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1. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. V

1912 - Straßburg : Bull
Vorwort. Das vorliegende Buch will in erster Linie dem bürgerkundlichen Unter- richte im ersten Jahrgang unserer Fortbildungsschulen dienen. Die engere Heimat stellt es in den Mittelpunkt. Als eine geschlossene wirtschaftliche und staatliche, von einem einheitlichen Willen durchflutete Lebensgemeinschaft soll sie erfaßt werden. Die Liebe zur Heimat, der Stolz auf Stammesart und Stammesleistung sind aufzurufen. Als frohgemute Lebensäußerung des Volksgeistes, als Ausfluß der Kraft und Tüchtigkeit des Stammes muß vor allem die heimische Wirtschaft dargestellt werden. Zugleich wird eine historische Betrachtung, die das Gegen- wärtige als Ergebnis des Vergangenen, als Endpunkt einer längeren Ent- wickelungsreihe sieht und sehen lehrt und damit den Einzelnen mitten hineinstellt in die Gemeinschaft der Gewesenen und Kommenden, der Heimatliebe und dem Stammesstolz neue Nahrung und Vertiefung geben. Ein Idealbild des Stammes also, das aus der Betrachtung der Ver- gangenheit geschöpft und durch die Darstellung des Wirtschaftslebens der Gegen- wart vervollständigt wird, soll dem jungen Menschen höhere, lichtere Ziele geben und den Willen zu tätiger Mitarbeit an der besseren Gestaltung heimischer Verhältnisse entwickeln. Stammesvolk, Stammesarbeit und Staat verschmelzen so zur Einheit. Ein Strom überindividueller Interessen wird bloß gelegt. Er muß, wenn die Darstellung den richtigen Ton zu finden weiß, die jungen Seelen in seine Gewalt ziehen und sie zu jener Höhe der Betrachtung führen, auf der man wenigstens einmal gestanden haben muß, wenn man staatlichen Dingen das richtige Verständnis entgegenbringen will. Ob es diesem Buche gelungen ist, jenen Ton zu finden, bleibt der Beurteilung derer überlassen, die sich aus Neigung oder von Berufswegen mit der Erziehung unserer schulentlassenen Jugend befassen. Doch können naturgemäß nur Einzelbilder aus Wirtschafts- und Staats- leben der Heimat gegeben werden, und selbst diese dürfen keinerlei Anspruch

2. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 1

1912 - Straßburg : Bull
1. Wo stehen wir? Mit stiller Ehrfurcht betrachten wir wohl den Hausrat, der vom Großvater oder von den Urgroßeltern herstammt. Wieviel Freude und Glück, wieviel Weh und Leid hat sich schon vor diesen alten Erbstücken abgespielt! Während unser Blick sinnend auf ihnen ruht, werden unsere Väter vor unserm Auge wieder lebendig und mit ihnen alte, längstvergangene Tage. Sie erinnern uns, daß viele, viele vor uns denselben Namen getragen wie wir. Gar gerne möchten wir Genaueres über ihr Leben wissen, weil wir fühlen, daß wir durch sie nicht allein stehen, daß wir nur ein Glied einer langen Reihe sind. Gerne hören wir von jenen Gewesenen, die wir nicht gekannt, berichten. Wir sind stolz auf sie und möchten es ihnen gerne gleichtun. Auch außerhalb unserer Häuser steigen da und dort gewesene Geschlechter vor uns auf. Dieses oder jenes graue, jahrhundertealte Gebäude, besonders aber die Kirchen in Dorf und Stadt erinnern uns an sie. Oft genug aber denken wir derer gar nicht, die uns diese Stätten gebaut haben. So manche Gemeinde zieht alljährlich aus ihrem Walde bedeutende Summen, und doch denkt das Geschlecht, das diese Summen verbraucht, selten der langen und heißen Kämpfe, die einst von den längst verstorbenen Bewohnern dieser Gemeinde ausgekämpft werden mußten, damit der Wald als Gemeindebesitz sicher stand und stehe. Von unsern Bergen herab schauen zahlreiche Burgruinen ins Tal auf ein Geschlecht neuer Menschen, das sich kaum nach ihnen umsieht und scheinbar vergessen hat, daß die einstigen Bewohner dieser Burgen dem Namen unseres Stammes einen hellen Klang gegeben. So lassen diese Zeugen der Vergangenheit unsern Blick weiter schweifen auf eine noch größere Gemeinschaft, der wir angehören, deren Glieder zwar nicht denselben Namen tragen wie wir, die aber mit uns zum gleichen Volksstamme gehören, die sich gleich uns Elsässer oder Lothringer nennen. Gemeinsame Geschichte, gemeinsame Mundart machen aus uns allen eine große Familie. 1

3. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 3

1912 - Straßburg : Bull
3 Volksgenossen würdig zu sein. Wir fühlen uns gedrungen, unser Bestes zu leisten, um, soviel an uns liegt, dem Namen eines Deutschen seinen Klang zu erhalten. Jeder muß fühlen, daß er zu irgend einem Volke gehört. Kein Volk kann zwar von sich sagen: Ich bin das beste, vornehmste unter allen. Jedes hat seine besonderen Tugenden und seine Fehler. Sein Volk lieben, heißt darum noch nicht, ein anderes hassen. Wer seine Familienangehörigen liebt, haßt ja um deswillen auch nicht die, die nicht zu dieser Familie ge- hören. Daß Liebe zu seinem Volke nicht Haß gegen ein fremdes bedeutet, müssen wir Elsaß-Lothringer insbesondere uns immer vor Augen halten. Außer unserer heimischen Mundart klingen ja vereinzelt auch fremdsprachige Laute, französische, an unser Ohr. Sie erinnern uns an eine Zeit, da die Elsaß-Lothringer mit ihrer Liebe und ihrem Stolze nicht zum deutschen, sondern zum französischen Volke gehörten, trotz deutscher Mundart und Sitte, trotz ihrer größtenteils deutschen Geschichte. Aber wissen müssen wir, daß wir nicht eins und das andere, daß wir mit dem Herzen entweder nur Deutsche oder nur Franzosen sein können. Heute klingt der Name des Deutschen stolzer denn je durch die Welt. Den Beginn des neuen Ruhmes bildete jener Krieg, der uns Elsaß-Lothringer wieder zum deutschen Volke gebracht hat. Seither erscheinen die Farben des Deutschen Reiches in den entferntesten Winkeln der Erde, auch da, wo vorher selbst der Name des Deutschen ganz unbekannt war. Ob das so bleibt, liegt nur an den deutschen Stämmen, die das deutsche Volk ausmachen. Denn das deutsche Volk lebt unter Einrichtungen, die von denen der meisten andern verschieden sind. Jedes fremde Volk wohnt gewissermaßen in einer weiten Riesenhalle beisammen. Der Bau für das deutsche ist in Kammern eingeteilt, in selbständige Staaten, in denen die Söhne derselben Mutter zwar durch leichte Wände getrennt, aber doch so nahe beieinander wohnen, daß einer des andern Nähe fortwährend spürt. Jeder muß sich erst in seiner eigenen „Kammer" auskennen, ehe er in die fremden schaut. Wir Elsaß-Lothringer müssen unser Land und unsern Staat kennen, damit wir wissen, was er unter den anderen deutschen Staaten bedeutet, wo wir arbeiten müssen, um seine Einrichtungen noch besser zu gestalten. 2. Der Elsaß-Lothringer in der Geschichte. Ein ganz kurzer Blick in unsere Geschichte kann uns sagen, was die Elsaß-Lothringer in vergangenen Zeiten bedeutet haben, und ob auch der Klang unseres Stammesnamens uns zu Stolz berechtigt. 1*

4. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 5

1912 - Straßburg : Bull
5 Nur im südlichen Teile von Lothringen ist es oft schwer, zu unterscheiden, ob die Bewohner nach ihrer körperlichen Beschaffenheit mehr den Franzosen oder mehr den Bewohnern der benachbarten deutschen Länder zugezählt werden müssen (nach Schwalbe). So ist es also nicht die Sprache allein, die uns der deutschen Volksfamilie zuweist. Mit durchlebt, und das von ganzem Herzen, haben die Elsaß- Lothringer jedenfalls den größten Teil der deutschen Geschichte. Sie ist also auch elsaß-lothringische Geschichte. Nur ein paar Stichproben aus ihr sollen uns zeigen, wer und was unsere Vorfahren gewesen sind. Schon aus einer Zeit, in der es noch kein deutsches und kein französisches Reich gab, klingt uns das Lob von alamannischer und fränkischer Tapfer- keit und Treue entgegen. Nachdem die Römer unser Land hatten verlassen müssen, wollten Alamannen und Franken ihre Schwerter nicht ruhen lassen. Ihr tapferer Sinn sehnte sich nach Schlacht und Sieg, und da sie zu Hause nichts zu bekriegen hatten, traten sie ins römische Heer ein, von den Römern mit offenen Armen aufgenommen, und schlugen dort als „Römer" die Schlachten des Weltreiches, selbst gegen ihre germanischen Brüder. So finden wir gleich zu Anfang unserer Geschichte zwei hervorstechende Eigen- schaften der Elsaß-Lothringer: ihre Liebe zum Waffenhandwerk und ihre Treue gegen den selbstgewählten Herrn, zwei Eigenschaften, die sie in ihrer späteren Geschichte noch oft bewähren sollten. Beide Hauptteile unseres Landes haben im ersten Jahrtausend längere Zeit hindurch den Mittelpunkt eines Reiches gebildet. Lothringen war unter den Söhnen und Enkeln Chlodwigs wiederholt das Hauptstück eines Königreiches Austrasien; Metz mit seinen berühmten Klosterschulen die Hauptstadt dieses Königreiches. Die Waren ans Ost und Nord flössen in dieser Stadt zusammen, um nach Italien und Südfrankreich abgegeben zu werden. Als sich aus dem gewaltigen Frankenreiche, das das heutige Frank- reich und einen großen Teil des heutigen Deutschland zu einem Staate vereinigt hatte, ein französisches und ein deutsches Reich herausbildete, blieb unser Land für lange Zeit eines der Hauptländer des deutschen Reiches. Bis zum Jahre 900 etwa hat, neben Worms und Mainz, Straßburg die deutschen Könige am meisten gesehen. Der Südwesten des heutigen Deutsch- land war eben Kern und Herz des Reiches. In der Folgezeit finden wir dann die Namen Elsaß und Lothringen jedesmal genannt, wenn es sich um wichtige Ereignisse in der deutschen Geschichte handelte. Aus der Römerzeit her stand bei den Gebildeten Deutschlands, be-

5. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 10

1912 - Straßburg : Bull
10 sorgte besonders für die Industrie, damit Geld ins Land käme. Daher flog das Herz der reichen Fabrikherren in Elsaß und Lothringen zuerst den Fran- zosen zu. Die berühmte Fabrikstadt Mülhausen, die noch lange im Bunde mit den schweizerischen Städten gestanden hatte, unterwarf sich halb freiwillig der französischen Republik, weil ihre Fabrikwaren schon lange nach Frank- reich gingen. Dann kamen die Zeiten Napoleons I. Nun konnten alamannische und fränkische Tapferkeit wieder glänzen. Als Soldaten der Napoleonischen Heere wurden unsere Stammesgenosfen aus jener Zeit, die sich bis dahin die Er- innerung ans deutsche Vaterland erhalten hatten, Franzosen. Im Donner der Schlachten, im Kriegsjubel auf allen Schlachtfeldern Europas lernten sie, daß es stolz macht, Franzose zu sein. Noch blieben sie in Sprache und Sitte deutsche Bauern und Bürger, wie sie es von jeher gewesen. Gar schwer- fällig und ungelenk ging das Französisch über ihre deutsche Zunge. Aber ihr Herz, ihre Liebe wandte sich Frankreich zu. Von nun ab haben die Söhne unseres Landes als die Tapfersten untern den Tapfern die fran- zösischen Schlachten geschlagen, obwohl sich ihre deutsche Abkunft nicht ver- leugnen ließ. Wohl ein Dutzend der Generale Napoleons I. sind Elsässer und Lothringer gewesen. Doch nur kriegerischen Ruhm haben sie erworben. Von großen Staats- männern wie Sturm, von berühmten Gelehrten und Künstlern aus unserm Blute weiß diese Zeit weuiger zu melden. Ganz gehörte der Elsässer und der Lothringer nicht zu Frankreich. Während die Vornehmen, die reichen Kaufleute, Ärzte, Notare u. a. sich bemühten, Franzosen zu werden, bewahrten sich Bauern und Handwerkerstand mit der ganzen Zähigkeit, die unserm Stamme eigen ist, ihre deutsche Sprache und ihre deutsche Denkweise und Sitte und retteten diese kostbaren Güter in die Zeit hinüber, die unsere Heimat dem angestammten deutschen Mutterlande wieder zuführen sollte. Solange Elsaß und Lothringen französisch waren, litt der größte Teil seiner Bewohner unter einem Zwiespalte. Sie sollten Franzosen sein und strebten teilweise auch darnach, es zu werden, und ihrem innersten Wesen nach gehörten sie doch zu jenen über dem Rhein. Heute könnte dieser Zwie- spalt glücklich überwunden sein. Die Bahn ist wieder frei. Elsässer und Lothringer brauchen nur ihrem deutschen Wesen zu folgen, brauchen nur wieder wie einst in den alten glanzvollen deutschen Tagen ihre Kräfte in den Dienst deutscher Angelegenheiten zu stellen, um wieder wie dereinst unsern Stammesnamen mit stolzem Klange durch die deutschen Lande tönen zu lassen. Deutsche Gedanken müssen wieder elsaß-lothringische, deutsche Sorgen die unsern werden. Dann können die alten Zeiten wiederkehren.

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 11

1912 - Straßburg : Bull
11 Nur wenige Ausschnitte aus der Geschichte unserer Heimat und unseres Stammes konnten wir an uns vorüber ziehen lassen. Aber sie zeigen zur Genüge: Wenn es stolz macht, ein Deutscher zu sein, so dürfen wir auch unsern Stammesnamen mit Stolz und Befriedigung nennen. Wir stehen am Ende einer Reihe von Geschlechtern, von denen jedes etwas hinzugetan hat zum reichen Erbgut unseres Stammes. Viele und verschiedene Menschen sind über unsere Heimaterde hinweggegangen. Aber wie sie alle gleichen Blutes, gleicher Abstammung waren, so haben sie auch die gleichen Eigen- schaften zu allen Zeiten bewiesen: Unerschrockenheit, Tapferkeit, Warmherzig- keit, Treue gegen die, die ihnen das Schicksal oder ihre eigene Wahl zum Herrn setzten, rastlosen Arbeitseifer und Beharrlichkeit. Es ist, als wäre das ganze Volk der Elsaß-Lothringer von Anfang an nur eine Person. Wenn wir Heimat und Stamm so verstehen, dann rühmen wir nicht nur die Vergangenheit und fühlen unsere Herzen stolzer schlagen, dann wissen wir, daß diese Vergangenheit uns auch Verpflichtungen auferlegt. Wir dürfen die Hände nicht tatlos in den Schoß legen. Das Erbgut erhalten, das heißt, es vermehren. Wir dürfen nicht kleiner werden, als unsere Väter sich gezeigt haben. Wenn sie Großes vollbracht, so müssen wir Größeres zu schaffen suchen. Deshalb bedarf es der ernsten Selbstprüfung: Sind wir, die Jetzigen, der Väter wert und würdig? Könnten wir, wenn heute die lange Reihe derer, die einst gewesen, wieder aufstünde, vor sie treten und sagen: Das haben wir hinzugetan zu dem, was ihr als die Früchte eurer Arbeit uns vererbt? Wenn wir uns so prüfen, werden wir allerdings nicht an so hohe Dinge denken dürfen wie eben, da wir die Geschichte der Heimat durchwanderten. Warum, das wird sich bald zeigen.

7. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 44

1912 - Straßburg : Bull
44 Land zu leiten. Wenn unser Wein wieder wie in alter Zeit in allen deutschen Landen seinen wohlverdienten Ruf erlangt hat, dann wird es das ganze Land zu spüren bekommen, wie stolz es sein darf, mit so glücklichem Klima be- gnadet zu sein. Durch die Ebene, über unser Hügelgelände hat uns unsere Wanderung bisher geführt und hat uns den Reichtum unseres Landes erschlossen. Wir dürfen aber nicht vorübergehen an der Krone unserer Berge. Stehen und wachsen uns doch da oben auch Schätze, Reichtümer anderer Art. E. Unsere Wälder. Wald! Anders klingt der Name, wenn ihn ein Germane, anders, wenn ihn ein Romane ausspricht. Der Germane nennt ihn mit einem gewissen ehrfurchtsvollen Schauer; denn er denkt dabei seiner Vorfahren, die in ihren Wäldern jahrhundertelang ein Leben voll tapferer Taten gelebt, die darin ihre Freude an der Natur erworben, ihre Neigung zum Sinnen und Grübeln vertieft haben. Der Deutsche besonders hat sich seine Liebe zum Walde bewahrt bis auf den heutigen Tag. Noch immer zieht es ihn dahin, wo die Wipfel geheimnisvoll rauschen, wo ein eigenartiges Halbdunkel ihn umfängt. Er tröstet sich daher leicht darüber, daß weite Strecken seines Bodens gar nichts anders tragen können als Wald, weil keine Feldfrucht mehr darauf fortkommt. Er sieht es dankbar als ein gütiges Geschick an, im Schatten und unter dem Schirme weiter Wälder wohnen zu müssen. Der Romane der alten Zeit betrachtete den Wald mehr als ein Hindernis. Seine Heimat war frühe schon ein Land der Städte, der weiten, offenen, wohlbebauten Ebenen. Fruchttragendes Land wollte er sehen. Darum ging er dem Walde zu Leibe, hieb und rodete, um immer neuen Raum zu gewinnen für seinen Fleiß und seine Geschicklichkeit. Er wollte nicht sinnen und grübeln, ihn zog es und zieht es heute noch nicht in die Berge. Er wollte nur schaffen. Sein Land war daher viel früher und lange Zeit besser bebaut als das deutsche. Aber er hat in seinem Eifer auch mehr vom Walde gehauen, als dem Ackerlande gut war. So hat er sich schließlich selber des Freundes beraubt, den er jetzt vielleicht schmerzlich vermißt. Auf welche Seite zählt der Elsaß-Lothringer? Nun, unsere westliche Landesgrenze ist nicht nur die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Germanen und Romanen, sie bildet auch einen Teil der Grenze zwischen den waldreichen und den wald-

8. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 94

1912 - Straßburg : Bull
Der Elsaß-Lothringer und sein Staat. A. Die Regierung. Der Kaiser. War es schon keine leichte Sache, Elsaß-Lothringen eine ähnliche Stellung im Reiche zu geben, wie sie die andern deutschen Staaten inne- haben, so bot die innere Einrichtung des neuen Staates sicherlich ebensoviel Schwierigkeiten. Ganz neu zu schaffen war die elsaß-lothringische Landesregierung. Bis zum Jahre 1870 hatten sich die verschiedenen Teile unseres Landes wohl als Stücke von Frankreich gefühlt, ohne sich aber viel umeinander zu kümmern. Besonders deutlich erschien der Graben zwischen Elsaß und Lothringen; in den Ober- und Unter-Elsässern war früh schon ein Gefühl der Zusammengehörigkeit erwacht; sie waren im Laufe der Zeit sozusagen eins geworden. Elsaß und Lothringen aber sind in der Geschichte lange Zeit hindurch gesonderte Wege gegangen. In Lothringen hat einst ein Herzog die Kraft des Landes zusammengefaßt. Das Elsaß durchlebte in großer Zer- splitterung die deutsche Zeit. Der Elsässer hatte jedenfalls bis 1870 noch nicht gelernt, daß er die Schmerzen des Lothringers als die seinen empfinden müsse und umgekehrt. Oft fehlt es sogar heute noch da und dort am Gemeinschaftsempfinden. Eine besondere Landesregierung, für Elsaß-Lothringen gemeinsam und nur für die beiden gemeinsam, war daher eine Notwendigkeit, wenn die bisher für sich dahinlebenden Teile lernen sollten, daß sie zusammengehören. Nicht anders hat es ja der Badener gelernt, für den Badener zu stehen, als durch dauernde Zusammengehörigkeit viele Menschenalter hindurch Und wollte auch der einfache Mann im Drange der Geschäfte zeitweilig diese Zusammengehörigkeit vergessen, so ward und wird er immer wieder durch die gemeinsame Regierung daran erinnert, daß er mit den andern seines Stammes ein Ganzes bilde. Die Elsaß-Lothringer konnten das nicht anders lernen.

9. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 69

1912 - Straßburg : Bull
69 schon erwiesen. Auch die Seide wird also immer aus der Fremde gesendet werden müssen. Das Hauptland für Rohseide, Japan, liegt noch dazu für uns am entgegengesetzten Ende der Welt. Die Jute ist in Ostindien zu Hause, und selbst Hanf und Flachs, einst berühmte Erzeugnisse des deutschen Bodens, müssen von Jahr zu Jahr mehr aus fremden Ländern hergeholt werden. Für ihre Rohstoffe ist demnach die Textilindustrie ganz oder bei- nahe ganz von der Fremde abhängig. Und wie fühlbar macht sich diese Abhängigkeit. Mißernten in fremden Ländern, Seuchen unter den Tieren lassen oft in wenig Wochen alle die Massen an Baumwolle, Jute oder Wolle und Seide zugrunde gehen. Nur ganz wenige Länder können diese Rohstoffe überhaupt liefern. Wenn aus einem der eben genannten Gründe diese Lieferung ausbleiben muß, stehen die Maschinen in den Fabrikgebäuden unserer Textilindustrie still, sind die Tausende von Arbeitern ohne Brot. Dazu ist der Kampf um jene Roh- stoffe, von dem wir auch schon gesprochen haben, der Kampf zwischen den verschiedenen industriellen Nationen außerordentlich heftig, weil nur so wenig Länder jene Rohstoffe erzeugen. So weiß der Fabrikbesitzer oft heute nicht, ob er für das nächste Jahr genügend Rohstoffe zur Beschäftigung seiner Arbeiter und Maschinen haben wird. Wieviel Sorgen macht aber erst die fertige Fabrikware! Eiserne Geräte, Maschinen, Werkzeuge ändern sich mit der Zeit ja auch, aber doch nur in gewissen größeren Zeiträumen. Auch in dieser Beziehung hat es die Eisenindustrie leicht. Wie so ganz anders die Textilindustrie! Die ver- änderlichsten unter den menschlichen Gebrauchsgegenständen liefert sie, das, was dem Wechsel der Mode am meisten unterworfen ist, die Kleidung. Und wenn ihre Erzeugnisse gar noch Damenkleiderstoffe sind, wie bei einzelnen Zweigen unserer oberelsässischen Textilindustrie, dann ist die Not dreifach groß. Immer neue Muster müssen erfunden werden. Was in diesem Jahr alle Welt verlangte, kauft im nächsten niemand mehr. Viel Geschmack, viel künstlerischer Sinn ist nötig, wenn der Fabrikant seine Ware begehrt machen will. Erfinder muß er sein. Immer neue Farben und Farbenzusammen- stellungen müssen ersonnen werden; Arbeit genug für einen talentvollen Chemiker. Wieviel Nachdenken verlangte früher besonders die Verfeinerung der gesponnenen Fäden und der daraus hergestellten Gewebe. Da blühte dem Genius und der Tatkraft unsers Stammes ein reiches Feld. Der Zufall wollte es, daß die Textilindustrie gerade in jener Zeit einen neuen Aufschwung nahm, da unsere Heimat vom alten Mutterlande losgerissen, da sie französische Provinz war. In den alten deutschen Tagen hatten Elsässer und Lothringer durch ihre Teilnahme an den großen An-

10. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 2

1912 - Straßburg : Bull
Sobald wir aber unserer Sprache und unserer Geschichte gedenken, wird uns deutlich, daß die Verwandtschaft noch weiter reicht. Drüben überm Rhein tönen Laute, die uns bekannt genug klingen. Da eröffnet sich uns ein noch weiterer Fernblick; wir fühlen uns als Teil eines großen stolzen Volkes. Wohl haben wir unsere Besonderheiten, wie jeder deutsche Stamm die seinen hat. Wir unterscheiden uns von den anderen Stämmen in Mundart und in Sitte. Doch diese Unterschiede sind gering und unbedeutend und können keineswegs vergessen machen, daß viel mehr Übereinstimmendes als Trennendes vorhanden ist. Scheinen doch auch die Glieder einer Familie äußerlich oft sehr verschieden, während sie im Charakter einander auffallend gleichen. Deutsche nennen wir uns. Was bedeutet dieser Name unter den Völkern? Das müssen wir die anderen, die Fremden, fragen. Ein Volk kann ebensowenig über sich ein völlig richtiges, unparteiisches Urteil abgeben, wie ein einzelner Mensch sich selber richtig einzuschätzen vermag. Für jeden Fremden, der ohne Vorurteil die Leistungen eines Volkes prüft, bedeutet jener Name etwas Ehrfurchtgebietendes, wie jedes Volk durch gewisse Leistungen Ehrfurcht abnötigt. Der eine kennt vielleicht unsere großen, berühmten Dichter, hat sie mit Bewunderung gelesen. Wenn wir uns vor ihm „Deutscher" nennen, so sieht er hinter uns jene großen Männer stehen. Wir gehören zu diesen, weil er bei unserm Namen an sie denkt. Ein anderer kennt unsere Erfinder, und auch er nennt uns die Volksgenossen dieser Berühmten. Ein Dritter hat unsere Geschichte, die Geschichte des deutschen Volkes, studiert. Er denkt beim Klang des deutschen Namens an all die glänzenden Kriegshelden aus unserer Geschichte, und auch für ihn gewinnen wir an Wert, weil wir Volksgenossen dieser Männer uns nennen dürfen. So ist also auch von unserm Volke ein gewaltiges Erbgut an Ansehen, Ruhm und Ehre auf uns gekommen. Jeder freut sich und ist stolz, wenn er auf diesen oder jenen Mann, den viele kennen und achten, hinweisen und sagen kann: das ist mein Ver- wandter. Welche erhabene Verwandtschaft verbindet uns aber mit unserm Volke, mit all den Helden und großen Männern, die einst gleich uns den Namen „Deutscher" getragen haben! Darum ist das Glück und Bewußt- sein: „Ich gehöre zu dem und dem Volke", so etwas Großes und Herrliches. Durch die andern, die mit uns zu demselben Volke gehören, werden wir selbst bedeutender. Etwas vom Glanze der Vielen, Großen fällt auch auf uns bescheidenere Menschen. Wir möchten darum, wenn wir auch nicht so groß werden können wie sie, doch wenigstens gut werden, um dieser großen
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