und damit mildere Sitten. Im Südosten des Reiches entstand die bayrische Ostmark, aus der sich das mächtige Österreich gebildet hat.
Otto wird römischer Kaiser. Otto war so mächtig und so angesehen geworden, wie kein anderer König seiner Zeit. Daher ging er nach Rom, um sich, wie einst Karl der Große es getan, zum römischen Kaiser krönen zu lassen. In der Peterskirche krönte und salbte ihn der Papst und erhob ihn damit über alle Könige, zum Schutzherrn der Stadt Rom und der ganzen Christenheit. Otto wollte aber nicht nur den Namen eines Kaisers tragen, er forderte auch Gehorsam. Das gefiel den Römern nicht; sie empörten sich sogar gegen ihn. Er mußte mehrmals nach Italien ziehen, um sie zur Ruhe zu bringen. Einen Papst, der sich ihm widersetzte, nahm er gefangen und führte ihn mit sich nach Deutschland.
Sorge für Religion und Bildung. Ottos Sorge richtete sich auch auf die sittliche Bildung des Volkes, das zum großen Teile in Unwissenheit und Roheit dahin lebte. Nur Religion und Bildung konnten hier helfen und bessern. Otto unterstützte daher die Kirche und ihre Diener, ließ Gotteshäuser erbauen, gründete Bistümer und stattete sie reichlich aus. In Magdeburg schuf er ein Erzbistum und stellte es auch über die Bistümer zu Havelberg und Brandenburg. Es sollte besonders dazu dienen, das Christentum im Wendenlande zu verbreiten. Des Kaisers jüngster Bruder Bruno war Geistlicher und später Erzbischof von Cöln geworden. Er hatte sich schon als Knabe durch seine Lust am Lernen ausgezeichnet, und als Mann wurde er wegen seiner Gelehrsamkeit allgemein bewundert. Bruno stellte die hohe Schule Karls des Großen wieder her und unterrichtete selbst an ihr. Von dieser Schule gingen gelehrte Männer aus und verbreiteten Bildung durch ganz Deutschland. Religion und Bildung hoben das Volk allmählich aus eine höhere Stufe der Gesittung.
Ottos Lebensabend und Tod. Am Abende seines Lebens hielt Otto der Große noch einen Reichstag zu Quedlinburg ab. Alle Völker seines weiten Reiches entsandten ihre Vertreter und ließen ihm den schuldigen Tribut und Geschenke überreichen, um ihm dadurch ihre Verehrung zu erweisen. Es war ein schöner, erhebender Tag. Aber Otto fühlte, daß seine letzte Stunde bald schlagen werde. Nach einem ruhmvollen Leben, nach Kampf und
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Karl_der_Große Karl Otto Ottos Otto Bruno Bruno Karls Ottos Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Ostmark Rom Rom Italien Deutschland Ottos Magdeburg Havelberg Brandenburg Deutschland Ottos Quedlinburg
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seeenreichen Landstriche der Zauche und gründete das Kloster Lehnin. Johann-I. und Otto Hl, zwei Brüder, welche in großer Eintracht dre Regierung gemeinsam führten, drangen erobernd bis zur Oder vor, gewannen den Barnim, den Teltow, die Uckermark; jenen Strom überschreitend, unterwarfen sie auch das Land an der Warthe und Netze. Überall entstanden deutsche Dörfer und Städte, erhoben sich christliche Kirchen. Die Wenden bekehrten sich allmählich und nahmen mit der Zeit die deutsche Sprache an. Bald wurde auch Berlin eine deutsche Stadt; ihm gegenüber, auf dem linken Spreeufer erblühete Köln. Die Ordnung, welche die wackern Fürsten anstecht erhielten schuf Wohlstand und Bildung. Otto Iv. hielt auf feinen Schlössern am Grimmnitz-, am Wehrbelliner See und in den Städten seines Landes einen glänzenden Hof. Wohlstand und Bildung blüheten in der Mark. Aber gegen den Erzbischof von Magdeburg kämpfte er unglücklich. Bei Frohse gefangen genommen, ward er nach Magdeburg geführt und in einen Holzkäfig eingesperrt. Endlich befreite ihn seine Gemahlin durch eine Summe Geldes, welche der treue Johann von Buch in der Kirche zu Tangermünde aufbewahrt hatte. Von einem Geschosse, welches in seiner Kopfhaut stecken geblieben war, erhielt er den Namen „Otto mit dem Pfeile!" — Die weiteste Ausdehnung erreichte die Mark Brandenburg unter dem klugen und Opfern Waldemar. Dieser focht gegen die vereinte Macht Dänemarks, Schwedens und Polens, wurde zwar Besiegt, erhielt aber einen ehren-1319. vollen Frieden. Er starb früh; ein Jahr nach ihm sank der letzte Sproß des anhaltinifchen Herrscherhauses ins Grab.
