Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
I. Die Alpen.
X* Allgemeiner Überblick. Entstehung der Älxen.
Vom Golfe von Biscaya bis zu den fernen Bergzügen, mit denen das südostastatische
Hochland an die Randmeere des Stillen Ozeans reicht, zieht in der Richtung der Breitengrade
eine lange Folge gewaltiger Erhebungen hin, die gleich einem Riesengürtel den Doppelkon-
tinent Asien-Europa umschlingt. Nicht die höchste, auch nicht die räumlich ausgedehnteste, wohl
aber die für Europa bedeutsamste dieser Bodenanschwellungen sind die Alpen. Sie teilen den
Erdteil, wie Ritter sagt, in seine großen natürlichen Provinzen. Sie scheiden seinen lufthimmel,
seine großen Rlimate in einen Norden und Süden, Westen und Osten: Deutschland, Italien,
Frankreich und Ungarn. Sie scheiden seine Stromgebiete und Stufenländer: Rhone-, Rhein-,
Po- und Donaugebiet. Sie scheiden ebenso seine Hauptmassen der Stämme, die Sprachen der
Völker, der Staaten und politischen Reiche. Auch der Fauna und Flora von Europa setzen sie
ihre natürlichen Grenzen. Aber diese Scheidung ist keine absolute Trennung und Vereinzelung,
weder des Südens vom Norden, noch des Westens vom Osten. Denn überall führen, teils zu
den Seiten, teils mitten hindurch Stromthäler, Thalschluchten, Pässe und die verschiedensten
Arten natürlicher und künstlicher Rommunikationen. Das imposante System des Alpengebirges
ist also dennoch kein isolierender Naturtypus für seinen Erdteil geworden, es ist kein wildes,
öde aufstarrendes, unwirtliches, kaltes Polarland in der Mitte der gemäßigten Zone, wie die
hohe Wüste Gobi auf dem Plateau der Mongolei, nein, es erscheint vielmehr als ein im
Verhältnisse zum Rontinente sehr breiter Gürtel voll der größten Naturschönheiten, voll isolier-
ter Gipfel, durch Einsenkungen verbundener, reich bewässerter und sruchtbarer Thäler. Dieser
Gebirgsgürtel wird an Schönheit, Fülle und Mannigfaltigkeit der Naturgaben, zumal an Be-
wohnbarkeit und Rulturfähigkeit für veredeltere Menschengeschlechter von keinem anderen der
Erde übertroffen. Das Alpenland schließt in seinem Inneren mehrere Millionen Menschen ein,
die sich zu selbständigen Völkerschaften und Staatensystemen ausgebildet haben. Sein Inneres
gehört daher in Bezug auf Menschengeschichte recht eigentlich dem klassischen Boden der euro-
päischen Historie an. Über ihn sind alle Gaben reichlich verteilt, die für die höhere Entwicke-
luug der Völker ein Bedürfnis sind.
Aber nicht bloß die Natur- und Aulturgeographie der Alpen, auch ihr durch alle Zeitalter
der Erdgeschichte fortgehender Werdeprozeß ist eines der interessantesten Blätter im Buche der
Natur. Die ungeheuren Zusammenschiebungen und Aufstauungen der sesten Erdkruste, die wir
Alpen nennen, sie sind nichts anderes als Falten im Antlitze der alternden Mutter Erde. Mit der
stetigen Abnahme der Wärme zieht sich die Erde fortwährend zusammen. Leicht folgt der heiß-
flüsstge Erdkern diesem Zuge, schwerer und langsamer aber die an seiner Oberfläche bereits er-
starrte Erdrinde. Indem der sich zusammenziehende Erdkern nun zurückweicht, verliert die
Erdrinde ihre Stütze, und es entstehen Hohlräume, in die allmählich ausgedehnte Stücke der
Erdrinde, Schollen, hinabsinken. Diese erscheinen uns heute als Meere und Landbecken. Bei
jenem Vorgange werden die benachbarten Teile der Erdrinde nach Art eines Keiles ausein-
ander getrieben. Da nun die festen Bestandteile der Erde, gewissermaßen der Mantel, der
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Extrahierte Personennamen: Biscaya Ritter
Extrahierte Ortsnamen: Asien-Europa Europa Deutschland Italien Frankreich Ungarn Rhein- Europa Mongolei
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Inhalt: Zeit: Geographie
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Die Gftalpen. \7
ihre strenge Individualisierung erscheint als das hervorstechendste orographische Merkmal
dieses Gebietes. Die Anordnung der südtirolischen Dolomiten bringt es mit sich, daß auch
die Thalbildung jener Regelmäßigkeit entbehrt, die die nördlichen Ralkalpen und die Zentral-
alpen auszeichnet.
Den Südtiroler Dolomiten solgen weiterhin im Osten die Rarnischen Alpen (S. 75),
die Rarawanken, dieiulischen Alpen, dann das breit hingelagerte Plateau des Rarstes (£>.75),
der bereits den Übergang zu den Dinarischen Alpen im Westen der Balkanhalbinsel bildet und
in schroffen Wänden zum Golf von Trieft und zur Ostküste der Adria absällt (S. 76). Der Rarst
ist das klassische Land der Döhlen (Adelsberger Höhle und St. Tanzianer Grotte), der unter-
irdischen Flüsse (Grotten der Rekka bei 5t. Tanzian), der periodischen Seen (Zirknitzer See),
der steinbesäten Hochflächen und der Dolmen. Der Wald fehlt, nur einzelne Strecken sind erst
seit kurzem in der Aufforstung begriffen. Bestimmend sür das Landschaftsbild des Rarstes sind
neben der karren- und schrattenartigen Ausbildung des Gesteins die Dolmen, mehr oder
minder trichterförmige Linfenkungen von wechselnder Größe, mit denen der ganze Rücken des
Rarstes übersät ist. Diese Trichter sind die vornehmste Veranstaltung der Natur, um das öde
Felsterrain überhaupt bewohnbar zu machen. Sie sind von den umgebendenhöhen gegen die
rauhe Bora geschützt, hier häuft sich die von den Gehängen weggewaschene Fruchterde an, hier
liegen größere Ackergefilde und Dörfer.
