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Jndividualisirung ist kein Product des Zufalls, es hat viel-
mehr jeder der großen Erdtheile seine kosmische Stellung nach
dem Maaß der Anordnung in dem Verhältniß seiner räum-
lichen Gegensätze, und seine bestimmte Beziehung zu der
aus dem Schooß seiner innern Zeugungskraft entwickelten
Schöpfung, der seine Oberfläche belebenden Organismen. Erft
die wechselseitige Durchdringung aller dieser Beziehungen be-
stimmte die physische Schranke der Verbreitung des Menschen-
geschlechts auf unserm Planeten, und den daraus hervor-
gegangenen Entwicklungsgang seines geschichtlichen Lebens.
Nachdem wir in allgemeinen Umrissen die starre Form
als den festen Kern der Oberfläche unseres Erdsphäroids be-
trachtet haben, haben wir noch des elastisch-flüssigen und
des tropfbar-flüssigen Elementes zu erwähnen. Diese,
Luft und Meer, bilden die Umhüllungen unserer Erdfeste. Die
erste, als die allgemeine, umspannt die gesammte Räumlichkeit,
das Meer als eine particuläre, nur local verbreitete Flüssig-
keit, nur die Vertiefungen der Feste unseres Planeten.
Die gegenseitige Einwirkung von Luft, Meer und Land
ist es, welche sowohl alle atmosphärischen Phänomene wie
die wirkenden Kräfte in den dem Contakt des Luftkreises
ausgesetzten obern Schichten des Erdkörperö bedingt.
Ungeachtet der großen Verschiedenheit des Aggregatzu-
standes der tropfbar-flüssigen wie der luftförmigen Substanz,
bieten dennoch beide mehrfache Analogien dar. Diese be-
ruht namentlich in der Verschiebbarkeit ihrer Theile und den
dadurch bewirkten Strömungen, welche in nur nach modifi-
cirten Abstufungen bedingten Gesetzen ihre Bahnen durch-
laufen. Sowohl die Tiefe des Oceans wie des Luftmeers
ist unbekannt.*) Im Ocean hat man an einigen Punkten
unter den Tropen in einer Tiefe von 25,300', also mehr
als eine geogr. M. noch keinen Grund gefunden, in letzterm
läßt das Phänomen der Dämmerung auf eine wenigstens
neun Mal größere Tiefe schließen. Wie die Luft so ist
auch das Wasser, nie in dem Zustande einer bewegungs-
*) Humboldt. Kosmos I. S. 321.
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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losen Ruhe; die Störungen des Gleichgewichts und die
dadurch erregte Bewegung der Wasser ist theils vorüber-
gehend, vom Winde abhängig und Wellen erzeugend, die
im offenen Meere im Sturm über 35' Höhe erreichen, theils
regelmäßig und periodisch durch die Stellung und die An-
ziehung der Sonne und des Mondes bewirkt, die Ebbe
und Fluth, theils permanent als pelagische Strömung.
Strömungen, die einen so wichtigen Einfluß auf den Verkehr
der Nationen und auf die climatischen Verhältnisse der Küsten
ausüben, sind fast gleichzeitig von einer Menge sehr ver-
schiedenartiger, theils großer, theils kleiner Ursachen abhängig,
wie die um die Erde fortschreitende Ebbe und Fluth, die Dauer
und Stärke der herrschenden Winde, die durch Wärme und
Salzgehalt unter verschiedenen Breiten und Tiefen modifi-
cirte Dichtigkeit und specifische Schwere der Wassertheilchen.
