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1. Unser Vogtland - S. 120

1899 - Leipzig : Dürr
— 120 — 27. Die jetzigen Wewotjner des Wogttandes. 1. Wer die echten Vogtländer kennen lernen will, der muß hinaus in die vogtläudischeu Dörfer gehen; denn die Städte > welche alle Industrie treiben und sich in den letzten Jahrzehnten stark vergrößert haben, können jetzt deutsche Brüder aus allen Himmelsgegenden aufweisen. Die Vogtlän- dische Landbevölkerung jedoch zeigt noch in vielen Seiten ihres Lebens die alte, hergebrachte Art. Alle, die das Vogtlaud durchwandert haben, be- stätigen es, daß sie dort einen kräftigen, genügsamen und fleißigen Volks- stamm mit • biederem, offenen und treuherzigen Wesen kennen gelernt haben. Ter Vogtländer hängt an seiner Heimat mit großer Liebe, ja er läßt sich oft dadurch so weit fortreißen, daß er die Vorzüge anderer Gegenden übersieht. Obwohl das Vogtland nun schon seit ungefähr 4 Jahrhunderten zu Sachsen gehört, nennt er sich immer noch mit einem gewissen Stolze einen Vogtländer. „Wir Vogtländer", oder „bei uns im Vogtland", solche Redensarten hört man häufig und überall. Die Liebe zum Alten, der Hang zum Hergebrachten zeigt sich in mancherlei Sitten und Gebräuchen, die man noch heute im Volke findet. Zu Martini (10. November) werden noch „Martinshörnchen" gebacken. Am Andreasabende (29. November) kommt der Knecht Ruprecht mit der Rute und einem Sack voll Nüssen. Bei Hochzeiteu wird uoch gepoltert. Manche wollen am Andreasabende und am Sylvester durch Bleigießen oder, indem sie einen Pantoffel hinter sich werfen, oder aus den Träumen in den 12 Unternächten n. dergl. die Zukunft erfahren. Zn Ostern holt man aus Bächen und Flüssen früh vor Sonnenaufgang Wasser, dem man besondere Heilkraft zuschreibt. Der Kirchsteig muß über das Wasser führen. Ganz zufällige und von dem gewöhnlichen Menschen gänzlich unbeachtete Dinge werden oft abergläubisch gedeutet. Wem z. B. eine Spinne am Morgen erscheint, dem bringt sie Kummer und Sorgen; am Abend dagegen ver- kündet sie Glück und Freude. Dieselbe Vorbedeutung hat das Niesen. Wer auf seinem Wege Schafe zur Rechten erblickt, fürchtet Unglück; znr Linken aber lassen sie Gutes oder Angenehmes erwarten. Schafe zur Rechten, giebt's 'was zu fechten; Schafe zur Linken, wird Freude uns winken. Wenn sich die Katze putzt, dann ist Besuch zu erwarten. Wem eine Katze über den Weg läuft, dem steht au dem Tage noch ein Unglück bevor. Ge- fuudenes Eisen bringt Glück. In dem Hanse, auf das sich eine Krähe setzt, stirbt bald jemand. Manche glauben auch noch, daß man Krankheiten „ver- sprechen" oder „verthuu" könne. All dieser Aberglaube ist uoch eiu Rest von dem Heidentums unserer Vorfahren, den das einfache Landvolk bis aus unsere Tage bewahrt hat. Eine uralte deutsche Sitte sind auch die Walpurgisseuer, die man noch heute auf vogtländischen Höhen erglühen sieht, und die zur Austreibung der Hexen angezündet wurden. Freilich sind viele von diesen abergläubischen Gebräuchen anch anderwärts zu finden. 2. Eine weitere Eigentümlichkeit des Vogtländers ist seine Sprache. Tie Vogtländische Mundart klingt hart und rauh, und erst bei näherer Be- trachtung zeigen sich ihre Schönheiten, ihre reiche Gliederung, ihr Wohlklang.