Die bayrischen Markgrafen und der falsche Waldemar. Da zog Kaiser Ludwig der Bayer das Land wieder ein und gab es mit Zustimmung der Fürsten seinem Sohne Ludwig dem Alteren. Nun kam eine Zeit schlimmer Zerrüttung über die Mark. Die Einwohner hatten kein rechtes Zutrauen zu dem fremden Fürsten, der auch in dem rauhen Lande nicht recht heimisch wurde. Der Adel fühlte sich verletzt, als Ludwig Ämter und Ehrenstellen an seine bayrischen Ritter vergab. Einen erbitterten Gegner aber hatte Ludwig an dem Papste. Den Markgrafen traf der Bann und fein Land das Interdikt. Da verstummte auf Jahre der Gesang in den Kirchen und der Klang der Glocken. Auf den Ruf der Päpstlichen fielen die Nachbarn in das Land ein, um ein Stück nach dem andern an sich
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Die Mark Brandenburg und das Königreich Preußen.
1. Die Mark Brandenburg.
Germanen. In den ältesten Zeiten, von denen wir Kunde haben, wohnten zwischen Elbe und Oder, an der Havel und an der Spree, Germanen. An diesen Flüssen saß der tapfere Stamm der Semnonen, in dessen Gebiet sich ein heiliger, dem Kriegsgotte geweihter Hain befand. In diesem versammelte sich das Volk alljährlich und brachte dem Gotte Opfer dar. In der großen Völkerwanderung zog auch ein großer Teil der Semnonen fort, um sich in fruchtbareren Ländern anzusiedeln, aber ein Teil blieb zurück. Auf diesen drang von Osten her das slavische Volk der Wenden ein und unterwarf sich die dünne germanische Bevölkerung. In manchen Gegenden aber blieben die Germanen frei und im Besitz des Waffenrechts. Mit den Wenden verband sie der heidnische Glaube und der Haß gegen das Christentum; mit ihnen vereint stritten sie sogar gegen ihre christlichen Stammesgenossen. Die Wenden aber drangen immer weiter nach Westen vor, überschritten die Elbe, setzten sich in der heutigen Altmark und Hannover fest und gelangten, die Saale auswärts ziehend, sogar bis zum Fichtelgebirge.
