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250
Europa. Abschn. iv.
nämlich die Bretagne, Wales, Ireland und Hochschottland.
Ob die Basken zu ihnen gehören, ist zweifelhaft; aufjeden
Fall aber litten ste durch ähnliche Verhältnisse.
Die Germanen nahmen die Ursitze der Celten ein;
ihnen folgten die Slaven, welche nur noch im Osten des
Kontinents Platz fanden. Beide, befonders aber die Ger-
manen gestalteten den ganzen Erdtheil um, indem sie sich
mit den lateinifchen Völkern, welche in Frankreich, Spanien,
den Alpen- und den Donauländern bereits mit den Urein-
wohnern verfchmolzen waren, vermischten, ihre Eigenthüm-
lichkeit mit ihrer Herrschaft vernichteten, und dadurch den
Grund legten zu der heutigen ethnographischen Gestalt Eu-
ropas. In späteren Jahrhunderten kamen neue Elemente
hinzu: Madjaren, Araber und Türken; die eingedrunge-
uen Mongolen warf der Erdtheil wieder aus. Die Mad-
jaren gewannen feste Wohnsitze in Ungarn, die Araber, welche
Fanatismus hereingeführt, und Religionseifer wieder ausge-
sioßcn hat, verließen den Erdtheil nicht, ohne den celtisch-
romanifch-germanischen Völkern Spaniens ein eigenthümli-
ches Gepräge aufgedrückt zu haben; die Türken unterjochten
die Griechen, sie blieben aber fast ohne Einfluß auf die eth-
nographischen Verhältnisse, denn Barbarei, Despotismus und
der fanatische Geist, welche ihre Herrschaft charakterisiern,
verhinderten jede Vermischung mit ihnen, und ertödteten nur
die Kultur und Bildung, aber weder die Volksthümlichkeit
noch die Religion der Besiegten.
Auf diese Weise hat Europa neun bis zehn Urvölker,
welche sich aber zum Theil wieder in verschiedene Unterab-
theilungen zerspalten, und außerdem eine Menge aus diesen
Urvölkern gemischte Nationen.
Der germanische Stamm hat sich rein erhalten in
den Deutschen, Friesen, Holländern, Dänen, Schweden, Nor-
wegern und Isländern; der slavische in den Russen, Po-
len, Litthauern; der keltische in den Hochschotten (Gälen),
Iren, Wallisern, Bretons. Die Urvölker der Madjaren,
Basken, Griechen und Türken haben sich wenig oder gar
nicht mit anderen Völkern gemischt. Die lateinischen Ele-
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Extrahierte Personennamen: Bretons
Extrahierte Ortsnamen: Europa Wales Frankreich Spanien Donauländern Ungarn Spaniens Europa Schweden
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§, 17 — 49. Abstammung Ii. Sprachen; Religion, Gesittung. '251
mente sind vorherrschend in den Italienern, Franzosen, Spa-,
niern, Portugiesen und einigen Stämmen des Alpenlandes.
Die Engländer sind vorherrschend germanischer, die Wla-
chen, Kroatier, Serbier, Bosnier und andere unselbstständige
Stämme vorherrschend slavischer Herkunft; die einen wie
die anderen aber mit romanischer Beimischung, die Englän-
der jedoä) weniger in Betreff der Abstammung, als der
Sprache. — Alle die genannten Völker reden verschiedene
Sprachen, die einander eben so verwandt und unähnlich sind,
als die Nationen,-welche sie sprechen.
§. 49. Religion und Gesittung.