2. Unser Vogtland - S. 124

1899 - Leipzig : Dürr
Eier ausbrütet, sein bester Freund. Von diesem merkwürdigen Vöglein geht eine schöne Sage, welche Julius Mosen in einem herrlichen Ge- dichte behandelt hat. Man erzählt, der Vogel habe seinen krummen Schnabel und die roten Blutstropfen auf feinem Gefieder von dem ver- geblichen Bemühen erhalten, dem am Kreuze blutenden Erlöser die Nägel aus den durchstochenen Händen zu ziehen. In der Schönecker Gegend ist der Kreuzschnabel der häufigste Stnbengenosse der Bewohner; denn er heilt uach dem alten Volksglauben die Gicht und das Reißeu. Mau glaubt, daß er diese Krankheiten aus dem Körper der in seiner Nähe Weilenden in sich aufnimmt und dadurch den Kranken rettet, während er selbst nach und nach hinsiecht und stirbt. — Ein lieber Freund des Vogtländers ist auch der Kuckuck. Wer ihn zum ersten Male im Jahre hört, klopft an seine Geldtasche, um das gauze Jahr hin- dnrch immer viel Geld zu haben. Man fragt ihn, wie lange man noch leben werde, und durch sein Rnfen giebt er die Zahl der Jahre an. — Von den Schwalben sagt man, sie bringen dem Hanse Segen, an oder in welchem sie ihr Nest bauen, besonders schützen sie es vor dem Feuer und vor dem Blitze. Man hütet sich daher, mit ihnen sein Glück zu ver- treiben. 5. So sieht man denn, wie innigen Gemütes, von welch gutem Kerne der Vogtländer ist, trotzdem er dem Fremden derb und rauh, ja oft abstoßend erscheint. Wer allerdings den Vogtländer nur im Wirtshause zu sehen Gelegenheit hat, wer da hört, wie sich Freunde und Bekannte — was freilich nicht schön ist — mit oft recht wenig schmeichelhaften Titeln begrüßen, der wird sich einen vollständig falschen Begriff von ihm machen. Um ihn ganz kennen zu lernen, muß man sein Familienleben belauschen, muß die aufopfernde Liebe der Familienglieder untereinander sehen, muß ihre Lieder hören, ihren rechtschaffenen, biederen Charakter kennen lernen. Mit dem rauhen Außenwesen des Vogtländers hängt eine andere Eigenart zusammen, das ist seine Geneigtheit zur Selbsthilfe. Ob diese Eigenschaft in der Zeit sich entwickelt hat, als noch Slaven und Deutsche nebeneinander wohuteu und Reibereien und Schlägereien im kleinen und großen sehr oft vorkanien, oder ob sie ein noch älteres Erbteil des Stammes der Franken ist, wer vermag das zu sagen? Thatsache ist es, daß der Vogt- länder lieber selbst mit eigener Hand ablohnt, als daß er vor den Gerichten Klage führt. Doch ist der Vogtländer in diesem Stücke lange nicht so schlimm wie sein Ruf; auch find die Gewaltthätigkeiten sehr stark im Abnehmen be- griffen, seitdem die Gerichte mit voller Strenge dagegen einschreiten. Eine andere Eigenart des vogtländischen Volkscharakters ist das Miß= trauen, welches man zwar bei allen ländlichen Bewohnern von ganz Deutschland antrifft, das aber kaum irgendwo so stark cutwickelt ist wie im Vogtlande. Es ist vielleicht eiue Folge des Abhängigkeitsverhältnisses vom Rittergutsbesitzer, dem „Herrn", wie derselbe hente noch überall kurz heißt, und dereu es auf dem kleinen Räume 120, in manchem kleinen Dorfe oft zwei giebt. Bis in die vierziger Jahre waren die Leute diesem Herrn zum Fronen verpflichtet und überhaupt ganz und gar von ihm abhängig, ja manche sind es in gewisser Hinsicht heute noch. Die Rittergutsbesitzer ließen durch ihre Gerichtshalter die Rechtspflege in ihrem Namen ausüben. Dabei mag dem Volke wirklich gar oft berechtigter Grund zu Klagen gegeben

