38
V. Geschichte.
daß die Perioden ungefähr gleichlang waren'. — Die gar nicht seltenen Moor-
leichen waren entweder Verunglückte, oder aber zur Strafe Versenkte, und dies sind
offenbar die meisten gewesen (Tacitus, Germania 12). Kleidung und Haare, von
der Moorsäure fuchsrot gefärbt, sind gut erhalten, die Knochen völlig erweicht. Die
Funde beweisen, daß die Kultur in Gewandung, ihrem Muster und Schnitt, recht
hoch und dieselbe war, welche die Germanen auf verschiedenen römischen Siegesdenk-
mälern tragen.
Eine gewisse Gliederung in Kulturabschnitte läßt sich an Hand der Be-
stattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen:
a) Steingräber der jüngeren Steinzeit mit einer großen, meist aus unbehauenen
Steinblöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Dolmen — über-
irdische Grabkammern oder Ganggräber; Cromlechs — kreisrunde oder auch recht-
winklige Steinsetzungen2. Die „Sieben Steinhäuser"3 bei Fallingbostel, die Lübben-
steine* bei Helmstedt. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück,
86 m lang. Älteste Funde germanischer Töpferkunst mit mannigfaltigen, schönen Formen.
b) Grabhügel mit Steinaufbau und Hockergräber mit hockender Stellung der
Leiche. Zunehmen der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei.
c) Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten
Leichnams enthalten.
d) Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins
8. Iahrh. n. Chr. An Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt sich sicher
die Verbreitung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen.
Die Wallburgen sind in unserem Gebiete zu mehreren Dutzenden vorhanden
und teilweise in ansehnlichen Überresten erhalten, so die Pippinsburg und das Bülzen-
bett bei Lehe, auf dem Deister die Heister-, die Wirkes- und die Vennigser Burg, auf
dem Elm die Reitlingsburgen. Sie entstammen sehr verschiedenen Zeitaltern, viele
werden als sächsisch, davon im Lüneburgischen eine große Zahl als Grenzplätze gegen
die Wenden, einige als fränkisch, kaum eine als römisch angesprochen. Römisch sind
wohl einige der Knüppeldämme — ponte8 longi —, die unsere Moore durchziehen,
aber sie kommen zahlreich auch in Gebieten vor, die nie ein römisches Heer betreten hat.
2. Zur Zeit des Kaisers Augustus war unser Land ganz von germanischen
Stämmen bewohnt. Die wichtigsten waren: die Cherusker, von der Weser bis
zum Harz und darüber hinaus; nördlich von ihnen die Angrivarier? die Lango-
barden im Lüneburgischen (Bardowiek?)! an der Nordseeküste die Chauken und
westlich von ihnen die Friesen, südlich von diesen die Ampsivarier im Emsgebiete.
Den Cheruskern und ihrem Fürsten Hermann war es beschieden, Deutschland
von den Römern zu befreien. — 9 n. Chr. Schlacht im Teutoburger Walde, 16 bei
Idistaviso und am „Grenzwalle der Angrivarier".
1 (Es ist klar, daß auf dem Forum Romanum nach der „Gründung der Stadt"
keine Gräber mehr angelegt werden konnten. Die Vergleichung der Gräberfunde
ergibt in der Tat, daß die letzten aus der ersten Hälfte des 8. Iahrh. stammen und
daß hier die vorgeschichtliche mit der geschichtlichen Zeitrechnung zusammentrifft. Das
ist die Probe auf das Exempel.
2 S. Bilderanhang S. 68.
» Der größte der noch vorhandenen fünf Dolmen wird bedeckt durch einen einzigen
Block von 4,82 X 4,38 m, 0,72 m dick, 1646 Zentner schwer.
