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1. Leitfaden der Geschichte für Mittel-, Töchter- und Fortbildungsschulen und die Oberklassen der Bürger- und gehobenen Volksschulen - S. 38

1881 - Harburg an der Elbe : Elkan
— 38 — Bestreben sei zu seiner Heiligung notwendig. Mehrere Synoden (kleinere Kirchenvers.) erklärten sich gegen Pelagius. §. 60. Die Spaltung der katholischen Kirche. Das Papsttum. a. Unter den Patriarchen erlangten die von Konstantinopel und Rom mit der Zeit das höchste Ansehen, und dann entstanb unter biesen beiben ein Streit um den Vorrang. Der Name Papst, b. i. Vater, den früher alle Bischöfe geführt hatten, wurde schließlich dem römischen allein beigelegt. Die Papste Innocenz I. (404) und Leo b. Gr. (444) behaupteten, daß sie in Sachen bei Glaubens die höchste Entscheibung hätten, weil sie die 484 Nachfolger des hl. Petrus seien. Papst Felix Ii. sprach 484 den Bannfluch über die Patriarchen von Konstantinopel und Alexanbrien aus; bamit war die Scheibung der Kirche eingetreten. — b. Die folgenben Päpste (be-sonbers Gregor I. b. Gr., um 600, der Vater der Armen, Kranken und Leibeigenen, der „Knecht der Knechte Gottes") breiteten ihre Macht im Abenblanbe immer weiter aus; ihre Bemühungen zur Wiebervereinigung der Kirche hatten bagegen feinen Erfolg. Im Jahre 1054 sprach Leo Ix. abermals den Bann über den Patriarchen von Konstantinovel aus; daher rechnet man auch von ba ab die bleibende Trennung der griechischen und römischen Kirche. Die alte» Deutschen. §. 61. a. Die Deutschen stnb aus Mittelasien, wo sie mit den stammverwanbten Jnbern und Persern, Griechen und Römern, Kelten und Slaven die Hochebene um den Bolortagh bewohnten, in unbekannter Zeit in das Land gewanbert, das sich von der Weichsel bis zum Rhein und von der Norb- und Ostsee bis zur Donau ausbehnt. Berge und Ebenen waren mit Walb bebeckt, in benen wilbes Obst und Beeren wuchsen; Meer und Ströme boten Überfluß an Fischen; Auerochsen, Elentiere, Hirsche, Bären, Wölfe, Luchse, wilbe Katzen und zahlloses anberes Wilb lockten zur Jagb; die Gebirge boten vor allem das nutzbare Eisen. — b. Die Kelten und Römer nannten unsere Vorfahren Germanen, b. h. entweber „Nachbaren" ober „Rufer im Streit". Sie leiteten ihre Abstammung vontuisko ober Teut her; baraus ist später der Name Deutsche, b. H. Volk, geworben. Sie waren hoch, stark und schön gewachsen, Hatten langes, blonbes Haar und blaue Augen. Wo eine Quelle ober ein Hain sie lockte, ba bauten sie aus Holzstämmen, Kalk und Lehm ihre einfachen, zerstreuten Wohnungen. Ihre Kleibung verfertigten sie aus Tierfellen und Leinen; auf ihren Felbern bauten sie Rüben und große Rettige, Roggen, Gerste und Hafer; auf ihren Wiesen weibeten kräftige Rinber und Pferbe. Die liebste Beschäftigung der Männer war der Krieg und im Frieden die Jagb. — Sie waren tapfer, treu, freiheitsliebenb und gastfrei, hielten die Ehe heilig und ehrten die Frauen. Diese erzogen die Kinder, schalteten als Herrinnen im Hause, spannen und webten und bestellten, wenn Sklaven fehlten, den Acker. Die Kinder würden früh abgehärtet und wuchsen in Gehorsam und Sittsamkeit heran. Die Jünglinge lernten den Bogen spannen, das Schwert und den Schilb führen. „Gute Sitten", sagt der römische Geschichtsschreiber Ta-citus, „vermögen bei den Germanen mehr als anberswo gute Gesetze."

