Österreich-Ungarn.
§414.
Öfterreicb-Ungarn*
§ 414. I. Das Land. 1 % mal so groß als das Deutsche Reich. — Eine scharf umgrenzte
geographische Einheit, in der Hauptsache bestehend aus einem Tieflandbecken, dem größten Europas
(Ungarn), einer uralten, hügeligen Mulde (Böhmen) und den Randgebirgen beider. Zu 82 %
einem einzigen Flußgebiet augehörig. — Eingeschoben zwischen dem europäischen Norden und
Westen und dem Morgenland; infolgedessen wichtiges Durchgangsland für Güter und Menschen
(Kreuzzüge! heute Orient-Expreß und die Linie Wien—saloniki), aber auch durch ein Jahr-
tausend der Kampfplatz zwischen abendländischen und morgenländischen Völkern; infolgedessen
völkisch ein Trümmerstaat ohne eigne Nation, zurzeit mit heftigen Nationalitätskämpfen.
Ii. Das Volk. (Über die Geschichte s. §§ 229, 227, 205.) Slawen zwar fast die Hälfte
bildend, aber vielspaltig, so daß die Deutschen mit % der Bevölkerung (Magyaren V6) bisher
das Übergewicht hatten, namentlich wegen ihrer Bedeutung als Kulturträger. In den beiden
Hauptbecken vollziehen sich auch die beiden Hauptkämpfe: Deutsche gegen Magyaren, Deutsche
gegen Tschechen. Seit 1867 zwei Reichshälften; die österreichische von geradezu ungeheuer-
licher Form — zusammengesetzt aus 17 verschiedenartigen Kronländern, — die ungarische ein-
heitlich abgerundet, bestehend aus 2 gleichartigen Königreichen; in Osterreich 36 % Deutsche,
23 % Tschechen und Slowaken, in Ungarn 43 % Magyaren, 12 % Deutsche. An Stelle der
Realunion von den Magyaren eine Personalunion erstrebt (in erster Linie ungarische statt deutsche
Heeressprache).
Die wirtschaftlichen Leistungen dem fruchtbaren Erdreich und den reichen Boden-
schätzen noch nicht entsprechend. Ertrag an Körnerfrüchten geringer als iu dem kleineren Deutsch-
laud. Wald in Osterreich 33 %, in Ungarn 28%, Holzausfuhr in Europa au 3. Stelle. — Vieh-
bestand nicht ganz so groß wie in Deutschland; Ungarn weniger Pferde als das gleich große
Preußen.
Kohlengewinnung l/it Roheisenerzeugung V7 der Deutschlands (Hauptland für
beides Böhmen, für Eisen auch Steiermark). Goldgewinnung größer als in Deutschland
(Siebenbürgisches und Ungarisches Erzgebirge, elfteres vielleicht bedeutendstes Lager Europas);
Kupfer in Ungarn, Blei in Kärnten/ für Quecksilber Krain (Jdria) Hauptland Europas;
Galizien drittwichtigstes Petroleumland, viel Salz, zahlreiche Mineralquellen.
Bedeutung der Industrie für das Erwerbsleben noch gering (Osterreich an 16., Ungarn
an 12. Stelle in Europa). Der Westen, besonders der Nordwesten darin vom Osten sehr ver-
schieden: die Sudetenländer und einige Alpenländer ganz hervorragende Industriegebiete, die
ungarischen Länder zum Teil fast industrielos
Der Handel entspricht noch keineswegs der bedeutsamen Lage und der reichen natürlichen
Ausstattung. Ursachen: die kurze Küste mit ungünstigem Hinterland, die hohe Gebirgsumwallung,
die Mängel der Donaustraße (dagegen große Bedeutung der Elbe, § 233), der Bildungsrück-
stand, der politische Hader, die Rückständigkeit der Balkanstaaten und die Vorliebe des Groß-
Handels für den Seeweg.
a) Die österreichische Reichshälfte.
1. Die österreichischen Alpenländer (Ost-Alpen s. §158) ausgezeichnet durch lanv-
schaftliche Schönheit (Touristenverkehr Tirols und des Salzkammerguts), durch Sennenwirtschaft
und Bodenschätze (Salz in Tirol und Salzkammergut, wichtiges Eisenlager in Steiermark, Blei
in Kärnten, Quecksilber in Krain; auch Kohlen). Tirol anziehend durch seine großartige Alpen-
welt wie durch die Eigenart seiner tapferen, treuen, sangesbegabten Bewohner mit ihren schönen
Volkstrachten; wichtig als Durchgangsland (Brennerpaß, Arlbergtnnnel); das sonnige Etschtal
mit reicher Pflanzenwelt italienischen Gepräges. Salzburg gleichfalls ein vielbesuchtes Alpenland
mit großartigen Wasserfällen, bekannt durch das Wildbad Gastein und durch die herrlich gelegene
Landeshauptstadt, eine der schönsten Städte Europas. Kärnten, das Gebiet der oberen Drau,
schon mit bedeutenden Talebenen; der 26 km lange Bleiberg die reichste Bleifundstätte Europas.
