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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 109

1886 - Berlin : Hofmann
§ 64. Folgen des dreißigjährigen Krieges. 109 Nationen das Land unsicher. (Ergreifende Schilderungen des damaligen Zustandes geben uns der Roman Simplieins Simplicissi-mns und die „Gesichte" Philanders von Sittenwald.) Auch das religiöse Leben war tief geschädigt: entsetzlicher Aberglaube (Hexenwesen, Sterndeuterei rc.) griff Platz. Die Wertschätzung des Heimischen hörte auf: fremde, zumal spanische und französische Sitten und Trachten fanden allenthalben Aufnahme. Die Litteratur verfiel in ungeschickte Nachahmung der Franzosen. Hier wie in der Sprache und den Sitten Unnatur und Verderbnis. Ein deutsches Natioualgesühl gab es kaum mehr; erst im folgenden Jahrhundert wurde es wieder erweckt durch die Großthaten Friedrichs Ii. Repetition. Der dreißigjährige Krieg 1 618 — 1648. § 60. Deutschland vor dem Kriege. Ferdinand I. 1556—1564 und Maximilian Ii. (1564—1576) friedliebend und duldsam; aber unter ihnen innerer Unfriede in der lutherischen Kirche. Rudolf Ii. (1576—1612), unter ihm erneuern sich die katholisch-protestantischen Zwistigkeiten. Protestantische Union 1608. Katholische Liga 1609. — Geschürt durch den clevischen Erbfolgestreit und kleinere Vorkommnisse (Donauwörth, Braunau und Klostergrab) bricht der Streit zunächst in Böhmen aus. Empörung des böhmischen Adels (Thurn) und Absetzung Ferdinands Ii. (Kaiser 1619 bis 1637) als König dieses Landes. — §§ 61—64. Der Krieg bis zur Absetzung Wallensteins. Der neue Böhmenkönig Friedrich V. von der Pfalz am weißen Berge geschlagen; Böhmen gewaltsam katholisiert. Für ihn treten zunächst norddeutsche Fürsten (Mansfeld u. a.), dann König Christian Iv. von Dänemark auf. Dieser geschlagen von Tilly und Wallenstein. Des letzteren Siegeszug an die Ostsee, Herzöge von Mecklenburg vertrieben. Nur Stralsund hält sich. Große Machtstellung des Kaisers: Restitutionsedikt 1629 gegen die Protestanten. — Wallensteins wachsender Einfluß zieht den Neid der Fürstenpartei und feine Absetzung nach sich. — Bis zum Tode Gustav Adolfs. Die Protestanten werden gerettet durch Gustav Adolf. Nachdem die Zerstörung Magdeburgs (Tilly) nicht hat verhindert werden können, schlägt er Tilly bei Breitenfeld 1631. Sein Siegeszug durch Deutschland: Thüringen, Rheinlande, Bayern (Tod Tillys). Wallenstein tritt wieder auf. Gustav Adolf besiegt ihn in der Schlacht bei Lützen 1632. Gustav Adolfs Tod in dieser Schlacht. — Wallensteins Verrat und Tod 1634 zu Eger. Fortan Schweden und Franzosen die Räuber an deutschem Lande und Wohlstände. Frredensunterhandlungeu seit 1640. 1648 Westfälischer Friede zu Osnabrück und Münster. Fremde Staaten erlangen Besitz in Deutschland. Zersplitterung des Reiches. Religionsfreiheit gewährleistet. — „Brandenburgs Aufgang". — Der Krieg hat Deutschland nach jeder Richtung in die trostloseste Lage versetzt. —

