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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Erbe von Stübeckshorn - S. 144

1889 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 144 — Uebergang über den Fluß erzwingen wollten und scharten sich hier dicht zusammen, um keinen über denselben zu lassen. In dem Eifer des Gefechtes merkten sie es nicht, daß ein Teil der feindlichen Reiterei ihnen in den Rücken fiel und sich ihres Lagers bemächtigte; als sie nun aber auch von der Seite angegriffen wurden, erlahmte bald der Widerstand. Auch Hermann ging über den Fluß, und von zwei Seiten bedrängt fiel der größte Teil der Wenden unter den Streichen der Deutschen. Auch Jaczo wurde au diesem Tage von seinem Geschicke ereilt. Auf seinem schnellen Pferde hoffte er auch dieses Mal noch zu entkommen; aber einige sächsische Jünglinge hatten seine Flucht bemerkt und verfolgten ihn. Sie drängten ihn immer näher an den Fluß, und es blieb ihm keine andere Wahl, als sich zu ergeben oder in die Wellen des Flusses zu stürzen. Da fluchte er den Göttern, welche ihn wiederum im Stiche gelassen, und stürzte sich hinein in die trüben Fluten der Peene. Dumpfgrollenb schloffen sich die Wellen über dem nimmer müben Aufrührer, und trugen den Leichnam des Wenbenfürsten den Fluten der Ostsee zu. Der Wiberstanb der Wenben war durch diese Nieberlage und den Tod Jaczos gebrochen. Die nicht in dem Treffen gefallen waren, kehrten freiwillig zum Gehorsam zurück und hüteten sich von jetzt an, wieberum die Waffen zu ergreifen. Ganz allmählich vollzotz sich von jetzt an die Verschmelzung der Wenden mit den eingewanderten Deutschen; sie nahmen nach und nach die Sprache, die Religion und die Sitten ihrer Unterdrücker an, und nur in einigen Gegenden haben sie ihre Sprache und Sitte bis auf den heutigen Tag bewahrt. Wer heute durch die blühenden Gefilde der ehemals wendischen Gebiete reist, der denkt wohl kaum daran, wie schwer es unseren Vätern geworden ist, dieses Land dem Deutschtum zu gewinnen, und er ahnt es nicht, daß das jetzt hier wohnende Volk, treu und deutsch in seiner Gesinnung, auch wendisches Blut in den Adern hat. Es ist, als ob die Nachkommen von ihren Vätern nur die guten Eigen-

2. Die Supplingenburger - S. 105

1890 - Braunschweig : Bruhn (Appelhans & Pfenningstorff)
— 105 — der kurzen Frist von kaum zwei Jahreu war es ihm gelungen^ den ganzen wendischen Norden, mit Ausnahme der Insel Rügen, zu bekehren, denn auch die Einwohner von Wollin und Usedom widerstanden nicht, als er zum zweiten Male zu ihnen kam. Aufs neue strömten jetzt deutsche Ansiedler in das Land; deutsche Sprache und deutsche Sitte faßten zugleich mit dem Christentum Wurzel unter den Wenden und durchdrang das ganze Leben des Volkes so, daß es heute im ganzen Vaterlande keine Provinz giebt, welche treuer zu Kaiser und Reich halten könnte, als Pommern, das Land der Pomeranen und Lutizen. Dreizehntes Kapitel: Die Brautwerbung. Nach einer Abwesenheit von fast zwei Jahren machte sich Otto von Bamberg auf, um in sein Bistum zurückzukehren. Freilich ungern verließ er das Land, in dem er die schönsten Erfolge seines Lebens errungen, und das ihm daher so schön dünkte, daß, wie er sagte, ihm nur Wein, Oel und Feigen fehlten, um dem Lande der Ver- heißung gleich zu sein. Aber er hielt es für seine Pflicht, sich nicht länger seinem Bistum zu entziehen, nachdem er in den dem Christentum gewonnenen Ländern Gemeinden gegründet und Priester bestellt hatte. Ueberall, wohin er auf seiner Rückreise kam, um von den neuen Gemeinden Abschied zu nehmen, ertönte lautes Wehklagen; die Leute umdrängten ihn, um ihm die Hände und den Saum seines Gewandes zu küssen; denn nicht ein Freund, ein Vater war es, der von ihnen schied. Viele Wenden gaben ihm das Geleite weit über die Grenze ihres Ge- bietes hinaus, und Boguslav, der älteste Sohn und Erbe Wratislavs, ruhte nicht, bis der würdige Bischof ihm geitattete, ihn mit stattlichem Gesolge bis nach seinem Bischofssitze Bamberg zu geleiten.

