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1. Geographie von Mitteleuropa - S. 75

1912 - Regensburg : Manz
Das Sächsische Bergland und die Leipziger Bucht. 75 Im industriereichen Vogtlande liegt Plauen, 121000 E., auf einem Bergrücken an der Weißen Elster; es ist ein Hauptort für Weißwaren (Baumwolle) und Stickerei. 3. Das Erzgebirge zieht in nordöstlicher Richtung bis gegen die Elbe hin und fällt steil gegen Süden (zum Egertal), gegen Norden dagegen sehr sanft ab. Auf seinem 150 km langen Rücken läuft die Grenze zwischen Sachsen und Böhmen. Am höchsten erhebt es sich im westlichen Teil. Die höchste Spitze, der Keilberg, 1240 m, liegt auf böhmischer Seite. Das Erzgebirge besteht aus einer bis auf die kristallinischen Schiefergefteine (namentlich Gneis) abgetragenen Masse, welche von mächtigen Granitblöcken durchsetzt ist. An vielen Stellen haben auch Eruptivgesteine die Masse durchbrochen. Durch die ge- waltsame Zerreißung der Schichten wurde den unterirdischen Wassern der Austritt ermöglicht. So entstanden am Südfuß des Gebirges (in Böhmen) zahlreiche mineralische Quellen. Das Gebirge ist sehr reich an Erzen. Die Erzgänge durch- ziehen die Gneismassen in großer Zahl und enthalten Silber, Blei, Eisen, Zinn u. a. Am wichtigsten sind die Erzlagerstätten bei Frei- berg, 36000 E., wo Silbererze und Bleiglanz mit Zinkblende in den Gängen gefunden werden. Die Einrichtungen der Freiberger Bergwerke gelten als Vorbild für andere Bergwerke. Freiberg hat auch eine berühmte Bergakademie und wie vom Harz sind auch vom Erzgebirge Bergleute in alle Welt als Lehrer für den Bergbau ge- rufen worden. Seit kurzem werden (infolge des niedrigen Silber- Preises) hauptsächlich ausländische Silbererze verhüttet. Ein zweites Silbergebiet, welches aber nur noch geringe Ausbeute liefert, ist bei Annaberg und bei Joachimstal (letzteres in Böhmen). Die Mulde zwischen dem Erzgebirge und dem Sächsischen Mittel- gebirge ist von großer Wichtigkeit, weil sich darunter das große jäch- fische Steinkohlenlager birgt. Die Kohle, die unter einer starken Decke jüngeren Gesteins liegt, wird besonders bei Zwickau, 74000 E., und östlich davon abgebaut. Dieses Kohlenlager hat eine gewaltige Industrie ius Leben gerufen und eine Reihe von Städten sind in diesem Gebiete entstanden. Hier wohnen über 400 Menschen auf 1 qkm. Unter den Städten ist Chemnitz, 287000 E., ein Hauptsitz des deutschen Maschinenbaues und der Baumwollfabrikation geworden.