2. Die deutsche Kultur - S. 26

1907 - Leipzig : Brandstetter
giebigkeit besonders beliebt. Die Schinken des Schweines wurden überall als Delikatesse betrachtet. Nicht unbedeutend war die Ziegenhaltung, sowie die Zucht von Hausgeflügel, wie Hühnern und Gänsen, Enten, Kranichen und Schwänen. Einen günstigen Einfluß auf die Bebauung des Bodens übte die Bekanntschaft mit den Römern aus. Die Deutschen sahen, wie die fremden Siedler mit besseren Geräten und auf eine bessere Weise den Acker bearbeiteten. Von ihnen lernten sie Gärten anzulegen, allerlei Arten von Gemüse zu pflanzen, Obstbäume zu veredeln und Zierpflanzen zu pflegen. Neue Obstarten, wie Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und Pfirsiche, Blumen, wie Rosen, Lilien, Nelken, Geranien, vor allem aber die Anlagen von Weinbergen sind den Römern zu danken. Durch die Bekanntschaft mit der fortgeschritteneren Kultur der Römer, durch die Zunahme der Bevölkerung wuchs die Zahl der Felder, und immer weitere Strecken Landes wurden unter den Pflug genommen. Der nomadisierende Deutsche wurde zum seßhaften Ackerbauer, die Landwirtschaft zum Volksernährer, Deutschland ein Ackerbau st aat. 2. Die Landwirtschaft zur Frankenzeit. Durch die näheren Berührungen der Franken mit der römischen Kultur, in die sie bei ihrem Vorrücken auf römischem Gebiete gekommen waren, änderten sich auch ihre wirtschaftlichen Zustände. Als vollends nach Befestigung und Abrundung des fränkischen Reiches durch Chlodwig die auswärtigen Kriege eine Zeitlang aufhörten, konnte sich ein Teil der Bevölkerung friedlichen Beschäftigungen zuwenden. Der gesamte Grundbesitz einer Dorfgemeinde wurde in zwei Teile zerlegt. Die eine Hälfte, die A l l m e n d e, d. h. das Gemeineigentum, umfaßte Wald, Moor und Weide, die andere das Ackerland. Dieses wurde in Streifen, Gewanne, verteilt, und jeder Hofbesitzer erhielt einen solchen. Alle Hofbesitzer waren genötigt, in demselben Teile der Flur die gleiche Frucht zu bauen. Das gesamte Ackerland wurde in drei Teile zerlegt. Ein Drittel bestellte man mit Wintergetreide (Roggen, Spelz), ein Drittel mit Sommergetreide (Gerste, Hafer) und das letzte Drittel blieb als Weideland brach liegen. Im nächsten Jahre und im folgenden wurde gewechselt, so daß immer ein Ackerteil brach lag; im vierten fing man wieder von vorne an. Dieses Verfahren nannte man die Dreifeld erwirtschaft nach dem Flurzwang, den man von den Römern in Gallien gelernt hatte. Der Flurzwang war nötig, um gemeinsam den Kampf gegen die Urgewalt einer wilden Natur aufnehmen zu können. Er blieb lange zu Recht bestehen, um