Steiermark, von der Mur durchflössen, wichtig durch ein großes Eisenlager, das den besten Stahl
Europas liefert, auch mit bedeutenden Kohlenlagern. Krain in seiner südlichen Hälfte Karstland
mit eigenartigen Karsterscheinungen (Adelsberger Grotte, Zirknitzer See, unterirdische Flüsse);
das Quecksilberbergwerk von Jdria das zweitbedeutendste Europas. Ober-Österreich im Norden
mit schöner Donanstrecke, im Süden mit dem herrlichen, salzreichen Salzkammergut, der „östereichi-
scheu Schweiz". Nieder-Österreich mit fruchtbaren Becken (das Tulluer Feld, das industriereiche
Wiener Becken, das an Schlachtörtern reiche, steppenförmige Marchfeld) und dem schönen, lebens-
frohen Wien.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
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Extrahierte Personennamen: Jdria
Extrahierte Ortsnamen: Deutsche_Reich Europas Ungarn Osterreich Ungarn Osterreich Ungarn Europa Deutschland Deutschlands Deutschland Europas Ungarn Krain Jdria Europas Galizien Osterreich Ungarn Europa Tirols Steiermark Krain Salzburg Wildbad_Gastein Europas Europas Europas Europas Ober-Österreich Donanstrecke Nieder-Österreich Wien
— 25 —
mit den Hindus vermischt haben. Sie haben dunkle Hautfarbe, mitt-
leren Wuchs, volle Lippen und dichtes Haar, zeigen in ihrem Wesen
Offenheit, Heiterkeit und Tapferkeit, andererseits aber auch ein hohes
Maß von Selbstsucht. Die Frau nimmt als „Herrin des Hauses"
neben dem Manne, dem „Herrn des Ackers", durchweg eine geachtete
Stellung ein. Ein Hauptstamm der Dravidas sind die hochveranlagten
Singhalesen im mittleren und s. Ceylon.
Die Inder oder Hindus sind nach den Chinesen die zahlreichste
aller Nationen der Erde. Etwa um das Jahr 2000 v. Ch. stiegen
sie von den nw. Hochflächen hinab in das Pandschabgebiet und drangen
erobernd nach Hindostän und Dekhan vor. Die herrliche Natur der
neuen Heimat begünstigte bei dem Volke sehr früh die Entwicklung
einer blühenden Knltnr. Die Hindus trieben bereits im grauen Alter-
tum Kunstweberei in Baumwolle, sind die Erfinder der dekadischen
Ziffern *), leisteten Großartiges in der Astronomie und in andern
Wissenschaften. Alte griechische Schriftsteller (z. B. Herodot) berichten
von den Palastbauten, den Riesenstädten und dem Reichtum indischer
Fürsten, von den indischen Staatseinrichtungen, Straßenbauten und
dem Gewerbefleiß der Bewohner. Noch heute bewuudert man die
Meisterwerke indischer Dichtungen (Mahabharata, Rigveda, Sakuutala).
Die uralte Religion der Inder ist der Brahmaismus.
Daruach ist Brahma der Urgrund aller Dinge und durchdringt als
Weltseele das All. In ihm vereinigt sich die Dreieinigkeit oder
Trimnrti der indischen Götterlehre: Jndra, der Schöpfer,
W i s ch n u, der Erhalter und S ch i w a, der Zerstörer. Unter letzterem
verehrt man das in steter Veränderung sich immer neu gestaltende
Leben. Die heiligen Bücher der Bedas wurden bereits vor 3000
Jahren in der alten Sanskritsprache (— der Reinen) verfaßt,
deren Studium eiue bedeutende Umwandlung und Erfrischung in den
europäischen Sprachwissenschaften hervorgerufen hat.
Außer diesen Hauptgottheiten verehrt man noch zahlreiche Untergötter,
gute und böse. Auch an die Seelenwanderung glaubt der Hindu, und manche
Tiere sind ihm heilig. Der Brahmaismus schreibt zahllose Ceremonieen,
Reinigungen, Weihungen, Räucherungen und Gebete vor. „Gute Werke, Gebete,
Entsagung, Opfer und Selbstpeinigung gehören zu einem frommen Lebenswandel."
Die Lehrer der Religion, die Priester, sind die gelehrten Brahminen; besondere
Tempeljungsrauen, Bajaderen, tanzen bei der Feier religiöser Festlichkeiten;
Fakirs bezeugen durch undenkbare Selbstpeinigung ihre Frömmigkeit. Mancherlei
unmenschliche Sitten, die eng mit dem religiösen Kultus zusammenhängen, sind
von den Engländern fast ganz ausgerottet. Dazu gehört die Witwenver-
brennung und der Brauch fanatischer Büßer bei der Feier des „Wagen-
festes" zu Ehren des Gottes Krischnah, sich von den Rädern des großen
Götterwagens zermalmen zu lassen. — Die Quellen des Ganges, das
heilige Benäres und andere heilige Stätten sind vielbesuchte Wallfahrtsorte.
Die Tempel, Pagoden genannt, sind oft schwerfällige Steinkolosfe, im Innern
aber aufs herrlichste geschmückt. Besonders berühmt sind die Höhlentempel bei
Bombay (Elefanta, Salfette u. a.) und nö. von B. im Binnenlande diejenigen
von Ellora.
*) Man nennt sie „arabische Ziffern", weil sie durch den mittelalterlichen
Verkehr der Araber nach dem europäischen Westen kamen.
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— 26 —
In engster Verbindung mit der Religion steht das Kastenwesen
der Inder. Ursprünglich gab es vier Kasten: 1) die Priester oder
Brahminen, die Inhaber der göttlichen Offenbarung und der
Gelehrsamkeit, 2) die Krieger, 3) die Banianen, (Landbesitzer,
Kaufleute und Vertreter des Großgewerbes) und 4) die Sud ras
oder Knechte, Bauern, Arbeiter und niedere Gewerbsleute, denen das
Gesetz vorschreibt, den ersten drei Kasten zu dienen. Doch sind heute
anstelle der beiden letzten Kasten zahllose neue getreten. Fast jeder
Beschäftigungszweig bildet eine Kaste, eine Arbeitsteilung, die nur bei
den günstigen Naturverhältnissen des Landes und bei der Dichtigkeit
der Bevölkerung möglich war. Das zähe Festhalten der Inder am
Kastenwesen erschwert sehr die Ausbreitung abendländischer Kultur und
wirkt auch lähmend auf die Entwickelnng der Volkskraft. Insonderheit
ist es auch der christlichen Mission sehr hinderlich. Sehr verachtet
sind die Parias, die aus deu Kasten Ansgestoßeneu. Manche
Forscher führen die Abstammung der Zigeuuer, deren Sprache den
indischen Dialekten ähnelt, auf die Parias zurück.