Die beiden Ralkzonen der 2llpen setzen sich in den anschließenden Gebirgen fort: die süd-
liche im dalmatinischen Gebirgslande, die nördliche in den Rarpathen. Die Zentralzone der
2llpen aber sinkt an großen Brüchen in die Tiefe, so daß schließlich nur noch einzelne Ruppen
des untergegangenen Gebirges aus den jugendlichen Bildungen des ungarischen Tieflandes
aufragen. Diese in tief eingreifenden Buchten verlaufenden Abbrüche, die man in treffender
Weise Resselbrüche genannt hat, bilden heute das Wiener Becken, den flachen Neusiedler See
in Ungarn und die große Tieslandbucht von Graz (S. 76).
Wie außerordentlich verschieden nun auch die einzelnen Gebiete der Alpen unter sich sein
mögen, als Ganzes bilden sie zweifellos eine große, geschlossene Natureinheit, von deren ge-
waltigen Wirkungen ihre gesamte Lebewelt lautes Zeugnis ablegt. Von den natürlichen
Stufen des Pflanzenlebens in den Alpen haben wir bereits ein flüchtiges Bild zu zeichnen ver-
sucht (s. oben, S. \2). An charakteristischen T i er gestalten sind zu nennen: die Gemse (S. 79), der
Steinbock, der jetzt nur mehr aus die Savoyer Berge beschränkt ist, das Murmeltier (S. 79),
noch häufig in den Rönigsseer Gebirgen, und der Steinadler (S. 80), der in der Schweiz und
im angrenzenden 2llgäu vorkommt.
Selbst der Mensch, der Beherrscher der Schöpfung, vermag sich des machtvollen Einflusses
der Alpen nicht zu entziehen, und zahlreiche Erscheinungen seines Lebens und Schaffens wie
seiner Geschichte bekunden seine 2lbhängigkeit vom Hochgebirge. 2lllerdings vermochten die
Alpen infolge ihrer außerordentlichen Durchgängigkeit den Bewegungen der Völker keine voll-
kommene Schranke zu setzen. Rein Gebirge der <£rde vermag dies. Aber alle Versuche, zun:
Zwecke dauernder Besitzergreifung über die Naturgrenze des Hochgebirges hinauszugehen,
mußten scheitern; das römische Weltreich, wie das heilige römische Reich deutscher Nation
gingen an diesen Vergewaltigungen der Natur zu Grunde. Thatsächlich sind die Alpen eine
mächtige Scheidewand der Nationalitäten geblieben, und die Vielsprachigkeit der2llpenländer ist
die Folge hiervon. Der steinige Boden und die Rauheit des Rlimas infolge der Höhenlage be-
Ichränken den Getreidebau in den 2llpen auf ein sehr geringes Maß und bedingen vorzugsweise
Wiesenkultur und Viehzucht nebst Waldwirtschaft. Darum ist die Dichte der Besiedelung gering
mit 2lusnahme der tiefgelegenen, klimatisch begünstigten Thäler vorzugsweise in den Südalpen.
Einzelsiedelung herrscht vor.
Die Städtebildung ist wie überall so auch hier an die großen Verkehrslinien gebunden.
Nur der Verkehr schafft Städte. Daher treffen wir die bedeutendsten 2llpenstädte an den
Enden wichtiger Paßstraßen, so Innsbruck (S. 69), Bozen, Luzern, Thür, oder am Gebirgs-
rande, wo die Produkte der angrenzenden Gebiete umgesetzt werden, so Wien (S. 8j u. 82),
dessen Entwicklung freilich auch noch andere Umstände beeinflußten, Salzburg (S. 77), Graz
(S. 76), Rosenheim, Russtein, Füssen; ferner an Sitzen der Industrie, wie Berchtesgaden,
Partenkirchen, Gröden, Eisenerz (S. 3^); in der Schweiz an den großen Randseen, die einigende
A. Geistbeck, Geogr. Bilder-Atlas, Europa. 2
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Extrahierte Ortsnamen: Ozeanien Europa Island Afrika Australien Island Europa Amerika Australien Australien Sydney Melbourne Vereinigten_Staaten_Nordamerikas
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Vorderindien und Ceylon.
Dekhan ist, beweist der Umstand, daß das Kamel im Innern als Reit- und Lasttier verwendet
wird. Nur die Ostabhänge der Westghats und die Ostküste sind feuchter. Als merkwürdigste
Charaktertiere Südindiens und Ceylons sind aber die Lemuren oder Halbaffen hervorzuheben,
die sonst nur noch auf Madagaskar, in: äquatorialen Gstafrika und auf den malayischen In-
seln zu finden sind. Selbst die Bevölkerung Dekhans, die Drawida, werden von vielen Völker-
kundigen der malayischen Völkergruppe zugerechnet, wie die L)ovas auf Madagaskar. Die
Singhalesen (S. ^07) auf Ceylon dagegen verraten arischen Linfluß. So erscheint denn vor-
derindien seiner Natur und Entstehung nach als ein losgetrenntes Stück Afrika.
Mehr noch als die tropischen Fruchtgefilde Hinterindiens und der malayischen Inselflur,
in deren Besitz sich heute Engländer, Franzosen und Holländer teilen, war das Wunderland
Indien der Magnet für die erobernden Völker des Nordens. Um das Jahr 2000 v. Chr.
drangen die arischen Inder aus dem rauhen Pamirhochland ein und verdrängten die.dunkle
drawidische Urbevölkerung nach dem Dekhan. Alexanders verheißungsvolles Ziel war Indien.