3. Der Freischöffe von Berne - S. 2

1891 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 2 — ausbreiten, weite, sumpfige Strecken, mit Röhricht und Rred bewachsen, sich ausdehnten, in welchen wilde Enten und Gänse ungestört ihr Wesen trieben. Nur hie und da erhob sich damals aus einer höher gelegenen Stelle, bis zu welcher das Flutwasser nicht drang, wenn der Nordweststurm die Salzflut der Nordsee in die Wesermündung peitschte und so den Fluß staute, eine ärmliche menschliche Wohnung; im übrigen glich das ganze Land einer weiten Einöde, die nur selten ein menschlicher Fuß betrat. Das Verdienst der Erzbischöfe von Bremen ist es, daß sie zuerst Ansiedler aus andern Gegenden Deutschlands und aus dem benachbarten Holland in diesen Gau riefen. Durch diese wurden nach und nach weite Strecken Landes eingedeicht, entwässert und urbar gemacht, und dort, wo vormals nur die Sumpfvögel sich wohl gefühlt, erhoben sich jetzt, breitspurig und behaglich, die Wohnungen der neuen Ansiedler. _ Ein Mischvolk war es also ursprünglich, welches hier zusammenströmte; aber die gemeinsame Arbeit gegen das tückische Element, welches nur zu oft versuchte, mit blinder Gewalt zu vernichten, was menschlicher Fleiß geschaffen, schlang um alle ein festes Band der Eintracht, so daß alle Bewohner des Stedingerlandes gar bald zu einem Volke sich vereinigten, von dem jeder einzelne bereit war, für die Freiheit des Ganzen einzustehen mit seinem Blute und seinem Leben. Wie wir es in unsern Tagen im größten Maßstabe bei dem Volke des großen amerikanischen Freistaates beobachten können, so sehen wir es hier im Stedingerlande im kleinen Maßstabe; obgleich von den verschiedensten Richtungen der Windrose zusammengeströmt, verschmolzen die Ansiedler doch bald zu einem einzigen Volke, mit gleichen Sitten, gleicher Sprache und gleichem, selbstgegebenem Gesetz. Die Verbindung der Stediuger mit den Erzbischöfen von Bremen war eine sehr lockere. Freilich gehörte ihr Land zu dem Sprengel des Erzbistums, aber ihre ganze Abhängigkeit bestand darin, daß sie von gewissen Feldsrüchten und vom Vieh den Zehnten gaben, und auch diesen Abgaben wußten sie sich allmählich zu entziehen, so

