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1. Neuere Geschichte - S. 17

1843 - Berlin : Sander
Ii. Guropa im Uebergange ans dem Mit- telalter in die Neuzeit. (F. Guizot.) 1. Zum vollständigen Verständniß des fünfzehnten Jahrhunderts, zu einer deutlichen und klaren Vorstellung von diesem Vorspiele des neuern Gesellschaftsverbaudes bedarf es einer Klassifieirung der ver- schiedenen Thatsachen. Zuerst wollen wir die politischen Ereignisse, die Thatsachen, welche Nationen oder Regierungsformen gebildet haben, untersuchen, von diesen zu den moralischen übergehen, die in der Ideenwelt, in den Sitten vorgegangenen Veränderungen erörtern, und daraus abnehmen, was für allgemeine Ideen durch sie vorbe- reitet worden sind. Was die politischen Thatsachen betrifft, so wollen wir ganz einfach verfahren, alle großen Länder Europas durchgehen, und herausheben, was das fünfzehnte Jahrhundert dazu gethan, in welchem Stande es sie übernommen und wieder übergeben hat. Mit Frankreich will ich den Anfang machen. Hier verflossen die letzte Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts unter den großen Na- tionalkriegen gegen England. Das ist die Epoche des Kampfes für die Unabhängigkeit des französischen Reiches und Namens gegen eine fremde Botmäßigkeit. Schon ein Blick in die Geschichte zeigt uns, mit welchem Feuereifer, alles Zwiespaltes und Verrathes ungeachtet, alle Klaffen der Bevölkerung mit in diesem Kampf auftraten, von welchem Patriotismus damals der Lehnsadel, der Bürger, ja sogar der Bauernstand beseelt war. Und wenn nur aus der Geschichte der Jungfrau von Orleans der volksthümliche Charakter des Ereignisses Histor. Lesebuch Tu. 2

2. Neuere Geschichte - S. 49

1843 - Berlin : Sander
Iii. Die deutsche Reformation. (Karl Hase.) Das Erbe des vorigen Zeitraums war die allgemein anerkannte Nothwendigkeit einer Reformation. Ihre Vollziehung durch die ge- setzmäßigen Organe der Kirche war nach ihrer Vereitlung auf dem großen Concile schwer zu hoffen. Gleichzeitig in Sachsen und unter den Eidgenossen ging sie vom Volke aus, nicht durch wissenschaftliche Aufklärung, obwohl mit derselben verbündet, noch als Kampf wider das Papstthum, obwohl durch seine Anmaßungen gefördert wie durch seinen Verfall, aber zunächst aus der Angst frommer Herzen, daß durch die Mißbräuche des Ablasses und der Werkheiligkeit die wahre Buße und Seligkeit verloren gehe. Erst als die Hierarchie der Re- formation entgegentrat, spaltete sich die Kirche im unabwendbaren Drange der Verhältnisse, und das vorher untergeordnete Princip des Protestantismus gründete als eigenthümliche Entwickelung ves Chri- stenthums eine selbstständige Kirche, in Helvetien unter republikani- schen Parteikämpfen, im innern Deutschland, unter gelehrten Strei- tigkeiten, feierlichen Reichshandluugen, Volksbewegungen und Söld- nerkriegen. Beide protestirende Parteien erwiesen ihr Recht durch die heilige Schrift, die Reformirten im Vorwalten eines kräftigen Ver- standes, die Lutheraner mit vorwaltendem Gefühle, beide mit gegen- seitiger Verkennung, in ihrem Grundcharakter beide deutsch, doch die helvetische Kirche, wie in Grenzlanden geschieht, mit früher Einmi- schung des Französischen. Die Reformation begann ihren Lauf um die Welt. Fremdartige politische Interessen traten bald störend bald fördernd hinzu, aber das kirchliche Interesse stand im Vordergründe, der Katholicismus erstarkte wieder durch den Gegensatz, und das Abendland theilte sich in zwei Massen, welche noch einmal im Ge- Histor. Lesebuch Iii. 4

