von 4000 bis 560 v. Chr. 15
siedelten Griechen unglücklich und verlor durch einen Aufstand
des Heeres sein Leben.
Der Feldherr Amasis (gest. 525), den das Heer zum Kö-
nige ausrief, war zwar von niedriger Abkunft, aber des Glückes
würdig, das ihn auf den Thron erhob. Friedensliebe, Gerech-
tigkeitssinn, Ordnung und Thätigkeit in allen Zweigen der Staats-
verfassung , besonders aber die Beförderung des Handels und
Verkehrs machten, daß daö Laud unter ihm seine höchste Blüthe
erreichte. Doch gegen das Ende seiner Regierung drohte seinem
Reiche der Untergang. Er selbst erlebte zwar den Einfall der
Perser nicht mehr; aber unter seinem Sohne Psammeuit
ward Aegypten durch Cambyses erobert und zu einer persischen
Provinz gemacht 525 v. Chr.
In Aegypten herrschten fortwährend meist erbliche Könige,
Pharaonen genannt, welche in der frühesten Zeit wahrschein-
lich aus der Priesterkaste, später aus der Kriegerkaste genommen
wurden. Die Verwaltung des Staates knüpfte sich an die, dem
Sesostris beigelegte Eintheilung des Landes in Nomen oder
Tempel-Distrikte. Das Volk zerfiel in erbliche Kasten oder Stände.
Die erste und wichtigste war die Priesterkaste. Sie war über
ganz Aegypten verbreitet, und jeder Haupttempel hatte seine eigene
Priesterfamilie, der daö umliegende Tempelgebiet gehörte. Als
Erzieher und Rathgeber der Könige, so wie überhaupt als die
erblichen Inhaber der Staatsämter und aller wissenschaftlichen
Kenntnisse, übten die Priester den größten Einfluß im Staate.
Dieser Kaste zunächst stand die der Krieger, welche aber nicht
ein stehendes Heer von Söldlingen bildeten, sondern von ihrem
Grundeigenthum lebten, das sie entweder selbst bauten oder durch
Landleute bauen ließen. Die dritte Kaste war die der Acker-
bauer, und auf diese folgte die Kaste der Gewerbtreibenden, zu
welcher auch die Kaufleute gehörten, dann die der Nilschiffer,
der Schweinehirten und zuletzt, als sich Aegypten dem Aus-
lande nicht mehr versperrte, die der Dollmetscher, welche von
den auf Psammetichs Geheiß in der griechischen Sprache un-
terrichteten Aegyptiern abstammten. Aus keiner Kaste konnte man
in eine andere übergehen.
Das Schriftsyftem der Aegyptier bestand aus drei Schrift-
arten: der demotischen oder Volköschrift, der hieratischen oder
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
34
Zweite Periode
Als ein nicht minder wichtiges Mittel zur Erhaltung derna-
tionalität diente die gemeinsame Religion, vorzüglich durch
die Orakel-Institute, welche bei allen wichtigen Staats-Angele-
genheiten um Rath und Hilfe, um Vermittelung und Versöhnung
gebeten wurden. Der griechische Religions-Cultus war von Asien
und Aegypten aus durch die Einwanderer nach Griechenland ge-
bracht worden. Sein Hauptcharakter war zwar auch eine sym-
bolische Darstellung des Grundes und Zusammenhanges der Welt
und der Naturkräfte, aber auf eine eigenthümliche Weise unter
der Gestalt einer Götterfamilie und nach dem Bilde der Menschen-
und Heroenwelt. Die griechischen Götter erscheinen als überir-
dische Wesen mit allen moralischen Vorzügen und Mängeln der
menschlichen Natur, ausgezeichnet nur vor ihren sterblichen Bil-
dern durch höhere physische Kraft, durch eine erhabene und zum
Theil schönere Gestalt und einen ätherischen Körper. Sie lenken
die Welt und die Schicksale der Menschen nach dem unabänder-
lichen Fatum und offenbaren ihren Willen entweder durch unmit-
telbaren Verkehr mit denselben oder durch Orakel und Zeichen am
Himmel und auf der Erde.