Art der Wenden. Die Wenden waren ein kräftiger Menschenschlag, kriegerisch, aber auch in den Werken des Friedens tätig und erfahren. Man lobte ihre Aufrichtigkeit, Treue und Gastfreundschaft. Die Christen schalten sie als grausam. Sie waren es von Natur nicht, aber der Haß gegen die Deutschen trieb sie zu unmenschlichen Taten. Sie marterten die christlichen Priester und schnitten ihnen wohl das Zeichen des .Kreuzes in die Kopfhaut. Von den Deutschen wurden sie ver-
Schillmann u. Viergutz, Leitfaden Ii. 1
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kürzte ihnen die Zeit bedeutend ab. Hatten sich früher zu den Messen in Leipzig und Frankfurt große Züge von Frachtwagen langsam hinbewegt, und lagerten die Waren viele Wochen lang, wohnten Käufer und Verkäufer dort eben so lange, so geschah der Austausch jetzt in wenigen Tagen. Zuletzt verödeten die Messen, da die Fabrikanten nur Proben brachten und die Käufer oft an dem Tage wieder abreisten, an dem sie gekommen waren. Die Dampfmaschine, die nun vielfach an die Stelle der Menschenhand trat, förderte Massen von Waren und ließ Fabriken aufblühen (Borsig). Das Dampfschiff kürzte den Weg nach überseeischen Ländern bedeutend ab und verband unsere Häfen mit den fernsten Ländern. So belebte sich der Welthandel; die Völker Europas traten in Wettbewerb aus dem Weltmarkt. Der Friede, der während der langen Regierung des Königs nun nicht mehr getrübt wurde, war diesem Verkehr ungemein förderlich. Der Wohlstand des Volkes nahm sichtbar zu.
Der Staat. Er erhielt die Einteilung, die er heute noch hat. Jede der Provinzen wurde einem Oberpräsidenten unterstellt. Sie zerfiel in Regierungsbezirke, diese in landrätliche Kreise. Das Gerichtswesen war so geordnet: die unterste Instanz bildeten die Stadt- und Landgerichte, die nächste die Oberlandesgerichte, die oberste das Obertribunal. Die Gerichte wurden von der Verwaltung geschieden, sie sind seitdem ganz unabhängig. Der König behielt sich nur das Recht der Begnadigung vor. Jede Provinz erhielt ein Armeekorps, an dessen Spitze der kommandierende General steht. Das Gardekorps trat als neuntes Korps hinzu. —
Die Union. Wie seine Vorsahren, fand Friedrich Wilhelm Mißfallen an den häßlichen Streitereien zwischen Lutheranern und Reformierten. Nach langem Bemühen gelang es ihm, beide durch die Union zur „evangelischen Kirche" zu vereinen. Sie erhielten eine gemeinsame Agende mit dem gemeinsamen Glaubensbekenntnis, jede aber durfte ihre Auffassung vom Abendmahle und ihr eigentümliche Gebräuche beibehalten.
Berlin. Der Staat war größer und volkreicher geworden. Das wirkte auch auf die Hauptstadt zurück. Sie wurde größer und schöner. Unter Friedrich Wilhelms Regierung wirkten bedeutende Gelehrte, Baumeister und Bildhauer. (Schinkel, Schadow, Rauch.) Es entstand das Schauspielhaus, die Neue Wache, das Alte Museum im Lustgarten; es erhoben sich die Bildsäulen der
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Die große Völkerwanderung.
an der Donau aus. Der römische Kaufmann gelangte sogar auf wenig gebahnten und doch wohlbekannten Handelswegen bis zur Nord- und Ostsee. Die Deutschen bekamen von Rom den viel begehrten Gold-und Silberschmuck, feinere Kleidung und schöne Waffen. Nach und nach kam bei diesem Handel auch das römische Geld in Gebrauch.
c) Römische Art und Sprache bei den Deutschen. Noch enger wurde die Verbindung durch den Söldnerdienst. Im ganzen römischen Reiche waren deutsche Jünglinge als römische Soldaten im Dienste. So lernten sie römische Art und römische Kriegskunst kennen. Kehrten sie heim, dann erzählten sie von der Pracht und Herrlichkeit Roms; ihre Landsleute hörten's mit Staunen und Begehr. Mit den fremdländischen Einrichtungen und Gegenständen wurden auch deren Namen bei uns bekannt und gebraucht, so daß wir heute noch eine Menge Wörter römischen Ursprungs haben, denen wir es kaum noch ansehen, daß sie einst Fremdlinge bei uns waren, z. B. Keller, Kammer, Fenster, Ziegel, Münze, Soldat, Kaiser, Krone, Wein, Kirsche und viele andere.
