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1. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 6

1910 - Berlin : Parey
6 Die Begründung des brandenburgisch-preußischen Staates. überhand genommen, und gotteslästerliches Fluchen, wie man es von den Landsknechten gelernt hatte, und wunderlichster Aberglaube waren unter dem Volke weit verbreitet. Auch das alte, stolze. Selbstbewußtsein war den Deutschen geschwunden. Mit Bewunderung staunte man alles Ausländische und Fremde an und,ahmte die Lebensgewohnheiten, die Sitten und Unsitten der Ausländer nack. als ob man sich seines deutschen Wesens schäme. Nach französischer Mode bedeckten die Männer ihr Haupt mit langen Lockenperücken, und die Frauen erschienen in weiten Reisröcken und engen Schnürleibern. Ja, auch in die deutsche Sprache mengte man fremde Worte, daß sie kaum noch als deutsche zu erkennen war. c) Die Ohnmacht des Deutschen Reiches. Der 30jährige Krieg hatte auch die Einheit des D eut schen Reiches fast vollständig vernichtet. Der Kaiser war zwar noch dem Namen nach das Oberhaupt des Reiches, aber er hatte über dieses fast keine Macht mehr. Ohne Zustimmung des Reichstages, der damals feinen ständigen Sitz in Regensburg hatte und aus 240 Abgesandten der Stände zusammengesetzt war, konnte der Kaiser weder über Krieg und Frieden beschließen, noch Gesetze erlassen und ein Heer ausrüsten. Die deutschen Reichsfürsten waren selbständig regierende Herren in ihren Ländern geworden, die, ohne den Kaiser zu fragen, Krieg führen und Bündnisse sogar mit ausländischen Fürsten abschließen dursten, wenn es für sie von Vorteil war und nicht gegen Kaiser und Reich ging. So war Macht und Ansehen des Deutschen Reiches geschwunden. d) Der Verfall des Wirtschaftslebens in Stadt und Land. Auch das ganze Wirtschaftsleben im Deutschen Reiche war durch den großen Krieg vollständig zurückgegangen. Die G e-werbtätigkeit in den entvölkerten Städten lag darnieder. Die Handwerker besaßen leine Mittel, um sich die Rohstoffe zur Verarbeitung anzuschaffen. Und hatten sie mit Not und Mühe Verkaufsgegenstände hergestellt, so fehlte es an Käuferu._da kein Geld im Lande war. Der Handel, namentlich der überseeische, ging ganz an die Ausländer über; denn auch die alten Hansastädte hatten durch den Krieg den letzten Stoß erhalten. Früher waren deutsche Kaufleute ins Ausland gezogen, hatten dort ihre Waren abgesetzt und Geld heimgebracht; jetzt kam der fremde Kaufmann ins Land, bot feine Waren aus und zog das Geld aus dem armen, deutschen Lande. Ein besonders trauriges Los hatte der Bauernstand. Nicht nur daß er ganz und gar verarmt war, er ging auch mehr und mehr den letzten Rest seiner Frei i t verloren, und die Meinung