4. Die Burgfrau von Ahlden - S. 14

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 14 — Celle begeben, um sich des Auftrages, der ihm gegeben war, zu entledigen. Er ging jedoch nicht sofort zum Herzog, denn er mochte fürchten, daß dieser den Antrag zurückweisen würde, da ihm die Abneigung der Kurfürstin gegen seine Gemahlin und Tochter nicht entgangen sein konnte. Jßlaten glaubte, sich zuvor einen Bundesgenossen in Celle sichern zu müssen, und einen solchen hoffte er zu finden in dem ersten Minister des Herzogs Georg Wilhelm, dem Grafen Bernstorff. Zu ihm begab er | sich deshalb zuerst und stellte ihm die Verbindung zwischen den Hosen von Hannover und Celle im vorteilhaftesten Lichte dar. Graf Bernstorff war ein ehrgeiziger Mann und ein gewandter Höfling, und obgleich es ihm nie gelungen war, die Gunst Eleonorens zu erlangen, weil diese mit ihrem Scharfblick seine wahre Gesinnung durchschaute, so übte er doch einen großen Einfluß aus auf den, Herzog. Als ihm nun Platen vorstellte, daß, wenn die geplante Verbindung zustande komme, sicher der Kurfürst sich ihm dankbar erzeigen werde und ihm eine geachtete Stellung am Hofe von Hannover gewiß sei, da vermochte er nicht zu widerstehen. Schon längst hätte er gern den stillen Hof von Celle mit dem glänzenden Hofe von Hannover vertauscht, und als ihm nun die Erfüllung dieses Wunsches in nahe Aussicht gestellt wurde, da war er sofort bereit, alles zu thun, um sich dem Kurfürsten Ernst August gefällig zu erzeigen. Noch an demselben Abend hielt er seinem Herrn einen langen Vortrag, worin er ihm das Vorteilhafte dieser Verbindung vorstellte. Die Bedenken des Herzogs wußte er zu beseitigen. „Euer Durchlaucht mächtiger Bruder, der Kurfürst, wird imstande sein, die unbegründeten Vorurteile seiner erlauchten Gemahlin, falls solche in der That bestehen sollten, zu überwinden", sagte er; „ist erst die Prinzessin am Hofe von Hannover, fo wird ihr dort auch der Platz eingeräumt werden müssen, der ihrer hohen Stellung gebührt, und selbst die Abneigung der Kurfürstin wird daran nichts ändern können. Außerdem gebe ich Eurer Durchlaucht zu bedenken, daß

5. Die Burgfrau von Ahlden - S. 68

1893 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 68 — zum dortigen Kriegsschauplätze und fand freudige Aufnahme. Man hört oft sagen, daß Spanien das Land des Weines und der Gesänge ist; das mag sein, aber Ungarn ist es nicht weniger. Ewig unvergeßlich werden mir die Tage sein, die ich dort in diesem wunderbaren Lande zubrachte, in dem Lande, welches wohl auf jeden, der es zum ersten Male durchreist, einen nnverlöschbaren Eindruck macht wegen der schroffen Gegensätze, die ihm überall entgegentreten. Die großen, volkreichen Städte, die weiten, weiten, nur von Hirten und ihren Herden bewohnten Pußten, die prächtigen Magnatensitze, und daneben, fast in unmittelbarer Nähe, die elenden Lehmhütten der Landleute, die sanften Hohen, wo die dunkle Traube zwischen grünen Blättern winkt, die schneebedeckten Gipfel der Karpathen, die großen Ströme und die spiegelglatten Seen, alles das war mir neu und fremd. Wohl war ich Soldat, aber ich hatte mir ein offenes Auge bewahrt für meine Umgebung, und so sah ich manches, über welches der Blick meiner Kameraden achtlos hinwegschweifte. Aber nicht die eigenartigen Reize der Landschaft waren es allein, die mich fesselten; nicht minder anziehend war für mich die Verschiedenheit der Bewohner des Landes, Magyaren und Deutsche, Kroaten, Slowaken und Ruthenen bewohnen dasselbe in buntem Gemisch, und zwischen ihnen umher zieht der heimatlose Zigeuner, bald hier, bald dort sein Lager aufschlagend. Und alle diese Völker, verschieden an Sprache, Sitte und Religion, bieten dem aufmerksamen Fremden eine nie versiegende Quelle geistiger Anregung. Ich habe mich von keinem dieser Völker fern gehalten, denn es lag mir daran, sie alle in ihrem eigenen Heim kennen zu lernen. Ich bin ein Gast gewesen in den stolzen Magnatenpalästen und in der soliden Häuslichkeit des Deutschen; ich habe mich aber auch nicht gescheut, in der Hirtenhütte auf der Pußta und unter dem luftigen Zeltdache des Zigeuners Einkehr zu halten — und, meine Freunde, geschadet hat es mir nicht, sondern es hat mir Erinnerungen verschafft, an denen ich mein ganzes Leben zehren kann, und sollte es hundert Jahre währen.