4. Deutsche Völkerbündniffe. Durch den Andrang der Römer und anderer mächtiger Nachbaren wurden die alten Deutschen genötigt, sich enger aneinander zu schließen. Aus den Völkerschaften gingen daher nach und nach größere Völkerbündnisse hervor. Auf diese Weise entstand am Oberrhein der Bund der Alemannen, am Main, Mittelund Niederrhein der Bund der Franken, an Weser und Unterelbe der Sachsenbund, und weit hinter der Oder und Weichsel bis zum Schwarzen Meere der Bund der Goten. An der oberen Donau bildete sich später der Bunb der Bayern und an der Mosel derjenige der Lothringer. Die Friesen an den Küsten der Nordsee blieben für sich. Jeder Bund wählte sich in Kriegszeiten einen oder mehrere Herzöge als Anführer.
Die große Völkerwanderung.
400—500.
1. Beginn der großen Wanderung. In alter Zeit war fast immer irgend eine Völkerschaft mit aller Habe auf der Fahrt. So zogen z. B. ums Jahr 200 die Langobarden fort nach Süden und suchten sich neue Wohnsitze im nördlichen Italien. Ums Jahr 375 geschah es aber, daß vom fernen Asien ein fremdes Volk in großen Scharen in Europa und unser Vaterland eindrang und ganze Völkerstämme zwang, ihre Wohnsitze zu verlassen. Das waren die Hunnen. Sie gaben den Anlaß zu einer großen Bewegung unter den Völkern Europas und unter den deutschen Volksstämmen, zu einem Rücken und
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Der Anfang des alten Deutschen Reichs.
Der Anfang des alten Deutschen Reichs.
1. Ostfranken. Der Teil des Frankenreichs, den Ludwig beim Vertrage zu Verdun erhalten hatte, reichte vom Rhein bis östlich zur Elbe^ Saale und zum Böhmer Walde, im Norden bis zur Nordsee, im Süden bis an die Alpen. Negensburg an der Donau sollte die Hauptstadt sein. Das ganze Land bekam den Namen Ostfranken, und Ludwig betrachtete sich nach Art der Franken als König desselben. Im Jahre 870 kam noch ein großes Stück westlich des Rheines dazu: Friesland, Elsaß und Lothringen, sodaß Ostfranken nun im Westen bis zur Maas und Schelde reichte. Aus Ostfranken ist das alte Deutsche Reich entstanden. König Ludwig erhielt daher später den Beinamen „der Deutsche." Seine Nachfolger heißen die deutschen Karolinger. Der letzte von ihnen starb als ein schwaches Kind im Jahre 91t.
2. Der deutsche Name und das deutsche Volk. Die Sachsen, Bayern, Schwaben und Franken hatten jeit Karl dem Großen ihre besonderen Herzöge verloren und gelernt, ein ein Könige zu gehorchen. Sie redeten dieselbe Sprache, und manche Sitten waren ihnen gemeinsam. Daran merkten die verschiedenen Stämme und Völkerschaften, daß sie als ein Volk zusammengehörten. Weil nun das Volk die eigene Sprache wohl verstand, nicht aber die Sprache der südlichen und westlichen Nachbarn, die vieles in ihrer Sprache von den Römern angenommen hatten, auch nicht die Sprache der Geistlichen, denn diese redeten ganz lateinisch, so nannten die Ostfranken ihre Sprache die deutsche, d. H. die deutliche, die volkstümliche, da jedermann im Volke sie verstehen konnte. Alle, die diese Sprache redeten, fühlten sich als ein Volk, nannten sich Deutsche und das Land, das sie bewohnten, Deutschland oder das Deutsche Reich. Das deutsche Volk unterschied sich seit der Zeit von den Leuten in Westfranken. Diese redeten die französische Sprache, hießen seit der Zeit Franzosen, und das Land führte allein den Namen Frankreich. Südlich von den Alpen war aus der Sprache der alten Römer die italienische Sprache entstanden. Auch die Langobarden nahmen diese Sprache an. So schieden auch sie sich mehr und mehr von dem deutschen Volke, das nun rings von mächtigen Nachbaren umgeben war.