Die Hiudus sind von mittelgroßer Gestalt, haben eine stark
gebräunte Hautfarbe, ovales Gesicht und schwarzes, glattes Haar.
Sie gelten ihrem Charakter nach für sanft und harmlos und neigen
zu beschaulichen Betrachtungen Nur wenige Stämme sind kriegerisch.
Der Hindu ist sehr geschickt in allerlei Handfertigkeit, bewundernswert
als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch
entnervt und verweichlicht. Nationaler Sinn und Vaterlandsliebe sind
bei ihm sehr gering entwickelt. Die Hauptnahrungsquellen
der Hindus sind Ackerbau und Gewerbesleiß. In großen Mengen an-
gebaut werden Baumwolle, Reis, Weizen, Bananen, Thee, Mohn,
Jute und Indigo. An Erzeugnissen des Gewerbefleißes sind Metall-
waren, Schnitzereien in Holz und Elfenbein und feine Shawls berühmt.
Ein lebhafter Biuuen- und Außenhandel befördert den Warenverkehr.
Die Engländer haben Anbau, Gewerbefleiß und Handel so
sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr
auf Indien kommt. Ein großartiges Bahn netz, nach dem europäischen
und dem der Union das bedeutendste, fördert den inländischen Verkehr.
Die Anzahl der Engländer in Indien ist übrigens sehr gering
(203 000 E.), und doch sind sie die Herren Indiens.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Wunder-
land Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer und Kaufleute an.
Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel
zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die
Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Indien un-
mittelbare Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer
in Indien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der
Fürst führte den Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt
war Delhi, damals eine Stadt von der Größe Londons. Noch heute
ist daher namentlich im Judusgebiet der Mohammedanismus sehr ver-
breitet. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr
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— 31 —
Gewürze, als Kampferbaum,*) Gewürznelken,**) Muskatnüsse,***)
Sagopalme,f) und auf den Philippinen Manilahanftf) auf. Herrliche
Früchte, Cocosfff) und Brotfrucht inbegriffen, namentlich aber Zuckerrohr
und Reis gedeihen in Menge. Auch die Tierwelt ist aus den Inseln
reich entwickelt. Es seien nur erwähnt der Orang-Utan (Sumatra
und Borneo), der Königstiger (auf Sumatra und Java), der Elefant
als wichtigstes Haustier, das Heer der Papageien und die Gewürz-
taube. — An Mineralschätzen ist besonders Borneo reich. (Gold,
Diamanten, Eisen.)
2. Die Bewohner des Archipels gehören der malayischen,
Rasse an und gliedern sich in zahlreiche Stämme, die aus gar ver-
schiedeueu Stufen der Bildung und Gesittung steheu. Die wilden
Stämme im Innern von Borneo, Sumatra und den Philippinen
find heidnische Barbaren und nur zum Teil zu Reisbau und seßhaften
Wohnungen fortgeschritten. Die wilden Dayaken im Innern
Borneos sind gefürchtete Kopfjäger. Die Köpfe der Besiegten werden
daheim als Zeichen der Tapferkeit aufgepflanzt. Die wilden Battak-
stämme im Innern von Sumatra sind noch Kannibalen. Die mehr
oder weniger kultivierten Stämme bekennen sich zur Lehre Mo-
Hammeds, sind sorglose Ackerbauer, sehr geschickt in allerlei Hand-
sertigkeit, was sich beim Bau ihrer Wohnungen, bei der Herstellung
von Haus-, Feld- und Fischereigeräten zeigt, ferner schlaue Händler
und an manchen Küstengebieten und Inseln gefürchtete Seeräuber.
Das gebildetste Volk unter den Malayen sind die Javanen. Die
ältesten Kulturträger Javas waren Inder, welche den Buddhismus
auf der Insel ausbreiteten. Auf den Einfluß dieser buddhistischen
Vorzeit Javas ist die javanische Schriftsprache zurückzuführen, sowie
mancherlei Wissenschaft und Kunstfertigkeit. Großartige Tempelruiuen
erinnern an jene Kulturepoche. Im 15. Jahrhundert mußte der
Buddhismus dem Islam weichen, der jetzt die herrschende Religion
der Javanen ist. Die Anzahl der Javanen beträgt gut die Hälfte
aller Bewohner des Archipels. Ihr Ackerbau, namentlich die Reis-
kultur, steht auf einer sehr hohen Stufe der Entwickelung. Die be-
deutendsten javanischen Industriezweige sind Schiffbau, Zuckerraffinerie,
Holzschnitzerei, Papier- und Lederfabrikation. — Das Christentum
*) Durch Auskochen des Holzes vom Kampferbaum gewinnt man ein festes
ätherisches Öl, Kampfer. Verwendung in der Medizin; Mittel gegen Motten.
**) Die getrockneten Blütenköpfe des G ewü rznelkenbaume s, der auf
den Molukken heimisch ist, aber auch auf Java, besonders aber auf Pemba und
Sansibar kultiviert wird. Von hier kommt der größte Teil dieser Ware in
den Handel.
