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sein Auge glanzlos und lauernd. Danton dagegen war eine furchtbar ge-
waltige Natur, die Kraft seiner leidenschaftlichen, donnernden Beredtsamkeit
beherrschte die Zuhörer. Marat, früher Arzt in Diensten des Grafen von
Artois, von abschreckender Häßlichkeit, cynisch in seinem Aeußern und seinen
Sitten, regte durch sein Journal „der Volksfreund" mit immer steigendem
Haß und Blutdurst den Pöbel zu Mord und Gewaltthaten auf. Dadurch
aber, daß der Jakobinerclub sich über ganz Frankreich verbreitete, und daß
die Clubs in den Provinzen mit dem der Hauptstadt in steter Verbindung
blieben, erlangte dieser sene Gewalt, die er mit so furchtbarem Terrorismus
gebraucht hat.
Was von der alten Verfassung noch übrig war, wurde nun mit rascher
und unbesonnener Gewalt umgestürzt. Die Güter der Geistlichkeit wurden
für ein Eigenthum der Nation erklärt, die alte Eintheilung des Königreichs
in Provinzen aufgehoben, und dafür das ganze Reich in 83 Departements
getheilt, eine Eintheilung, die noch jetzt besteht, und da durch die Aufhebung
fast aller bisherigen Steuern die Cassen sich in der äußersten Noth befanden,
so wurde ein Papiergeld geschaffen, Assignaten genannt. So nützlich eine
mäßige Summe von Papiergeld ist, weil dadurch der tägliche Geldverkehr
sehr erleichtert wird, so schädlich ist es, sobald so viel davon ausgegeben
wird, daß es nicht jeden Augenblick gegen klingendes Geld umgesetzt werden
kann. Der letztere Fall trat bald ein; denn die Männer, die in den ersten
Jahren der Revolution die größte Macht hatten, vermehrten es zu so unge-
heurer Menge, daß es nach und nach am Werthe verlor, und zuletzt fast gar
nichts mehr galt.
Die Auswanderungen nahmen immer mehr zu. Diese Emigrirten waren
meist Edellente, die mit den neuen Umänderungen unzufrieden waren, und
sich vorzüglich in Coblenz an den dorthin geflüchteten Grafen von Artois an-
schlossen. Sie suchten überall der Revolution Feinde zu erwecken, und hofften
durch Hülfe der fremden Fürsten einst siegreich in ihr Vaterland zurückkehren
zu können. Aber sie richteten wenig aus, denn überall im Auslande zeigte
sich eine große Vorliebe für die französische Revolution. Viele Schriftsteller,
getäuscht durch einzelne lobenswerthe Einrichtungen, priesen sie als eine äußerst
wohlthätige Erscheinung, und als den Anfang einer herrlichen Zeit. Wohl
ist eine schönere Zeit nachmals aus ihr hervorgegangen, aber wahrlich nicht
durch jene überspannten Menschen in Frankreich, sondern durch die Alles zum
Besten der Menschheit leitende göttliche Vorsehung, die sich auch der Thor-
heit und Verbrechen verblendeter Menschen bedient, um Gutes zu stiften.
Diese guten Folgen der Revolution waren damals noch weniger vorherzusehen,
als die entsetzlichen Greuelthaten, mit welchen sie sich befleckt hat. Durch
jene Lobpreiser verbreitete sich nun immer mehr ein Haß gegen die bevor-
rechteten Stände, und die Idee, daß das Volk gewisse Rechte habe, die ihm
die Fürsten nicht vorenthalten dürften. Auch hierbei zeigten sich die Deutschen
als die Vernünftigsten. Fast nirgends zeigten sich hier gewaltsame Auf-
lehnungen gegen die Obrigkeit, wogegen in Holland und England der revo-
lutionäre Geist kaum mit Waffengewalt niedergehalten werden konnte.
So endigte sich das erste Jahr der Revolution. Das Jahr 1790 brach
unter trüben Aussichten an. Der König, den es betrübte, daß man allge-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Danton Artois
Extrahierte Ortsnamen: Artois Frankreich Coblenz Frankreich Holland England
239
führung eines Bauern, Namens Szela, im Lande umher, und legten erst
nach vielen Greuelthaten die Waffen nieder.