3. Die Feinde Deutschlands. Schon zur Zeit Ludwigs des Deutschen wurde unser Vaterland von gefährlichen Feinden bedroht und geplündert. Unter seinen schwachen Nachfolgern nahmen die Raubzüge der Feinde überhand. Von Norden kamen die Normannen auf leichten Schiffen, von Osten drangen die Wenden tief ins Land, und von Süden jagten die Ungarn, die Nachkommen der Hunnen, aus ihren flinken Pferden herein, raubten und sengten, fingen und
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3
Die deutsche Sesiedetung (Kolonisation) des Ostens.
Von ihren Wohnsitzen zwischen Weichsel und Elbe rückten die alten Deutschen allmählich weiter westwärts zum Rhein und zur Donau vor, wo sie mit den Römern zusammenstießen. Zur Zeit der großen Völkerwanderung, die um das Jahr 375 durch die Hunnen veranlaßt wurde, verließen die deutschen Stämme ihre Wohnsitze in Germanien und drangen nach Süden gegen das römische Reich vor, um sich eine neue Heimat zu suchen. In die verlassenen Länder im Osten rückten slavische Stämme ein; die etwa zurückgebliebenen Reste der Deutschen wurden von den sremden Eindringlingen überwuchert. Slavische Stämme rückten sogar bis in das mittlere Deutschland bis zur Elbe und Saale vor, um sich dort dauernd niederzulassen. Als aber die Germanen in den nächsten Jahrhunderten zu festerer staatlicher Ordnung und durch das Christentum zu höherer Kultur gelangt waren, da begann der Strom des deutschen Lebens wieder nach der alten Heimat zurückzufluten. Die Deutschen drangen erobernd in die von der slavischen Bevölkerung besetzten Landstriche vor und erzielten durch Verbreitung des Christentums und Deutschtums große Erfolge, da sie den Slaven nicht bloß im Kampfe, sondern auch in der Bildung überlegen waren.
Karl der Große (768—814) sing das Werk der Wiedereroberung an. Nachdem er die Sachsen besiegt und zum Christentum bekehrt hatte, zog er 789 gegen die Slaven jenseits der Elbe. Er besiegte die Wilzen, die in der heutigen Mark Brandenburg wohnten, und zwang den mächtigsten ihrer Fürsten, ihm zu huldigen und Geschenke darzubringen. Die Grenzen befestigte er durch Marken, die durch Grenz- oder Markgrafen verwaltet wurden. So entstanden gegen die Slaven die sächsischen Marken. Die in jener Zeit angelegten Burgen entwickelten sich später zu blühenden Städten, wie Magdeburg, Merseburg, Halle u. ct. Darauf begann der große Avarenkrieg. Die slavischen Avaren hatten zwei Jahrhunderte lang an der Theiß und Donau gesessen; sie waren der Schrecken der Nachbarn im Osten und Westen gewesen. Karl mußte sieben Feldzüge gegen sie unternehmen, ehe es ihm gelang, sie zu überwältigen. Den ersten führte er selbst, die Fortsetzung des Kampfes überließ er seinem Sohne Pipin. Dieser erstürmte 796 das Hauptlager ihres Häuptlings, führte
l*
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niedergelassen. Bald machte das Deutschtum auch hier Fortschritte; denn im 12. Jahrhundert zog ein Strom norddeutscher Einwanderer hierher und errichtete Städte und Dörfer. Obwohl das Herrscherhaus der Przemysliden ein slavisches war, so wurde doch. besonders unter den letzten Herrschern dieses Geschlechts, das Deutschtum begünstigt. Die ländliche Besiedelung wurde auch hier überwiegend von deutschen Mönchen geleitet. Auch der tschechische Adel nannte seine Burgen mit deutschen Namen. Zugleich entstanden durch das ganze Land hin, zum Teil hervorgerufen oder gefördert durch das Aufblühen des Silberbergbaues, deutsche Stadtgemeinden. Ottokar I., Wenzel und Ottokar Ii. riefen über zwanzig königliche Städte ins Leben (Leitmeritz, Aussig, Pilsen, Budweis, Kolliu, Deutschbrod u. a.). Prag erhielt später (1348) die erste deutsche Universität. Allerdings gelang es nicht, das Slaventum zu verdrängen. Noch heute machen die slavischen Tschechen die große Mehrzahl der Bevölkerung aus, und der Kampf zwischen Deutschtum und Slaventum besteht fort. — In Mähren wurde das Land gleichfalls nur strichweise kolonisiert. Die ländliche Besiedelung war vor allem wieder das Werk mönchischer Genossenschaften. Unter den deutschen Städten, die hier zum Teil früher als in Böhmen angelegt wurden, sind besonders Olmütz, Brünn, Znaim und Jglau zu nennen.