Die christliche Religion ist allgemein im ganzen Erd-
theile, nur im äußersten Norden und Osten finden sich un-
ter den mongolischen Stämmen noch Heiden, Buddhisten u.
a., — und an den Gestaden des schwarzen und ägcischcn
Meeres herrscht der Islam. Juden gibt es in ganz Europa
über zwei Millionen; sie sind zerstreut über alle Länder, aber
am zahlreichsten in den österreichischen und russischen Staa-
ten, in der Türkei und in Deutschland, am seltensten in
Schweden und Norwegen. — Hinsichtlich der verschiedenen
christlichen Konfessionen kann man Europa in ein nordwest-
liches, ein südliches und mittleres, und in ein östliches Drit-
tel theilen: im ersteren ist der Protestantismus, im zwei-
ten der römische, im dritten der griechische Kultus vorherr-
schend.
Die meisten Völker Europa's gehören zu den histori-
schen, und haben einen bedeutenden Einfluß auf den Ent-
wickelungsgang des Menschengeschlechts ausgeübt. Italiens
und Griechenlands Bewohner stammen von den ältesten
Kulturvölkern der Erde; die germanischen Stämme erfreuen
sich einer dauernden Blüthe, und auch der slavische Osten
nimmt seit längerer Zeit Theil an der Civilisation.
Die Entwickelung und Civilisation der Europäer, wel-
che denen aller übrigen Erdbewohner vorangeeilt ist, hat
Europa in jeder Beziehung allen anderen Kontinenten vor-
angestellt. Europäisch und Nicht-Europäisch sind Gegen-
sätze geworden, wie Gebildet und Roh. Europa, der kleinste
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Türkei Deutschland Schweden Norwegen Europa Italiens Griechenlands Europa Europa
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§. 50. Staatsverhilltrüsse.
253
gen Erdtheilen dazu organisier das Christenthum aufzuneh-
men, zu pflegen und zu verbreiten, und dies ist die nächste
Haupt-, wenngleich nicht die Grundursache seiner vorange-
schrittenen Civilisation, denn das Christenthum gestattet und
befördert, seinem Wesen nach, die freieste Entwickelung aller
menschlichen Fähigkeiten; keine andere Religion hält ihm
hierin die Waage.
Werfen wir einen Blick auf die Lebensweise der Eu-
ropäer, so finden wir, daß sie auch hierin den Bewohnern
aller übrigen Erdtheile voranstehen, und dies kann nicht be-
fremden, wenn wir uns erinnern, wie eng und nothwendig
alle Kulturverhältnisse mit einander in Verbindung stehen.
Europa hat nur wenige Nomaden, und zwar nur im äu-
ßersten Norden und im äußersten Osten auf der asiatischen
Landgrenze. Asiens und Amerikas unermeßliche Steppen,
Afrika's Sandmeere können nur nomadischen Stämmen zum
Aufenthalt dienen; in Europa finden wir nur wenige und
geringe Landsirecken von steppenartiger Beschaffenheit, und
eben darum auch nur wenige Nomaden: wieder ein Beweis
für den nothwendigen Naturzusammenhang des Lebens und
Charakters der Völker mit der Beschaffenheit ihrer Heimath
und ihrer Wohnsitze. So fordert der fruchtbare Boden der
europäischen Ebenen und Mittelgebirge zur Landwirthschaft,
der Erzreichthum der Gebirge zum Bergbau, Matten voll
gewürziger Alpenpflanzen und Niederungen voll üppiger
Gräser zur Viehzucht auf; hafenreiche Küsten wecken und
begünstigen den Handelsgeisi, während die Bewohner flacher
Strandgegenden mehr auf den Fischfang angewiesen sind.—
Die genaue Betrachtung der Erwerbsquellen aller Länder
(vergl. die Tabellen) und die Vergleichung derselben mit der
Bodennatur bestätigen diese Sätze ganz unwiderleglich.
§. 50. Staatöverhältmffe.
Die Staatsformen der europäischen Völker sind eben
so entwickelt und ausgebildet, wie alle übrigen Verhältnisse.