3. Die deutsche Kultur - S. 33

1907 - Leipzig : Brandstetter
der Kartoffel, einer Gabe Amerikas. Während sie bereits 1588 als botanische Seltenheit gepflanzt wurde, ging ihre Verbreitung als Nährfrucht sehr langsam vonstatten. 3m Jahre iß40 kam sie nach Hessen-Darmstadt, Westfalen und Niedersachsen, 1647 nach Graun-schweig, 1650 nach Berlin und erst 1740 in das Murgtal und in die Dörfer der Schwäbischen Alb. Als „sündhafte Teufelswurzel" wurde die Kartoffel von den Geistlichen beim Bauernvolk verlästert. Da und dort nutzte deshalb die Regierung (in der Mark und in Pommern) den Anbau den Bauern gewaltsam aufnötigen. Von den Soldaten Kaiser Karls V. und durch die spanischen Kriegsvölker des Dreißigjährigen Krieges wurde der Tabak nach Deutschland gebracht. Der Genuß desselben wurde so lange verboten, bis man herausfand, daß durch den Anbau der Landwirtschaft ein Dienst erwiesen würde. Bereits 1630 wurde in Bayern und Thüringen Tabak gebaut, und seine Kultur verbreitete sich 1681 nach Brandenburg, 1697 nach Hessen und in die Pfalz. (Aus dem sonnigen Arabien kam der Kaffee, der ein so treuer Gefährte des Tabaks werden sollte. Von England her, wo 1652 das erste europäische Kaffeehaus aufgetan wurde, kam die Sitte des Kaffeetrinkens nach Deutschland.) Mit den auswärtigen und überseeischen Pflanzen und Nahrungsstoffen kamen eine Menge neuer Heilkräuter nach Deutschland, die dann in botanischen Gärten gepflegt wurden. In den deutschen Küchengärten wurden zu Anfang des 17. Jahrhunderts gepflanzt: Kohl, märkische Rüben, rote Rüben, Mohrrüben, Rettiche, Meerrettiche, Kresse, Gurken, Kürbisse, Kartoffeln, Petersilie, Sellerie, Erbsen, Salat, Zwiebeln, Knoblauch, Tabak, Wirsing, Zipollen, Winterendivien, Kops- und Blumenkohl. Die Blumengärten damaliger Zeit prangten mit Anemonen, Violen, Hyazinthen, Rosen, Skabiosen, Rosmarin, Lilien, Nelken, Mohn, Thymian, Lavendel, Salbei, Lack und Tulipanen. 5. Die Landwirtschaft im 18. Jahrhundert. 2benn auch schon in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ein dankenswertes Bemühen mancher Regierung hervortrat, für Hebung der Landwirtschaft zu sorgen, so begann doch der Aufschwung derselben erst nach dem Siebenjährigen Kriege. Die wirtschaftlichen Zustände namentlich Preußens hatten durch den Krieg bedeutend gelitten. Wenn wir hören, daß König Friedrich Ii. mehr als 70 Mill. Mark verwendete, die angerichteten Verwüstungen zu beseitigen, daß er nicht weniger als 800 Dörfer wieder aufbauen ließ, für 45 000 obdachlose Familien Wohnsitze beschaffte, 35 000 Pferde und 40 000 Scheffel Saatkorn verteilte, so können wir uns eine Vorstellung von der Größe des 5ofmann, Die deutsche Kultur. 3 qq

4. Die deutsche Kultur - S. 19

1907 - Leipzig : Brandstetter
einander gegenüber. Im Süden herrschte schwäbisches, im Norden sächsisches Recht. Dort entwickelte sich der süddeutsche Städtebund, hier die Hansa. In neuerer Zeit standen die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bunde isoliert gegenüber. Zu Beginn der Freiheitskriege und zuletzt im deutschen Kriege 1866 finden wir den Süden gegen den Norden in Waffen. Die Mannigfaltigkeit des deutschen Bodenaufbaues begünstigte die Erhaltung und S o n d e r f o r t e n t w i ck l u n g der deutschen Einzel st ämme und die Bildung zahlreicher deutsch e r S t a a t e n. Zu allen Zeiten bemerken wir das Bestreben der einzelnen Stämme, sich abzusondern und politisch selbständig aufzutreten. Schon bald nach Karl dem Großen, der ein einheitliches Reich zusammenschweißen wollte, zerfiel Deutschland wieder in einzelne Stammesherzogtümer, und es bedurfte meist der ganzen Willenskraft und Klugheit der mittelalterlichen Kaiser, die widerstrebenden Gruppen unter einer Krone zusammenzuschließen. Später, namentlich seit dem Dreißigjährigen Kriege, begann eine lange Zeit trauriger Zerrissenheit. Die Norddeutsche Tiefebene war geeignet zur Gestaltung des einheitlichen Staatswesens Preußen, wie sich im Süden der bayrische Staat vorwiegend im Gebiet der Oberdeutschen Hochebene ausbreitet. Die vielen Kleinstaaten gehören hauptsächlich dem Gebiete der Mittelgebirge an. Wo jeder Baron sich seine Burg baute, die nur durch Belagerung genommen werden konnte, da war ein Hügel- und bergreiches Land sozusagen von Natur politisch zerklüftet. Die Vielstaaterei erschwerte sehr die Entwicklung und Erhaltung eines einheitlichen Nationalgefühls. Oftmals standen sich die deutschen Stämme einander kühl, ja feindlich gegenüber, und es bedurfte erst bitterer Erfahrungen und tiefen Elends, bis sich das deutsche Volk der Stammesverwandtschaft und der Einheit als Nation bewußt wurde. Die Zersplitterung des Vaterlandes in viele selbständige Einzel-landschaften ist aber auch segensreich für die deutsche Kultur gewesen. Die vielen Residenzen und Universitäten wurden zu Brennpunkten deutscher Kunst und Wissenschaft, und oft waren gerade die Kleinstaaten die Träger des Kulturfortschritts. (Gotha, Weimar.) Goethe sagte daher auch: ,,Sind es aber nicht die einzelnen Fürstenhöfe, von denen die Bildung ausgeht und welche ihre Pfleger und Träger sind? Gefetzt, wir hätten in Deutschland seit Jahrhunderten nur die beiden Residenzen Wien und Berlin, oder gar nur eine, da möchte ich doch sehen, wie es um die deutsche Kultur stände." 2* 19

