Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 73

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 73 — Im Himmel, Walhalla, glaubten die alten Deutschen die Freuden der Erde, Jagd, Krieg und Schmaus, fortsetzen zu können. Der Todte wurde mit seinen Waffen begraben oder verbrannt. Ueber fünfzig Völkerschaften wohnten in Deutschland. Sie waren unter drei Hauptstammen begriffen: 1) Der Stamm der sassischeu Völkerschaften im nord- westlichen Deutschland zwischen dem Rhein und der Elbe. Ihm gehörten unter ankeren folgende Völker an: Die Cherusker um den Harz, die Usipeter zwischen Main, Rhein und Lahn, die Sigambrcr an der Sieg, die Brukterer im heutigen Münsterlande, die Amsivarier an der Ems, die Friesen an der Nordsee, die Chauken an der Hunte, die Cimbern in der cimbrischen Halbinsel, dem heutigen Jütland. 2) Der Stamm der Sueven wohnte in einem großen Halbkreise, vom Ober- und Mittelrhein und von der Donau durch die Mitte Deutschlands bis an die Ostsee, um die sassischen Völkerschaften. Die Longobarden an der untern Elbe, die Semnonen ander Oder, Havel und Spree, die Angeln in der Gegend von Schleswig, die Hermunduren im fränkischen und böhmischen Gcbirgslande, die Marko- mannen in Böhmen, die Katten im Hessischen. 3) Der Stamm der Gothen wohnte zwischen der Oder und der Weichsel. Zn ihm gehörten, außer den eigentlichen Gothen, die Heruler, Ru- gier und Vandalen. 8. 40. Kriege mit den Römern. Armin. Zweimal schon waren die Römer vor Augustus mit Deut- schen im Kampf zusammengetroffen, nämlich unter Marius mit den Cimbern und Teutonen, und unter Cäsar mit Ariovist. Sie hatten nur vermöge ihrer hohen Kriegskunst endlich gesiegt. Jndeß wohnte der Deutsche nach wie vor unbezwungen und frei in seinen Gauen. Dem Kaiser Augustus glückte der Versuch, in dieselben einzudringen. Am Rhein hatten seine Heere feste Waffcnplätze, von wo aus sie ihre Eroberungszüge unter- nahmen. Schon fingen die Römer an, sich in der Gegend zwischen dem Rhein und der Weser als Herren zu betragen, ihre Richter sollten Recht sprechen, die Deutschen sollten für sie Kriegsdienste verrichten und endlich sich gar gefallen lassen, daß römische Sitte und Sprache eingeführt würden. Schon ließ der römische Feldherr Varus, zum Zeichen des Rechts über Leben und Tod, Beile und Ruthenbündel vor sich hertragen. Das

2. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 78

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 78 — ander das getheilte Reich, welches sie jedoch durch Thüringen und Burgund erweiterten. Wo die morschen Reste der römischen Herrschaft durch die kräftigen germanischen Stamme verdrängt waren, bekamen die Länder von ihnen neue Namen. Aus der Vermischung der alten römischen und der neuen germanischen Bevölkerung entstanden die Romanen. Bei den Franken und Sachsen änderten sich die alten Sitten, auch wenn sie neue Länder besetzt hatten, wenig. Außer ihren Lieblingsbeschäftigungen, Jagd und Krieg, trie- den sie nun mehr Gartenbau. Statt in Lehmhütten, wie ftüher, wohnten sie jetzt schon in festen Häusern von Stein, Kalk und tolz. Ueber den Gauen stand ein Graf, welcher durch die chöffen die Gerichtsbarkeit auszuüben hatte. Knechte. Unfreie. Hörige. Lehenswcsen. Allode. Vasall. Heerbann. Theodorich der Große, König der Ostgothen, welcher die Schwester Klodwig's zur Gemahlin nahm, besiegte 493 den Odoakcr, gründete das ostgothische Reich in Italien und herrschte bis 326 kräftig und weise. Das von ihm gestiftete Reich wurde 853 von dem griechischen Kaiser Justinian zerstört. Justinian regierte von 328—565. Er hing nicht so sehr wie seine schwächlichen Vorgänger von der Leibwache und von den Weibern ab. Ge- schickte Feldherren haben seine Regierung berühmt gemacht. Belisar und Gclimer, letzter Vandalen-König. Narse's und Tejas, letzter Ostgothen-König. Gesetzsammlung. Seidenbau in Europa. Man glaubte bis dahin, die Seide wüchse auf Bäumen. Sie war so theuer, daß selbst ein Kaiser seiner Gemahlin ein gewünschtes Seidenkleid abschlagen mußte. Ein paar Mönche brachten in ihren ausgehöhlten Wanderstäben aus Indien Samcneier der Seidcnfalter mit. Seidenraupen, Maulbeerbaumblätter, Verpuppung, Co- con. — Die Sophienkirche. §. 43. Die Hausmaier. 700 — 768 n. Ehr. Karl Martell. Pipin der Kurze. Während der kraftlosen Negierung der Merovinger, in deren Familie die unerhörtesten Gräueltaten vorfielen, übten die Auf- seher des königlichen Hofstaates und der Einkünfte, Major Do- mus (Hausmaier, Großhofmeister), die oberste Gewalt aus, und machten ihre Würde fogar erblich. Pipin von Heristal, einem Schlosse an der Maas un- weit Lüttich, hielt den König so gut wie gefangen, nannte sich Anführer und Fürst der Franken und erwarb sich durch die Klugheit und Gerechtigkeit, womit er Ordnung aufrecht erhielt, die Liebe des Volks. Die Märzfclder oder Reichstage.

3. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 80

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 80 — chen. Diese in besonderen abgeschlossenen Gebäuden, Klöstern, wohnenden Gesellschaften waren ursprünglich aus einer Vereini- gung der Einsiedler, Eremiten, entstanden, welche in der Er- tödtung „des Fleisches," in der einsamen, von der Welt getrenn- ten Lebensart und in der Selbstpeinigung die wahre Gottselig- keit zu finden vermeinten. Die Selbstpeinigungen trieben die sogenannten Säulenheiligen auf's höchste. Simeon., Da- niel. Geistliche Orden. Mönchs- und Nonnenklöster.' Abt. Messe. Vor dem Jahre 700 waren bereits die germanischen Völker- schaften an der Donau und am Rhein zum Christenthum über- gctreten, aber im Innern Deutschlands bestand noch das alte Heidenthum. Ulphilas, Bischof der christlichen, nördlich von der Nieder-Donau wohnenden Westgothen übersetzte die Bibel. Unter den vielen Männern, welche sich berufen fühlten, das Christenthum durch Lehre weiter zu verbreiten, war Winfried, ein englischer Mönch, der vorzüglichste. Wo er bei den Thü- ringern, Franken und Sachsen austrat, legte er Kirchsprenge! an, und machte sie dem Papst unterthan. Er überredete die deutschen Herzoge, ihn bei der Stiftung der Bisthümcr Würz- burg in Franken, Erfurt in Thüringen, Regensburg in Baiern, Salzburg in Tyrol und anderer zu unterstützen. Zur Beloh- nung für seine Beharrlichkeit und seinen Eifer, mit welchem er unglaubliche Schwierigkeiten zu überwinden hatte, wurde er vom Papst zum Erzbischof von Mainz ernannt. Die Donnereiche zu Geismar in Hessen, an der Eder südlich von Cassel. Aus den einfachen Wohnungen der Geistlichen entstanden Dörfer und Städte, die Deutschen entwöhnten sich ihrer unsteten Lebensart uno wurden in festen Wohnsitzen der Bildung zu- gänglicher. Winfried war es, welcher den Pipin zum König salbte. Im Jahr 755 machte er noch einmal den Versuch, die Friesen zu bekehren, wurde aber mit seinen Begleitern ermordet. Seine Leiche wurde erst nach Utrecht, von da nach Mainz und endlich nach der von ihm gesichteten berühmten Abtei Fulda gebracht, wo noch jetzt Ueberbleibsel von ihr vorhanden sein sollen. Zum Dank für seine Verdienste ist er Bonifacius, Wohlthäter, ge- nannt worden. Wenn aus dem Wege des Rechts bei einem Streit die Wahr- heit nicht ermittelt werden konnte, so glaubte man, daß Gott durch ein Wunder sie darthun würde, und übte die Gottesur- theile, Ordalien. Diese waren: Zweikampf, Feuerprobe,

4. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 113

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
113 §. 64. Fortschritte in der Cultur. Feine Weberarbeiten. Die Grafen Fugger. Walkmüh- len. Wasser- und Windmühlen. Wasser-, Sand-, Räder-, Gewicht-, Thurm- und Taschen-Uhren. Peter Hele zu Nürn- berg und die Nürnberger Eierlein. Jetzt: Repetir-, Spiel-, Cylin- der-Uhren. — Musiknoten. Violine. Orgeln. Brillen. Fern- gläser. Steinpflaster. Schornsteine. Der Automat Albert's des Großen. Lurus in der Kleidertracht. Hofnarren. Geld- münzen. Goldgulden. Joachimsthaler. Thaler. Jetzige Geldsorten? Das Papiergeld, eine Erfindung der Chinesen, wurde im vierzehnten Jahrhundert in Europa bekannt. Buch- binder. Kupferstecherkunst. Oelmalerei. Von dem Holländer Wilhelm Beukelzoon, welcher zuerst Heringe eingesalzen hat, rührt die Erfindung des Einpökelns. Die Wissenschaften blühten durch die Einrichtung von Hoch- schulen oder Universitäten auf. Bologna. Nach dem Muster der Universität zu Paris wurden in Deutschland die Universitä- ten zu Prag, Wien, Leipzig, Heidelberg, Cöln, Er- furt gestiftet. Collegia. Professoren. Studenten. Durch die großen Länderentdeckungen kam eine Menge bis dahin ungekannter Gegenstände nach Europa: Indigo, Co- chenille, Färbestoffc. Chinarinde. Kakaobohnen—cho- k 0 lade. Lange vorher, ehe die Spanier nach Amerika gekommen waren, bereiteten die Mexikaner die „Chokolatte" aus geröstetem und zerstoße- nem Kakao, welchen sie mit Wasser verdünnten und mit Maismehl und Ge- würzen, besonders mit Zimmt und Vanille vermengten. Mais. Spä- ter auch Kaffee, Thee, Taback und Zucker. Bergbau-, Ackerbau-, Pflanzer- und Handlungs-Colonien der Europäer in den von ihnen entdeckten Ländern. Folgen der aus Amerika nach Europa gebrachten Reichthümcr an Gold, Silber und Edel- steinen. Unter die Uebel, welche wir aus Amerika erhalten ha- den, gehört die pestartige Krankheit des gelben Fiebers. Kapp, Leitfaden. 8

5. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. V

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
ihre Reiseberichte mittbeilcn, stirbt jene erste und ursprüngliche Mittheilung nicht aus. die man, weil ihr Inhalt das durch eigene Anschauung oder Nach- fragen in Erfahrung Gebrachte ist. die historische nennt. Die historische Mittheilung beruht nach dem eigentlichen Wortsinn wesentlich ebensowohl auf eigner Anschauung der Oertlichkeit (Geographie), als auf eigner Erkundigung des dort Geschehenen (Geschichte). In der historischen Mittheilung sind da- her Geographie und Geschichte in unaufgeschlossener Einheit vorhanden, und man begreift mit vollem Recht beide Wissenszweige unter dem gemeinsamen Ansdruck: historische Fächer. Herodot ist also der Vater der Historie; so nennt ihn auch Cicero. Wenn man die Bezeichnungen Historie und Ge- schichte beliebig vertauscht, so ist das eine Ungenanigkeit. Historie treiben heißt Geschichte und Geographie treiben. In der Natur ist alle Entwickelung nichts Anderes, als die Entfaltung der in der Einheit des Keimes enthaltenen Unterschiede. Dasselbe findet auch auf dem geistigen Gebiet statt. Auch die Historie entfaltete ihre Unterschiede als Darstellung des zeitlichen Nacheinander und des räumlichen Ne- beneinander, d. h. als Geschichte und als Geographie. Die Geschicht- schreiber erzählten Geschichte ohne genaues Eingehen ans den betreffenden Schauplatz, die Geographen beschrieben die Erde, ohne sich viel um das zu bekümmern, was darauf geschehen war. Nachdem auf dem Wege so einseitiger Behandlung jeder von beiden Wissenszweigen im Einzelnen sich ausgcbildct hatte, leitete von selbst wieder die Betrachtung des einen auf die des andern. Denn die Kenntniß von möglichst vielem Einzelnen führte alsbald durch Vergleichung aus die Erkcnnt- niß des Gesetzes oder des Gemeinsamen, was allen einzelnen Erscheinungen zum Grunde liegt. So werden die einzelnen Thatsachen der Geschichte durch die Beschaffenheit der Erdoberfläche bedingt, und umgekehrt haben die ein- zelnen Veränderungen der Erdoberfläche ihren Grund in geschichtlichen Ein- wirkungen. Der innere, natürliche Zusammenhang zwischen dem Menschen, als dem Mittelpunkt der Geschichte, und der Erde, als dem Mittelpunkt der Geographie, leuchtete immer mehr ein. man begriff endlich die Erde als das Wobn- und Erziehungshaus der Menschheit. Der Gang der Entwickelung beider Wissenszweige zur Wiffenschaft war also folgender: Auf der ersten Stufe der ursprünglichen Berichterstattung waren Ge- schichte und Geographie mit einander verwachsen und ungcschieden. Auf der zweiten Stufe trennten sich Beide und bildeten sich einseitig weiter aus in der Aufnahme des Einzelnen. Auf der dritten Stufe reichten sie sich zu gegenseitiger Ergänzung und Durchdringung wieder die Hand. Die Darstellung der ersten Stufe beruhte auf der eignen Anschauung des ursprünglichen Berichterstatters. Auf der zweiten Stufe kommt es nicht auf die eigne Anschauung an, der Darsteller ist nicht mehr der erste Bericht- erstatter; er bezieht steh vielmehr auf jene ursprünglichen Berichte als auf seine Quellen, die er zu bestimmten Zwecken verarbeitet, indem er nicht die eignen, sondern fremde Anschauungen, gleichsam wiederholt, vorstellt und sich ihrer erinnert. So beruht diese Darstellung auf der Vorstellung, welche hier thätig ist in der Wiederholung und Zusammenstellung der Anschauungen Anderer. Die dritte Stufe hat es mit dem Begreifen der inncrn Natur des Gegenstandes oder mit dessen denkender Betrachtung zu thun. Anschauen, Vorstellen und Denken sind aber die Hauptformen, unter denen die Entwickelung des subjectiven Geistes vor sich geht, und in denen sich aller dieselbe bezweckende Unterricht bewegen muß. Denn das Ler-

6. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 7

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 7 — Hinsicht ihrer äußern Bildung wird zum Theil den mannichfa- chen Einflüssen der verschiedenen Zonen und Klimata zugcschric- den. Arten oder Racen. Man unterscheidet sie vorzüglich nach der Hautfarbe. Die weiße oder kaukasische, die schwarze oder äthiopische, die gelbe oder mongolische, die braune oder malayische, die kupferrothe oder amerikanische Nace. Das vernünftige Geschöpf spricht; Vernunft und Spra- che unterscheiden den Menschen vom Thiere. Gott hat dem Menschen solche Anlagen verliehen, daß er durch deren Benutzung sein Leben auf eine seiner würdige Weise erhalten kann. Alle menschliche Thätigkcit zur Erhaltung des Lebens erstreckt sich auf die Erwerbung von Nahrung, Kleidung, Wohnung und Gerätschaften. Die Vermeh- rung und die Ausbreitung des Menschengeschlechts und der Wechsel der Jahreszeiten und Klimata n ö thigten die Menschen schon von den frühesten Zeiten an, jene Haupterfordernissc des menschlichen Daseins sich selbst zu bereiten, um Leben, Gesundheit, Sicherheit und Bequemlichkeit zu erhalten. Wenn die Men- schen eine gewisse Geschicklichkeit erlanget: in der Zubereitung der erforderlichen Lebensmittel, in der Anfertigung einer dem Schamgefühl und dein Klima angemessenen Körperbedeckung, in der Erbauung einer gegen Wetter und wilde Thiere schützen- den Wohn- und Schlafstättc und im Verfertigen der bei Angriff und bei Verthcidigung unentbehrlichen Waffen: so sagen wir von ihnen, daß sie Cultur besitzen. Je mehr jene Geschick- lichkeit der Vollkommenheit sich nähert, desto höher ist die Cul- tur; am höchsten aber ist sie, wenn Künste und Wissenschaf- ten gedeihen. Da nun der Uebergang von der ersten, rohen Bereitung jener Lebcnscrfordernisse bis zu einer hohen Geschick- lichkeit nicht auf eimnal statt findet, sondern allmälig und stufenweise, so nennen wir eine jede solche Uebergangsstufe von einem niedern Grade der Cultur zu einem höhern: Culturftufe. Culturstufen heißen also die verschiedenen Grade von Geschicklichkeit, welche sich die Menschen erworben ha- den in der Bereitung von Nahrung, Kleidung, Woh- nung und Geräthschaftcn. Nach den verschiedenen Arten der Lebensweise, welche die Menschen führen, gibt es vier Cul- turstufen : 1) Jager- und Fischer-Leben; 2) Hirten- und Nomaden-Leben; 3) Ackerbau und feste Wohnsitze; 4) Gewerbe und Handel. Künste und Wissenschaften.

7. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 9

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 9 — dere heiß gemachte Steine zum Backen des Brodkuchens und Mürbemachen des Fleisches. — Schlauche. Körbe. Benutzung der Thiere zum Weiterschaffen der Menschen und des Gepäcks (Transport). Lastthiere. Sattelzeug. Wagen. Des Feuers, zu dessen Gewinnung ein Ungefähr (Blitz, starkes Reiben zweier Gegenstände) leitete, bediente man sich für die ersten beiden Culturstufen bloß zur Erwärmung, Erleuch- tung, zur Bewachung der Hcerden bei Nacht, zum Erwärmen der vorhandenen Speisen und Getränke, zum Härten und viel- leicht zur Verfertigung von Thongeschirren, zur Vervollkomm- nung der Waffen und zu allen Zierrathen (Prometheus). „So lange der Mensch im wilden Zustande des Jäger- und Fischer- Lebens ist, kann es keine Geschichte von ihm geben. Die tägliche Nahrung ist seine einzige Sorge; ein Tag vergeht wie der andere; die Gesellung er- streckt sich noch nicht einmal auf die Familie; denn der Sohn trennt sich sogar vom Vater, um ein eigenes, hinreichendes Jagdgebiet zu haben." „Zähmung des Viehes und Viehzucht machen erst Familienleben im großen möglich. Wandernde Hirten (Nomaden.) Das Zusammenleben weckt die Keime der Cultur; aber ein eigentlicher Staat kann sich nicht bilden; man lebt zu unstät, und die Zahl der näher Verbundenen kann nicht groß sein. Der älteste des Stammes ist Fürst und Priester, mit den Rechten des Fa- milienvaters. Zur Erfindung schriftlicher Zeichen für das Gedächtniß führt dieses Leben nicht; es ist zu einfach, und man ist sich nahe genug, um das Nöthige mündlich mitzutheilen." 8. 5. Erst mit der Benutzung des Feuers zur Bearbeitung der Metalle konnten solche Geräthschastcn gemacht werden, welche man bei der Bestellung des Ackers und beim Häuserbau durch- aus nöthig hat, und vermöge deren die Menschen im Stande waren, von der zweiten Culturstufe zur dritten überzugehen. Die Noth, die Quelle aller ersten Cultur, zwang die Men- schen, welche bei ihrer Vermehrung für sich und ihre Heerden nicht mehr hinreichende Nahrung zu finden vermochten, die Erde in der Hervorbringung von Getreide und Früchten durch Bear- beitung und Pflege des Bodens zu unterstützen, also Ackerbau zu treiben (Ceres). Samenkorn, Feld, Dünger, Pflug, Egge, 'Sichel, Sense, Wagen, Last- thiere, Dreschflegel, Tenne, Sack, Mühle, Teig, Sauerteig, Backofen, — Brod — Bier. — Wein (Dionysos, Bacchus). Feld, Acker, Wiese, Weide, Flur, Saat, Gefilde. Die Geräthschaften für den Ackerbau waren, wie alle anderen, anfangs sehr unvollkommen. Pflug, Egge, Sichel, Sense, Harke, Hacke, Grabscheit konnten ihre gegenwärtige Gestalt erst allmälig mit der Kenntniß der Metallbearbeitung erhalten. Ein

8. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 10

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 10 — rohes Stück Erz oder ein erzhaltiger Stein, zufällig an einem Feuer befindlich, fing an zu schmelzen; dies veranlaßte die Menschen zu dem Versuche, dieser, vor der Erkaltung flüssigen, Masse nach einer neuen absichtlichen Erhitzung eine beliebige Gestalt zu geben, indem sie dieselbe mit einem harten Stein auf einer andern harten Unterlage bearbeiteten. Hammer, Zange, Ambos waren die ersten nöthigstcn metallenen Werkzeuge für die fernere Verarbeitung der Metalle, nicht allein zu jenen Ackergeräthschaften, sondern auch zu den Werkzeugen, deren man sich beim Häuserbau bedient. Da man nunmehr gezwungen war, zu jeder Jahreszeit bei seinen Aeckern in ein und derselben Gegend sich aufzuhalten, so mußten die Wohnungen auch so sein, daß sie für jede Jahreszeit Menschen, Vieh und Vorräche bequem und sicher aufnehmen konnten. Um solche Wohnungen bauen zu können, mußte man haben: Art, Beil, Säge, Meißel, Hammer, Klammern, Nägel. Jetzt konnte man sich auch zur Verfertigung der Klei- dungsstücke Nadel und Scheere, Spindel, Webestuhl, später das Spinnrad bereiten. Wolle. Flachs. Baumwolle. Seide. Kanwelhaare. Leder. Kleid e rtracb ten, verschieden nach Zonen und Jahreszeiten. Kessel, Messer, Bratspieß dienten zur Zube- reitung der Nahrung, und endlich lvurden auch die Waffen so vervollkommnet, daß inan Schwert mit Scheide, Helm, Panzer, Beinschienen und Schild ganz von Erz schmie- dete — Schmiedekunst (Hephaistos. Vuleanus). „Ackerbau führt zu festen Wohnsitzen. Der mühsam bearbeitete, ausge- trocknetc oder bewässerte, cingchegte und bepflanzte Boden, so wie die erwor- benen Norräthe, werden nicht gern verlasse». Zur Sicherung des Eigenthums rücken die Landbauer in Dörfer, und später, wenn die Gewerbe hinzutre- ten, in Städte zusammen; die gegenseitigen Rechte müssen sestgcstellt wer- den; Lebensordnung, Gesetz, Regierung werden nöthig, und möglich: ein Staat. Bedürfniß der Schrift. Möglichkeit der Geschichte." Horden. Stämme. .Patriarchen. Nationen. Völker. Freie. Knechte. Sklaven. Adelige, Bürger, Bauern. — Einherr- schaft, Monarchie. Erbreich. Wahlreich. König, Kaiser, Sultan, Herzog, Fürst, Tyrann, Regent, Despot, Pharao. — Freistaat, Republik. Archonten, Ephoren, Suffeten, Kon- suln, Senat, Bürgermeister, Volksversammlungen. §. 6. Während zuerst die Noch die Fortschritte in der Cultur des Menschengeschlechts herbciflrhrte, so that es später der Sinn für eine gewisse Bequemlichkeit in der häuslichen und bürgerlichen

9. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 32

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 32 — im Norden kommt er gar nicht fort. Das Rennthi'er ersetzt im äußersten Norden alle Hausthiere. Das Kameel gilt nur bei den Nomadenstämmen in Südrußland als Hausthier. Die Hornvieh- und Schafzucht ist die ausgebrcitctste. Im nördlichsten Europa hat das Rindvieh keine Hörner, im südli- chen werden die Hörner armlang. Zahmes Geflügel wird nach Norden zu seltener, das wilde Geflügel dagegen häu- figer; die Raubt hi er e werden immer mehr ausgerottet. Nord- curopa ist reich an Pelzthieren. Bis in die Eisregion wa- gen sich die kühnen Walfischfängcr; gegen 2000 kleine Schiffe gehen jährlich auf den Häringsfang <m die nördlichen Küsten; im Mittelmecrc fängt man Sardellen und Thunfische. Im nördlichen Europa gewinnt man Thierfett, im Mittlern Talg, Butter und Leinöl, im südlichen Olivenöl. Zugheuschrecken im Osten, Seidenwürmer im Süden. Das Kupfer ist nicht so allgemein verbreitet, wie das Eisen; Großbritannien und Skandinavien find in dieser Hinsicht am reichsten. An Gold ist Europa noch ärmer, als an Silber. Die meisten Stein- kohlen gewinnt Großbritannien. Das Steinsalz ist am häufigsten in Mitteleuropa: die beiden anderen Arten des Koch- salzes sind das Seesalz und das Quellsalz. Die Völker Europa's gehören zur weißen oder kaukasi- schen Menschenart und bekennen, mit Ausnahme der Türken, die christliche Religion. Die griechische Sprache, die ro- manischen, germanischen und slavischen Sprachen bil- den vier Sprachstämme, welche in viele Schwester- und Töch- tersprachen sich verzweigen. Die Küstenländer des Mittelmccrcs oder der Thalassa waren im Alterthum die cultivirtesten. Von Nordeuropa hat- ten die Völker des Alterthmns nur sehr mangelhafte Kenntnisse. 8. 18. Hellas und die Hellenen. Hellas, sechsmal kleiner als Deutschland, von den Rö- mer:? Gr aecia, von uns Griechenland genannt, übertrifft an Schönheit der Natur alle Länder Europa's. Im anmuthig- sten Wechsel von hohen, mit Schnee bedeckten Gebirgen und Ebenen, von Hügeln und Thälern, mit einer Menge von klei- nen Flüssen zwischen grünen Ufern, unter dem glänzenden Blau eines heitern Himmels, wo kühlende Seelüfte und schattige Haine die Sonnenhitze mildern, ragt die buchtenreiche Halb- insel, umgeben von ftuchtbaren Eilanden, in der Mitte dreier