4 Das größte der beiden Gräber ist 17,8 rn, die Grabkammer selbst 9,5 m, ein
Deckstein fast 3 m lang und wiegt fast 7669 kg. — Andree, Braunschweiger Volks-
kunde. Braunschweig 1961. S. 8 ff.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Kreis_Bersenbrück Iahrh Augustus Hermann Idistaviso Iahrh Andree
Extrahierte Ortsnamen: Fallingbostel Helmstedt England Heister- Deutschland
44 Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1. Volksteile. Den weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen' Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Iahrh. eingewanderte
Niederländer im Alten Lande- im Harze kleine Teile von Franken, Hessen
und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge (um 1520),
zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen Bewohner des
Wendlandes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und ebenso ist es im
Werder gegangen, dem nordöstlichen Zipfel von Braunschweig, im Amte
Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo
noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott. Spuren slawischen
Wesens erstrecken sich, zum Teil in den Ortsnamen, über Goslar bis an die
Werra und im W über die Weser hinaus bis an die Hunte.
Wendisch wird als Volkssprache nirgends mehr geredet, Friesisch noch
von 4035 Seelen gesprochen, von denen 3648 auf Ostfriesland Kommen,-
an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der Niedersachsen ge-
treten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet beherrscht. Freilich
ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden, hat aber doch
seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden ist. Am Süd-
rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa überwiegt der
mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die Bergstädte der
oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören- aber die andern Teile
des Harzes, namentlich die Südwest- und die Nordwestseite, reden Niederdeutsch.
Der Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grundform bada — Wasser
entstanden.
Die niedersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten verläuft
in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemünden, Niedergandern (an der Leine),
Weißenborn (nördlich von Heiligenstadt), Winzingerode (südöstlich von Duderstadt), um
den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge,
Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Ballenstedt auf Calbe a. S. zu.
Sprachproben:
Oberharzisch aus „Schlachter Mä" [—Schlechter Mai]:
Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2? Der Teifel ah!
Die halten sich in Eros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra,
Worim? Das losset er sich mant1 saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, —
Har kimmt ju wie der Wauwau ahn. Is dos ne Ornung? Schamer sich!
Stade: Nimmt nich äwel, sä de Voß,
Da harr he'n Goos bi'n Wickel [beim Kragen).
Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck,
so tah [zäh] un stiew as „meck un deck".
Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen).
Satt eten un sparen.
Braunschweig: Häseken, Häseken, verstick dik!
Wenn de Hund kummt, de bit dik!
Wenn de Jäger kummt, de schit dik!
1 nur. — 2 Wir sollen ihn loben?
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TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Sattler
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Italien Italien Pavia Deutschland Eilum Eitzum
34
Geschichte.
V. Geschichte.
1) Die vorgeschichtliche Zeit hat in Höhlen, vor allem in dem das
Begrabene so wohl erhaltenden tiefen Moore, ebensosehr in den Gräbern,
sodann in den Befestigungswerken, wie Wallburgen, Langwällen, den söge-
nannten „Landwehren", „Schwedenschanzen", die aber viel älter sind als
die Schwedenzeit, Spuren der ersten Menschenwelt hinterlassen, die diesen
Boden bewohnte.
a. Die ältere Steinzeit lpaläolithische Periode) berührt sich mit der Eiszeit und
hat ihren Namen von den rohgearbeiteten Geräten und Waffen aus heimischen Ge-
steinen, mit denen die spärlich vorhandene Menschenwelt Höhlentiere, Höhlenhhänen
und Höhlenbären bekämpfte. Menschliche Knochenfunde sind nicht vorhanden.
b. Unendlich weiter vorgeschritten ist die jüngere Steinzeit, in der Geräte und
Waffen aus schön geschliffenen Gesteinen gefertigt wurden, die zum Teil aus weiter
Ferne stammen. Die Menschen wohnten viel dichter zusammen, denn die Funde sind
überaus zahlreich. Nicht nur Jagd, sondern auch Viehzucht und sogar schon Acker-
bau wurden betrieben, und in diese Zeit gehören die großen Steingräber is- unten).
Wes Stammes die Menschen der beiden Steinzeiten waren, ob Kelten, Germanen
oder eine ganz anders geartete Urbevölkerung, steht dahin. Aber dafür, daß es Ger>
manen gewesen sein werden, spricht der Umstand, daß in Norddeutschland und Skan-
dinavien die Funde ganz gleichartig sind durch alle Stufen der Vorgeschichte bis in
die Eisenzeit hinein, in der sie unzweifelhaft von Germanen zeugen.
c. Aus dem Zeitalter des Steines entwickelte sich allmählich die Bronzezeit.