Unter den drei nordischen Reichen hat besonders D ä ne mark durch seine
Stellung zu den Herzogthümern Schleswig-Holstein die Aufmerksamkeit er-
regt. Um diese Verhältnisse zu beurtheilen, muß man sich an die alten Rechte
dieser Herzogthümer erinnern, welche zwar zu Zeiten nicht beachtet, aber auch
niemals aufgehoben worden sind. Holstein ist ein uralt deutsches Land,
Schleswig hat in seinem südlichen Theile deutsche, in dem nördlichen Theile
mehr jütische (dänische) Bevölkerung. Beide sollen für immer und ungetheilt
zusammen bleiben, und niemals mit Dänemark zu einem Staate vereinigt
werden. Auch hatten die alten Stände der Herzogthümer bedeutende Rechte an der
Besteuerung und Gesetzgebung. Im achtzehnten Jahrhundert sind die Herzog-
thümer ohne Berücksichtigung jener Rechte von den dänischen Königen regiert
worden, und nach Auflösung des deutschen Reiches 1806 ist Holstein Däne-
mark einverleibt worden. Durch den Wiener Congreß trat es aber wieder
zum deutschen Bunde. Die Versuche, das Land zu danisiren, hatten keinen
Erfolg; man strebte auch nach Herstellung der alten Rechte; aber es war
dieses Alles noch ein vereinzeltes Wesen. Da klärte 1830 der Kanzleirath
Lornsen, geboren auf der kleinen Insel Sylt an der Westküste von Schleswig,
seine Landsleute über ihre eigentlichen Rechtsverhältnisse durch eine Schrift
auf. Er wurde zwar abgesetzt und zu zweijährigem Gefängniß verurtheilt,
nach dessen Abbüßung er mißmuthig nach Brasilien auswanderte; seine Dar-
legung aber wirkte fort und fort bis zur entschiedenen Gestaltung des einen
Willens in den Herzogthümern, Nationalität und Rechte des Landes zu wahren.
König Friedrich Vi. führte 1834 Provinzialstände in den Herzogthümern
ein; unter seinem Nachfolger Christian Viii. (1839— 1848) traten die
Danisirungsversuche immer deutlicher hervor. Dänische Einrichtungen wur-
den eingeführt; deutsche Soldaten, welches doch die Holsteiner sind, wurden
von dänischen Offizieren dänisch commandirt und unter dänischen Feldzeichen
geführt. Ja, es wurden Anträge auf Herstellung eines ungetheilten Dänen-
reiches in Kopenhagen gestellt. Diese Bestrebungen waren um so drohender,
da nach dem bestehenden Nachfolgerecht bei dem wahrscheinlichen Aussterben
des dänischen Mannesstammes in Holstein die Linie Sonderburg - Augusten-
burg folgen sollte, womit eine vollkommene Trennung der Herzogthümer von
Dänemark drohte.
Der deutsche Bund schwieg. Da kam am 8. Juli 1846 der offene
Brief Christians Viii. an die Herzogthümer, in welchem die Untheilbarkeit
der dänischen Monarchie, die weibliche Erbfolge in Schleswig und die zu
hoffende Beseitigung der in Holstein derselben entgegenstehenden Hindernisse
ausgesprochen war. Eine gewaltige Bewegung folgte diesem Angriff auf die
Unabhängigkeit deutscher Länder und Rechte deutscher Fürsten. Die holstei-
nischen Stände protestirten; Volksversammlungen wurden gehalten, auch in
deutschen Ständeversammlungen wurden Anträge auf Zurückweisung der däni-
schen Anmaßung gestellt und von den Regierungen gebilligt (Baden, Hannover).
Auch der deutsche Bund, an den sich Holstein gewendet hatte, beschloß am
17. Sept. 1846 die Erklärung, daß die Rechte des deutschen Bundes, der
Agnaten und der Stände in Holstein beachtet werden müßten. Da gab
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T117: [Schleswig Däne Insel Holstein Eider Preußen Schanz Jütland Dänemark Karl], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Namens_Szela Friedrich_Vi Friedrich Christian_Viii Christians
316
Unternehmungen dieser Provinzen. Endlich stellte sich, 1821, Augustin
Jturbide an die Spitze der Mexikaner, zwang den spanischen Obergeneral
zu einem Bergleich, zog in Mexico ein und wurde 1822 von seinen Soldaten
zum Kaiser von Mexico ausgerufen. Aber er vermochte nicht, sich zu be-
haupten und legte 1823 seine Wiirde nieder. Als er 1824 von England
zurückkehrte und nochmals auftreten wollte, wurde er erschossen. Mexico gab
sich darauf 1824 eine der nordamerikanischen ähnliche Organisation und
Verfassung vereinigter Staaten unter einem Congreß und einem Präsidenten.
