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Zweiter Teil: Das Gesamtgebiet,
Post, Telegraph und Telephon. Die Post diente in früherer Zeit, als
es noch keine Eisenbahnen gab, in erster Linie dem Personenverkehr. Heute, wo
ihr diese Aufgabe die Eisenbahn fast gauz abgenommen hat, dient sie Haupt-
sächlich dem Brief- und Drucksachenversand, also dem Nachrichtenver-
kehr. Sie vermittelt serner den Geldverkehr und den Warenverkehr
im kleinen, nämlich durch die Paketbeförderung. Neben dem Post-
dienste haben sich noch der Telegramm-(Fernschrift-) und der Telephon-
(Fernsprech-)Verkehr entwickelt. Im Dienste der Industrie und des Handels
sind sie unentbehrliche Einrichtungen geworden, die daher in der Rheinprovinz
eine große Bedeutung haben.
8. Besiedelung und Bevölkerung.
Im Gebiete der Rheinprovinz wohnten oder herrschten nacheinander die
Kelten, die Germanen, die Römer und wieder Germanen. Alle diese
Völker habeu eiue andere Siedelnngsweise in das Land gebracht, und wie
in alter Zeit, so hat sich auch später und ebenso noch in jüngster Zeit das Siede-
lnngsbild des Landes sehr geändert.
Besiedelung in ältester Zeit. Die Kelten wohnten meist einzeln. Ihre
Siedelnngsweise der Einzelhöfe hat sich noch int Bergischen Lande,
wo sie zur Landesnatur durchaus paßt, erhalten. Die Germanen liebten das
Zusammenwohnen in Dörfern, deren Wohnhütten allerdings anfangs
locker, in Abständen, und zwar in Waldlichtungen, augelegt waren. Später,
als die Germanen zmn Ackerbau übergegangen waren, wurden die Dörfer als
sog. Gewanndörfer, unter bestimmter Verteilung der Feldflur, augelegt.
Diese Siedelungsweise ist iu der Rheinprovinz die herrschende geworden.
Die Römer durchzogen das Rheinland mit Militärstraßen und legten an
denselben Standlager an. Die befestigten Lager hießen Kastelle. Sie lagen
namentlich längs des Niederrheines auf desseu liuker Seite und weiter ober-
halb längs des Grenzwalles, der dort auf der rechten Rheinseite über das
Gebirge lief. Aus deu römischen Kastellen, vor deren Toren sich auch stets Händ-
ler, Handwerker usw. niederließen, sind viele rheinische Städte und Orte
entstanden, in der Rheinprovinz z. B. Boppard, Koblenz, Andernach, Re-
magen, Bonn, Cöln, Neuß, Tanten, Trier und viele andere Moselorte.
Besiedelung in fränkischer Zeit. Großen Fortschritt machte die Besiede-
lnng Rheinlands in fränkischer Zeit. Die fränkischen Herrscher verteilten
große Ländereien unter die freien Franken. Zunächst wurden die Stellen
neu besiedelt, wo römische Landhäuser und Villen gestanden hatten. Der neue
Besitzer nannte deshalb seinen Gutshof sein Villare, woraus die in rheinischen
Ortsnamen sehr häufig vorkommende Endung „Weiler" entstanden ist. Völlig
neu angelegte Höfe und Orte erhielten dagegen meist die Endung „heim"
oder auch die Endungen „fteden" oder „stätten" und „Hoven". Auch diese
Ortsnamen, besonders die, welche auf „heim" endeu, siud im Rheinlande sehr
häufig. Sie stammen ebenfalls sämtlich aus fränkischer Zeit.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Zeit. Manche Forscher, z. B. Much, nehmen vor der Bronzeeine Kupferzeit an, die heute in verschiedenen Ländern erwiesen ist.
Es würde unrichtig sein, wenn wir die einzelnen Zeiträume der Prähistorie als genau begrenzt auffassen wollten. Wie die geschichtlichen Zeiträume sich nicht einmal m'it Jahreszahlen genau begrenzen lassen, so ist dies bei den vorgeschichtlichen Perioden erst recht nicht der Fall. ,,Diese Perioden verschmelzen ineinander wie die Farben des Sonnenspektrums.“ Die Steinzeit dauerte noch Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte fort, als die ersten Metallgegenstände bekannt wurden, und noch zur Römerzeit mögen viele Germanen Steinwaifen besessen haben.
Fragen wir uns nun: In welchen Spuren zeigen sich diese vorgeschichtlichen Zeiträume im Rheinlande?
