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1. Hamburg - S. 112

1899 - Hamburg : Kloß
— 112 — gehörigen in fremde Hände geben kann. Die beste Pflege, meinen sie, welche dem kranken Vater oder der kranken Mutter zu teil werden kann, könne nur von den Kindern geleistet werden, und niemand könne beim kranken Kinde die Pflege der Mutter, beim kranken Bruder die der treueu Schwester ersetzen. Es ist etwas Wahres in solchen Gedanken; denn die liebevollsten Krankenpfleger werden allerdings die nächsten Anverwandten sein; die besten aber sind sie nicht immer. Unser allgemeines Krankenhaus ist eine Staatsanstalt. Seine Erbauung und Einrichtung wurde von den Vertretern unserer Einwohnerschaft beschlossen. Welcher andere Gedanke könnte wohl die beiden gesetzgebenden Gewalten unseres Staates dabei geleitet haben als der eine, etwas Gutes, Notwendiges auf gemeinsame Kosten zum Wohle jedes Einzelnen zu schaffen? Alle großen Städte haben Krankenhäuser. Diese Einrichtung würde sicherlich nicht so allgemein verbreitet sein, wenn sie nicht sehr segensreich wäre. Das Krankenhaus verdient es also nicht, mit heimlicher Scheu, mit fröstelndem Gefühle betrachtet zu werden. Es gehört vielmehr zu unseren wohlthätigen Ein- richtuugen und darf volle Aufmerksamkeit und freundliche Teil- nähme von jedermann beanspruchen. Das Krankenhaus hat eine ganze Reihe bedeutender Vor- züge vor der häuslichen Krankenstube, und dieselben kommen be- sonders den Schwerkranken sehr zu gute. Die Krankenhäuser werden von Ärzten geleitet, welche sich durch ihre Tüchtigkeit und Geschicklichkeit bereits einen guten Ruf erworben hatten, ehe ihnen das verantwortungsvolle Amt übertragen wurde. Der Schwerkranke weiß also von vornherein, daß einer der er- sahrensten Ärzte Sorge um ihn tragen und ihm diejenige Hilfe bringen werde, die ärztliche Kunst und ärztliches Wissen zu bringen vermögen. Dem Kranken wäre sonst vielfach die Möglich- keit gar nicht gegeben, einen berühmten Arzt zu Rate zu ziehen, da dieser nur wenigen Helsen könnte, wenn er lange Wege von einer Krankenstube zur anderen zurücklegen sollte. Die ärztliche Hilfe ist, wenn nicht durch den Oberarzt, so doch durch einen seiner Hilfsärzte zu jeder Tageszeit und zu jeder Nachtzeit im