5. Die deutsche Kultur - S. 4

1907 - Leipzig : Brandstetter
deutsche Nationalbewußtsein lebendig wurde (1813—15, 1870/71). Aber sie brachten doch auch unsägliches Elend, hemmten die friedliche Arbeit und führten großen Rückgang herbei. So wurde z. B. die deutsche Kultur durch den Dreißigjährigen Krieg um 200 Jahre zurückgebracht. Die Lage Deutschlands im Herzen Europas hat ihm aber gewiß auch vielfach Förderungen gebracht. Es ist zu einem g e i st i g e n Mittelpunkte Europas, zu einem geistigen Marktplatze geworden, wo Nord und Süd, Ost und West nicht nur ihre materiellen, sondern auch ihre geistigen Schätze austauschen. Schon im Mittelalter war Deutschland der Mittelpunkt des europäischen Handels. Deutschland war das Durchzugsland des Kaufmannes vom Mittelländischen Meer nach der Ostsee. Der deutsche Kaufmann beherrschte das nördliche Europa (Hansa). Die deutschen Städte blühten dadurch auf und wurden reich. (Augsburg, Nürnberg, die rheinischen Städte, die Hansastädte.) Durch den Verkehr mit den Nachbarstaaten konnten sich die Deutschen die Errungenschaften fremder Völker zunutze machen und mit in den Wettstreit treten. Der deutsche Fleiß und die deutsche Tatkraft wurde aufgestachelt und gestärkt, so daß es die Kuliuranregungen, die es von der Fremde empfangen hat, mit Zins und Zinseszins zurückzahlte. Deutsche Erfindungen haben wesentlich zur Fortentwicklung der Weltkultur beigetragen, deutsche Dichter und Denker, Künstler und Forscher haben durch ihre Arbeit die Kultur Europas und der ganzen Erde gefördert. Die Buchdruckerkunst hat von Mainz aus ihren Siegeszug in alle Welt unternommen. Durch Deutsche wurde die Weberei und die Steingutindustrie nach England gebracht. Die erste Papiermühle in England baute ein Deutscher, die Anregung zur englischen Eisenverarbeitung ging von einem Deutschen aus, ein Engländer lernte das Zinnwalzen in Sachsen, die deutschen Arbeiter brachten die Taschenmesser nach Sheffield. Die Stahlfeder ist deutsch von Geburt, ein Deutscher erfand das Telephon, Deutsche waren Förderer des Telegraphenwesens, Werner von Siemens hat den Ruhm, der Erfinder der elektrischen Bahn zu sein. Freilich ist es klar, daß unser Land die Vorteile seiner Lage nur auszunutzen vermag, wenn es ein st a r k e s Land ist. Ein schwacher Staat würde dem von allen Seiten her wirkenden Druck auf die Zeit nicht genug Widerstand leisten können und zermalmt werden. Ein Land, das für die großen Nachbarstaaten so frei und unoerhüllt daliegt, muß alle seine Kräfte zusammennehmen, um nicht die Walstatt zu werden, wo andre Völker auf seine Kosten im scharfen Wettbewerb siegen. Deutschland braucht nicht nur eine Wacht am Rhein, es bedarf einer solchen auch an der Meeresküste und längs des weitgeschweiften 4