Die Strömungen bieten das merkwürdige Schauspiel dar,
daß sie von bestimmter Breite in verschiedenen Richtungen
das Meer flußartig durchkreuzen, sie führen kalte Wasser in
niedere, warme in höhere Breiten. Dieses Phänomen ists
vorzugsweise, dem der nördliche Theil der Westküste Europa's
seine Cultur verdankt. —
Die zweite äußerste, allgemein verbreitete Umhüllung un-
seres Planeten ist das Luftmeer. Das Verhältniß der Stoffe,
welche den uns zugänglichen Schichten des Luftkreises ange-
hören, ist in der neuesten Zeit ein Gegenstand sorgfältiger
Untersuchungen geworden. Die chemische Analyse der At-
mosphäre ergiebt für dieselbe eine Zusammensetzung aus zwei
Hauptbestandtheilen, dem Sauerstoffgas und dem Stickstoff-
gas. Nach dieser enthält das Volumen der trockenen Luft
20,8 pct. Sauerstoff und 79,2 pct. Stickstoff, dazu etwa
5/ioo pet. Kohlensäure und ein noch geringeres Quantum
Wasserstoffgas. Enthält die Luft im Sauerstoff das erste
Element des physischen Thierlebens, so muß in ihrem Dasein
noch eine andere Wohlthat bezeichnet werden. Die Luft ist
die Trägerin des Schalls, also auch der Sprache, als des
Mittels der geistigen Verbindung unter den Völkern. Wäre
der Erdball der Atmosphäre beraubt, wie der Mond, so stellte
er sich uns als eine klanglose Einöde dar.
Aber auch die wässerigen Lufterscheinungen, die der
Ebbe und Fluth ähnliche regelmäßige Bewegung, so wie die
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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30
jonbern nach Natur, Sprache, Si-tten eine arabische Abstam-
mung wahrscheinlich macht. Die Gruppen des Westens sind
die Hottentotten, die unter verschiedenen Namen, Koranas
um die Quellen des Orangestroms, Na maguas, Damaras
gegen die atlantische Küste bis zu den Breiten des Tropen-
klimas austreten. Die beiden letztgenannten Stämme leben
in fortwährenden Fehden miteinander, sie kämpfen mit Keulen,
Pfeilen, Bogen; Löwenfälle sind ihre Kleidung. Außer kriege-
rischen Neigungen, sind Heerdenwirthschaft und Jagd ihre
Hauptbeschäftigung. Ihre Hcerden schützen sie durch Dorn-
umwallnngen vor den Angriffen der Ranbthiere. Das Land
ist reich bevölkert durch Zebras, Antilopen, Strauße, Löwen,
Hyänen, Panther, Schakals, Elephanten, Rhinozerosse, giftige
Schlangen. Erst seit dem, durch die Europäer in Anwen-
dung gekommenen, Gebrauch der Feuerwaffe ist die gefahr-
drohende Unzahl dieser reißenden Thiere in Abnahme ge-
kommen.
Auf der niedrigsten Stufe der Entwicklung, ähnlich den
Bewohnern des Feuerlandes und Südaustraliens, stehen die
Buschmänner. Ohne Wohnungen, nur in dem Dickicht der
Waldungen und Felsklüfte sich bergend, ziehen sie heimatlos
als Streiflinge umher. Sie haben gar kein Eigenthum, ihre
Nahrung besteht aus Eidechsen, Schlangen und dem Aas ge-
fallener Thiere. In dieser unmittelbaren Gemeinschaft mit der
Natur sind ihre Sinne und ihre physischen Kräfte ungemein
geschärft, im Lauf vermögen sie es, das Zebra und den
Strauß einzuholen. Bei ihrer Bekanntschaft mit der Oert-
lichkeit, dienen sie den Europäern häufig als Wegweiser, da sie
in den Einöden ihrer Wanderungen genau die Lage der
Grasungen und Quellen anzugeben wissen.
b) Der Ostrand des Hochlandes.
Auch im Osten ist die große Plateaubildung Afrikas nur
in ihren Geftadelandfchaften bekannt, über die Natur des
Innern und seiner Bewohner fehlen alle bestimmten Nach-
richten. Der Küstenstrich im Norden von 33 o S. Br., wird
von den Kaffe rnftämmen bewohnt, deren Gebiet noch über
die Delagoabai bis zum südlichen Wendekreise sich erstreckt.