2. Heimatkunde der Freien und Hansestadt Hamburg - S. 80

1914 - Breslau : Hirt
80 Ortsbeschreibung des Landgebietes. die erste Eindeichung der Merlande durch die im 12. Jahrhundert in diese Gegenden eingewanderten friesischen und holländischen Ansiedler erfolgt ist, ist nicht mit Sicherheit bekannt. Von diesen ihren Urahnen haben die Vierländer auf ihrem abseits vom Lärme des Weltverkehrs in ruhiger Abgeschiedenheit gelegenen Flecke Landes, der dem empfänglichen Auge eine Fülle malerischer Reize darbietet, in Sitte, Sprache und Wesen, in Kleidung und Schmuck, in der Bauart und Ausstattung ihrer Häuser und in ihren kunstgewerblichen, namentlich Holz- und schmiedeeisernen Arbeiten viel Eigenartiges bis auf den heutigen Tag bewahrt. Freilich schwindet das charakteristische Gepräge auch dieser Landschaften, das so lange dem Eindringen fremder Elemente widerstanden hat, seit etwa 40 Iahren rasch dahin, da jetzt auch die Verbindung mit der Stadt verbessert ist. 2. Neuengamme und West-Krauel (ehemals Beiderstädtischer oder Bergedorfischer Krauel)- 6,5 m. Das bereits 1261 genannte Kirchspiel Neuengamme liegt zwischen Dove und Gose Elbe, südöstlich von Reitbrook, mit dem es im Deichverband steht. Der Ort selbst liegt Curslack gegenüber an der Doven Elbe. Die Kirche ist vor 1261 erbaut, 1800 — 03 umgebaut. Der West-Krauel, nahe der Riepenburg an der Elbe gelegen, hat seine jetzige Bezeichnung im Jahre 1875 erhalten, bildet aber nach wie vor einen Teil der Gemeinde Neuengamme. Er ist 1420 im Perleberger Vertrage an Hamburg und Lübeck gekommen. 3. Kirchrvärder? 5-7 m. Zwischen Hauptelbe und Gose Elbe, südöstlich von Ochsenwärder- mit diesem, sowie mit Spadenland und Tatenberg im Deichverband. Von den durch Sturmfluten verursachten Deichbrüchen hat namentlich die Landschaft Kirchwärder wiederholt schwer gelitten. Die Spuren dieser Heimsuchungen sind noch heute in ausgedehnten teichartigen Wasserbecken, den sogenannten „Bracken", erhalten (mehrere Bracke in der Umgegend der Riepenburg, das Sülzbrack beim Zollenspieker, das Hofer Brack, das große Sandbrack nahe der Nordwestgrenze der Landschaft). Der schon 1215 genannte Ort liegt an der oberen Gose Elbe. Das Kirchspiel wird erst 1388 erwähnt; die Erbauungszeit der sehr alten, 1785-90 vergrößerten Kirche ist unbekannt. In dieser Landschaft, an dem südlichen Bogen der Hauptelbe, lag die obenerwähnte Riepenburg (jetzt Domäne), und wenig westlich von derselben der Zollenspieker, ein ehemals befestigtes Haus, an dem seit 1216 der Eßlinger oder Eislinger Zoll erhoben wurde. Angeblich stand vorzeiten hier ein Kloster Eßlingen oder Eislingen. Die Bedeutung beider beruhte darauf, daß lange Zeit hindurch sich hier die Haupt- Übergangsstelle für den hamburgischen und lübeckischen Handelsverkehr nach Lüneburg und dem Binnenlande befand. Dem Elbdeiche liegen fast ohne Unterbrechung Gehöfte an, unter denen einzelne Gruppen durch besondere Ortschaftsnamen (Grünerdeich, Lütjenburg, Sande, Hofe, Warwisch) zusammengefaßt werden. — Nordwestlich von der Kirche liegen 6 preußische, zur Provinz Hannover gehörige Gebietsteile eingeschlossen. 4. Altengamme? 6 m. Das Dorf liegt an der Hauptelbe und an der Dove Elbe. Die Landschaft reicht nördlich bis zur Gebietsgrenze. Als Erbauungsjahr der 1749 von Grund auf umgebauten Kirche, deren Turm eine der Glocken des 1805 abgetragenen Hamburger Domes enthält, wird 1241 an- gegeben. Das Kirchspiel wird schon 1247 genannt.