6. Die deutsche Kultur - S. 15

1907 - Leipzig : Brandstetter
gehl dem Mutterlande eine Menge von Volkskraft verloren, die fremden Staaten zugute kommt. Überall, wo der Deutsche hinkommt, hat er seine kulturfördernde Macht bewiesen. Durch Gründung von Kolonien ist die deutsche Reichsverwaltung bemüht, der überschüssigen Arbeitskraft des deutschen Volkes neue Arbeitsgebiete zu schaffen, ohne daß die Früchte der Arbeit dem deutschen Vaterlande verloren gehen. Das Hauptauswanderungsgebiet ist Nordamerika. Besiedlungsfähige Ländereien besitzen die deutschen Schutzgebiete in Südwestafrika und in Ostafrika; am besten eignet sich als deutsches Auswanderungsgebiet das südliche Brasilien. 2. Gliederung der Bevölkerung nach Abstammung» Religion und Beruf. Deutschland ist in bezug auf Nationalität ein einheitlicher Staat. Nur ein kleiner Bruchteil der Bevölkerung gehört fremden Stämmen an. Das Deutsche als ihre Muttersprache sprechen 92 o/0 der Bevölkerung, die deutsche und eine fremde Sprache 0,5 o/0, eine nichtdeutsche Sprache 7,5 o/o. Nichtdeutsche finden sich hauptsächlich in den Grenzgebieten des Reiches: in Elsatz-Lothringen Franzosen, in Schleswig Dänen, am zahlreichsten aber sind im Osten die Slaven (über 3 Mill.) vertreten. Besonders die Polen in Posen und Schlesien sträuben sich hartnäckig, deutsche Sprache und Sitte anzunehmen. Sie suchen vielmehr ihre Nationalität zu erhalten, weshalb sie dem Reiche feindselig gegenüberstehen. Die Regierung sucht durch Errichtung von Schulen, in denen nur deutsch gesprochen werden darf, das Deutschtum zu befestigen. Im Innern des Reiches sind infolge der natürlichen Abgrenzung durch Gebirgszüge die Volksstämme ziemlich unverwischt erhalten geblieben, wie sie im alten Deutschland bestanden. Als das deutsche Volk in die Geschichte eintrat, war es in eine Menge kleiner Stämme gespalten. Seit dem 3. Jahrhundert aber fand ein allmählicher Zusammenschluß zu größeren Verbänden statt. Die daraus hervorgegangenen Volksstämme haben sich bis heute erhalten und unterscheiden sich noch deutlich in Sprache und Sitte, die selbst im Bau von Dorf, Gehöft und Haus zum Ausdruck kommt. Die Süddeutsche Hochebene ist heute wie ehedem von Bayern, das Schwäbische Stufenland von Schwaben, das Fränkische Stufenland von Franken, die Oberrheinische Tiefebene von Alemannen, das Lothringsche Stufenland von Lothringern, das Niederrheinische Schiefergebirge von Rheinfranken, das Weserbergland von Hessen, Thüringen von Thüringern, Sachsen von Obersachsen, die Lausitz von Lausitzern (Wenden), Schlesien von Schlesiern, das westliche Nord- 15

