68 A. Allgemeine Erdkunde. — Iii. Wechselbeziehungen zwischen Land und Meer.
kleinere, jedes zwischen Teilen eines Kontinents gelegen, gegenüber: das Baltische,
das Persische und das Hndsonsche Meer. Die Randmeere breiten sich an
den Außenseiten der Kontinente aus und sind von Halbinseln und Jnfelreihen
begrenzt. Raudmeere sind die Nordsee und die Irische See; besonders reich
an Raudmeereu ist die ostasiatische Küste. Eiuen Übergangstypus bildet das
Rote Meer.
b) Meerbusen. Während den Nebenmeereu eiue gewisse Selbständigkeit
zugesprochen werden muß, insofern in der Regel ihre ozeanische Ausgangs-
psorte flacher als das innere Becken und auch ihre Grenze gegen den Ozean
schärfer ausgeprägt ist, erscheinen die offenen Meerbusen (Golfe, Buchten,
Baien) als einfache Bestandteile größerer Meere. Dahin gehören der Golf von
Guinea, der Bengalische Busen, der Arabische Busen, der Golf von Biseaya.
$ .'38. c) Bedeutung der Nebcumeere für die Entwicklung menschlicher Kultur. Ob-
schon die Nebenmeere an Flächenraum den Weltmeeren beträchtlich nachstehen, so
sind sie doch sür die Entwicklung der menschlichen Kultur von höherer Bedeutung
gewesen als diese. Sie gestatteten in Anbetracht ihrer verhältnismäßig geringen
Ausdehnung die Verbindung zwischen den anwohnenden Völkern schon zu einer
Zeit, wo der Mensch noch lange nicht die Herrschaft über den Ozean gewonnen
hatte. Die reiche Gliederung der Küsten trug zur Erleichterung des Verkehrs
nicht wenig bei. Auf die verkehrsgeographische Bedeutung des Europäifch-Afrika-
nischen Mittelmeeres ist nicht an letzter Stelle die blühende Kultur zurückzuführen,
die schon in früher Zeit an seinen Küsten zur Entfaltung gelangte.
3. Die wagerechte Gliederung des Landes.
§ 39. a) Festlandsrumpf und Festlandsglicder. Den Übergang von den Fest-
ländern zu den Tiefseebecken der Ozeane vermittelt das Schels oder die
Flachsee (vgl. § 50). Sie stellt den unter Wasser befindlichen äußern Rand
der Kontinente dar; daher bezeichnet man sie auch als „ Kontinentalstnfe".
Jedem Koutiueut ist eine bestimmte Grundform, ein Festlandsrumpf,
eigen, dem sich eine mehr oder minder große Zahl von Halbinseln und Juselu
angliedern. Diese ueuut man die Glieder des Kontinents.
b) Maß der wagerechten Gliederung. Jndemmandas Größenverhältnis zwischen
der Rumpssläche und den Inseln und Halbinseln angibt, bestimmt man das Maß
der wagerechten Gliederung. Europa ist am meisten gegliedert; denn es ver-
halten sich (nach Wagner) die Glieder zum Stamm bei Europa wie 1: 2, bei Asien
und Nordamerika wie 1 : 3, bei Australien wie 1: 4, bei Afrika wie 1 : 49, der
Südamerika wie 1 : 99. Das Maß der wagerechten Gliederung wird nicht selten
auch so zur Anschauung gebracht, daß man die Küstenlänge eines Gebietes zu seiner
Flächengröße in Beziehung setzt, also die Küstenentwickeluug ermittelt.
A. Die Küsten.
§ 40. u) Kontinentale und Schwemmlandküste. Meer und Land berühren sich
in einem mehr oder weniger schmalen Landstreifen, der Küste. Ist die Ent-
stehung der Küste auf positive Strandverschiebung oder aus tektouische Bor-
gäuge zurückzuführen, die eine Senkung des Landes zur Folge hatten, steigt'
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114
A. Allgemeine Erdkunde. — Vii. Die Menschenwelt.
fördernd wirkt diesem Streben gegenüber der Wunsch, die politische Grenze der
nationalen möglichst anzunähern, d. h. einen Nationalstaat zu schaffen. Erwägungen
politischer, wirtschaftlicher und geistiger Art veranlassen den Staat, Außeubesitzungen
Kolonien) zu erwerben, die man vom wirtschaftlichen Standpunkte aus zweckmäßig
in Handels-, Pflanzungs- und Siedluugskolouien gliedert.
Bei den Handelskolonien beschränkt sich die Nutzbarmachung auf die Ver-
mittlung des Handels zwischen den Eingeborenen und den Kulturländern. Der
Handel ruht in den Händen meist genossenschaftlich vereinigter Kaufleute (Handels-
gefellschaften), die in den Kolonien sog. Faktoreien ss. § 171 d) unterhalten. Die
Pflanzungskolonien pflegen, die Arbeitskraft der Eingeborenen ausnutzend, im
Großbetriebe landwirtschaftliche Kultur, besonders den Anbau tropischer Er-
zeugnisse. Die Siedlungskolonien gestatten auf Grund ihrer klimatischen Ver-
Hältnisse die wirtschaftliche Ausnutzung dnrch den Weißen, der als
Ackerbauer oder Viehzüchter in ihnen eine nene Heimat sinden kann.
