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1. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. 13

1894 - Breslau : Hirt
Geschichtliche Entwickeluna. 13 Y. Geschichtliche Gntwicketung. 1. Römerzeit. Die Römer bringen uns die erste Kunde über die ehemaligen Be- wohner Westfalens. Schon Julius Cäsar rückte an die Südgrenze West- falens (Sigambernland) vor; in den Jahren 12 bis 9 v. Chr. eroberte Drnsus das Land zwischen Rhein und Weser, und unter der Statthalterschaft des Tiberins 9 vor bis 8 nach Chr. haben die Römer die westfälische Ebene bis zum Osning nahezu als Provinz besessen und teilweise kultiviert. Reste ihrer Festungen, Staudlager, Heerstraßen und Grenzwälle sind, besonders an beiden Ufern des Lippeflusses, zahlreich vorhanden. Bewohner der nordlippeschen Ebene, des heutigen Münsterlandes, waren die Brukterer, des südlippeschen Gebirgslandes die Sigambern (Marsen, Attuarier, Tenkterer); Insassen der Weserlandschaft des linken Ufers zwischen dem Flnße und dem Osning-Eggegebirge waren Weststämme des mächtigen Cheruskervolkes. Diese drei Volksstämme entledigten sich im Bunde mit den südlichen Chatten (Hessen) im Spätsommer des Jahres 9 nach Chr. durch den Überfall und die gänzliche Vernichtung der unter dem Oberbefehl des Qnintilins Varus stehenden Rheinarmee im Teutoburger Walde der römischen Herrschaft für immer. Die Rachezüge des Germanicns, (Drusus' Sohn), in den Jahren 14, 15 und 16 n. Chr. haben das ganze westfälische Land zwar fürchterlich mit Mord und Brand heimgesucht, aber die Wieder- eroberuug Westfalens nicht herbeiführen können. Die damaligen Bewohner Westfalens find unter des Cheruskerfürsten Arminius Führung die Befreier der Nation geworden*). Zwar haben die Römer Westfalen nicht wieder- gewinnen können, aber in tödlichem Haß gegen die Tentobnrgvölker haben sie deren einheimische Feinde, besonders die damaligen Bewohner des heutigen Ostfrieslands, Oldenburgs, Osnabrücks und Nordhannovers, nämlich die Chanken und Angrivarier auf Brukterer, Cherusker und Marsen gehetzt und mit ihren Heeren vom Rhein aus unterstützt. In der Brnktererschlacht um das Jahr 95 sielen von diesem Volke 69 999; aber völlig vernichtet, wie Tacitus irrtümlich angiebt, sind sie nicht. Gegen Ende des I. Jahrh. n. Chr. verschwindet zwar der Name der Altvölker vom westfälischen Boden; die siegreichen Nordstämme, zusammengedrängt in den Namen Angrivarier —Engern, erweitern ihre Marken südlich sast über den ganzen westfälischen Boden, sowie auch über das Land ostwärts der Weser. Aber was damals nicht vernichtet und verknechtet wurde, wanderte süd- wärts und westwärts unter Gestattung und Anweisung der Römer aus an den Saum des rechtsrheinischen Römergebiets! Chernskische Stämme nach Salland in die römischen, bis dahin leeren, Asselmarken zwischen Friesen und Batavern; Attuarier (Marseu-Sigambern) und Brukterer ins südliche Gebirge und abwärts an Lippe, Ruhr, Wupper, Agger, Sieg. Regelmäßige Sold- und Hülsstruppen der Brukterer und Ämstvarier werden im 2. Jahrh. von römischen Schriftstellern mehrfach genannt; *) Nur ein hier breiterer, dort schmalerer Landsaum am rechten Rheinufer von der Issel bis zur Siegmündung verblieb den Römern, durch Trajan erweitert, bis zur Frankenzeit.

2. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. 13

1907 - Breslau : Hirt
V. Geschichtliche Entwicklung. 13 Y. Geschichtliche Entwicklung. 1. Römerzeit. Die Römer bringen uns die erste Kunde über die ehemaligen Be- wohner Westfalens. Schon Julius Cäsar rückte an die Südgrenze West- falens (Sigambernland) vor; in den Jahren 12 bis 9 v. Chr. eroberte Drusus das Land zwischen Rhein und Weser, und unter der Statthalterschaft des Tiberins 9 vor bis 8 nach Chr. haben die Römer die Westfälische Ebene bis zum Osuing nahezu als Provinz besessen und teilweise kultiviert. Reste ihrer Festungen, Standlager, Heerstraßen und Grenzwülle sind, besonders an beiden Ufern des Lippeflusses, zahlreich vorhanden. (Haltern.) Bewohner der uordlippeschen Ebene, des heutigen Münsterlandes, waren die Brnkterer, des südlippeschen Gebirgslandes die Sigambern (Marsen, Attuarier, Teukterer); Insassen der Weserlandschaft des linken Ufers zwischen dem Flusse und dem Osning-Eggegebirge waren Weststämme des mächtigen Cheruskervolkes. Diese drei Bolksstämme entledigten sich im Bunde mit den südlichen Chatten (Hessen) im Spätsommer des Jahres 9 nach Chr. durch den Überfall und die gänzliche Vernichtung der unter dem Oberbefehl des Quiutilius Varus stehenden Rheinarmee im Teutoburger Walde der römischen Herrschaft für immer. Die Rachezüge des Germanikus (Drusus' Sohn) in den Jahren 14, 15 und 16 nach Chr. haben das ganze westfälische Land zwar fürchterlich mit Mord und Brand heimgesucht, aber die Wieder- erorberuug Westfalens nicht herbeiführen können. Die damaligen Bewohner Westfalens sind unter des Cheruskerfürsten Arminius Führung die Befreier der Nation geworden Zwar haben die Römer Westfalen nicht wieder- gewinnen können, aber in tödlichem Haß gegen die Teutoburgvölker haben sie deren einheimische Feinde, besonders die damaligen Bewohner des heutigen Ostfriesland, Oldenburg, Osnabrück und Nordhannover, nämlich die Chauken und Angrivarier auf Brukterer, Cherusker und Marsen gehetzt und mit ihren Heeren vom Rhein aus unterstützt. In der Brnktererfchlacht um das Jahr 95 fielen von diesem Volke 60000; aber völlig vernichtet, wie Taeitus irrtümlich angibt, sind sie nicht. Gegen Ende des 1. Jahrh. nach Chr. verschwindet zwar der Name der Altvölker vom West- fälifchen Boden; die siegreichen Nordstämme, zusammengedrängt in den Namen Angrivarier — Engern, erweitern ihre Marken südlich fast über den ganzen westfälischen Boden, sowie auch über das Land ostwärts der Weser. Aber was damals nicht vernichtet oder verknechtet wurde, wanderte süd- wärts und westwärts unter Gestattung und Anweisung der Römer aus an den Saum des rechtsrheinischen Römergebiets.- Cheruskische Stämme nach Salland in die römischen, bis dahin leeren Asselmarken zwischen Friesen und Batavern; Attuarier (Marsen-Sigambern) und Brnk- terer ins südliche Gebirge und abwärts an Lippe, Ruhr, Wupper, Sieg. Regelmäßige Sold- und Hilfstruppen der Brukterer und Amsivarier werden im 2. Jahrh. von römischen Schriftstellern mehrfach genannt; unter * Nur ein hier breiterer, dort schmalerer Landsaum am rechten Rheinufer von der Assel bis zur Siegmündung verblieb den Römern, durch Trajan erweitert, bis zur Frankenzeit.