7. Die deutsche Kultur - S. 86

1907 - Leipzig : Brandstetter
19. Jahrhunderts ein neues Gepräge. Er wurde zum allgemeinen Welthandel, der alle Völker der Erde in seine Kreise zog. Unter dem Einfluß von Dampfkraft und Großindustrie begannen Handel und Verkehr mächtig anzuschwellen.. Der Austausch der Rohprodukte und fertigen Fabrikate erstreckte sich über alle Weltteile. Besonders wurde Europa von Amerika beeinflußt. Die Einwanderer wurden die stärksten Verbraucher europäischer Fabrikate, während die amerikanischen Rohprodukte einen immer größeren Markt in Europa fanden. Hamburg und Bremen, deren Handel noch am Ende des 18. Jahrhunderts nicht über Europa hinausreichte, schwangen sich zu Welthandelsplätzen empor. Auch die übrigen Häfen der Nord- und Ostsee wurden allmählich in den überseeischen Verkehr einbezogen. Von großer Bedeutung für den Handel wurde der irrt Jahre 1834 gegründete deutsche Zollverein. Nach dem Aufhören der Kontinentalsperre erfolgte ein massenhaftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland. Das veranlaßte die deutschen Fabrikanten, die Erzeugnisse der einheimischen Industrie gegen die ausländischen Waren zu schützen. Zu diesem Zwecke trat im Jahre 1834 der große „preußischdeutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen, Anhalt und Hessen noch Sachsen, Bayern, Württemberg und die thüringischen Staaten in sich schloß und dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luremburg und Braunschweig beitraten. Die früher so lästigen Zollschranken zwischen diesen Ländern fielen, die Erzeugnisse des einen Landes gingen zollfrei nach allen Ländern des Zollvereins. Die von außen in dieses Gebiet eingehenden Waren mußten an der Grenze versteuert werden. Die erhobenen Zölle flössen in eine gemeinsame Zollvereinskasse und wurden von dieser aus an die einzelnen Staaten verteilt. Damit war für das Innere des Landes Handelsfreiheit, nach außen aber ein kräftiger Schutz geschaffen. Aber auch der politischen Einigung Deutschlands arbeitete diese wirtschaftliche vor, indem sie die Einzelstaaten darauf hinwies, wie eng verwandt ihre Interessen seien. Um dieselbe Zeit als man den deutschen Zollverein gründete, wurde die erste Eisenbahn Deutschlands eröffnet (1835 zwischen Nürnberg und Fürth). Damit war die erste Masche des allmählich über ganz Deutschland sich ausbreitenden Eisenbahnnetzes geknüpft. War es auch nicht möglich gewesen, ein einheitlich-deutsches Eisenbahnsystem zu schaffen, so trugen die Eisenbahnen doch dazu bei, daß die deutschen Bevölkerungen von Nord und Süd, Ost und West in nähere Berührung miteinander kamen. Erst der Zusammenschluß zu einer festen Einheit hob Deutschland plötzlich zu einer früher ungeahnten Machtstellung empor. Damit nahm auch der deutsche Handel einen mächtigen Aufschwung. Eine starke Kriegsflotte sollte die Deutschen während ihres Aufenthaltes in den überseeischen Ländern schützen. Sie setzte das 86