4. Mensch und Erde.
$ 89. a) Beziehungen zwischen Mensch und Erde im allgemeinen. Die Beziehungen
zwischen Mensch und Erde äußern sich sowohl in dem vielseitigen Einflüsse, den der
Boden auf den einzelnen Menschen, auf Gesellschaften und Staaten ausübt, wie auch
in der Rückwirkung des Menschen auf die Gestaltung der ihn umgebenden Natur.
Am deutlichsten tritt die Abhängigkeit des Menschen von der heimatlichen Umgebung
bei den Naturvölkern zutage. Aber auch der Kulturmensch bleibt an die Natur ge-
bunden, „ein Kind der Erde". Mag er auch mehr und mehr gelernt haben, die
Kräfte der Natur sich dienstbar zu machen: der Fortschritt der Kultur hebt den Zu-
sammeuhang mit der Natur nicht auf, er bewirkt nur eine Änderung in der Art
des Zusammenhangs zwischen dem Boden und dessen Bewohnern, er bringt andere,
vielseitigere Beziehungen zwischen beiden hervor.
b) Einwirkungen der Natur auf den Menschen. 1. Klima. Unter den geo-
graphischen Einwirkungen, denen die Geschichte, die Kultur und die geistige Eigen-
art eines Volkes unterstehen, gehen die ersten und allgemeinsten vom Klima aus.
Das Leben der hochnordischen Völker erschöpft sich im Kampf ums Dasein.
Kümmerlich sind die Gaben, die ihnen die rauhe Natur zu bieten vermag. Daher
trägt die Arbeit der Polarvölker den Charakter der Einförmigkeit und Armut; ein
reges geistiges und gesellschaftliches Leben ist unmöglich. Das heißfeuchte Klima
der Tropen gibt dem Menschen die einfachsten Bedürfnisse des Daseins ohne sein
Zutun. Es entwöhnt den Menschen von der Arbeit. Daher rührt seine erschlaffende
Wirkung auf den Menschen und die niedere Kulturstufe der Eingeborenen. Am
günstigsten wirkt die gemäßigte Zone auf die Entwicklung des Menschen ein.
Mit ihrem die menschliche Lebenskraft anregenden Wechsel der klimatischen Er-
scheinungen wie ihrer maßvollen Freigebigkeit erzieht sie den Menschen zu körper-
lich und geistig stählender Arbeit und bietet auch die Möglichkeit größerer Volks-
Verdichtung.
2. Tier- und Pflanzenwelt. Der Einfluß des Klimas auf die Entwicklung
des Menschen kommt mittelbar durch die Pflanzen- und Tierwelt zur Geltung,
die beide in erheblichem Maße von den klimatischen Verhältnissen abhängig sind.
Pflanzen und Tiere liefern dem Menschen die Nahrung. Vegetationslose und
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3. Ostasien,
139
Durch seine reichen, meist noch nngehobenen Mineralschätze scheint China
anch zu einem der ersten Großindnstriestaaten der Welt bestimmt zu
.sein. Die Steinkohlenfelder rings um den Golf von Tschili gelten als die
bedentendsten der Erde; reich ist das Land ferner an Eisen- und Kupfer-
erzen fowie an Porzellanerde. In einzelnen Zweigen der Gewerbtätigkeit
haben die Chinesen eine sehr hohe Stufe der Leistungsfähigkeit erreicht; der
chinesische Gewerbfleiß erzeugt ausgezeichnete Seiden- und Baumwollzeuge,
° Porzellanwaren, Schnitzereien, Farben, Papier- und Lackwaren. Meist ist
das Gewerbe noch Hans- und Handindustrie, doch zeigen sich allenthalben
die Anfänge modernen Großbetriebs. Zu keiner Zeit hat die chinesische Re-
gierung den auswärtigen Handel begünstigt. Nur durch Gewalt wurden
die wichtigsten Häfen den seefahrenden Nationen geöffnet. Ganz außerordeut-
lich blüht dagegen der innere Handel, der sich meist der Wasserstraßen
als Verkehrswege bedient. Langsam schreitet der Schienenverkehr fort;
seine Entwicklung wird durch alte Vorurteile und die Abneigung der Chinesen
gegen alle Neuerungen gehemmt. Den Hauptanteil am chinesischen Handel
haben die Engländer. Japan, die Union und das Deutsche Reich folgen
in weitem Abstände, aber mit beträchtlichen Summen. Wir Deutschen be-
dürfen verhältnismäßig wenig Tee und decken unfern Bedarf an Rohseide
meist iu Italien, Frankreich und der Schweiz. Doch gewinnt der deutsche
Anteil an der Küstenschiffahrt in China im Anschluß an unsere Post- und
Frachtdampferlinien immer größere Bedeutung.