3. Neuere Geschichte - S. 33

1843 - Berlin : Sander
Ii. Europa im Uebergange aus dem Miitelalter in die Neuzeit. 33 und begrenzte Existenz, sie bedürfen eines gewissen Zeitraumes zu ihrem Entstehen, Wachsthume und ihrer Entwickelung, dann fallen sie wieder und schwinden endlich ganz von der Schaubühne, unreinem neuen Ereignisse Platz zu machen. Auf eine genaue Bestimmung des Anfanges der Reform kommt wenig an. Man kann dafür 1520 annehmen, wo Luther die päpst- liche Butte Leos X. in Wittenberg öffentlich verbrannte und sich somit gänzlich von der römischen Kirche lossagte. In diesem Zeitraume und der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts, 1648 dem Jahre des Westphälischcn Friedens, ist das ganze Leben der Reform eingeschlossen, der Beweis hiervon liegt in Folgendem. Die erste und größte Wir- kung der religiösen Umwälzung war die Sonderuug der europäischen Staaten in zwei Klassen, die katholischen und protestantischen, und in deren Auftreten und Kampfe gegen einander. Unter vielen Wech- felfällen dauerte dieser Kampf von dem Anfange des sechzehnten bis in die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Im Westphälischcn Frie- den erst, also 1648, haben sich diese Staaten gegenseitig anerkannt, sich ihre Existenz gegenseitig zugestanden und sich versprochen, ohne Rücksicht auf die Religion in Ruhe und Frieden mit einander zu le- den. Von 1648 an hörte der Glaube auf, das herrschende Princip der Sonderung der Staaten, ihrer äußeren Existenz, ihrer Verhältnisse und Verbindungen zu sein. Bis zu dieser Epoche war Europa, großer Abweichungen ungeachtet, wesentlich in die katholische und protestan- tische Ligue getheilt. Nach dem Westphälischen Frieden verschwindet dieser Unterschied, die Staaten richten sich bei ihren Bündnissen und Absonderungen nach ganz anderen Rücksichten, als dem Glaubens- bekenntnisse. Damit schließt also das Uebergewicht, d. h. die Lauf- bahn der Reform ab, ihre Folgen aber entwickeln sich nichts desto weniger immer fort. Messen wir nun mit großen Schritten ihre Laufbahn und bezeichnen wir nur durch die Benennung ihrer Ereig- nisse und Männer, das, was in ihr liegt. Dieses ganz einfache Jn- haltsverzeichniß, diese trockene und unvollständige Nomenklatur schon giebt hinlängliches Zeugniß von der Schwierigkeit, eine solche Reihe der verschiedenartigsten und verwickeltsten Thatsachen in einem allge- meinen Factum zu resumiren; den wahren Charakter der religiösen Umwälzung des sechzehnten Jahrhunderts zu bezeichnen und ihm seine Rolle in der Geschichte unserer Civilisation anzuweisen. Gleich bei ihrem ersten Erscheinen tritt die Reform in ein großes Histor. Lesebuch Iii. 3