Eigentümlich vollzog sich die Kolonisation Schlesiens. Ehemals zu Polen gehörig, wurde es unter Kaiser Friedrich I. ein selbständiges-Herzogtum. Ein Nebenzweig der polnischen Königsfamilie der Piasten bekam Schlesien, dessen Bevölkerung damals slavisch war. Allerdings hatten schon vorher deutsche Bildung und Sitte Eingang gefunden. Die polnischen Fürsten bauten hier die ersten Festen und errichteten die ersten christlichen Anstalten, so ba& Bistum Breslau um das Jahr 1000. Unter dem neubegründeten Herrscherhause machte das Deutschtum weitere Fortschritte. Boles-law der Lange gründete 1175 mitten im wilden Oderwalde zwischen Breslau und Glogau das Kloster Leubus. Die Eister-ciensermönche dieses Klosters dürfen den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, zuerst den Strom der deutschen Auswanderung nach Schlesien gelenkt zu haben. Aus der Umgegend ihres Mutterklosters Pforta bei Naumburg a. S. kamen Hunderte ihrer Landsleute ihnen nach und gründeten im Liegnitzer Bezirk eine Anzahl deutscher Dörfer. Große Verdienste um die Germanisierung
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gelang es, in einer großen zweitägigen Schlacht die Germanen zu besiegen und über den Rhein zurückzudrängen. Er sicherte die Rheingrenze gegen die Germanen auss neue, aber nicht für alle Zeiten; denn wie ein reißender Strom, der sich nicht eindämmen läßt, flutete bald nach seinem Tode das germanische Volk wieder über die Grenzen. Das bewog den Kaiser Augustus zu seinem Angriffskriege gegen Germanien. Dieser Krieg verlief dank dem Heldenmute Armins ohne Erfolg für Rom (Tl. I).
Einfluß der römischen Kultur auf die Germanen. Mit Staunen und Bewunderung sahen die Germanen ihre Feinde an, während sie noch mit ihnen kämpften. Sie vernahmen von der Stadt Rom, die damals eine Million Einwohner zählte, wie sie von Gold und Marmor strahlte; sie hörten, wie ein Wille ein so gewaltiges Reich beherrschte, das mit Kunst angelegte Landstraßen durchzogen. Sie verkehrten in den zu Städten erwachsenden römischen Befestigungen in der Rhein- und Donaugegend, in Mainz, Worms, Speier, Straßburg, Eöln, Bonn, Trier, Augsburg, Regensburg, Passau, Salzburg, Wien; sie lernten das römische Gewerbe und Handwerk kennen; sie sahen die blühenden Saatfelder und mußten auf den Gedanken kommen, daß der Sonderbesitz dem Gemeindebesitz der Acker vorzuziehen sei. Die Germanen, die sich jenseits des Rheines unter römischer Herrschaft wohl befanden, nahmen römische Sitten an; die noch freien Stämme traten gern in einen friedlichen Verkehr mit den Römern. Mit lüsternen Blicken schauten sie über den Grenzwall, den das mächtige Volk von der Donau zum Rheine, von Regensburg bis zum Neckar, gezogen hatte. Die Germanen befreundeten sich auch mit den Genüssen, die die römische Kultur ihnen bot. Sie lernten aber auch die Schwächen des römischen Reiches kennen, die Unbotmäßigkeit der Legionen, die Genußsucht, die Trägheit des Volkes. Sie lagen auf der Lauer auf den günstigen Zeitpunkt, der ihnen gestattete, die Grenzschranken zu durchbrechen, die sie von dem schönen und fruchtbaren Süden und Westen trennten.