Neben der gemeinen Volksreligion, in welcher die Götter zu
Aftergebilden der Phantasie herabsanken, gab es auch noch eine
geheime Religion der Gebildeten, Mysterien genannt, in denen
der alte symbolische Lehrbegriff, nach welchem die Götter Gegen-
stände und Kräfte der Natur in ihrem Wesen und Wirken dar-
stellten, erhalten und durch Tradition fortgepflanzt wurde. Eine
abgesonderte Priesterkaste gab es bei den Griechen nicht. Die höchsten
Männer im Staate verrichteten gewöhnlich auch daö Priesteramt'
Endlich wurde die Nation noch durch die Sprache, welche
ohngeachtet der Dialekt-Verschiedenheit doch bei allen Griechen
dieselbe war, zusammengehalten, vorzüglich seitdem die Gesänge
Homers ein Gemeingut der Nation geworden waren.
2. Die beiden vorzüglichsten Staaten Griechenlands,
s. Sparta.
Unter allen griechischen Staaten ragten bald Sparta und
Athen so bedeutend hervor, daß von dieser Zeit an ihre Geschichte
ganz die der übrigen wird.
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Extrahierte Ortsnamen: Asien Griechenland Griechenlands Sparta Sparta Athen
v. 476 bis 768 n. Chr.
n
15íí
Galliens, in Simonía nieder, das von ihnen den Namen Bretagne
erhielt; nur ein kleiner Theil unterwarf sich den Siegern. Sprache,
Sitten, Verfassung und Religion der Sachsen wurden nun in Bri-
tannien herrschend. Sowie einzelne Horden das Land erobert hat-
ten, so bildeten sich auch sieben kleine Reiche (die Heptarchie) neben
einander: Kent, Susser, West ser, Esser, Nort h umber-
land, O stangeln und Middelangel n oder M ercia. Jedes
hatte seinen eigenen König, der auf der Versammlung der Nation
(Wittenagemot), welche alljährlich in jedem Reiche zweimal Statt
fand, nach dem Rathe der Großen und Weisen Gesetze gab. Das
Land war nach deutscher Sitte in Cente und Grafschaften einge-
theilt. Dem Ehristeuthume, welches auf Geheiß des Papstes
Gregors 1. der römische Mönch Skugu st in mit vierzig Begleitern
seit 596 durch die Kraft seiner Rede, durch wunderbare Heilungen
und den Ernst seiner Sitten von Neuem auf der Insel verbreitete,
verdankten die brittischen Sachsen ihre Cultur und ersten Gesetz-
sammlungen. König Ethelbert von Kent nahm zuerst den
christlichen Glauben an (um 600). Seinem Beispiele folgten seine
Völker und allmählig auch die übrigen sechs Königreiche, so daß
am Ende dieser Periode ganz Britannien sich zur christlichen Reli-
gion bekannte. Hier und in dem benachbarten Irland entstanden
bald zahlreiche Klöster, deren fromme und gelehrte Mönche als
eifrige Glaubensprediger das Christenthmn und mit demselben Cul-
tur und Bildung nach Deutschland verpflanzten.
iv. Das Reich der Franken unter den Merowingern und ihre
Kämpfe mit den Wiemannen, Westgothen, Burgundern,
Thüringern und Bayern.