Im Jahrhundert dann unterwarf der Mongolenfürst Timur oder Tamerlan, der gewal-
tige Beherrscher fast ganz Asiens, Vorderindien, und sein siegreicher Nachkomme, Baber, grün-
dete J505 das berühmteste Reich der Neuzeit Indiens, das Reich des Großmoguls, und schuf
in Lahore, seiner prunkvollen Residenzstadt und dem Mittelpunkte des indischen Islam, jene
Wunderwerke indischer Baukunst, Moscheen, Minarets, Paläste, Gärten und Wasserwerke,
die heute noch die Welt staunend betrachtet. Nahezu gleichzeitig (^98) landete in Kalikut der
kühne Portugiese Vasco da Gama, der die europäische Invasion in Indien eröffnete. Ungleich
erfolgreicher, wenn auch weniger glanzvoll als die mohammedanische im Norden, verbreitete
sie sich allmählich über die ganze Halbinsel und deren Nachbargebiete, um mit der Vereinigung
sämtlicher britischen Besitzungen in Südasien unter dem Namen Kaiserreich Indien abzuschließen.
Indiens Reichtum liegt wie der Chinas im Bodenbau. Unter dem warmen, feuchten
Klima gedeiht auf der Halbinsel die Vegetation in einer selbst für die Tropen ungewöhnlichen
Üppigkeit. Namentlich wird die Pflanzenwelt der Insel Ceylon von den Reisenden geradezu
als eine paradiesische geschildert. Aber auch die Gangesebene zeigt eine wunderbare Pracht der
Flora, Hier wächst die Baniane, die indische Feige mit stammartigen Luftwurzeln, und auf den
Gewässern schwimmt die heilige Lotosblume. Der Grashalm erscheint in der Form des Bam-
bus als hoher Baumstamm, und die Farnkräuter sind so dick wie Fichtenstämme. Von beson-
derer Bedeutung ist der Reichtum Vorderindiens an nutzbaren pflanzen. Thee, Kaffee, Baum-
wolle, Jute (dschüte), Opium, Indigo, Gewürze, Reis und Weizen liefert es in großen Mengen
für den Weltmarkt.
In den tropischen Urwäldern leben der Elefant, der gefürchtete Tiger und der Panther,
zahlreiche Affen und Vögel. In der heißfeuchten Luft gedeihen viele Reptilien, große Krokodile
und giftige Schlangen, die aber keineswegs hier häufiger sind als in anderen heißen Ländern.
In den gesegneten Flußniederungen des Nordens begründeten die J^mdu eine eigene
Kultur. Sie schufen die brahmanische Religion und bildeten das strenge Kastenwesen aus, nach
welchem die einzelnen gesellschaftlichen Schichten des Volkes durch unüberwindliche Schranken
voneinander geschieden werden. Ackerbau, Gewerbthätigkeit und Handel war die Haupt-
beschäftigung der Hindu. Aber auch Kunst und Wissenschaft blühte bei ihnen. Sie bauten
großartige unterirdische Tempel und statteten diese mit mächtigen Bildnissen ihrer Götter aus,
sie ersannen herrliche Dichtungen, die Wedas (wedas), und erfanden die dekadischen Ziffern,
die uns über den Orient als „arabische" überbracht wurden. Ihr Gewerbfleiß erstreckte sich
hauptsächlich auf Metallarbeiten und Kunstweberei. Um so trostloser ist der religiöse Verfall
des Volkes in der Gegenwart. „Wer dieses Volk nicht beobachtet hat", sagt Tanera, „ahnt
nicht, wie weit Aberglaube und Götzendienst Menschen bringen kann. Hier aber sieht man, daß
ein ursprünglich edles Volk wiederum auf einen halb tierischen Stand herabgebracht werden
kann. Die Verehrung ,heiliger Kühe' hat Formen angenommen, die den Ekel und Abscheu auch
des ungebildetsten Naturmenschen erregen müssen. Und die strenggläubigen Priester gehen darin
voran." Äußerer Formendienst hat jede Spur höheren religiösen Denkens und Fühlens ertötet,
alles vaterländische Empfinden erstickt und die Hindu zu einem seigen und servilen Volke ge-
macht, das den Speichel der Unterdrücker leckt, sich aber nie gegen die europäische Fremdherr-
Ichaft auflehnen wird. Die Hindu sind geborne Knechte, hinterlistig und falsch, aber nie offen
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Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Zentralasien. Die pamxr. Der Himalaja. 2{
Pamir, im Norden vom Altai und im Osten vom Rhingangebirge und der Wasserscheide der
chinesischen Ströme gegen Tibets abflußloses Gebiet begrenzt wird. In diesem Rahmen um-
faßt Zentralasien das Hochland von Tibet, Gstturkestan oder das Tarimbecken, die Wüste Gobi
(Schamo), die Dsungarei und Mongolei. Der Mittelpunkt, von dem aus die verschiedenen
Glieder des großen zentralasiatischen Gebirgssystems ausstrahlen, ist das seenreiche Urgesteins-
massiv der Pamir.