10. Leitfaden beim ersten Schulunterricht in der Geschichte und Geographie - S. 98

1851 - Braunschweig [u.a.] : Westermann
— 98 — Bergströmen, welche aus den Gletschern dringen. Hier dehnen sich weite Wasserflächen aus und begränzen den Horizont, dort sieht man grünende Auen, die stille Heimath weidender Heerden, und nackte, graue Felsen unter dem eisigen Himmel oder unter der glühenden Sonne. Der furchtbare Sturz der Wasser neben der ruhigen Herrlichkeit der Alpen, die uralten Schneeberge, deren Glanz in die Nacht hineinlcuchtet, entzücken den Wanderer und machen die Schweiz zum Ziel einer großen Anzahl von Reisenden. §. 57. Ursprung des preußischen Staats. Kurfürst Friedrich I. von Hohenzollern. 1416—1440. In der heutigen Provinz Brandenburg zwischen der Oder und Elbe wohnten um die Havel und Spree in alter Zeit zwei Stämme der Sueven, die Semnonen und die Longo- barden. Bei der großen Völkerwanderung verließen auch sie ihre Wohnsitze, welche wegen ihrer damaligen Unfruchtbarkeit und Rauhheit beinahe hundert Jahre unbebaut blieben, bis sla- vische Völkerschaften, die Wenden, und besonders ein Haupt- stamm derselben, die Wilzen, sie in Besitz nahmen. Diese machten das Land urbar, beschäftigten sich fleißig mit Jagd, Fischerei und Viehzucht und sollen selbst schon Handel getrieben haben. Unter den von ihnen erbauten Städten wurde Bren- nabor oder Brandenburg die wichtigste. Mit den Sachsen verbanden sie sich gegen Karl den Großen, unterwarfen sich ihm aber nur zum Schein und hingen auch ferner noch ihrer Götzcn- lehre an. Heinrich I. jedoch unterjochte sie, besiegte die Heveller an der Havel, eroberte Brennabor und führte das Christenthum ein. Damit die Wenden es sich aber nicht beikommen ließen, gegen ihn, wie gegen Karl, zu handeln, legte er an der Havel und Elbe eine Mark- oder Gränzgrafschaft an, welche Nord- mark, Nordsachsen oder wendische Mark genannt wurde. Die Statthalter oder Markgrafen der Nordmark hatten ihren Sitz zu Soltwedel oder Salzwedel, welches auf der linken Seite der Elbe, zwischen der Lüneburger Heide und der Havel- mündung, liegt. Die Markgrafen mußten fortwährend mit den unruhigen Wenden Krieg führen. Die größten Grausamkeiten fielen beiderseitig vor; so ließ Graf Gero einst dreißig wendische Häuptlinge ermorden. Das Land wurde dabei in großes Elend gestürzt.
   bis 10 von 10
10 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 10 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 0
5 2
6 0
7 1
8 1
9 0
10 1
11 0
12 0
13 1
14 0
15 1
16 0
17 0
18 0
19 3
20 0
21 0
22 2
23 0
24 0
25 0
26 1
27 1
28 0
29 0
30 1
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 3
46 1
47 0
48 3
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 0
10 1
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 1
18 0
19 0
20 0
21 2
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 1
37 1
38 0
39 0
40 2
41 1
42 1
43 0
44 0
45 1
46 1
47 0
48 0
49 0
50 1
51 0
52 1
53 0
54 2
55 0
56 0
57 0
58 1
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 4
66 0
67 0
68 1
69 0
70 0
71 0
72 0
73 1
74 0
75 0
76 0
77 0
78 0
79 1
80 0
81 0
82 1
83 1
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 1
92 3
93 0
94 0
95 3
96 0
97 0
98 0
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 1
3 1
4 5
5 2
6 10
7 0
8 1
9 3
10 7
11 3
12 3
13 1
14 2
15 4
16 6
17 0
18 6
19 2
20 2
21 2
22 7
23 5
24 2
25 0
26 1
27 5
28 0
29 4
30 4
31 4
32 2
33 10
34 3
35 0
36 1
37 4
38 4
39 3
40 5
41 0
42 0
43 5
44 1
45 4
46 0
47 2
48 6
49 2
50 2
51 0
52 0
53 3
54 1
55 0
56 2
57 0
58 2
59 12
60 1
61 0
62 1
63 2
64 2
65 1
66 1
67 1
68 3
69 0
70 2
71 0
72 1
73 2
74 4
75 1
76 3
77 1
78 3
79 6
80 3
81 25
82 0
83 6
84 0
85 6
86 5
87 6
88 4
89 2
90 2
91 6
92 0
93 3
94 0
95 0
96 0
97 2
98 2
99 1
100 5
101 1
102 0
103 3
104 7
105 0
106 0
107 3
108 6
109 9
110 1
111 2
112 6
113 6
114 3
115 6
116 1
117 1
118 5
119 3
120 7
121 4
122 0
123 2
124 0
125 1
126 6
127 10
128 2
129 6
130 4
131 4
132 5
133 5
134 6
135 2
136 8
137 0
138 4
139 4
140 1
141 0
142 1
143 2
144 2
145 1
146 2
147 5
148 0
149 3
150 2
151 1
152 6
153 2
154 1
155 1
156 3
157 4
158 0
159 2
160 5
161 4
162 2
163 4
164 3
165 5
166 10
167 3
168 3
169 2
170 1
171 5
172 0
173 6
174 3
175 15
176 2
177 10
178 2
179 5
180 2
181 3
182 4
183 11
184 13
185 4
186 6
187 2
188 2
189 11
190 2
191 5
192 6
193 17
194 0
195 6
196 2
197 2
198 1
199 2