2. Geographie von Mitteleuropa - S. 179

1912 - Regensburg : Manz
Allgemeine Übersicht über die Schweiz. 179 liegen um den Nienburger- und Genfer See. Die gemischten Kan- tone sind: Freiburg und Wallis (französischdeutsch) und Graubünden x/2 deutsch, 35 °/o Rätoromanen, 17 °/o Italiener). Der Kanton Tessin ist italienisch. Der Religion nach sind % protestantisch (refor- miert), 2/5 katholisch. Mittelpunkte der Reformierten waren einst Zürich (Zwiugli) und Genf (Calvin). Die Katholiken wohnen namentlich im Hochgebirge und im Süden. Für die Schulbildung ist sehr gut ge- sorgt. Das Land hat 5 Universitäten, 3 deutsche (Basel, Bern, Zürich) und 2 französische (Genf und Lausanne). 4. Die Geschichte. Zur Zeit Cäsars wohnten hier die kelti- scheu Helvetier. Während der Völkerwanderung ließen sich Ale- mannen (im W. Burgunder) im Lande nieder, welches in der Folge .zum Deutschen Reiche gehörte. Im Mittelalter gab es neben den mächtigen Herren des Landes (Grafen von Kybnrg, Habsburg, Bischof von Basel usw.) zahlreiche freie Stadt- und Landgemeiuden. Von diesen traten drei: Schwyz, Uri und Unterwalden, die sogenannten Nrkantone, im Jahre 1307 zusammen, um ihre Freiheit gegen die Übergriffe der Habsburger zu schützen (Tellsage). Später traten in- folge glücklicher Freiheitskämpfe Luzern, Zürich, Glarns, Bern und Zug dem Bunde der Eidgenossen bei und in der Folge weitere fünf „Orte". Im Jahre 1648 wurde die Unabhängigkeit der Eid- Genossenschaft vom Deutschen Reiche formell anerkannt. Im 19. Jahr- hundert kamen dann noch neun Kantone, darunter die französischen und der italienische, hinzu. 5. Staatliche Verhältnisse. Die Schweiz, ein republikaui- scher Bundesstaat, besteht aus 22 Kantonen, welche zusammen die Schweizerische Eidgenossenschaft bilden. Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung. Die gemeinsamen Angelegenheiten (Heerwesen, Ent- scheidung über Krieg und Frieden, Bündnisse und Verträge, Verkehrs- Wesen) ordnet die Bundesversammlung, bestehend aus den Ver- tretern des Volkes (Nationalrat) und je zwei Abgesandten der ein- zelnen Kantone (Ständerat). Die vollziehende Gewalt hat der Bun- desrat, an dessen Spitze ein jährlich wechselnder Präsident steht. Die Schweiz hält als neutraler Staat nur ein Milizheer. Die Dienstzeit betrügt im 1. Jahre 2—3 Monate, später einige Wochen. 12*

3. Geographie von Mitteleuropa - S. 157

1912 - Regensburg : Manz
Die Länder der Ungarischen Krone. 157 Dorf Europas" bekannte Debreczin (z), 92000 E., eine Stadt, die allmählich ein großstädtisches Aussehen angenommen hat. Hier hat sich die ungarische Sprache und Tracht am reinsten bewahrt. Die Stadt hat große Jahrmärkte (Getreide, Vieh, Tabak). Wo die großen östlichen Nebenflüsse die Ebene betreten, liegt an der Koros (sch) Großwardein, 64000 E., an der Maros Arad, 63000 E. 3. Zwischen Theiß, Maros und Donau liegt der gesegnete Banat/ ein Gebiet von überschwenglicher Fruchtbarkeit, wo neben Mais und schwerem Weizen auch Reis gedeiht und das Gebirge Edelmetalle, Steinkohlen und Kupfer liefert. Der Hauptort ist Temesvar (schw) 72000 E., an der Haupteisenbahnlinie Ungarns. c) Die Bewohner Ungarns. Ungarn war unter dem Namen Pannonien ein Teil des römischen Reiches. Nach den Hunnen und Awaren zog gegen 900 das nomadische Reitervolk der Magyaren (dj) in dem ungarischen Weideland ein und machte von da aus Raubzüge in das innere Deutschland. Nach wiederholten Niederlagen wurden sie seßhaft und nahmen um 1000 das Christentum an. Sie wohnen namentlich in der Ebene, am meisten an der Theiß. Ungarn kam im Jahre 1526 an die Habsburger durch Erbschaft, aber noch 1v2 Jahrhunderte lang mußten diese mit den Türken um den Besitz ringen. Die Magyaren bilden an Zahl nur etwa die Hälfte der Bevöl- kerung, beherrschen aber durch Sprache und Sitte das ganze politische und gesellschaftliche Leben. Außer diesen gibt es Slowaken (im Nw.), Deutsche^, Rumänen (im So.) und Serben (im S.), ferner Zi- geuner, meist wandernde Schmiede und Musikanten, Juden u. a. Von den Bewohnern sind 3/s katholisch, 1jh protestantisch, die übrigen 1 Bau oder Banus (slaw. pan — Herr) ist der alte Amtstitel der Befehls- haber östlicher Grenzmarken (Banate) des ungarischen Reiches mit sehr ausge- dehnter Gewalt. * Deutsche wurden als Kolonisten im 12. und 13. Jahrh. ins Land ge- rufen, um im Ungarischen Erzgebirge und in Siebenbürgen städtisches Leben und den Bergbau einzuführen. Außerdem finden sie sich noch dichter an der niederösterreichischen Grenze, in der Gegend westlich von Ofen, im Mündungs- lande der Drau, im Banat.