5. Die Pamir.
„Das Dach der Welt", wie es die Inder nennen, ein Hochland von der Größe Bayerns,
besteht aus einer Reihe von Hochgebirgsketten, zwischen denen flache, breite Hochthäler sich
öffnen, die dem Lande teilweise den Charakter einer Hochebene geben. Die Pamir ist also kein
Taselland mit flach gelagerten Schichten wie Afrika oder Arabien, sondern ein gefaltetes
Land mit breiten Mulden. Die Höhe der pamir beträgt nicht unter 5000 m und die auf-
ragenden, ostwestlich streichenden Höhenzüge sind meist ^—6000 m hoch. Nur der Osten der
steppenartigen Hochebene gehört dem abflußlosen Gebiete Zentralasiens an, nach Westen ziehen
die Auellflüffe des Amu Darja, durch welche die russischen Vorposten jetzt auf das Plateau vor-
gedrungen sind. Auf dieser rauhen, stürmischen Hochfläche erwuchs in uralter Zeit ein wohl-
gestaltetes, bildungsfähiges Nomadenvolk, das sich selbst als „die Trefflichen", Arja (Arier),
bezeichnete. Als diese, dem allen Hirtenvölkern innewohnenden Wanderungstriebe folgend,
ihre Heimat verließen, wandte sich ein Teil erobernd südwärts nach Indien und unterwarf
die ureinheimische Bevölkerung vom Dravidastamm, ein anderer drang nordwärts und er-
oberte Medien und persien. Neue Zweigvölker der großen arischen Völkerfamilie wandten
sich weiter gegen Westen, indem sie sich mehr und mehr in selbständige Völkerkreise sonderten
und Europa erfüllten. Aber sowohl in der Sprache als in den Sitten, und namentlich in den
religiösen Vorstellungen und Gebräuchen haben sich eine Menge gemeinsamer Züge erhalten,
die die Einheitlichkeit ihrer Abstammung beweisen. Auf asiatischem Boden entsprossen, wurden
sie in späteren Jahrhunderten die Träger der neuen Kultur des Abendlandes. Die Alai-
ketten (S. 92), die letzten westlichen Ausläufer des Tienschansystems, begrenzen die Pamir im
Norden. Im Süden umschließt dieselbe der Aarakorum (S. 89), eines der höchsten, groß-
artigsten, aber auch unwirtlichsten Gebirge der Erde. Zahlreiche gletscherbedeckte Gipfel über-
schreiten 7000 m, und der früher Dapfang, jetzt Godwin Austen genannte pik ist mit 8620 m der
zweithöchste gemessene Gipfel Asiens und der Lrde überhaupt. Ungeheuer hoch liegen im Aa-
rakorum die pässe, unter denen der Rarakorumpaß 5655 m mißt, während aber der Anstieg
derselben von Süden, vom Thal des Schayok und Indus, sehr steil ist, sind die Nordabhänge
sanft, fast eben. Auch die Fortsetzung des Gebirges gegen Osten, der Hindukusch, trägt ver-
eiste, gleichfalls über 6000 m aufragende Gipfel.
6. Ver Himalaja.
Der Himalaja, das höchste Gebirge der Lrde, bildet in einem nach Norden offenen Bogen
die südliche Umwallung Zentralasiens, indem er im Norden zum Hochlande von Tibet, im
Süden zur Tiefebene von Hindostan sich absenkt. Durch seine geographische Lage zwischen
Nord- und Südasien, seine Lrstreckung von Westen nach Osten, seinen Faltenbau wie seine
Gesteinsbeschaffenheit, seine Flußdurchbrüche, Gletscher und Vegetationsstufen, endlich durch
seine Bedeutung als Scheidewand für pflanzen, Tiere und Menschen, bildet er mannigfache
Vergleichungspunkte mit den Alpen. Nur sind alle Verhältnisse hier gewaltiger und'wirk-
sanier als dort (vgl. S. 89).
Der Himalaja hat eine Länge von 2^00 km und eine Breite von 200—550 km und
übertrifft dadurch die Alpen um das Doppelte, wie diese ist er ein Faltungsgebirge mit einer
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Extrahierte Personennamen: Godwin
Extrahierte Ortsnamen: Zentralasien Zentralasien Tibet Mongolei Bayerns Afrika Zentralasiens Indien Europa Asiens Zentralasiens Tibet Hindostan
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28 Asien.
Südsee, in Kalifornien und Peru treten die arbeitsamen und anspruchslosen Chinesen als Ron-
kurrenten der europäischen Zivilisation aus.
Die Chinesen sind im wesentlichen Ackerbauer, und von dieser Thatsache aus müssen sie
gewürdigt werden, da sie gewissermaßen die Charaktermerkmale der ackerbautreibenden Völker
bis zum äußersten Extrem fortgebildet haben, hieraus erklärt sich zuvörderst ihr konservativer
Sinn in Kunst und Wissenschaft, in Staatswesen und Gewerbe, der schließlich zur ärgsten Oer-
knöcherung und Zurückgebliebenheit geführt hat, hieraus ihr patriarchalisches Familienleben,
ihre Arbeitsamkeit und Genügsamkeit, ihre Hochachtung vor dem bäuerlichen Gewerbe, die
sich besonders darin ausspricht, daß der Kaiser alljährlich am größten Feste in Person die Hand
an den Pflug legt. Verstärkt wurde der natürliche Hang zum Althergebrachten weniger durch
die sprichwörtlich bekannte chinesische Mauer (S>. 93), die jetzt vielfach zerfallen ist, als durch
die natürliche Abschließung Chinas gegen Westen und gegen europäische Einflüsse durch un-
übersteigliche Hochgebirge und Wüsten, gegen Osten durch eine gefahrvolle See. Der durch
europäische Aufklärung bedrohte Despotismus that schließlich das Seine, Staats- und Volks-
leben im Stillstand und in einer Art geistigen Schlummers zu belassen, aus welchem auswärtige
Konflikte die erstarrte und eingebildete Büreaukratie mitunter in höchst unliebsamer Weise auf-
stören. Trotzdem zeichnet die Chinesen ein reger, nüchterner Handelsgeist aus, und sie sind, wie
man dies vielleicht mit Ausnahme der semitischen Völker von keinen: anderen Volke sagen kann,
auf Gelderwerb erpicht und deshalb geneigt, den Käufer zu übervorteilen.