4. Neuere Geschichte - S. 110

1843 - Berlin : Sander
lío Vi. Karl V. Karl sprach nicht allein Graf Hermann von Nassau, sondern viele spanische Große und Prälaten entwickelten in eigenen Schreiben an die Kurfürsten seine Vorzüge, und versprachen Freundschaft und Bei- stand. Der Papst, welchem die Frage: wer Kaiser, oder Herr von Italien werde, wichtiger erschien, als so oft entstandene und beseitigte theologische Streitigkeiten, hätte am liebsten gesehen, wenn jene mäch- tigen Bewerber ganz wären ausgeschlossen und ein dritter gewählt worden. Doch sprach er sich durch die Bezugnahme auf den alten Satz: ,,kein König von Neapel dürfe Kaiser sein," eigentlich gegen Karl aus; und nur als die Kurfürsten erklärten, dessen Wahl sei lediglich ihre Sache, wußte er geschickt einzulenken. Auf der Wahlversammlung selbst erklärte Albert von Branden- burg, Kurfürst zu Mainz, im Wesentlichen folgendermaßen: Nur ein Eingeborener soll die deutsche Krone tragen, und Maximilian hat es nicht um Deutschland verdient, daß mau einen Ausländer seinem Enkel vorziehe. Ueberdies wird König Franz in Deutschland erobern, oder doch mit Karl kriegen wollen, und seine, jetzt über Frieden und Freiheit gegebenen Versprechungen sind um so weniger zuverlässig, als in Frankreich allmälig jedes Recht vor der Uebermacht der könig- lichen Gewalt verschwunden, in Deutschland aber die Macht der Für- sten und die herkömmliche freie Verfassung aufrecht zu erhalten ist. Zwar läßt sich, hinsichtlich Karls einwenden: Spanien sei entfernt, eine kräftige Wirksamkeit schwer, die Gefahr, fremde Soldaten nach Deutschland kommen zu sehen, unleugbar, lange Abwesenheit des Kaisers schädlich und Krieg mit Frankreich wahrscheinlich. Hieraus folge ohne Zweifel, daß es am wünschenswerthesten wäre, wenn ein deutscher, einheimischer Fürst die Krone empfinge; welcher unter ihnen besitzt aber Macht und Ansehn genug, die Ordnung im In- nern zu erhalten und die Achtung des Auslandes zu erzwingen? Hat man nicht unter Friedrich Hl. hierüber die traurigsten Erfah- rungen gemacht? Endlich ist nicht zu übersehen, daß Irrungen in der Kirche entstehen, jetzt zwar noch gering, vielleicht aber bald von der höchsten Wichtigkeit. Nur ein starker, nur persönlich ausgezeich- neter Kaiser (und ein solcher wird Karl sein) kann die geforderte Kirchenversammlung berufen und schützen; Deutschlands und der Für- sten Rechte lassen sich aber, gegen die Gefahr etwaniger Eingriffe, durch Bedingungen sichern, welche man dem Neugewählten vor- legt.

5. Neuere Geschichte - S. 98

1843 - Berlin : Sander
Vi. Kart V. (Friedrich vcn Raumer.) Spanien, von Nordosten her durch Völker verschiedenen Stam- mes besetzt, von Phöniciern besucht, von Karthagern zum Theil, von den Römern ganz unterjocht, blieb unter deren Herrschaft bis im Anfange des fünften Jahrhunderts Vandalen, Alanen und Sueven über die Pyrenäen hinabzogen. Ihnen folgten in größerer Zahl die Westgothen und gründeten ein mächtiges Reich, welches indeß im Jahre 712 durch die Niederlage bei Leres de la Frontera in An- dalusien, ein Ende nahm. Seitdem beherrschten Araber die Halb- insel und nur im Nordosten und Nordwesten leisteten die Christen, durch die Natur des Landes begünstigt, den tapfersten Widerstand. Dieser Kampf würde indeß schneller mit der einen, oder der andern Partei geendet haben, wenn nicht Wechsel der Herrscher, Theilungen und Mißgriffe mancherlei Art auf beiden Seiten eingetreten wären; erst nach 780 Jahren, im Jahre 1492 ward mit der Eroberung Granadas die Herrschaft der Araber völlig zerstört. Wenn einerseits diese Fehden nicht ohne Grausamkeit, Religions- haß, Vernichtung vieles Guten und Schönen geführt wurden; so stählten sie andererseits den Muth, erzogen zur Selbstständigkeit, und erhoben über das Unbedeutsame des ruhig dahinfließenden Lebens hinaus, zu Heldensinn, dichterischer Begeisterung und zu einer durchaus eigenthümlichen wunderbaren Vereinigung des Christlich-Europäischen mit Südlich-Arabischem. Ferner hinderten jene Theilungen zwar die schnellere Vereinigung des christlichen Spaniens zu einem mächtigen Staate; allein jedes kleinere Reich gewann deshalb eine desto eigen- thümlichere Gestalt; ja jede Stadt mußte so oft für sich dastehen, wagen und kämpfen, daß das Genossenschaftliche, Korporative und