In den vielen Parteikämpfen haben sich Bustamente und Santa Ana
am entschiedensten behauptet.
So haben sich aus den spanischen Besitzungen in Amerika folgende Republiken
gebildet: 1) die vereinigten Staaten von Mexico; 2) die vereinigten Staaten
von Guatimala; 3) Columbia, welches seit dem Tode Bolivar's 1830 sich wieder
in drei einzelne Staaten — Neu-Granada, Venezuela und Ecuador — auf-
gelöst hat; 4) Peru; 5) Bolivia; 6) Chili; 7) die vereinigten Staaten von
la Plata (General Rosas, Dictator); 8) Paraguay (Or. Francia, Diktator
bis 1837>; 0) Uruguay oder Banda Oriental, welches, lange zwischen Bra-
silien und den Platastaaten streitig, sich erst 1820 nach einem Kriege dieser
beiden Staaten constituirt hat. *
Aber das republikanische Leben dieser Staaten ist von jener Festigkeit
und dem Aufschwünge, mit welchem Nord-Amerika seine Unabhängigkeit voll-
endete, weit entfernt. Zwar enthalten die aufgestellten Verfassungen — es
sind meist Nachbildungen aus den vereinigten Staaten Nord-Amerikas —
alle Grundlagen und Befestigungen der Freiheit, aber sie sind hier kaum mehr
als hochtönende Phrasen, denn die Kraft, welche das staatliche Leben der
Union durchdringt, scheint in den südlichen Freistaaten nicht vorhanden zu
sein. Sie sind der Schauplatz unaufhörlich wechselnder Militair-Dictaturen,
Gewaltstreiche und Verfassungs-Aenderungen. Im Ganzen und Großen gleich
unfähig für die Freiheit, wie für die Herrschaft, müssen diese Bevölkerungen
den Mangel an freier, gesetzlicher Selbstbestimmung in dem äußeren Zwange
der Dictaturen büßen. Die Ränke des persönlichen Ehrgeizes, der Einfluß
der Priester und der religiösen Differenzen auf das bürgerliche Leben, die
Anfeindung zwischen Stadt und Land, dazu die Zerrüttung der Finanzen
hindern die sichere und fortschreitende Entfaltung der unermeßlichen Quellen
des Wohlstandes dieser Länder. Doch macht die Republik Chile eine am
erkennungswerthe Ausnahme. Dies ist das traurige Bild jener Staaten bis
auf die neueste Zeit, Nur die geringe Volkszahl auf den weiten Gebiets-
räumen erklärt die fortdauernde Möglichkeit solcher Zustände, indem die poli-
tischen Stürme die aus dichtgedrängten Berührungen hervorwachsende Kraft
und Wirkung entbehren. Möglich ist es auch, daß in den Staaten, wo eine
kräftige Einwanderung sich ausbreitet, diese den Zustand verjüngt und hebt.
In Mittel-Amerika scheint das Vordringen der nordamerikanischen Union
eine bedeutende Aufgabe der Zukunft zu haben; sie zeigt schon eine starke
Neigung, dort Fuß zu fassen. Mexico's Verwirrung und Schwäche dauert
fort. Nach dem Kriege hatte Santa Ana 1853 noch einmal die Dictatur
an sich gerissen; er ist aber 1855 wieder vertrieben worden.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Ortsnamen: England Amerika Columbia Neu-Granada Venezuela Ecuador Peru Paraguay Uruguay Banda Nord-Amerika Nord-Amerikas Chile Mittel-Amerika
318
Selbstmorde auch den nördlichen Lheil ein und regierte nun, seitdem er 1822
auch den früheren spanischen Theil mit dem Negerstaate vereinigt hatte, die
ganze Insel als Präsident. 1843 wurde Boyer vertrieben und der Neger-
staat trennte sich wieder in seine beiden früheren Theile, von denen der klei-
nere St. Domingo als Republik fortbestand, während in Haiti ein geborener
Negersclave Soulonque 1847 zum Präsidenten gewählt wurde, der sich aber
schon 1849 als Faust in I. zum Kaiser ausrufen ließ. Im December
1858 brach eine Revolution gegen ihn aus, die ihn nöthigte, im Januar 1859
abzudanken.