4. Geographie von Bayern - S. 103

1905 - Regensburg : Manz
Der Mensch. 103 2. Verschiedene Vögel werden durch den Wechsel der Jahreszeiten zur Wanderung bestimmt; man nennt sie Zug- oder Wandervögel. ^ § 5. Der Mensch. / j 1. Der Mensch ist imstande, in jedem Klima zu wohnen; er ist daher auch über die ganze Erde der- breitet. Die Zahl der Menschen, welche ein bestimmtes Gebiet bewohnen, ist seine Einwohner- oder Be- Völkerungszahl. Die Gesamtsumme der Einwohner eines Gebietes ist seine absolute Bevölkerungszahl; aus der relativen Bevölkerungszahl entnehmen wir, wie viele Menschen durchschnittlich auf 1 qkm eiues Gebietes leben. 2. Nach der Lebensweise der Menschen unter- scheidet man: 1) Wilde Völker. Sie ziehen unstät herum, wohnen in Höhlen, einfachen Hütten :c. und leben von der Jagd au.f Land- und Wassertiere, von Wurzeln und dergleichen. 2) Hirtenvölker oder Nomaden. Sie wandern umher, wohnen unter Zel- ten und leben von der Milch und dem Fleisch ihrer Tiere. 3) Kulturvölker. Diese haben feste Wohn- sitze und treiben Ackerbau, Gewerbe, Handel :e. 3. Die Menschen, durch gleiche Abstammung und Sprache zu Völkern verbunden, vereinigen sich auf höherer Gesittungsstufe zu gesetzlich geordneten Gemein- Wesen oder Staaten. Ihrer Verfassung nach sind die Staaten entweder Monarchien (von einem Fürsten regiert) oder Republiken (Freistaaten).

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 263

1910 - Regensburg : Manz
Ii. Zeitalter Ludwigs Xiv. Ludwig Xiv. udwig Xiv. und sein Hof galten lange Zeit den Fürstenhäusern Europas als Vorbild. Unter ihm trat Frankreich an die Spitze der europäischen Bildung und behauptete durch Eroberungen, durch die Entwicklung des geistigen Lebens, durch den Glanz des Hofes, am meisten aber durch den Absolutismus der Monarchie und die dadurch vollendete Vereinrguug aller Kräfte auf einen Punkt gebieterisch das Übergewicht. Als der König den Thron bestieg, bedrohten feindliche Heere die Grenzen des Reiches, in dessen Jnnerm Zwietracht waltete. Aber durch seine glorreichen Siege weckte er in den Herzen seiner Untertanen das Gefühl für Nationalruhm, und seit die innere Verwaltung geordnet war, vermochte er alle Kräfte nach außen im Interesse einer Politik zu verwenden, deren Gang er mit klarem und sicherem Blicke verfolgte. Aus der fieberhaften Bewegung, welche durch die Zeiten der Froude hervorgerufen war, keimte, sobald den inneren Unruhen Schranken gesetzt waren, wie aus zahllosen Knospen jene Fülle geistigen Lebens auf, dessen großartigen Mittelpunkt Paris und Versailles bildeten. Aus der Schule eines Richelieu und Mazariu gingen gewandte Staatsmänner hervor, als Schüler Condes und Tnrennes glänzten die kriegslustigen Marschälle Frankreichs. Auf manchen Reisen begleiteten Boileau und der mit Corneille um den Preis rin- König Ludwig xiv. gende Racine den König, der dem mit der Schärfe des Witzes alles geißelnden Moltete seinen Schutz angedeihen ließ und die berühmten Kanzelredner und Kirchenfürsten Bossuet und Fenelon an den Hof zog. Von Versailles ging der Sinn für Künste und Wissenschaften, der freilich meist nur aus Eitelkeit und Ruhmsucht seine Nahrung • sog, in die Provinzen über. Jeder wollte sein Frankreich verherrlichen, und wenn früher die deutschen Fürstensöhne nach Rom oder zur Zeit des Karnevals nach Venedig zogen, so drängten sie sich jetzt in den Vorsälen des Schlosses von Versailles, um Wort und Bewegung dem gefeierten König abzulauschen, die Bauwerke eines Mansard, die Gärten eines Lenotre zu bewundern. Als Ludwig Xiv. (1661) selbständig die Regierung übernahm, bildeten der Kanzler Le Tellier, der, durchdrungen von der Allgewalt des königlichen Willens, seinen ältesten Sohn, den Marquis von Lonvois, zu gleicher Unterschrift Ludwigs xiv.