8. Die deutsche Kultur - S. 52

1907 - Leipzig : Brandstetter
erzählen lassen, wie sich das Gewerbe aus den dürftigsten Anfängen allmählich zum Handwerk entwickelte, wie es schon frühzeitig im Mittelalter zu hoher Leistungsfähigkeit gelangte und wie es in der Neuzeit eine mächtige Umgestaltung erfahren hat. 1. Das Handwerk in der deutschen Urzeit. Sobald die Germanen ein seßhaft gewordenes Bauernvolk geworden waren, finden wir auch die Anfänge gewerblicher Arbeit und gewerblichen Lebens bei ihnen vor. Aber es gab noch keine Handwerker, d. h. es gab noch keine Leute, die um des Erwerbes willen ein bestimmtes Handwerk als Lebensberuf geübt hätten, sondern was man an gewerblichen Dingen für die Bestellung der Aderflur, für Wohnung und Kleidung, für Ausrüstung zur Jagd und zum Kriege brauchte, lieferte der eigne Haushalt. Aus den Stämmen des Waldes zimmerte der germanische Bauer mit seinen Knechten und nächsten Volksgenossen sein rohes Blockhaus, dessen Eebälkspalten er mit Moos verstopfte oder mit Strohlehm ausklebte, und bessert Dach er mit Stroh deckte. Die Wände verstand er mit Kalk und erdigen Farbstoffen weiß zu tünchen und bunt zu färben. Er höhlte einen starken Eichenstamm aus und fertigte den „Einbaum", mit dem er den Strom befuhr. Die hauptsächlichsten Ackergeräte, Waffen und Geschosse wußte er mit eigner Hand herzustellen. Die Hausfrau spann und webte, sie bereitete aus ihren wollenen und leinenen Geweben, aus selbstbereiteten Tierfellen die einfache Kleidung. Auch für des Leibes Nahrung sorgten die Weiber. Sie brauten das Gerstenbier und den süßen Met, sie mahlten mit der Handmühle das Getreide, bereiteten die Hauptspeise, den Haferbrei, und buken das Brot. Schwerere handwerksmäßige Arbeiten verrichteten die männlichen Hörigen oder Knechte. Aber auch sie waren keine Handwerker, sondern Landarbeiter. Das Handwerk war ihnen eben nichts als ein von der Landwirtschaft untrennbarer Nebenberuf. Die Lebensbedürfnisse der Familie, die der Hausfleiß nicht befriedigen konnte, wurden im Tauschhandel von fremden Landfahrern erworben. Der Verkehr mit diesen feilschenden Händlern gab Anregung zur Nachahmung der ausländischen Gewerbetätigkeit. Namentlich das Verbot römischer Kaiser, den streitlustigen Eermanenvölkern Waffen und Eisen zu liefern, mag dazu beigetragen haben, den Spürsinn der Barbaren auf die Bodenschätze ihres Landes zu lenken, sie zu fleißiger Übung der Gießerei und Schmiederei anzutreiben. Der Germane begann, sein Speereisen, seinen Pflug selbst zu schmieden. Der Bauer wurde sein eigner Schmied. Die Schmiede war oft Gemeinde-eigentum und stand allen Dorfgenossen zur Benutzung offen. 52

9. Die deutsche Kultur - S. 70

1907 - Leipzig : Brandstetter
Die Lederindustrie ist durch die Gerbereien in Mülheim, Köln, Straßburg, Passau, Nürnberg, durch die Schuhwarenfabriken in Pirmasens und durch die Ledergalanteriewaren in Offenbach bedeutend auf dem Weltmärkte beteiligt. In der Papierfabrikation wird Deutschland nur von Nordamerika übertreffen. Mit der Papierfabrikatton steht die Holzschleiferei in Verbindung, die in waldreichen Gebirgsgegenden, wo Holz und Wasserkraft vorhanden ist, umfangreich betrieben wird und der Papierfabrikation den wichtigsten Rohstoff liefert. Die Hauptbetriebe der Glasindustrie liegen für Spiegelglas in der Oberpfalz und Mittelfranken, bei Aachen und Mannheim, für Hohlglas im Thüringer Wald (Lauscha), im Königreich Sachsen und in Schlesien. Unerreicht stehen die deutschen Leistungen in Ton-, Steingut-und Porzellanwaren (Berlin, Meißen, Plauen, Westerwald). Auch die Herstellung von Mühlsteinen, Schiefertafeln, Lithographiesteinen, Marmorwaren, sowie endlich von Meerschaumpfeifen und Bernstein-Zigarrenspitzen (Ruhla) gestattet eine recht erhebliche Ausfuhr. Mit Stolz dürfen wir von den deutschen Gewerben und der deutschen Industrie behaupten, daß sie sich im harten Wettkampf mit den Industrien anderer Kulturvölker eine sehr achtbare Stellung erkämpft haben. Freilich darf es kein Ausruhen geben, vielmehr muß Deutschland rastlos weiterstreben und namentlich durch Hebung der Volksbildung (Fortbildungsschulen, Fach- und Gewerbeschulen), durch Gesetzgebung (Arbeitergesetzgebung), durch Verbesserung der Verkehrsverhältnisse (Eisenbahnen, Kanäle), durch Gewinnung neuer Absatzgebiete im Auslande zur Förderung des gesamten Erwerbslebens beitragen. 13. Abschnitt. Die Geschichte des deutschen Handels. 1. Der Handel im alten Germanien. In der germanischen Urzeit lernen wir unsere Vorfahren als ein nach langen Wanderzügen und kühnen Heerfahrten seßhaft gewordenes Bauernvolk kennen. Der germanische Bauer lebte vom Ertrage seines Feldes und Waldes. Was er an gewerblichen Dingen brauchte, bezog er zum Teil im Tauschhandel von fremden Handelsleuten, die Hoffnung auf Gewinn in das unwirtliche Land führte. So kamen von Westen her gallische Handelsleute mit Gold und Silber, Erz, Eisen 70

