Krster Abschnitt.
Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis zur dauernden Vereinigung mit dem deutschen Reiche.
(Bis 925 nach Chr.)
Die Kelten.
In grauer Vorzeit, vor mehr als 2000 Jahren, saß an beiden Ufern des oberen Rheines das Volk der Kelten. Es wird uns geschildert als kriegerisch, aber zänkisch und häudelsuchend, als tapfer, aber nicht ausdauernd, als gelehrig, aber prahlerisch und eitel, als nicht bösartig, aber sehr leidenschaftlich. Aus dem Osten war es in diese Gegenden gekommen, aber wann, das ist und wird immer ungewiß sein. Drei Stämme dieses Volkes wohnten am Ober-Rhein; im Norden die Mediomatriker, im Süden die Rauriker und Seqnaner. Von ihnen wurden im Elsasse die ersten Städte gegründet; Berge und Flüsse erhielten von ihnen ihre Namen. Aber keine bestimmte Überlieferung ist von dieser merkwürdigen Völkerschaft geblieben. Auf ihr früheres Dasein deuten nur wenige Spuren: Mauerreste, Steindenkmäler und seltsame Grabhügel. Diese letzteren sind halbkngelsörmige Erdauswürfe in einer Länge von 10—12 m, aus denen man menschliche Skelette, Waffen, Gefäße u. a. ausgegraben hat. Sie heißen Hünengräber (Hüne bedeutet Riese), Heidengräber, Heidenbückel, Leihübel, Totenberge. In ihrer Nähe zeigen sich nach des Volkes Glauben bei Nacht allerlei Spnckgestalten. Ebenso verrufen sind die Stätten, wo die keltischen Priester, die Druiden, den Götzen Menschen opferten. Zur Nachtzeit erscheinen dort weißgekleidete Fraueu und tanzen den Reigen um die jetzt verlassenen Opfersteine.
Schon 100 Jahre vor Christi Geburt waren die Kelten nicht mehr im Alleinbesitze der oberrheinischen Länder. Bereits hatten deutsche Stämme, die Triboker und Nemeter, den Rhein überschritten und sich im Unter-Elsasse neben den Mediomatrikern niedergelassen. Später wurden die Letzteren westwärts gedrängt nach dem heutigen Lothringen und gründeten die Hauptstadt Mettis, Metz.
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Bald drangen auch noch andere germanische Völkerschaften ans das linke Rheinuser. — Es waren nämlich unter den einzelnen keltischen Stämmen Streitigkeiten über den Vorrang ausgebrochen und die eine Partei rief den Germanen Ariovist, den Führer der Markomannen und Sueven, zur Hülfe herbei. Ariovist mit seinen Scharen siegte und ließ sich in den keltischen Ländern nieder. Zahlreiche deutsche Einwanderer kamen über den Strom und breiteten sich immer weiter ans. Da sahen die Kelten mit Schrecken, welch' gefährlichen Bundesgenossen sie sich in Ariovist geholt hatten. In ihrer Bedrängnis baten sie den römischen Feldherrn Cäsar um Unterstützung. Dieser kam mit seinem kriegsgewohnten Heere; aber gewaltiger Schrecken befiel seine Krieger, als sie gegen Ario-vists Scharen kämpfen sollten, und seine ganze Beredsamkeit mußte er aufbieten, um seine Truppen in die Schlacht zu führen. Ariovist wurde nach hartnäckigem Widerstände besiegt und in die Flucht geschlagen (58 vor Chr.). Das war der Anfang der Kämpfe zwischen Römern und Germanen, die sich durch 500 Jahre hinzogen, endlich aber doch den Deutschen die Herrschaft über das Elsaß gaben.
Elsaß unter den Römern.
Durch den Sieg Cäsars über Ariovist kam das Elsaß unter römische Oberhoheit und Verwaltung, jedoch wurden die Deutschen, die sich hier angesiedelt hatten, nicht vertrieben. Aber römische Sitte und Sprache verbreitete sich; neue Städte wurden angelegt und Straßen, von denen man jetzt noch Überreste sieht, durchzogen das Land. Besonders in Argentoratnm, dem jetzigen Straßburg, welches ein befestigter Ort war, erhob sich städtisches Leben. Die römischen Götter und Göttinnen zogen mit den Siegern ein und ihr Dienst vermischte sich mit dem der einheimischen Gottheiten. Die achteckige Kirche von Ottmarsheim im Kreise Mülhausen soll ein römischer Tempel gewesen sein. — Über das ganze Land hin erstreckten sich Befestigungen; und deren bedurfte es auch. Denn wenn auch die Germanen geschlagen worden waren, so schickten sie doch immer neue Scharen gegen die Römer. Auch jenseits des Rheines hatten sich die Römer festgesetzt, doch war dort ihre Herrschaft fortwährenden Kämpfen preisgegeben. Seit dem dritten Jahrhundert stürmten die Alemannen, deren Gebiet sich vom
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