteinander gewetteifert, in anderen Erdteilen Schutzgebiete zu erwerben und Kolonien anzulegen. Man be-zweckte dabei, Auswanderungslustigen des eigenen Volkes die Gelegenheit zu gemeinsamer Ansiedlnng zu bieten und sie dadurch vor Zersplitterung und vor Verlust ihres Volkstums zu schtzen. Zugleich wnschte man, sich Ab-satzgebiete fr das heimische Gewerbe zu sichern und die Erzeugnisse der Kolonien dem eigenen Handel nutzbar zu machen. Schlielich suchten die Mchte durch Anlage von Kolonien ihre Weltstellung im allgemeinen zu verstrken und Sttzpunkte fr ihre Flotten zu gewinnen. Europische Kultur und Christentum haben dadurch sehr an Verbreitung gewonnen; zugleich aber ist die Gefahr ernster Streitigkeiten der Kolonialmchte untereinander wie auch mit den Eingeborenen der fremden Erdteile in bedrohlicher Weise gewachsen. 133. Die deutschen Kolonien. Wenngleich sich schon lange vor Diekolomen. der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches auch in Deutschland das Verlangen nach dem Erwerbe von Kolonien geregt hatte, so konnte doch erst, nachdem es sich Einigkeit und Macht erkmpft hatte, an die Ver-wirklichnng dieses Wunsches gedacht werden. Zunchst wurden (1884) die Erwerbungen des Bremer Kaufmanns Lderitz an der Bucht von Angra Peqnena (nrdlich des Oranjeflufses), die spter zum heutigen Deutsch-Sdwestafrika erweitert wurden, unter den Schutz des Reiches ge-stellt und durch den deutschen Generalkonsul Nachtigal die deutsche Flagge in Togo und Kamerun gehit. Im folgenden Jahre traten Deutsch-Ostafrika, das Dr. Peters fr die Deutfch-ostafrikanifche Gesellschaft er, worben hatte, ein Teil von Neuguinea (das Kaiser-Wilhelmsland")r der Bismarckarchipel, die Salomon- und Marschallinseln unter den Schutz des Reiches. Auch unter Wilhelm Ii. ist das Deutsche Reich auf Vermehrung seines Kolonialbesitzes bedacht gewesen. Zwar berlie es 1890 Sansibar, Uganda und das Wituland an England, um dafr Helgoland ein-Manschen, besetzte aber 1897 den Ort Tsingtan an der Bucht von Kiautschou und pachtete ihn darauf von China, um ihn zu einem Sttz-punkte der deutschen Interessen in Ostasien auszugestalten. Zwei Jahre spter kaufte das Reich den Spaniern die Karolinen und Marianen ab und erwarb durch einen Vertrag, den es mit England und den Ver-einigten Staaten schlo, die beiden grten Samoa-Jnseln. Im Jahre 1911 trat Frankreich int Anschlu an den Marokko-Vertrag (vgl. 136) an Deutschland einen Streifen Landes sdlich von Kamerun ab, der sich vom Atlantischen Ozean bis zum Sanga-Flu und dann dem Laufe dieses Flusses folgend bis an den Kongo erstreckt. Dagegen berlie das Deutsche Reich den sogenannten Entenschnabel sdlich vom Tschadsee zwischen Schari Pfeifer, Geschichte. Vi. E. 15

10. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte seit 1648 - S. 1

1912 - Breslau : Hirt
I. Deutsche Renaissance. Rathaus zu Kln. 1 1. Vorhalle des Klner Rathauses. Von Wilhelm Vernickel. Um 1570. "Die Formen der italienischen Renaissance nahmen alsbald ihren Siegeszug durch die nrdlichen Kulturlnder, erfuhren aber je nach dem Wege und der Art ihrer Einfhrung sowie unter dem Einflu des Volkscharakters und der einheimischen Bauweise eine eigen-tmliche Umbildung, die man mit dem Namen der franzsischen, niederlndischen, deutschen nsw. Renaissance bezeichnet. Das Mischungsverhltnis der Formenelemente ist dabei naturgem sehr verschieden. Bei der dem gotischen Klner Rathaus vorgelegten Pracht-Halle berwiegen die Renaissanceformen, nur sind mit feiner Berechnung die Bogenarkaden des Obergeschosses den anschlieenden Spitzbogenfenstern des Hauptbaues angeglichen. Die reiche Horizontal- und Vertikalgliederung wird durch figrlichen Schmuck belebt. Vi. 1
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TM Hauptwörter (200)200

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