Die Bronze, eine Mischung von 9/io Kupfer mit Vio Zinn, diente zu Schmuckwaffen,
Zieraten (z. B. Kämmen, Schnallen, Armringen) und täglichen Gebranchsgegenstän-
den (Spateit, Eimern). Ihre Fundstücke, so häusig in unfern Museen vertreten in
smaragdgrünen Resten, müssen anfangs aus der vorgeschrittenen Kultur des Südens
durch Händler auf dem Wege des Rhönetales nach Germanien gebracht worden fein.
ä. Die Eisenzeit führt uns zu den Germanen, und ihr Beginn wird um 500
v. Chr. anzusetzen sein. Indessen mag es an der Vergänglichkeit des Eisens liegen,
daß dieses Metall an den Fundstätten älterer Zeiten nicht gefunden wird.
Eine gewisse Gliederung im Kulturabschnitte läßt sich an der Hand der
Bestattungsarten, der Gräberfunde, aufstellen:
a. Stein gräber der jüngeren Steinzeit mit einer großen, meist aus unbe-
hauenen Steiublöcken hergestellten Grabkammer. Unverbrannte Leichen. Dolmen
= überirdische Grabkammern oder Ganggräber) Eromlechs — kreisrunde oder auch
rechtwinkliche Steinsetzungen*). Die „Sieben Steinhäuser" 2) bei Fallingbostel, die
Lübbensteine^) bei Helmstedt. Das größte Steingrab liegt bei Hekese, Kreis Bersenbrück,
86 in lang. Älteste Funde germanischer Töpserkunft mit mannigfaltigen, schönen Formen.
b. Grabhügel mit Steinaufbau und Hockergräber mit hockender Stellung der
Leiche. Zuuehmeu der Leichenverbrennung, Verfall der Töpferei.
c. Hügelgräber mit kleinen Steinkisten, welche die Asche des verbrannten
Leichnams enthalten.
6. Urnenfriedhöfe bis in den Beginn der christlichen Zeit, also bis ins
8. Jahrh. nach Chr. An der Hand der Funde von Töpferwaren in England läßt
sich sicher die Verbreitung der „Angelsachsen" aus unserer Heimat nachweisen.
Die Wallburgen sind in unserem Gebiete zu mehreren Dutzenden vorhanden
1) S. S. 60.
2) Der größte der noch vorhandenen 5 Dolmen wird bedeckt durch eiuen einzigen
Block von 4,82 X 4,38 m, 0,7 2 m dick.
3) Das größte der beiden Gräber ist 17,8 m, die Grabkammer selbst 9,5, em
Deckstein fast 3 m lang und wiegt sast 7000 kg. — Andree, Braunschwelger Volks-
künde. Braunschweig 1901. S. 8 ff.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
40
Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
Die Ereignisse der solgenden Jahre gehören der allgemeinen deutschen
Geschichte an. Im Kriege 1870/71 haben die hannoverschen Truppenteile,
als Glieder des 7. und des 10. preußischen Armeekorps, rühmlich gekämpft.
Vi. Die Bevölkerung und ihr Leben und Treiben.
1) Volksteile. Deu weitaus größten Teil der Bevölkerung bilden die
Niedersachsen; Friesen wohnen in Ostfriesland, an der Weser unterhalb
Bremens (namentlich im Lande Wursten), seit dem 12. Jahrhundert einge-
wanderte Niederländer im Alten Lande; im Harze kleine Teile von Franken,
Hessen und Schwaben und Einwanderer aus dem Sächsischen Erzgebirge
(um 1520), zum Mischstamme der Harzfranken vereinigt. Die slawischen
Bewohner des Weudlaudes sind den Niedersachsen ähnlich geworden, und
ebenso ist es im Werder gegangen, dem n.ö. Zipfel vou Br., im Amte
Vorsfelde am Drömling, wo ehemals slawisches Volkstum herrschte und wo
noch Rundlingsdörfer zu finden sind, so Rühen und Eischott.