3. Grundriß der Geschichte Hamburgs - S. 12

1916 - Hamburg : Herold
— 12 — Unter diesen mißlichen Verhältnissen rourbe die Zukunft des Hamburger Erzbistums gerettet durch die auf den Synoden zu Mainz (847 und 848) gefaßten Beschlüsse, wonach das gerabe erlebigte Bistum Bremen an Ansgar übertragen und mit Hamburg vereinigt rourbe. Jetzt konnte Erzbischof Ansgar, bet er über die reicheren Mittel des Bremer Bistums verfügte, mit erneutem Eifer das Missions-roerk roieber aufnehmen. Bei bent Dänenkönig Horich I., der mit Lubroig bent Deutschen freunbfchafttiche Beziehungen unterhielt, gewann er großen Einfluß und erlangte die Erlaubnis, daß in der Hanbelsstabt Schleswig, wo Kaufleute aus allen Säubern zusammenströmten, eine Kirche erbaut rourbe. Dann entschloß er sich, Schweden noch einmal zu besuchen, wo sich eine kleine christliche Gemeinde erhalten hatte. Sowohl von Horich als von Ludwig bent Deutschen erhielt er Empfehlungen und Aufträge an den Schwebenkönig Olaf und gelangte nach 20tägiger Seefahrt glücklich nach Birka. Er gewann zwar den König Olaf für lieh; ba bessen Macht aber beschränkt war, so mußte eine Volksversammlung barüber entscheiden, ob Ansgar die Predigt gestattet werden sollte. Nach Volkssitte wurde das Los geworfen, und als dies günstig ausfiel, durfte der christliche Gottesdienst ausgeübt werden. Eine neue Kirche wurde gebaut, zu welcher der König selbst den Platz hergab, und die christliche Lehre gewann wieder viele Anhänger. Nach feiner Heimkehr aus Schweden (um 854) hat Ansgar keine größeren Missionsreifen mehr unternommen, sondern war ausschließlich mit den kirchlichen Angelegenheiten seiner Diözese beschäftigt. Er starb in Bremen im Jahre 865. Die unmittelbaren Ergebnisse der aufopfernden Tätigkeit Ansgars erscheinen allerdings nicht bedeutend: nur wenige christliche Gemeinden sind von ihm in Dänemark und Schweden gegründet worden; trotzdem haben feine Mifftonsreifen eine große weltgeschichtliche Bedeutung gehabt: von feinem ersten Auftreten an begann eine Wandlung in dem religiösen Bewußtsein der nordischen Völker sich zu vollziehen, und allmählich machten sich die Einflüsse höherer christlicher Kultur geltend. Hamburg war als kirchliche Metropole dazu bestimmt, den Verkehr mit dem Norden zu unterhalten; so

4. Grundriß der Geschichte Hamburgs - S. 85

1916 - Hamburg : Herold
das älteste Rom war ein Stadtstaat, ebenso die Renaissance-staaten in Italien, wie Venedig, Genua, Florenz. Die übrigen deutschen Staaten, abgesehen von Lübeck und Bremen, sind Flächenstaaten, mögen sie auch noch so klein sein. Für den Hamburgischen Staatsangehörige,!, der im Stadtgebiet wobut, sind die Begriffe Gemeinde und Staat nicht verschieden. Die Gemeinde Hamburg ist gleichzeitig sein Staat. Anders ist es dagegen mit dem Landgebiet, welches zwei Städte, Bergedorf und (Snyhaven, sowie eine ganze Reihe von Landgemeinden umsaßt und in die vier Landherren-schasten der Geestlande, der Marschlande, Bergedors und Ritzebüttel zerfällt. Die Landgemeinden besitzen nur eine geringe Selbständigkeit. Sie haben hauptsächlich nur die Flur-, Ortsund Straßenpolizei, die Beaufsichtigung und Unterhaltung der Wege und Wasserläuse, dürfen gemeindepolizeiliche Verordnungen unter Androhung von Geldstrafe nicht über 18 Mark wider den Übertreter erlassen und ihre Gemeindevertreter, Gemeindevorsteher und Gemeindebeamten und -lehrer selbst wählen. Was sie für Anne, Hilfsbedürftige und das Schulwesen ausgeben, wird den Landgemeinden vom Staate voll ersetzt, Bergedors und Cuxhaven erhalten hierzu einen Staats-Zuschuß. Das Wahlrecht zu deu Gemeindeversammluugeu ist nach den verschiedenen Gemeindestatuten sehr mannigfaltig. Es ist durchweg ein Klassen Wahlrecht, indem meistens ein Drittel der Gemeindevertreter durch die größeren Grundbesitzer, das zweite durch die kleineren Besitzer, die Anbauer, und das dritte durch die Mieter gewählt wird. Die Wahl geschieht durch Stimmzettel. Ganz besonders bemerkenswert ist, daß auch Frauen und Minderjährige, welche in einer Gemeinde Grundeigentum besitzen, das Stimmrecht haben. Sie müssen ihren Stimmzettel allerdings durch einen der Gemeinde angehörigen Mann abgeben lassen. Somit haben Frauen in den Hamburgischen Gemeinden Stimmrecht, welches ihnen für den Staat und das Reich versagt ist. Die Gemeindevertreter wählen aus ihrer Mitte den aus drei oder mehr Personen bestehenden Gemeindevorstand und diese