Im Jahre 1856 fand man bei der Erweiterung eines Kalksteinbruchbetriebes im Neandertale bei Düsseldorf Reste eines vorgeschichtlichen Menschen, die heute einen Hauptanziehungspunkt des Bonner Provinzialmuseum's bilden x). Dieser homo Neandertalensis hat viel von sich reden gemacht. Am eingehendsten beschäftigte sich mit ihm Professor Schaaffhausen aus Bonn. Aus rassenanatomischen Gründen kommt er zu dem Ergebnis: der Neandertalmensch ist der Vertreter einer niedrigeren Kulturstufe der Menschheit.
Gegen diese Annahme eklärte sich Professor Virchow in Berlin. Er glaubte in den Unterschieden der Neandertaler Knochenreste von den heutigen Knochenbildungen nur pathologische Eigentümlichkeiten zu erkennen; er führt diese also auf krankhafte Verbildungen zurück.
Nachdem durch weitere Funde bei Spy in Belgien, bei Krapina in Kroatien, bei La Naulette (Belgien), Le Mou-stier (Vezeretal, Dordogne) u. a. 0. der Neandertalmensch zum Typus einer niedrigen Kulturstufe der Menschheit ge-
1) In einem mit Samt ausgeschlagenen Kasten finden wir dort: die Schädeldecke, einen Teil vom rechten Schulterblatt, das rechte Schlüsselbein, fünf Rippenteile, eine linke Beckenhüfte, den linken Oberarmknochen (der Kopf desselben fehlt), den rechten Armknochen mit der dazu gehörigen Speiche, ein linkes Ellenbogenbein und beide Oberschenkelknochen.
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Extrahierte Personennamen: Krapina Le_Mou-stier
Extrahierte Ortsnamen: Rheinlande Bonn Berlin Belgien Kroatien La_Naulette Belgien Dordogne
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Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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und Waffen, Die Gefäße fertigte dieses Volk aus Ton, aber ohne Töpferscheibe. Aus zerquetschten Getreidekörnern backte man Brot, aus Gespinstpflanzen fertigte man Schnüre. Das Feuer machte man in Erdgruben. Die größte bis jetzt gefundene Kesselbrandgrube deckte man bei Meckenheim auf. Der Mensch der jüngeren Steinzeit war auch noch ein rüstiger Jägersmann: Edelhirsch und Reh, Bär und Wildschwein, Fuchs, Wolf und Biber waren seine Jagdbeute. Die Leichen bestattete man in dieser Zeit unverbrannt.
Die jüngere Steinzeit bildet auch im allgemeinen die Blüteperiode der Pfahlbauten, die zahlreich in den Schweizer Seen nachgewiesen wurden. In die Zeit der Pfahlbaukultur gehören aus dem Rheinlande Funde bei Urmitz, bei Mayen und aus dem Scheuerbusch bei Wahn (Siegkreis). Aus den befestigten Anlagen bei Urmitz und Mayen glaubt Lehner auf eine staatliche oder wenigstens städtische Organisation schließen zu müssen. Etwa um das Jahr 2000 v. Chr., vielleicht auch später, fand die Steinzeit ihr Ende.
Der Übergang zur älteren Metallzeit, zur Bronzezeit, geschah jedenfalls erst nach und nach. Waffen und Geräte wurden aus Bronze hergestellt. Unzweifelhaft wurden die Bronze bzw. die Bronzewaren anfangs aus dem Auslande eingeführt. Der Orient ist die Heimat der Bronze ; denn die ältesten Typen dieses Zeitraumes sind nach Form und Zusammensetzung von Kupfer und Zinn den orientalischen fast gleich. (Diese Bronze besteht aus 90—95% Zinn.) Erst allmählich stellte man die Bronzegeräte auch in der Heimat in Anlehnung an die überkommenen Formen her.