Nur um das Port Natal, unter 30»S. Br., sind die Kaffern
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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98
und persischen Welt. Nur das Durchbruchsthal des Cabul-
stroms, der zum Indus abfließt, bildet die Verbindungsstraße
mit dem Pendschab. Es ist dieser Felsspalt der Weg, durch
den sich alle Völkerergießnngen der asiatischen Eroberer, die
Heereszüge Alexanders, in neuester Zeit die Expeditionen der
Britten in das Gebiet der Afghanen entleerten. Die Fort-
setzung der Straße fuhrt über den Nordrand des Plateaus
nach Balk, dem Mittelpunkt der alten bactrischen Herrschaft.
Die ganze Wegstrecke ist reich an Monumenten aus der Zeit
des Buddha-Cultus, der sich in dieser Richtung von Hindostan
über das Hochland neben der Lehre des Eonfucius verbreitete.
Zu diesen Denkmälern einer untergegangenen Civilisation
gesellen sich noch Spuren griechischer Cultur, die sich in
diesen Gegenden noch lauge nach dem Untergange der aleran-
drinischen Weltreiche im Orient erhielt. Im Süden der
Senkung des Cabulflusses erhebt sich der Ostrand in den
Solimanberge», deren Culminationspunkt, der Tutte
So li man, fast 13,000' erreicht, zu seiner bedeutendsten
Höhe.
Nach der Nordseite senkt sich das Plateau von Iran
in mehreren Abstufungen zu der bucharischen Tiefsteppe ab.
Den Zusammenhang mit der Plateaumasse des hinterasiati-
schen Hochlandes bildet die hohe Gebirgskette des Hindu-
kuh. Seine westliche Fortsetzung, der Paropamisus, ist
ein wildes klippiges Bergland mit Aipenwiesen überdeckt,
das sich westwärts in der Berglandschaft Khorasan bis zur
Süd ostecke des caspischen Meeres hinzieht, und in mehreren
nur mäßig erhobenen Parallelketten steil zur Niederung ab-
fällt. Khorasan ist eine hohe kühle Vergebene, der Grenz-
wall der Bewohner des Hochlandes gegen die räuberischen
Angriffe der nomadisirenden turkestanischen Horden der bucha-
rischen Steppe. Das Land ist wasserarm, die Bevölkerung
durch die Natur des Bodens mehr auf Heerdenwirthschaft
als auf Ackerbau angewiesen. Nur wenige fruchtbare Cul-
turstellen sind es, die den öden Charakter des Hochlandes
und der Stufenlandschaften unterbrechen. An der Südost-
spitze des caspischen Meeres liegt Astrabad, im Mittelpunkt
eines weit verzweigten Handels, der Schlüssel zum Eingänge
der Bucharei und des Hochlandes von Persien. Am Süd-
ufer des caspischen Sees zieht der Gebirgszug unter dem
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101
u. a. nt. sind die alleinigen Cnlturcentra in der Mitte frucht-
barer oasenartiger Bergflächen. Der vorherrschende Salzge-
halt des Bodens giebt den spärlichen Wasseransammlungen
eine für die Nahrung nachtheilige Beimischung; die große
Salzwüste nimmt den ganzen mittleren Theil von Iran ein.
Das einzige bedeutendere Wassergebiet des ebenen Scheitels
der Hochfläche ist der Hilmend, welcher aus mehreren
Quellarmen vom Südrand des Hindukuh entspringend, gegen
Westen in einer fruchtbaren Senkung die Landschaft Afgha-
nistan durchzieht und im Innern der Hochebene im Zarehsee
endigt. Gegen die Verengung des Nord- und Sübrandes
im Westen geht die flache Scheitelbildung des iranischen
Plateaus in eine mannigfacher gegliederte höher ansteigende
Massenerhebung über. Mit der reichern verticaien Aus-
prägung der Massen steht gleichzeitig eine mannigfaltigere
Entwicklung der physikalischen Erscheinungen im Zusammen-
hänge. Weideplätze, Quell- und Wasserreichthum charakteri-
siren diesen westlichen Theil der Hochfläche im Unterschiede
der öden Wüstennatur im Osten.