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 273

1910 - Regensburg : Manz
Französische Sitten finden wenig Eingang in Italien und Spanien. 273 Hofe war, um so mehr fanden gerade in jener Zeit durch häufige Reisen bei dem Adel und den vornehmen Kaufleuten französische Sitten Eingang. Italien nahm leichter und allgemeiner die französischen Moden als die französischen Sitten an. Die höheren Stände kleideten sich dort ganz wie in Frankreich; dagegen blieb es eine vereinzelte Erscheinung, daß die Häuser Orsini und Colonna in Rom auf französische Art eingerichtet waren, daß die vornehmen Venetianer Fremden in ihren Familien Zutritt gestatteten, daß in Florenz eine ähnliche Freiheit im Umgang mit dem weiblichen Geschlechte sich geltend zu machen suchte wie in Paris. Doch wurden in Florenz auch ferner vornehme Jungfrauen vom zehnten oder zwölften Jahre bis zu ihrer Vermählung so hinter Schloß und Riegel gehalten, daß sogar ihre Brüder sie nicht anders als durch Gitter oder Schlüssellöcher zu sehen bekamen; nur einmal im Jahre, am Gründonnerstage, durften sie das Haus verlassen, um in die Kirche zu gehen. Nicht einmal verheiratete Frauen, selbst aus den mittleren und niederen Ständen, durften in Italien noch zu Ende des 17. Jahrhunderts ohne Begleitung ausgehen oder in Buden und Läden Verkäuferinnen sein. Nur geringen Einfluß hatte französisches Wesen auf Spanien, obgleich hier bonr-bonische Könige regierten. Philipp V. erlaubte seinen Hofleuten allerdings französische Mode, der König und die Königin tanzten auch wohl bisweilen nach Tisch, die Gräfin Orsini brachte es dahin, daß die Hofdamen den Tontillo, die lange Schleppe, ablegten, daß die Kavaliere sich an Perücken gewöhnten; aber im allgemeinen blieb die alte Kleidung wie die alte Sitte vorherrschend und nach dem Sturze der Orsini wurde Philipp selbst immer mehr Spanier. Ebenso unberührt von jenem Einflüsse blieb Portugal. Noch nach der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Portugiesinnen wie Sklavinnen eingeschlossen und durften weder nach Belieben ausgehen noch Besuche empfangen; zugleich aber genossen sie die höchste Verehrung; Männer, selbst Geistliche, dursten Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. 1 U Kurfürst Max Emanuel. Nach einem Stich von I. v. Verineyen