In der Mosel bei Trier fand man eine sogenannte Randaxt, die der ältesten Bronzezeit angehört. Bei Trassem (Kreis Saarburg) hob man 1902 unter einem Steine mehrere Randäxte, ein der ältesten Bronzezeit eigenes Kurzschwert, einen Goldreif, vier goldene Lockenhalter und eine goldene Nadel. Auch an anderen Orten der Mosel- und Saargegend machte man mehrere Funde der älteren und jüngeren Bronzezeit, deren Urtypen anscheinend in der Rhonegegend zu suchen sind. Besonders reich war ein Fund von Wallerfangen. Ein Bronzeschwert, vier Äxte, eine Gußform zur Herstellung von Schaftlappenkelten, vierzehn Armbänder, ein größeres und mehrere kleine Schallbleche, Trensen, große Scheiben,
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wettergott gilt Taranis, die Göttin der Heilquellen war Sirona, die Schutzgöttin der Pferde Epona. Träger der gesamten geistigen Kultur waren die Priester. — Die keltische Kunst zeigt im Rheinlande eine Verschmelzung mit der griechischen, die wahrscheinlich über Massilia Eingang fand. Der im Bonner Provinzialmuseum aufbewahrte Goldschmuck von Waldalgesheim bei Bingen und der Obelisk von St. Goar (das älteste Steindenkmal des Rheinlandes) sind in ih ren Ornamenten stark griechisch beeinflußt.
Trotz ihrer vorgeschrittenen Kultur mußten die Kelten seit etwa 500 den von Nordosten vordringenden Germanen weichen. In den Rheinlanden scheint die Keltenherrschaft schon bald ihr Ende erreicht zu haben. Seit dieser Zeit bewohnten sie noch Gallien, Oberitalien und einzelne Striche südlich von der Donau, bis sie den Römern unterlagen. Die Germanen drangen im 2. vorchristlichen Jahrhundert westwärts bis in die Moselgegend und südwärts bis zum Main vor.
Die Germanen, wenigstens die Westgermanen, wurden von dieser vorwiegend keltischen Kultur nicht unwesentlich beeinflußt. Nach Tacitus standen die Germanen seiner Zeit noch auf der Stufe der Feldgraswirtschaft. Ihre Wohnungen, die in Dörfern vereinigt, aber auch als Einzelgehöfte verstreut lagen, waren Holzbauten, denen die mit Dünger belegten Wohngruben charakteristisch sind. Jede Wohnstätte war mit einem freien Raume umgeben, „sei es zi:r Sicherung gegen Feuersgefahr, oder weil sie des Bauens noch nicht recht kundig sind“. Zur Zeit des Krieges verließen die Germanen ihre Wohnstätte und suchten teils in Wäldern, teils in Fluchtburgen (Ringwällen?) Schutz vor dem Feinde. Schutz des eigenen Herdes und der Sippe war die Pflicht des freien Germanen, und dieser Schutz forderte Krieg. Mit Stein-, Bronze- und Eisenwaffen führten die freien Männer Kampf gegen die Tiere des Urwaldes, Kampf aber auch gegen feindselige Menschen. Die Bestellung des Ackers und die Hausarbeiten besorgten Frauen undknechte. An den Volksversammlungen, die über des Stammes Wohl und Wehe berieten, beteiligten sich nur die Freien. Auf den Höhen der Berge oder in den heiligen Hainen loderten Götteropfer und trugen zum Asgard, dem Sitze Wotans
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
von dort über Wiesbaden, Limburg, Aitenkirchen nach Siegburg. Unter dem Namen „Muspad“ (Mautspfad?) läßt sie sich von hier aus an Troisdorf, Immigrath, Opladen vorbei bis zur Wupper verfolgen. Sie führt dann über Hilden, den Grafenberg, Ratingen an Lintorf vorbei nach dem alten Asciburgium (Essenberg). Hier war eine griechische Schiffstation. So stellten diese Rheinstraßen eine Verbindung zwischen Massilia bzw. Italien und der Nordsee her. Die bedeutendste scheint die östliche Straße gewesen zu sein. Daß an ihr viele Siedelungen lagen, beweisen die zahlreichen Gräberfelder (s. o.), die in ihrer Nähe aufgedeckt wurden. Diese Straßen bildeten die Hauptverbindung zwischen den Rheinbewohnern und den Kulturvölkern des Altertums. Besonders waren es die Ubier, die den römischen Handel am Rhein vermittelten und dadurch mit den Römern in nähere Beziehung traten. Die Ubier befuhren schon früh mit Flößen, Kähnen aus ausgehöhlten Baumstämmen und Fahrzeugen aus Weiden geflochten und mit Tierfellen überspannt, den Rhein. Sie kannten schon Wasserfahrzeuge, in denen dreißig Mann Platz fanden. Ihre Schiffe benutzte Cäsar später mehrfach zum Truppentransport. Haus-, Feld-und Jagdgeräte, Waffen, Schmuck, Öl und Wein bildeten die Gegenstände der Einfuhr, Getreide, Vieh, Häute, Pelze, Frauenhaare und Sklaven wurden ausgeführt. Zahlreiche Gräberfunde an Rhein, Mosel und Saar zeigen uns Geräte aus Gold, Erz und Eisen (Schmuck, Kämme, Amphoren, Kessel, Eimer, Messer, Sichel u. a.), die vielfach etruskischer Abstammung sind. Ursprünglich war der Handel jedenfalls reiner Tauschhandel; doch schon früh kam auch am Rhein das Geld als Tauschmittel in Gebrauch. Eiserne Würfel als Geld waren schon den Kelten bekannt, und lange vor der Römerzeit prägte man am Rhein Gold-, Silber-, Kupfer- und Bronzemünzen. Neben dem Handel, bei dem das Geld in Gebrauch war, erhielt sich freilich auch noch lange der Tauschhandel. Die Verkehrswege waren jedenfalls vor der Ankunft der Römer nicht besonders gut; doch haben die Römer zweifellos vielfach keltische und germanische Straßen als Unterlage ihres Straßenbaues benutzt.