6. Parricida - S. 40

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 40 — zurückbehalten Haie? Das lasse ich mir von niemand nachsagen. jk^mt ich dafür, daß der Krämer nicht mehr au fernem Wagen hatte? Mager genug fiel die Verteilung aus; aber wenn Ihr meint, daß ich" Euch bestohlen und etwas für mich beiseite geschafft habe, so soll die Pest über Euch kommen. Bin ich nicht stets ehrlich und aufrichtig gegen Euch gewesen? Habe ich nicht immer mit Euch geteilt, wenn uns ein Zug gelungen war? Und nun sprecht Ihr davon, Euch einen andern Hauptmann zu wählen, den Ihr noch nicht einmal kennt? Wir haben bis jetzt unser Gewerbe ganz im Verborgenen geübt, und niemand denkt daran, daß wir es den vornehmen Rittern gleich tun und es auch verstehen, von den Waffen Gebrauch zu machen. Ich denke, es ist auch besser, wenn wir keinen mehr aufnehmen in unsern Bund; denn je mehr Wissende, desto größer die Gefahr der Entdeckung, und der Freimann*) würde dann nicht lange auf sich warten lassen. Die kleinen Diebe hängt man, wenn man die großen auch laufen läßt. Wenn Ihr aber glaubt, daß der hergelaufene Ritter Euch besser führt, als ich es getan habe, so geht meinetwegen hin und werft Euch ihm an den Hals; ich für meine Person tue es nicht, ich will mit ihm nichts zu schaffen haben. Ich wittere so etwas wie Acht und Bann, und es ist nicht gut, sich mit solchen Leuten zu bemeugen." Jan Östrik, dem in seinem Versteck kein Wort des Müllers entgangen war, fühlte, wie ihm alles Blut aus dem Gesichte wich; am liebsten wäre er aufgesprungen und wäre dem Schurken an die Kehle gefahren. Kunz merkte die Erregung seines Herrn und legte ihm die Hand ans den Arm. „Ruhig, Herr," sagte er; „wir sind in der Minderzahl und vermögen gegen so viele nichts auszurichten. Hören wir erst noch au, was die übrigen sagen und wie sie sich zu dem Müller stellen. Ich glaube, unser Weizen blüht!" Mittlerweile hatte schon ein anderer aus der Versammlung das Wort ergriffen. „Wer kehrt *) Henker.