Friesisch wird als Volkssprache ebenso wie das Wendische nirgends
mehr geredet, an seine Stelle ist das Platt- oder Niederdeutsch der
Niedersachsen getreten, das als Volkssprache noch fast das ganze Gebiet be-
herrscht. Freilich ist es durch das Hochdeutsche sehr zurückgedrängt worden,
hat aber doch seinen Besitzstand zäher behauptet, als ihm geweissagt worden
ist. Am S.-Rande des Harzes von Osten bis nach Walkenried und Sachsa
überwiegt der mitteldeutsche Sprachstamm der Thüringer, während die
Bergstädte der oberdeutschen (oberharzischen) Mundart angehören; aber die
andern Teile des Harzes, namentlich die S.w.- und die N.w.-Seite reden
niederdeutsch. Ter Name der Bode hingegen ist aus der slawischen Grund-
sorm bada — Wasser entstanden.
Die nicdersächsische Sprachgrenze gegen die mitteldeutschen Mundarten ver-
läuft in unserem Gebiete auf der Linie: Münden, Hedemiinden, Niedergandern tan
der Leine), Weißenborn {n. von Heiligenstadt), Winzingerode ls.ö. von Duderstadt), um
den Nordrand des Ohmgebirges bis Holungen, Osterhagen, Sachsa, Wieda, Zorge,
Rothehütte, Hasselfelde, Güntersberge, Mägdesprung, Wallenstedt auf Calbe a. S. zu.
Sprachproben:j
Oberharzisch aus „Schlachter Mä" Schlechter Mai]:
Die arm Bliemla gans verschreckt, Mersollne lahm2)? Der Teifel ah!
Die halten sich in Gros verschteckt. De Barge weiß, dr Himmel gra,
Worim? Das losfet er sich mant^) saan: Ne Kelt, ä Wetter lasterlich, —
Hai" kimmt ju wie der Wauwau ahn. Js dos ne Ornung? Schamer sich!
Stade: Nimmt uich äwel, sä de Voß,
Da harr he'n Goos bi'n Wickel [kirn Kragens.
Calenberg: Stiew is dei Calenberger Dreck,
so tah [zal)] un stiew as „meck un deck".
Ostfriesland: Moi gahn un wahren [hübsche Kleider tragen und schonen),
Satt eten un svaren.
i) nur. 2) Wir solleu ihn loben?
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
28
Ii. Landschaftskunde.
Norderney^ einen blühenden, stadtgleichen Badeort (4), und Langeoog
(Oog^ Insel) ein vom Kloster Loccum unterhaltenes Hospiz für Badegäste-
es sind jetzt alle bewohnten Inseln auch Seebäder.
Ostfriesland war lange Zeit durch kaum zugängliche Moore vom übrigen Reiche
fast inselgleich gesondert, und das hat bei den Ostfriesen die Pflege eigenartiger
Charakterzüge begünstigt, unter andern ein starkes Rechtsgefühl und Verschlossenheit
gegen Fremdes, und die stolze Tatsache, daß sie ein gutes Stück des Bodens, den sie
bewohnen, selbst geschaffen haben, hat ein gesteigertes Selbstbewußtsein erzeugt („Eäla
freya Fresena!"). Eigenartige Orts- und Personennamen.
In dem bis 1853 oldenburgischen, 1875 mit dem Reg.-Bez. Aurich vereinigten
Jade-Gebiete die noch junge, aber bereits 35000 Einw. bergende Stadt Wilhelms-
Häven. Der mit ungeheuren Kosten angelegte und 1869 eröffnete Hafen der deutschen
Flotte umfaßt fünf Hafenbecken mit drei Einfahrten, großen Trockendocks, Hellingen
und Werkstätten. An der Landseite Außenforts. Mit der oldenburgischen Nachbar-
stadt Rüstringen, die von den gleichen Lebensbedingungen abhängt, birgt die ganze
Wohnlage über 90000 Einw.