Zu der bedeutendsten Elevation erhebt sich die Scheitel-
fläche des vorderasiatischen Hochlandes in dem Bergland von
Armenien.
b) Das armenische Plateau.
Das armenische Plateau ist eine von milden Luftströ-
mungen durchzogene Berginsel. Nirgends zeigt sich der vor-
herrschende Wüstencharakter Irans, sondern Ueppigkeit der
Vegetation, Grasungen, Bewaldung. Armenien ist das
Quellland befruchtender Stromadern, Euphrat, Tigris,
Kur, Aras. Die räumliche Beschränkung seiner Ausdeh-
nung hat bei der stets wachsenden Zahl seiner Population
zahlreiche Auswanderungen zur Folge, doch sind es nur
Zwecke der Industrie und des Handels, nicht der Eroberun-
gen und Staatenbildungen, die den Wanderungstrieb der
Armenier Hervorrufen. Am erhabensten steigt die Scheitel-
fläche in der Hochebene von Erzerum auf. Erzerum,
der Centralpunkt der türkischen Macht, hat 5600' M. H.
Nach dieser Seite hin berühren sich die Staatsgebiete der
drei Weltreiche, Rußland, die Pforte, Persien, als deren
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- -
Löwe, .in den Urwaldmp Ceylons Elephantenheerden, di^
sich von den Blättern d^r Eocospalme nähren M„W
zähznt m'kmz Indien wie ist Mm plö Hausthier^ Mutzt
ur:'/ ?»o7!r/tf'i’ii;r»ic? oäotß ?nb *Joi(I tv)wi
Die Nrpopulation der Bewohner Dekans zökfallt in
Ie bekannte Sprachstämme mit etwa ebött^ so viel Völker-
gruppm. ^Ein unstetes, noch kaum zu dem Entwickkungs-
stadium der ersten Culturanfänge hindurchgedrungenes Wan-
derleben charakterisirt diesen Menschenschlag-, dessen-Ver-
breitungsbezirk sich um drei Populatioweentra gruppirt, die
Quellen des Godavery, die Marattenlandschasteu und die
Gerrigebirge-. Die Bewohner des Gerrigebirges sind die
Tugas, ein wohlgebildeter, durch den Verkehr mit den
Europäern zu einer höheren Stufe der Civilisation erhobener
Völkerstamm, mit athletischen Formen, nur friedlichen Be-
schäftigungen, Agricultur, Jagd, Heerdsnwirthschaft, Fisch-
fang ergeben.
Mlmösillumk irjifcmivjt ’jsd va nsiihöi
b) Das Plateau der arabischen Halbinsebm
jd'imo: fioiigorn rtnrjo Jwbviani
Aehnlich dem Plateau von Dekan., das als ifolirtes
Bergland dem Südrand der großen hinterasiatischen Hoch-
fläche vorliegt, erhebt sich in einer räumlichen Ausdehnung
von etwa 50,000 Q.m. das Bergland der arabischen Halb-
insel, als eine iso.lirte Gebirgsbildung im Süden der grom
vorderasiatischen Plateaumasse, vomier es durch das heiße
syrisch-arabische Tiefland geschieden ist. Der Terrassen-
Abfall zur Wüste ,ist sanft geneigt .mit vorherrschender
Pegetgtionsawuch, ohne Quellenbildung, Populglion chnh
Städteleben. Der Westabfall der arabhchen Halbinsel
fallt M zu dem schmalen Küstengrunde des xothen Meeres
ab, nur .pichrige Parallelketten von langgestreckten Kalkstein-
massen bilden diese Abstufung. Das Gestapeland ist der
eigentliche Boden der Araber, das Sand der Dattelpalme,
die Küste durch Korallenriffe bezeichnet. Es bildet dieser
mittlere Dheil des Westrandes ^die Landschaft Hedchsas
mit den. Hafenplätzen Djidda und Jumbo, auf dep. höher
gelegenen Abstufungen gegen das Innere die Weltstädte
Miekka und Medina. Die Südseite des Westab.falls i.ft
das glütkihiche Arabien, der Küstengrund, hgs D^huma,
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lim nb"} rtiru vni " rio - Ai Vrif ■■>: , • nr'i/j
,i]+irtf a) Pas sibirische Tiefland.