Zwischen China und Japan bildet die gebirgige Halbinsel Korea ein Übergangsland
und, wie Grenzgebiete überhaupt, einen Zankapfel der angrenzenden Großmächte. Die Koreaner
sind ein Kulturvolk, weichen aber in mancher Beziehung sowohl von den Chinesen wie von den
Japanesen ab, nur die allgemeinen Merkmale der mongolischen Nasse sind allen gemeinsam.
Die Koreaner sind schöner und besser gebaut als die Chinesen des Nordens, die Nase ist we-
niger abgestumpft, die Augenlider stehen mehr in gerader Linie. Ackerbau, Seidenbau,
Buddhismus, Töpferkunst und den Kompaß empfingen die Koreaner von den Chinesen. Große
Städte sind in Korea selten. „Die Hauptstadt Söul (250,000 Einwohner; S. 99)", schreibt
Oppert, „unterscheidet sich von anderen koreanischen Städten weder durch besondere Regel-
Mäßigkeit noch durch schöne und große Gebäude. Sind die Straßen auch breiter als die meisten
engen Gassen der chinesischen Städte, so sind sie dagegen ungepflastert, und die öffentlichen
Gebäude wie die paläste des Königs lassen keinen Vergleich mit den Wohnungen der wohl-
Habenderen Klasse der größeren Städte Chinas zu. Ohne öffentliche Gebäude von irgend
welcher Bedeutung, ohne Tempel nnt auch nur annähernd ähnlichem Schmuck und Zieraten
ausgestattet, wie die kleineren chinesischen provinzialstädte sie aufweisen, die meisten Häuser
einstöckig und viele nur aus Lehm gebaut, macht Söul keineswegs den Lindruck, wie ihn die
Hauptstadt eines Landes wie Korea, das Bayern an Größe dreimal übertrifft und über
\0 Millionen (Anwohner hat, hervorbringen sollte."
io. Japan.
Die Halbinselbrücke Korea verknüpft China mit dem Inselreiche Japan, das seine ur-
sprüngliche Kultur auf dem Wege über Korea empfing. Nur der gewaltthätigen Herrschaft
des Zoxfregiments ist es zuzuschreiben, daß ein Land wie Japan, das seiner geographischen
Lage und Küstenbeschaffenheit nach in ebenso hervorragendem Maße wie England für Handel
und Verkehrt bestimmt erscheint, jahrhundertelang von der Außenwelt abgesperrt wurde.
Erst im Jahre \877 wurde die Militärherrschaft des Shogun nach heftigen Kämpfen gänzlich
gebrochen, die alte 2ldelsherrschaft durch eine moderne Staatsverfassung, eine konstitutionelle
erbliche Monarchie mit Abgeordnetenhaus und pairskammer ersetzt und der europäischen
Kultur freier Einzug gewährt. Seitdem hat sich Japan zum ersten Kulturstaat Asiens auf-
geschwungen, und schon steht es im Begriffe, sich wie in Bezug aus Industrie und Verkehr,
so auch in wissenschastlicher Hinsicht selbständig zu machen.
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Extrahierte Personennamen: Oppert
Extrahierte Ortsnamen: Asien Kalifornien Peru Chinas China Japan Korea Japanesen Korea Chinas Korea Japan Korea China Japan Korea Japan England Japan Asiens
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Die Atlasländer. 35
Ii.
i. Die
Wer von Gibraltar oder Sizilien aus den Boden Afrikas betritt, ist erstaunt über die nahe
Verwandtschaft, die hier Natur und Menschenleben mit dem europäischen Gegengestade be-
künden. Der Atlas, diese Riesenmauer zwischen Mittelmeer und Sahara, ist ein Glied des
großen südeuropäischen Gebirgssystems, das mit der Sierra Nevada in Spanien beginnt und
unter den Namen Atlas, Apennin, Alpen, Karpathen und Balkan bis zur Ostgrenze des Ron-
tinents zieht. Lr ist das einzige Faltengebirge des dunkeln Erdteiles und trägt in seiner ganzen
Entstehungsgeschichte und in seinem Aufbau keinen afrikanischen, sondern einen europäischen
Charakter. Klimatisch stehen die Atlasländer ganz unter dem Einflüsse des Mittelmeeres wie
Südeuropa, sie haben also milde, namentlich Brustleidenden sehr zusagende Winter und heiße,
trockene Sommer. Daher bringt Nordafrika dieselben Blumen, Sträucher und Bäume hervor
wie die gegenüberliegende europäische Küste, von ^28 Pflanzenarten, die der Botaniker Cosson
in der Provinz Konstantine entdeckte, finden sich nicht weniger als \056 im südlichen Europa
wieder. Südfrüchte, Getreide, Wein, Glive, Lorbeer, Myrte, Oleander und Maulbeerbäume
gedeihen hier wie dort; die Dattelpalme dagegen ist kein Kind der Mittelmeerzone, ihre Heimat
ist die Wüste Sahara. Ähnliche Verhältnisse zeigt das tierische Leben der Mittelmeerküsten.
Zahlreiche Wandervögel ziehen alljährlich.von Afrika nach dem südlichen Frankreich und weiter
nordwärts. Der Affe kommt noch auf den Felsen von Gibraltar vor, Damhirsch und Muflon
sind beiden Gestaden gemein. Und wie enge gestalteten sich die geschichtlichen Beziehungen
der Mittelmeervölker von den Zeiten der Phöniker und Karthager, der Ägypter und Griechen,
der Römer und Punier bis zur Blütezeit der Araber im Mittelalter, deren Kultur fast das
ganze Mittelmeergestade eroberte, und bis herab zur Gegenwart, wo Frankreich die nordafri-
kanische Westküste, England die Südostküste beherrscht! Das Meer trennt eben die Völker nicht,
sondern verbindet sie.