7. Die Moore zwischen dem Dümmer und der Aller.
Auf dieser Landfläche, die durch Oldenburg zu einem Dreieck abgegrenzt
wird, überwiegt das Moor zwar nicht so sehr wie im mittleren Emsgebiete,
es kommen auch, zumal links der Weser, Geestrücken und an den Flüssen
hier und da Marschland vor, aber dem Ganzen gibt doch der Torfboden sein
Gepräge. Politisch gehört weitaus das größte Stück zum Reg.-Bez.hannover,
der 0 zum Reg.-Bez. Lüneburg und auch zu Braunschweig (s. S. 12),
im N zwei kleine Stücke zum Reg.-Bez. Stade und Thedinghausen (s.s. 12)
wiederum zu Braunschweig. Alte Landesnamen: Grafschaft Diepholz,
zwischen Oldenburg, Dümmer und Westfalen, 1585 mit den Landen von
Braunschweig-Lüneburg vereinigt- nördlich davon Grafschaft Hoya, zum
weitaus größten Teile links der Weser, 1582 an Braunschweig-Lüneburg
gefallen- die Fürstentümer Calenberg (f. S. 18) und Lüneburg, im 0.
a) Links der Weser. Zwischen dieser und der Aue das Große Moor,
jenseits der Aue das Wietingsmoor. Der 22 qkm messende, aber all-
mählich zuwachsende Moorsee Dümmer, gegen 2 m tief, ist der zweitgrößte
in Niedersachsen und sehr fischreich.
Nahe nördlich von ihm der Flecken Diepholz, ziemlich in der Mitte der Grafschaft,
in der nur 37 Einw. auf 1 qkm hausen. Der Flecken Sulingen ist bekannt durch
seine Sensenfabrikation- Konvention von 1803 ()'. S. 43). - Hoya, handeltreibender
Flecken an der Weser, entstanden um die Burg der Grafen von Hoya.
b) Rechts der Weser. Die Geestrücken tragen mit Heidekraut und
Kiefernwäldern bereits das Gepräge der Lüneburger Heide, aber der Ackerbau
dringt immer weiter in sie hinein. Zwischen der Oker, Aller und dem Braun-
schweigischen der fruchtbare Lehmboden des Papenteichs, an den sich, nach
So bis in die Nähe von Helmstedt vorspringend, der Hasenwinkel mit
ergiebigen Feldern anschließt.
i Das ist wahrscheinlich Noder-nige-ooge = Norder neue Insel. Siehe Bild S. 80.
Borkum beherbergte 1911 fast 30000, Norderney fast 46000 Badegäste.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
V. Geschichte.
37
erinnern. Recht häufig ist noch in den Gewässern der Fischotter' der Edelhirsch
wird noch in einigen eingehegten Jagdbezirken, wie in der Göhrde und im Saupark,
gefunden, hier und im Zolling ebenso das Wildschwein. Dem Leehund, der ein
so gefährlicher Feind der Fische ist, wird an den Nordsee-Inseln eifrig nachgestellt,
die Seemöwe hingegen, die mindestens ebenso schädlich ist, auf einigen von jenen
Inseln wegen ihrer Eier geschützt. Der Granat- oder Garneelen-Fang liefert an
den Küsten lohnende Ausbeutet „Entenfänge" bestehen noch an verschiedenen Orten,
so bei Celle. Über Viehzucht und Fischerei siehe S. 48 f.