6. Neuere Geschichte - S. 252

1843 - Berlin : Sander
252 Xvi. Die englische Revolution. mit> der Haltepunkt der Partei der religiösen Freiheit zu werden. Das ist das europäische Interesse an der Revolution von 1688, hier- durch ist sie in die Reihe der europäischen Ereignisse getreten, und zwar unabhängig von der Rolle, die sie mittelst ihres Beispieles unv Einflusses auf die geistige Welt des folgenden Jahrhunderts gespielt hat.

7. Neuere Geschichte - S. 257

1843 - Berlin : Sander
Xvii. Ludwig Xiv. 257 ähnliches Resnltalt. Ich blieb bei der Bildung der europäischen Di- plomatie zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts stehen; ich versuchte dort zu zeigen wie die bis dahin kurzen, zufälligen und seltenen Verbin- vungen der Staaten mit einander nach und nach regelmäßiger und anhaltender wurden, wie sic den Charakter eines großen allgemeinen Interesses annahmen, wie endlich zu Ende des fünfzehnten und An- sang des sechzehnten Jahrhunderts die Diplomatie eine so ungeheuere Rolle zu spielen anfing. Indessen war sie vor dem siebzehnten Jahr- hunderte noch zu keinem Systeme gediehen, dauernde Bündnisse, große überhaupt ans eine längere Dauer berechnete, nach festen Grund- sätzen, und einem festen Ziele mit folgerechtem Geiste, dem wahren Charakter feftbegründeter Regierungen, geleitete Combinationen hatte sie noch nicht herbeigeführt. Während der religiösen Umwälzung wurden die äußeren Beziehungen der Staaten fast ganz im religiö- sen Interesse geleitet, Europa war zwischen Protestantismus und Ka- tholieismns getheilt. Erst im siebzehnten Jahrhunderte nach vem Weftphälischen Frieden unter dem Einflüsse der Regierung Lud- wigs Xiv. ändert die Diplomatie ihren Charakter. Auf der einen Seite steht sie nicht mehr unter dem ausschließlichen Einflüsse des religiösen Principes, die andern Rücksichten herrschen bei dem Ab- schlüsse von Bündnissen und politischen Combinationen. Zn gleicher Zeit wird sie viel systematischer, regelmäßiger und immer mehr auf einen bestimmten Zweck nach dauernden Prinzipien hingeleitet. Das System des europäischen Gleichgewichtes erscheint zuerst und gewinnt Halt, es bemächtigt sich mit allen seinen Folgen der europäischen Politik; und dabei besteht die allgemeine Idee, daö dominirende Princip der Politik Ludwigs Xiv., meiner Ansicht nach in Fol- gendem. Wir erinnern uns des großen europäischen Kampfes zwischen der reinen Monarchie Ludwigs Xiv., welche sich gern zur Univer- salmonarchie erhoben hätte, und der bürgerlichen und religiösen Frei- heit, der Unabhängigkeit der Staaten unter dem Schutze des Prin- zen von Oranien, Wilhelm Iii. Wir haben bereits gesehen, daß die große Thatsache dieser Periode die Theilung der Gewalten unter- diese beiden Banner war. Aber hiervon legte man sich damals nichb so deutlich Rechenschaft ab, als ich hier erkläre; selbst die dabei thä- tigen Personen waren sich dessen nicht bewußt; die Ueberwältigung des Systemes der absoluten Monarchie, die Heiligung bürgerlicher Hiftor. Lesebuch Iii. 17