**'*) Dxr Same des Muskatnusbaumes, auf den Molukken heimisch, aber
auch in andern Tropenländern kultiviert. Der Samenmantel, welcher den
Nußkern umgiebt, kommt als Muskatblüte in den Handel.
f) Aus dem Marke der Sagopalme wird ein Mehl gewonnen, das als
Nahrungsmittel und Stärke dient.. "
ff) Aus den Fasern der mehrjährigen Stämme von musa textilis ge-
wonnen. Dient zu Geweben und Seilerarbeiten.
ttt) Die Kerne werden in Platten geschnitten, getrocknet und kommen als
„Kopra" in den Handel.
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Extrahierte Ortsnamen: Sumatra Borneo Sumatra Borneo Borneo Sumatra Borneos Sumatra Javas Javas Pemba Sansibar
— 36 —
In dem großen, abflußlosen Steppengebiet sammeln sich die
Steppenflüsse von N., S. und W. Die meisten derselben geben ihr
Wasser größtenteils an die am Gebirgsfluß gelegenen Oasen ab und
versiegen dann in der Wüste. Nur das Flußsystem des Tarim ge-
langt zur volleu Entwickeluug. — Die weiten Hochflächen von Osttnrkestan
sind vorwiegend Steppen- und Wüstengebiet. In den wasserreichen
Gebirgsthälern und Oasen herrscht indes bedeutende Fruchtbarkeit und
üppiger Pflanzenwuchs.
Die Bevölkerung des Tarimbeckens besteht ans den mohammeda-
nischen Turktatareu, mongolischen Volksstämmen, die in den Steppen
Nomaden, in den Oaseugebieteu fleißige Ackerbauer und in den Städten
Chokan, Jarkand und Kaschgar unternehmende Handelsleute sind.
Jede der genannten Städte liegt an einem gleichnamigen Quellfluß
des Tarimslnsses.
„Die Völkergeschichte des Tarimbeckens ist durch seine Umrandung be-
stimmt. Durch das breite offene Thor im Osten kamen die Nomadenvölker,
wenn sie zum Wandern gedrängt wurden, herein wie in eine Falle. Wollten
sie sie zur Aufsuchung neuer Wohnplätze verlassen, so konnten sie nur entweichen,
indein sie sich mit den Waffen nach derselben Seite, wo sie hereingedrängt
waren, oder gegen N. über die leichten Pässe im ö. Teil des Tienschan durch-
schlugen". „Sie waren daher wesentlich auf Verteidigung ihres Landes oder auf
Bündnisse angewiesen. Selten gingen von hier die merkwürdigen zentral-
asiatischen Fluten politischer Umwälzung aus. Dazu kommt, daß in keinem
andern Teil des weiten Ländergebietes in gleichem Maße wie hier die Be-
dingungen zur Zerstückelung und Vereinzelung gegeben waren. Denn es ist
ein wesentlicher Zug im Charakter des Tarimbeckens, daß zerstreute Strecken
fruchtbaren Landes durch dürre Sandwüstcn von einander getrennt sind." „Diese
natürliche Individualisierung hat es siegreichen Heeren stets leicht gemacht, von
dem ganzen Gebiete Besitz zu nehmen. So oft die chinesische Macht sich in
dieser Richtung ausdehnte, sehen wir ihr daher das ganze Tarimbecken bis zu
den westlichen Pässen in kurzer Zeit zufallen. Ebenso schnell weicht sie zurück,
wenn die Stämme sich vereinigen, gemeinsam ihr Gebiet verteidigen und die
Eindringlinge hinauswerfen". (Richthofen).
Gleich eiuer niedrigen Vorstufe der hohen Tatarei lagert sich
zwischen Tienschau und Altai das Beckeu der Dsuugarei, welches
sich uach dem Tieflande des Aralsees öffnet. Hier ist die Heimat der
Kalmyken, die anf den ausgedehnten Weidegründen des Steppen-
gebietes nomadisieren, in den Berieseluugsoaseu der Gebirgsvorländer
sich aber auch bereits dem Ackerbau zugewandt haben. Die Dsnngarei
bildet ein wichtiges Völkerthor für die Heeres- und Karawaueuzüge
zwischen West- und Ostasien. Durch dasselbe sind wiederholentlich
innerasiatische Völker, als Hunnen, Mongolen und Türkeu, nach West-
asien und Europa eroberud vorgedrungen.
b) Die Mongolei umfaßt den größereu, östlichen Teil des
Hanhai und hat eine mittlere Erhebung von 1200 m. Das Hoch-
land besteht fast lediglich aus Steppe und Wüste, ein echter Herd des
Nomadentnms. Der mittlere, muldenförmige Raum ist eine endlose
Kies-, Stein- und Salzeinöde, Gobi (= Wüste), von den Chinesen
Schamo (= Sandmeer) genannt.
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Osttnrkestan
Extrahierte Ortsnamen: West- Ostasien Europa Mongolei
— 41 —
ganzen Erde gehören derselben an. Im chinesischen Tieflande, das
etwa so groß als das Deutsche Reich ist, wohnen etwa 150 Mill. Leute, j
Die ungeheure Dichtigkeit der Bevölkerung nötigt jährlich Tausende
zur Auswanderung. In Indien, Australien und den Küstenländern
des großen Ozeans erscheinen die genügsamen und betriebsamen chinesischen
„Kulis" als bedrohliche Mitbewerber des weißen Arbeiterelements.