7. Parricida - S. 78

1905 - Braunschweig : Appelhans
— 78 — Ritter Jan Östrik geworfen hast, ist die Ursache Deiner Anklage. Ich kann und kann sie noch nicht glauben. Wehe Dir aber, wenn es sich herausstellen sollte, daß Du gelogen hast! Dann würdest Du wohl Gelegenheit haben, dort unten im Verließ darüber nachzudenken, daß es für einen Deines Gelichters nicht gut ist, über einen Ritter unwahre Gerüchte zu verbreiten. Aber Du sprachest von einem zweiten Zeugen, der mir auch zugleich den wahren Namen des Ritters sagen könnte. Heraus mit der Sprache! Wer ist Dein Mitwisser?" Aber der Müller hielt die drohenden Blicke des Burgherrn aus, und er sagte kühn: „Wohl, wenn Jhr's denn wissen wollt, so möge es gesagt sein! Eure eigene Schwester, die gnädige Frau von Wart, ist es, die meine Behauptungen bestätigen wird, und sie kann Euch auch den Namen nennen. Fraget sie nur darum; ihr werdet Ihr doch gewiß Glauben schenken." Diese Worte des Müllers hatten eine überraschende Wirkung. „Schurke!" knirschte der Burgherr, und seine Hand streckte sich aus, um den Müller an der Kehle zu fassen; aber dieser wich geschickt aus. „Hinaus! hinaus aus dem Schlosse! fort, fort aus meinen Augen! Aber das sage ich Dir; erfahre ich, daß Du ein einziges Wort von dem, was Du mir gesagt hast, einem andern mitteilst, so ist es um Dich geschehen, so wahr ich Burchard von Schledehausen bin. Und nun mach, daß Du fortkommst!" — Er griff nach der Wand, wo zwischen Reh- und Hirschgeweihen eine aus zähen Riemen geflochtene Hundepeitsche hing; aber der Müller, als er sah, was ihm drohte, entwich schleunigst aus der Tür, stürzte die Treppe hinunter und eilte so schnell er konnte über den Burghof und über die Zugbrücke ins Freie. Mit dröhnenden Schritten ging der Burgherr, nachdem der Müller verschwunden war, in dem Gemache eine Zeitlang auf und ab; dann warf er sich in den Lehnstuhl, daß die Fugen krachten. „Es geschieht mir schon recht," sagte er zu sich selbst; „warum lasse ich mich mit dem Schurken ein und hetze ihn dem Jan Ostrik

8. Wiben Peter - S. uncounted

1901 - Braunschweig : Appelhans
Verlag von E. Appelhans & Comp, in Braunschweig. Meöeröeutsche und volkstümliche Veöensarien. Gesammelt und herausgegeben von Wudolf Gckarl. Preis 8 Mk- 20 Bogen groß 8°. Preis 8 Mk Was sich innerhalb der plattdeutschen Gebiete an Sprichwörtern und volkstümlichen Redensarten fand, hat der durch seine seitherigen Veröffentlichungen über Niedersachsen wohl bekannte Versasser aus dem Volksmund und den ihm reichlich zu Gebote stehenden Quellen gesammelt und dadurch ein Wert geschaffen, das gegenüber den einzelnen längst veralteten und großenteils unvollkommenen Sprichwörtersammlungen einzelner norddeutscher Landschaften dazu bestimmt ist, den niederdeutschen Sprichwörterschatz in seiner Gesamtheit zur Geltung zu bringen. Ein Nachweis für das Bedürfnis einer solchen Sammlung ist wohl kaum nötig: zwar wird das niederdeutsche Sprichwort wegen seines derben drastischen Inhalts häufig geringschätzig angesehen, das beeinträchtigt aber nicht seine große Bedeutung für die hochdeutsche Verkehrs- und Schriftsprache wie für die Volksbildung überhaupt, geben doch die Sprichwörter ein Spiegelbild des Volkes, seiner Gedanken, Anschauungen, Einrichtungen und Lebensgewohnheiten.