c) Bevölkerung. Die Bevölkerung san 400 Mill.) gehört durchweg der mon g o-
lischen Rasse an. Die Volksdichte ist in einigen Küstenbezirken so groß wie in
Belgien. Ans je 4 Bewohner der Erde kommt ein Chinese. Infolge der Über-
völkerung des Landes strömen die Chinesen massenhaft als Lohnarbeiter (Kuli)
in die Küstenländer des Stillen und Indischen Ozeans. — Jahrtausendelang durch
die natürlichen Grenzen von der Berührung mit anderen Kulturländern ferngehalten,
wurden die Chinesen zum größten Kulturvolk der mongolischen Rasse. Ihre durch-
aus eigentümliche Bildung erreichte in langsamem Vorwärtsschreiten früh eine be-
deutende Höhe. Aber sie waren neueruugsseiudlich und nahmen fremde Fort-
schritte nur widerstrebend an. Die Erfolge der durch die Kultur der „westlichen
Barbaren" geförderten, bisher ebenfalls verachteten Japaner im Kriege gegen Ruß-
land brachten neuerdings ein lebhafteres Bedürfnis nach europäischer Bildung und
den Anfang einer Umgestaltung des geistigen und wirtschaftlichen Lebens hervor.
Der Chinese ist ein Verstandesmensch mit wenig Gemüt, fleißig, höflich und
mildtätig, dazu sparsam und bedürfnislos in einem Grade, daß der Wettbewerb
weißer Arbeiter mit ihm unmöglich ist. Er arbeitet das ganze Jahr ohne
Sonntagsunterbrechung; nur im Februar, beim Jahreswechsel der Chinesen, gibt
er sich 14 Tage laug lärmenden Vergnügungen hin. Er berauscht sich nicht an Ge-
tränken, aber ein großer Teil des Volkes wird durch den Körper und Geist zer-
rüttenden Opiumgenuß zugrunde gerichtet (Bild 79).
Die drei in China am meisten verbreiteten Religionen, die Sittenlehre des
K onsutse, die das Schicksal als allwaltend lehrt und die Selbsterkenntnis empfiehlt,
der von Indien eingedrungene Buddhismus und der Taoismns, eine Art Ver-
nunstreligion mit Ahnendienst, sind sämtlich ohne Weiterentwicklung geblieben und
verknöchert. Die Staatsreligion fordert streng die pietätvolle Verehrung der Ahnen
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Extrahierte Ortsnamen: Ostasien China Japan Italien Frankreich Schweiz China Belgien Indischen_Ozeans China Indien
C. Südamerika.
225
c) Bodenerzeugnisse. In den nördlichen Andenländern ziehen tro-
pische Urwälder, in denen Palmen den Hauptbestandteil bilden, die Hänge
des Gebirges hoch hinauf Sehr zahlreich sind die immergrünen, lorbeer-
artigen Cinchonen oder Fieberrindenbäume sowie Kokasträucher. In Höhen
von etwa 3000 m, an der oberen Grenze des Gebirgswaldes, beginnt der
Gürtel der alpinen Sträucher und Stauden, dem sich noch die Region
des ewigen Schnees anschließt. Am Fuße der Anden gedeihen Kakao
(Ecuador ist neben Brasilien der bedeutendste Kakaoproduzent der Erde),
Kaffee, Tabak, Zuckerrohr und Kautschuk liefernde Pflanzen; die Hochflächen
eignen sich zum Ackerbau Mais, Kartoffeln2) und durch ihre weiten Gras-
flnren zur Viehzucht. Der mittlere Teil der Anden ist mit Ausnahme
der wohlbenetzten Ostseite waldarm, ja stellenweise Wüste (Atacäma). Das
gemäßigte Klima und die reichen Niederschläge des Südwestens gestatten
den Anbau von Weizen und von zahlreichen eingeführten Nutzpflanzen, Obst,
Futterkräutern, Gemüse.
An charakteristischen Tierformen besitzen die Andenländer das Lama,
das gleich dem ihm verwandten Kamel als Lasttier verwandt wird, den
Kondor und den Kolibri. Zahlreiche Haustiere wurden eingeführt; so hat
z. B. in Chile die Schafzucht große Bedeutung erlangt. An den Küsten und
auf den Küsteninseln leben zahlreiche Seevögel, deren Dünger im Laufe der
Jahrhunderte zu Schichten von oft 40 m Mächtigkeit angewachsen ist (Guano).
Das Vikuuja ist jetzt fast ausgerottet.
Wichtig sind die südamerikanischen Anden wegen ihres Mineralreichtums.
Der Bergbau auf Silber, Zinn, Kupfer, Gold, Salpeter (in der Atacäma-
Wüste), der auch die europäischen Ansiedler lockte, bildet wie im W Nord-
amerikas vor Bodenbau und Viehzucht die Grundlage für das Wirtschaft-
liche Leben der Bevölkerung und ließ die höchstgelegenen menschlichen Sied-
lnngen der Erde entstehen.
cl) Bewohner. Die ehemals unter spanischer Herrschaft stehenden Andenländer
führten zu Anfang des vorigen Jahrhunderts gewaltsam ihre Loslösung vom
Mutterlands herbei. Aus dem spanischen Koloniallande bildeten sich Republiken,
in denen noch heute die spanische Sprache und die katholische Religion vorherrschen.