5. Grundriß der Geschichte Hamburgs - S. 9

1916 - Hamburg : Herold
A. Das Mittelalter. I. Hamburg als kirchlicher Mittelpunkt des Nordens. (9. -11. Jahrhundert.) 1. Die Zeit der Karolinger. Der heilige ansgar. (Erzbischof von 831 -865.) Die ältesten sicheren Nachrichten über Hamburg gehen zurück auf die Zeit Karls des Großen, durch dessen Sachsenkriege überhaupt erst ein helleres Licht über die Verhältnisse des nördlichen Deutschlands verbreitet wurde. Damals wohnten längs der deutschen Nordseeküste die Friesen, hinter ihnen im Norddeutschen Tieflande, von den Gebieten der Ems, Lippe und Ruhr bis zur Eider, die Sachsen. Von den vier Stämmen, in welche dieses Volk sich teilte, hatte der nördlichste, die No rd albin gi er, das heutige Holstein inne. Ihre Grenznachbarn waren nördlich von der Eider die Dänen und im Osten, im jetzigen Mecklenburg, die wendischen Obotriten, die auch Wagrien (Ostholstein) besetzten. Nachdem Karl der Große die Unterwerfung Nord-albingiens vollendet hatte (um 804), sicherte er nicht nur durch Einrichtung von Marken im Norden und Osten die Grenzen des neugewonnenen Gebietes, sondern er sorgte auch dafür, daß das Christentum hier eine bleibende Stätte fand. Zum kirchlichen Mittelpunkte des Landes wurde der Ort ausersehen, aus dem die spätere Stadt Ham b urg erwachsen ist. Schon vor Ankunft der Franken gab es am linken Alsteruser, am südwestlichen Abhange des Höhenzuges,