Unter den Reichen, welche feit der allgemeinen Völkerwande-
rung sich in Europa gebildet haben, wurde bald eines der mäch-
tigsten das Reich der Franken. Sie waren ein deutscher Volks-
stamm, wohnten anfangs wahrscheinlich im nördlichen Theile von
Deutschland zwischen der Eyder und Warnow und ließen sich nach
dem markomannischen Kriege in Thüringen und im heutigen
Franken nieder. Von hier aus zogen sie in Vereinigung mit den
andern deutschen Völkerschaften, welche mit ihnen den allgemeinen
Namen Franken, d. i. freie Leute, angenommen hatten, in die
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
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Extrahierte Personennamen: Esser Gregors Ernst Kent
Extrahierte Ortsnamen: Galliens Simonía Sachsen Gregors Sachsen Britannien Irland Deutschland Bayern Europa Deutschland Thüringen
Zweite Periode
à
das westliche Land ohne bestimmte Theilungslinie erhielten. Au-
strasien erstreckte sich von der Maas bis zum Rhein und jenseits dessel-
den über die eroberte alemannische Provinz; Metz war die Residenz.
Neustrien umfaßie den übrigen Theil des Reiches und wurde von
Paris, Orleans und Soissons aus regiert. Wie ihr Va-
ter, waren auch sie auf die Erweiterung ihrer Herrschaft bedacht.
Die Burgunder, ursprünglich im heutigen Hohenlohischen
und am Neckar wohnhaft, waren im I. 407 über den Rhein ge-
rückt, als dieser durch den Rückzug der römischen Besatzungen zur
Rettung von Italien gegen die Westgothen geöffnet war. Um
sie als Bundesgenossen für Rom zu gewinnen, hatte ihnen im
I. 414 Constantiuö im Namen des Kaisers Honorius Wohnsitze
im östlichen Gallien eingeräumt, welche sie bei der damaligen
Schwäche der Römer so erweiterten, daß ihr Gebiet um das
Jahr 470 über die heutige Provencee, Dauphin, Franche Comte,
Lyonnoiö, Savoyen und über die westliche Schweiz sich erstreckte.
Schneller als die übrigen deutschen Stämme, nahmen die Bur-
gunder mit dem Christenthume eine mildere Gesittung an. Sie
schieden sich bald in verschiedene Stände, trieben fleißig Ackerbau
und Viehzucht und legten an den Gestaden des Lemanischen See's
Weingärten an.
Der berühmteste unter den burgundischenkönigen war Gua-
do bald. Dieser vereinigte, nachdem er zwei seiner Brüder er-
mordet hatte, die einzelnen Theile des burgundischen Reiches wie-
der zu einem Ganzen und suchte durch ein geschriebenes Gesetz
die schwankenden Verhältnisse zwischen den Eroberern und frühern
Landesbewohnern zu bestimmen und durch andere gute Einrich-
tungen Ruhe und Ordnung in seinem Reiche zu befestigen. Sein
Sohn Sigismund, der zwar zur katholischen Kirche übergegan-
gen war, aber durch die Ermordung seines eigenen Sohnes
Si eg er ich über sich den Zorn des Himmels und über sein Reich
ein schweres Verhängniß gebracht hatte, wurde von den fränki-
schen Königen Neustriens besiegt, gefangen genommen und mit
seiner Familie in einen Brunnen geworfen. Nach einem zehn-
jährigen Vertheidigungökampfe fiel auch sein Bruder Chademar,
worauf Burgundien, jedoch mit Beibehaltung seiner Nationalge-
setze und alten Einrichtungen, eine fränkische Provinz wurde 534.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Honorius_Wohnsitze Honorius Sigismund
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Paris Rhein Italien Gallien Christenthume
160
Zweite Periode
freien und verband sich daher mit den Alemannen und Sachsen.
Allein in einer unglücklichen Schlacht am Lech (743) wurde er
durch Karlmann und Pipin gezwungen, aufs Neue die Oberherr-
schaft der Franken anzuerkeunen.
Auch Hunald, der Herzog von Aquitanien, wurde zum Ge-
horsam gebracht. Doch sahen sich die beiden Hausmeier durch
diese Aufstände und alte Anhänglichkeit der Nation an das me,
rowingische F-ürstengeschlecht gezwungen, noch einmal einen Mero-
winger, Childerich Iii., auf den seit 737 unbesetzt gelassenen
Thron zu erheben. Als aber Karl mann, der Welt müde, frei-
willig seine Herrscherwürde niederlegte und auf dem Berge Cassino
sich der Andacht weihte, suchte Pipin, der nun Alleinherrscher
war, mit der Macht auch die äußern Zeichen derselben zu ver-
binden. Im Einverständnisse mit der Geistlichkeit und den mei-
sten Großen sowie mit Zustimmung des Papstes Zacharias ent-
thronte Pipin auf einer Nationalversammlung zu Soissonö Childerich
Iii. und ließ sich von den Abgeordneten aller Franken und der ihnen
tributären Nationen den Eid der Treue schwören. Der heilige
Bonifacius salbte ihn hierauf zum Könige der Franken, und
Childerich mußte in ein Kloster wandern. Zwei Jahre später
wiederholte Papst Stephan Ii. an ihm und seinen Söhnen,
Karl und Karlmann, die feieierliche Salbung. Wie dankbar
sich Pipin hiefür dem Papste bezeigt habe, wurde schon oben er-
zählt. Er vollendete die Eroberung Aquitaniens und lenkte mit
Kraft die Zügel der Regierung. Bei herannahendem Tode im
I. 768 theilte auch er sein Reich unter seine beiden Söhne. Mit
ihnen beginnt die Herrschaft der Karolinger.
V. Religiott und bürgerliche Verfassung der germanischen
Völkerschaften.
Einen höchst wesentlichen Einfluß auf die Gestaltnng des in-
nern Lebens der abendländischen Bölker hatte in diesem Zeiträume,
sowie im Mittelalter überhaupt, das Christenthum. Frühzei-
tig bekannten sich die germanischen Völkerschaften zu denselben,
nur die Sachsen und Slaven kämpften noch lange Zeit gegen
dasselbe an, weil sie mit der Annahme desselben ihre Freiheit zu
verlieren fürchteten. Zwar hingen viele, wie die Ost- und West-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Karlmann Childerich Karl_mann Karl Pipin Zacharias Childerich Childerich Stephan_Ii Karl Karl Karlmann Karlmann
Dritte Periode.
Von Karl dem Großen bis zu dem Anfänge der Kreuz-
züge oder von 768 bis 1096 nach Christi Geburt.
i. Das fränkische Reich unter. Karl dem Großen.
Nach dein Tode Pipins (768) fiel das große fränkische
Reich an dessen Sohne Karl und Karlmann. Als aber der
letztere nach drei Jahren schon gestorben, und seine Wittwe mit
ihren beiden unmündigen Söhnen nach Italien zu ihrem Vater,
dem Longobardenkönige Desiderius, geflohen war, gelangte
Karl zum Alleinbesitze des väterlichen Erbes (771 — 814). Mit
einem kraftvollen, hochstrebenden Geiste suchte er nun sein Reich
auf den höchsten Gipfel der Macht und des Ansehens zu erheben,
alle Völker germanischen Stammes unter einem Zepter zu ver-
einen, sie durch die christliche Religion, durch bessere Erziehung
und durch Künste und Wissenschaften zur Gesittung zu führen,
und so aus den Trümmern der durch die Völkerwanderung unter-
gegangenen alten Welt eine neue zu schaffen, die ans ganz Europa
durch ihre Einrichtungen und Gesetze vortheilhaft zurück wirken
sollte. Er benützte daher, weil alles Verdienst und aller Ruhm
seines Zeitalters in den Waffen lag, jede Gelegenheit zu Kriegen,
hielt seine mächtigen Vasallen dadurch in steter Thätigkeit und
hinderte sie, Plane gegen seine eigene Herrschaft auszuführen.
So kam es, daß von den sechs und vierzig Jahren seiner ruhm-
reichen Regierung nur ein einziges (790) ohne einen Feldzug
verfloß.
A
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karlmann Karlmann Longobardenkönige_Desiderius Karl Karl
von 768 bis 1090 tt. Ehr. 185
Geleite war daher immer ein kleines Heer, welches er durch Auf-
bietung der Provinzial^Wehren schnell in ein großes verwandeln
konnte.
Bewunderungswürdig waren Karls Bemühungen, die wissen-
schaftliche Cnltur in seinen Staaten zu gründen und zu fördern.
Er versammelte die berühmtesten Gelehrten seines Zeitalters an
seinem Hofe, arbeitete, um die Muttersprache zu vervollkommnen
und dadurch eine höhere Bildung seines Volkes möglich zu machen,
selbst mit Alcuin an einer fränkischen Sprachlehre, gab den Win-
den und Monaten deutsche Namen und ließ eine Sammlung alter
Nationalgesänge seiner Völker veranstalten, welche aber leider
verloren gegangen ist. Er stiftete eine Menge neuer Schulen so-
wohl auf Dörfern, als bei Domcapiteln, ließ zweckmäßige Lehr-
bücher abfassen, wohnte öfter selbst den Prüfungen der Schüler
bei und ehrte und belohnte die Lehrer.
Karl war mit ganzer Seele dem Christenthume zugethan.
Deßhalb und weil er die Diener der Kirche als die unumgäng-
lich nothwendigen Werkzeuge zur Bildung der Menschheit betrach-
tete, suchte er den geistlichen Stand eng an sich anzuschließen.
Er bestätigte nicht nur die bisherigen Rechte und Besitzungen des
Clcrus, sondern vermehrte dieselben noch durch die reiche Gabe
des Zehents, die im ganzen Frankenreiche demselben entrichtet
werden mußte. Außerdem stiftete Karl viele neue Bisthümer,
Kirchen und Klöster, welche letztere er besonders reich begabte,
weil sie nicht nur den Unterricht förderten, sondern auch für Arme
und Kranke sorgten und Reisende in die Herberge aufnahmen.
Dabei drang er mit Strenge auf Ordnung und gute Sitten, visitirte
selbst oft Biöthümer, Mönchs - und Nonnenklöster, schärfte den
Bischöfen das Predigtamt ein und verbot den Mönchen, mit
Hunden und Vögeln zu jagen. In den Kirchen durften nur die
Bibel und die Schriften der heiligen Vater vorgelesen und nur
von der Kirche anerkannte Heilige verehrt werden. Der Gottes-
dienst erhielt durch die von Karl eingeführte Musik mehr Feier-
lichkeit; Orgelspieler und Sauger ließ er auö Italien kommen,
um die rauhen Töne seines Volkes zu mildern.
Auch um die Landwirthschaft bekümmerte er sich auf das
sorgsamste. Er fand es nicht zu kleinlich, für seine Güter und
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karl
■ ' 1 i
von 1096 bis 1500 n. Ehr. 273
zu vermehren, genöthigt, ein neueö Parlament zu London zu ver-
sammeln. Dazu berief er außer den Baronen und Geistlichen
seiner Partei auch zwei Deputirte der freien Gutsbesitzer aus
jeder Grafschaft und zwei Abgeordnete aus jeder Stadt und jedem
Flecken. Das neue Parlament war den Absichten des Grafen
nicht sehr geneigt. Der tapfere Kronprinz Eduard befreite
durch die Schlacht bei Evesham (1265), in welcher Leicester
fiel, seinen Vater und machte dadurch der Baronen-Aristokratie
ein Ende. Die vorige Verfassung wurde nach der magna Charta
wieder hergestellt, und Heinrich Iii. regierte nun ruhig bisan sein Ende.
Ihm folgte sein Sohn Eduard I. (v. 1272 — 1307), ein
tapferer und einsichtsvoller Herrscher. Er zwang den Fürsten von
Wales zur Huldigung (1277), und als dieser sich wieder em-
pörte, unterwarf er Wales seiner unmittelbaren Herrschaft und
gab es seinem ältesten Sohne zu Lehen. Seitdem wurde eö Sitte,
daß die Kronprinzen den Titel von Wales führten.
Die Einwohner Schottlands theilten sich in zwei Haupt-
stämme, Pikten und Sc oten, von welchen jeder seine eigenen
Könige hatte, bis Kenneth Ii. um 838 die Pikten überwand
und beide Reiche unter dem Namen Schottland vereinigte. Die-
ses schied sich in dieser Periode in das nördliche Hochland, wo
die alten Sitten, Einrichtungen und Sprache sich erhielten, und in
das südliche Niederland, in welches zuerst Angelsachsen, dann
Normannen ausgenommen, und wo durch diese eine größere Ci-
vilisation, normännisch-französische Sprache und das Lehenwesen
eingeführt wurden. Kenneth's Geschlecht, welches öfter in Lehens-
abhängigkeit von England gekommen war, regierte bis zum I. 1289,
wo e6 mit Alexander 111. erlosch.
Eduard I. mischte sich in den schottländischen Successions-
ftreit und erklärte den Johann Baliol zum Könige. Dieser
leistete ihm zwar den Lehenseid, verband sich aber, weil er sich
von Eduard hart gedrückt fühlte, mit Frankreich, gegen wel-
ches dieser gerade Krieg führte. Eduard fiel daher in Schottland
ein (1296), unterwarf sich nach dem Siege bei Dunbar schnell
das ganze Land und zwang den Baliol zur Verzichtleiftung. Da
erwachte der Stolz der Nation; sie vertrieb unter Anführung des
tapfer» Wilhelm Wallace die Engländer. Eduard unterwarf
Beitelrockö Grundriß der allgem. Geschichte. 13
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Eduard Eduard Heinrich_Iii Heinrich Eduard_I. Kenneth_Ii Alexander Eduard_I. Johann_Baliol Johann Eduard Eduard Eduard Eduard Wilhelm_Wallace Wilhelm Eduard Eduard
Extrahierte Ortsnamen: Wales Wales Schottlands Schottland Niederland England Frankreich Schottland
»Oh 1096 bis 1500 n. Ehr.
287
1479 an die Russen verloren. Die vielen Kriege und steigenden
Bedürfnisse der Krone machten größere Steuern nöthig, bei deren
Bewilligung und Entrichtung der Adel immer größere Schwierig-
keiten machte. Da die Landtage deßwegen immer häufiger wurden,
so traf man die Einrichtung, daß aus jeder Woiwodschaft zwei
oder mehrere Depulirte, mit gehöriger Vollmacht versehen, auf den
Reichstagen erscheinen sollten. Sie hießen Nuntii oder Land-
boten und waren die einzigen Repräsentanten der Nation, da
außer dem Adel und der Geistlichkeit kein dritter Stand in Polen
aufkommen konnte. Doch blieb es jedem Edelmanne sreigestellt,
persönlich auf dem Reichstage zu erscheinen.
x. Preußen unter dem Ritterorden der Deutfchherrn.
Die plündernden und verheerenden Einfälle der l e t t i s ch e n Völ-
kerschaften, welche Preußen bewohnten, bewogen Conrad, den
Herzog von Masovien, da die Schwertbrüder in Liefland nichts gegen
sie vermochten, die deutschen Ritter aus Venedig zu Hilfe zu
rufen (1250). Sogleich sandte der Hochmeister Hermann von
Salza einige Ritter und etwa hundert Streiter dahin ab. Diese
anfangs sehr geringe Anzahl der christlichen Streiter wurde bald
durch Kreuzfahrer aus allen benachbarten Ländern und durch die Ver-
einigung mit den liefländifchen Schwertbrüdern (1258) so verstärkt,
daß sie nach mannigfaltigem Wechsel des Krkegsglückes aus dem lan-
gen Kampfe (1230—1283) als Sieger hervorgingen. Die Ritter
legten Burgen und feste Schlö fier an, von denen sich mehrere all-
mählig zu ansehnlichen Städten erweiterten, wie Thorn, Culm
und andere. Ein großer Theil der ehemaligen Bewohner wurde
ganz vertilgt, und die verödeten Wohnplätze wurden nun von deut-
schen und polnischen Coloniften bevölkert. Denjenigen Preußen,
welche das Christenthum annahmen, ließ der Orden das volle Eigen-
thumsrecht ihrer Besitzungen, die zur Taufe gezwungenen wurden
wahrscheinlich leibeigen. In den Städten waren die Bürger meistens
Deutsche, wodurch deutsche Sprache und deutsche Sitten im Lande
vorherrschend wurden. In der Zeit seiner Blüthe vermehrte der Or-
den, dessen Regierungssitz im I. 1309 von Venedig nach Marienburg
verlegt wurde, sein Gebiet durch Eroberungen in Litthauen, durch
Erwerbung Pomerellens und anderer westlicher Länder, besonders
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
292
Vierte Periode
Nach Stephans Tode (1035) entspann sich ein Thronfolge-
krieg, welchem erst Ladislaus I. im 1.1085 eine Ende machte.
Unter ihm und den nächst folgenden Herrschern siedelten sich, wie
schon früher, Fremdlinge in dein Reiche an. So hatten sich die
Com an er (Uzen), die von den Byzantinern in der Bulgarei ge-
schlagen worden waren, nach Ungarn geflüchtet und daselbst nie-
dergelassen; so hatten Flanderer und Deutsche (Sachsen
genannt) in Siebenbürgen freundliche Aufnahme gefunden, wo
sie Hermannftadt erbauten und ihre deutsche Verfassung beibehiel-
ten. Letztere wurden dem Lande durch bessere Cultur des Bodens,
besonders durch den Bergbau, sehr nützlich, während die Comaner
sich auch durch das Chriftenthum nicht von ihrer Wildheit abbrin-
gen ließen und sogar die Mongolen zu Einfällen in Ungarn auf-
forderten. Noch ehe diese eintraten, hatten die erneuerten Strei-
tigkeiten wegen der Thronfolge die Nationalfreiheit begründet.
Um sich behaupten zu können, mußte Andreas Ii. (1205 —
1235) einen Freiheitsbrief für die großen Gutsbesitzer und Geist-
lichkeit ausstellen, wodurch die Macht der Krone bedeutend ge-
schmälert wurde. Durch den Einfall der Mongolen (1210 —
1213) wurde das ganze Land eine Einöde. Nach ihrem Abzüge
verbesserte sich bald der Zustand desselben durch Einwanderung
neuer Colonisten aus Deutsch'and und Italien. Es erhoben sich
nun mehrere Städte und Schlösser, es blühte der Berg - und
Ackerbau auf, und der Boden dieses so fruchtbaren Landes wurde
nun sorgfältiger benützt.
Als im Jahre 1301 mit An drea ö Iii. der arpadische Manns-
stamm erloschen war, folgten Könige aus verschiedenen Häusern
auf dem ungarischen Thron. Erst nach einem langen Kampfe
gegen Wenzel von Böhmen und Otto von Bayern wurde Karl
Robert von Anjou-Neapel, der in weiblicher Linie von dem
arpadischen Hause abstammte, mit Hilfe des Papstes allgemein
anerkannt. Er vergrößerte die königliche Macht im Innern und
hielt durch fremde Miethtruppen die geistlichen und weltlichen
Magnaten im Gehorsame. Sein Sohn und Nachfolger Ludwig
der Große (v. 1312— 1382) war ein weiser, edler und tapferer
Fürst. Er bekriegte dreimal Venedig und unterwarf sich Dalma-
tien, so wie Siebenbürgen und Kroatien, über welche er seinen
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Extrahierte Personennamen: Ladislaus_I. Ladislaus_I. Andreas_Ii Otto_von_Bayern Otto Karl
Robert_von_Anjou-Neapel Karl Ludwig
der_Große Ludwig