In diesen Negerstaaten ist Sprache, Sitte, Lebensart, Kleidung, Alles
französisch. Schulen sind eingerichtet und heben die Bildung. Es giebt dort
Buchdruckereien und Schriftsteller, und die Cnltur verbreitet sich merklich, seit-
dem die Häfen der Insel den Schiffen aller Nationen offen stehen. —
lieber Afrika hinweg, welches außer einigen Ländern an der Küste des
Mittelmeeres, die in den Gang der europäischen Geschichte verflochten sind,
keinen Beitrag für die Weltgeschichte bietet, leiten wir den Abschluß unserer
Erzählung auf die Haupt-Ereignisse in Asien.
Es ist eine beachtenswerthe Erscheinung, daß in den Völkern Europa's,
da wo überhaupt Blick und Streben nach fremden Erdtheilen sich hinwendet,
eine westliche Bewegungsrichtung nach Amerika vorherrscht, während die
Staaten als solche und die Politik der Cabinette östlich in Asien einen wei-
teren Raum für ihre Thätigkeit und Kraftentfaltung suchen. Asien ist bereits
ein sehr bedeutender Schauplatz und Kampffeld der europäischen Diplomatie.
Rußland und England sind es hauptsächlich, die sich dort gegenüberstehen.
Wir übergehen ihre Beziehungen auf das türkische Reich, da die Abschnitte
vom orientalischen Kriege uns Veranlassung boten, sie zu berühren; wir er-
wähnen auch nur kurz die wechselnde Abhängigkeit Persiens von russischem oder
englischem Einfluß. Aber während es dem letzteren gelang, den Schah
Nassereddin während des orientalischen Krieges von einem Kriege gegen die
Pforte zu Gunsten Rußlands abznhalten; während die Aufmerksamkeit Euro-
pa's auf Napier's stolze Flotte und die Bastionen von Sebastopol gerichtet
war, vollendete Rußland ein mit langer Ausdauer und Vorsicht eingeleitetes
Unternehmen in Central-Asien. Schon 1839 hatte der General-Gouverneur
von Orenburg, Graf Perowski, nach dem Vordringen der Engländer im
Afghanenreiche, einen Zug gegen Chiwa unternommen (Abschnitt 142). Er
war verunglückt. Aber Kaiser Nikolaus ließ nach Perowski's Angaben und
Vorschlägen die Vorbereitungen zu einer Wiederholung des Zuges treffen.
Es wurden Forts angelegt als Stützpunkte und Borrathshäuser, Brunnen
auf dem Wege durch die Steppe gegraben, und auf dem Aralsee eine Dampf-
Flottille gebildet. 1853 dehnte Perowski die russische Gränze bis zum Shr-
Darja aus; 1854 drang er mit 17,000 Mann gegen Chiwa vor. Der Chan
versuchte keine Vertheidigung, er ließ durch entgegengeschickte Gesandte einen
Vertrag schließen und unterwarf sich dem russischen Kaiser als seinem Ober-
herrn. So ist die Herrschaft Rußlands bis zum Amu-Darja (Oxus) vor-
geschritten und hat fast die Gränze der indischen Besitzungen Englands erreicht.
Die Ausbreitung der englischen Macht in Indien durch die Eroberung
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
320
teten hier auf Grund der Bibel des alten und Neuen Testaments eine neue
cheokratische Religions- und Regierungsform ein. Ihr weiterer Zug auf
Peking hin setzte den kaiserlichen Hof selbst in Schrecken, wurde jedoch von
den Schaaren der herbeigerufenen Mandschu-Tartaren znrückgewiesen; aber
Nanking behaupteten sie. Doch entstanden unter den Neugläubigen innere
Kämpfe mit schrecklichem Blutvergießen.
Das chinesische Reich scheint dem inneren Zerfall entgegen zu gehen.