Asiatischen Despotismus finden wir in Europa nur bei den
Türken, bei welchen der orientalische Charakter überhaupt
vorherrscht; — der patriarchalische Zustand ist den Euro-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Amerikas Europa Europa
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251
Europa. Abschu. Iv.
ropäern ebenfalls längst entfremdet, weil fein Bestehen schon
seit Jahrhunderten unmöglich geworden ist durch das Bei»
einanderleben in festen Wohnsitzen, welches geordnete Rechts-
verhältnisse und die strenge Abwägung der Rechte und Pflich-
ten der Einzelnen gegen einander^ nothwendig machte. —
Die republikanische Regierungsform ist nur einigen kleine-
ren Staaten eigenthümlich, die monarchische dagegen fast
allgemein. Diese letztere hat sich auf das Verfchiedentlichsie
ausgebildet, je nach den Bedürfnissen, dem Gesittungszustande
und den historischen Verhältnissen der Völker. — Zm All-
gemeinen gilt, daß die Rechte der Regierten dort am größe-
stcn sind, wo der Protestantismus die Fessel der römischen
Hierarchie abgeworfen hat, daß aber umgekehrt die Rechte
der Regierenden die größte Ausdehnung in den Ländern ha-
den, in denen der römisch- oder griechisch-katholische Kultus
herrschend geblieben ist, wiewohl Frankreich, Baiern und
einige andere Staaten von dieser Regel entschiedene Aus-
nahmen machen. — In den betreffenden Tabellen ist es
versucht worden, mit kurzen Worten die Verhältnisse der
Fürsten zu den Unterthanen anzudeuten.
Anhang.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
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] 18
Europa. Abschu. n.
b) das süddeutsche Bergland.
Im Norden des Mayn und der Eger, im Osten des
Rhein, im Südwesten des germanischen Tieflandes breitet
sich in Dreiecks-Gestalt
c) das norddeutsche Bergland aus.
Bemerkung. Weder der Rhein, noch dermayn, noch
die Moldau trennt verschiedenartige Mittelgebirgslandschaf-
ten; es findet sich im Gegentheil meist eine vollständige
Gleichartigkeit zwischen den Berglandschaften, welche auf den
verschiedenen Ufern dieser Flüsse liegen: dennoch sind sie als
Grenzlinie gebraucht worden, um die Ueberschaulichkeit leich-
ter zu gewinnen, welche nothwendig ist zum Verständniß des
Ganzen, da wir uns nicht in Einzelnheiten verlieren wollen,
welche kein Bild geben.
2. Vertikale Dimensionen.
Uebersicht: Im Norden des Alpenzugcs und inner-
halb der Grenzen des deutschen Berglandes finden wir keine
Tiefebene, wenn wir die oberrheinische ausnehmen: dieser
ganze Bezirk besieht vielmehr aus einer Hochfläche, welche
von Süden gegen Norden allmählig von 1800 und 2000'
bis zu 5 und 600' absoluter Höhe hinabsinkt, welche zum
Theil von Bergzügen überlagert ist, zum Theil aber, ohne
solche, sich alls wellenförmige oder ganz ebene Plateaufläche
darstellt. Es ist also eine hohe Basis, auf welcher sämmt-
liche deutsche Bergzüge stehen, obgleich diese Basis nicht
überall uneben oder bergig erscheint,
s) Der sudetische Vergzug und das Hügelland
zwischen Ma^ch und Moldau").
Bevor' wir zu den eigentlich orographischen Verhält-
nissen dieser Gegend übergehen, theilen wir dieselbe in fol-
gende Bezirke: *)
*) Es kann nicht befremden, daß das deutsche Bergland, und namentlich
das norddeutsche mit einer größeren Ausführlichkeit behandelt wird, als die
übrigen Terrain-Abschnitte, wenn man bedenkt, daß dieser Leitfaden zunächst
für preußische Militairs bestimmt ist. llebrigens scheint es überhaupt für Nie-
mand unangemessen, von dem Baterlande nähere Kenntniß zu nehmen, als von
entfernteren Gegenden.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Eger Rhein Dreiecks-Gestalt Rhein Ma^ch
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Vierter Abschnitt.
Ethnographische Verhältnisse Europa's.