V. Geschichte.
1. Die vorgeschichtliche Zeit hat in Höhlen, vor allem in dem das
Begrabene so wohl erhaltenden tiefen Moore, ebensosehr in den Gräbern,
sodann in den Befestigungswerken, wie Wallburgen, Langwällen, den so-
genannten „Landwehren", „Schwedenschanzen", die aber viel älter sind als
die Schwedenzeit, Spuren der ersten Menschenwelt hinterlassen, die diesen
Boden bewohnte.
a) Die ältere Steinzeit (paläolithische Periode) berührt sich mit der Eiszeit und
hat ihren Namen von den rohgearbeiteten Geräten und Waffen aus heimischen Ge-
steinen, mit denen die spärlich vorhandene Menschenwelt Höhlentiere, Höhlenhyänen
und Höhlenbären bekämpfte. Menschliche Knochenfunde sind nicht vorhanden.
b) Unendlich weiter vorgeschritten ist die jüngere Steinzeit, in der Geräte und
Waffen aus schön geschliffenen Gesteinen gefertigt wurden, die zum Teil aus weiter
Ferne stammen. Die Menschen wohnten viel dichter zusammen, denn die Funde sind
überaus zahlreich. Nicht nur Jagd, sondern auch Viehzucht und sogar schon Ackerbau
wurden betrieben, und in diese Zeit gehören die großen Steingräber (f. S. 38).
Wes Stammes die Menschen der beiden Steinzeiten waren, ob Kelten, Germanen
oder eine ganz anders geartete Urbevölkerung, steht dahin. Aber dafür, daß es
Germanen gewesen sein werden, spricht der Umstand, daß in Norddeutschland und
Skandinavien die Funde ganz gleichartig sind durch alle Stufen der Vorgeschichte bis
in die Eisenzeit hinein, in der sie unzweifelhaft von Germanen zeugen. Von allen
Metallen scheint in der Steinzeit nur das Kupfer in Gebrauch genommen worden zu
sein, aber ohne großen Erfolg.
c) Aus dem Zeitalter des Steines entwickelte sich allmählich die Bronzezeit. Die
Bronze, eine Mischung von Kupfer mit tl Zinn, diente zu Schmuckwaffen, Zieraten
(z. B. Kämmen, Schnallen, Armringen) und täglichen Gebrauchsgegenständen (Spaten,
Eimern). Ihre Fundstücke, so häufig in unfern Museen vertreten in smaragdgrünen
Resten, werden anfangs aus der vorgeschrittenen Kultur des Südens durch Händler
auf dem Wege des Rhönetales nach Germanien gebracht sein.
d) Die Eisenzeit führt uns zu den Germanen, und ihr Beginn wird um 1000 v. Ehr.
anzusetzen sein. Indessen mag es an der Vergänglichkeit des Eisens liegen, daß dieses
Metall an den Fundstätten älterer Zeiten nicht gefunden wird.
Montelius - Stockholm teilt die Bronzezeit in fünf, die Eisenzeit in sechs ver-
schieden? Perioden, deren jede etwa ein Jahrhundert dauerte, und gewinnt für die
dritte der Bronzezeit 1300, für die fünfte der Eisenzeit 600 v. Chr. Die Tatsache, daß
immer Funde aus angrenzenden Perioden gemeinsam vorkommen, läßt darauf schließen,
* Der Fang von Granaten wertete 1911 an der deutschen Nordseeküste 604000
von Schollen 11,5 Mill. M.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier]]
Extrahierte Ortsnamen: Nordsee-Inseln Celle Norddeutschland Skandinavien Germanien Stockholm
— 73 —
Im Himmel, Walhalla, glaubten die alten Deutschen die
Freuden der Erde, Jagd, Krieg und Schmaus, fortsetzen zu
können. Der Todte wurde mit seinen Waffen begraben oder
verbrannt.
Ueber fünfzig Völkerschaften wohnten in Deutschland. Sie
waren unter drei Hauptstammen begriffen:
1) Der Stamm der sassischeu Völkerschaften im nord-
westlichen Deutschland zwischen dem Rhein und der Elbe.
Ihm gehörten unter ankeren folgende Völker an: Die Cherusker um den
Harz, die Usipeter zwischen Main, Rhein und Lahn, die Sigambrcr an
der Sieg, die Brukterer im heutigen Münsterlande, die Amsivarier an
der Ems, die Friesen an der Nordsee, die Chauken an der Hunte, die
Cimbern in der cimbrischen Halbinsel, dem heutigen Jütland.
2) Der Stamm der Sueven wohnte in einem großen
Halbkreise, vom Ober- und Mittelrhein und von der Donau
durch die Mitte Deutschlands bis an die Ostsee, um die sassischen
Völkerschaften.