Unaufhörliche innere Kämpfe haben die Entwicklung der Staaten indes gehemmt;
nur Chile erfreut sich eines geordneten Staatswesens und eines blühenden Wirt-
schasts- und Geisteslebens. Die Bewohner sind teils Mischlinge, teils Weiße
(besonders Kreolen), teils Indianer. Die einstigen Jndianerkulturen sind nur
noch in Spuren erhalten.
6) Staaten und Siedlungen.
1. Chile [tsthtle] ist der südlichste und längste, dazu der bestregierte und mächtigste
Kordillerenstaat. Den Lebensnerv seines Wirtschaftslebens bildet der Bergbau auf
Salpeter und — jedoch in viel geringerem Maße — die Gewinnung von Kupfererzen.
Neben den Nachkommen der Spanier spielen die eingewanderten Deutschen, etwa
11000, die durch deutsche Schulen auch das Deutschtum ihrer Kinder bewahren,
1 Das Küstengebiet Colömbias ist wahrscheinlich die Heimat der Kokospalme.
2 Die Andenländer sind die Heimat der Kartoffel,
Lennarz, Erdkunde für Seminare. in
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264
B. Länderkunde. — V. Die deutschen Kolonien.
§183.
Übersichtstabelle.
Schutzgebiete
qkm Einwohnerzahl
Togo.............
Kamerun............
Deutsch-Südwestafrika........
Deutsch-Ostafrika.........
Neuguiueagebiet und Bismarck-Archipel . .
Marfhall-Jnfeln, Marianen, Karolinen und Palau
Inseln
87000 i an 1000000
750000 I „ 3000000
835000 „ 82 000
1000000 „ 10000000
237 000 „ 330000
2 500
2 600
550
20000
35 000
160000
Samoa-Jnseln
Kiautschou
Zusammen an
2,9 Mill. rund 15 Mill.
v. Entwicklung und Vergleich der Kolonien
der europäischen Staaten.
§ 184. a) Seit dem Untergange des Weströmischen Reiches waren neben den Arabern
hauptsächlich die Germanen Träger kolonialer Bestrebungen. Im 9. Jahrhundert
dehnten die Normannen ihre Siedlungen bis nach Island aus, am Ende des 10.
und Anfang des 11. Jahrhunderts bis nach Grönland und Nordostamerika'. Diese
Niederlassungen gingen freilich bald zugrunde, dafür aber blühten die im 9. und
11. Jahrhundert gegründeten Siedlungen der Normannen in Nordfrankreich, Süd-
itatien und England schnell zu Macht und Ansehen empor.
Die Unternehmungen der Deutschen im 10., 12. und 13. Jahrhundert, das
slawische Land östlich der Elbe wiederzugewinnen, zeugen ebenfalls von germanischem
Kolonisationstrieb. Eine Art von Handelskolonien waren zuerst die Faktoreien
der deutschen Hanse in London, Brügge, Wisby und Nowgorod. Der Hansebund
deutscher Handelsstädte wurde reich und mächtig. Aber durch die Selbstsucht der
die Hansestädte beherrschenden Patriziergeschlechter, durch die Erstarkung der aus-
gesogenen fremden Völker und infolge der durch Spanier und Portugiesen
erfolgten Entdeckung neuer See- und Handelswege um 1500 ging die
Hanse ihrem Untergang entgegen (1630).
b) Da entriß wieder ein germanisches Volk, die Niederländer, den Spaniern
und Portugiesen die Küstenländer in Südafrika und in Süd- und Südostafien. Die
Niederländer konnten jedoch bei ihrer geringen Volkszahl diese Gebiete nicht ge-
nügend besiedeln und behaupten.
Infolgedessen setzten sich im 17. Jahrhundert die Franzosen in Ostindien und
Nordostamerika fest. Hier wurden sie wieder von Germanen, den Engländern,
im 18. Jahrhundert verdrängt, und seitdem zeigt das britische Volk den groß-
artigsten Kolonisationsgeist, den die Weltgeschichte kennt. Es hat sich ein außer-
ordentlich wertvolles Fünftel der festen Erdoberfläche zu eigen gemacht. Sein
wichtigster Besitz ist das Indische Kaiserreich, eine Pflanznngs- und Han-
delskolonie, die 300 Millionen Einwohner zählt. Als Siedlungskolonien
sind das Britische Nordamerika, Australien und Südafrika zur Ausnahme
des englischen Volksüberschusses von hervorragendster Bedeutung.
Seit 1830 nahmen auch die Franzosen die Erwerbung von Kolonien wieder
auf, zuerst in Algerien. Sie verfuhren seit 1871 mit so großem Geschick, daß sie
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Extrahierte Personennamen: Kiautschou
Extrahierte Ortsnamen: Kamerun Deutsch-Ostafrika Island Grönland Nordfrankreich England London Südafrika Süd- Ostindien Nordostamerika Indische_Kaiserreich Australien Algerien
374
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
Für das Deutsche Reich ist Großbritannien der erste Ab-
nehmer von Jndnstrieerzengnissen und der drittbedeutendste
Warenlieferant. Nur Rußland, von dem wir am meisten Nahrnngs-
mittel beziehen, und die Union übertreffen das Britische Reich im deutschen
Auslandshandel (1911). Wir führen dem Werte nach fast ein Drittel mehr
nach England aus, als uns dieses liefert.