^Die sibirische Ebene nimmt den ganzen Norden des
asiatischen Continents ein, fast % des Flächenraums von
ganz Asien. Nach seiner Längenerstreckung dehnt sich Si-
birien vom Uralsystem bis zum lamutischen und Behringsmeer
aus, in der Breite vom Nordrande des hinterasiatischen
Hochlandes bis zum Gestade des arktischen Oceans. Das
Areal Sibiriens gehört zu den bedeutendsten Depressionen
der Erdrinde, es umsaßt 180,000 Q. M., übertrifft
den europäischen Erdtheil in seiner horizontalen Ausbreitung
« der südliche Theil der sibiri-
schen Ebene bis etwa zum Parallel des 600 N. Br. ent-
wickelt Cülturfähigkeit. Waldbedcckung, Ackerboden und
Weideland wechseln auf dem breiten Gehänge der Abfall-
stufen des Hochlandes, deren Inneres durch Erzreichthum
ausgezeichnet ist; es ist daher diese schmale Zone des Ueber-
gangs das eigentliche Colonieland der Europäer; hier sind
es die Punkte Orenburg, Tobolsk, Koliwan, Ir-
kutsk, Nertschinsk, Jakutsk, Ochotsk, über welche
die Cultur Von Westen gegen den äußersten Osten bis zum
großen Ocean fortschritt. Der mittlere Gürtel der sibirischen
Niedprung ist ein einförmiger steriler Steppenboden. Auf
keiner Stelle entwickelt das Niederuugsland die Fruchtbarkeit,
welche den Boden der sarmatischen Ebene im Westen des
Ural charakterisirt. Kein Humusboden überdeckt die weiten
öden Flächen, überall breitet sich ein unwirthbarcr, mit
Scilztheilpn untermischter Sand-, und Steppenboden aus.
Es fehlt Sibirien.der mannigfaltige Schichtenwechsel ver-
schiedener Erdarten, daher ynit der Einförmigkeit der geolo-
gischen Entwicklung auch das vegetative gnd animalische
Leben zu keiner Mannigfaltigkeit seiner^ Entwicklungösormen
gelangen konnte. Dse dritte Naturform der sibirischen Nie-
derung ist das Gestadelgnd des arktischen Ozeans, ein flacher,
mit Sumpfungen und Salzlagunen (Tundras) überdeckter,
.wenig übex dem Hp,eau des Meeres erhobener Küsten-
nrnmw'jä Muumatt- . yj;
Drei große Wassersysteme, Ob, Jenlser, Lena,^.n^t
einer Entwicklung ihrer Strombahnen von wenigstens 400
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: M. Lena
Extrahierte Ortsnamen: Asien Sibiriens Orenburg Koliwan Nertschinsk Jakutsk Niederuugsland Sibirien
124
persische Stämme herab, bis sich gegen Ende des 15. Jahr-
hunderts aus diesem Völkergemisch die Herrschaft der Groß-
Moghule, bildete. Diese breiteten sich von Delhi über den
größten Theil der vorderindischen Halbinsel aus. Mit dem
Einfall der Perser unter Nadir-Schach im Anfänge des
18. Jahrhunderts, zerfiel das Reich der Groß-Moghule, die
Statthalter der einzelnen Provinzen machten sich unabhängig,
während die Sheiks, die einheimischen Kriegerstämme der
Mahratten und Radjputen und hauptsächlich die Britten
sich die Herrschaft über diese in Anarchie zerfallene Land-
schäften streitig machten. Schon früher hatten sich die Por-
tugiesen seit Vasco's de. Gama Landung 1498., in Calieltt,
etwa ein Jahrhundert später die Holländer, darauf die Fran?