9. Im Kaiserhause zu Goslar - S. 40

1902 - Braunschweig : Appelhans
— 40 — warm am Herzen lag und der deshalb auch keinen sehnlicheren Wunsch hatte, als ihr zu nützen, indem er das, was faul und schadhaft war, ausschied, um das andere gesund zu erhalten. Aber nicht allein bei der Papstwahl wurde die Simonie geübt; auch die Bischofssitze, ja selbst die niederen Pfarrstellen wurden oft genug an den Meistbietenden verschachert. Ein jeder, der in irgend einer Weise Einfluß hatte auf die Besetzung einer geistlichen Stelle, machte denselben zu einer Einnahmequelle für sich, und selbst Könige und Fürsten hielten sich davon nicht frei. Ja werden doch selbst die beiden sonst so frommen Kaiser Heinrich Ii. und Konrad Ii. beschuldigt, sich durch Simonie bereichert zu haben! Das Volk hatte sich nach und nach so an diesen Stellenhandel gewöhnt, daß es kaum noch ein Unrecht darin sah, sondern ihn für etwas ganz Selbstverständliches hielt. Neben der Simonie war es der Nikolaitismns, der einen Hauptschaden der Kirche bildete. Unter diesem Worte faßte man das ganze Lasterleben zusammen, dem sich ein großer Teil der Geistlichkeit hingab, indem die Diener der Kirche, vom höchsten bis zum niedrigsten, in allerlei Laster, in Völlerei und Unzucht versunken waren. Nur zu oft begingen die Priester Frevel aller Art, sodaß der Geistliche nicht selten der größte Verbrecher in einem Orte war, der ungehindert seinen Lüsten frönen konnte, weil seine geistliche Kleidung ihn vor Verfolgung und Strafe schützte. Am schlimmsten zeigte sich dieses Verderben der Kirche in Italien. Dort zeichnete sich durchweg der Priesterstand vor andern Ständen durch geringe Bildung und sittliche Verkommenheit aus, sodaß er in den Augen der Laien alle Ehre und alles Ansehen verloren hatte. In Frankreich hatte der Einfluß der Eluniacenser bereits bessernd gewirkt, und in Deutschland war der Schaden niemals so groß gewesen wie in den romanischen Ländern. Zu der Zeit, als Heinrich Iii. zur Regierung kam, gab -es gleichzeitig drei Päpste, die alle ihr Amt durch Kauf und Bestechung erlangt hatten. Der unwürdigste von ihnen war Benedikt Ix. Schon als Knabe hatte er

10. Der schwarze Herzog - S. 3

1894 - Braunschweig : Appelhans & Pfenningstorff
— 3 — Frankreichs hineingezogen, um den unglücklichen König dieses schönen Landes zu befreien aus den bluttriefenden Händen feiner eigenen Unterthanen, und, als sie seinen schmählichen Tod durch Henkershanb nicht hatten verhinbern können, ihn und seine edle Gemahlin, eine Prinzessin des beutfchen Kaiserhauses, zu rächen. Wohl ballte sich noch heute ihre Faust in ohnmächtigem Grimm, wenn sie baran bachten, wie sie bamals trotz all ihrer Tapferkeit nicht vermocht hatten, dem sieghaften Vorbringen des Revolutionsheeres, das vom Wahne einer falschen Freiheit berauscht war, zu widerstehen, und ein unversöhnlicher, bitterer Haß erfüllte sie gegen die Franzosen und gegen ihren Kaiser, der jetzt im frevelhaften Uebermnte feinen Fuß fetzte auf den Nacken beutfcher Völker und sie zum Gehorsam zwang unter seinen Willen. Dieses war bte Gesinnung der großen Mehrzahl der Bürger Brauuschweigs, und nicht allein derjenigen, die einst selbst die Waffen getragen gegen die Franzosen. Auch die Jungen dachten durchweg wie die Alten; die Abneigung gegen Frankreich und seinen Kaiser hatten sie gleichsam von ihnen als Erbteil überkommen. Die wenigen, die sich mit dem gegenwärtigen Stande der Dinge befreundeten, die in dem aufsteigenden Glücke Bonapartes in unbegreiflicher Verblendung Heil für sich und. das Vaterland erhofften, wagten es kaum, ihre Meinung zu äußern, ans Furcht, unsanft aus dem Garten befördert zu werden. Nur einer befand sich in der Gesellschaft, der aus seiner franzosenfreundlichen Gesinnung kein Hehl machte, ja dieselbe mit einer gewissen Großsprecherei offen zur Schau trug. Es war noch ein junger Mann, Ludwig May mit Namen; doch nannte er sich schon seit langer Zeit nicht mehr Ludwig, sondern er hatte seinen guten beutfchen Namen mit dem französischen „Louis" vertauscht, welches, wie er glaubte, vornehmer klang. Er war als Schreiber bei einem Advokaten angestellt und zeichnete sich wenig vorteilhaft aus durch ein hochfahrendes Wesen, so daß der, der ihn nicht kannte, hätte glauben sollen, er wäre wohl selbst ein stubierter Mann und nicht der 1*
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