3. Unser Vogtland - S. 126

1899 - Leipzig : Dürr
Wie der Vogtländer inbetreff seiner Nahrung sehr genügsam ist, so ist er es anch in seiner Kleidung. Früher gab es eine besondere vogtländische Tracht; doch ist diese so ziemlich ganz verschwunden, nur in abgelegenen Orten findet man beim weiblichen Geschlechte hin und wieder noch die „Buckel- Haube" als Kopfbedeckung, und zur „Kerwe" erscheinen wohl manchmal die jungen Mädchen noch in der malerischen alten Tracht beim Tanze. Ganz der Einfachheit des Vogtländers entspricht seine Wohnung, an der sich auch der Hang zum Althergebrachten uns wieder recht deutlich zeigt. Durch ihre Gebäude unterscheiden sich unsere heimischen Dörfer wesentlich von denen anderer Landschaften. Sie haben ihr ganz besonderes Gepräge, und der fremde Wanderer fühlt sich in frühere Jahrhunderte zurückversetzt, wenn er überall so viele alte Blockhäuser findet, die ja wohl die ursprünglichste Bauart der Wohnungen, Stallungen und Vorratshäuser waren. Sind auch die Wohnungen oft recht klein und schmucklos im Äußern wie im Innern, so halten sie doch hübsch warm, und der Vogtländer be- findet sich nirgends so wohl wie in seinem Heim, weshalb er denn auch oft und vou ganzem Herzen spricht: „Derham is derham!" 28. Zwei Gedichte in vogtkändischer Mundart von L. Wiedel. I. Der Spee tauf. Fix, Bübel, spring zen Bettel raus! Scha guckt de Suuu zen Fenster rei und lacht mei faules Bübel aus: Zischaus, zischaus! Wer wird deuu su a Speetaus sei! Fix, Bübel, in de Klaader nei! De Sperken af ne Fensterbreet, die lachen längst zen Fenster rei: Görg, Görg! Ei, ei! Ei, Bübel, ei, wie kimmste speet! Fix, Bübel, nieder af de Knie! Die Lerng, se gubelu scha wie lang und flieng zen blaue Himmel hie: Tiri, tili! Fix, Bübel, sog Gott aa dan'n Dank! Fix, Bübel, wasch und putz diech raa! Die Gänsle plätschern scha in' Teich und lachen: Schau, uu kimmt der aa! Gigaa, gigaa! Geschwind, mei Bübel, spring und fleig!

4. Unser Vogtland - S. 8

1899 - Leipzig : Dürr
Vorwort zur Auflage Die Herausgeber hätten sich bei Bearbeitung der neuen Auflage ihres Büchleins gern damit begnügt, aus den Lesestücken nur sachliche oder sprachliche Unrichtigkeiten zu entfernen und „Unser Vogtland" im übrigen möglichst unverändert zu lassen. Nach reiflicher Erwägung kamen sie aber doch auf größere Änderungen zu, um das Büchlein noch brauchbarer zu gestalten. Diesen Zweck glaubten sie einerseits durch reichere Gliederung und leichtere Übersichtlichkeit der Lesestücke, andererseits durch bessere Gruppierung des Stoffes zu erreichen. Unbequemlichkeiten, die vorübergehend entstehen, wenn alte und neue Auflage neben einander benutzt werden sollen, wolle man freundlich entschuldigen. Allen, die den Herausgebern mit Rat und That zur Seite standen, ganz besonders aber Herrn Professor Dr. Fischer, der namentlich den ge- schichtlichen Teil des Werkchens einer gründlichen Durchsicht und Verbesserung unterwarf, sei auch au dieser Stelle herzlichst gedankt. In der Hoffnung, daß sich „Unser Vogtland" mehr und mehr als ein dem heimatkundlichen Unterrichte förderliches Büchlein erweisen und zu den alten sich zahlreiche neue Freunde erwerben möge, zeichnen mit herzlichem Gruße an alle Freunde des Vogtlandes die Herausgeber.
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