6. Landeskunde der Freien und Hansestadt Hamburg und ihres Gebietes - S. 61

1907 - Breslau : Hirt
Ortsbeschreibung der im § 13 aufgeführten Gebietsteile. 61 Einzelverkauf der gewonnenen Erzeugnisse in Hamburg gewähren den spar- samen und fleißigen Bewohnern reichlichen Gewinn. — Wann die erste Ein- deichnng der Vierlande durch die im 12. Jahrhunderte in diese Gegenden eingewanderten friesischen und holländischen Ansiedler erfolgt ist, ist nicht mit Sicherheit bekannt. Von diesen ihren Urahnen haben die Vierländer auf ihrem abseits vom Lärme des Weltverkehres in ruhiger Abgeschiedenheit gelegenen Flecke Landes, der dem empfänglichen Auge eine Fülle malerischer Reize darbietet, in Sitte, Sprache und Wesen, in Kleidung und Schmuck, in der Bauart und Ausstattung ihrer Häuser und in ihren kunstgewerblichen, namentlich Holz- und fchmiedeeifernen Arbeiten viel Eigenartiges bis auf den heutigen Tag bewahrt. Freilich schwindet das charakteristische Gepräge auch dieser Landschaften, das so lange dem Eindringen fremder Elemente widerstanden hat, seit etwa 40 Jahren rasch dahin. 2. Nenengamme und West-Krauel (ehemals Beiderstädtifcher oder Bergedorfischer Krauel); 6,5 ra. Das bereits 1261 genannte Kirchspiel Neuengamme liegt zwischen Dove und Gofe Elbe, südöstlich von Reitbrook, mit dem es in Deichverband steht. Der Ort selbst liegt Curslack gegenüber an der Doven Elbe. Die Kirche ist vor 1261 erbaut, 1800—3 umgebaut. Der West-Krauel, uahe der Riepenburg an der Elbe gelegen, hat feine jetzige Bezeichnung im Jahre 1875 erhalten, bildet aber nach wie vor einen Teil der Gemeinde Neuengamme. Er ist 1420 im Perleberger Vertrage an Hamburg und Lübeck gekommen. 3. Kirchwärder; 5—7 rn. Zwischen Hauptelbe und Gose Elbe, südöstlich von Ochsenwärder; mit diesem, sowie mit Spadenland und Tatenberg im Deichverband. Von den durch Sturmfluten verursachten Deichbrüchen hat namentlich die Landschaft Kirchwärder wiederholt schwer gelitten. Die Spuren dieser Heimsuchungen sind noch heute iu ausgedehnten teichartigen Wasserbecken, den sogenannten „Bracken" erhalten (mehrere Bracke in der Umgegend der Riepenburg, das Sülzbrack beim Zollenspieker, das Höver Brack, das große Sandbrack nahe der Nw-Grenze der Landschaft). Der schon 1215 genannte Ort liegt an der oberen Gose Elbe. Das Kirchspiel wird erst 1388 erwähnt) die Erbauungszeit der sehr alten, 1785—90 vergrößerten Kirche ist unbekannt. In dieser Landschaft, an dem südlicheu Bogen der Hauptelbe, lag die oben erwähnte Riepenburg (jetzt Domäne), und wenig westlich von derselben der Zollenspieker, ein ehemals befestigtes Haus, an dem seit 1216 der Eßlinger oder Eislingen) Zoll erhoben wurde. Die Bedeutung beider beruhte darauf, dafe lange Zeit hindurch sich hier die Hauptübergangsstelle für den hamburgischen und lübeckischen Handelsverkehr nach Lüneburg und dem Binnenlande befand. Dem Elbdeiche liegen fast ohne Unterbrechung Gehöfte an, unter denen einzelne Gruppen durch befoudere Ortfchaftsuamen lgrünerdeich, Lütjenburg, Saude, Hove, Warwisch) zusammengefaßt werden. — Nordwestlich von der Kirche liegen 6 preußische, zur Provinz Hannover gehörige Gebietsteile ein- geschloffen. i) Angeblich stand vor Zeiten hier ein Kloster Eßlingen oder Eislingen.

7. Deutsches Lesebuch - S. 76

1844 - Hamburg : Herold
70 - Zweite Abtheilung. Bruchstücke aus der Geschichte der Deutschen. Lebensart, Sitten und Gebräuche der alten Deutsche«. Unser Vaterland, Deutschland, jn der Mitte Eu- ropas gelegen, daher auch in sieter Berührung mit fast allen europäischen Ländern, hatte auch in den ältesten Zeiten seiner Geschichte fast dieselben Gränzen, Pie es jetzt hat. Nach Norden und Süden hat die Natur selbst dem deutschen Lande seine Gränzen angewiesen, denn im Norden bespülen die Ufer unseres Vaterlandes zwei Meere: die Nord- und Ostsee, und im Süden bilden die Alpen eine Scheide- wand zwischen Deutschland und Italien. Im Osten dehnt es sich jetzt weiter als ehedem aus, wo die Elbe die Haupt- gränze bildete; jenseits derselben wohnten insbesondere die slavischen Völkerstämme; im Westen war aber von jeher, wie jetzt, der Rhein die Hauptgränze, obgleich einzelne Län- perstriche jenseits des Rheins, sonst, wie jetzt, zu Deutschland gerechnet werden. Auf diesem also begränzten Boden wohnten von uralten Zeiten her unsere Vorfahren, die Deutschen, oder Germanen, wie sie von den Römern genannt wurden, die auch Deutschland mit dem Namen Germanien be- zeichneten; ein Volk, welches sich sogleich, als es andern be- kannt ward, auf eine vortheilhafte Weise auszeichnete; ein