Der Chinese ist ein unermüdlicher Arbeiter und schlauer Händler, zeigt
musteriafle'sparsamkeit und bewundernswerte Genügsamkeit. Er ist nicht, wie
der Hindu, Gemüts-, sondern Verstandsmensch. Alles Ausländische betrachtet
er indes mit großer Geringschätzung. Daher haben denn auch in China die
großen Errungenschaften der Neuzeit auf dem Gebiete der Industrie und des
Verkehrs so gut wie gar keine Berücksichtigung gefunden. Diese Eigentümlichkeit
ist der eigenartigen Kulturentwickelung des chinesischen Volkes zuzuschreiben.
Die.kultur der Chinesen ist uralt, vielleicht älter als die der alten
Ägypter. "Die Träger derselben waren die außerordentliche Fruchtbarkeit des
Tieflandes, das günstige Klima mit seinen Monsunen und der Mineralreich-
tum der Gebirge. Das Land gewährte demnach seinen Bewohnern alle zum
Leben notwendigen Bedürfnisse in reicher Fülle und machte ihnen den Verkehr
mit der Fremde entbehrlich. Dazu kam die abgeschlossene Lage des Landes.
Durch Meer, Gebirge und Wüstenstrecken, endlich durch Länder mit niederem
Kulturstandpunkt war es von den jeweiligen Kulturländern getrennt. War
es da nicht natürlich, daß die Chinesen, von lauter „Barbaren" umgeben, ihr.
Land „das Reich der Mitte" nannten? Infolge der Jahrtausende langen Ab-
sonderung der Chinesen von andern Kulturvölkern mußte ihre Kultur eigenartige.
Formen annehmen und schließlich einer gewissen Erstarrung anheimfallen.j
Mit beispielloser Zähigkeit haben die Chinesen stets an uraltem Herkommen
und altersgrauen Überlieferungen festgehalten, dabei aber bereits frühe eine
bedeutende Höhe in ihren Kulturbestrebungen erreicht. Sie kannten schon lange
vor den Europäern die Buchdruckerkunst, das Papier, den Kompaß, die 'Stein-
kohlenseuerung, das Porzellan, die Gasbeleuchtung und das Schießpulver. —
Allein trotz aller Abneigung hat der Chinese schließlich sein Land dem Welt- '
verkehr öffnen müssen, und durch die wenigen Pforten (22 Freihäfen) zieht
abendländische Kultur in das alte Reich. Auch ist mit dem Bau von Eisen-
bahnen bereits ein Anfang gemacht.
Die(chinesische Sprach^ besteht aus einsilbigen Wörtern, die in ver-
schiedenen Stimmbiegungen gesprochen werden, "um""M"'kvelhen die Flexion
durch Zusatz anderer Wörter ersetzt wird. Die.....Zahl der verschiedenen Wort-
begriffe beläuft sich auf mehrere Tausend. Diej Schrift, zeigt senkrechte Reihen-
bildung, und jeder Wortbegriff hat einen bestimmten Charakter. Im gewöhnlichen
Verkehr genügen 2000, zum Verständnis der chinesischen Litteratur 5000 Wort-
zeichen. Im ganzen soll es aber gegen 40000 Schriftzeichen geben.
Dielauptnahruugsquelle der Chinesen ist der Ackerbau. In dieser
Hinsicht ist China das erste Land der Erde. Die Felder werden je
nach Bedarf fleißig be- und entwässert, die Dungmittel in zahlreichen
Formen angewandt. Selbst auf deu Seen und Flüssen schwimmen
Bambusflöße mit Gemüsefeldern, ja ganze Ansiedelungen. Die ^anpt-
Produkte sind Tbee und Reis. Alljährlich zieht der Kaiser nach altem
Brauche mit eigener Hand eine Furche mit dem Pfluge auf dem heiligen
Acker in Peking, um so den Bauernstand zu ehren. — Der chinesische
Gewerbefleiß liefert ausgezeichnete Seiden- und Baumwolleuzeuge,
Porzellanfabrikate, Schnitzereien, Lackwaren und Tusche in den euro-
päischen Handel. — Binnenhandel und -Verkehr wird durch zahlreiche
Kanäle gefördert; unter ihnen der bereits erwähnte rheinlange
Kaiserkanal.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
Extrahierte Ortsnamen: Indien Australien China Die(chinesische China Peking
— 44 —
an immer mehr einzubürgern. Das Hauptnahrungsmittel ist Reis,
daneben See- und Süßwasserfische und verschiedene aus Hülsenfrüchten
bereitete Speisen. Schlachtvieh wird in geringer Menge verbraucht.
Japan ist eigentlich ein Land ohne Haustiere. Der National-Japaner,
der weder Milch trinkt, noch auch Fleisch ißt, hat für die Kuh
keine Verwendung. Das Pferd ist in Japan auch nicht 'heimisch und
wird nur zum Gebrauch für Fremde eingeführt. Die Lastkarren werden
von Kulis gezogen, oder geschoben und die „Equipagen" oder Sänften
werden von Lakaien oder gemieteten Männern befördert. Hunde
finden sich in großen Rudeln verwildert; doch giebt es keine zahmen
Haushunde, da der Japaner sie weder zur Wacht noch auch zur Jagd
verwendet. In dieser Eigenschaft finden sie in Japan auch nur wieder
bei den Ausländern Verwendung. Schafe und Ziegen sind ebenfalls
unbekannt, ebenso wenig werden Schweine gehalten. Wolle wird nicht
verwendet, da Japan bekanntlich große Baumwollbaumpflanzereien hat
und durch seinen Reichtum an Maulbeerbäumen neuerlich auch vorzügliche
Seideuzüchtereieu besitzt, so daß wolleues Zeug in Japan beinahe gar-
nicht getragen wird. Schweinefett ist in der Küche des Japaners ein
unbekanntes Ding. Maultiere und Esel siud auf der Insel ebenfalls
fremd. Hühner werden wenig, Enten und Tauben höchst selteu und
auch nur von Ausländern gehalten. Doch räumt das rastlos vordringende
europäische Kulturleben auch immer mehr mit der althergebrachten Er-
nährungsweise des Volkes auf. Die Hauptnahrungsquellen sind
Ackerbau, Kunstgewerbe und neuerdings Großindustrie und Haudel.