Die Longobarden an der untern Elbe, die Semnonen ander
Oder, Havel und Spree, die Angeln in der Gegend von Schleswig, die
Hermunduren im fränkischen und böhmischen Gcbirgslande, die Marko-
mannen in Böhmen, die Katten im Hessischen.
3) Der Stamm der Gothen wohnte zwischen der Oder
und der Weichsel.
Zn ihm gehörten, außer den eigentlichen Gothen, die Heruler, Ru-
gier und Vandalen.
8. 40.
Kriege mit den Römern.
Armin.
Zweimal schon waren die Römer vor Augustus mit Deut-
schen im Kampf zusammengetroffen, nämlich unter Marius mit
den Cimbern und Teutonen, und unter Cäsar mit Ariovist.
Sie hatten nur vermöge ihrer hohen Kriegskunst endlich gesiegt.
Jndeß wohnte der Deutsche nach wie vor unbezwungen und frei
in seinen Gauen. Dem Kaiser Augustus glückte der Versuch,
in dieselben einzudringen. Am Rhein hatten seine Heere feste
Waffcnplätze, von wo aus sie ihre Eroberungszüge unter-
nahmen. Schon fingen die Römer an, sich in der Gegend
zwischen dem Rhein und der Weser als Herren zu betragen,
ihre Richter sollten Recht sprechen, die Deutschen sollten für sie
Kriegsdienste verrichten und endlich sich gar gefallen lassen, daß
römische Sitte und Sprache eingeführt würden. Schon ließ der
römische Feldherr Varus, zum Zeichen des Rechts über Leben
und Tod, Beile und Ruthenbündel vor sich hertragen. Das
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Schmaus Augustus Marius Marius Cäsar Augustus Augustus Varus
Extrahierte Ortsnamen: Walhalla Deutschland Deutschland Rhein Main Rhein Nordsee Donau Deutschlands Ostsee Schleswig Hessischen Rhein Rhein
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ander das getheilte Reich, welches sie jedoch durch Thüringen
und Burgund erweiterten.
Wo die morschen Reste der römischen Herrschaft durch die
kräftigen germanischen Stamme verdrängt waren, bekamen die
Länder von ihnen neue Namen. Aus der Vermischung der alten
römischen und der neuen germanischen Bevölkerung entstanden
die Romanen. Bei den Franken und Sachsen änderten
sich die alten Sitten, auch wenn sie neue Länder besetzt hatten,
wenig.
Außer ihren Lieblingsbeschäftigungen, Jagd und Krieg, trie-
den sie nun mehr Gartenbau. Statt in Lehmhütten, wie ftüher,
wohnten sie jetzt schon in festen Häusern von Stein, Kalk und
tolz. Ueber den Gauen stand ein Graf, welcher durch die
chöffen die Gerichtsbarkeit auszuüben hatte.
Knechte. Unfreie. Hörige. Lehenswcsen. Allode. Vasall. Heerbann.
Theodorich der Große, König der Ostgothen, welcher die Schwester
Klodwig's zur Gemahlin nahm, besiegte 493 den Odoakcr, gründete das
ostgothische Reich in Italien und herrschte bis 326 kräftig und weise.
Das von ihm gestiftete Reich wurde 853 von dem griechischen Kaiser Justinian
zerstört.
Justinian regierte von 328—565. Er hing nicht so sehr wie seine
schwächlichen Vorgänger von der Leibwache und von den Weibern ab. Ge-
schickte Feldherren haben seine Regierung berühmt gemacht. Belisar und
Gclimer, letzter Vandalen-König. Narse's und Tejas, letzter Ostgothen-König.
Gesetzsammlung. Seidenbau in Europa. Man glaubte bis dahin, die
Seide wüchse auf Bäumen. Sie war so theuer, daß selbst ein Kaiser seiner
Gemahlin ein gewünschtes Seidenkleid abschlagen mußte. Ein paar Mönche
brachten in ihren ausgehöhlten Wanderstäben aus Indien Samcneier der
Seidcnfalter mit. Seidenraupen, Maulbeerbaumblätter, Verpuppung, Co-
con. — Die Sophienkirche.