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 299

1910 - Regensburg : Manz
Weltliche Inquisition. Wege der Gewalt. 299 bemerkte) der Aufenthalt eines Kaisers konnte eine Stadt zur kaiserlichen Residenz, jedoch nicht zum apostolischen Sitze umschaffen. Bei wenigen Charakteren der Geschichte fühlt man sich im Schwanken zwischen Bewunderung und Abscheu wie bei Peter I. Während er sein Volk zu kultivieren beabsichtigte, hielt die geheime Kanzlei, welche er errichtet hatte, das ganze Land in Schrecken; er löste alle Bande der Gesellschaft, um sie durch blinden Gehorsam gegen den Zaren aufs neue in einen unnatürlichen Verband zu bringen, und errichtete so eine weltliche Inquisition, die jedes Glaubensgericht zehnfach übertraf und Rußland in ein großes Gefängnis verwandelte. Bis zur Unnatur wollüstig, so daß sein Arzt von ihm sagte, es stecke in ihm eine Legion von Wollustteufeln, schonte Peter kein Geschlecht. Seinen ältesten Sohn verurteilte er zum Tode. Kaum waren seine Töchter vor seinem Messer sicher, als er gegen ihre Mutter, die er bei Lebzeiten seiner wahren Gemahlin und ihres rechtmäßigen Gemahls zur Frau genommen, den Verdacht der Untreue schöpfte. Dem Trnnke ohne Maß ergeben, hielt er sich hierin nur dann in Schranken, wenn er die Reden eines Gastes, der ihm verdächtig war, belauschen wollte. Solchen wurde dann oft so sehr zugesetzt, daß sie die Einladung mit dem Leben bezahlten. Wo es zum Zwecke seiner Herrschaft diente, trat Peter den Sitten und der Denkungsart der Völker mit Hohn entgegen; aber er milderte ihre Barbarei nicht; er machte sie nur seinen Zwecken unterwürfig und ihren Nachbarn furchtbar. Er berief fremde Offiziere, die Land- und Seemacht heranzubilden; aber den edleren Grundsätzen der Humanität, der Ehre und des Rechtes blieb das Reich verschlossen. Zugleich gebührt ihm der Ruhm, die wilde Kraft seines Volkes so organisiert zu haben, daß alle Völker, welche im Anfang des 18. Jahrhunderts zwischen der Weichsel und dem Ural, der Ostsee und dem Schwarzen Meere frei und unabhängig waren, innerhalb hundert Jahren ihr Grab in Rußland fanden. Er begrub die ganze Geschichte Rußlands, insofern sie sich an Moskau knüpfte, und eröffnete, als er eine neue Hauptstadt an der Newa gründete, ein Apostolat russischer Waffeu, welches sich nur mit der römischen Weltherrschaft vergleichen läßt. Wie dieser alle Mittel dienten, nichts aber in der Erreichung ihrer Zwecke widerstand, verfolgte die russische seit Peter unausgesetzt im Frieden wie im Kriege während der Palastrevolutionen und der Enthronuug der Zaren sicher und konsequent das von Peter vorgesteckte Ziel unablässiger Vergrößerung. Er suchte sich in die inneren Verhältnisse Deutschlands einzumischen und durch Anknüpfung von Familienbanden Einfluß, Laud und Leute, Sitz und Stimme auf dem Reichstage zu erlangen; selbst die Möglichkeit, auf England einzuwirken, zog er in Berechnung. Der Ruhm, welchen spätere Geschichtschreiber ihm beilegten, als wären alle seine Einrichtungen einzig und allein nur sein Werk gewesen, gebührt ihm zwar nicht, da seine Vorfahren ihm den Weg Ludwig Xv., König von Frankreich. Nach einem Gemälde von Jean Bapiiste Vanloo in der Kgl. Gemäldegalerie zu Dresden.

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 278

1910 - Regensburg : Manz
278 Gegensatz zwischen Ludwig Xiv. und Leopold I. wurde ein Fremder noch so angelegentlich empfohlen, lud doch fein Nürnberger ihn in sein Haus oder zu Tische, sondern führte ihn in ein Gasthaus, um ihn nach alter deutscher Unsitte mit einem Räuschchen „eine Ehre anzutun". Das Reich unter Leopold. Zwischen Ludwig Xiv. und Leopold I. herrscht einer der schärfsten Gegensätze, die wir in der Geschichte der europäischen Menschheit kennen. Leopold, dem fast jegliche reelle Macht im Reiche genommen, dessen Gewalt zu dem „Schatten eines großen Baumes" geworden war, ein Herrscher ohne Neigung, eine große Nolle zu spielen, voll der Überzeugung, daß die Größe seines Hauses, die Dauer und der Ruhm seiner Herrschaft und die Wohlfahrt der Untertanen' sich am besten durch einen dauernden Frieden begründen und befestigen lassen, mit ausgezeichneten Tugenden geschmückt, fern von allen Ausschweifungen und Lastern, nahm den Kaiserthron ein zu derselben Zeit, wo Ludwig Xiv., der „Sonnenkönig", in welchem die Aggressive des französischen Königtums ihren Gipfel erreichte und die alte heidnische Idee der ^Ltaatsomnipotenz, das Prinzip »Quod principi placuit, legis habet vigorem« verkörpert erschien, von dessen Hofe die Sittenlosigkeit in den Adel und hinab in die untersten Schichten des Volkes drang, der feine Länder der Entwicklung der nationalen Kultur und Literatur in so hohem Maße zu eröffnen wußte, daß das politische Übergewicht Frankreichs über Deutschlands Zersplitterung, Spaniens Ermattung und das innere Zerwürfnis Englands unter den Stuarts zugleich durch eine Art geistiger Herrschaft über das gebildete Europa verstärkt wurde. Wenn am französischen Hofe die nationale Sprache und Sitte den höchsten Grad geselliger Feinheit gewann und die Sonne der Königsgunst den nationalen Dichtern, Rednern und Geschichtschreibern strahlte, so wechselte Leopold mit seinem Bibliothekar Lam-beeius lateinische Briefe, machte lateinische Spottverse auf Ludwigs galante Feldzüge und sprach mit Gelehrten lateinisch, mit seiner Familie und seinen Hofleuten spanisch oder italienisch. Obwohl sein Biograph von ihm rühmt, er habe auch so zierlich und rein deutsch gesprochen, daß sich jedermann darüber höchst verwundert, da in Österreich diese Sprache fast wie in einem fremden Lande sei, so widmete er doch den vielfachen Regungen der nationalen Literatur feines Zeitalters keine lebendige Teilnahme, und wenn er im Winter in seinen Zimmern Akademien halten ließ, wo Herren und Damen Redestücke in Prosa und Versen vortrugen, geschah es in italienischer Sprache. Wie schwer war es aber auch, die Hindernisse zu beseitigen, welche dem geistlichen Leben der deutschen Nation im Wege standen! Einem streng katholisch erzogenen Fürsten standen die Erzengnisse, die auf protestantischem Boden aufsproßten, wie die lyrischen Ergüsse der geistlichen Liederdichter Flemming, Paul Gerhard, Simon Dach schon des religiösen Gegensatzes wegen fern; von katholischen deutschen Schriftstellern des Jahrhunderts haben der Jesuit Jakob Balde, Hofprediger des Kurfürsten von Bayern, dessen beste Poesien übrigens lateinisch sind, Friedrich Spee, der Verfasser der „Trutz-Nachtigall", und der Mystiker Johann Scheffler (Angelus Silesius) erst in spätern Zeiten höhere Anerkennung gefunden. Wie hoch man aber auch die Leistungen dieser Männer in deutscher Sprache anschlagen mag, so dürfte doch schwerlich dem Kaiser ein Vorwurf daraus erwachsen, daß er dieselben weniger beachtete. Nur den Nürnbergischen Schäferdichtern Klay, Harsdörffer und Sigmund von Birken wendete der Kaiser mehr Aufmerksamkeit und Aufmunterung zu; es war aber wohl ebensowenig ein Unglück, daß diese