Jnbezug auf Gewerbe und Wissenschaft waren die Japaner bis in die
neueste Zeit noch Schüler der Chinesen und lebten in ähnlicher Abgeschlossenheit
wie diese. Seitdem es aber den Nordamerikanern gelungen ist, (1854) Japan
dem Verkehr mit Europa und Nordamerika zu öffnen, hat das geweckte japanische
Volk überraschend schnell viele Fortschritte unserer Kultur inbezug auf Gewerbe,
Eisenbahn-, Telegraphen-, Heer- und Unterrichtswesen angenommen, so daß
die Japaner unstreitig das gebildetste mongolische Volk sind.
Zahlreiche junge Japaner studieren auf westeuropäischen Universitäten und
werden dann in ihrer Heimat Förderer abendländischer Kultur. Sogar die
Despotenherrschaft ist abgeschafft und eine Staatsverfassung mit Volksvertretung
eingeführt. Der Mikado ist das weltliche und geistliche Oberhaupt. — Die
Japaner sind außerordentlich fleißig im Anbau des Bodens. Selbst steile Berg-
abhänge zeigen bei sorgfältiger künstlicher Bewässerung noch ergiebige Terrassen-
kultur. Das japanische Kunstgewerbe ist uralt, und die japanische Industrie
ist derjenigen aller andern asiatischen Kulturländer weit voraus. Die Japaner
liefern ausgezeichnete Seidenstoffe, Glas-, Marmor-, Porzellan- und Lackarbeiten,
sowie eigenartige Kunstschnitzereien. Hauptausfuhrstoffe sind indes Thee und
Rohseide.
3. Orts künde, a) Auf der Hauptinsel Hondo oder Nippon: Tokio
(=» Osthauptstadt) Hst. mit 1,3 Mill. E., in einer fruchtbaren Ebene, in der
Mitte der Ostküste, an einer breiten, inselgeschmückten Hafenbucht gelegen, ist
bei seiner vortrefflichen Lage zu einer Riesenstadt von dem Umfange Londons
angewachsen. Das kaiserliche Residenzschloß, umwallt und durch Äaumgehege
dem Blick Uneingeweihter entzogen, bildet mit seinen Gärten, Teichen, Villen,
Flüssen, Brücken einen Stadtteil für sich. Prachtvolle Tempel, stillgelegene
Paläste der Großen, niedrige Bürgerhäuser, heilige Haine, Gärten, Warenhäuser
und das bunte Volksgemisch in den schmalen Straßen der belebten Stadtviertel
machen in ihrer Gesamtheit auf den Europäer einen großartigen, wenn auch
eigenartigen Eindruck. Eine Bahnlinie, die älteste in Japan, verbindet Tokio
mit der europäisch angelegten, aufblühenden Hafenstadt Jokohäma (160 Tsd. E.)
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Extrahierte Ortsnamen: Japan Japan Japan Japan Japan Japan Europa Nordamerika Heer- Tokio Londons Japan Tokio
— 126 —
während die weit reichern Gebiete im Süden und am Golf davon kaum
berührt sind, aber eine noch glänzendere Entwickelung versprechen.
Die Hochebene von Mexico ist ein altindianisches Kulturland.
Aus der ältesten Kulturzeit, der Kultur der May avölker, stammen die ge-
waltigen Stufenpyramiden, die niit ihren rätselhaften Inschriften noch heute
das Interesse der Forscher erregen, ferner die großartigen Städteruinen an der
Grenze von Guatemala und die von Uxmal s. von Merida*). Die Kultur der
Mayavölker eigneten sich die To lteken an, welche von N. her im 6. Jahrhundert
einwanderten, später aber von den ebenfalls von N. her eindringenden Azteken
unterworfen wurden. Diese gründeten 1325 die Stadt Teno'chtitlan, nach
dem Kriegsgott Mexitli auch Mexico genannt. Zur Zeit der spanischen
Eroberung stand das Reich in seiner schönsten Blüte und wnrde von einem Kaiser
(Kaziken) beherrscht. Mexico hatte 2000 Tempel. Eine Post verband die
Hauptstadt mit den Hauptplätzen und Grenzorten. Die Bevölkerung wohnte
in Städten und Dörfern, baute Mais, Agave und Baumwolle und war in
mancherlei Gewerben und Künsten wohl erfahren. Da gab es Maler und
Bildhauer, Gold- und Waffenschmiede, Spinner und Weber, Tischler und Gerber,
Papiermacher und Schreiber, die eine Art Hieroglyphenschrift zu malen ver-
standen. Besonders eifrig wurde Acker- und Gartenbau betrieben, doch Vieh-
zucht kannte man nicht. Trotz dieser hohen Kultur waren Menschenopfer gebrauch-
lich, die man dem schrecklichen Schutz- und Kriegsgotte Huitzilopochtli opferte.