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 122

1886 - Berlin : Hofmann
122 Geschichte der neueren Zeit. Spanien war Ludwigs Sache im Rückgänge. Da nun die sinau-zielle Lage Frankreichs immer ungünstiger wurde, so war Ludwig sehr geneigt, Frieden zu schließen. Die Forderung der Verbündeten aber war so weitgehend (Vertreibung seines Enkels Philipp ans Spanien), daß er sie nicht erfüllen konnte. So nahm der Krieg 1711 seinen Fortgang. Als im Jahre 1711 Erzherzog Karl den deutschen Kaiserthron bestieg und im selben Jahre durch einen Regierungswechsel in England Marlborongh abberufen wurde (Lord Boling-broke und Königin Anna!), wendete sich das Glück auf Ludwigs Seite. Gleichwohl ergriff er gern die ihm dargebotene Hand zum Friedensschluß. Derselbe kam zustande 1713 a) zu Utrecht 1713 zwischen Frankreich und den Verbündeten mit Ausnahme des Kaisers. Philipp V. wurde spanischer König. England erhielt n. a. von Spanien Gibraltar, von Frankreich mehrere nordamerikanische Besitzungen; 1714 b) zu Rastatt und Baden 1714 zwischen Frankreich und dem Kaiser und Reich. Österreich erhielt: Neapel, Sardinien, Mailand und die Niederlande. So war schließlich Ludwig Xiv. ohne Vorteil aus dem Kampfe hervorgegangen; denn auf eine Vereinigung Frankreichs mit Spanien hatte er für alle Zukunft Verzicht leisten müssen. 1715 Bald darauf (1715) starb er und hinterließ das Land in einer gefährlichen Lage, seufzend unter außerordentlicher Steuerlast. Persönlich hatte er infolge dieses Krieges alle Beliebtheit beim Volke verloren (Demonstrationen bei seinem Leichenzuge!). — § 72. Der nordische Krieg. — Peter der Große und Karl Xii. a) Peter der Große. Rußland war bis in das 18. Jahrhundert ein Land gewesen, das, ohne Beziehungen zu Westeuropa, in tiefer Barbarei steckte. Erst Iwan Ii. suchte das russische Volk mit einer gewissen Kultur bekannt zu machen, doch waren seine Erfolge sehr gering. Nach dem Aussterben des Herrschergeschlechtes der Ruriks kam zu Beginn des 17. Jahrhunderts dasjenige der Romanows aus den Thron. Ans diesem stammte der geniale 1689 Zar Peter der Große 1689 — 1725. Schon in seiner Jugend bis zeigte er staunenswerte Geistesgegenwart und Klugheit gegenüber 1725 keft Anschlägen seiner herrschsüchtigen Halbschwester Sophia (Aufstände der Strelitzen). Als er die letztere mit Hilfe der von ihm gegründeten Preobraschenskoischen Garde endlich beseitigt, gelangte

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 7

1886 - Berlin : Hofmann
Zweiter Teil. Mittlere und neuere Geschichte. Vorbemerkung. Während im Altertum außer einigen asiatischen Reichen vorzugsweise die das Becken des Mittelmeeres umwohnenden Völker in den Kreis der Betrachtung fallen, erweitert sich in der Zeit nach der Völkerwanderung der Schauplatz der Geschichte. Die Bewohner von säst ganz Europa treten in deren Bereich. Während des Mittelalters spielen die Hauptrolle die Deutschen, deren Könige als römische Kaiser zugleich ein höheres moralisches Ansehen genießen als die übrigen europäischen Herrscher. Gegen Ende des Mittelalters treten den Deutschen andere Nationen mit gleichen Ansprüchen und vielfach größeren Machtmitteln zur Seite. In der neueren Zeit endlich, die man gewöhnlich mit der durch Luther ins Leben gerufenen Reformation beginnen läßt, wechseln die europäischen Mächte in der Führung ab, und für lange Zeit sogar ist der Einfluß des deutschen Volkes vollkommen unterdrückt, besonders durch die unter einem starken Königtum in jeder Beziehung mächtig entwickelte französische Nachbarnation. Erst in neuester Zeit hat unser Volk wieder eine mächtige, sogar gebietende Stellung gewonnen, geführt von Preußen, das unter dem Herrschergeschlechts der Hohenzollern eine großartige Entwicklung durchmachte. Im M i t t e l a l t e r, mit welchem wir uns hier zunächst zu beschäftigen haben, sind die wichtigsten Einrichtungen und Erscheinungen folgende: I. Das Kaisertum. Dasselbe war das höchste weltliche Amt der abendländischen Christenheit, und der Schutz der letzteren war die ihm ursprünglich zu Grunde liegende Idee.