§. 47. Uebersicht.
3bfc werden hier nur, wie bei Asien, die allgemeinen Ver-
hältnisse betrachten, indem das Einzelne aus den betreffen-
den Tabellen zu ersehen ist.
Asien hat, wir wir früher erfahren, vermöge seiner kli-
matischen und räumlichen Verhältnisse, eine größere ethno-
graphische Einheit erhalten, als Amerika. Europa übertrifft
Asien in dieser Beziehung, und zwar vorzugsweise in Folge
der klimatischen Gleichartigkeit, welche die Bewohner Euro-
pa's mit einander befreundet, und in ungehemmten Verkehr
gebracht hat. Asien und Amerika sind die Kontinente der
Gegensätze, sowohl in Hinsicht auf die Bodengesialt, als in
Bezug auf klimatische und ethnographische Verhältnisse.
Afrika und Europa sind einartiger, aber bei Afrika wird die
Gleichförmigkeit übermäßig und daher nachtheilig, wogegen
sie in Europa gemildert wird durch die vlelfältige Abwech-
selung sowohl seiner vertikalen als seiner horizontalen Ober-
flächenformen.
§. 48. Abstammung und Sprachen.
Eine Menschenrace, die kaukasische, bevölkert ganz Eu-
ropa, mit Ausnahme weniger mongolischer Stämme,Wap-
pen und Finnen) im äußersten Osten und Norden des Ärd-
theils. Mehrere Urvölker bewohnen denselben: die Grie-
chen, lateinischen Völker und Celten sind die ersten
Bewohner Europas, von deneil wir Kunde haben. Die
Celten wurden durch die Einwanderungen aus Osten und
durch das in Folge derselben entstandene Völkergedränge aus
ihren Sitzen vertrieben; sie bewohnen gegenwärtig nur noch,
als schwache Reste, die äußersten Westspitzcn des Erdtheils,
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Amerika Europa Amerika Afrika Europa Afrika Europa Europas
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H. 38 Uebersicht der ethnographischen Verhältnisse- 289
Siebentes Kapitel.
Ethnographische Verhältnisse Asia's.
§. 38. Uebersicht.
Asien ist höchst wahrscheinlich die Urheimath des Men»
schengeschlechts. Nehmen wir Amerika aus, so lassen sich
die Menschenracen und Sprachen aller Erdtheile auf Asien
zurückführen, denn hier treffen wir Kaukasier, Mongolen,
Malayen, selbst Negerstämme an, und die Bewohner des
asiatischen Nordens finden Wir an den Küsten des nördli-
chen Amerika wieder. Alle bekannten und die ausgebildet«
sten Sprachen der Erde haben ihre Wurzel in Asien, wie
dies von den Sprachen Europa's meist nachgewiesen ist,
während unsere Unbekanntschaft mit den afrikanischen und
amerikanischen nur Vermuthungen, keine Behauptungen er-
laubt. Die Geschichte der Menschheit, ihre Gesittungs-,
Religions- und Staatsverhältnisse weisen auf Asien zurück,
wie auf die Wiege, in welcher das junge Geschlecht gepflegt
wurde, in welcher es die ersten Keime empfing, die es spä-
ter über den ganzen Erdboden verbreitet, angepflanzt, mehr
oder minder veredelt hat. In Asien sind die Anfänge des
Ackerbaues, der Heerdenzucht, Obstkultur, des Städtebaues
und aller Wissenschaften und Künste zu suchen, die sich von
hier erst über die übrige Erde durch die Wanderungen der
Völker ausgebreitet haben: Asien ist die Quelle aller Civi-
lisation. — Als Amerika entdeckt wurde, fand man nur
wenige Kulturvölker, meist nur rohe Nomaden, die sehr dünn
und spärlich über die weiten Räume verbreitet waren. Sie
vermochten daher den Eindringenden nicht zu widerstehen;
bald waren sie unterworfen, alles Eigenthümliche vernichtet
oder verdrängt, und der Erdtheil binnen Kurzem in ethno-
graphischer Hinsicht fast in ein zweites Europa verwandelt;
europäische Sprachen, Sitten, Religionen, Staatsverhältnisse
u. s. w. waren in wenigen Jahrhunderten allgemein in
ganz Amerika. — Ganz anders verhält es sich mit
Asien, dem Ursitze aller Bevölkerung und Civilisation der
19
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Asien Amerika Asien Asien Asien Amerika Europa Amerika
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290
Abschn. X. Asia.