Der spanischen Eroberung siel dieser Kulturstaat 1519 zum Opfer. Fast 300
Jahre lang stand das Land dann als „Neu-Spanien" unter spanischer Herrschaft,
bis es zu Beginn dieses Jahrhunderts seine Unabhängigkeit erstritt. Damit
begann indes eine schwere Zeit politischer Wirren. Die wiederholentlichen Ver-
suche, die Monarchie einzuführen, scheiterten,,, und den letzten dieser Versuche büßte
der edle Kaiser Maximilian aus dem Hause Österreich, dem sranzösische Waffen die
Herrschaft erkämpft hatten, mit dem Tode. (1867). Er wurde zu Queretaro erschossen.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Gegen-
wärtig ist Mexiko eine Bundesrepublik, bestehend aus 27 Eiuzel-
staaten, 2 Territorien und dem Bundesbezirk der Hauptstadt. An der
Spitze des gesamten Staatenbundes steht ein auf 4 Jahre gewühlter
Präsident. — Mexico hat nur 7 Städte über 50 Tsd. E., darunter
2 Großstädte mit über 100 Tsd. E., Mexico und Pnebla.
Mexico (345 Tsd. E.), Hst. auf der f. Hochebene, 2 300 Iii hoch an der
Stelle des alten Tenochtitlan gelegen, eine der regelmäßigsten und schönsten
Städte der Erde, hat den Ruf, die „schönste Stadt Amerikas" zu fem**). Die
Stadt hat Eisenbahnverbindung mit dem ungesunden Hafen Veracruz
am Golf, den n. Hochländern und der pacififchen Küste. — Puebla, Hst. des
gleichnamigen Staates, sö. von Mexico aus der Hochebene gelegen. — San
Luis Potosi, Mittelpunkt des großartigen Silberminengebietes. Acapulco,
Hafen an der pacisischen Küste.
*) Der ehemalige mexicanifche Hauptmann der Armee Kaiser Nkaximilians,
Teobert Maler, hat seinen langen Aufenthalt zu so eingehenden Forschungen
in den dortigen großartigen Ruinen der Mayaindianer benutzt, daß alle seine
Vorgänger, wie der Amerikaner Stephens und der Franzose Charnay, ihm darin
nicht gleichkommen. Seine Arbeiten erstrecken sich auf über 100 bis dahin
gänzlich unbekannte Ruinenstüdte, von denen er Lichtbilder, Zeichnungen und
Pläne von Tempeln, Palästen, Kleinbauten und Skulpturwerken aller Art,
Wandmalereien und Wandeinkritzungen veröffentlicht hat. Trotz ungewöhnlicher
Schwierigkeiten (feindliche Indianer, Urwaldvegetation) glaubt Maler % aller
Ruinenorte der Halbinsel entdeckt zu haben und das noch fehlende Fünftel
auch noch einzubringen. .
**) „Wenn einem Fleck der Erde vor andern der Name eines Paradieses
gebührt, so ist es sicherlich Mexico mit seinen Seen, seinem Pflanzenschmuck,
seinem landschaftlichen Hintergrund, den Schneevulkane zieren, seinem ewig
heitern Wetter und seiner erquickenden Höhenluft." (Hesse-Wartegg.)
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Extrahierte Personennamen: Mexitli Mexico Weber Maximilian Maximilian Mexico Luis_Potosi Stephens
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der kleinste Vertreter aus der Vogelwelt, der Kolibri, und der
größte Raubvogel der Erde, der Kondor.
5. Die Bevölkerung. Amerika ist gering bevölkert. Seine
Bevölkerungsdichtigkeit ist 12 mal geringer als die Europas,
6 mal kleiner als die von Asien und fast 2 mal geringer als die-
jenige Afrikas. Selbst die polynesischen Inseln sind noch dichter bevölkert.
Dagegen übertrifft der Erdteil in dieser Hinsicht ums fünffache das
Festland von Australien. Am dichtesten bevölkert sind die ö. Gebiete
der Union und Westindien. Letzteres weist durchschnittlich 22 Be-
wohner auf 1 qkm auf, eine Dichtigkeit, die indes doch nur wenig
diejenige des europäischen Rußland übertrifft.
Der Abstammung nach unterscheidet man Ureinwohner,
Weiße, Neger und Mischlinge. Außerdem giebt es in den
westlichen Küstengebieten der Union, in Westindien und Peru etwa
V« Mill. Chinesen und Mala Yen, die hier als freie Arbeiter
oder „Kulis" leben.
Zu den Ureinwohnern gehören die Eskimo in Grönland
und Labrador und verwandte Polarvölker in den Ländern um
die Hudsonsbai und in den übrigen arktischen Gebieten. Den Haupt-
teil der Urbevölkerung bilden indes die Indianer, die von Canada
bis Feuerland, vom atlantischen bis zum pacifischeu Ozeau sich als
einheitliche, „amerikanische Völkerrasse" darthun. Ihre Anzahl
beträgt etwa 11 Miß., wovon fast die Hälfte auf Mexico entfällt
Zu ihnen gehören die „Rothäute" Nordamerikas, die auch bis auf
deu heutigen Tag zum weitaus größten Teil nicht über die Stufe
des Jägerlebens hinausgekommen siud, die Nachkommen der alten
indianischen Kulturvölker auf den Hochflächen von Mexico
und Südamerika, die wilden Andenvölker Südamerikas, die
brasilisch-guyanischen Jägervölker, zu denen auch die
Kariben und Botoknden zählen, und endlich die P a m p a s st ä m m e
und Feuerländer. Die Unzahl von Stammsprachen und Dialekten
(im ganzen wohl an 500) erschwert das Reisen und die Ausbreitung
des Christentums unter den Eingebornen.
Die Weißen sind mit einer Zahl von 76 Mill. in der neuen
Welt vertreten, bilden also die größere Hälfte der Gesamtbevölkerung.