Dennoch besteht der Stolz und Uebermuth der chinesischen Regierung gegen
die Europäer fort. Die Treulosigkeit und der Trotz, mit dem die völlige
Erfüllung des Friedens von 1842 von dem Hofe zu Peking vereitelt wurde,
führte einen wiederholten Krieg 1856 herbei, den England und Frankreich ge-
meinschaftlich unternahmen. 1858 ist wiederum Friede geschlossen und China
den Europäern mehr geöffnet worden. Mehr aber, als die West-Mächte
durch Gewalt der Waffen erzwangen, erreichte Rußland ohne Schwertstreich.
Es hatte die nördlichen Gebiete des Amur, während der Kämpfe China's mit
den Rebellen, sich zugeeignet und erhielt die Bestätigung dieses Besitzes 1858
durch einen förmlichen Vertrag. Rußland hat dadurch für Entfaltung seiner
Macht in Ost-Asien und im großen Ocean einen bedeutungsvollen Fortschritt
gethan.
Ist der Fortbestand China's, wie es bisher gewesen, unhaltbar geworden,
dann wird sich hier eine Reihe auch für Europa wichtiger Ereignisse vor-
bereiten.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Extrahierte Ortsnamen: Peking Peking England Frankreich China Ost-Asien Europa
Die biblische Geschichte hat dich, lieber Leser, bereits mit
einem Volke bekannt gemacht, welches höchst merkwürdige Schick-
sale erlebte, und besonders dadurch wichtig ist, daß es schon in
den ältesten Zeiten den einzig wahren Gott verehrte, trotz man-
cher Verirrungen immer wieder zu seinem alten Glauben zurück-
kehrte und den erhabenen Stifter unserer Religion, Jesus Chri-
stus, aus sich hervorgehen sah. Es sind dabei noch andere Völker,
wie die Aegypter, Phönicier, Griechen, Römer, genannt wor-
den, mit welchen die Israeliten in Berührung kamen. Du wirst
begierig sein, auch von diesen etwas zu vernehmen und die Er-
eignisse späterer Zeiten und anderer Gegenden kennen zu lernen.
Freilich besitzen wir von keinem Volke so weit hinaufrei-
chende beglaubigte Nachrichten wie von den Juden; aber doch
fanden sich schon in frühen Zeiten überall, sobald einmal die
Menschen in eine ordentliche Gesellschaft zusammengetreten wa-
ren und eine gewisse Bildungsstufe erreicht hatten, Männer,
welche nicht nur das, was sie selbst erlebt, sondern auch was
von den Vorfahren von Mund zu Mund erzählt wurde und als
wahr erschien, niederschrieben zum Nutzen und Frommen der
Mit- und Nachwelt. Was von dem Geschichtschreiber unbeachtet
blieb, ergänzen dem Aufmerksamen und Denkenden häufig todte
Zeugen der Vergangenheit,, wie Tempel, Paläste, Ehrensäulen,
Grabsteine, Münzen, Wappen, oder Namen, welche, bis auf
Hugendubel, Weltgeschichte. 1
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Einleitung.
s
7. Zeitraum, von Jesus Christus brs zum Sturze des west-
römischen Reiches, oder vom Jahre 1 bis 476.
Die Geschichte des Mittelalters zerfällt in 3 Zeiträume:
1. Zeitraum, von dem Sturze des weströmischen Reiches bis
zu Karl dem Großen, oder von 476 bis 768;
2. Zeitraum, von Karl dem Großen bis zum Anfang der
Kreuzzüge, oder von 768 bis 1096;
3. Zeitraum, vom Anfang der Kreuzzüge bis zur Entdeckung
Amerikas, oder von 1096 bis 1492.