10. Die deutsche Kultur - S. 71

1907 - Leipzig : Brandstetter
und Färberröte, mit Wein und Pferden, um dafür die Beutestücke des germanischen Kriegers, seine Sklaven oder Vieh, Federn oder Bernstein einzutauschen. Lebhafter wurde der Handel, als sich in den Hauptorten der Grenzlande und namentlich am Rhein römische Händler angesiedelt hatten. Während in der germanischen Urzeit der Germane wenig Lust zeigte, sich selbst am Handel zu beteiligen, hören wir aus der Römerzeit vereinzelte Kunde von germanischen Kaufleuten, wie von hermundurischen Händlern, die nach dem römischen Augsburg kamen. Ihre Tätigkeit war im wesentlichen eine fahrende. Sie holten, wie auch die römischen Händler, aus dem Innern oder von den entlegenen Rüsten auf unbequemen Schleichwegen oder auf uralten Handelsstraßen, wie sie sich namentlich für den Bernsteinhandel gebildet hatten, heran, was das fremde, große Kulturreich gebrauchen konnte. Der rhätische Wein hatte bereits seinen Weg nach der Tafel des Augustus gefunden. Jetzt machten auch die saftigen Schinken aus den Walddörfern, die Braten und die Daunen der fetten Gänse von den üppigen Weiden, die stämmigen, kurzgehörnten Ochsen des Hochlandes, ja selbst die deutschen Mohrrüben ihre Reise nach Italien. Die Eitelkeit der schönen Italienerinnen ließ das lichtblonde und rötliche Lockenhaar der germanischen Bauernjugend, wohl mehr noch der Sklavinnen und Mägde auf den deutschen Höfen, zu einem Gegenstände des Handels werden. Die Pelze der grimmigen Raubtiere, die Hörner und Häute der hochgehörnten Ungeheuer des Urwaldes fanden ihre Liebhaber. Wie schon mancher tapfere deutsche Kriegsgefangene zur Lust des römischen Pöbels aller Stände sein Blut bei den grausamen Fechterspielen im Amphitheater hatte verströmen müssen, so wurden auch Sklaven aus Deutschland nach den romanischen Ländern ausgeführt. Von den Römern her brachten die Händler dafür Wein, Gewänder, Schmuck, besonders aber früh Metallwaren. Wenn der romanische Krämer es verstand, die naive Einfalt und Gutmütigkeit, leider auch die Spielwut und Trunksucht der Deutschen zu reizen, wenn er sich dabei wohl zu hüten wußte, die oft blitzartig auflodernde Wut dieser wilden Recken zu entzünden, dann konnte die welsche Schlauheit manches nur allzu vorteilhafte Geschäft machen. 2. Der Handel zur Zeit der fränkischen Könige. Der ausgedehnte römische Handel ging mit dem römischen Reiche zur Zeit der Völkerwanderung zugrunde, und Konstantinopel wurde der Mittelpunkt des Handelsverkehrs zwischen dem Morgen- und Abendlande. Wo die Germanen sich auf römischem Boden niederließen, schonten sie die Reste des römischen Handels. Als wieder Ruhe im 71
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