8. Deutsches Lesebuch - S. 78

1844 - Hamburg : Herold
78 Fall ist. Man sagt ihr Name sei von schweifen entstan- den, weil dieses Volk die besondere Neigung gehabt haben soll, öfters mit seinen Wohnorten zu wechseln. Zu ihnen ge- hörten unter andern die Longobarden, wovon ein Theil des nördlichen Italiens noch jetzt den Namen Lombardei führt, und das mächtige Volk der Mar ko manen. Im nordwest- lichen Deutschland war der zweite Hauptstamm des deutschen Volks verbreitet: Die Sachsen. Sie trugen ihr Haar auf dem Scheitel getheilt, an beiden Seiten des Hauptes herabhängend; zu ihnen gehörten unter andern die Cherus- ker, deren Wohnsitze vornamlich am Harze lagen, und die Sassen am östlichen Ufer der Niederelbe. Von allen Deutschen wird erzählt, daß sie einen starken Körperbau hatten; sie waren groß gewachsen, und dabei ge- wandt in Leibesübungen. Das Uebersteigen hoher Berge, das Durchschwimmen reißender Flüsse hatte für sie keine Schwierigkeit; über sumpfigen Boden und auf schlüfrigen Wegen gingen sie mit sichern und leichten Schritten. Sie achteten nicht der damals im deutschen Vaterlande noch herrschenden Kälte, nicht des strömenden Regens, noch des dichten Schneegestöbers, wenn sie auf der Jagd waren, oder in den Krieg zogen. Der rauhen Luft gewohnt, war ihnen ein warmes Klima weniger zuträglich, ebenso wie sie auch dem Durste eher erlagen als dem Hunger. Als hervorstechende äußere Kennzeichen der Völker deutschen Stammes werden blaue Augen und blonde Haare genannt. Zn einem solchen starken, abgehärteten, gesunden Körper wohnte ein muthiger, kühner Geist, der Gefahren eher aufsuchte, und eine größere Freude daran fand, sie zu bestehen, als sich vor ihnen zu fürchten, und sie zu meiden. Feigheit galt für große Schande, Tap- ferkeit aber gereichte zu hohem Ruhme, daher auch ein kriegerischer Sinn ihnen allen eigen war. Damit verbanden sie eine unbegränzte Freiheitsliebe, so daß sie sich der Ge- walt eines einzelnen Herrschers, selbst wenn er aus ihrem eignen Stamme war, nur ungern unterwarfen; daher wohn- ten sie auch nicht beisammen in Dörfern oder Städten, sondern jeder freie Mann für sich allein auf seinem eigenen Hofe. Gegen Sklaverei hegten sie großen Abscheu, und Weben daher auch von den Lastern frei, die daraus 511 entste- hen pflegten, von niedrer Schmeichelei, Hinterlist, Verrath, Wortbrüchigkeit; der Deutsche hielt sein gegebenes Wort treu und unverbrüchlich; er ehrte das Eigenthum Minderer, übte

9. Deutsches Lesebuch - S. 85

1844 - Hamburg : Herold
85 \ die Cimbern hatten Sonne und Wind gegen sich; durch die brennende Hitze kamen sie in ermattenden Schweiß, wahrend die Römer dieselbe ohne Beschwerde ertrugen; auch waren die Waffen der Feinde zweckmäßiger im Handgemenge zu gebrauchen. So erlitten sie dann nach hartem, langwieri- gem Kampfe eine schwere Niederlage, doch konnten sich die Römer nicht rühmen, daß sich viele zu Gefangenen ergeben hatten, denn ehe sic das thaten, tödteten sie sich lieber selbst. Ja, als die Römer bis an die Wagenburg vordrangen, sahn sie die cimbrischen Frauen in Trauergewändern auf derselben, mit lautem Klagen sich selbst und ihre Kinder tödtend, damit auch diese nicht in die Knechtschaft der Römer gerathen sollten. - 3. H e r in a a n. Der immer höher steigenden Macht der Römer war es endlich doch gelungen, in die deutschen Wälder einzudringen, und sich einzelne deutsche Völkerschaften, vorzüglich im nord- westlichen Deutschlan-d, zu unterwerfen. Die Freiheitsliebe der Deutschen hatte nämlich den Nachtheil, daß die verschiedenen Völkerstämme sich nicht verbanden, oder sich eine der mäch- tigsten Völkerschaften anschlossen; auch der kleinste Völkerstamm wollte frei und selbstständig sein, und gerade dadurch verloren sie einer nach dem andern ihre Freiheit durch die mächtigen ausländischen Eroberer. Außer der Gewalt wandten die Römer auch noch andere Mittel ztw möglichen Unterjochung Deutschlands an. Sie lockten die Vornehmen des deutschen Volkes an sich, verliehen ihnen die Würde römischer Bürger und Ritter, blendeten sie durch den Glanz ihres Ruhmes und durch ihr kriegerisches Ansehn, schmeichelten ihnen, und machten so manche von der Sache des Vaterlandes abwen- dig. Auch die höhere Bildung der Römer, welche manche edelgesinnte Deutsche ihrem Volke zu verschaffen suchten, veranlaßte es, daß sie auf die Seite der Römer traten, indem ihr gerader Sinn es nicht ahnte, daß diese verfei- nerte Bildung, welche die Römer nach Deutschland brach-