2. Vaterländische Geschichte für junge Landwirte - S. 123

1910 - Berlin : Parey
Die Landwirtschaft. 123 grötzert wurde. Als dann nach Gründung des Deutschen Reiches die Industrie einen gewaltigen Aufschwung nahm und viele Arbeiter brauchte, auch bessere Löhne zahlte, verließen viele Tagelöhner und Klein st ellenbesitzer ihre Heimat, gaben ihren alten Beruf auf und wanderten nach den großen Städten und den Jndustriebezirken des Westens ab, weil sie hofften, hier ein besseres Auskommen zu finden. So entstand in den meisten Teilen Deutschlands ein stetig wachsender Mangel an ländlichen Arbeitskräften, der sich besonders in der Zeit vom Frühjahr bis zum Herbst jedes Jahres da fühlbar machte, wo ein ausgedehnter Hackfruchtbau betrieben wurde. So war man genötigt, Arbeitskräfte aus fremden Ländern heranzuziehen. Am frühsten und stärksten geschah dies in der Provinz Sachsen, wo der Zuckerrübenbau in besonders großem Umfange betrieben wurde. Man nannte deshalb die dortigen Wanderarbeiter Sachsengänger, und diese Bezeichnung ist später auf alle Wanderarbeiter angewendet worden. Heute finden wir fast überall auf den großen Gütern Wanderarbeiter aus Rußland, Ungarn und der Balkanhalbinsel; und man schätzt nicht zu hoch, wenn man annimmt, daß in jedem Frühjahr 300 000 landwirtschaftliche Arbeiter aus fremden Ländern nach Deutschland gebracht werden. Um den politischen Nachteilen des Zuzugs ausländischer Arbeiter einigermaßen entgegenzuwirken und wieder einen seßhaften Stamm einheimischer Arbeiter und Kleinstellenbesitzer zu schaffen, hat Preußen von neuem die innere Kolonisation aufgenommen; sie soll gefördert werden durch das Ansiedelungsgesetz von 1886 für Polen und Westpreußen und durch das für die ganze Monarchie bestimmte Rentengutsgesetz von 1890/91. Beide Gesetze haben eine gute Wirkung gehabt. Die Ansied-lungskommission hat bis 1907 in Westpreußen und Posen 46 Quadratmeilen Landes aufgeteilt und an 14135 Ansiedlerfamilien vergeben und 341 neue Dörfer gegründet. Infolge des Rentengesetzes sind bis 1906 138 000 ha Land aufgeteilt und 12 000 Rentengüter geschaffen worden. 5. Der landwirtschaftliche Betrieb. Eine wesentliche Änderung der bisher geübten Betriebsweise ist in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht eingetreten. Man schritt auf dem eingeschlagenen Wege des Fruchtwechsels weiter. Durch Verwendung der Kraftfutter- und Düngemittel waren die Landwirte in die Lage gekommen, die Fruchtfolge und das Verhältnis zwischen Getreidebau und Futterbau, zwischen Bodennutzung und

3. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 340

1904 - Bautzen : Hübner
340 weiten Umkreis. Es ist eine besondere Schasrasse, die Heidsch nucke, welche die Weide am besten ausnutzt; sie ist von kleiner Statur, kahlem, schwarzem Gesicht und trägt lange, wenig gekräuselte Wolle. Das Fleisch der Tiere ist besonders wohlschmeckend und wird dem der anderen Rassen vorgezogen. Bei der Abnahme der großen Heideflächen, dem schon erwähnten geringen Ertrag der Schafzucht werden auch die Heidschnucken immer mehr verschwinden und bald zu den Seltenheiten gehören. Die Imkerei ist in der Heide mehr als anderswo verbreitet, weil den Bienen zur Blütezeit sich reichlich Nahrung bietet, und der Heidehonig als vorzüglich bekannt ist. Solche Nutzungen sind selbstverständlich wenig gewinnbringend, und von jeher hat der Bewohner der Heide mit eisernem Fleiß durch Ur- barmachung bald kleinere, bald größere Stücke zur Kultur herangezogen. Diese Kulturen werden in neuerer Zeit systematisch fortgesetzt. Forst, Ackerland und Wiese verdrängen die eintönig mit Heidekraut bedeckten Flächen. Der Boden ist ein ungeschichteter Decksand mit Geröllbe- ftreuung, welche nach Aussage der Geologen aus der Ii lergletscherung der norddeutschen Tiefebene entstanden sein soll und das Tertiär bald in geringer, meistens in starker Mächtigkeit überlagert. Je nachdem der Grundwasserstand ein hoher oder niedriger ist, wird die Art der Kultur zu bestimmen sein. Ein Feind aller Kultur ist der Ortstein ein Humussandftein, der durch Verkittung der Sandkörner mit Humusverbindungen entstanden ist oder auch noch im Entstehen be- griffen ist. Ec erstreckt sich oft meilenweit in ununterbrochener Schicht in verschiedener Tiefe und Stärke und verhindert durch seine Nndurch- lässigkeit für Wasser und Luft jede Kultur höherer Pflanzen. Er muß unter allen Umständen durchbrochen werden. Wo das nicht möglich ist, wird die Heide noch lange ihre Herrschaft behalten. Auf den dünenähnlichen Kuppen, den Ebenen mit tiefem Grundwasserstand ist die Forftkultur das einzig Richtige. Aber bei der zum Teil großen Ausdehnung der zu einem Hof gehörigen Ackerfläche, den geringen Ge- treidepreisen ist es vorteilhaft, die vom Hofe entfernt liegenden Ländereien, auch wenn sie zu Ackerland brauchbar sind, zum Waldbau heranzu- ziehen. Wenn der angesamte Wald auch dem lebenden Geschlecht keine Rente abwirft, so ist er doch eine Sparbüchse für die Nachkommen. Der Wert des Holzes ist im Steigen begriffen, und die Verwendung desselben eine vielseitige. Bei gesundem Boden ist die Arbeit keine allzu- schwierige. Die Heide wird entfernt durch Plaggenhieb oder auch durch Brennen, und die Kiefer auf den durch Pflug oder auch nur oberflächlich

4. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. IV

1904 - Bautzen : Hübner
Iv den Spuren seiner Vorväter dahinschreitend, die neuere Zeit mit ihren Erfindungen und Entdeckungen vorsichtig prüfend und sich ihr allgemach anschmiegend, hat sich das deutsche Bauernvolk langsam eine achtungs- volle Stellung erobert. Es wird ihm in der Zukunft noch ein glück- licheres Los beschieden sein, wenn es nicht verabsäumt, gleich den verschiedenen anderen Ständen, auch an dem geistigen Wettkampfe teilzunehmen, der heute alle, die nicht zurückbleiben wollen, in seinen Bann zieht. Und zu diesem Wettstreite auf geistigem Gebiete ist gegenwärtig jedem bequeme Gelegenheit geboten. Staats- und Provinzialbehörden wetteifern miteinander, um die Heranwachsenden Bauerngenerationen mit dem notwendigsten Rüstzeuge des Wissens auszustatten, damit sie in der Lage seien, später den Anforderungen ihres Berufes zu genügen und den Kampf ums Dasein erfolgreich aufzunehmen. Zahlreiche landwirtschaftliche Schulen und Zeitschriften sowie eine bis ins Kleinste gehende Fachlitteratur dienen demselben Zwecke. Auch das vorliegende Buch erhebt bescheiden den Anspruch, eins der kleinen Hülfsmittel sein zu wollen, durch die allen denen, die „guten Willens" sind, geholfen werden soll. Ob diese gute Absicht erreicht ist, darüber mögen Er- fahrung und berufene Kritiker entscheiden. Bevor die Herausgeber ans Werk gingen, haben sie eine große Masse bereits vorhandener Litteratur geprüft und verglichen. Wieviel, oder richtig gesagt, wie wenig davon benutzt worden ist, wird jeder leicht erkennen, der sich die Mühe gibt, einen Vergleich zu machen. Der umfangreichste Teil des Buches: Landwirtschaftliches besteht z. B. durchweg aus Originalbeiträgen, die eine Anzahl gediegener, theoretisch und praktisch erprobter Kräfte als Mitarbeiter freundlichst geliefert haben. Allen diesen Herren sprechen wir hiermit für ihre bereitwillige Unterstützung unsern aufrichtigsten Dank aus; desgleichen auch dem rührigen Herrn Verleger, der stets in zuvorkommender, ver- ständnisvoller Weise das Werk gefördert und uns mit seinen praktischen Ratschlägen gedient hat. Gl atz, der: 5. September 1904. Die Herausgeber.

5. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 64

1904 - Bautzen : Hübner
64 in der Hand sollen die friesischen Frauen gegen die Dänen vorgegangen sein, als ihre Männer wichen, und mehr als eine Frau hat in Männer- kleidung ari den Befreiungskämpfen im Anfange unseres Jahrhunderts heldenmütig teilgenommen. In der Familie gehört der Fron in erster Linie die Erziehung der Kinder. Diese wachsen neben und unter den Haustieren auf, an denen der Deutsche schon in ältester Zeit fast mit Zärtlichkeit hing. Durch den Umgang mit den Haustieren sollte das Kind den Ausdruck seines Gemüts, seine Menschlichkeit üben. Waren die Knaben älter geworden, so kamen sie gewöhnlich zum Mutterbruder, der ihnelt ltach dem Vater am nächsten stand und der in jeder Weise für das Wohl seines Neffen sorgte. Im Mittelalter nahm dieselbe Stellung, die in altgermanischer Zeit der mütterliche Oheim hatte, der Pate (Götte) ein, der ja in vielen Gegenden Deutschlands noch heute für Leib lind Seele seines Tauskindes zu sorgen hat. Ntlr wenige Völker besitzen von Haus aus ein so ausgeprägtes Rechtsgefühl und so seines Unterscheidungsvermögen für Recht und Unrecht lvie die germanischen. Dieser scharf ausgeprägte Rechtssinn, der sich in unserem Volke bis heute erhalten hat, läßt den Germanen anch seit grauer Vorzeit für die Menschenrechte eintreten. Hieraus erklärt sich die Stellung, die jederzeit die Leibeigenen, später das Gesinde bei den germanischen Völkern eingenommen haben. Sie galten als ein Teil der Familie und sind auch dem entsprechend behandelt worden. Welch ein Unterschied zeigt sich in diesem Punkte zwischen den hochentwickelten Römern und den Germanen! Dort wurde bei dem geringsten Versehen der Knecht gepeitscht, mit Fesseln und Zwangs- arbeit belegt, sogar Husten, Niesen, Schluchzen wurde mit Schlägen geahndet; hier dagegen besaß der Knecht fast seine volle persönliche Freiheit. Er hat nur gewisse Abgaben an den Herrn zu zahlen; kommt er diesen Pflichten nach, so läßt ihn der Herr schalten und walten. Daher lesen wir nirgends etwas von Sklavenunruhen, wie sie die Staaten griechisch-romanischer Völker wiederholt in Bewegung gesetzt haben. Marin mit Weib, Kind und Gesinde bildeten bei den Germanen die Hausgenossenschaft, die Familie. Wie noch heute die Familie das ganze Sinnen und Trachten des Deutschen umspannt, wie er sich am wohlsten am häuslichen Herde fühlt, wie er hier Erholung von den Mühsalen des Lebens sucht und findet, so ist es seit uralter Zeit gewesen. Der Deutsche ist meist verschlossen nach außen hin, aber im

6. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 67

1904 - Bautzen : Hübner
1 — 67 — schon beim Anstriche der Wohnung und bei dem Purpurstreifen, der häufig in das Linnengewand der Frauen eingewebt war, die Freude an grellen Farben, die wir bis auf den heutigen Tag bei der länd- lichen Bevölkerung wahrnehnren können. Nur auf ihre Haartracht legten einige Stamme besonderes Gewicht, denn das lange, freie Haar ist das Zeichen des freien Mannes. — Auch die Kost ist einfach: wilde Bnumfrüchte, frisches Wildbret oder saure Milch vertreiben den Hunger. Das Getränk ist hauptsächlich ein Gebräu aus Gerste. In dieser Einfachheit lebten die Germanen auch fort, als römische Kaufleute ihr Land durchzogen und ihnen die Erzeugnisse ivärmerer Länder zu- zuführen bemüht waren. Die Gallier, die Borfahren der heutigen Franzosen, finb infolge des Verkehrs mit den Römern allmählich ver weichlicht, die Germanen aber beharren, zäh und konservativ, wie ihr Bolkscharakter es bedingte, in ihrer einfacheren, volkstümlichen Weise: sie nehmen nur an, was ihrem nüchternen, unverdorbenen Sinne zu- sagt, und auch das passen sie erst mit echt germanischer Aneignungs- kraft ihrem eigenen Wesen^an. E. Mögt. 2. Die deutsche Landwirtschaft zur Zeit Karls des Groszen. (768-814). Mit Karl dem Großen beginnt ein neuer Zeitabschnitt für Deutsch lands Ackerbau. Dieser Fürst widmete dein Landbau die eifrigste Sorgfalt, munterte zur Rodung der Wälder auf und überließ denen, welche solche Arbeit verrichteten, einen Teil des gewonnenen Bodens als Grundzins leistendes Eigentum. Und nicht nur durch Gesetze und Verordnungen suchte er Ackerbau und Viehzucht zu heben, er selbst ging durch Einrichtung von Musterwirtschaften auf seinen Hausgütern (Meierhöfen, Domänen) den Landbauern mit gutem Beispiele voran. Auf alles sah er hier persönlich und ließ sich selbst die Rechnungen vorlegen. Noch zwei Jahre vor seinem Tode erließ der Kaiser eine Verord- nung über die Bewirtschaftung seiner Güter, welche über den Stand des Ackerbaus höchst wissenswerte Aufschlüsse gibt. Darin wird ge handelt von der Bebauung der Getreidefelder und der Wiesen, von der Forstwirtschaft, von der Viehzucht, von der Pflege der Pferde, von der Bienenzucht und sehr ausführlich vom Gartenbau. So erfahren wir, auf welche Blumen und Gemüse die deutsche Gärtnerei zu Anfang des 9. Jahrhunderts, also vor 1000 Jahren, Fleiß und Sorgfalt ver- wandte; wir erhalten Kunde, daß Rosen, Lilien und andere Zier- 5*

7. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 71

1904 - Bautzen : Hübner
71 4. Von der Landwirtschaft und ihrer Ausgabe. Unsre Erde ist auch unsre Mutter, wel-che uns alle nährt und kleidet und in unermeßlicher Fülle darbietet, was zur Notdurft und zum Genusse des Lebens gehört. Der Erde ihren Segen abzugewinnen und sie so zu pflegen, daß sich dieser ununterbrochen erneuert, ist zunächst der Beruf des Land- wirts, sei er Ackersmann oder Obstzüchter oder Winzer. Jeder ist darauf hingewiesen, das Land zu bebauen, damit es ihm Ernte gebe zu seiner Zeit. Soweit unsere geschichtlichen Kenntnisse zurückreichen, wissen wir, daß die ältesten Völkerschaften bloß voll der Jagd auf die Tiere des Feldes, des Waldes imd des Wassers lebten. Je mehr sich aber die Menschen nlehrten lmd das Wild sich minderte, desto unsicherer imb mühseliger wurde dieser Erwerb. Die Menschen begannen nun, einzelne, besonders geeigllete Tierarten zu zähmen und zu pflegen, und aus den Jägervölkern wurden Hirtenvölker. Sie konnten es bleiben, solange ihre Herden genügende Weiden fanden; sobald aber die natürlichen Weideplätze llicht mehr ausreichten, waren sie gezwllngen, dem Boden durch künstliche Mittel und dllrch Bepflanzung mit gewissen Nährgewächsen eine genügende Menge von Nahrnngsstoffen abzugewinnen. Sie wurden Ackerbauvölker, und der Ackersmann verdrängte den wandernden Hirtell. Dalnit war aber der Grund zu der ganzen späteren Gesittung der Menschheit gelegt. Nun erst war sie veranlaßt, feste Wohnplätze zu nehmen und ordentliche Hütten zu bauen. Mit den ersten bleibenden Ansiedelungen entstand das persönliche Eigentum, und gleichzeitig ent- wickelten sich damit gewisse Rechtszustände. Die weitere Entwickelung des Landbaues führte zu Gewerben und Künsten verschiedener Art, verband die Leute zu Tausch und Handel, milderte und veredelte ihre Geselligkeit und Gesittung. So ist der Stand des „Bauern" im weitesten Sinne des Wortes nicht nur der älteste und ehrwürdigste der menschlichen Gesellschaft, sondern ist ihr auch zur Quelle unendlichen Segens geworden. Der Landbau hat die Völker erhalten, und diejenigen, welche sich ihm nicht widmeten, sind größtenteils spurlos verschwunden. In neuerer Zeit hat sich die Gewerbetätigkeit aller Art sehr ver- vollkommnet, und ihre Erzeugnisse haben sich außerordentlich vermehrt. Während Deutschland um die Mitte des 19. Jahrhunderts als Acker- banstaat galt, dessen Bewohner zu 65 % in der Landwirtschaft tätig

8. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 63

1904 - Bautzen : Hübner
I. geschichtliches und Kulturgeschichtliches 1. Deutsche Sitten und Bräuche in alter Zeit. Es sind reichlich zwei Jahrtausende vergangen, seit die germanische Rasse das erste Mal in die Weltgeschichte eingegriffen hat. Seit dieser Zeit kennen wir auch unser Volk in all seinem Tun und Treiben. Die Römer, denen ivir die ältesten Nachrichten über nltgermanische Sitte verdanken, sind voll des Ruhmes von der gesunden Natur, der Jugendfrische und der großen Innerlichkeit unserer Vorfahren. Sie stellen den Charakter dieses Volkes und seine Sitten in vollen Gegen- satz zu sich selbst und zu seinen westlichen Nachbarn, den Galliern. Ganz besonders rühmen sie die Sittenreinheit der Germanen, aus der sich die Heiligkeit der Ehe und die hohe Stellung, die die Frau bei ihnen einnimmt, erklärt. Der Ehebruch, der ungemein selten vor- kam, wird aufs härteste bestraft: mit abgeschnittenen Haaren und entkleidet wird die Verbrecherin in Gegenwart der Anverwandten von dem Gatten aus dem Hause gestoßen und durchs Dorf gepeitscht. Die Tugend preiszugeben, fand keine Entschuldigung. — Aus dieser Achtung vor dem Weibe, in dein man etwas Heiliges, ein mit besonderen inneren Kräften begabtes Wesen erblickte, erklärt es sich, daß sie der Mann nicht als seine Dienerin, sondern als Genossin in sein neues Heim führt: ein gezäumtes Roß, Schild, Schwert und Lanze hat er ihr geboten, als er in Gegenwart ihrer Verwandten die „Bevormundung" über sie angetreten hat; sie soll die ebenbürtige Genossin seiner Mühsale und Gefahren werden. Jahr- hunderte hindurch hat sich dieser altgermanische Zug der Kampfeslust und Willensstärke bei der deutschen Frau erhalten: mit den Grütztöpfen

9. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 150

1904 - Bautzen : Hübner
150 einweicht und in einer durch zerkochtes Hirschhirn zubereiteten Brühe solange knetet, bis sie davon ganz durchdrungen sind. Darauf reibt und zieht man sie auf ein scharfes Brett, bis sie trocken, schneeweiß und samtweich werden. Um sie in dieser Weichheit und Geschmeidig keit zu erhalten, räuchert man sie über einem schwachen Feuer, von dem ein dicker Qualm aufsteigt. Dadurch bekommen die Felle eine braungelbe Farbe und einen eigentümlichen Geruch, und weder Wasser noch Sonne können ihnen ferner etwas anhaben. Aus diesem Leder verfertigt sich jeder seine Schuhe und Strümpfe sowie sein Jagdwams. Wunderbar ist es, wie vielfachen Gebrauch die Farmer von der Art zu machen wissen und mit welcher Geschicklichkeit sie diese führen. P. Buchholz. 38. Vorherbestimmung der Witterung. Jeder Landwirt soll bestrebt fein, sich genaue Kenntnisse über die klimatischen Verhältnisse seines Wohnsitzes zu erwerben und wenigstens die für das Gedeihen der Feldfrüchte wichtigsten Elemente, Temperatur und Niederschläge, aufmerksam zu verfolgen. Der Einblick in diese Verhältnisse gibt wertvolle Winke für das praktische Wirken des Land wirts, welches in so hohem Grade vom Witterungsgange beeinflußt ist. Bei dem heutigen Stande unseres Wissens ist aber eine Vorher beskimmung des Wetters für länger dauernde oder ferner- liegende Perioden wohl nicht möglich. Handelt es sich aber um eine Witterungsvorhersage für den nächsten und übernächsten Tag, so besitzen wir schon bessere Anhalts- punkte hierfür. Die auf Erfahrung ruhende Methode dieser Vorher- sage fußt auf der Wahrnehmung gewisser Vorkommnisse in der leb losen und belebten Natur, auf der Beobachtung des Zustandes der Atmosphäre und der Vorgänge in derselben; die wissenschaftliche Methode stützt sich auf die Kenntnis der Luftdruckverteilung über größere Gebiete der Erde und der Lage und Fortbewegung der sogenannten Depressionen. In der leblosen wie in der belebten Natur treten manche Er- scheinungen auf, welche mit dem augenblicklichen Zustande der Atmosphäre in Beziehung stehen, und deren richtige Deutung daher auch Schlüsse auf die kommende Witterung gestattet. So deuten das Schwitzen der Steine, der sog. Erdgeruch, der lästige Geruch der Dungstätten und Aborte, das Feuchtwerden und Zerfließen des Steinsalzes auf größere Feuchtigkeit der Luft und gelten als Vorboten von Regen. — Auch Haare, Sailen, Grannen und Früchte mancher Pflanzen dehnen und strecken sich in feuchter Luft, ver«