Vi. Bewohner. Bei dem Reichtum ihrer Erwerbsquellen war es den Briten
möglich, alle Erdteile bevölkern zu helfen und gleichzeitig die Volks dichte im
eigenen Lande auf 144 für 1 qkm (England 240 auf 1 qkm — 2mal Volksdichte
Deutschlands) zu erhöhen. Die Bevölkerung ist sehr ungleich verteilt, und
sehr dicht besiedelte Landstriche berühren sich unmittelbar mit spärlich bevölkerten
(Wales — Mittelengland, Nordschottland — Schottisches Tiefland). In Jr-
land hat die starke Auswanderung zu einer Abnahme der Volkszahl geführt
Infolge der Herrschaft der Großindustrie drängt sich der größte Teil der Be-
völkernng in den Städten zusammen; kaum ein Viertel wohnt auf dem Laude.
Am beträchtlichsten ist der Prozentsatz der Stadtbewohner naturgemäß in Eng-
land, wo vier Fünftel, danach in Schottland, wo reichlich die Hälfte aller Ein-
wohner in Städten lebt. In Irland dagegen macht die Gesamteinwohnerzahl
der Städte nur ein Fünftel der Volksmenge aus. Das Britische Reich zählt
im Vergleich zu seiner Volkszahl von allen Staaten der Erde die meisten
Großstädte, 51; zu diesen treten noch 5 Städte mit mehr als 90000 E.
In London allein wohnen 21% aller Engländer, 15% aller Briten.
Das heutige britische Volk ist, abgesehen von den Urbewohnern des Landes,
den Kelten in Wales, Nordwestschottland und Irland, von germanischer Ab-
knnst, entwickelte sich aber durch das starke Zuströmen von Normannen aus Frank-
reich in Sprache und staatlichem Leben zu einer neuen, selbständigen Nation.
Charakter und Eigenschaften des Briten lassen vielfach den Einfluß der Jnfelnatnr
des Landes erkennen. Kaltblütige Selbstbeherrschung und besonnene Entschlossen-
heit, kühner Wagemut und zähe Ausdauer zeichnen die Engländer aus und machen
sie zu tüchtigen Kaufleuten und geschickten Unternehmern. Aber mitten im rast-
losen Treiben des gesellschaftlichen Lebens haben sie sich eine große Liebe zur Natur
bewahrt. Die Freude an körperlicher Bewegung betätigt sich in Bewegungsspielen
der verschiedensten Art, und der praktische Sinn schafft Gesundheit und Bequemlich-
keit der Wohnung und Tracht. Der Zug in die Ferne weitete den Blick, regte zu
Forschungen an (Cook, Stanley, Livingstone) und stärkte den Freiheits- und Unab-
hängigkeitssinn. Das Selbständigkeitsgesühl des Engländers drückt sich schon in
der Vorliebe für das Wohnen in Einfamilienhäusern aus. Große Mietskasernen
sind verhältnismäßig selten, und auch die Städte bedecken einen großen Raum, da
weitläufig gebaute Vororte das enge Geschäftsviertel der Innenstadt umschließen.
Der durch Gesetze nicht eingeschränkte Freiheitssinn wird durch die Achtung vor der
überlieferten guten Sitte gezügelt. In der Politik neigt das feit Jahrhunderten
an allen staatlichen Angelegenheiten beteiligte und in staatlichen Dingen ebenso
hochbegabte wie tatkräftige englische Volk, dem der Vorteil seines Vaterlandes über
alles geht, zu selbstsüchtiger Handlungsweise. Sein hervorragendes kolonisatorisches
Talent hat eine große Tochternation in Amerika geschaffen, den fünften Teil der
i Von 8,2 Mill. E. im Jahre 1841 ist die irische Bevölkerung durch Auswanderung,
vorzugsweise nach der Union, auf 4,4 Mill. und die Volksdichte auf 52 zurückgegangen.
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Extrahierte Personennamen: Cook Stanley Livingstone
Extrahierte Ortsnamen: Europa Britische_Reich England England Deutschlands Wales Nordschottland Eng- Schottland Irland London Wales Nordwestschottland Irland Frank- Amerika
380
B. Länderkunde. — Vi. Europa.
der Hummer- und Austernfang, und im Nördlichen Eismeer macht man Jagd
auf Seehunde und Wale. Im hohen N nisten an der atlantischen Küste zahl-
reiche Polarvögel, von denen die Eiderente die wertvollen Daunen liefert. Die
Landgewässer Norwegens sind durch Lachs- und Forellenreichtum ausgezeichnet.
Der Bergbau sendet vorwiegend Kupfererze, der Steinbruchbetrieb neuerdings
viele Granitsteine ins Ausland. Die Industrie arbeitet, mit Ausnahme der-
jenigen, die sich auf die Forstwirtschaft und Fischerei gründet, fast ausschließ-
lich für den einheimischen Bedarf. Als Betriebskräfte benutzt sie bei dem
Mangel an Kohle die wasserreichen, durch starkes Gefälle ausgezeichneten Flüsse.