Den Römern sollte es Vorbehalten bleiben, die Rhein-lande auf eine höhere Stufe der Kultur zu erheben.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Mit dem Maßstabe moderner nationaler Ideen darf man diesen Na poleonkult nicht messen. Von einem Nationalbewußtsein konnte zu damaliger Zeit nicht die Rede sein. Das Weltbürgertum des Klassizismus herrschte. Die Romantik sollte erst das Nationalbewußtsein wecken. Das aber war damals noch nicht geschehen. Daher ist es auch unrecht, den breiten Massen des rheinischen Volkes einen Vorwurf daraus zu machen, daß sie der Napoleonszauber gefangen hielt. Sie verdankten eben dem Korsen viel: er beendete die Schreckenszeit der Republik, ohne die alten Zustände der Kleinstaaterei wieder zurückzuführen, er sicherte dem Volke die Gleichheit, er brachte die Freiheit des religiösen Bekenntnisses, ihm dankte es ein gemeinsames Recht und Teilnahme an Rechtsprechung und Verwaltung.
Neben der Franzosenfreundlichkeit und der Napoleonsverehrung, die weite Kreise der rheinischen Bevölkerung beherrschte, darf auch die Kehrseite nicht unbeachtet bleiben. Von Anfang der französischen Herrschaft ab gab es in den breitesten Massen des Volkes eine mächtige Gegenströmung gegen die Franzosen, die ihre Hauptursache in der Anhänglichkeit an den alten Herrschaften, an der geschichtlichen deutschen Vergangenheit hatte. Aus allen Teilen des Rheinlandes, aus dem Trierischen, dem Cöl-nischen, aus Jülich-Berg und aus den früheren preußischen Teilen haben wir zahlreiche Beweise dafür.
Wenn auch im allgemeinen das rheinische Wirtschaftsleben unter der französischen Herrschaft stark zurückging, so schließt das nicht aus, daß die französische Zeit in mancher Beziehung auf das Wirtschaftsleben befruchtend einwirkte. Am 12. Dezember 1808 wurde die Leibeigenschaft im Rheinlande aufgehoben, und der 11. Januar 1809 brachte die Beseitigung des Lehnswesens. Auch die sogenannten Stockgüter, die Bauernmajorate, wurden aufgehoben. Die französischen Gesetze geboten die gleiche Teilung des elterlichen Erbes unter die Kinder, In den ruhigeren Zeiten widmete die Regierung der Hebung des Ackerbaues und der Viehzucht, des Obst- und Weinbaues, sowie der Forstwirtschaft besondere Sorgfalt,
Der Förderung des V erkehrs dienten zahlreiche von Napoleon neu angelegte oder verbesserte Straßen, wenn diese auch an erster Stelle Militärstraßen waren. Als einige
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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redeten, wie die Treverer an der Mosel- Die Fluß- und Gebirgsnamen und etwa zweieinhalbhundert Ortsnamen in den Rheinlanden (Rhein = der Fließende, Mosel, Ahr, Lahn, Sieg, Ruhr, Lippe — Eifel, Ardennen, Westerwald — Bacha-rach, Caub, Oberwesel, Boppard, Trier, Bernkastel, Bitburg, Daun, Andernach, Linz, Remagen, Bonn, Neuss, Wesel, Emmerich, Cleve u. v. a,) sind keltischen Ursprungs. Nach dem Gebiete, das die keltischen Namen umspannen, kann man die Ausdehnung keltischer Siedelungen am Rhein leicht erkennen. Die bekanntesten Keltenstämme im Gebiete der heutigen Rheinprovinz sind die bereits genannten Treverer an der Mosel und die Menapier, die ursprünglich rechts vom Niederrhein, später aber in der Gegend von Cleve wohnten. In den Kelten begegnen uns die Haupträger der Bronze-und Eisenzeit, vornehmlich der La Tene-Kultur, die fast plötzlich in ganz Europa mit Ausnahme der altklassischen Gebiete zur Herrschaft gelangt.