§. 43.
Die Hausmaier.
700 — 768 n. Ehr.
Karl Martell. Pipin der Kurze.
Während der kraftlosen Negierung der Merovinger, in deren
Familie die unerhörtesten Gräueltaten vorfielen, übten die Auf-
seher des königlichen Hofstaates und der Einkünfte, Major Do-
mus (Hausmaier, Großhofmeister), die oberste Gewalt aus,
und machten ihre Würde fogar erblich.
Pipin von Heristal, einem Schlosse an der Maas un-
weit Lüttich, hielt den König so gut wie gefangen, nannte sich
Anführer und Fürst der Franken und erwarb sich durch die
Klugheit und Gerechtigkeit, womit er Ordnung aufrecht erhielt,
die Liebe des Volks. Die Märzfclder oder Reichstage.
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TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl
Extrahierte Ortsnamen: Burgund Sachsen Italien Europa Indien
— 80 —
chen. Diese in besonderen abgeschlossenen Gebäuden, Klöstern,
wohnenden Gesellschaften waren ursprünglich aus einer Vereini-
gung der Einsiedler, Eremiten, entstanden, welche in der Er-
tödtung „des Fleisches," in der einsamen, von der Welt getrenn-
ten Lebensart und in der Selbstpeinigung die wahre Gottselig-
keit zu finden vermeinten. Die Selbstpeinigungen trieben die
sogenannten Säulenheiligen auf's höchste. Simeon., Da-
niel. Geistliche Orden. Mönchs- und Nonnenklöster.' Abt.
Messe.
Vor dem Jahre 700 waren bereits die germanischen Völker-
schaften an der Donau und am Rhein zum Christenthum über-
gctreten, aber im Innern Deutschlands bestand noch das alte
Heidenthum. Ulphilas, Bischof der christlichen, nördlich von
der Nieder-Donau wohnenden Westgothen übersetzte die Bibel.
Unter den vielen Männern, welche sich berufen fühlten, das
Christenthum durch Lehre weiter zu verbreiten, war Winfried,
ein englischer Mönch, der vorzüglichste. Wo er bei den Thü-
ringern, Franken und Sachsen austrat, legte er Kirchsprenge!
an, und machte sie dem Papst unterthan. Er überredete die
deutschen Herzoge, ihn bei der Stiftung der Bisthümcr Würz-
burg in Franken, Erfurt in Thüringen, Regensburg in Baiern,
Salzburg in Tyrol und anderer zu unterstützen. Zur Beloh-
nung für seine Beharrlichkeit und seinen Eifer, mit welchem er
unglaubliche Schwierigkeiten zu überwinden hatte, wurde er vom
Papst zum Erzbischof von Mainz ernannt. Die Donnereiche
zu Geismar in Hessen, an der Eder südlich von Cassel.
Aus den einfachen Wohnungen der Geistlichen entstanden
Dörfer und Städte, die Deutschen entwöhnten sich ihrer unsteten
Lebensart uno wurden in festen Wohnsitzen der Bildung zu-
gänglicher.
Winfried war es, welcher den Pipin zum König salbte.
Im Jahr 755 machte er noch einmal den Versuch, die Friesen
zu bekehren, wurde aber mit seinen Begleitern ermordet. Seine
Leiche wurde erst nach Utrecht, von da nach Mainz und endlich
nach der von ihm gesichteten berühmten Abtei Fulda gebracht,
wo noch jetzt Ueberbleibsel von ihr vorhanden sein sollen. Zum
Dank für seine Verdienste ist er Bonifacius, Wohlthäter, ge-
nannt worden.
Wenn aus dem Wege des Rechts bei einem Streit die Wahr-
heit nicht ermittelt werden konnte, so glaubte man, daß Gott
durch ein Wunder sie darthun würde, und übte die Gottesur-
theile, Ordalien. Diese waren: Zweikampf, Feuerprobe,
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