Die Völkerwanderung. Die Zeit kam, da das Volk der Hunnen von Osten her auf die Germanen drängte. Bei diesen selbst hatten sich große Veränderungen vollzogen. Die einzelnen Stämme hatten sich zu großen Völkerschaften zusammengetan. Am untern Rheine traten die Franken auf, an der Weser und untern Elbe die Sachsen, am Main bis zur Donau die Allamannen
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Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Germanien Rom Rom Rhein- Donaugegend Mainz Worms Straßburg Bonn Trier Augsburg Regensburg Salzburg Wien Donau Rheine Regensburg Rheine Sachsen Main Donau
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Vertreter der hohen Geistlichkeit (der Prälaten), des Adels und der Städte. Diese Stände waren im Besitze des Rechts, die Steuern zu bewilligen, und machten dadurch die Landesherrschaft von sich abhängig. Sie vereitelten durch ihren Widerspruch Unternehmungen nach außen, hinderten aber auch oft genug für das Landeswohl nützliche Einrichtungen und Verbesserungen im Innern, die von den Fürsten beabsichtigt wurden. Sie sahen häufig nur auf ihren Vorteil, meist nur auf den des engen Bezirks, in dem sie heimisch waren; das Wohl und Wehe des ganzen Staates lag ihnen seltener am Herzen.
Die Jahre der Schmach. Die Liebe zum großen Vaterlande war den deutschen Völkerschaften abhanden gekommen und auch vielen Fürsten. Diese bemühten sich oft genug nur darum, die Grenzen ihrer Länder zu erweitern ohne Rücksicht auf das Wohl des deutschen Vaterlandes. Das geschah besonders zur Zeit Ludwigs Xiv. Die französische Geschichte hatte einen ganz andern Gang genommen als die deutsche. Tüchtige Könige und Staatsmänner hatten Frankreich dadurch geeinigt, daß sie die Macht der großen Vasallen brachen und die königliche Macht damit von hemmenden Schranken befreiten. Die Finanzen des Landes und ein großes Heer standen ganz zur Verfügung der Könige. Von der so gewonnenen mächtigen Stellung machte der ehrgeizige und herrschsüchtige Ludwig Xiv. rücksichtslosen Gebrauch. Er überzog die Nachbarländer mit Krieg, riß deutsche Gebiete mitten im Frieden an sich, ohne daß er ernstlichen Widerstand fand. Deutsche Fürsten standen in seinem Solde, Staatsmänner wurden durch Jahrgelder bestochen. Als er Straßburg an sich riß und die Straßburger das Reich um Hilfe angingen, fanden sie weder Bei dem Kaiser, noch bei dem Reichstage, der damals in Regens- • bürg tagte. Gehör. Dahin war es mit dem einst so mächtigen deutschen Reiche gekommen. Es schien verloren zu sein.
Der Weg der Rettung. Das Deutsche Reich war infolge seiner unglücklichen Verhältnisse aus der Reihe der Großmächte geschieden; von dem gänzlichen Untergange konnte es nur dadurch gerettet werden, daß einer seiner Staaten zu einer solchen Macht gelangte, daß er die andern um sich sammeln und unter seinem Schutze einigen konnte. Das hat der brandenburg-preußische Staat vollbracht, und darin liegt seine hohe geschichtliche Bedeutung. Schon unter den Askaniern zeigt die Mark Brandenburg eine
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig