Erster Abschnitt.
Asien.
A. Geographische Uebersicht des alten Asiens.
§• 1.
Weltstellung Asiens.
Asien, der grösste aller Erdtheile und mit allen in näherer Be-
rührung, als irgend ein anderer, war schon durch die Lage in
der Mitte sämmtlicher Erdtheile vor allen geeignet, die gemein-
same Heimat des Menschengeschlechtes zu sein. Die Erfüllung
dieser Bestimmung wurde noch wesentlich erleichtert durch die
bedeutende klimatische Einheit, welche eine Folge der grossem
Ausdehnung in der Breite als in der Länge ist.
Von der centralen Mitte Asiens aus verbreiteten sich die
Völker zunächst in benachbarte Länderräume und trafen dort ver-
wandte Naturverhältnisse an, mit der fortschreitenden Civilisation
gingen sie allmählich aus der klimatischen Einheit in die klima-
tische Mannichfaltigkeit unseres Planeten über. Es gibt aber
keine Gegend der Erde, wo sich die verschiedenen Menschenstämme,
Ursprachen und Religionen so nahe berühren, als in jener erha-
benen Mitte der alten Welt, wohin auch alle Anfänge der Geschichte
zurückführen.
Doch nicht nur die gemeinsame Wiege unseres Geschlechtes
ist Asien, sondern auch das Vaterland der Cultur. Denn die
wichtigeren Religionen (sowohl die monotheistischen, wie die
jüdische, christliche und mohammedanische, als die polytheistischen
des Rrahma, Buddha, Zoroaster, Konfu-tse), die reichsten und aus-
gebildetsten Sprachen, die meisten Künste, Wissenschaften und
Erfindungen, der Handel und Kunstfleiss, so wie die Staatenbildung
haben dort ihren Ursprung. Dagegen erfolgte später eine theilweise
Vernichtung der in Europa entwickelten Cultur durch Einwande-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Asiens Asiens Asien Asien Buddha Europa
32
Verfassung, Handel und Gewerbfleiss der Phönizier. §. 11.
Wie dem Moloch Jünglinge, so wurden ihr Jungfrauen geopfert. Die
beiden männlichen Gottheiten verschmolzen später zu einer Gottheit,
dem M.clkarth (den die Griechen mit Herakles verglichèn), dem Gotte
der Cultur und ihrer Ausbreitung, eben so die beiden weiblichen Gott-
heiten zu Dido, der Gemahlin des Melkarlh.
Die Ilauptfeste der Phönizier schlossen sich, wie überhaupt in
den Naturreligionen des Alterthums, an die jährlichen Veränderungen
im Naturlehen an und erscheinen mythisch als die Feste der Geburt,
des Todes, der Auferstehung, der Vermählung der Götter. Zu solchen
Festen strömten Tausende aus Asien und Afrika (sogar Inder, Aethiopen,
Scythen) zusammen. Der Dienst des Melkarth scheint ins Besondere
das Band gewesen zu sein, welches die Colonien mit dem Mutterlande
zusammenhielt.
2) Verfassung.
In den 5 Ilauptstaaten Phöniciens (Sidon, Tyrus, Aradus,
Berytus, Byblus) bestand von alter Zeit her ein erbliches .K öui g-
thum, jedoch nicht mit unumschränkter Gewalt, sondern die
beiden Senate: der weitere (von 300 Mitgliedern) und der
engere (von 30 Deputirten des weitern), hatten, eben so wie hei den
Karthagern, alle wichtigen Staatsangelegenheiten in Händen, ihre
Handlungen wurden wieder von der Volksversammlung über-
wacht und mitunter nicht anerkannt.
Tyrus, Sidon und Aradus bildeten zusammen eine Eidgenossenschaft,
an deren Spitze als Vorort in den älteren Zeiten Sidon, später Tyrus,
in den persischen Zeiten aber wieder Sidon stand. Der Vorort miss-
brauchte zuweilen seine Hegenomie zur Unterdrückung der nebengeord-
nelen Staaten, die daher bei Einfällen auswärtiger Feinde mit diesen
gemeinschaftliche Sache machten, so mit den Assyriern gegen Inseltyrus
und mit den Persern gegen Sidon.
3) Handel und Gewerbfleiss.
Die Phönizier vermittelten den Verkehr zwischen dem ^Orient
und dem Occident (nördlich bis nach Britannien), indem sie durch
See- und Landhandel (Karavanenhandel) die Producte der ent-
ferntesten Länder bezogen und sie, zum Theil durch Kunst um-
gestaltet, vermittelst ihrer weit verzweigten Colonienverbindung
verbreiteten. Die wichtigsten Erfindungen haben sie nicht sowohl
selbst gemacht, als allgemein in Gebrauch gebracht.
Die Hauptgegenstände ihres Handels waren weniger die Producte
ihres eigenen Landes und ihrer Industrie, als die Waaren, welche aus
den Euphratländern, Arabien und Aegypten entweder unmit-
telbar, oder mittelbar durch diese Länder aus Indien und Aethio-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Afrika Tyrus Aradus Berytus Tyrus Tyrus Occident Britannien Indien
40
Geographie des alten Indiens. §. 15.
(s. S. 45) und den Purdnas (Sammlungen kosmogonischer und heroischer
Sagen in etwa 900,000 Doppelversen). Für die Kenntniss der indischen
Religion, Gesetzgebung und Litteratur dienen die Vedas
(d. h. Offenbarungen) oder die 4 ältesten Sammlungen indischer Reli-
gionsurkunden, welche Hymnen, Gebetsformeln, ritualische Vorschriften
u. s. w. enthalten, und Manus Gesetzbuch, eine allmählich (im
9. Jhdrt. v. Chr.) entstandene Sammlung der schriftlichen und herkömm-
lichen Gesetze mit ihren vielen Commentaren und Ueberarbeitungen.
Erst die Buddhisten hatten eigentliche historische Werke.
Unter den griechischen Schriftstellern haben Herodot (Iii.,94ff.),
Strabo und Claudius Ptolemaeus die zuverlässigsten Nachrichten, wogegen
die Indica des Ktesias (bei Diodor Ii., 35—42) fast nur Märchenhaftes
und die Indica des Arrian neben vielen Bruchstücken aus den vortreff-
lichen Berichten des Megasthenes und anderer Augenzeugen auch vieles
aus Schmeichelei gegen Alexander den Gr. Uebertriebene enthalten.
§. 15.
Geographie des alten Indiens.
Weltstellung. Die Mitte unter den drei tropischen Halbinseln
Süd-Asiens nimmt Indien ein, gleichsam das Italien des Orients. Diese
Lage machte Indien, so sehr es auch durch deutliche und bestimmte
Grenzen von der übrigen Welt geschieden und daher berufen war, ein
eigentümliches Culturleben zu entwickeln, dennoch zum natürlichen
Mittelpunkte der Verbindungen der Nachbarländer und der weiter an sie
grenzenden Länder. Durch die starken Gegensätze seiner plastischen
Gestaltung vereinigt es die Erscheinungen der Polarwelt (im Himälaya)
mit denen der Tropenwelt, aber einer Tropenwelt, welche zwar mit
der afrikanischen unter gleicher Breite liegt, jedoch weder deren Unzu-
gänglichkeit, noch ihre Unfruchtbarkeit theilt. Durch drei grosse Strom-
systeme bewässert und durch die grössere vertikale Erhebung des süd-
lichen Theiles ahgekühll, erfreut sich das Land des ausserordentlichsten
Productenreichthums und ist zugleich durch eine ansehnliche Küstenent-
wickelung, begünstigende Windsysleme und Meeresströmungen in hohem
’ Grade zugänglich. Daher war Vorderindien von jeher das glänzendste
Ziel der Eroberer und Ansiedler, der Centralpunkt der Karavanenzüge
der verschiedensten Nationen, wie der Sammelplatz der Schiffer aus Ost-
Afrika, Süd- und Ost-Asien, überhaupt der Ausgangspunkt eines gross-
artigen Weltverkehrs, während der Inder im Gefühle seines heimischen
Reichthums niemals den vaterländischen Boden verliess.
Das Festland von Indien ist von dem übrigen Asien durch
die höchste Gebirgskette der Erde, den Himälaya, geschieden,
und besteht aus einem Alpenlande, einem Tieflande und einem
Hochlande. Doch nur das Tiefland hat eine zusammenhängende
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Herodot Claudius_Ptolemaeus Arrian Alexander Alexander
Geographie des alten Indiens. §. 15.
41
Geschichte. Dasselbe zerfällt in zwei von Natur sehr verschiedene
Theile: die fruchtbare Ebene des heil. Ganges und des
Brahmaputra (= Brahmasohn) und die zum grossen Theile dürre
und wüste Ebene des Indus.
Der Ganges entquillt den höchsten Schneefeldern des Himälaya
und wird nach seinem Eintritt in das Tiefland von dem breiten Vindhja-
Gebirge gegen 0. hin gedrängt. Durch eine Menge Nebenflüsse von N.
und S. her verstärkt, tritt er jährlich über seine niederen Ufer und be-
fruchtet durch seine Ueberschwemmungen das eigentliche Land des Reis,
des Zuckerrohrs, der Baumwolle, der Banane, ln seinem untern Laufe
nähert er sich dem Brahmaputra, der zuerst ebenso zwischen zwei Pa-
rallelketten des Himälaya nach 0. fliesst, wie der Indus nach W. Sie
vereinigen sich in ihrem Mündungsgebiete zu einem einzigen Strome,
der, wieder in viele Arme gespalten, durch morastige Waldungen (von
dichten Schlingpflanzen), welche die eigentliche Heimat des Tigers sind,
in’s Meer fliesst. — Vom Indusgebiete ist nur das Hügelland,
welches seine 5 grossen östlichen Nebenflüsse: der, Hydaspes, Acesines,
Hydraötes, Hyphäsis und Satadrus bewässern und das daher Peng’ab
oder Fünfströmeland heisst, theilweise gut angebaut. Weiter abwärts
nachdem jene 5 schiffbaren Flüsse sich zu einem einzigen Strome ver-
einigt in den Indus ergossen und dessen Wassermasse bedeutend ver-
mehrt haben, wird der Hauptfluss zum Theil durch hohe Ufer gehindert,
die Ebene zu überschwemmen und zu befruchten.
Die Inseln. Dass vom Festlande aus auch Ceylon und die
entlegenen Inseln des ostindischen Archipels, wie Sumatra, Java,
Borneo (die grösste Insel der alten Welt), Celebes, von Hindu-
stämmen bevölkert und cultivirt wurden, beweisen die sanskritischen
Namen der Berge, Städte und Flüsse, die Farbe, Sitten und Einrichtun-
gen dieser Insulaner, so wie die zahlreichen Trümmer von grossartigen
Denkmälern indischer Baukunst.
Die herrschenden Einwohner Indiens waren von Norden
(von den Ufern des Oxus?) her eingewanderte Arier (Arja =
Herren1), Gebieter) mit entschieden caucasischem Gepräge, welche
nicht nur die ganze nördliche Hälfte von Indien, sondern auch die
Küstensäume des südlichen Tafellandes (Dekhan) bewohnten.
§• 16.
Geschichte Indiens.
Von der Berührung der Inder mit den westlichen Völkern
finden wir bei den abendländischen Schriftstellern theils Sagen,
’) M. Busch, Abriss der Urgeschichte des Orients, Iii. 162, deutet Ari.er
als Ackersmann, erhalten im Lat. arare, griech. uqohv.
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Extrahierte Ortsnamen: Indiens Ceylon Sumatra Borneo Indiens Indien Indiens
Cultur der alten Inder. §. 17.
43
§• 17.
Cultur der alten Inder.
Die indischen Arier (das Sanskritvolk) brachten bei ihrer
Einwanderung in Indien schon eine nicht unbedeutende Cultur
mit und entwickelten diese in der neuen Heimat zu einer solchen
Höhe, dass kein anderes morgenländisches Volk eine reichere Lit-
teratur und grossartigere religiöse Baudenkmäler aufzuweisen hat.
1) Religion.
a) Das Brahmanische Religionssystem. Das höchste Wesen,
Brahma, wurde als Weltseele gedacht und stand nicht über der
Natur als ihr Herr (wie der Jehovah der Israeliten), sondern war
das eigentliche unsichtbare Leben in der Natur. Später wurde
die Lehre von einer über dem ganzen Göttersystem stehenden
Dreieinigkeit (trimürti) ausgebildet, welche besteht aus Brahma als
Schöpfer, Vishnu als Erhalter und Siva als Zerstörer und Erneuerer.
Durch Personification göttlicher Eigenschaften und moralischer
Begriffe, durch Vergötterung von Weisen, Religionsstiftern und
Helden, so wie durch Verkörperung von Elementarkräften ist dann
im Laufe der Zeit eine Menge von Volksgottheiten entstanden.
Religiöse Handlungen waren: Gebete, Reinigungen, Opfer ver-
schiedener Art (namentlich in alter Zeit ein berauschender Pflanzensaft,
später Butter in Feuer, Pferde), Wallfahrten, Fasten, Almosenspenden,
strenge Bussübungen und Einsiedlerleben im Alter, häufig mit Züchti-
gung des Körpers verbunden. Die Sitte des Selbstverbrennens der
Wittwen fand unter sehr grossen Einschränkungen statt.
b) Der Buddhismus, Anfangs mehr ein philosophisches System,
als eine positive Religion, hat sich durch Begünstigung Seitens der
Könige (namentlich Asoka’s im 3. Jahrh.) und durch Missionen nicht
nur über Indien, sondern über das ganze mittlere und östliche Asien
verbreitet und dadurch eine welthistorische Bedeutung erlangt, dass
er unter so vielen Völkern eine Einheit in der Religion bewirkte
und sie einander näherte.
Dieses System, welches keine Dogmen und keinen Cultus kannte,
sondern alles Gewicht auf die sittliche und geistige Vervollkommnung
(Streben nach ,,der höchsten Erkenntniss“) legte, daher auch die Be-
deutung der Priesterkaste vernichtete, legte durch die Lehre von der
Gleichstellung aller Menschen den Grund zur Milderung des Kastenunter-
schiedes (s. S. 44) und führte somit auch eine Umgestaltung der socialen
Verhältnisse herbei.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
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70
Aegypten unter persischer Herrschaft. §. 25.
Psammenit wurde von Cambyses bei Pelusium besiegt,
Memphis eingenommen und Aegypten eine persische Provinz,
525, s. §.21.
Iv. Aegypten unter persischer Herrschaft,
525—332 v. Chr.
Durch das grausame Verfahren des Cambyses gegen die noch
immer einflussreiche Priesterkaste und durch dessen Verspottung
der ägyptischen Religion (s. S. 54) erzeugte sich ein Nationalhass,
welcher die Aegyptier dreimal veranlasste, von der persischen
Herrschaft abzufallen.
Obgleich Darius I. die Religion, Sitten und Gebräuche des Landes
ehrte, und sich die Gunst der Priesterschaft in hohem Grade erwarb,
so benutzten die Aegyptier doch die Zeit, als der Perserkönig nach der
verlornen Schlacht bei Marathon sich von Neuem gegen Griechenland
rüstete, zum ersten Ab falle. Alsbald nach der Thronbesteigung
Xerxes’ I. wur3ertsie~von “Hessen Bruder (Achämenes) wieder unter-
worfen. Als aber durch die Ermordung des Xerxes das persische Reich
in die höchste Verwirrung gerathen war, empörten sich die Aegyptier
zum zweiten Male und erwählten den Libyer Inarus und den Amyr-
i täus aus Sais zu Königen. Trotz des Beistandes der Athener wurden
j sie von den persischen Satrapeipbesiegt, Inarus an’s Kreuz geschlagen,
[ Amyrtäus aber zog sich in die Sumpfgegend zurück. Von dort kam
) er (oder sein Enkel?) erst nach 42 J. hervor, eroberte Memphis, und
die Perser wurden zum dritten Male aus Aegypten vertrieben. Dies-
mal blieben die Aegyptier 64 J. (414—350?) imter eigenen Königen
unabhängig; vergebens versuchte Artaxerxes Ii. sie wieder zu unterwerfen,
dies gelang erst unter Artaxerxes Iii., und der letzte König (Nektane-
bis) floh nach, Aethiopien. Der neue Herrscher übertraf noch [den
Cambyses in grausamer .Behandlung der Besiegten und in Verspottung
ihrer Religiou. Daher ward Alexander d. Gr. als Befreier vom persischen
Joche mit Freude aufgenommen.
§• 26.
Cultur der Aegyptier1).
1) Die Religion der Aegyptier war, wie die der Griechen,
(s. §. 55) und der Germanen (s. 2. Bd. §. 2. A), ursprünglich
ein Monotheismus, die Verehrung eines einzigen Weltschöpfers,
welche in Polytheismus ausartete, als des einen Gottes ver-
*) Uhlemann, M., Handbuch der gesammten ägyptischen Alterthumskunde.
2. Theil (1857), S. 155 ff.
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TM Hauptwörter (200): [T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt]]
Extrahierte Personennamen: Darius_I. Darius_I. Xerxes Artaxerxes Artaxerxes Alexander_d Alexander
Die Namen Griechenlands. §. 35.
87
§• 35.
Die Kamen Griechenlands.
In der ältesten Zeit gab es für ganz Griechenland eben so
wenig einen allgemeinen Namen, wie für Italien und Kleinasien.
Denn der Name Hellas bezeichnete ursprünglich eine (frühe ver-
schollene) Stadt mit einem kleinen Gebiete im südlichen Thessalien,
nachher das eigentliche Griechenland im Gegensätze zum Pelopon-
nes ; noch später wurden auch der Pelopcyines und die griechischen
Inseln hinzugerechnet, und zuletzt (seit dem macedon. Zeitalter)
ward der Begriff Hellas so weit ausgedehnt als der Volksname Hel-
lenen und daher von jedem von Hellenen bewohnten Lande ge-
braucht.
Der Name Graeci (Fpctixot) scheint ursprünglich einen helleni-
schen Stamm in der Gegend von Dodona in Epirus bezeichnet zu haben,
und ist später als Gesammtname der europäischen Hellenenstämme durch
die Römer wieder in Gebrauch gekommen.
§. 36.
Die horizontale Gestaltung Griechenlands.
Nirgendwo in Europa ist der peninsulare Charakter der
Landbildung so vollkommen ausgeprägt als in Griechenland. Denn
durch die zweimal sich ^ wiederholenden tieferen Einschnitte des
Meeres von beiden Seilen in die griechische Halbinsel zerfällt
diese wieder in eine Folge von drei kleineren Halbinseln; die
nördliche und mittlere trennt die Küstenverengung des ambra-
cisehen und malischen Meerbusens, die mittlere von der
südlichen der viel tiefere Einschnitt des korinthischen und
saronischen Busens. Die mittlere Halbinsel, das eigentliche
Hellas, gliedert sich wieder in zwei (Acarnanien und Attica) und
die südliche, der Peloponnes, sogar in vier Halbinseln (die mes-
senische, die beiden laconischen und die argolische)
durch die drei gleichnamigen Meerbusen, so dass also die Küsten-
entwickelung von N. nach S. zunimmt und im Peloponnes (fast
schon Insel — daher der Name) am bedeutendsten (1 M. auf
3 Qu.-M.) erscheint. Besonders ist die dem ägäischen Meere und
Vorderasien zugekehrte Ostküste fast überreich an geräumigen
Buchten und von der Natur selbst gebildeten Häfen wie an gegen-
überliegenden Inseln, daher zur Städtegründun g und Seefahrt vor
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Geschichte der Karthager. §. 29.
77
Gibraltar hinaus und sogar an der Westküste des Continents wurde
Geschichte der Karthager.
I. Von der Gründung Karthago’s bis auf die Kriege
mit den Griechen auf Sicilien, 480 v. Chr.
Nachdem die Sidonier schon im 12 Jhdrt. v. Chr. die Burg
von Karthago (die Byrsa) gegründet hatten, erhielt die Stadt eine
ansehnliche Erweiterung durch Einwanderung der Aristokratenpartei
aus Tyrus um 814 (s. §. 10). Bald einigte sie die einzelnen
zerstreuten phönizischen Anlagen im Westen zu einem mächtigen
Staate, der Jahrhunderte lang über zahlreiche nicht-semitische Völ-
kerschaften herrschte. In einem Grenzstreite mit Cyrene blieb
Karthago, angeblich in Folge der freiwilligen Aufopferung der
Brüder Philaeni, im Besitze des ganzen Syrtenlandes und daher
auch des einträglichen Handels mit dem innern Afrika.
Ii. Vom Anfänge der Kriege mit den Griechen auf
Sicilien bis zu den Kriegen mit den Römern,
480—264. v. Chr.
Erster Krieg auf Sicilien (480).
Nachdem die Griechen die Phönizier aus der Herrschaft über
das östliche Mittelmeer verdrängt hatten, breiteten sie sich auch
über dessen westliche Hälfte aus, zunächst auf Sicilien. Hier
traten ihnen die Karthager erst entgegen zur Zeit, als Griechen-
land mit dem (dritten) Perserkriege beschäftigt war1). Aber König
Hamilkar erlitt mit seinem zahlreichen Heere bei Himera 480
(angeblich am Tage der Schlacht bei Salamis) eine gänzliche
Niederlage von Gelon, dem Tyrannen von Syrakus, wobei er selbst
umkam, und das karthagische Schiffslager ward verbrannt. Gelon
liess zwar den Karthfigern im Frieden ihre sicilischen Besitzungen,
weil er freie Hand für seine Stellung in den Perserkriegen
haben wollte, doch mussten sie (2000 Talente an) Kriegskosten
bezahlen.
0 Xerxes soll die Karthager (als Colonisten seiner phönizischen Unterthanen)
aufgefordert haben, seinen Kampf gegen Hellas durch einen gleichzeitigen Ueber-
fall der Griechen auf Sicilien zu unterstützen. Doch weiss Herodot von solcher
weitsehenden Politik des Perserkönigs nichts.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland]]
TM Hauptwörter (200): [T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T37: [Athen Athener Flotte Perser Stadt Spartaner Schiff Heer Schlacht Sparta], T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Extrahierte Personennamen: König
Hamilkar Xerxes Herodot
Die älteste Bevölkerung Griechenlands. §. 3-9.
103
nahe liegt. Früher der Sitz einer (delischen) Amphiktyonie der ionischen
Seestaaten in Europa und Asien, ward sie bei Begründung des attischen
Seebundes (476) zum Versammlungsort der Abgeordneten der Bundesstaaten
gewählt und im ehemaligen ionischen Nalionalheiligthum die Bundeskasse
aufbewahrt. Die grösste und fruchtbarste der Cvcladen, Naxos, war
auch die erste derselben an geschichtlicher Bedeutung (vgl. §. 47 im
Anfänge und §. 52); dagegen Paros durch zwei tiefe Hafenbuchten
(deren eine die schönste von ganz Griechenland nächst derjenigen von
Navarin war) für die Schifffahrt wichtig und zugleich mit einem uner-
schöpflichen Vorralhe trefflichen weissen Marmors ausgestattet.
bb) Creta, die südlichste und grösste der griechischen Inseln,
schliesst wie ein breiter Querriegel (mit Bhodus im 0. und Cythera im
W.) das aegaeische Inselmeer im Süden von dem inselfreien Mittelmeer
ab. Eine durch vulkanische Gewalten (in 3 Theile) zertrümmerte Berg-
kette, deren höchster Gipfel (2460m,)> der Ida, Sitz des Zeus-Cultus
war, durchzieht die Insel in ihrer ganzen Ausdehnung von W. nach 0.
und erfüllt sie mit einer grossen Anzahl abgeschlossener Bergthäler,
welche die Bildung zahlreicher kleiner Staaten begünstigte. Durch ihre
Lage in fast gleicher Entfernung von den drei Theilen der alten Welt,
so wie ihre reiche Küstenentwickelung, besonders an der Nordseite, lockte
sie frühe Ansiedler an. Unter den zahlreichen Städten (nach Homer
exar6/unohg) war Cnosus oder Cnossus in der Mitte der Nordküste
(in der Region des Ida), die Residenz des Minos (vgl. §. 40), auch in
der historischen Zeit die mächtigste, wiewohl ihr Gortyna das Prin-
cipat über die Städte Kretas wiederholt streitig machte.
b) Geschichte der Griechen1).
Erste Periode: das heroische Zeitalter oder die Zeit des
Königthums bis zum Ende der Wanderungen griechischer
Stämme um 900 v. Chr.
§. 39.
Die älteste Bevölkerung Griechenlands.
Die ältesten Bewohner Griechenlands waren die Pelasger,
ein Zweig des indogermanischen Völkerstammes (s. §. 4), welcher * Iii.
') Geschichten hellenischer Städte und Stämme von K. 0. Müller, 3 Bde.
1820—23, 2. Ausg. v. Schneidewin, (I. Orchomenos und die Minyer. Ii. und
Iii. die Dorier.) — Hellenische Alterthumskunde von W. Wachsmuth, 4 Bde.
2. Aufl. 1843. — Lehrbuch der griech. Staatsalterthümer von K. Fr. Hermann,
4. Auü. 1855. — Griechische Alterthümer von G. F. Schömann, 2 Bde. 3. Aufl.
1872. — Geschichte Griechenlands von Georg Grote, 12 Vols. 1846—56. Aus
dem Engl, von Meissner, 6 Bde. 1850—56. — Die Geschichte der Griechen
v. M. Duncker, 1. u. 2. Bd. (der Gesch. des Alterthums 3. u. 4. Bd.) 1856 f.
— Griechische Geschichte v. E. Curtius, 1.—3. Bd. 3. Aufl. 1869.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
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Die Argonautensage. §. 40.
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zu friedlichem Erwerb gezwungen hatte, den ersten geordneten
griechischen Staat, der bald seine Macht über die Cycladen und
nördlich bis zum Hellesponte, im Westen aber bis nach Sicilien
ausbreitete.
Bald folgte auch die Staatenbildung auf dem Festlande,
sowohl dem asiatischen als dem europäischen.
b) An der Westküste Kleinasiens entstand im Norden das
Reich der Dardaner, mit der Hauptstadt Ilion (Troia), auf
der zwischen dem Archipelagüs, dem Hellespont und der Pro-
pontis vorgestreckten Halbinsel; eben so im Süden auf der, mit
zahlreichen Häfen und vorliegenden Inseln ausgestatteten Halb-
insel das Reich der Lycier, die sich durch Schöpfungen der
Kunst auszeichneten (der erste grosse Tempel des Apollon zu
Patara, reich verzierte Grabmäler, deren Zeitalter sich nicht be-
stimmen lässt).
c) In dem europäischen Hellas zogen zuerst die Minyer
(am pagasäischen Meerbusen) aus Thessalien nach (dem spätem)
Boeotien, wo sie die unterirdischen Abzugscanäle des Sees Kopais
künstlich regelten und dadurch die sumpfige Gegend in eine
fruchtbare Culturlandschaft umwandelten, in welcher sich Orcho-
menus als der älteste befestigte Fürstensitz von Hellas erhob.
Ihre Ausbreitung zur See hat die Veranlassung zu der Argonau-
tensage gegeben, welche sowohl in Bezug auf die Theilnehmer
an der Fahrt, als auf das Ziel derselben in der Folge erweitert
worden ist. Denn ursprünglich waren es nur Helden der Minyer,
welche mit Iason die Fahrt von Iolcus aus unternahmen, erst die
spätere Auffassung liess die gleichzeitigen Helden aller Stämme
Theil nehmen. Eben so wird das (ursprünglich auf Lemnos und
Thasos beschränkte) Ziel mit der erweiterten Landeskunde nach
Colchis hinausgerückt, noch mehr aber die Rückfahrt in aben-
teuerlichster Weise ausgedehnt.
Die Sage vom Argonautenzuge.
Alhamas, König der Minyer, hatte seine erste Gemahlin (Nephele)
verstossen und sich mit Ino, Cadmus’ Tochter, vermählt. Diese bewog
ihren Gemahl, seine beiden Kinder erster Ehe, Phrixus und Helle, den
Göttern zu opfern; deren verstossene Mutter aber rettete sie, indem sie
ihnen einen Widder mit goldenem Felle gab, auf welchem sie entflohen,
Helle versank in den Fluten des nach ihr benannten Hellespontus, Phrixus
aber kam nach Aea (Colchis ?), opferte den Widder und schenkte dessen
goldenes Vliess (das Symbol alles Segens und Ueberflusses?) dem Könige
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