3. Landeskunde der Provinz Westfalen und der Fürstentümer Lippe, Schaumburg-Lippe und Waldeck - S. 18

1907 - Breslau : Hirt
18 Y. Geschichtliche Entwicklung, Im Jahre 1815 erhielt Preußen im Wiener Kongreß zunächst seine alten, an die Frauzoseu verlorenen westfälischen Länder zurück und bildete nun, unter Hinzunahme des Bistums Paderborn, der fürstlichen Abtei Corvey, des kölnischen Westfalen (Grafschaft Arnsberg, Sauerland), der Reichs- stadt Dortmund, der Grafschaften Nassau-Siegen, Wittgeustein-Wittgeusteiu, Wittgenstein-Berleburg, des kölnischen Bestes Recklinghausen und des ganzen Bistums Münster die heutige Provinz Westfalen, gegliedert in drei große Regierungsbezirke. Zum Reg,-Bez. Münster kam außer dem alteu Bistums-Territorium im Norden der Lippe der Kreis Recklinghansen im Süden des Flusses, dazu die alten Grasschaften Ober-Lingen, Tecklenburg, Steinfurt, Anholt. Der große Nordostbezirk Minden wurde gebildet aus den Bistümern Minden und Paderborn, der Grafschaft Ravensberg, den Abteien Herford und Corvey, den Grafschaften Rietberg und Rheda uebst dem früher zu Hannover gehörenden Amt Reckeberg. Die übrigen bereits genannten Grafschaften und Städte (Lippstadt, bis 1850 gemeinsam mit Lippe-Detmold) bildeten den dritten Regierungsbezirk mit Arnsberg als Hauptstadt. Zu bemerken ist noch, daß die Bewohner der Kreise Siegen und Berleburg uicht sächsisch-uiederdeutsch, sondern fränkifch-hochdentsch erscheinen in Sitte, Sprache und im Bau des Bauernhauses; auf dem Lande hüben' „dat Water", drüben' „das Wasser". Beim sächsischen Bauernhanse alles unter einem Dach, beim fränkischen die Tenne, oft auch Stalluug vom Wohn- Hause getrennt. Die beiden großen Organisatoren der neuen Provinz waren von 1802 bis 1806 der Freiherr vom Stein, 1815 bis 1844 der erste Ober- Präsident Freiherr von Vincke. Münster, 1648 schon caput Westfaliae ge- nannt, die alte sürstbischösliche Residenz mit herrlichem Schloßbau, eiuer Hoch- schule aus der Fürstenbergschen Zeit, vielen aufgehobenen Klöstern, die zu Kasernen umgebaut werden konnten, sehr gelegenen Exerzierplätzen, erhielt den Vorzug, Sitz der obersten Provinzial- und Militärbehörden zu werden. Westfalens streitbare Mannschaft gehört zum Teil dem siebenten, zum Teil dem elften Armeekorps an (s. S. 29). Unter dem glorreichen Zepter der Hohenzollern hat sich Westfalen zu einer der blühendsten Provinzen des preußischen Staates emporgerungen. Bildungsanstalten, Industrie, Land- und Forstwirtschaft, Wege- und Kanal- bau^, Kunst und Handwerk, Berg- und Hütteuwesen, Heil- und Pflege- anstalten stehen aus der Höhe der Zeit. Die alten Bauernhäuser, Fachbau mit Strohdach (s. Abb. 20), alte Sitten, Trachten und Gebräuche, wie sie Annette v. Droste, Levin Schücking, Karl Jmmermann n. a. noch ans der ersten Hälfte des 19. Jahrh. geschildert haben, sind meist verschwunden. An Stelle der alten Bauernhäuser in Fachwerk er- heben sich heute überall schon massive Ziegelbauten mit Pfannen- oder Schiefer- dach, aber noch immer in der Form und Einrichtuug des altsächsischen Hauses, Menschen, Vieh und Vorräte, Wohnung, Tenne und Ställe unter einem 1 Der Dortmund-Emshäfen-Kanal ist vollendet; Schiffshebewerk bei Henrichenburg; eine weitere Verbindung von Rhein und Weser im Entstehen. Talsperren an der Ruhr und Möhne.

4. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 175

1912 - Stadthagen : Heine
175 — nach Westen ging. Sa konnte niemand bevorzugt werden. Jeder bekam gutes und schlechtes, naheliegendes und entferntes Ackerland. Angesehene Volksgenossen erhielten mehrere Lose. Aus allen Feldern mußte dieselbe Frucht gebaut werden, auch die Bewirtschaftung gleichzeitig geschehen. Ferner nutzte jeder dulden, datz aus seinen! Brachlande geweidet und über seinen Acker gefahren wurde. Neben der Feldgemeinschaft herrschte also der Flurzwang. — Allmäh- lich mangelte es hier wie bei anderen Volksstämmen infolge von Über- völkerung an dem erforderlichen Grund und Boden. Darin liegt jedenfalls eine der Veranlassungen, die zur späteren Völkerwan- derung führten. Was die Ackerbewirtschaftung anbetrifft, so war die Herbst- bestellung, auch die Obstkultur, der Garten- und Wiesenbau aufäng- lich noch unbekannt, das Ackerland noch nicht dauernd vou Wald- und Weideland geschieden. Aber während noch zu Casars Zeit alljährlich ein neues Stück Wildland verteilt und iu Anbau ge- nommen wird, werden zur Zeit des Tacitus schon in längeren Zwischenräumen neue Ackerfluren abgegrenzt und unter den Pflug genommen. Da mau deu Acker nicht düngte, konnte mau ihu nur einige Jahre hintereinander bebauen; dann ließ man ihn ebenso lange brach liegen. Der Ubergang von dieser sogenannten Wechsel- oder Zweifelderwirtschaft zur Dreifelderwirtschaft durch Ein- sührung der Wintersaaten hat sich erst viel später vollzogen, aber noch längere Zeit vor Karl dem Großen. Staatliche Einrichtungen. Die Bevölkerung war in drei Stände geschieden. Als vornehmste Klasse galt durch Ansehen und Besitz der Adel (westgerm. etheling, althochd. adaling), aus dem in der Regel die Führer gewählt wurden. Die große Masse des Volkes bildeten die Freien, die alle gleichberechtigt waren. Die Unfreien (Knechte, Sklaven) waren Kriegsgefangene, Fremde oder durch freiwillige Unterwerfung aufgenommene Kolonisten. Sie dienten als Hausgesinde oder hatten als Landsiedler bestimmte Ab- gaben und Herrendienste (Fronden) zu leisten; ihre Zahl war nicht bedeutend. Ein Unfreier konnte für besondere Verdienste durch Wehrhastmachung (Belehnung mit Schild und Speer) auf Beschluß der Volksversammlung freigelassen werden. — Bei den Westgermanen gab es noch als Zwischenstufe zwischen Freien und Unfreien die

5. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 191

1912 - Stadthagen : Heine
— 191 — 4. Die Sachsen. Wanderzeit. Während der Völkerwanderung verließen die östlich der Elbe wohnenden deutschen Volksstämme ihre Wohnsitze, nm sich im reicheren Süden eine neue Heimat zu gründen. Ahlten drängten die Slaven nach, die nun ohne Kampf das verlassene Gebiet in Besitz nehmen konnten. Dagegen blieben die zwischen Rhein und Elbe wohnenden Stämme, die durch die seste römische Grenze an größere Seßhaftigkeit gewöhnt waren, in ihrer alten Heimat wohnen, wenn auch oft genug einzelne Scharen dem Zuge nach Süden gefolgt sein mögen. Aber anch unter ihnen vollzogen sich große Veränderungen. Der Sachsenlnmd. Hier in Nordwestdeutschlaud waren die von dem heutigen Holstein her eingewanderten Sachsen das führende Volk (Sax-Messer, kurzes Schwert). Sie hatten klugerweise die au- sässigen Stämme nicht vertrieben, sondern zur Unterwerfung gebracht und schlössen sich nun mit ihnen zu einem großen Völkerbunde zusammen, der nach dem herrschenden Stamme den gemeinsamen Namen Sachsen annahm. Die Namen mancher kleineren Volks- stamme verschwanden allmählich. Sage. Es ist eine Streitfrage, ob sich die Sachsen auf friedlichem Wege mit den Stämmen, die zwischen Rhein und Elbe wohnten, zu einem Sachsen- bunde zusammengeschlossen haben oder ob sie uuser heutiges Niedersachsen er- oberten, also ein Sachsenreich gründeten. Die hier folgende Sage läßt die letztere Annahme zu. Nach dem Berichte des Mönches Widuünd aus Corvey an der Weser, der im 10. Jahrhundert n. Chr. lebte, landeten die Sachsen im heutigen Lande Hadeln, mit dessen Einwohnern, die Thüringer gewesen sein sollen, sie hart- näckige Kämpfe führten. Schließlich wurde ein Vertrag abgeschlossen: Die Sachsen sollten das Recht des Verkaufs und Kaufs haben, dafür aber von Mord und Raub ablassen. So kehrten sie auf ihre Schiffe zurück. Als ihnen aber das Geld ausgegangen war, merkten sie, daß dieser Vertrag für sie nutzlos wäre.

6. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 199

1912 - Stadthagen : Heine
— 199 — Volkes verpflanzen lassen mußten. An ihre Stelle rief er Franken ins Land, an der Elbe aber sogar Slaven. Nur schwer fand sich der freie Sachse in die neue Ordnung der Dinge. Auf der einen Seite bedrohten ihn die „mit Blut ge- schriebenen" Gesetze Karls, deren Härte sogar unter den Großen des fränkischen Hofes Bedenken erregte, auf der andern Seite hatte er Haß und Verfolgung seitens der eigenen Stammesgenossen zu erdulden, wenn er sich den Gesetzen des Königs und deu Geboten der in fremder Sprache Gottesdienst haltenden Priester gefügig zeigte. Unter diesen Umständen wird er nur wenig Verständnis dafür gehabt haben, daß sein Heimatland durch die häufige An- Wesenheit Karls, des mächtigsten Herrschers Westeuropas, oft in den Mittelpunkt der Weltpolitik gerückt wurde, indem nicht nur Boten des Dänenkönigs und Gesandte anderer näher wohnender Völker im Sachsenlande erschienen, sondern sogar auch einmal der Papst dorthin kam. Innerlich verschmolz der Sachsenstamm mit dem Frankenreiche erst, als das Geschlecht dahingestorben war, das noch die alte Freiheit wirklich genossen hatte. Die fachst schen Distnmer. Erst nach dem Kriege, als die Herrschast der Franken in Sachsen völlig gesichert war, konnte Karl dauernde Einrichtungen treffen, auch in dem unterworfenen Gebiete das Christentum wirksam zu fördern und zu befestigen. So errichtete er die acht sächsischen Bistümer Osnabrück, Münster, Paderborn, Minden, Verden, Bremen, Elze-Hildesheim und Halber- stadt, an deren Spitze er Bischöfe fetzte. An den Bischofssitzen entwickelten sich später blühende Städte. Zerfall des Frankenreiches. So lange Karl lebte, blieb das gewaltige Frankenreich in sich einig. Aber schon unter seinem Sohne, dem schwachen Ludwig dem Frommen, lockerten sich die Verhältnisse immer mehr. Nach Ludwigs Tode sollte sich dauu sogar eine vollständige Zersplitterung der sränkischen Monarchie vollziehen. Seine Söhne Lothar, Ludwig der Deutsche und Karl der Kahle gerieten nämlich in einen erbitterten Erbstreit. In diesem Bruder- kriege wurde schließlich Lothar besiegt, der nun zu höchst bedenk- lichen Mitteln griff. Er suchte einen Teil des Sachsenvolkes, die Frielinge und Laten, dadurch für sich zu gewinnen, daß er ihnen

7. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 93

1912 - Stadthagen : Heine
— 93 — chaft hat er 50 zu entrichten. Der in die Leibzucht eingezogene Vater bleibt fortan der Festlichkeit fern. Die Feier ist äußerst einfach. Die Gäste erhalten auf Kosten des Festgebers Bier und mächtige Butterbrote mit Käse, auch süße Biersuppe (aus einfachem Bier mit Sirup, Zucker und geriebenem Brot). Der Winterbauerntag wird nur von den Männern besucht. Auf dem Sommer- bauerntage erscheinen auch die Frauen. Musikanten spielen alsdann zum Tanze auf. Als Tanzsaal dient die große Diele, welche mit einem Fußboden belegt wird. Die Gebräuche auf den Bauerntagen unterscheiden sich in den einzelnen Gemeinden nur wenig. Stellenweise werden die jungen Eheleute, welche zum ersten Male den Bauerntag besuchen, besonders geehrt. Sie dürfen, mit einem um den Hals hängenden Kranz geschmückt, sich unter den Tanzenden bewegen. In Vornhagen muß die junge Frau des neu in die Bauerschaft aufgenommenen Kolons einen Beweis ihrer Tüchtigkeit im Holzhauen liefern. Man schafft einen Holzklotz herbei, von dem sie mit einer stumpfen Axt etwas abhauen muß. Gelingt ihr dies, so gilt sie als eine Frau, welche sich das nötige Kleinholz zum Kochen herbeischaffen kann, während sie andernfalls zur Strafe eine Flasche Wein zahlen muß. — An diesen und anderen Gebräuchen, auch an ihrer schönen Tracht, haben unsere Hägerbauern bisher treu festgehalten. Möge es auch in Zukunft fo bleiben I Aufg.; Erkläre die reichliche Bewässerung in diesem Teile unserer Heimat! — Vergleiche Sachsenh. Aue nebst Zuflüssen mit Bückeburger Aue und Gehle! — Wie kommt es, daß die Sachsenh. Aue auf der linken Seite keine Zuflüsse erhält ? —- Begründe die starke Besiedelung in der Ebene von Stadthagen! — Welche Eigentümlichkeiten zeigen hier Dorfanlage, Volkstracht und Sprache ? -— Vgl. auch die Aufgaben S. 84 !

8. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 174

1912 - Stadthagen : Heine
174 — Grundeigentum. Ursprünglich gab es bei den Germanen, obgleich sie von jeher Ackerbau trieben, kein Privateigentum an Grund und Boden, sondern alles Land gehörte der Gesamtheit, war Volkland. Aber schon zur Zeit des Tacitus, als bereits feste, später nur noch wenig veränderte Grenzen gegen das römische Reich be- standen, war darin eine Änderung eingetreten. Der unstäte Wander- trieb hatte ausgehört, die Dorfaulageu waren auf eine seßhafte Einwohnerschaft berechnet, der einzelne hatte bereits Haus und Hof zu Eigentum. Jede Dorfgemeinde verfügte über ausreichende» Grund und Boden. Der geuosfeuschaftliche oder gemeinsame Besitz mehrerer Dörfer an Wald, Wiese, Heide, Moor, Flüssen und Teichen wurde die gemeine Mark genannt, alle Berechtigten bildeten die Mark- genossenschaft. Mark, erhalten in Feldmark und Ausmärker (der nicht derselben Gemeinde angehört), bedeutet ursprünglich Grenze. Diese Bezeichnung wurde wahrscheinlich vou den Zeichen und Malen angenommen, durch die eine Markgenossenschaft einer anderen gegen- über ihr Eigentum und Recht kenntlich machte. Eine solche Maß- regel wurde jedenfalls durch eine stärkere Besiedeluug veranlaßt. Der von einer Dorfgemeinde nicht verteilte gemeinsame Besitz an Wald, Gewässern usw., wozu später uoch die Gemeindetriften gehörten, hieß Allmende (Gemeingut, „Meute"). Das Sondereigentum einer Familie bestand ursprünglich nur aus Haus und Hof, erst später gehörte auch das Ackerland dazu. Reste der altgermanischen Wald- und Feldgemeinschaft haben sich bis in die neuere Zeit erhalten. — Uber die weitere Entwicklung der Markgenossenschaft s. Kap.: Unsere Heimat am Ende des Mittelalters! Ackerbau. Bei der Ackerverteilung, die aus späteren Zu- ständen mit ziemlicher Sicherheit festgestellt ist, gingen unsere Vor- fahren äußerst einfach und praktisch zu Werke. Mau teilte die gauze Feldmark uach Maßgabe der inneren und äußeren Bodenberschieden- heit (ob lehmig, sandig, steinig oder ob hoch, niedrig) in mehrere Verlosungsstücke (Gewanne) in Form von Parallelogrammen. Da- von wurden dann die einzelnen Ackerstücke durch Parallellinien ent- sprechend der Zahl der Haushaltungen abgesteckt. Die Zuweisung erfolgte durchs Los. Die Verlosung der Teilstücke geschah für sämt- liche Gewanne gleichmäßig. Wer also die Losnummer 1 hatte, erhielt in jedem Gewanne das erste Stück, wobei mau vou Osten

9. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 182

1912 - Stadthagen : Heine
182 — Menschen zu helfen oder zu schaden. Einst aber werden die Götter von den bösen Wesen bezwungen. Die Welt steht plötzlich in Flammen, ihr Untergang ist da. Himmel und Erde und alles Lebendige oergeht, doch tritt eine bessere Welt, in der kein Übel mehr ist, an ihre Stelle (Götterdämmerung). Von jenen guten und bösen Geistern erzählen noch heute unsere Sagen und Märchen (Dornröschen, Schneewittchen, Rübezahl n. a.). Die Götter wurden auf heiligeu Bergen, in Hainen, an Quellen und am häuslichen Herd verehrt. Im eigenen Heim leitete der Hausvater die heilige Handlung, für das Volk aber der Häuptling. Die Feier bestand aus Gebet und Opfer. Als Opfer brachte man Tiere, Früchte und Menschen (Kriegsgefangene) dar. Bei den Opferfesten wurden feierliche Umzüge, spiele, Wettkämpfe und Tänze veranstaltet. Es gab auch Priester und Priesterinnen, die aus dem Rauschen heiliger Bäume, aus dem Wiehern der Rosse, aus Vogelflug und Vogelgeschrei und aus den Himmelserscheinungen weissagen mußten; diese Kunst übte auch das Volk selbst aus. Zwei Hauptfeste waren die Winter- und die Sommersonnenwendfeier, woran in einigen Gegenden noch manche Gebräuche erinnern (Julklapp, Maifeiern). Auf das heidnische Frühlingsfest weisen unsere Ofterfeuer, Ostereier und Osterhasen zurück, wie sich überhaupt auch bei den übrigen christlichen Festen manche Anklänge an die heidnische Vorzeit er- halten haben. Die Germanen kannten mich den Gebrauch gewisser Schriftzeichen. Diese wurden aber ausschließlich zu religiösen Zwecken und zum Losen verwendete indem man sie unter dem Raunen heiliger Worte, daher Runen genannt, in Holztäfelchen (bok, Buchstabe) einritzte (©. 139). Vielleicht ist daraus für jede Familie ein bestimmtes Zeichen (Haus- und Hofmarke) entstanden, das dann an Stelle des Namens zur Bezeichnung aller Sachen diente; solche Male kennt man seit dem 13. Jahrhundert. Germanische Völkerschaften. Die Germanen zerfielen in eiile große Zahl selbständiger Völkerschaften. Jede Völkerschaft führte für sich ein staatliches Leben. Nach ihren ursprünglichen Wohnsitzen unterschied man Ost- und Westgermanen. Namhafte Völkerschaften im westlichen Deutschland waren n. a. im heutigen Schleswig-Holstein die Cimbern und Ten toneil, an der Nordsee- küste die Friesen und Chauken (Hugen), südlich von diesen im Gebiet der Aller und mittleren Weser bis 'zum Steinhuder Meere die Angrivarier, an der Westseite der Elbe von der Altmark nach Lüneburg hin die Langobarden imd in unserer Heimat als Südnachbarn der Langobarden und Angrivarier, von letzteren durch einen festen Grenzwall geschieden (Angrioarierwall, Lemförde Steinhuder Meer), die Cherusker, unl Chr. Geb. ein mächtiges Volt.

10. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 192

1912 - Stadthagen : Heine
li>2 — Da wußte ein Sachsenjüngling Rat. Er ging eines Tages mit vielem Gold, einer goldenen Kette und goldenen Spangen ans Land. Ein Thüringer fragte ihn: „Was willst du mit dem vielen Golde um deinen abgezehrten Hals ?" „Ich suche einen Käufer", entgegnete dieser, „denn wie soll ich mich am Golde srenen, wenn ich vor Hunger verschmachte?" Daraus fragte jeuer weiter: „Welchen Preis forderst du denn?" Der Sachse sagte: „Gib. was dn willst, ich nehme es dankbar an!" Der andere lächelte und sprach: „Wie nun. wenn ich dir dein Kleid mil der Erde da fülle?" Eiligst breitete der Sachse seinen Mantel ans, lies; ihn füllen und gab dann sein Gold hin. Beide eilen froh davon. Die Thüringer loben ihren Landsmann, der den Sachsen so sein betrogen habe, während diesen die Genossen verspotten. Der aber sagte: „Folg: mir, ihr Werder sehen, daß mein Handel uns allen von Nutzen ist!" Darans gingen alle an Land. Der junge Sachse aber streute die ertausie Erde ganz dünn über einen großen Platz aus, der sofort als Lagerstätte einge- nommen wurde. Als die darüber erbosten Thüringer sich beschwerten, antworteten die Sachsen, sie wollten das für ihr Geld erworbene Land behaupten oder sonst mit den Waffen verteidigen. Da stürmten die Thüringer in blinder Wut plan- los auf das Lager ein. Die Sachsen aber blieben Sieger und nahmen nun nach Kriegsrecht noch mehr Land in Besitz. Bei den Verhandlungen über einen neuen Frieden haben dann die wachsen die feindlichen Führer plötzlich überfallen und niedergemacht. Dadurch jagten sie auch den übrigen Völkerschaften einen ge- waltigen Schrecken ein. Die Völkerschaften des Sachjenbnndes. Innerhalb des Sachsenblindes bildeten sich vier größere Gruppen: Engern, West- falen, Ostfalen und Nord albingier. Die Engern (Anger-, Wiesenbewohner), deren Name noch den alten Stammnamen der Angrivarier erkennen läßt, wohnten zu beiden Seiteu der Weser. Westlich von ihnen hatten die Westfalen ihren Wohnsitz, der noch hente durch die gleichnamige preußische Provinz ungefähr bezeichne: wird. Die Lstfalen wohnten östlich voll der Leine »ach der Elbe zu. Die Nordalbingier saßen nördlich der Elbe im heutigen Holstein. Alle Völkerschaften des Sachsenbundes hatten eine gemeinsame Sprache, die platt- oder niederdeutsche, die uoch heute aus dein Lande als Unigangssprache dient. Neben Sprache und Stammver- wandtschaft bildeten im Laufe der Zeit gleiches Recht und gleiche Verfassung eiu Band, das die einzelnen Völkerschaften des Sachseu- landes zusammenhielt. Städte und befestigte Wohnplätze gab es bei ihnen nicht. Sie wohnten in einzelnen Gehöften, deren Gebäude einräumig und einstöckig waren. In Kriegszeiten bargen sie sich und ihre Habe an wallumgürteten Zufluchtsstätten in Wäldern, Bergen und Süinpsen. Ackerivirtlchaft. Die aus der früheren Zeit her bestehenden Flurverhäll- nisse (S. 174) entwickelten sich in den folgenden Jahrhunderten gleichmäßig weiter. Manche Grundzüge haben sich sogar bis in die Neuzeit erhalten. Seit dem 8; Jahrhundert etwa war die von den Römern erlernte Dreisel der Wirtschaft allgemein üblich. Man zerlegte den Acker in drei ziemlich gleiche Felder oder
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