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 393

1910 - Regensburg : Manz
Iv. Zeitalter der Revolution. Ursprung der französischen Revolution. te französische Revolution ist die gewaltigste und folgenreichste Begebenheit seit der Reformation. Ihren Ursprung zu entdecken, muß man bis zum Calvinismus des 16. Jahrhunderts zurückgehen. Wie das Luthertum Deutschland und der Zwinglianismus die Schweiz in zwei Parteien spaltete, so der Calvinismus Frankreich, wenn man die Sache des Königtums im Bunde mit der Kirche eine Partei nennen darf. Aus ihm erzeugten sich die Bürgerkriege, welche Frankreich durch mehr als ein halbes Jahrhundert zerrütteten. Endlich siegte das Königtum und mit der Eroberuug von La Rochelle (1628) durch Richelieu war die Macht der Calvinisten oder Hugenotten gebrochen. Aber in diesem Kampfe wurden auch die Freiheiten der Nation von der königlichen Gewalt begraben. Es wurden weder die Reichsstände mehr berufen wie früher noch war die zeitweise Berufung der Nota-beln viel mehr als eine leere Form. Frankreich reifte zur absoluten Monarchie. Nach Mazarins Tode 1661 übernahm Lndwig Xiv. selbst das Zepter. Er konnte das geflügelte Wort aufsprechen: »L’etat c’est moi.« Im vollsten Sinne Selbstherrscher und unterstützt durch gewandte Minister und große Feldherren, erhob er Frankreich zu solchem Glanze und Ansehen, daß er nicht weniger bewundert als gefürchtet wnrde. Frankreichs Literatur ver-drängte in Europa jede andere, seine Sprache wnrde die Sprache der feinen Welt und der Diplomatie. Mit beiden drang auch französische Bilduugsweise und Sitte bis in den fernsten Norden vor. Nur England blieb unabhängiger. Und dennoch war Ludwig Xiv. bei allem Glanze seiner Regierung kein Karl der Große, kein Alfred. Diese streuten Samen in die Furchen ihrer Zeit, dessen edle Pflanzen selbst durch barbarische Jahrhunderte nicht erstickt werden konnten, aus welchem das an Glauben, tiefer Spekulation und an großen Taten und Charakteren reiche 12., 13. und 14. Jahrhundert hervorging. Aus Ludwigs Saat erwuchsen der Jndifferentismus, die Frivolität, der Unglaube, endlich die Revolution. Karl der Große und Alfred strebten danach, durch den Geist des Christentums ihre Völker bis in die niederste Hütte hinab zu heben und frei zu machen und durch ihre Werke Gott zu verherrlichen; daher die Stiftung von Klöstern und Bistümern und der Bau prachtvoller Kirchen. Ludwigs größte Schöpfung, Versailles, war der Abglanz seiner eigenen Person. Seinem Beispiel folgten die Fürsten durch halb Europa. xsn seinem Alter wurde er bigott und intolerant; denn zur wahren Frömmigkeit fehlte e* ihm an ^Lemut, zur christlichen Toleranz an Nächstenliebe. Sehr nachteilig aus deu religiösen Geist der Franzosen wirkte auch Ludwigs Behandlung des Apostolischen Stuhles, indem er der Welt zeigen wollte, daß er nicht nur Papst in Frankreich sei, sondern daß der Papst in Rom selbst nicht unabhängig „vom allerchristlichsten König" handeln dürfe.

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 589

1910 - Regensburg : Manz
England, das Hauptland des Jrvingianismus. 589 einem der zwei Senior-Apostel mürbe bte Schweiz als Stamm zugewiesen, der anbere blieb in England. Nachbem so die zwölf Stämme der Offenbarung bestimmt waren, aus beren jebem die 12,000 Besiegelten (Apok. 7, 4 ff.) hervorgehen sollten, wanberten die Apostel, jeber mit einem geweihten Priester, in ihr Departement. Sie nahmen das große Manifest an alle geistlichen und weltlichen Herren „der Völker unter den Getauften" mit .sich, zugleich als Regel und Richtschnur für ihr eigenes Verfahren. Darin ist berichtet über das „wnnber-sam schauerliche Werk, was Gott bamals tat, als er inmitten seines Volkes wieber Seine Stimme erhob", zugleich aber die Versicherung gegeben, daß baburch nicht die geringste Änberung in dem Verhältnisse der beste-henben geistlichen Obrigkeiten veranlaßt werben solle; es gelte nur die Sammlung des pneumatischen Salzes der Christenheit, weil sonst die frommen Seelen aller Parteien vereinzelt nicht das Maß der Reinigung und Heiligung zu erreichen vermöchten, das not tue zur Wieberkunst des Herrn. Zu Weihnachten 1838 versammelten sich die Apostel wieber in Lonbon. Ihre Berichte lauteten nicht tröstlich. Seitbem ging man mit der vorsichtigsten Bebächtigfeit vor, nicht mehr mit dem stürmischen Ungestüm der ersten Mission. Selbst die irvingianische Dogmatik bezeichnet die neue Kirche jetzt nur als „ein Werk der Vorbereitung, dem Amt und Dienst Johannes des Täufers entsprechend', mit dem Zusatze, die ganze Heilige Schrift fchilbere den Charakter der letzten Zeit berart, daß „die große Masse sich zu des Herrn Werk stellen werbe etwa wie die Menschen in den Tagen Noes zum Bau der Arche". Marco Minghetti. Wie schon bemerkt, war der Orgauis- Liberaler Minister der öffentlichen Arbeiten unter Pius Ix. mus der neuen Kirche eigentlich nur in Euglaub vollstäubig ausgebilbet. Man glaubt sogar, zur Qualifikation eines Apostels berselben gehöre notwenbig, daß er Untertan der britischen Majestät sei. „Zu den nieberen Stellen," sagt ^afobi, „benutzt man außerhalb Britanniens allenfalls (Singeborne, sucht aber eine möglichst große Zahl von Englänbern an einflußreiche Orte zu bringen." Bezüglich der Apostel aber erinnert die offizielle „Erzählung von Tatsachen" ausbrücktich: „Es mag gut sein, zu bemerken, daß ihre Zahl vollgemacht ist und die dazu Berufenen alle aus den Eingebornen der britischen puseln erwählt sinb." Und nicht nur für die erste Konstituierung, sonbern überhaupt soll bieses Monopol satzungsmüßig sein. „Nach irvingianischer Satzung bars der heilige Geist aus Englänbern, Schotten und Jrlänbern, aber nicht aus Deutschen, das höchste der geistlichen Ämter, das apostolische, besetzen." Freilich brachte es auch die neue Kirche auswärts nie über eine höchst bünngesäte
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