Das Atlasgebirge bricht mit seinem Nordrand unter dem Namen Tell-Atlas steil gegen
das Mittelmeer ab. „An einzelnen Küstenpunkten", sagt G. Rasch, „wie bei Bona, Stora,
Algier, ist das Hügelland des Tell mit allen Schönheiten der provenzalischen Küste geschmückt.
Im Altertum war es, gleich Sizilien, eine Kornkammer sür die Völker. Fährt man von phi-
lippeville aus, so weidet sich das Auge an den Getreidefeldern, Gemüseäckern, Glivenbäumen,
an den mit Kaktushecken eingerahmten Gärten. In schönem Wechsel blickt man auf Zedern
und Cypressen, Mandelbäume, Zitronen- und Pfirsichbäume und auf hübsche Landhäuser. Die
Landschaft ist von sanft ansteigenden Höhenzügen eingerahmt, deren untere Lzälfte Oliven-
wälder bedecken. Die Straße fassen prächtige Platanen ein, deren volles Laub im Sommer
wohlthätigen Schatten wirft — kurz, man hat ein üppiges, reichverziertes Landschaftsbild der
Mittelmeerregion. Aber kaum war eine Stunde verflossen, so war es auch schon mit dem blü-
henden Bilde vorbei — einzelne Landhäuser und Felder, dazwischen aber weite, unangebaute,
unbewässerte Strecken, mit Gestrüpp und Unkraut bewachsen; einige kleine Dörfer mit ihren
Gärten und Feldern liegen wie Gasen in der unbekannten Landschaft."
3*
Äfrika.
Atlamnder.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
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Extrahierte Personennamen: Cosson
Extrahierte Ortsnamen: Sizilien Afrikas Sahara Spanien Südeuropa Nordafrika Europa Afrika Frankreich Frankreich England Algier Altertum Sizilien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Y. Die deutschen Siedelungsformen.
17
niedrigeren Berge hat auch die eiszeitliche Glet-
schereisbedeckung, die die ganzen Talböden aus-
füllte und die Vorberge zum Teil völlig einhüllte,
erhaltend, glättend und abrundend gewirkt [246j.
Durch die Alpenfaltung sind auch die Schich-
ten des Tertiärs, welche die oberdeutsche Tiefebene
bedecken, an ihrem Südrande aufgebogen und zum
Teil mit in die Faltung einbezogen worden. Die
alttertiären Mergel, Sandsteine und Schiefertone,
die man als Flysch zusammenfaßt, bilden eine
allerdings lückenhafte und schmale Randzone
[243] und dringen nur im westlichen Teil des
deutschen Alpengebietes weiter in das Innere
des Alpenlandes vor [244]. Dank ihrer Weich-
heit heben sich die Flyschhöhen aber überall von
den Kalkbergen sehr deutlich durch ihre rundlichen,
wenig gegliederten, viel mehr mittelgebirgsmäßi-
gen Formen ab.
V. vie äeutscken
Wie von der Fülle der Oberflüchenformen soll
unser Bilderatlas auch einen Begriff von der
Mannigfaltigkeit der deutschen Siedelungsformen
geben, natürlich ohne diese auch nur annähernd
erschöpfen zu können.
Beginnen wir unsere kurze vergleichende Be-
trachtung der Siedelungsbilder mit den ländlichen
Siedelungen als den ursprünglichsten, und wer-
fen wir zunächst einen Blick auf das deutsche
Bauernhaus.vondem zwei Hauptformen unter-
schieden werden können, das niederdeutsche und
das oberdeutsche Haus. Das niederdeutsche Haus
beherrscht ganz Nordwestdeutschland und die an-
grenzenden Teile Nordostdeutschlands, d. h. Meck-
lenburg und die Hauptteile Pommerns und Bran-
denburgs, die von Nordwestdeutschland aus kolo-
nisiert und germanisiert worden sind. Die übrigen
Teile des ostdeutschen, im Verlaufe der Völker-
Wanderung von den Slawen in Besitz genommenen
und erst im Mittelalter von den Deutschen zurück-
eroberten Gebietes sind von Mittel- und Süd-
deutschen besetzt worden und haben dementspre-
chend meist oberdeutsche Hausformen, soweit nicht
slawische Bauweise sich bis heute erhalten hat.
Unter den niederdeutschen Formen des Bauern-
Hauses treten uns zwei Hauptarten entgegen: das
Sachsenhaus und das Friesenhaus. Bei beiden
sind Wohnräume und Wirtschaftsräume, d. h. Vieh-
stalle, Vorratsräume und Tenne, unter einem ein-
zigen Dache vereinigt. Beim Niedersachsen-
Hause [19] ragt es hoch und stattlich empor, ist
bei allen älteren Häusern noch mit Stroh oder
Schilf gedeckt und reicht an den Seiten beinahe
bis zur Erde hinab — wie denn diese niedersäch-
fische hausform offenbar aus der alten Dachhütte,
die man in Moor und Heide heute noch als Stall
[22] und zuweilen sogar als Wohnhaus antrifft,
hervorgegangen ist.
Dem Niedersachsenhause nahe verwandt ist
eine neuere, aus Holland bis nach der Holsteini-
schen Landschaft Eiderstedt vorgedrungene Form
des Friesenhauses, der „Hauberg": mit seinem
riesigen Dache, das im Gegensatz zu dem lang-
gestreckten niedersächsischen vierseitig abgeschrägt
und nahezu quadratisch ist, macht er einen impo-
nierenden Eindruck. Die andere hauptform des
deutschen Friesenhauses, wie sie z. B. auf den friesi-
Geographischer Bilderatlas. I.