8. Neuere Geschichte - S. 261

1843 - Berlin : Sander
Xvii. Ludwig Xiv. 261 aufgefunden sein. Es ist die erste, die als eine ihres Erfolgs sichere Gewalt auftritt, als eine Gewalt die ihr Dasein nicht erst inneren Feinden abkämpfen muß, sondern ruhig in ihrem Lande, im Frieden mit ihrem Volke sich nur um das Negieren selbst zu kümmern braucht. Alle europäische Mächte waren bis dahin ohne Unterlaß in Kriege verwickelt, die ihnen alle Sicherheit und Muße nahmen, oder so sehr von innern Parteien und Feinden umlagert, daß sie ihre Zeit im Kampfe für ihr Dasein verwenden mußten. Die Regierung Lud- wigs Xiv. war die erste, welche sich blos mit ihren eigentlichen Angelegenheiten zu beschäftigen hatte, sie war die erste in sich abge- schlossene und doch fortschreitende, welche keine Reformen zu scheuen brauchte, weil sie ihrer Zukunft gewiß war. Es giebt in der That wenige Regierungen, welche so viele Neuerungen geschaffen hätten, wie sie. Vergleichen wir sie einmal mit der ihr ganz gleichartigen absoluten Monarchie Philipps Ii. in Spanien. Sie war noch un- umschränkter und doch weit weniger geordnet und ruhig. Wodurch hatte aber auch Philipp die absolute Gewalt in Spa- nien begründen können? Dadurch, daß er alle Thätigkeit des Lan- des erstickte, sich allen Verbesserungen verschloß und Spanien in einen vollkommen stagnirenden Zustand versetzte. Ludwigs Regierung dagegen entwickelte in jedem Zweige der Neuerungen die außerordent- lichste Thätigkeit, begünstigte Künste und Wissenschaften, förderte den Wohlstand, mit einem Worte, die Civilisation; und hierin liegt der wahre Grund ihres Uebergewichtes, eines Uebergewichtes, das sie während des ganzen siebzehnten Jahrhunderts behauptet hat, und vermöge dessen sie nicht blos für die Herrscher, sondern auch füt die Völker zum Typus der Regierung geworden ist.

9. Neuere Geschichte - S. 353

1843 - Berlin : Sander
Xxiv. Friedrich Wilhelm Iii.; das Unglück Preußens. 353 Freilich war der entscheidende Augenblick erschienen, wo Preußen entweder von seiner Höhe herabsteigen, oder sich mit Standhaftigkeit darauf erhalten mußte. Entweder nahm es unter den ersten Mächten eine Stelle ein, und alsdann ließ es eben so wenig ungefragt und un- geahndet durch sein Land gehen, als man heutigen Tages französi- sches oder mit Frankreich verbündetes Gebiet berühren dürste; oder es befand sich schon in einer Klasse, wo es sich schwere Opfer und ein demüthiges Stillschweigen gefallen lassen, und in diesem Falle, auf die weitere Täuschung Europens über seine Nichtigkeit Verzicht thun mußte. Dem Könige war es nicht unbewußt, welches von beiden Schicksalen auf ihn warte; und gewiß hatte er es nicht durch begangene Fehler verdient. Vielleicht wäre er groß genug gewesen, um von selbst die Stelle zu wechseln, und dem Glücke seines Volkes die Regungen eines gerechten Unwillens aufzuopfern, (denn in die- ser schönen Seele wohnte Stolz, und um sich selbst zu überwinden, bedurfte sie der ganzen Vorgewalt der Pflicht); aber der unselige Irrthum einiger Stände theilte sich allmählig den Vernünftigsten mit, und balv, im Rausche unseres langen Glücks und unserer glänzen- den Erinnerungen, verlangten wir alle, wo nicht den Krieg, doch wenigstens den Ruhm, die Vorrechte die er giebt, und die Sprache zu welcher er berechtiget. Ein verborgenes Glück, welches wir noch einige Zeit erhaschen konnten, war Schande für uns. Wozu zwei- malhunderttausend Mann auf den Beinen, wenn man sich Gesetze wollte vorschreiben lassen? Wozu gegen Rußland den Starken spie- len, wenn man von einer andern Seite Beleidigungen hinnehmen wollte? Europa hat seine Geschichte, d. i. seine Reihe von Begeben- heiten gehabt, und in derselben oft tragische, mitunter tröstliche Momente erlebt. Daß aber Europa je ein allgemein anerkanntes Recht besessen, daß aber dieses Recht je für etwas in dieser Ge- schichte gegolten; es behaupten, hieße mit der öffentlichen Leicht- gläubigkeit sein Spiel treiben. Von jeher war die Sicherheit des Staates, des Staates erstes Gesetz; die Kraft des Staates, das beste Unterpfand dieser Sicherheit; und die Grenzen dieser Kraft, die Verstandesgrenze des Machthabers, dem sie anvertraut worden. So oft die großen Mächte Europas das Schild einer andern Moral ausgehängt haben, ist es aus eigennützigen Absichten geschehen; die kleinen haben nie die Wohlthat ihrer Grundsätze genossen. Polen, Histor. Lesebuch Iii. 23 —