Die Kelten waren seßhaft und trieben Ackerbau, Sie wohnten weniger in zusammenhängenden Dörfern als in Einzelgehöften, Städtische Ansiedelungen scheinen ihnen an Rhein und Mosel noch unbekannt gewesen zu sein. Ihre Wohnungen waren meist viereckige oder runde Holzbauten über künstlich hergerichteten Erdgruben. Die hochentwickelte Reitkunst und die große Zahl der Reiter im keltischen Heere läßt auf eine ausgedehnte Pferdezucht schließen. Die Viehzucht stand bei ihnen überhaupt in verhältnismäßig hoher Blüte. Auf dem Acker bauten sie Hafer, Gerste und Hirse, War der Boden erschöpft, so ließ man ihn brach liegen und bearbeitete neues Land, Von der Kleidung der Kelten kennen wir die Hose und den Kriegsmantel. Bei Malmedy fanden sie schon Gold, bei Keldenich an der Urft Blei. Schwerter, Lanzenspitzen und Streitäxte fertigten sie aus Bronze oder aus Eisen, — Das Verkehrsmittel der Kelten waren Wagen der verschiedensten Form, und wir dürfen annehmen, daß ihnen auch schon zahlreiche Wege zur Verfügung standen. Sie trieben Flußschiffahrt auf ausgehöhlten Baumstämmen oder auf Holzgestellen, die mit Häuten überspannt waren, —Die Kelten glaubten an ein Fortleben der Seele nach dem Tode, Sie verehrten als ihren obersten Gott Esus, den die Römer Merkur nannten; als
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Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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und seiner Sippe, die Bitte und den Dank des freien Germanen. Die großen Gräberfelder am Niederrhein (s. o.) hielt man bis vor nicht langer Zeit für ausschließlich germanisch. Das hat sich als Irrtum erwiesen. Unzweifelhaft germanische Flachgräber aber wurden bei Niederpleis, am Fliegenberge bei Altenrath und im Scheuerbusch bei Wahn nachgewiesen.
Aus den zahlreichen Funden der vorgeschichtlichen und älteren geschichtlichen Zeit ergibt sich, daß ursprünglich die fruchtbaren Niederungen: der Trierer Talkessel, die Umgebung von Coblenz, das Maifeld, das Neuwieder- und Linzerbecken und das Land am Niederrhein, soweit es von Überschwemmungen frei blieb, bewohnt, die unwirtlichen Höhen des Hunsrücks, der Eifel und des Westerwaldes aber der Kultur noch nicht erschlossen waren. Die Bodenerträge der kultivierten Gebiete waren jedenfalls fähig, ihre Bewohner zu ernähren. Erst später, als bei zunehmender Bevölkerung der bisher bewirtschaftete Boden nicht mehr imstande war, seine Bewohner mit Lebensmitteln genügend zu versorgen, drang man in die bis dahin unkultivierten Teile des Landes allmählich vor.
Schon lange bevor die Römer Gallien eroberten, standen die Kelten und Germanen am Rhein mit den Kulturvölkern des Altertums in Handelsbeziehungen. Griechische Kaufleute kamen von Massilia die Rhone hinauf an den Rhein, und etruskische Händler überstiegen die Alpen und gelangten rheinabwärts an den Mittelrhein und die Mosel. Durch das Tal der Dora Baltea führte aus Norditalien eine Straße über den Kleinen St. Bernard in das Tal der Isere, durch dieses die Rhone aufwärts zum Genfersee, von dort zum Neuenburger- und Bielersee die Aar abwärts an den Rhein zum heutigen Basel. Von hier zog sich eine westliche Straße nach Straßburg, von dort durch Lothringen nach Metz, durch das Saargebiet über den Hochwald nach Trier und dann durch die Eifel nach dem heutigen Cöln; von Cöln aus begleitete sie den Strom bis zur Nordsee *). Von Straßburg aus führte eine östliche Straße rheinabwärts bis Kastei;
1) Nach dem griechischen Geschichtsschreiber Polybius (210 bis 127).