Siedelungsformen.
sehen Inseln herrscht, zeigt Bild 6: sie wirkt we-
niger wuchtig als das Niedersachsenhaus und der
Hauberg, weil das ganze Gebäude auf Kosten der
Längsstreckung geringere Tiefe hat und auch die
Eingänge an der Längsseite liegen. Aber mit dem
hohen, tiefreichenden Dach, das durch einen Giebel
über der Haustür gegliedert ist, ist es immer noch
stattlich genug.
Es ist wohl kein Zweifel, daß das feuchte, in
Küstennähe zugleich windreiche Klima Nordwest-
deutschlands im Verein mit dem Vorwalten der
Viehzucht die Herausbildung derartig in sich ge-
schlossener und gegen Wetterunbilden geschützter
Bauernhausformen begünstigt, wenn nicht ver-
anlaßt hat. Diese Annahme wird bestärkt, wenn
wir sehen, daß es bei anderen deutschen Stämmen,
die gleichfalls vorwiegend der Viehzucht in nieder-
schlagsreichem Klima obliegen, zu der Bildung von
Bauernhausformen gekommen ist, die den nieder-
deutschen äußerlich ganz ähnlich sind. In der
inneren Raumanordnung weichen sie freilich von
ihnen ab, und im Gegensatz zu dem stets einstöcki-
gen niederdeutschen Hause, das sich in seine flache
Umgebung gewissermaßen hineinduckt, sind sie oft
mehrstöckig. Beim Schwarzwaldhause [188]
namentlich treffen wir das gleiche mächtige, fast bis
zur Erde herabgezogenedach wieder, das dieganze
Bauernwirtschaft unter sich vereinigt, und ebenso
bei den Bauden des Riesengebirges [90]. Eine
dritte Form des oberdeutschen Hauses, das ober-
bayerische Haus, das nicht nur in den Deutschen
Alpen selbst [248], sondern auch im Alpenvorland
[243] und im Bayerischen Walde [227 und 230]
verbreitet ist, ist gleichfalls ein Viehzüchter-,,Ein-
bau", der Mensch und Tier unter einem Dache
beherbergt. Es trägt vielfach ein auffallend flaches,
zum Schutz gegen Sturmwirkung steinbeschwertes
Dach, das freilich weit über die Wände hinaus-
ragt, vor allem an den Giebelseiten, und oft eine
Galerie oder einen Laubengang mit überdeckt.
In allen bisher nicht erwähnten Teilen Deutsch-
lands, also in fast ganz Mitteldeutschland, großen
Teilen Ostdeutschlands und Süddeutschlands, tritt
an die Stelle der Einbauten der aus mehreren
Gebäuden, die sich meist um einen Hof ordnen, zu-
sammengesetzte Bauernhof, das sog. Fränkische
Gehöft. Nach der Bauart und der Anwendung
2
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
18 Geographischer Bilder
der Baustoffe erfährt es von Landschaft zu Land-
schaft ziemlich weitgehende und sehr bezeichnende
Abwandlungen, aus die im einzelnen einzugehen
hier nicht der Platz ist. Nur auf einige Haupt-
formen soll an Hand unserer Bilder aufmerksam
gemacht werden. Besonders freundlich ist das h e f-
fische Haus [148 und 149] mit dem dunkel oder
farbig gehaltenen Balkenwerk zwischen den weiß ge-
tünchten Fächern, mit seinen mannigfachen Unter-
arten von den stattlichen Gehöften der fruchtbaren
Wetterau [148] bis zu den bescheideneren der füd-
westlichen Thüringer Wald-Taldörfer [118] und
den noch ärmlicheren der hohenrhön^^S/ Dem
hessischen nahe verwandt ist das thüringische
Haus [108 und 121], das im Thüringer Becken
ähnlich freundlich wie das hessische Haus aussieht,
aber iu den armen Glasbläserortschaften des Fran-
kenwaldes als niedrige, in ein düsteres Schiefer-
kleid gehüllte Hütte [115] erscheint und sich auf
der rauhen Hochfläche des Harzes unter grauen
Schindeln birgt [127]. Das Laubenhaus
Ermlands [62] im preußischen Kolonialgebiet
gemahnt an die hessisch-fränkische Herkunft seiner
Bewohner. Einen großen Teil des Königreichs
Sachsen beherrschen eigenartige, wahrscheinlich
slawisch beeinflußte Ständerb auten; unser Bild
von Cunewalde [91] zeigt sie nur aus der Ferne.
Ganz anders sind die hochgiebeligen, weißgetünch-
ten, aber durch ihre bunten Fensterläden doch an-
heimelnden Bauernhäuser Schwabens geartet
[199 und 202].
Schließlich haben wir noch kurz die nichtdeut-
scheu, in Deutschland vertretenen Hausformen zu
erwähnen: die altertümlichen Kuren- und Li-
tauerhäuser [68 und 71], die immer mehr ver-
schwinden, und das Wenden Haus, das sich im
Spreewald erhalten hat [44]. Das Mafuren-
gehöft auf Bild 73 zeigt keine Besonderheiten.
Dagegen ist an dieser Stelle auf die ostfranzö-
fifch e Hausbauform hinzuweisen, die in lothringi-
schen Grenzdörfern vertreten ist [175], und auf die
tschechisch beeinflußte Form des Bauernhauses um
Kudowa an der schlesisch-böhmischen Grenze [80].
Geographisch wichtiger noch als die Bauart
des einzelnen Hofes ist die Form und Lage der
Siedelungen. Während die äußere Gestalt des
Hauses, das vor den Witterungsunbilden schützen
soll, naturgemäß vor allem die klimatischen Unter-
schiede zwischen den einzelnen deutschen Landes-
teilen widerspiegelt, spielen bei der Verteilung der
Wohnstätten über die Landschaft als Einzelhöfe,
Weiler, Dörfer und Flecken der bei den einzelnen
Stämmen verschieden stark ausgeprägte Gesellig-
keitstrieb, die historische Entwicklung und die
Bodengestaltung, daneben auch die Unterschiede in
den Wirtschaftsformen die ausschlaggebende Rolle.