Die Nähe des Meeres und der Hafenreichtum der Küste lockten die Bewohner
Norwegens schon sehr früh auf das Meer hinaus. Schiffahrt und Handel
ernähren heute ein Sechstel der gesamten Bevölkerung. Die norwegische
Handelsflotte1 übertrifft an Zahl der Schiffe, auch der Dampfer, die deutsche
Flotte; aber sie erreicht, da die Norweger meist kleinere Schiffe verwenden, noch
nicht die Hälfte des Tonnengehaltes unserer Handelsmarine. Schon die kleinere
Hälfte der norwegischen Handelsflotte reicht für die Bedürfnisse des eigenen
Handels aus; die meisten Schiffe stehen in fremden Diensten, weshalb die
norwegische Flagge in allen Meeren der Erde anzutreffen ist. Der Außen-
Handel ist seit 1885 auf das Doppelte gestiegen; er übertrifft im Ver-
hältnis zur Bevölkerungszahl noch den deutschen. Die Hauptverkehrsländer
sind Deutschland und England; dieses hat den Hauptanteil an der Aus-
fuhr, jenes an der Einfuhr Norwegens. Deutschland bezieht aus Nor-
wegen Fische, Tran, Holz, Eis und Steinmetzarbeiten und führt
dorthin landwirtschaftliche Erzeugnisse und Industriewaren aus.
Die langschmale Erstreckuug Norwegens längs einer mit tiefen Einschnitten
versehenen Meeresküste und die Schwierigkeit der Anlage von Eisenbahnen,
besonders auch in der Richtung der Küstenerstreckung, bringen es mit sich,
daß ein Teil des Binnenhandels durch die Seeschiffahrt bewältigt wird.
Im Verhältnis zur Flächeugröße — nicht aber im Verhältnis zur Ein-
wohnerzahl — ist die Eisenbahnlänge gering. Das Land besitzt nur
zwei größere Bahnen: die von Kristiania nach Bergen und die wundervolle Ge-
birgs'bahn Kristiania—trondjhem. Dagegen ist ähnlich wie in der Schweiz das
Telegraphen- und Telephonnetz weit ausgedehnt. Für die Deutschen bildet
das Land der Fjorde und der Mitternachtssonne ein bevorzugtes Reiseland.
ll) Bevölkerung. Tie Norweger sind nordgermanischer Abstammung.
Rauhes Klima und harte Lebensbedingungen haben sie zu körperlich kräftigen und
geistig hervorragenden Menschen erzogen. Seetüchtigkeit und im Seeleben ge-
wonnener Wagemut 2 ließen berühmte Polarforscher (Nansen, Amundsen) erstehen
und gaben dem ganzen Volke einen ausgesprochenen Freiheits- und Unabhängig-
keitssinn. Die Volksbildung steht auf hoher Stufe, obwohl das Wohnen in
Einzelhöfen und die weiten Entfernungen einem geordneten Schulunterricht große
Schwierigkeiten bereiten (Wanderlehrersystem). Die alte norwegische Sprache
1 Vgl. §§ 235, 365.
2 Als Normannen oder Wikinger waren sie im Mittelalter gefürchtete Seeräuber;
ihre kühnen Fahrten führten sie auch nach Island, Grönland, ja selbst nach Nordamerika,
das die Norweger schon ein halbes Jahrtausend vor Kolumbus entdeckten und besiedelten.
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384
B. Länderkunde, — Vi. Europa.
Riddarhoimskirche. 206. Stockholm. Blick auf
Mälar-Hafen am Ausfluß des Mälar-Sees (Süßwasser) in die Ostsee (schwachsalziges Wasser).
Eisenbahnbrücke. Deutsche Kirche.
Norden durchziehen. Mit der Linie von Lnleä über Gelliväre nach Rar-
wik (Osoten-Bahn) wurde die nördlichste Eisenbahn der Erde geschaffen;
die Verbindung mit Finnland ist der Vollendung nahe. Dazu kommen ein
vorbildlich eingerichteter Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehr
und eine lebhafte Binnenschiffahrt. Mit England, Deutschland, den
russischen Ostseehäfen, Dänemark und Frankreich unterhält Schweden einen
regen Seeverkehr. Sein Handel macht das Doppelte des norwegischen aus;
auch der mit dem Deutschen Reiche erzielt den doppelten Umsatz. Deutsch-
laud erhält von Schweden Eisenerze, gesägtes Nadelholz, Steine
und Felle und gibt dagegen Webwaren, Getreide und Maschinen
ab. Die wichtigsten Verkehrslinien nach dem Deutschen Reiche führen
von Stockholm über Trellebörg — Saßnitz — Stralsund nach Berlin
in 22 Stunden und von Malmö über Kopenhagen nach Kiel Std.)
und Lübeck (Dampferfahrt, 12 Std.).