zosen und die Dänen auf der vorderindischen Halbinsel
festgesetzt. Als herrschende Nation gingen aber aus diesen
Kämpfen die Britten hervor. Eine Handelsgesellschaft
brittischer Kaufleute, die englisch-ostindische Compagnie war
es, der die Eroberung gelang, daher auch derselben durch
die brittische Krone die Regierungsgewalt in diesen Gegen-
den verliehen wurde, deren Privilegien nach Ablauf einer
bestimmten Zeit erneuert werden. Nur die Insel Ceylon,
früher im Besitz der Holländer, ist gegenwärtig ein unmittel-
bares Kronland der brittischen Herrschaft.
k'nll'ü .ü i :j■’.tn] i'iituilß tnd >'' if>!' "ch ; 8?ßnß(s)
e) Das syrtsch- arabische Tiefland.
y yj’tfbi rji r'jj •; vji n..T{n.5i«rjji|i'jßtfo(|in5 ra
Das syrisch-arabische Tiefland wird im Westen durch
das Hochplateau von Syrien, im Süden durch den Nord-
rand der arabischen Halbinsel, im N. O. durchs die südlichen
Randgebirgsketteir des vorderasiatischen Hochlandes begrenzt.
Ein entschieden vorherrschendes Continentalelima, durch die
nachbarliche Lage Afrikas zu per Entwicklung!-,einer. libyschen
Wüstennatur gesteigert, unterscheidet,tie Physik dieses Nis--
derungslandes wesentlich von den Tiefebenen.chinas und
der hinterindischen Halbinsel. In die Mitte der ^reichsten
Entfaltung eines klassischen Kulturlebens gestellt,, durch die
Nachbarstaaten des alten Syrien, Palästina, Phönizien,
Aegypten, Babylonien, Medien, Assyrien/ Persien, ist dieser
Theil des vordem Asiens dennoch durch den öden sterilen
Charakter feiger Sandflächen die trennende Scheidewand
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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128
8
(Kontinenten umgürteten Landfeste, bereit gegenseitiger con-
tinuirlicher Zusammenhang nur an einzelnen Stellen durch ein-
dringende Meeresstraßen durchbrochen erscheint. Nur die West-
seite ist als der dem offenen atlantischen Oeean zugekehrte
Theil zu betrachten, dessen bequeme Beschiffung aber seit der
Entdeckung Amerikas mehr wie eine Beförderung, als eine
Schranke des Verkehrs der Erdtheile der beiden Welten an-
zusehen ist.