Niedersachsen, Friesen und Bayern neigen zu der
ganz auf sich selbst gestellteneinzelsiedelung,Fran-
ken und Thüringer anderseits sowie auch die Sla-
wen lieben den gefelligen Zusammenschluß. Im
ostdeutschen Kolonialgebiet, wie überhaupt in allen
tlas von Deutschland.
nicht nach freiem Volkswillen, sondern unter dy-
nastischer oder kirchlicher Leitung im Laufe des
Mittelalters planmäßig besiedelten Landesteilen
finden wir andere, regelmäßigere Siedelungsfor-
men als in den Gebieten, die von freien deutschen
Stammesgenossen während der Völkerwanderung
besetzt worden sind. Auf offener Fläche konnten sich
die Siedelungsformen viel freier und ungehemmter
entfalten als im engen Gebirgstal. Die Viehzucht
erfordert andere Anordnung der Wohnstätten als
der reine Ackerbau. Schon aus diesen wenigen
Grundlinien der Siedelungsgestaltung geht her-
vor, welche Mannigfaltigkeit auch in dieser Be-
ziehung in Deutschland vorhanden sein muß.
Da der stolze Niedersachse, der ernste Friese
und der kräftige Bayer gern für sich allein Hausen
und diese Stämme außerdem großenteils Land-
fchaften bewohnen, deren feuchtes oder rauhes
Klima der Viehzucht förderlicher ist als dem Acker-
bau, fo finden wir Einzelhöfe vor allem in den
Siedelungsgebieten der genannten Stämme: in
Westfalen[139], Niedersachsen/29/nndfriesland
[6], in den Alpentälern [248], im Alpenvorlande
[237unb 243]und im Böhmerwalde/Lss/. Aber
wir begegnen ihnen auch in den hochgelegenen
Teilen anderer Mittelgebirge, die nicht von An-
gehörigen der genannten Stämme bewohnt wer-
den, die aber gleichfalls vorwiegend der Viehzucht
dienen: imschwarzwald/267und295/, im Sauer-
lande, imriesengebirge/Äz und86], in derhaupt-
fache also in denselben Landschaften, die wir schon
als diesitze der „Einbauten" kennen gelernt haben.
Auch anderswo finden wir die Gebirgswohnplätze
wenigstens zu „Streusiedelungen" weit ausein-
andergezogen [111]. In diesem Zusammenhange
sind auch die einzigen Sennwirtschaften des deut-
schen Mittelgebirgslandes, die Molkereien der Hoch-
vogesen [185], nicht zu vergessen, die wenigstens
einen kleinen Teil der Bevölkerung für die Som-
mermonate in Einzelsiedelungen führen.
Neben den erwähnten Streusiedelungen bilden
den Übergang von den Einzelhöfen zu den Dörfern
die Weiler, die in vielen Teilen des baye-
rischen Stammesgebietes an Stelle der „Einöd-
Höfe" getreten und wohl aus solchen hervorgegan-
gen sind, aber auch in anderen Landesteilen vor-
kommen. Sie sind vor allem der flachen, un-
ruhigen Urgebirgslandschaft angemessen, wie wir
sie im Bayerischen Walde und im südöstlichen
Frankenwalde kennen gelernt haben, mit ihrem
fortwährenden Wechsel von Kuppen und Tälchen,
Wald, Wiese und Feld.
Auch die älteste deutsche Dorfform, das
Haufendorf, ist vielleicht aus der Vereinigung
mehrerer Einzelhöfe hervorgegangen. Mit der un-
regelmäßigennebeneinanderstellung der einzelnen
Höfe und den gewundenen Straßen ist es das Ab-
bild einer nicht nach vorbedachtem Plane erfolg-
ten, sondern allmählichen, freien Entwicklung. Wir
finden solche Dörfer vor allem in den altdeutschen
Gebieten, also westlich der Saale und Elbe. Die
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Fran- Laubenhaus
Ermlands Sachsen Schwabens Deutschland Spreewald Niedersachsen Deutschland Deutschland Westfalen[139 Niedersachsen/29/nndfriesland Bayerischen_Walde
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
149. Schtdälmerinnen auf dem flbendmahlsgang. Phot von R.weber in Berlin-Cichterfeide.
Hessen ist dasjenige unter den deutschen Stammesgebieten, in dem sich die alten bäuerlichen Volks-
trachten noch am besten erhalten haben. Besonders die Bewohner des Schwalmgebietes an der Nord-
seite des Vogelsberges sind der alten Tracht bis heute treu geblieben. Die Häuser in der Schwalm
haben das gleiche dunkelbemalte Balkenwerk zwischen weißgetünchten Fachwerkseldern wie in der
Wetteran, doch sind die Dorfbilder hier wegen des vielen Grüns noch freundlicher als dort.
130. Frankfurt und der Main. Phot. von C. flbt in frankfurt a. m.
Da, wo die letzten Ausläufer des Vogelsberges mit denen des Taunus am Main und am Rande der
weiten oberrheinischen Tiefebene zusammentreffen, hat sich seit alters ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt
befunden, und so erwuchs hier die große Handelsstadt Frankfurt a. M. Unser Bild zeigt außer dem
von mehreren Brücken sehr verschiedenen Alters überspannten Alainstrom rechts die Vorstadt Sachsen-
Hausen und links die steilen Dächer der erinnerungsreichen Frankfurter Altstadt mit dem Dom, der
alten Kaiserkrönungskirche.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: C.
Extrahierte Ortsnamen: Berlin-Cichterfeide Hessen Wetteran Frankfurt Main Taunus Main Frankfurt Sachsen-
Hausen