Das vorliegende Buch enthält eine Reihe von Erzählungen,
theils Schilderungen einzelner Männer, die durch ihr Wollen
und Wirken einen großen Einfluß auf das Wohl und Wehe ihrer
Mitmenschen ausübten, oder durch den Wechsel ihrer Schicksale
unsere Theilnahme in Anspruch nehmen, theils Züge aus dem
Leben, den Sitten intb Gebräuchen ganzer Völker. Sie begin-
nen um die Zeit, wo die Nachrichten aus dem Alterthum zuver-
lässiger zu werden anfangen, und die Sage zur Geschichte wird,
und endigen da, wo die Entdeckung neuer Welttheile den Zu-
ständen der alten Welt eine völlige Umwandlung brachte. Sie
erstrecken sich also nicht über das ganze Gebiet der Geschichte und
sind nur Bilder aus den Zeiträumen, denen sie angehören. Der
Schauplatz unserer Erzählungen ist gegen Morgen vom Indus,
gegen Abend vom atlantischeil Ocearl, gegen Mittag vom Atlas-
gebirge, gegen Mitternacht von der Nordsee begrenzt. Gute
Karten müssen dir Führer sein; denn zum Verständniß einer Be-
gebenheit ist Kenntniß des Orts eben so unentbehrlich, wie die
Kenntniß ihrer Zeit.
Wcllll dil einmal, all Erkenntrliß nnb Auffassungsgabe ge-
wachsen, im Stande bist, den Entwicklungsgang der Menschheit
von dem einfachen Naturzustände, wie ihn das erste Bllch Mosis
schildert, bis zu unserem durch Künste verschönerten, durch ge-
sellschaftliche Einrichtungen erleichterten und gesicherten, durch
geläuterte Begriffe von Gott gehobellen Leben zu überschauen,
werdell diese Bilder auf dem großen Gemälde der Weltgeschichte
ihre Vermittlung finden und besser von dir verstanden werden.
i*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Jesus_Christus Karl Karl Karl_dem_Großen Karl Gott
212
Erfindung der Buchdrnckerkunst.
Ersm-ung -er Hnch-ruckerkimst.
Vor vierhundert Jahren kannte man noch keine andere
Bücher als geschriebene, und die Schreilekunst war damals bei
weitem noch nicht so allgemein verbreitet als jetzt. Die Bücher,
größtentheils von Mönchen vervielfältigt, standen daher in einem
sehr hohen Preise; eines der wichtigsten Mittel der Belehrung
war nur den Reichen zugänglich.
Die für die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts
so folgenreiche Kunst, Schriften durch den Druck in unendlicher
Zahl treu wieder zu geben, verdankt man den Deutschen. Sie
ging von der Formschneidekunst aus. Schon die alten Römer
gruben Siegelin Holz, Metall, Stein und machten Abdrücke
davon in Wachs und andere weiche Körper. Im Mittelalter
bedienten sich die des Schreibens unkundigen Fürsten zur Namens-
Unterzeichnung eines hölzernen Stempels, der mit schwarzer Farbe
bestrichen abgedruckt wurde. Aus dem Morgenlande kam durch
die Araber das Kartenspiel nach Spanien und verbreitete sich
von hier aus über die andern Länder Europas. Die ersten Kar-
ten wurden gemalt; als aber die Nachfrage wuchs, suchte man
das Geschäft der Kartenverfertigung abzukürzen; man schnitt die
Figuren mit ihren Namen erhaben in Holztafeln und druckte sie
ab, die Farben wurden nachher aufgetragen. Auf gleiche Weise
ließen die Klöster Bilder von Personen aus der heiligen Geschichte,
ja ganze Gruppen mit Namen und Bibelsprüchen darstellen und
vertheilten sie zur Beförderung der Andacht.
Dieß führte darauf, ganze Seiten Schrift in hölzerne Ta-
feln zu schneiden und vermittelst eines Reibers von Horn mit
schwarzer Farbe abzudrucken. Aber zur Vervielfältigung eines
Buches mußte man so viele Tafeln verfertigen, als dasselbe Sei-
ten hatte, und man konnte die Tafeln zu keinem andern Werke
gebrauchen. Dieß Verfahren war daher äußerst mühsam und
hätte für ein größeres Buch, wie etwa die Bibel, einen unge-
heuern Zeitaufwand erfordert.
Da kam Johannes Gensfleisch von Sorgenloch,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Die Horatier und Curiatier.
37
tüchtig in den Waffen geübt hatte, so benützte er die erste beste
Gelegenheit, den Albanern den Krieg zu erklären.