6) Bevölkerung. Die Bevölkerung Schwedens gehört mit Ausnahme der
wenig zahlreichen Finnen und Lappen zu den Germanen. In der Volksbil-
duug stehen die Schweden mit in der ersten Reihe der Kulturvölker. Trotz
ihrer Stammverwaudtschast mit den Norwegern bilden sie ein nach Geistesrichtung,
Charakter und Sprache von diesen verschiedenes Volk, das meist dem Ackerbau und
der Viehzucht, also bäuerlicher Beschäftigung obliegt. Weniger verschlossen als der
Norweger, ohne ihm jedoch an Tapferkeit und Mut nachzustehen, stolz auf die
Erinnerungen einer vergangenen, großen Zeit, ist der Schwede konservativer, auch
aristokratischer gesinnt als sein westlicher Nachbar. Die schwedische Sprache ist
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Stockholm Ostsee Deutsche_Kirche Finnland England Deutschland Frankreich Schweden Stockholm Berlin Kiel Schwedens Schweden
Das Deutsche Reich. —
G. Das Deutschtum im Auslände.
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neuesten Zeit bei seinem Streben nach nationaler Macht und Bildung vergißt, was
er den unter ihm angesiedelten Deutschen zur verdanken hat.
Einen schweren, aber bis jetzt erfolgreichen Kampf um die Erhaltung ihrer
Eigenart und ihres Besitzes hat auch die Viertelmillion Deutsche in Kroatien-
Slawonien zu führen. Aus den kleinen, unscheinbaren Siedlungen, die vor
beinahe 200 Jahren in einzelnen Teilen „Syrmiens" gefunden wurden, erwuchsen
Dörfer, Märkte und Städte, die heute zu den bedeutendsten Mittelpunkten des Han-
dels und Verkehrs im ganzen kroatischen Königreiche gerechnet werden müssen. In
den mehr als 500 Ortschaften Kroatiens, in denen größere deutsche Siedlungen an-
zutreffen siud, herrscht eiu solider Wohlstand. Der Schwabe ist auch hier stolz auf
seine Muttersprache, und allen Versuchen, sie ihm zu nehmen, setzt er zähen Wider-
stand entgegen. Ebenso behaupten die Deutschen, die rings um Ofen-Pest wohnen,
tapfer ihre erworbenen Freiheiten und Rechte.
2. Rußland. Dem Deutschtum verdanken die Baltischen Provinzen des
heutigen Rußland (Kurfand, Livland, Estland) ihre Blüte und die höhere Gesittung
ihrer Bewohner. Lübecker Kaufleute und die Ritter des Schwertbrüderordens
brachten ihnen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Christentum und deutsche
Kultur. Von ihr zeugen zahlreiche deutsche Burgen und Städte, wie Riga, Reval,
ferner das ueuerdings zum Mittelpunkte des wirtschaftlichen Lebens sich entwickelnde
Liban, ebenso Mitan, dessen deutsches Lehrerseminar Kräfte vorbildet, welche
die deutsche Kultur bis in die entlegensten deutschen Bauernsiedlungen in der Tnra-
nischen Steppe tragen. Aber mit dem Adel, der Geistlichkeit und dem Kaufmann
zog nicht gleichzeitig der deutsche Bauer ins Land. Die Landbevölkerung blieb un-
deutsch (Letten und Esten) und trat ganz besonders infolge der schroffen Entwicklung
des Nationalitätsprinzips im 19. Jahrhundert dem Herrenvolk immer leidenschaft-
licher gegenüber. Dazu wird das baltische Deutschtum, das dem Russischen Staat so
viele hervorragende Männer im Heeres- und Staatsdienst gegeben, durch harte
Russisizierungsmaßregeln bedrückt. Dorpat, einst eine Hochburg deutscher Geistes-
kultur, zeigt seit Jahrzehnten das Gepräge einer vollständig russischen Stadt.
In den von Katharina Ii. gegründeten blühenden Wolgakolonien sind Sa-
ratow und Sarepta Sammlungs- und Ausgangspunkte der Kultur geworden.
Sie haben ebenso wie die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandenen volkreichen
Anfiedlungen in Beffarabien, Odessa und in dem großen Kolonistenbezirk
zwischen dem Dnjestr und dem Schwarzen Meer trotz vieler Heimsuchungen
und Enttäuschungen ihre deutsche Art und Sprache bewahrt. Auch die Bewohner
der von schwäbischen Auswanderern intranskankasien gegründeten rein deutschen
Bauerndörfer wehren durch zähes Festhalten am Hergebrachten jeden fremden Ein-
fluß ab. Aber all diese deutschen Kolonien, die vom Asowschen Meer über die Krim
bis an die rumänische Grenze und am Kaukasus verstreut liegen, sind dem Unter-
gange geweiht, wenn die russische Regierung fortfährt, durch den Kampf gegen
deutsche Sprache und Art das Volk zu entnationalisieren.
3. Die Balkan-Halbinsel. Auf der Balkan-Halbinsel gewinnt das Deutschtum
beständig au Ausbreitung und Bedeutung. Deutsche Kausleute, Industrielle und
Angehörige anderer Berufe finden sich in Rumänien, Serbien und Bulgarien
in geachteten Stellungen; sie haben einen wesentlichen Anteil an dem wirtschaftlichen
Aufschwünge dieser Länder und sind zum Teil selbst zu bedeuteudem Wohlstand ge-
langt. Weniger gut geht es den 5000 deutschen Bauern in der Dobrndsch a. Doch
halten auch sie unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen an deutscher Sprache
und Sitte, an ihrer Kirche und Schule fest.