Als nach der Entdeckung Amerikas „der weiße Mann" kam, wurden
die Indianer unterworfen oder in die Wildnis zurückgedrängt. Ganze
Völker gingen im Laufe der Zeit zugrunde; andere gehen dem Unter-
gange entgegen. Im gemäßigten und ältern Nordamerika behauptete
der germanische Stamm, in erster Linie der Engländer, das
Übergewicht, während sich das romanische Element Mittel- und
Südamerika unterwarf. Die Spanier eroberten das ganze Anden-
gebiet von Mexico bis zum S. Amerikas, daher denn auch heute noch
in diesem Gebiete die sp anisch e S prache herrschend ist. Bei diesen
Eroberungen wurden auch die alten indianischen Kulturstaateu auf den
andinen Hochflächen vernichtet. Die Portugiesen nahmen Brasilien
in Anspruch. Alle Seemächte Europas suchten sich namentlich im
fruchtbaren Jnselgebiet von Mittelamerika einen Besitzanteil zu sichern.
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europas Asien Afrikas Australien Westindien Westindien Peru Grönland Feuerland Nordamerikas Amerikas Nordamerika Amerikas Europas Mittelamerika
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Schwergewicht der Religion aus die Moral. Nach mancherlei Wand-
lnngen kehrt die Seele des Menschen zurück in das „Nirwana", die
Seligkeit des Nichts. Aus Vorderindien wurde der Buddhismus durch
blutige Verfolgung seiner Anhänger verdrängt. Nur in Ceylon, wo
man aus dem Adamspik den riesenhaften Fußstapfen Bnddhas zeigt,
den er bei seinem Niedersteigen zur Erde eindrückte, und in Nipal hat
sich diese Religion erhalten. Dafür fand sie aber zahlreiche Anhänger
in andern Ländern Hinterasiens. Sie zählt etwa soviel Anhänger,
als die christliche auf der ganzen Erde, da sich zu ihr alle Mongolen-
Völker des mittleren und sö. Asiens bekennen. Im Laufe der Zeit
ist sie zu leerem Formeldienst erstarrt, obgleich in ihren Sittenlehren
Anklänge an die christliche Moral nicht zu verkennen sind. Trotzdem
die Stellung und Herrschaft der Priester (Bonzen) in den verschiedenen
Ländern verschieden ist, besteht im Bekenntnis selbst doch keine wesent-
liche Spaltung, so daß der Buddhismus als einheitliche Religion be-
trachtet werden kann. Die Verbreituug des Christentums macht in
Hinterindien erfreuliche Fortschritte.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Da das reiche
Vorderindien einerseits, die ergiebigen Sundainseln andererseits die
abendländischen Kausleute anzogen, blieb die hinterindische Halbinsel
bis in die neueste Zeit ziemlich frei von dem Einfluß des Abendlandes,
abgesehen davon, daß Malakka im 16. Jahrhundert der Hauptstapelplatz
des portugiesisch-indischen Handels war. Hingegen war Hinterindien
von jeher den Übergriffen des chinesischen Nachbars ausgesetzt. In
der Neuzeit haben die Engländer den Westen, die Franzosen
den Osten der Halbinsel unterworfen. Von den selbständigen Staaten
hat sich uur noch das Reich Siam erhalten.
1. Das britische Hinterindien umfaßt die westlichen Küsten-
l an der (Arakan, Pegn, Tenasserim), das frühere Königreich Barma und
die ganze Halbinsel Malakka.*) Besonders wichtig ist die Reisausfuhr
aus diesem Gebiet. Hauptausfuhrhafen ist die Hst. Rangun (180 Tsd. E.)
am östlichsten Mündungsarm des Jräwadi. — Im Landinnern die alte
birmanische Hst. Mandate. — Die wichtigste Stadt in den „Straßen-
ansiedelungen" Jstraits Settlements) an der Straße von Malakka ist das sehr
verkehrsreiche Singupür (185 Tsd. E.), auf der gleichnamigen Insel an der
Südspitze Malakkas gelegen.
Zum britischen Hinterindien gehören auch die Inseln der And amanen
und Nikobaren. Erstere werden von England noch als Strafkolonie benutzt.
2. Das französische Hinterindien umfaßt das fruchtbare Mekong-
delta (Niedereochinchina) mit der Hst. Saigon, das Königreich Cam-
bodscha, das Kaiserreich Ann am (Obercochinchina) mit der befestigten
Hst. Huc und Tonking mit der Hst. Hanoi (150 Tsd. E.) Im ganzen ist es
etrt Gebiet von etwa V, Mill. qkm mit 20 Mill. E.
. 3- Das Königreich Siam, „das Reich des weißen Elefanten", ist ein unab-
hangiger Staat im Gebiete des Menam. Hst. Bangkok (500 Tsd. E.) im
^cündungsgebiete des Menam, größte Stadt Hinterindiens. Es ist eine förm-
uche Wasserstadt, von zahllosen Kanälen durchschnitten; die Häuser sind vielfach
aus Pfählen von Tikholz erbaut oder schwimmen auf Bambusflößen. Daher
x* o 'ame asiatische Venedig." Es die große Ein- und Ausgangspforte
des ^.andes, eine der wichtigsten hinterindischen Handelsstädte überhaupt. Das
Hausermeer wird von mächtigen Pagoden überragt, deren Glanz und Prunk
den aller übrigen in Asien übertrifft.
*) Den n. und mittleren Teil seit 1895.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße]]
TM Hauptwörter (200): [T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Malakka Malakka
Extrahierte Ortsnamen: Ceylon Bnddhas Nipal Hinterasiens Hinterindien Hinterindien Hinterindien Arakan Malakka Rangun Südspitze_Malakkas Hinterindien England Hinterindien Niedereochinchina Saigon Obercochinchina Hanoi Bangkok Hinterindiens Venedig Asien