Schon standen die feindlichen Heere schlagfertig einander
gegenüber, und warteten nur aus das Zeichen zum Angriff, als
Fussetius, so hieß der anführende Albaner, den römischen
König zu einer Unterredung einladen ließ. Begleitet von den
vornehmsten ihrer Unterbefehlshaber, traten die beiden Feldherren
in der Mitte zwischen beiden Heeren zusammen. „Ich weiß wohl,"
fing der Albaner an, „was mein König und du, Tullus, als die
Ursache eurer Feindseligkeiten angebet. Jeder sagt, sein Gebiet
sey von den Unterthanen des andern bermlbt worden, und man
habe ihm den Schadenersatz verweigert. Gestehen wir aber ge-
radezu die Wahrheit! Es ist die Eifersucht, welche zwei ver-
wandte und benachbarte Völker gegen einander bewaffnet hat.
Allein bedenke, mein Tullus, welches Unheil aus diesem unglück-
seligeu Streite für uns und euch entstehen kann! Wie werden
die Hetrurier, deren Macht zu Land und zu Wasser nicht zu ver-
achten ist, sich freuen, wenn wir einander selbst aufreiben! Was
steht anders zu erwarten, als daß sie, gerade wenn wir uns ge-
genseitig geschwächt haben, die günstige Gelegenheit benützen wer-
den, um uns anzugreifen! Ich beschwöre dich daher, wenn denn
doch das treulose Glück jetzt über Herrschaft und Sklaverei un-
serer Völker entscheiden soll, laß uns diese Entscheidung auf eine
Weise herbeiführen, die weniger Blut kostet, als eiue Feldschlacht."
— Tullus zeigte sich geneigt, in die Vorschläge des feindlichen
Feldherrn einzugehen, und man wurde darüber einig, die Sache
durch eineil Wettkampf zwischen welligen zu entscheiden, so daß
dasjenige Volk, dessen Bürger unterliegeit würden, dem anderll
gehorchen sollte.
Zufälliger Weise fanden sich in beiden Heeren Drillinge,
die drei Horatier bei den Römern und die drei Curiatier bei
den Albanern, welche weder an Jahren noch an Kräften sehr
ungleich waren. Freudig übernahmen sie den Kampf für die
Herrschaft ihres Vaterlandes. Zeit und Ort wurdeil bestimmt.
Begleitet von den bestell Wüilschen ihrer Landsleute und begei-
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Solon.
unterrichteten einen Theil der Aegypter, welcher dann in der
Folge die Kaste der Dolmetscher ausmachte, in der hellenischen
Sprache. Von der Zeit an wurde Aegypten fremden Völkern
und besonders den Griechen eher zugänglich, während es densel-
den früher beinahe ganz verschlossen gewesen war.
Kolon.
(Um das Jahr 600 v. Chr.)
Von der Jugendzeit dieses berühmten Mannes ist wenig
aus uns gekommen; nur so viel wissen wir, daß er der Sohn
eines in seinen Vermögensumständen etwas heruntergekommenen
Atheners war, welcher den Kodros unter seine Ahnen zählte.
Jede Unterstützung von Seiten seiner Freunde verschmähte er.
Der Handel, dem er sich widmete, gab ihm Gelegenheit, sich auf
ehrenvolle Weise Vermögen zu erwerben und auf Reisen seine
Kenntnisse zu erweitern. Dabei nahm er schon früh den lebhaf-
testen Antheil an allen wichtigen Angelegenheiten seiner Vaterstadt.
Nachdem die Athener um die Insel Salamis (Koluri)
lange ohne Erfolg wider die Megaräer Krieg geführt hatten,
verboten sie bei Lebensstrafe, mündlich oder schriftlich einen An-
trag zur Wiedereroberuug dieser Insel zu machen. Svlou war
entrüstet über diese schimpfliche Anordnung. Als er bemerkte,
paß viele kriegslustige Jünglinge nur durch die Furcht abgehal-
ten wurden, von der Sache zu sprechen, so erdachte er eine List.
Er stellte sich wahnsinnig, um gegen das Gesetz geschützt zu seyn,
bestieg einen Stein auf dem Marktplatze und trug ein von ihm
verfertigtes Gedicht vor, welches in feuriger Sprache zur Er-
neuerung des Krieges aufforderte. Es wurde mit allgemeinem
Beifall aufgenommen, und man beschloß sogleich von neuem den
Krieg. Solon erhielt den Oberbefehl und bemächtigte sich der
Insel.
Durch diesen und manchen andern Dienst, welchen er dem
Vaterlande leistete, sowie durch seine sanfte, billige Denkungsart
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