10. Neuere Geschichte - S. 405

1843 - Berlin : Sander
Xxvii. Lesfing, Herder, Goethe. 405 ließ er sich nicht durch den Widerstand seiner Eltern, seiner Freunde, seines Volkes selber irren, und seine ungeheure Thätigkeit ward von Erfolgen gekrönt, die wir mit Neid und Freude nach einem Jahr- hundert überblicken, wir Späteren, für die er gewirkt hat; ihm selbst, der allem Egoismus wunderbar entfremdet, im großen Gan- zen seiner Nation lebte, und mitten in seinen Bestrebungen starb, war es so wenig wie Schillern vergönnt, die Summe seiner Wirk- samkeit in der Weise zu überschlagen, wie es Klopstock, Wieland, und Göthe gestattet war. Wer seine Talente dem pflanzlichen Wachs- thume hingiebt, der hat immer die Befriedigung, die großen Wahr- heitn des Epikureismus darzuthun; ihm gelingt es, das bescheidene Glück einer harmlosen Eristenz zu ergreifen und mit heitern Grund- sätzen ein langes Leben zu erreichen. Aber eine gehalwollere Un- sterblichkeit ist jenem gewisser, den seine freien menschlichen Kräfte von dem Boden, auf dem er gewachsen war, losreißen, der sich auch auf die Gefahr eines tragischen Endes nicht begnügt, Gott zu leiden, die Welt gehen und ruhig auf sich wirken zu lassen, sondern der sich mit dem Schicksale einzustimmen, mit ihm auf den Gang der Dinge zu wirken, mit ihm die kühne Wette wagt, was menschliche Freiheit vermöge, indem sie sich dem Gesetze des Weltganges anschließt. Lessings Wirksamkeit war ganz dieser Art. Seine Beschäftigungen waren vielleicht immer ohne Plan, nie ohne den schärfsten Instinkt begonnen; mit der Zeit hellte ihm die Erfahrung und Erkenntniß das Bewußtsein auf; er ergriff nun seine Partie, liegen zu lassen oder fortzuführen mit gleicher Energie, und man kann sagen, er hat nach den ersten Jrrgängen seiner rathloseren Jugend, niemals fehl gehandelt. Wenn man seinen literarischen Thätigkeiten nachforscht, so kann man im Einzelnen verlorene Zeit, und unreife Fragmente und bibliothekarischen Dilettantismus bedauern, aber wenn mandas Ganze seiner wissenschaftlichen Bildung überschaut, so erkennt sich wohl die Bedeutung selbst der geringsten Collectaneen die er gemacht hat. Wenn man seinem unstäten Leben folgt, so schlösse man leicht auf einen unruhigen Menschen, dem es nirgends wohl war als auf der Skraße, aber sieht man näher zu, so war das Ganze seiner menschlichen Charakterbildung nothwendig in dieser Eigenheit bedingt, und durch alle seine Kreuz- und Querzüge schlingt sich ein rother Faden hindurch. Es ist dies die ewige Opposition gegen den faulen Schlendrian der deutschen Kleinmeisterei und die Armseligkeit des
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