10. Deutsches Lesebuch - S. 94

1844 - Hamburg : Herold
94 warf sich mehrere Stämme derselben, die Frieden geloben und Tribut geben mußten, und zu mehrerer Sicherheit baute er an der Gränze verschiedene Burgen, die aber auch den Zweck hatten, künftig weitere Eroberungen möglich zu machen. Im Schuhe dieser Burgen erhoben sich geistliche Stiftungen, von wo aus das Christenthum in die slavischen Länder verbreitet werden sollte, welches auch später, jedoch nach manchen Kämpfen und unter großen Schwierigkeiten, gelungen ist. Auf diese Weise ist auch die Stadt Hamburg an der Elbe enstanden. An der ganz entgegengesetzten Seite des fränkischen Reichs wohnten bekanntlich die Araber. Von diesen erschienen zwei Fürsten, und baten Karl um Hülfe gegen den Kalifen von Cordova. Er gewahrte ihnen ihre Bitte, zog über die Pyrenäen, und unterwarf sich das Land bis zu dem Flusse Ebro. So erstreckte sich sein Reich, die große fränkische Monarchie, von diesem Flusse bis an die Elbe, von der Nordsee bis über die Alpen und den Po. Zn diesem weiten Reiche waren nun alle deutschen Stämme vereinigt, und zugleich war es der Mittelpunkt, von wo aus das Christenthum unter die europäischen Völker verbreitet ward, die noch nicht Christen waren. Zu diesem allen kam noch, daß Karl d. Gr. vom Papste Leo Iii. aus Dankbar- keit für die demselben geleistete Hülfe im Jahre 800 zum römischen Kaiser gekrönt ward, so daß diese Würde fortan immer auf einen deutschen Fürsten überging. Dies große Reich wußte Karl mit Klugheit, Kraft und Umsicht zu regieren und zu verwalten. Er hatte keinen ei- gentlichen bestimmten Wohnsitz, was auch schon wegen seiner vielen Kriege nicht möglich war, hielt sich aber vorzugsweise in Ingelheim, in der Gegend von Mainz und in Aachen, also in den schönen Rheingegenden, auf, welche ziemlich der Mittelpunkt seiner Monarchie waren. Groß und geachtet war der Name Karl des Gr. Aus den ent- ferntesten Gegenden, selbst aus fremden Erdtheilen, kamen Gesandte, um ihm ihre Ehrfurcht zu bezeugen und Geschenke darzubringen; um so mehr ist dem großen Manne diese Ehrfurcht von der Nachwelt zu bewahren, da er nicht ein wilder Eroberer war, der nur eroberte, um zu besitzen, son- dern der auch suchte das Glück der unterworfenen Völker zu befördern. Durch seine Bemühungen und Anordnungen wurde der Landbau besser betrieben, Künste und Wissen- schaften, gewöhnlich im Geleite des Christenthums, bei denen
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