10. Deutsches Lesebuch für landwirtschaftliche Winterschulen, Ackerbauschulen und ländliche Fortbildungsschulen - S. 277

1904 - Bautzen : Hübner
277 Die Heimat der Bienen ist die alte Welt, doch sind die ver- schiedenen Arten heute über die ganze Erde verbreitet. Die deutsche Biene kommt im nördlichen Europa (bis zum 10° und 61° n. Br.), in Mitteleuropa, im nördlichen Spanien, im Norden von Afrika, in Guinea und in Amerika vor. Die italienische Biene ist von der deutschen wenig verschieden; denn sie stimmt mit dieser in der Größe und in der Behaarung überein, unterscheidet sich jedoch von ersterer durch die gelb- bis braunrote Färbung der beiden ersten Leibesringe. Cie wurde erst um die Mitte des vorigen Jahrhunderts (im Jahre 1853) durch Frl. Prollins in Deutschland eingeführt und durch Dr. Dzierzon in Jmkerkreisen bekannt gemacht. Eine festbegrenzte Rasseneinteilung unserer Honigbiene besteht nicht; denn innerhalb der einzelnen Rassen sind mannigfaltige Über- gänge der einen Rasse in die andere zu beobachten. Die Veränder- lichkeit innerhalb der einzelnen Rassen ist eine sehr große und kann durch die verschiedensten Umstände, wie Klima, Behandlung, Tracht- verhältnisse u. s. w. begünstigt werden. Wenn auch durch diese Um- stände keine neuen Rassen gebildet werden, so können durch diese Ein- wirkungen doch Abweichungen innerhalb einer Rasse entstehen, welche die Bildung von Varietäten oder Spielarten zur Folge haben. Solche allgemein bekannten Varietäten unserer nordischen Bienen sind: die Heidebiene und die kramische Biene. Die Heidebiene ist vorzugsweise in der Lüneburger Heide, in Holstein, Schleswig, Brandenburg und Oldenburg anzutreffen. Sie ist von der allgemeinen deutschen Biene nicht zu unterscheiden, zeichnet sich aber durch große Schwärmluft aus. Die engere Heimat der krainischen Biene ist der Krain und die benachbarten Länder. Auch ne vermehrt sich reichlich durch Schwärme, was mit der reichlichen Erzeugung männlicher Bienen im Zusammen- hange steht. Ii. Der Bienen st o cf. Unter Bienenstock versteht man den Bienenstall (Korb oder Kasten), den Wochsbau und das Bienenvolk. Der Korb oder der Kasten stellt i Wohnung der Bienen dar und schützt dos Volk gegen die Unbill der Witterung. In der Wohnung befindet sich ein eigeuacnger Zeuen- bau, die Wachswaben, welche den verschiedensten Zwecken dienen: einmal zur Aufnahme des erngetragenen Honigs und Blütenstaubes, und zum anderen geben sie die Brutbehälter und Sitzplätze für das Bienenvolk ab.
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