In diesen Bedingungen seiner Weltstellung, wie in der
umfangreichen Meerumflossenheit seines Festlandes wurde
für Europa ein unerschöpflicher Impuls anregender Kräfte
niedergelegt. Keiner der übrigen Erdtheile war mehr be-
rufen, die Erzeugung eines historischen Lebens in einem
engen Zusammenhänge mit den Grundbedingungen seiner
Räumlichkeit aus sich zu entwickeln. Erscheint Asien durch
den Reichthum seiner Naturgaben als die eigentliche Urstätte
des Menschengeschlechts, das von hier aus in Völkerftrömen
sich gegen Westen ergoß, so wurde Europa im Plane der
Schöpfung die Aufgabe, diese ersten Anfänge eines noch
kindheillichen Culturlebens zu einem höhern Entwicklungs-
stadium selbstbewußten Verarbeitung in der Form des sich
in der Sphäre der Kunst, der Wissenschaft, des Staatslebens
objeetivirenden menschheitlichen Geistes zu erheben. Afrika
konnte nie aus sich selbst eine höhere (Kultur gestalten, nur
der Europa näher'gerückte Norden Afrikas in der (Konfigu-
ration seiner Küsten wie in der Entwicklung seines Bodens
unserm Erdtheil verwandt, und durch Völkerverkehr in nach-
barlichen Beziehungen, wurde; schon frühzeitig der Schauplatz
eines staatlich geordneten Völkerlebens. Amerika endlich
durch die Unterjochung seiner Urbewohner, und nach der
Zertrümmerung selbst der spärlich auftauchenden Spuren
eines einheimischen Culturlebens vollständig europäisirt, wurde
durch die Rückwirkung der auf seinen Boden verpflanzten
Zivilisation auf das europäische Mutterlqnd auch für dieses
von einer wesentlichen Bedeutung. So hat Europa in
seiner nachbarlichen Stellung zu drei Erdtheilen sich die
Gaben derselben zu eigen gemacht, ohne seine eigene Selbst-
ständigkeit darüber einzubüßen. Es ist der eigentliche elassische
Boden der Weltgeschichte, durch die Plastik seiner Oberfläche,
durch dje buchtenreiche Zerschnittenheit seiner Küsten, wie
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Amerikas Europa Europa Afrika Europa Afrikas Amerika Europa
213
Bevölkerungs-Verhältnisse der Karpathen.
Die eigenthümliche Stellung auf der Grenzscheide der
beiden Hauptformen in der Oberflächenbildung des europäi-
schen Continents machte die Karpathen schon in den frühe-
sten Perioden der von Osten vordringenden Völkerbewegungen
zum Asyl der Niederlassungen zersprengter Wanderstämme.
Die mächtigen Völkerüberfluthungen des großen asiatischen
Nachbarerdtheils fanden ihren Erguß ungehindert über die
demselben zugewandte offene Seite des europäischen Flach-
landes. So waren es theils unmittelbar Stämme des cen-
tralen Asiens, theils im östlichen Europa angesiedelte Völker-
gruppen, die, aus ihren Niederlassungen verdrängt, in ihren
Wanderungen durch die Engpässe des schwer zugänglichen
Karpathenzuges von der Ostseite vordrangen, oder, als die
Donauniederung die Zuglinie der Völker wurde, am Süd-
fuß des Karpathensystems sich fortbewegten. Von den in
den Thälern und Felsschluchten der Karpathenlandschaft zu-
rückgebliebenen Völkerfragmenten fanden sich namentlich an
der Ostseite gothische, vandalische, burgundische,
suevische Stämme, im Süden spätere Eindringlinge,
Hunnen, Petschenegen, Jazigen, Chazaren.
Das bis auf unsere Gegenwart herrschende Volk sind
die Magyaren oder Ungarn. Die Zeit ihrer Nieder-
lassung fällt in das 9. Jahrhundert, auch ihre Abstammung
ist eine asiatische. Den Eingang in das Niederungsland der
Donau- und Theißebenen bildet die tiefe Einsenkung des
Passes von Vereske, der zwischen Stry und Munkacz den
Rücken des karpathischen Waldgebirges schneidet. Durch
diese Straße ergossen sich die Völkerstämme der Magyaren
in die südliche Ebene, deren warmes, mildes, ihren Stamm-
sitzen verwandtes Clima dieselbe zu ihrer zweiten Heimath
machte.
Dieser Contakt von Völkerstämmen der verschiedenartig-
sten Abkunft hatte ein auf Gewaltherrschaft begründetes
Verhältniß der Sieger zu den Besiegten, und das theilweise
Aufgehen der nationalen Besonderungen der untergeordneten
Volksthümlichkeiten in das herrschende Magyarenthum zur
Folge. Nur das germanische Element erhielt sich in seiner
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Extrahierte Personennamen: Stry
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Europa Karpathensystems Hunnen Ungarn