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Das Deutsche Reich. — G. Das Deutschtum im Auslande.
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Ärzte, Gelehrte, Bergleute, Besitzer, Leiter und Beamte großer landwirtschaftlicher,
industrieller und finanzieller Betriebe in großen Gemeinden beisammen. In Val-
divia hört man fast nur Deutsch sprecheu, und in den südlichen Provinzen von
Brasilien leben Hunderttausende deutscher Volksgenossen. Viel deutsches Kapital
arbeitet in Handelsunternehmnugeu, Pflanzungen und Bergwerken. Deutsche Eisen-
bahnen — deutsch nach Kapital, Material und Arbeit — sühren Hunderte von Kilo-
metern durch weite Gebiete. Während zahlreiche deutsche Einwanderer Nordamerikas
der Gefahr, in der stammverwandten, herrschenden Nation der neuen Heimat aufzu-
gehen und so ihr Volkstum aufzugeben, erlegen sind, haben sich die deutschen Ansiedler
Südamerikas zwischen den auf niederer Kulturstufe fteheudeu romanifchenbewohnern
deutsche Gesinnung, Sitte und Sprache bewahrt. Sie haben die Handelsbeziehungen
zwischen Südamerika und dem Deutschen Reiche gefördert und dazu beigetragen, daß
für eine Reihe der wichtigsten Ausfuhrartikel Südamerikas skaffee, Weizen, Kaut-
schuk, Salpeter) Deutschland der größte Abnehmer in Europa ist.
3. In den zum Britischen Weltreiche gehörenden Gebieten Südafrikas und Austra-
liens hat zeitweise auch eiue bedeutende deutsche Einwanderung stattgesunden. Gegen-
über der ihm an Kultur ebenbürtigen englischen Nationalität hat das deutsche Element
aber nicht recht emporkommen können. Es wurde wirtschaftlich vielfach bedrückt und
angefeindet, fo daß die Zuwauderuug nach Australien, z. B. in den letzten Jahrzehnten,
fast ausgehört hat. In Südafrika gibt es einige Niederlassungen von Deutschen
in der Nähe von Kapstadt, im 0 des Kaplandes und in Natal. Bedeutenden
Anteil am Handel nimmt der deutsche Kaufmann in Kapstadt und Johannesburg.
Auch als Farmer haben es zahlreiche Deutsche in Südafrika zu behaglichem Wohl-
stand gebracht. In den Städten Australiens leben viele deutsche Handwerker. Tüch-
tige deutsche Landwirte wohnen in den Weizengebieten nördlich von Adelaide wie
auch in dem wichtigen Ansiedluugsbezirk in unmittelbarer Nähe von Brisbane.
Etwa 100000 beträgt die Gesamtzahl der Deutschsprechenden in Australien.
Iii. Das Deutschtum in den Städten des Auslandes.
Außer iu den geschlossenen deutschen Kolonien im Auslande gehen viele Tausende
Deutsche in den Städten des außerdeutschen Europa wie der ganzen Erde als Kauf-
leute, Ingenieure und Gewerbtreibende ihrem Beruf nach. Fast alle größeren Ver-
kehrs- und Handelszentren der Erde haben eine bedeutende deutsche Kolonie. Wäh-
rend früher ein großer Teil der Auswanderer als verlorene Söhne des deutschen
Volkes zu betrachten war und besonders Nordamerika ein Massengrab des deutschen
Volkstums gewesen ist, haben jetzt Vorkämpfer des Deutschtums, Reichsdeutsche,
durch ihre Tüchtigkeit dem deutschen Namen eine geachtete Stellung in der Welt er-
obert. — Die gemeinsamen Interessen dieser Deutschen vereinigen sich hauptsächlich
in der deutschen Schule. Diese will den Kindern deutscher Familien eine geistige
deutsche Heimat geben, unsern Volksgenossen ihre Eigenart nnter andern Völkern
und den Zusammenhang mit dem Mutterlande erhalten, den Kindern fremder Natio-
nalitäten, die infolge des internationalen Verkehrs an den Plätzen des Welthandels
immer zahlreicher diese Schulen besuchen, Achtung vor dem deutschen Wesen ein-
flößen, damit zugleich dem Vordringen deutscher Arbeit die Bahu ebnen und dem
deutschen Handel neue Märkte erschließen und behaupten. Die besuchtesten deutschen
Auslandschulen bestehen an den großen Verkehrs- und Kulturmittelpunkten, wie
London, St. Petersburg, Koustautiuopel, New Jork, oder au deu Mittelpunkteudes
Welthandels, wie Antwerpen, Brüssel, Bueuos Aires, oder auch iu Städten, in
denen deutsche Kaufleute einen bedeutenden Prozentsatz des Handels in ihren Händen
haben, wie Ofen-Pest, Bukarest, Johannesburg, Mexiko, Schanghai.
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TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: New_Jork
Extrahierte Ortsnamen: Brasilien Nordamerikas Südamerika Deutschland Europa Australien Südafrika Kapstadt Natal Kapstadt Johannesburg Südafrika Adelaide Brisbane Australien Europa Nordamerika London Petersburg Antwerpen Bueuos_Aires Bukarest Johannesburg Mexiko Schanghai