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 83

1886 - Berlin : Hofmann
§ 48. Der Reichstag zu Worms. § 49. Bilderstürmer. Bauernkriege. 83 die rechte Ruhe des Geistes hatte gewinnen können, zeigte er beim zweiten Male eine trotzige Entschlossenheit. Als man auf seine längere und bestimmt gefaßte Rede mit dem Ansinnen antwortete, daß er bündig alles widerrufe, was er bisher gegen die alte Lehre geschrieben habe, gab er die berühmte Erklärung ab, daß er das nie thun werde, es sei denn, daß man ihm seinen Irrtum aus der heiligen Schrift beweise. Natürlich war dies mit einer vollkommenen Weigerung gleichbedeutend. Obgleich Luther sich durch sein würdevolles und bestimmtes Auftreten unter den am Reichstage teilnehmenden Fürsten viele Freunde erworben hatte (z. B. Philipp von Hessen), wurde trotzdem der Reichstagsbeschluß durchgesetzt, daß fortan jedwede Ausbreitung der evangelifchen Lehre zu verbieten sei (Wormser Edikt). Gegen die Person Luthers aber wurde die Reichsacht ausgesprochen. Friedrich der Weise indes hatte Anstalten getroffen, daß sein Freund den gefährlichen Folgen der Reichsacht entzogen werde: als Luther auf der Rückreife von Worms durch Thüringen zog, wurde er von verkappten Reitern aufgegriffen und auf die feste Wartburg gebracht, wo er nun, ungekannt unter dem Namen eines Junker Jörg, ohne Gefahr einige Monate zubrachte. In der Stille der herrlichen Natur begab sich Luther an eines seiner folgenreichsten Werke, die Übersetzung der Bibel ins Deutsche. Diese ungeheure Arbeit, welche ihn noch lange Jahre beschäftigte, wurde nun stückweise gefördert. Sie ist von der weittragendsten Bedeutung geworden: a) weil von nun an jedermann sich die Kenntnis der heiligen Bücher verschaffen konnte und dadurch einer der obersten Grundsätze des Reformationswerkes — eigene und freie Schriftforschung jedes Christen — zur Durchführung gebracht wurde; b) weil die von Luther augewandte Sprache von nun an die allgemeine Schriftsprache aller Deutschen ward und somit ein mächtiges, ideales Band zwischen den so verschiedenen deutschen Stämmen des Südens und des Nordens geknüpft wurde. § 49. Bilderstürmer. — Bauernkriege. Luthers Aufenthalt auf der Wartburg sollte nicht von langer Dauer sein. In Wittenberg waren Unruhen aus gebrochen, die seilte Anwesenheit erheischten. Zwickauische Handwerker, unklare Schwarmgeister, die sich im Besitze einer besonderen göttlichen Erleuchtung 6*