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Regionen (OPAC): Rheinprovinz
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Geschlecht (WdK): koedukativ
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I.
Die Römer am Rhein.
Die Veredelung der germanisch-keltischen Kultur.
Zur Zeit, als C ä s a r Gallien bis an den Rhein eroberte und die römische Republik allmählich dem Kaisertum entgegenreifte, bewohnten die heutigen Rheinlande Kelten und Germanen und Mischstämme dieser sprachverwandten Völker. Auf der rechten Seite des Mittel- und Niederrheins saßen die Ubier, Sugambrer, Usipeter und Tenchterer, Bruk-terer und Bataver. Im Nordosten Belgiens bis nach Cleve wohnten die Menapier, ein keltischer Volksstamm, der zum Teil noch gegen die anstürmenden Germanen seine früheren Wohnsitze auf der rechten Seite des Rheines behauptet hatte, und in der Gegend des heutigen Triers finden wir die Treverer, die anfangs rein keltisch, später aber stark germanisch durchsetzt waren. Die Tungern, Nervier und Ebu-ronen, teils keltischen und teils germanischen Ursprungs, behaupteten sich auf der linken Rheinseite. Ebenso fanden sich dort, eingekeilt zwischen die genannten Stämme, die Aduatuker, wahrscheinlich Reste der ehemaligen Kimbern, die um das Jahr 115 v. Chr. nach Süden drangen und von den Römern größtenteils aufgerieben wurden. Den Adua-tukern wurde von den Kelten zuerst der Name Germanen beigelegt; sie bildeten den führenden Bestandteil der Deutschbeigen. Von ihren weiter östlich wohnenden Nachbarn, den Chatten, den Cheruskern, Amsivariern und Chau-ken hatten die auf der rechten Rheinseite wohnenden Stämme manchen Druck zu erleiden. Zuerst suchten sich die Usipeter undtenchterer am Niederrhein Luft zu machen. Sie nahmen die den Menapiern auf dem rechten Rheinufer
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Regionen (OPAC): Rheinprovinz
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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und zwang u. a. die salischen Franken zur Unterwerfung. Die Truppen riefen Julian am Rhein zum Cäsar aus- Als er sich aber die Anerkennung des Constantius erbat, erhielt er diese nicht. Der Kampf, der nun auszubrechen drohte, unterblieb jedoch, da Constantius starb. Jetzt war Julian Kaiser. Er starb aber schon im Jahre 363. Der letzte römische Herrscher, der Vorkehrungen zum Schutze der Rheingrenze traf, war Valentinian I. (364/375), der mit seinem Bruder Valens das Römerreich regierte. Im Jahre 365 weilte er in Gallien. Dreimal überschritt er den Oberrhein und befestigte die gesamte Ostgrenze Galliens gegen die Germanen. Sein Nachfolger wurde sein Sohn Gra-tian (375/383). Er setzte die Kämpfe gegen die Barbaren noch einige Zeit fort, dann aber mußte er die Rheingrenze den Germanen preisgeben. Dauernde Freiheit erlangten die germanischen Stämme (Franken) erst, als S t i-1 i c h o im Jahre 406 die Legionen vom Rhein zum Schutze gegen die nach Italien vordringenden Westgoten und andere germanische Scharen gänzlich zurückzog.
Die Rheinlande kamen nun in den Besitz der Franken. Diese zerstörten die befestigten Römerlager am Rhein. Ein Chronist erzählt, daß schon gegen Ende des 4. Jahrhunderts am Mittel- und Niederrhein keine Stadt mehr unversehrt war mit Ausnahme von Remagen und einem Turme bei Cöln. Nur Trier blieb noch in römischem Besitz. Erst nach dem Tode Valentinians Iii. (465) machte sich Trier von der römischen Herrschaft frei. Valentinians Sohn Syagrius zog sich nach Soissons zurück. Er verlor im Jahre 486 den letzten Rest der gallischen Römerherrschaft an Chlodewech, den Frankenkönig.
*
* *
Durch die Berührung mit den Römern wurde die Kulturin den Rheinlanden bedeutend beeinflußt. Wie überall, wohin die Römer erobernd vordrangen, so berücksichtigten sie auch hier schonend die Eigenart der Urbewohner. Von den germanischen Stämmen nahmen zuerst die Ubier die Kultur der Römer an. Träger der neuen Kultur waren die römischen Soldaten. Sie waren nicht nur ein Werkzeug des Krieges, sie arbeiteten im Frieden, wenigstens seit Anfang des 3. Jahrhunderts, auf dem Felde
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