Erbe. Es war und ist dicht bevölkert von kriegerischen
Stämmen, welche das Eindringen zu jeder Zeit sehr er'
schwerten. Alle Verhältnisse haben hier früh eine Eigen»
thümlichkeit, eine Festigkeit erlangt, welche jedes Fremdartige
zurückstieß. Die Europäer mußten zu halben Asiaten wer-
den, wenn sie sich in dem Erdtheile behaupten wollten. Asien
ist daher auch viel später kolonisirt worden, als Amerika,
und sein Inneres ist aus demselben Grunde noch unerforscht.
Es hatte früher Kulturstaaten (Medien, Assyrien, Palästina,
Persien, Baktrien u. s. w.), wie irgend ein anderer Erdtheil.
Sie sind zum Theil seit Jahrhunderten wieder verschwun-
den, aber andere sind an ihre Stelle getreten. — Asiens
Bewohner sind die gestaltenden Völker der Erde, von denen
alle übrigen abhängig geworden sind in Bezug auf Kultur»,
Religions-, Staats-und historische Verhältnisse; aber sic sind
zugleich die unbeweglichsten, unveränderlichsten, und darum
von ihren europäischen Nachbaren übertroffen in der gei-
stigeren Auffassung und Ausbildung aller jener Ver-
hältnisse, vbschon diese von ihnen ausgegangen sind. Wie
alle diese Eigenthümlichkeiten der Asiaten mit den Natur-
verhältnissen ihres Erdtheils zusammenhangen, wird aus dem
Folgenden klar werden.
§. 99. Eüißuß des Rlünas und der Gestalt auf die ethnogra-
phischen Verhältnisse Asta's-
Nur ein Erdtheil, welcher, wie Asien, den größten
Reichthum aller Naturverhältnisse mit dem größten, konti-
nentalen Zusammenhange verbindet, konnte die Urheimath
des Menschengeschlechts seyn. Eine dürftige Natur würde
dem jungen Geschlechte Untergang gebracht, eine Heimath,
welche durch Meeresarme und Busen vielfach zersplittert
gewesen wäre, würde es aus einander gerissen und getrennt
haben, bevor die ersten, nothwendigsten Bildungskeime zum
Gemeingut hätten werden können. Die zugerundete Ge-
stalt Asiens und seine Größe aber bestimmten es zum Ur-
sttz zahlreicher Völker, die durch ungehemmte, allseitige Be.
rührung in vielfachen Verkehr und Austausch treten sollten.
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TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Assyrien Palästina Persien Baktrien Asiens Asien Asiens
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292
Abschil. X. Asia.
Bei der vorfchreitenden Kultur der anderen Erdtheile
verschwand dieser asiatische Einfluß mehr und mehr, und
endlich wurde Europa zum gestaltenden Kontinente: aber
Asien wiest jede fremde Einwirkung mit Entschiedenheit zu-
rück, begünstigt durch die Abgeschlossenheit seiner Staaten«
und Religions-Systeme, die alte Kultur seiner Völker und
durch seine unzugängliche, massenartige Gestalt. Selbst nach-
dem die Europäer festen Fuß gefaßt haben auf asiatischem
Boden, vermögen sie wenig zu ändern an dem eigenthüm-
lichen abgeschlossenen Sinne der Asiaten, wie es das Beispiel
der Hindu zeigt-
§■ 40. Abstammung und Sprachen.
Die mongolische und die kaukasische Race sind die vor-
herrschenden in Asien. Sie nehmen fast den ganzen Erdtheil
ein, und zwar ist den Mongolen der Norden und Osten, den
Kaukasiern der gliederreichere Süden und Westen des Kon-
tinents zugefallen. Die Malayen sind auf die hinterindische
Halbinsel und den benachbarten Archipelagus beschränkt.
Ncgerartige Volker finden sich ebenfalls nur auf einigen In-
seln im Süden und vielleicht als kleine Neste in den abgele-
gensten Gebirgsthälern Hinter-Asiens. — Unendlich groß
ist die Zqhl der Völker und Stämme, welche den beiden .
Hauptrqcen in Asien angehören, vielfach sind die Mischungen
und Uebergänge sowohl zwischen den Völkerschaften jeder
einzelnen, als denen verschiedener Racen, in Folge der, aus
dem kontinentalen und klimatischen Zusammenhange Asiens,
hervorgehenden Leichtigkeit der Berührung. Schwierig, fast
Unmöglich ist es daher, Asiens Völker in dieser Beziehung
zu sondern, besonders da unsere Bekanntschaft mit vielen
noch immer sehr oberflächlich ist. — Noch schwieriger ist
es aus denselben Gründen, die unendliche Zahl der Sprachen
zu gruppiern. Es ist zwar im zweiten Kapitel des 17. Ab-
schnitts versucht worden, allein nicht selten ist die Einthei-
lung blos von dem Wohnsitze der Stämme entnommen wor-
den. Nur die Geschichte der Völker kann Aufschlüsse geben
über die Mischung und Verwandschaft ihrer Sprachen, aber
die älteste Geschichte, selbst der bekanntesten Völker, ist in
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T193: [Meer Halbinsel Gebirge Norden Süden Osten Westen Küste Insel Europa]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Asien Hinter-Asiens Asien Asiens Asiens
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Xiv
Vorrede
des wissenschaftlichen Zusammenhanges aller Zweige
der Erdkunde gewidmet war, in welcher alle Einzeln-
heiten unter bestimmten Gesichtspunkten zusammen-
gefaßt und verglichen wurden, mußte wegen der per-
sönlichen Verhältnisse des Verfassers einstweilen zu-
rückgelegt werden. Sie handelte außerdem in ge-
drängter Kürze von der Geschichte der Entdeckungen,
welche bei einer wissenschaftlichen Behandlung der
Erdkunde nicht unerörtert bleiben kann, wenn man den
Einstuß zeigen will, welchen die natürliche Beschaffen-
heit der Erdrinde, klimatische Verhältnisse, herrschende
Winde, oder Strömungen u. a. aus die Entdeckung
der verschiedenen Erdräume und folglich auch auf die
Kulturgeschichte ihrer Bewohner äußerten. Diese
dritte Abtheilung war für den vierten oder höchsten
Lehrkursus bestimmt.
Außerdem lag es in dem Plane des Verfassers in
einer vierten Abtheilung seine Gedanken über die
Unterrichts-Methode im Allgemeinen und über den
Gebrauch des Leitfadens inö Besondere niederzulegen.
Dies war indeß, in Folge bestimmter Hindernisse, für
jetzt gleichfalls unthunlich. Der Verfasser behält sich
vor, wenn Zeit und Umstände es erlauben, und wenn
ihn die Aufnahme der Grundzüge dazu ermuntert, diese
beiden Abtheilungen in einem zweiten Bande nachfol-
gen zu lassen.
Die dem Buche beigegebenen Tabellen über Posi-
tionen, Areatgrößen, absolute Höhen, Bevölkerungs-
verhältnisse werden, hoffe ich, nicht ohne Nutzen seyn,
wenn der Lehrer es versteht, und sich die Mühe gibt,
sie zu gebrauchen. Der Umstand, daß die Angaben
nicht immer ganz genau sind, verringert ihren Werth
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]