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 66

1886 - Berlin : Hofmann
ßß Zweiter Teil. Das Mittelalter. Die Kreuzzüge, welche nur einen Teil des großen Kampfes zwischen Christentum und Islam bildeten, hatten schließlich nur den Erfolg, daß den Mohammedanern Anreizung zu immer neuen An-1300 griffen gegeben wurde. Dieselben gingen seit dem Jahre 1300 vorzugsweise von den Türken aus, die unter Osman in Kleinasien eine besondere Herrschaft bildeten. Große Feldherren, wie Mur ad I. und Bajassid I. führten das kriegerische Volk über den Hellespont und unterwarfen nach und nach den größten Teil der Balkanhalbinsel. Wenn auch für Augenblicke ihre Erfolge durch den tapferen Siebenbürgen Johann Hunyadi in Frage gestellt 1453 wurden, so gelang es ihnen doch endlich im Jahre 1453, die Hauptstadt des oströmischen Reiches, Konstantinopel, zu erobern. Trotzdem dieses Eindringen der Türken in Europa eine ungeheure Gefahr für das ganze Abendland in sich schloß, zumal sie später sogar bis über die Grenzen des deutschen Reiches ihre Eroberungen ausdehnten (zweimalige Belagerung von Wien!), so hat doch dasselbe eine eigenartige für das Christentum wichtige Folge gehabt. Durch die Eroberung von Konstantinopel wurden die christlichen der griechischen Sprache mächtigen Gelehrten gezwungen, Zuflucht im Abendlande, zumal in Italien, zu suchen. Hier aber war im Mittelalter die Kenntnis des Griechischen so gut wie erloschen. Dieselbe wurde nun wiederbelebt und breitete sich rasch auch über die anderen Länder des europäischen Westens und Nordens aus (Humanisten!). Das aber war darum von unberechenbarer Tragweite, weil man nunmehr instand gesetzt war, die Quellen unseres Glaubens in der Ursprache zu lesen und auf den wahren Sinn derselben zurückzugehen; — es wurde also dadurch eine wichtige Vorbedingung der Reformation geschaffen. So ist das an und für sich bedauerliche Ereignis der Eroberung Konstantinopels doch nicht ohne segensreiche Folge für das Christentum geblieben. — § 39. Deutsches Volksleben in dieser Periode. Wir sahen, wie bei der verhältnismäßig großen Schwäche der Kaiser allenthalben im deutschen Reiche Unsicherheit des Rechtes und des Verkehrs herrschte. Mehr noch als die Städte, welche wenigstens durch ihre Bündnisse Selbstschutz üben konnten, litten darunter die Bauern. Dieselben, in den allermeisten Gegenden schon lange hörig (die alte Bauernfreiheit nur noch in Friesland und der Schweiz!), waren die wehrlosen Opfer der Willkür ihrer

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 72

1886 - Berlin : Hofmann
72 Zweiter Teil. Das Mittelalter. und beliebig zusammengesetzt werden konnten. Anfangs sehr unvollkommen, ^wurde diese Knn^ rasch vervollkommnet und schon im nächsten Jahrhundert auf eine hohe Stufe gehoben (die Aldinische Druckerei zu Venedig!). — Durch diese Erfindung wurde erst der rasche ^-oitschiitt der geistigen Entwicklung der Menschheit, wie wir ihn iu der neueren Zeit wahrnehmen, ermöglicht. Durch den Druck wurden die Gedanken des Einzelnen rasch Allgemeingut, und ohne ihn wären die welthistorischen Bewegungen, wie die Reformation und die französische Revolution, unmöglich gewesen. Zumal für die erstere war es von entscheidender Bedeutung, daß die Flugschriften Luthers und seine Bibelübersetzung durch den Druck allenthalben und rasch verbreitet werden konnten. § 43. Das Wichtigste aus der Geschichte Frankreichs. Auf dem Boden des alten Gallien hatten sich, neben den Urbewohnern, den Celten, im Laufe der Zeit Römer (seit Julius 55 Casar, 55 v. Chr.), Deutsche und, im Süden, Basken angesiedelt. Den überwiegenden Einfluß aber haben hier doch auf die Dauer die romanischen Elemente geübt, wie das auch die Sprache deutlich zeigt; dieselben waren um das Jahr 900 so stark, daß z. B. die germanischen Normannen, welche sich unter dem Herzog Rollo ln der heutigen Normandie ansiedelten, schon nach ganz kurzer Frist ihre heimische Sprache verlernten. Nachdem durch die Teilung zu 843 Verdun 843 Frankreich ein selbständiges Reich geworden war, hat 987 es bis 987 unter den Karolingern gestanden. Dieselben waren jedoch zu schwache Herrscher, um die Zersplitterung des Landes zu verhindern und den mächtigen, nach Selbständigkeit strebenden hohen Adel niederzuhalten. Als nun gar durch Wilhelm den Eroberer von der Normandie, den König von England, ein großer Teil des französischen Gebietes in englische Hände kam, was unter 987 dem Königsgeschlecht der Eapetinger (987—1328) geschah, sah 1328 e§ um die Zäunst des Landes immer schlimmer aus. Aber die späteren Eapetinger haben mit aller Macht dahin gestrebt, die unabhängigen Vasallen sich zu unterwerfen. Sie stützten sich dabei vorzugsweise aus die Städte, welche infolge der Kreuzzüge einen hohen Aufschwung (wie in Deutschland) nahmen. Von den Königen, welche, zielbewußt weiterstrebend, die Königsmacht über alle Gewalten des Landes erhoben, sind besonders zu nennen: Ludwig Vi.,

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 74

1886 - Berlin : Hofmann
74 Zweiter Teil. Das Mittelalter. § 44. Das Wichtigste aus der englischen Geschichte. Ganz anders als die Entwicklung eines der kontinentalen 449 Staaten war diejenige des Jnselreiches England. Im Jahre 449 hatten sich dort die Angelsachsen, aus der jütischen Halbinsel, 827 niedergelassen und die sieben anfangs getrennten Reiche waren 827 durch Egbert von Wessex vereinigt worden. Von diesen angelsächsischen Königen, deren Reihe nur auf wenige Jahrzehnte durch 1030 die Dänenherrschaft (ca. 1030) unterbrochen wurde, sind die 871 wichtigsten: Alfred der Große (871—901), der für das Wohl ^ des Landes in jeder Beziehung das Bedeutendste leistete, und 0 Eduard der Bekenner (ca. 1050), unter welchem Schottland ein 1065 englisches Lehen ward. Im Jahre 1066 fiel Herzog Wilhelm der Eroberer von der Normandie in England ein, und nachdem er den Nachfolger Eduards bei Hastings geschlagen hatte, machte er sich zum Köuige von England. Da er aber feine normännischen Ritter gegenüber den Angelsachsen sehr bevorzugte, so fügten sich die letzteren schwer in diesen Zustand: der lange währende und oft zu hellen Flammen ausbrechende Haß der beiden Stämme (vgl. die Romane von Walter Scott) fand erst gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts sein Ende in der Verschmelzung derselben zu einer einheitlichen englischen Nation. Die Bedeutung der Angelsachsen und Normannen für die ganze Volksentwicklung spiegelt sich wieder in der Sprache (Grundbestandteile germanisch). Die wichtigste Erscheinung der englischen Geschichte des Mittelalters ist die Entwicklung der englischen Volksfreiheit. Nachdem der erste König des Hauses Anjou - Plantagenet 1154 (1154—1399) Heinrich Ii. einen thatkräftig begonnenen Kampf bis gegen die Kirche (Thomas Becket, Erzbischof von Eanterbnry) da-1399 mjt geendet hatte, daß er sich, von plötzlicher Reue erfaßt, der Kirche unterwarf; nachdem ferner die lange Abwesenheit von Richard Löwenherz das Königtum in jeder Beziehung geschwächt: geriet des letzteren Bruder Johanu ohne Land (1199—1216) ganz und gar in Abhängigkeit vom Papste (Innozenz Iii.), von dem er sogar sein Land zu Lehen nahm. Da dieser König auch gegen Frankreich sehr unglücklich war, trotzdem aber im Innern mit despotischen Mitteln regieren wollte, so empörte sich das unzufriedene Volk gegen ihn und zwang ihn zur Gewährung des großen Staats-1215 grnndgefetzes, der Magna Charta libertatum, 1215. In dem-

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 16

1886 - Berlin : Hofmann
16 Zweiter Teil. Das Mittelalter. (römisch-katholisch) waren (Symmachus, Boetins!). Theodorich 526 starb 526. Als seine Tochter Amalasuntha von ihrem Gemahl Theo-dahat ermordet wurde, warf sich Ostrom, das damals unter dem berühmten Kaiser Justinian (527—565) einen großen Aufschwung nahm (Gesetzsammlung des Corpus juris), zum Rächer derselben auf. Wenigstens war dies der Vorwand, unter dem die Feldherren Belisarund später Narses nach Italien zogen und dem heldenmütig von edlen Königen (Totilas, Tejas; Schlacht bei Neapel) ver-553 teidigten ostgotischen Reiche ein Ende machten. 553. 534 Schon vorher (534) hatte Belisar das Vandalenreich zerstört (Gelimer auf der Feste Pappna!). b) Langobarden. Narses, nach Besiegung der Ostgoten Statthalter in Italien, rief, um sich wegen erlittener Unbill an dem Kaiser zu rächen, die Langobarden (ursprünglich an der unteren Elbe, vgl. § 2, damals an Donau und Dran ansässig) nach 568 Italien. Dieselben eroberten 568 unter Alboin fast ganz Italien, nur wenige Landstriche blieben oströmisch (Exarchat). Nach Alboins Tode (Rosamunde, des Gepiden Knnimnnd Tochter!) wurden die Langobarden durch die große Kö nigin Theodelinde zu Ackerbau und damit zu milden Sitten gewöhnt, wobei Papst Gregor der Große mitwirkte. 449 c) Die Angelsachsen. Um das Jahr 449 zog der deutsche Stamm der Angelsachsen aus den Niederungen der untern Elbe über die Nordsee und nahm Besitz von ganz England bis an und über den Firth of Forth. Die uralte Bevölkerung der Britten wurde ausgerottet oder vertrieben (französische Bretagne!). So wurden deutsche Sprache und Sitten in England herrschend. (Die Angelsachsen bildeten den Grundstock der heutigen englischen Nation; seit-1066 dem aber im Jahre 1066 der Normannenherzog Wilhelm der Eroberer England unterworfen, hat sich das englische Volk stark mit französischen Elementen vermischt; am deutlichsten spiegelt sich dies in der Sprache wieder.) § 7. Mohammed und der Islam. Um dieselbe Zeit, als im Abendlande die christliche Kirche durch den Übertritt der germanischen Stämme im ehemaligen Gebiete des römischen Reiches sich kräftigte, entstand im fernen Osten

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 18

1886 - Berlin : Hofmann
18 Zweiter Teil. Das Mittelalter. den Kalifen, rasch aus, trotz einer großen Lehrspaltnng, welche in ihm entstand (Sunniten und Schiiten). Man hat namentlich zwei Kalifate (d. i. Kalifenreiche) zu merken: das der Abassiden in Bagdad (zu denselben gehörte der durch die Erzählungen aus Tausend und Eine Nacht berühmte Harun al Raschid, mit dem auch Karl der Große Beziehungen Pflegte) und das der Omma-jaden in Cordova (Spanien). Die Ausbreitung geschah über ganz Nordafrika, von wo aus Musa und Tarik (Gibr-al-Tarik = Gibraltar) sogar nach Spanien übersetzten und dort das West-711 gotenreich in der Schlacht bei Leres de la Frontera 711 zerstörten. An einer Niederlassung auch in Gallien wurden sie durch Karl Martell verhindert (vgl. § 9). Außerdem wurde sowohl ein großer Teil von Jnnerasien als auch Vorderasien (am Ende des Mittelalters sogar die Balkanhalbinsel) dem Islam zugewandt. § 8. Chlodwig. Eine länger dauernde, für die Weltgeschichte fruchtbare Staatengründung ging aus von dem deutschen Stamme der Franken. Ursprünglich wohnten sie an der Issel (= Sala, daher salische Franken) und am Niederrhein (ripnarische Franken, von ripa das Ufer). Von hier aus verbreiteten sie sich langsam in das 500 heutige Nordfrankreich, bis etwa um das Jahr 500 der größere Teil des heutigen Frankreich, das auch nach ihnen seinen Namen behalten hat, in ihren Händen war. Das letztere geschah unter und durch den König Chlodwig, einen Mann von außerordentlichem Unternehmungsgeist, aber auch von ebenso großer Rücksichtslosigkeit; kein Mittel, selbst Mord und Gift nicht, scheute er, um seinen Plan, die Stiftung eines einheitlichen großen Frankenreiches, durchzuführen. Zn diesem Ende besiegte er: a) den Statthalter des noch römischen Gebietes in Gallien, 486 Syagrins, in der Schlacht bei Soissons 486; 496 b) die Alamannen (an beiden Seiten des Mittelrheins) 496 (Ort der Schlacht gänzlich unbekannt). Nun beginnt die Einwanderung der Franken in die heute nach ihnen genannten mittel- und süddeutschen Gebiete. Die Erfolge dieser Siege sicherte sich Chlodwig auf die Dauer dadurch, daß er mit dem Kern feines Adels in Rheims zum Christentums übertrat (Sage von seinem Gelübde in der Alamannenschlacht; seine Gemahlin Chlotilde). (Bischof Remigius: „Beuge

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 21

1886 - Berlin : Hofmann
§11. Karl der Große. 21 Geismar!). Er schloß nun die deutsche Kirche eng an Rom an, wo er mehrere Male gewesen war, um sich vom Papste Missionsaufträge erteilen zu lassen. Daher erhob ihn der Papst zum Erzbischof über Deutschland und wies ihm Mainz als Wohnsitz zu. Bonifaz ruhte nicht, selbst als er in Mitteldeutschland seine Ausgabe erfüllt hatte. Er ging nochmals zu den Friesen, einem freiheitsliebenden und zäh an seinem ererbten Glauben Hangenden Küstenvolke zwischen Zuidersee und Ems. Aber von ihnen wurde er mit mehreren seiner Gefährten erschlagen, 754. Seine Leiche wurde 754 in dem von ihm gegründeten Kloster Fulda, das später lange Jahrzehnte hindurch den Mittelpunkt des geistigen Lebens in Deutschland bildete, beigesetzt. Die Bedeutung des Bonifaz, in dessen Denken und Ziele uns seine noch erhaltenen, mehrfach gedruckten Briefe eine deutliche Einsicht gewähren, liegt für unsere Geschichte hauptsächlich darin, daß er den kirchlichen Anschluß der deutschen Christen an Rom durchsetzte und somit die Gründung einer deutschen Nationalkirche, die später viele bedeutende Männer angestrebt haben, dauernd unmöglich machte. § 11. Karl der Große (768 — 814). Pippin hinterließ das Reich seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann, von denen indes der erstere schon von vornherein der Haupterbe war. Karlmann starb drei Jahre darauf, und Karl übernahm, ohne sich um die beiden Söhne desselben zu kümmern, die Regierung des ganzen Reiches. Die Geschichte hat diesem Manne einstimmig den Namen des Großen beigelegt, weil seine Thaten nicht nur allgemein menschliche Bewunderung verdienen, sondern weil die von ihm ausgegangenen Schöpfungen und Anregungen die Entwicklung des deutschen und französischen Volkes, ja Europas, auf Jahrhunderte hinaus beeinflußt haben. Karls des Großen Lebensplan war: alle deutschen Stämme zum Christentum zu bekehren, alle katholischen Christen des Abendlandes unter seinem Szepter zu vereinigen und endlich die so vereinigten Völker durch weise Staatsordnungen zu einer höheren Stufe der Gesittung zu führen. Diesen umfassenden Plänen gab die Erneuerung des abendländischen Kaisertums, das nun aber eine andere Bedeutung erhielt, Ausdruck.
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